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2023/11/27 22:49:22
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Der Steinwall auf dem Momberge bei Gronig.
Datum 2023/11/28 23:22:26
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Teutsche Wirthshäuser im sech zehnten Jahrhundert.
2023/11/12 13:04:13
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Helden oder Feiglinge? Deserteure der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg
Betreff 2023/11/15 10:05:09
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[Regionalforum-Saar] heute abend online: Die vielen S prachen der Österreich-Ungarischen Monarchie
2023/11/27 22:49:22
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Der Steinwall auf dem Momberge bei Gronig.
Autor 2023/11/28 23:22:26
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Teutsche Wirthshäuser im sech zehnten Jahrhundert.

[Regionalforum-Saar] Hermann Scheid. Ein Nachruf.

Date: 2023/11/28 10:45:12
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Im Alter von 95 Jahren ist am 18. November, am Vorabend des Volkstrauertages, in Ottweiler der Alt Bürgermeister von Nohfelden Hermann Scheid verstorben

Im Mai hatte Hermann Scheid noch bei guter Gesundheit seinen 95. Geburtstag auch mit einem Empfang im Rathaus von Nohfelden gefeiert. Hermann Scheid stammte aus Oberthal, wo er auch seinen Lebensabend verbracht hat. Nach dem Gymnasium in St. Wendel und einem kurzen Einsatz als Soldat im Zweiten Weltkrieg arbeitete er nach einer Verwaltungsausbildung Anfang der 1950er Jahre in der Autonomiezeit im saarländischen Innenministerium. 1964 wurde er Amtsvorsteher des damaligen Amtes Nohfelden. Infolge der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform wurde das Amt 1974 aufgelöst und die Gemeinde Nohfelden entstand. Hermann Scheid wurde ihr erster Bürgermeister und übte dieses Amt bis 1988 aus. 24 Jahre lang hat er so die Entwicklung der Gemeinde Nohfelden entscheidend geprägt, in diese Zeit fielen mehre wegweisende Projekte, die bis heute nachwirken: der Bau des Bostalsees seit 1973, das Industriegebiet Eckelhausen, die Gründung der VHS im Kreis St. Wendel im Auftrag des Landrats und die Gründung und dee Bau des Schulzentrums Türkismühle sind nur einige Beispiele.
Nach seinem Ausscheiden als Bürgermeister 1988 blieb Hermann Scheid aktiv und erkannte die Not der Stunde. Viele Jahre kümmerte er sich als Verwaltungsspezialist im Rahmen des Aufbaus Ost um die Angleichung der in der ehemaligen DDR befindlichen Altenheime auf westliches Niveau. Gleichzeitig widmete er sich intensiv der Erforschung der Regional- und Heimatgeschichte. Ein Schwerpunkt war für ihn bis zu seinem Lebensende die Zeit des Nationalsozialismus im St. Wendeler Raum, die er als Kind und Jugendlicher noch miterlebt hatte. So beteiligte er sich schon 1987/88 an der ersten Publikation des neu gegründeten Adolf-Bender-Zentrums in St. Wendel „Damit es nicht vergessen wird“, darin erforschte er das Schicksal der jüdischen Mischlingsfamilie Helene und Harry Schu aus Oberthal, die er noch persönlich gekannt hatte. Harry kam 1942 in Dachau, seine Mutter Helene 1945 in Theresienstadt ums Leben.
In den letzten Jahren beschäftigte er sich vor allem mit der Erinnerung an den aus Oberthal stammenden Dachau-Priesters Jakob Schneider (1907-1991). Wegen seiner mutigen Predigten gegen das NS-Regime war er 1944 in seiner damaligen Pfarrei Laufeld/Eifel denunziert und verhaftet worden. Nach einem halben Jahr im Trierer Gefängnis wurde er in den Priesterblock in Dachau eingewiesen, wo er die geheime Priesterweihe von Karl Leisner miterleben konnte. Nach der Entlassung aus Dachau 1945 kehrte Schneider in seine alte Pfarrei Laufeld zurück und hielt seine erste Predigt über die christlichen Tugenden „Vergeben und Verzeihen“. Seinen Lebensabend verbrachte Pfarrer Schneider im Pfarrhaus in Neunkirchen Nahe, wo Hermann Scheid ihn oft besuchte. Das KZ-Tagebuch von Jakobus Schneider ließ Hermann Scheid 2004 drucken und stiftete für ihn einen anonymen Gedenkstein mit der Aufschrift „Vergeben und Verzeihen“, der an der Blasius-Kapelle bei Berschweiler aufgestellt wurde. Dies war auch Teil seiner eigenen Aufarbeitung dieser leidvollen Geschichte.

Enge Beziehungen mit Brasilien und Luxemburg

 Hermann Scheid war auch ein entfernter Verwandter des brasilianischen Kardinals Eusebio Scheid (1932-2020), dessen Vorfahren wie seine vom Schaumberger Hof in Tholey stammten. Er gehörte zu den größten Unterstützern des Praktikantenaustauschs des Landkreises St. WendelAnfang der 1990 Jahre mit den brasilianischen Gemeinden Feliz, Alto Feliz und Sao Vendelino. Aus diesen Gemeinden sind später die ersten St. Wendeler Partnergemeinden in Brasilien geworden. Mehr Kontakte zwischen heutigen und früheren Bewohnern des St. Wendeler Lanes waren ihm wichtig, deshalb beteiligte er sich 2015 an der Gründung des Netzwerkes „St. Wendeler Land“ der Wendelinus Stiftung. Noch im April dieses Jahres begeisterte er in Tholey mit einem Vortrag über die Nohfelder Rötelkrämer und ihre Beziehung zu Südfrankreich.
1993 erhielt Hermann Scheid die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Nohfelden und vor einigen Jahren das Bundesverdienstkreuz. Besondere Beziehungen pflegte Hermann Scheid auch zur Abtei Tholey. Er war einer der Initiatoren des Wendelinus Pilgerweges zwischen St. Wendel und Tholey. Der Tholeyer Prior, Pater Wendelinus Naumann, war ein enger Freund. Auch um die Renovierung der Peterbergkapelle, die lange Zeit Ziel einer regionalen ökumenischen Willibrord Wallfahrt war, hatte sich Hermann Scheid 1982 große Verdienste erworben und selbst bei den Bauarbeiten Hand angelegt. Auch mit Luxemburg pflegte Hermann Scheid eine intensive Beziehung. Seit 37 Jahren besuchte er, zuletzt zusammen mit seinem Freund Roland Geiger, den dortigen deutschen Soldatenfriedhof in Sandweiler, jedes Jahr zum Volkstrauertag, um seinem älteren Bruder zu gedenken, der in Russland gefallen war. Auch in diesem Jahre hatte er einen Besuch in Sandweiler fest eingeplant. Aber kurz vor Allerheiligen verlangte das hohe Alter von dem unermüdlich Schaffenden seinen Tribut, er erlitt einen Zusammenbruch, von dem er sich nicht mehr erholte. Seine Frau Sonja war ihm vor elf Jahren in die Ewigkeit vorausgegangen. Ein Sohn und eine Tochter mit ihren Familien trauern um ihn.

Bodo Bost


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Attachment: Sandweiler 15-11-2020 Hermann Scheid am Grab Nilles.jpg
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