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Datum 2025/08/07 09:44:04
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Das Leben hinter dem Namen
2025/08/07 09:44:04
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2025/08/18 09:45:01
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Autor 2025/08/07 09:44:04
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Das Leben hinter dem Namen

[Regionalforum-Saar] Der Geistkirch-Verlag will Au ßergewöhnliches aus der Region aufs Tableau bringen . Mitinhaber Florian Brunner erklärt, warum.

Date: 2025/08/07 09:43:16
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heute in der Saarbrücker Zeitung =>Saarland & Region

Der Blick fürs wertvolle Unscheinbare

Der Geistkirch-Verlag will Außergewöhnliches aus der Region aufs Tableau bringen. Mitinhaber Florian Brunner erklärt, warum.
Von Kerstin Rech

Saarbrücken Florian Brunner isst und kocht gerne. Und zwar alles – von guter deutscher Hausmannskost bis zu Asiatisch und Mediterran. Nur keine Innereien. „Leber oder Nieren. Das geht gar nicht.“ Sicherlich würde er die Aussage unterstreichen, dass ein gemeinsames Abendessen einen manchmal auf richtig gute Ideen bringen kann. So wie es damals im Frühjahr 2005 bei ihm und seinem Kompagnon Harald Hoos geschah. Während des Verzehrs einer Grillplatte mit Djuvec-Reis beschließen die beiden die Gründung eines Verlages. Ein Name ist nach dem Motto „Das Gute liegt so nahe“ schnell gefunden. Die zukünftigen Verleger sitzen nämlich im (heute nicht mehr existierenden) Restaurant Geistkircher Hof, das wiederum in der Gemarkung Geistkirch zwischen Rohrbach und Kirkel zu finden war. Dem aufmerksamen Leser ist nun klar, dass es sich bei dem unter kulinarischen Einflüssen gegründeten Verlag nur um den Geistkirch-Verlag handeln kann.

Zwei Jahrzehnte erfolgreiche Verlagsarbeit schafft nicht jeder. Dazu meint Florian Brunner: „Darauf kann man schon stolz sein. Viele kleine und mittlere Verlage bundesweit, aber auch hier, haben in der Zwischenzeit schon ihre Segel gestrichen.“ Einen Grund hierfür sieht der 64-Jährige auch in der wachsenden Konzentration im Buchhandel und demzufolge eine Unterrepräsentanz des Sortiments kleinerer Verlage. Brunner: „Eine gesunde Konkurrenz belebt das Geschäft. Sie treibt und spornt an. Bei den großen Ketten ist das Gleichgewicht nicht mehr so gegeben.“

Beim Geistkirch-Verlag, so erzählt er, werden nicht nur Bücher veröffentlicht, die hohe Verkaufszahlen versprechen. „Das ist eine Mischkalkulation. Es gibt viele unscheinbare Themen, die es wert sind, veröffentlicht zu werden. Auch wenn sie nur eine kleine Leserschaft finden.“

Würde er in der heutigen Zeit zu einer Verlagsgründung raten? Er antwortet lachend: „Schreiben Sie, Florian Brunner holt tief Luft. Ich sehe heute weniger Chancen als vor zwanzig Jahren. Nein, ich würde es nicht empfehlen. Auf dem Weg, einen Verlag zu gründen, gibt es viele Unwegsamkeiten, die man erst einmal lernen muss, die man vielleicht auf Anhieb nicht so sieht.“

Der Geistkirch-Verlag, dessen Portfolio hauptsächlich aus Sachbüchern mit regionalem Bezug besteht, ist in Saarbrücken zu Hause, ebenso wie Florian Brunner, der mit seiner Frau im Stadtteil Schafbrücke wohnt. „Ich bin in Saarbrücken geboren und habe mein ganzes Leben hier verbracht. Ich lebe gerne in Saarbrücken. Ich habe natürlich auch einiges von der Welt gesehen.“ Er verreise nicht oft, aber gerne und dabei präferiert er die nordischen Länder.

Zwei Jahrzehnte erfolgreiche Verlagsarbeit schafft nicht jeder.

Einen Lieblingsplatz in Saarbrücken hat der gelernte Fotograf, der viele Jahre in der Werbebranche tätig war, nicht, denn: „es gibt so viele Ecken, die charmante Highlights haben. Ich erlebe oft, wenn ich Besuch habe von Freunden aus anderen Bundesländern, dass die ganz begeistert sind.“ Diese charmanten Highlights hat er in zwei Bildbänden mit dem Titel „Saarbrücker Spurensuche I + II“ gesammelt. Da unser Treffen am St. Johanner Markt erfolgt, macht er auch auf das älteste Fenster Saarbrückens aufmerksam, das dort im zweiten Stock eines Hauses zu finden ist. Überhaupt präsentiert Florian Brunner die verborgenen Schätze der Stadt gerne bei Führungen, die man mit ihm buchen kann.

Doch nicht nur Saarbrücken, das gesamte Saarland liegt ihm am Herzen. Er bezeichnet es als unterschätzten Standort. Und mit Überzeugung in der Stimme fügt er hinzu: „Wir leben hier in einem Paradies. Und man muss nur hinschauen, um zu erkennen, was das Paradiesische ausmacht. Und wenn ich Saarbrücken oder dem Saarland etwas raten dürfte, dann: Sei nicht so zurückhaltend. Mehr Mut zu Wagnissen und Investitionen für die Zukunft. Das ist im Kulturellen so, in der Wirtschaft, in der Bildung.“

Ein bisschen Mut braucht man vielleicht auch, um Florian Brunner zum Ort einer weiteren seiner Leidenschaften zu begleiten – und zwar in den Untergrund der Stadt. Auch hierzu gibt es einen Bildband. Der Titel lautet: „Unterirdisches Saarbrücken“ und auf der Internetseite des Verlages ist zu lesen: „Im Saarbrücker Untergrund schlummern hochinteressante Bauwerke: historische Gänge, verwinkelte Felsenkeller, Überbleibsel aus dem Bergbau, Kanäle und überraschend viele Zivilschutzanlagen.“

Eine der Zivilschutzanlagen aus dem Kalten Krieg befindet sich unter der Autobahn A
6 in Güdingen und ist heute ein von ihm gegründetes Museum, in dem er auch Führungen veranstaltet.

Wie es dazu kam? Florian Brunner erzählt, nach dem Erscheinen von „Unterirdisches Saarbrücken“ hätten sich viele Leser mit der Frage an ihn gewandt, ob Besichtigungen im Untergrund möglich seien. So sah er sich letztlich herausgefordert, das Gewünschte zu organisieren. „Es war für mich klar, wenn das einer macht, dann sollte ich das machen. Ich habe durch die Arbeit an dem Buch viele Verantwortliche der Stadt schon gekannt und fand in der Stadt einen sehr guten Partner.“ Es wird ihm geraten, einen Verein zu gründen. Das geschieht 2013. Im Februar 2023 wird das Museum eröffnet. Wer das unterirdische Betonbauwerk besichtigt, dem wird vergegenwärtigt, dass es im Fall eines Atomschlages 1800 Menschen für lediglich 28 Tage das Überleben hätte sichern können. „Kriege“, so betont Brunner“, „sind überhaupt keine Lösung, da nutzen die tollsten Bunker nichts. Ich habe gehofft, dass ich durch das Museum viele Schulklassen führen kann. Das passiert aber viel zu wenig.“