Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] leider nur in Englisch: Hessians: German Soldiers, in the American Revolutionary War

Date: 2023/11/01 00:46:08
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Betreff:
Watch Online: “Hessians: German Soldiers in the American Revolutionary War”
Von:
"'Antje Petty' via Max Kade Institute Email List" <mkifriends(a)g-groups.wisc.edu>
Datum:
31.10.2023, 20:22
An:
Antje Petty <apetty(a)wisc.edu>


WATCH ONLINE
Hessians: German Soldiers
in the American Revolutionary War

with

Friederike Baer

Recorded on October 17, 2023







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This program has been supported by the Friends of the Max Kade Institute. 



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Antje Petty, Associate Director

Max Kade Institute for German-American Studies

University of Wisconsin

432 East Campus Mall

Madison, WI 53706

608-262-7546

apetty(a)wisc.edu

http://mki.wisc.edu

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[Regionalforum-Saar] Seekriegsgräber

Date: 2023/11/03 09:32:39
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,
bei der Lektüre dieses Artikels kam mir die Frage, seit wann und wie lange ein Seegrab schützenswert ist. Mein Papa hat(te) in seiner Sammlung ein Buch von Harry E. Rieseberg, erschienen 1958: "Ich tauche nach Schätzen", das mich in meiner Jugend fasziniert hat. Leider scheint er ein ziemlicher Schaumschläger gewesen zu sein. 2024 erscheint ein Buch über ihn: "Der Schatztaucher, der niemals naß wurde".

Andererseits habe ich im Portsmouth Historic Dockyard das Wrack der Mary Rose gesehen, die vor fast 500 Jahren mit 500 Mann und einem Hund an Bord im Solent unterging und zwischen 1971 und 1984 geborgen wurde. War das kein Seegrab - oder ist das nur einfach lange genug her?

Wo hört die Pietät auf und fängt der Forscherdrang an?

Roland Geiger

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Veranstalter Konrad-Adenauer-Stiftung und Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.v.
20354 Hamburg
Findet statt In Präsenz
Vom - Bis 12.04.2024 - 13.04.2024
Deadline 15.12.2023

Von Christian Lübcke, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Im April 2024 findet in Hamburg eine Fachtagung statt, die sich mit der aktuellen Bedrohung der deutschen Seekriegsgräber durch Plünderer beschäftigt. Gastgeber sind der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (Landesverband Hamburg) und die Konrad-Adenauer-Stiftung. Auf der Tagung sollen nicht nur verschiedene Möglichkeiten eines nationalen Schutzkonzeptes für Seekriegsgräber diskutiert, sondern auch ein nationaler Leitfaden zum Schutz deutschen Unterwasserkulturgutes initiiert werden.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist ein gemeinnütziger Verein, der im Bundesauftrag die deutschen Kriegsgräberstätten im Ausland pflegt und unterhält. Derzeit sind dies über 830 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten - Ruhestätten für rund 2,8 Millionen Kriegstote beider Weltkriege. Weitere Aufgaben des Volksbundes liegen in der Suche und Umbettung der Kriegstoten, aber auch in der Bildungsarbeit, der Friedensarbeit und der Jugendarbeit. Schirmherr dieser Arbeit ist der Bundespräsident.

Die Sorge des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. beschränkt sich jedoch nicht alleine auf die Kriegstoten an Land, sondern schließt die Seekriegstoten ausdrücklich mit ein. Seekriegsgräber fallen nicht unter das Deutsche Gräbergesetz, genießen aber dennoch besonderen internationalen Rechtsschutz. Seekriegstote sind Menschen, die entweder durch unmittelbare Kriegseinwirkung oder durch die Folgen einer unmittelbaren Kriegseinwirkung zu Tode kamen und nicht aus der See geborgen werden konnten. Hierbei handelt es sich um Angehörige der jeweiligen Kriegsmarine, der Handelsmarine, aber auch um KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter, zivile Flüchtlinge und weitere Militärangehörige.

Ein Seekriegsgrab ist per Definition ein Kriegsgrab in Meeresgewässern. Hierbei handelt es sich primär um Wracks von Überwasserkriegsschiffen und U-Booten, jedoch fallen auch versenkte Handels- und Passagierschiffe und Wracks von See- und Luftfahrtzeugen darunter. Auch die Wracks von Schiffen neutraler Parteien können den Status eines Seekriegsgrabes besitzen, wenn sie im Zuge von Kriegshandlungen versenkt wurden. In der Ostsee trifft dies beispielsweise auf zahlreiche schwedische Schiffwracks zu, die im Verlauf des Ersten und Zweiten Weltkriegs irrtümlich von unterschiedlichen Kriegsparteien versenkt wurden.

Seit Jahren beobachtet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eine Zunahme der Plünderungen von Seekriegsgräbern - unter anderem durch Schatzsucher, Hobbyforscher und Sporttaucher. Die Suche nach Souvenirs macht mitunter selbst vor den Gebeinen der Toten nicht halt. Inzwischen gibt es bereits Unternehmen, die im Zuge eines zunehmenden Tauchtourismus ganz offen Tauchgänge zu geschützten Seekriegsgräbern anbieten. Neue technische Möglichkeiten in der Tauchindustrie sorgen zudem für eine zunehmende Bedrohung von Seekriegsgräbern, die bislang in einer Tiefe lagen, die allgemein noch als "sicher" vor unbefugtem Zugriff erschien.

Da ein einheitliches Schutzkonzept für die deutschen Seekriegsgräber in nationalen Gewässern aktuell noch fehlt, laden die Konrad-Adenauer-Stiftung und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nun für den April 2024 zu einer zweitägigen Fachtagung nach Hamburg. Teilnehmer dieser Tagung sind unter anderem Institutionen und Behörden aus dem Bereich des Denkmalschutzes, der Unterwasserarchäologie, aber auch der maritimen Erinnerungskulturarbeit.

Neben dem fachlichen Austausch, dem Dialog mit Tauchverbänden und der besseren Vernetzung von Institutionen und Behörden, soll gemeinsam an der Erstellung eines nationalen Schutzkonzeptes zum Schutz der deutschen Seekriegsgräber gearbeitet werden.

Ein erster Schritt ist die Veröffentlichung eines deutschlandweiten Leitfadens zum Schutz von Unterwasserkulturgut, der unter Federführung der Kommission für Unterwasserarchäologie beim Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland erstellt und vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie gedruckt wird.

Mit diesem Call for Paper möchten wir Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Unterwasserarchäologie, der maritimen Erinnerungskulturarbeit, aber aus dem Bereich der betroffenen Rechtsgebiete (insbesondere maritimer Kulturgüterschutz) dazu einladen, sich mit Beiträgen sowohl in Vortragsform im Rahmen der Tagung, als auch als Mitautor/in bei dem entstehenden Leitfaden zum Schutz von Unterwasserkulturgut zu beteiligen.

Bitte richten Sie bis zum 15. Dezember 2023 Ihre Themenvorschläge zusammen mit einem kurzen C.V. und einer Auflistung jüngerer Veröffentlichungen unter Hamburg(a)Volksbund.de an den Landesgeschäftsführer des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Hamburg Dr. Christian Lübcke.

Kontakt

Dr.Christian Lübcke
Hamburg(a)Volksbund.de







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[Regionalforum-Saar] Vortrag "HEIRATSVERTRÄGE, VERSTEIGERUNGEN, TESTAMENTE ... WAS MAN IN NOTARIELLEN VERTRÄGEN ALLES FINDEN KANN"

Date: 2023/11/03 13:15:06
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Liebe Freundinnen und Freunde der Ahnenforschung,

der Ahnenforscher Stammtisch Unna möchte euch sehr herzlich zu seiner folgenden Online-Veranstaltung auf Zoom einladen:

Online-Vortrag:

HEIRATSVERTRÄGE, VERSTEIGERUNGEN, TESTAMENTE ... WAS MAN IN NOTARIELLEN VERTRÄGEN ALLES FINDEN KANN

mit dem Referenten Roland Geiger aus St. Wendel

am Donnerstag, dem 9. November 2023 um 19.00 Uhr auf Zoom!

Einladung mit Teilnahmemöglichkeit:

https://www.ahnenforscher-stammtisch-unna.de/2023/10/02/online-vortrag-was-man-in-notariellen-vertr%C3%A4gen-alles-finden-kann-am-9-november-2023/

Wir würden uns sehr darüber freuen, euch wieder sehr zahlreich zu dieser Online-Veranstaltung auf Zoom begrüßen zu dürfen.

Viele liebe Grüße

Georg (Palmüller)


AHNENFORSCHER STAMMTISCH UNNA

E-Mail:info(a)ahnenforscherstammtisch.de

Homepage:https://www.ahnenforscher-stammtisch-unna.de
Facebook:https://www.facebook.com/afstunna
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[Regionalforum-Saar] Vortrag über den Watergarte-S kandal

Date: 2023/11/04 14:55:24
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Amerikanische Präsidenten
„Ein drittklassiger Einbruch“: Richard Nixon und die Watergate-Affäre
Dienstag, 07.11.2023
18:30 Uhr
Online auf 
Zoom
 
Am 17. Juni 1972 wurden fünf Einbrecher beim Versuch verhaftet, ins Hauptquartier der Demokratischen Partei im Washingtoner Watergate-Hotel einzudringen und die Telefone „anzuzapfen“. Der Pressesprecher der Nixon-Administration nannte den Vorfall einen „drittklassigen Einbruch“, doch in den folgenden zwei Jahren stürzte die Watergate-Affäre die Vereinigten Staaten in eine Verfassungskrise, die im August 1974 mit dem Rücktritt von Präsident Richard Nixon endete, deren Konsequenzen aber bis heute spürbar sind. In seinem Vortrag wird der Heidelberger Historiker Manfred Berg, ein ausgewiesener Kenner der amerikanischen Zeitgeschichte, die Hintergründe und Folgen des Skandals sowie die Rolle Richard Nixons beleuchten.  

Meeting-ID: 831 7283 8655

Referent: Prof. Dr. Manfred Berg

Gefördert durch: Auswärtiges Amt

Veranstalter:
DAI
Deutsch-Amerikanisches Institut Saarland
Pestelstraße 2
Saarbrücken 66119

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[Regionalforum-Saar] Todesarten. Sterben in Kultur und Geschichte

Date: 2023/11/06 08:53:38
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Herausgeber Ute Planert
Reihe Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte
Erschienen Köln 2023: Böhlau Verlag
Anzahl Seiten 312 S.
Preis € 49,00
ISBN 978-3-412-52701-3

Rezensiert für H-Soz-Kult von Nina Kreibig, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

Der Tod ist unser ständiger Begleiter und niemand kann ihm entkommen. Mit dieser Erkenntnis beginnt der von Ute Planert herausgegebene Sammelband zum Thema Todesarten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines jeden Menschen, eine Haltung zum Tod einzunehmen, die kulturell unterschiedlich ausgeprägt wird. Diese kulturelle Konstruktion von Todesvorstellungen steht im Mittelpunkt des Sammelbandes, der aus einer Vorlesungsreihe vor dem Hintergrund der Coronapandemie und dem aktuell diskutierten Klimawandel hervorgegangen ist und die Zielsetzung verfolgt, einen interdisziplinären Dialog über Tod und Sterben anzustoßen. Zusätzlich zur Einleitung setzt sich der Band aus 15 Beiträgen zusammen, die in chronologischer Reihenfolge Themen von der Antike bis in die Gegenwart behandeln. Dabei ergeben sich durchaus inhaltliche Überschneidungen.

So fokussieren der Althistoriker Karl-Joachim Hölkeskamp und der Neuzeithistoriker Arne Karsten beide auf die Relevanz von prestigeträchtigen Bestattungen als Absicherung respektive Optimierung eines familiären Status. Hölkeskamp behandelt in diesem Kontext die Leichenbegängnisse römischer Adeliger aus den Jahrhunderten vor der Zeitenwende, die einen Verweis und eine Eingliederung der Verstorbenen in die familiäre Ahnenreihe vorsahen. An dieser Stelle hätten sich am Beispiel des expliziten Gebrauchs der Totenmasken auch theoretische Überlegungen angeboten, wie Kantorowiczs Konzept von den zwei Körpern des Königs.[1] Arne Karsten befasst sich mit Testamenten von Kardinälen aus der Frühen Neuzeit, indem er diese mit Vorgaben zur Behandlung der Verstorbenen und Erinnerungen an die Toten abgleicht. Dadurch liefert er einen Beitrag zur Mentalitäts- und Sozialgeschichte. Eine aufwendige Beisetzung diente nicht selten dem familiären Prestige und setzte sich auch über individuelle Wünsche der Toten hinweg.

Als ein weiterer Schwerpunkt kann eine Beschäftigung mit der Erinnerungskultur vor einem politischen Hintergrund konstatiert werden. Hierfür zeichnen sich im Besonderen die Beiträge der Historikerin Gudrun Gersmann zur Rezeption der Toten der Französischen Revolution, der Historikerin Ute Planert zum gewandelten Umgang mit dem Tod von Soldaten während des 18. und 19. Jahrhunderts, der Literaturwissenschaftlerin Gabriele von Glasenapp und des Japanologen Stephan Köhn aus. Von Glasenapp behandelt die Darstellung in Kinder- und Jugendliteratur von kindlichem Tod und Sterben während der Shoa und greift damit ein lange tabuisiertes Thema auf. Anhand ausgewählter Literatur zeigt sie formale Erzählstrukturen auf, die diese kennzeichnen und weist Verbindungen gesellschaftlicher Entwicklungen nach, die maßgeblich auf die Art der Erzählungen Einfluss nahmen. Ebenfalls einen literaturhistorischen Ansatz verfolgt Köhn, indem er sich in seinem Beitrag über den „nukleare[n] Tod in Japan“ mit den Folgen des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki beschäftigt. Im Zentrum seines Textes steht das Werk der japanischen Autorin Ota Yoko, die als Überlebende des ersten Atombombenabwurfs zeitlebens das Thema behandelte. Das Genre der „Atombombenliteratur“ (S. 214) wurde in Japan durch Zensur der Alliierten und später durch die japanischen Behörden unterdrückt. Zudem wurde eine Auseinandersetzung dadurch erschwert, indem die Orte „enthistorisiert“ (S. 229) und die Bedeutung der Opfer negiert wurden.

Aus religionshistorischer Perspektive beziehungsweise mit relevanten religiösen Bezügen im Umgang mit dem Sterben setzen sich der Theologe Andreas Michel, der Mediävist Patrick Nehr-Baseler sowie die Theologin Caroline Helmus auseinander. Michel zeigt anhand einer biblischen Exegese, wie sich die Vorstellungen vom Tod von alt- zu neutestamentarischen Auslegungen gewandelt haben. Nehr-Baseler geht anhand von spirituellen und medizinischen Texten des späten Mittelalters der Unsicherheit des Todeszeitpunktes auf den Grund. Sowohl die Frage nach dem Todeszeitpunkt als auch nach medizinischen Diskursen über eine „richtige“ Lebensführung hätten einen spannenden Ausblick auf das 18. und 19. Jahrhundert liefern können, in denen derlei Fragen neuerlich verhandelt wurden.[2] Helmus wiederum thematisiert Vorstellungen des Transhumanismus in der Gegenwart als ein Bestreben, durch technologische Erweiterungen den Menschen zu verbessern respektive zu überwinden. Transhumanismus wird hier als „säkulare-eschatologische Weltanschauung“ (S. 303) interpretiert.

Unter dem Stichwort kulturell unterschiedlicher medialer Gestaltungsformen im Kontext von Tod und Sterben können gegebenenfalls mehrere Beiträge subsumiert werden: Die Literaturwissenschaftlerin Monika Schausten befasst sich mit unterschiedlichen Erzählformen als Möglichkeiten einer Bewältigung des Todes während des Mittelalters. Im Zentrum des Beitrages von Henriette Terpe stehen „Todestagebücher“ von drei hispanoamerikanischen Autor:innen aus dem 20. Jahrhundert. Als Musikwissenschaftler setzt sich Frank Hentschel mit der Musik zweier Filme auseinander, die den Vietnamkrieg und dargestelltes Sterben thematisieren. In Platoon (1986) wird die Sterbeszene von Samuel Barbers klassischer Musik begleitet, die im US-amerikanischen Kontext eine besondere erinnerungspolitische Bedeutung genießt. In Full Metal Jacket (1987) wiederum verweist die verwendete Popmusik auf die völlige Absurdität der Umstände. Zum besseren Verständnis wären hier zusätzliche Informationen über den filmischen sowie den persönlichen und politischen Hintergrund der Regisseure Oliver Stone und Stanley Kubrick sinnvoll gewesen. Der Medienwissenschaftler Benjamin Beil setzt sich mit Tod im Computerspiel und damit Sterben in erschaffenen fiktionalen Welten auseinander. Dabei geht er aber weitestgehend nicht auf Spiele ein, die als sogenannte Ego-Shooter bezeichnet werden, sondern solche, die sich nach anderen Konzepten mit dem Tod befassen. Ein Verweis auf die Hintergründe, Reaktionen und Rezeptionen dieser Spiele in der „Außenwelt“ findet sich hierbei nicht, obgleich es interessant gewesen wäre, der Intention der Gestaltungen nachzugehen.

Unter dem Schlagwort der Erkenntnis über den Tod sei zuletzt auf die Beiträge von Thiemo Breyer und Hannes Wendler sowie auf jenen der Ethnologin Mira Menzfeld verwiesen. Breyer und Wendler stellen aus anthropologischer, philosophischer und psychologischer Perspektive Max Schelers Auseinandersetzung mit dem Tod in den Fokus ihres Beitrages. Scheler grenzt sich in seinem Oeuvre bewusst von einem epikureischen Todesverständnis ab und geht von einem eigens ausgeprägten Todesverständnis durch den Prozess des Alterns aus. Der kulturell unterschiedliche Umgang mit dem Sterben in Finnland, Südchina und Deutschland bildet den Hintergrund des Aufsatzes von Menzfeld. Sie kann anhand von Interviews mit moribunden Menschen drei verschiedene Verständnisformen des Sterbens ausmachen, die die Frage aufwerfen, ab welchem Zeitpunkt ein Mensch zum Sterbenden im Sinne eines bald verstorbenen Menschen wird.

Für den vorliegenden Sammelband wurden die einzelnen Beiträge nicht in Relation zueinander gesetzt. Dies ist vollkommen verständlich, wenn der Herstellungsprozess von Sammelbänden beachtet wird. Es ist aber insofern bedauerlich, da es zahlreiche inhaltliche Überschneidungen gibt, die es möglich gemacht hätten, entweder kapitelartige Schwerpunktsetzungen zu betreiben oder aber zwischen den Beiträgen intertextliche Verbindungen herzustellen. Der chronologische Verlauf des Bandes bietet den Vorteil einer Orientierungshilfe der vielseitigen Thematiken durch zeitliche Fixpunkte, stellt jedoch zugleich die Gefahr dar, eine einheitliche Entwicklung zu suggerieren. Dadurch gerät das Anliegen des Buches in Gefahr, auf die parallele Vielseitigkeit von Todesvorstellungen zu verweisen. Manche Texte bleiben dabei stilistisch und durch inhaltliche Vorannahmen auf ihre fachliche Zielgruppe beschränkt und erschweren damit den interdisziplinären Dialog. Der Titel des Sammelbandes „Todesarten“ ist bisweilen verwirrend, weil darunter umgangssprachlich die Art des eingetretenen Todes verstanden wird. Diverse Beiträge beschäftigen sich aber gerade nicht mit dem Sterbeakt, sondern fokussieren vielmehr auf die Erinnerungen an die Verstorbenen. Nichtsdestotrotz kann das lobenswerte Anliegen, die soziale und kulturelle Konstruktion von Todesvorstellungen interdisziplinär auszustellen, als Erfolg gewertet werden. Die zumeist hohe sprachliche und inhaltliche Qualität der Beiträge ermöglicht Einblicke in komplexe Kontexte und lädt zum Weiterdenken ein. Eine daran anschließende Beschäftigung mit den hier behandelten Themen ist wünschenswert und relevant nicht allein vor dem Hintergrund neuer und alter Krisen.

Anmerkungen:
[1] Vgl. Ernst Kantorowicz, Die zwei Körper des Königs. Eine Studie zur politischen Theologie des Mittelalters, 2. Aufl., Deutsche Erstausgabe, München 1994.
[2] Vgl. Christoph Wilhelm Hufeland, Makrobiotik oder die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern, hrsg. v. Alfred Maury, fünftes und sechstes Tausend, Berlin [1896].

Zitation

Nina Kreibig, Rezension zu: Planert, Ute (Hrsg.): Todesarten. Sterben in Kultur und Geschichte. Köln 2023 , ISBN 978-3-412-52701-3, In: H-Soz-Kult, 06.11.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-137755>.





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[Regionalforum-Saar] Fwd: Reiseblog Saarland Neues Keramik Kunst Museum in Neunkirchen

Date: 2023/11/08 09:06:25
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>




-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Reiseblog Saarland Neues Keramik Kunst Museum in Neunkirchen
Datum: Wed, 8 Nov 2023 08:31:42 +0100
Von: Reiseblog Saarland <reiseblogsaarland(a)tz-s.de>
Antwort an: reiseblogsaarland(a)tz-s.de
An: caspar(a)tz-s.de


 
Liebe Lesende,
 
dass ihre umfangreiche Privatsammlung einmal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und daraus ein neues Museum entsteht, hatte Hannelore Seiffert eigentlich nicht im Sinn. Wir freuen uns sehr über die Meldung, dass das Reiseland Saarland ein neues Keramik Kunst Museum beheimatet. Diese Sammlung überzeut und ein Besuch lohnt! 
 
 
Liebe Grüße von
Sabine Caspar, Tel. 0681/92720-11
Erik Hoffmann, Tel. 0681/92720-28  
Susanne Renk, Tel. 0681/92720-16
 
 
Tourismus Zentrale Saarland GmbH
Presse / Kommunikation
Trierer Str.10, 66111 Saarbrücken
 
 
 
 
 

 
 
ü Think before you print. Save paper. 

Amtsgericht Saarbrücken
HRB 11201
Geschäftsführung: Birgit Grauvogel, Michael Schwarz
Aufsichtsratsvorsitzende: Minister Jürgen Barke

 
 

 


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[Regionalforum-Saar] Das Land der Verheißung

Date: 2023/11/08 09:28:48
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

immer wieder hören wir - bevorzugt von Politikern und ganz speziell von lokalen - den Spruch, daß man die Vergangenheit kennen muß, um die Gegenwart verstehen und-oder meistern zu können. Dem folgt dann der Spruch, daß wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen sollen.
Ich habe eher den Eindruck, daß das wirklich nur Sprüche sind und daß es unser Schicksal ist, immer die gleichen Fehler nochmal zu begehen - immer mit hehrem Ziel und dem „Wissen“, daß wir es diesmal besser machen.

Roland Geiger

PS: Vielleicht merken Sie nach der Lektüre, was ich meine. Andererseits dient der Text als Vergleich, und jeder egal wie gute Vergleich hinkt. Eins ist sicher: es ist ein toller Stoff.


Das Land der Verheißung
von Philipp Otterness, 2004 (Auszug)

Seit den Zeiten der alten Hebräer und bis in unsere Gegenwart hinein haben Millionen von Menschen ihre Heimat mit einer Vision vor Augen verlassen, der Vision eines fernen, verheißenen Landes. Oft war diese Vision so stark, dass die Auswanderer bereit waren, für die Erfüllung ihres Traums schreckliche Strapazen und große Hindernisse zu überwinden. So hatten auch die sog. "Palatines" (= "die Pfälzer"), die im Jahre 1709 ihre Heimat verließen, um nach Amerika auszuwandern, ihre ganz spezielle Vorstellung vom verheißenen Land. Für viele endete die Reise in Enttäuschungen, und ihre Vision des verheißenen Landes wurde nie erfüllt. Aber viele Auswanderer fanden nach Jahren des Kampfes im Grenzland von New York so etwas ähnliches wie ein verheißenes Land.

Es war die erste große Welle deutschsprachiger Auswanderer nach Amerika, und deshalb gelten gerade sie als Wegbereiter für viele der Tausenden, die ihnen folgten. Allerdings wurde die Vision der 1709er vom verheißenen Land weder von den nachfolgenden deutschsprachigen Auswanderern noch von den englischsprechenden Kolonisten, die sich schon in Amerika aufhielten, jemals völlig akzeptiert. Das verheißene Land der Auswanderer aus der Pfalz, beruhend auf den engen Beziehungen zu ihren indianischen Nachbarn, war sicher nicht das verheißene Land, wie es sich die meisten Amerikaner vorstellten, und deshalb verschwand die kleine Welt, die die 1709er im Grenzland von New York aufbauten, bald schon wieder aus dem amerikanischen Bewußtsein.

Die Auswanderung von 1709 hatte ihren Ursprung in der Kurpfalz, zog jedoch auch Menschen aus vielen anderen Fürstentümern im Südwesten Deutschlands an. Es ist schwierig, das genaue Ausmaß der Wanderung zu bestimmen, aber es betraf ganz sicher sehr viele Menschen. Gut 15.000 und vielleicht mehr als 20.000 Menschen verließen ihre Häuser im deutschen Südwesten und zwar alle innerhalb weniger Monate im Frühjahr und Sommer 1709. Einige kamen nur bis Rotterdam, bevor sie zur Umkehr und Rückreise nach Hause gezwungen waren, aber gut 14.000 schafften es nach London, wo sie auf die Überfahrt nach Amerika warteten. Von diesen 14.000 gelangten dann nur etwa 3.000 letztlich auch nach Amerika, aber sie bildeten nach wie vor die größte Auswanderergruppe nach Amerika während der Kolonialzeit. Heutzutage sieht einer von sieben Amerikanern deutsche Auswanderer als seine unmittelbaren Vorfahren an, deshalb gilt diese Gruppe quasi als Vorhut der ingesamt fünf Millionen Deutschsprachigen, die überhaupt nach Amerika auswanderten.

Zwei Punkte – zum einem diese Riesenzahl von fast 20.000 Menschen, zum anderen ihr unvermitteltes Auftreten - führen zu der wichtigen Frage: was hat die Menschen dazu veranlaßt?

Darauf gibt es verschiedene Antworten, allerdings bleiben sie samt und sonders Vermutungen. Sicherlich hatte der Spanische Erbfolgekrieg für großes Elend in der Region gesorgt, und politische Kontrolle durch ausländische Mächte, vor allem durch die Franzosen, schuf enorme Zwietracht zwischen den Völkern. Dazu kommt die begründete Angst viele Menschen vor der Verfolgung aus religiösen Gründen hatten, und es ist sicher, dass der äußerst strenge Winter 1708 auf 1709 seinen Teil zum Elend der Menschen beitrug.

Aber Kriege, Missernten, religiöse Verfolgung und das Fehlen politischer Autonomie waren Bedingungen, mit denen viele Bauern in ganz Europa konfrontiert wurden, und dennoch standen nicht plötzlich Tausende von ihnen auf, um innerhalb weniger Monate Haus und Hof und ihre Heimat zu verlassen.
Da muß noch etwas anderes gewesen sein, etwas sehr mächtiges. Dieses "etwas" war die verlockende Vorstellung eines verheißenen Landes.

Diese Vorstellung beruhte auf einem kleinen Buch mit dem Versprechen auf ein Leben in der Neuen Welt. Dieses Versprechen war so „glänzend“, dass die
Auswanderer einfach nur vom "Goldenen Buch" sprachen.

Es war ein kleines Buch mit einem langen Titel: "
Ausführlicher und Umständlicher Bericht von der berühmten Landschafft Carolina, in dem Engelländischen America gelegen."

Diese Propagandaschrift, verfaßt von Joshua Kocherthal, war offenbar von den Eigentümern der Kolonie Carolina in Auftrag gegeben worden - in dem Bemühen, deutschsprachige Siedler in ihr Territorium zu locken.

Das Buch beschrieb ein Land, in dem der Boden sich fast von allein bestellte und das Klima zwei Ernten pro Jahr ermöglichte. Die Kolonie besaß fruchtbaren Boden, und das milde Klima war ideal für den großzügigen Anbau von Tabak und Weintrauben, vielen Arten von Getreide, Äpfeln und Birnen geeignet und versprach reiche Ernten; das waren alles Früchte, die die Bauern im Südwesten Deutschlands gut kannten. Die Steuern waren niedrig, und die Siedler würden keine feudalen Pflichten haben. Eine Karte im Buch zeigte eine weite, offene Landschaft, von zahlreichen Flüssen durchzogen. Ein paar harmlose Tiere waren zu sehen, darunter ein Truthahn, ein Fischreiher und ein Reh, aber die Karte zeigte auch die bekannten Nutztiere der Deutschen: ein Schwein, eine Kuh, eine Ziege, ein Pferd. Die einzigen menschlichen Figuren auf der Karte waren ein paar Indianer, die friedlich in einem Dorf am äußersten westlichen Rand des Territoriums wohnten. Das Buch erwähnt religiöse Toleranz, aber sein Horizont war nicht deutlich religiös. Der Schwerpunkt lag nicht auf Toleranz und Freiheit, sondern auf faulen Tagen, warmem Wetter und reichlichen Ernten.

Heute lernen die Kinder in den Vereinigten Staaten in der Regel, dass die ersten europäischen Siedler in Amerika edle Pioniere waren, die die Alte Welt verlassen hatten, um religiöser Verfolgung oder politischer Unterdrückung zu entkommen. Aber die Motive der Pfälzer
Auswanderer von 1709 waren keine hochgeistigen Vorstellungen von Religionsfreiheit oder Menschenrechten. Sie waren vielmehr opportunistische Landeier, versessen auf ein leichtes Leben. Aber wenn auch ihre Träume viel prosaischer, egoistischer und profaner waren, als wir es gerne annehmen, so war ihr Traum vom verheißenen Landes dennoch nicht weniger real oder inspirierend.

Es gab jedoch noch etwas anderes, daß
diese Vision absolut unwiderstehlich machte – das war das Gerücht, dass man alles zum Nulltarif haben könnte. Kocherthal hatte am Ende seines Buches einen Brief aufgenommen, in dem über eine kleinere Auswanderergruppe im Jahre 1708 berichtet wurde, genau ein Jahr zuvor. Der Brief erzählt von dem herzlichen Empfang, den die Auswanderer durch die englische Königin Anne erfahren hatten, als sie durch London reisten, und von dem Land, das sie ihnen in New York versprochen hatte. Obwohl das Schreiben nicht ausdrücklich sagt, daß Königin Anne das gleiche Versprechen auch für spätere Ankömmlinge geben würde, ging man sicher davon aus, daß sie es doch tun würde. Diese Aussage kam einem richtigem Versprechen nicht sehr nahe, aber für Tausende verarmter Bauern war es nahe genug.

Dieses Bild eines verheißenen Landes war so stark, dass die Auswanderer nicht schnell genug ihre Häuser verlassen konnten. Als ein deutscher Fürst einige seiner Untertanen über ihre übereilte Entscheidung befragte, erzählten sie ihm von Königin Annes Versprechen, auf das sie voll vertrauten. Sie bekannten, daß sie schon binnen einer Woche nach Vernahme der Worte des goldenen Buches ihr Land verkauft und alle Vorbereitungen zur Abreise getroffen hatten. Ein Mann, voll bepackt und zur Abreise bereit, gab sogar zu, erst am Tag zuvor vom Versprechen der Königin gehört zu haben. Obwohl einige Pastoren ihre Gemeindemitglieder vor übereilten Entscheidungen warnten, waren die Verlockungen von freiem Land in Amerika und müheloser Landarbeit so stark, dass die Auswanderungswelle nicht mehr gestoppt werden konnte.

Ab März 1709 begannen die kleinen Boote der Auswanderer, den Rhein bis nach Rotterdam hinabzufluten, wo die zwar überraschten, aber zuvorkommenden britischen Beamten versprachen, ihnen zu helfen. Die britische Regierung hatte vor kurzem ein Einbürgerungsgesetz verabschiedet, weil sie hoffte, auf diese Weise geschickte und erfahrene Handwerker nach England zu locken, ähnlich den Hugenotten, die zwanzig Jahre zuvor gekommen waren.

Die britischen Beamten wussten nichts von Kocherthals Buch und von der Propaganda, die die deutsche Migration angespornt hatte. Ohne die Pläne der Auswanderer zu hinterfragen und daher in völliger Unkenntnis der zugrunde liegenden Vision vom verheißenen Land, verließen sich die britischen Beamten ganz auf ihre eigenen stereotypen Vorstellungen vom Leben auf dem Kontinent und nahmen einfach an, die Deutschen seien Flüchtlingen, die vor der Aggression der Franzosen und der Verfolgung durch die katholische Kirche fliehen würden. Sie wußten auch nicht, wie viele Auswanderer auf dem Weg waren; deshalb entschieden sie, den Deutschen die Einreise nach England zu erlauben. Im Mai begannen sie mit dem Übersetzen der Deutschen über den Kanal und ihrer Unterbringung in riesigen Flüchtlingslagern am Stadtrand von London. In den nächsten drei Monaten kamen rund 14.000 Auswanderer in London an.

Zu diesem Zeitpunkt entschied die britische Regierung, daß so viele Auswanderer vielleicht doch ein bißchen zu viel des Guten waren, und begann eine Zusammenarbeit mit der niederländischen Marine, um die Flut der Menschen, die noch immer ihren Weg den Rhein hinuntersuchten, einzudämmen.

Die Menschen in Großbritannien nannten die Auswanderer Palatines, also Pfälzer. Die Kurpfalz war den Briten schon lange als ein Ort bekannt, wo Protestanten oft unter den vielen Einfällen der Franzosen zu leiden hatten. Für sie ergab die Annahme Sinn, daß die Zuwanderer vor den französischen Greueltaten und der katholischen Verfolgung geflohen waren,

Der gleichen Meinung war sicherlich auch der britische Schriftsteller Daniel Defoe, der bei uns durch den Roman "Robinson Crusoe" bekannt ist, als er ein kleines Buch mit dem Titel "Eine kleine Geschichte der armen pfälzischen Flüchtlinge" schrieb. Darin forderte Defoe seine aufgeklärten englischen Leser auf, die so schwer geprüften Einwanderer in England zu begrüßen. Es war zum Teil ein Akt der Barmherzigkeit, aber Defoe war auch sicher, dass Großbritannien von den Fertigkeiten profitieren würde, die die Auswanderer mit sich brachten. Obwohl das britische Volk zunächst Defoes Beschreibung der Auswanderer als arme Flüchtlinge akzeptierte, begann es sich binnen weniger Monate zu fragen, ob die Auswanderer wirklich das waren, wovon Defoe gesprochen hatte.

Eine Studie über die demographischen Merkmale der Auswanderung von 1709 zeigt eine Zusammensetzung der Auswanderer, die sich deutlich von dem Bild der Pfälzer Auswanderer unterschied, das die Leute in London hatten. Zum einen kam über die Hälfte der sogenannten Pfälzer nicht aus der Kurpfalz, sondern aus Dutzenden anderer Fürstentümer an Rhein, Mosel und Neckar. Einige kamen sogar aus dem fernen Thüringen im Osten. Außerdem waren fast ein Drittel dieser angeblichen Flüchtlinge vor katholischer Verfolgung selbst Katholiken. Und schließlich sind viele der Auswanderer aus Regionen gekommen, die nur wenig von den damals laufenden Kriegen in Mitleidenschaft gezogen und schon gar nicht erst kürzlich von den Franzosen besetzt worden waren. Wenn Defoe sie "die armen Pfälzer" nannte, hatte er eigentlich nur in einem einzigen Punkte recht: Sie waren auf jeden Fall arm. Und ihre Armut war auch der Grund, warum die Auswanderer diesen Eindruck bei den Engländern aufrechterhielten. Jedwede Hoffnung, das erträumte verheißene Land in Amerika zu erreichen, hing zumindest kurzfristig von der Barmherzigkeit der Briten ab. Deshalb nannten sie sich selber "Palatines", obwohl die Mehrzahl von ihnen gar nicht aus der Pfalz stammte. Obwohl ein Drittel von ihnen Katholiken waren, unterzeichneten sie einen Bittbrief mit "the poor distressed Protestants" (= die armen notleidenden Protestanten). Und obwohl keiner von ihnen irgendwelche Grausamkeiten der Franzosen erwähnt hatte, als sie ihre Heimat verließen, gaben sie als Grund für ihre Auswanderung "die gnadenlose Grausamkeit eines abscheulichen Feindes, der Franzosen" an.

Das britische Volk mit seinen Vorurteilen gegen die Franzosen und gegen die Katholiken liebte, was es hörte, und ein paar Monate lang funktionierte die List. Aber als der Sommer 1709 ins Land ging und immer mehr deutsche Einwanderer in London ankamen, nahm die britische Wohltätigkeit stark ab. Man fing an zu beklagen, daß die Einwanderer Arbeitsplätze wegnähmen und durch ihre Arbeit die Löhne drückten; daß sie Krankheiten ins Land schleppten und den guten Willen der Engländer ausnutzten. Als die britische Öffentlichkeit schließlich erkannte, dass ein Drittel der sogenannten Flüchtlinge sogar Katholiken waren, da war es mit ihrem guten Willen fast ganz vorbei. Die gemäßigteren unter den Flugblattverfassern schrieben: "Unsere Wohltätigkeit sollte zu hause beginnen – und zwar sowohl im Krieg als auch im Frieden, bevor wir sie auf unsere Nachbarn ausdehnen."

Deshalb begann die britische Regierung im September damit, sich der Auswanderer zu entledigen, die sie weniger als ein halbes Jahr zuvor willkommen geheißen hatte. Die Katholiken wurden auf Schiffe verfrachtet und über den Kanal zurückgeschickt. Nur sehr wenige deutsche Katholiken tauchten jemals in Großbritanniens amerikanischen Kolonien auf. Das verheißene Land blieb zumindest im 18. Jahrhundert ein weitgehend protestantisches Land. Regierungsbeamte versuchten anschließend, Tausende von deutschen Protestanten dort anzusiedeln, wo man sie am meisten zu brauchen meinte – in Irland. Aber nur wenige blieben tatsächlich dort, sondern kehrten - so schnell sie konnten - nach London zurück.

Einige Auswanderer schafften es tatsächlich bis in die Carolinas, das verheißene Land, das ursprünglich Ziel der Auswanderung gewesen war. Sie schlossen sich einer Gruppe Schweizer an, die in New Bern, North Carolina, eine neue Kolonie gründen wollte. Das Unternehmen schlug fehl, und von den 600 Auswanderern, die sich im Januar 1710 per Segelschiff nach North Carolina aufgemacht hatten, lebten zwei Jahre später nur noch weniger als ein Viertel.

Der größte Teil der Auswanderer, die in London geblieben waren, wurde der Sorge von Robert Hunter, dem neu ernannten Gouverneur von New York, anvertraut. Hunter sollte nach Amerika fahren und die Auswanderer nach New York mitnehmen, wo man sie bei der Herstellung von Schiffsbedarfsmaterial einsetzen würde, vor allem Teer und Pech, zwei für die britische Marine lebensnotwendige Produkte. Erst wenn sie genug verdient hätten, um ihre Reise nach und die Aufenthaltskosten in Amerika bezahlen zu können, würden sie das erhalten, wovon sie dachten, daß man es ihnen versprochen hatte – Grund und Boden in Amerika. (…)



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[Regionalforum-Saar] Online Vortrag Auswanderer- und R ückwanderergeschichte der Familie Livingston

Date: 2023/11/08 12:23:54
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Liebe Freundinnen und Freunde der Genealogie,

die Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e. V. möchte euch sehr herzlich zu ihrer folgenden Online-Veranstaltung auf Zoom einladen:

Roland-Online-Vortrag

AUSWANDERER- UND RÜCKWANDERERGESCHICHTE DER FAMILIE LIVINGSTON

mit Dr. Harald Jenner

am Dienstag, dem 14. November 2023 um 19.00 Uhr auf Zoom! Einlass in den Zoom-Meeting-Raum ab 18.30 Uhr.

Einladung mit Teilnahmemöglichkeit:

https://www.roland-dortmund.de/2023/10/03/roland-online-vortrag-auswanderer-und-r%C3%BCckwanderergeschichte-der-familie-livingston-am-14-11-2023/

Wir würden uns sehr darüber freuen, euch wieder sehr zahlreich zu dieser Online-Veranstaltung begrüßen zu dürfen.

Viele liebe Grüße

Georg (Palmüller)


Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft
ROLAND ZU DORTMUND e. V.
Beauftragter Roland-Öffentlichkeitsarbeit

Postfach 10 33 41
44033 Dortmund

E-Mail: georg.palmueller(a)roland-zu-dortmund.de

Homepage: www.roland-zu-dortmund.de
Facebook: www.facebook.com/RolandZuDortmund
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International German Genealogy Partnership (IGGP) mailing list
Write new topics to IGGP-L(a)genealogy.net
Mailing list administration
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IGGP website https://iggp.org/

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[Regionalforum-Saar] Aufzeichnung "WAS MAN IN NOTARIE LLEN VERTRÄGEN ALLES FINDEN KANN"

Date: 2023/11/12 11:49:23
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Liebe Freundinnen und Freunde der Ahnenforschung,

die Aufzeichnung des Online-Vortrages

WAS MAN IN NOTARIELLEN VERTRÄGEN ALLES FINDEN KANN

mit dem Referenten Roland Geiger

beim Ahnenforscher Stammtisch Unna vom 9. November 2023 findet ihr auf YouTube unter folgendem Link:

https://youtu.be/gOPM5ZoAQto?si=TzYY0gXmutPanpco

Wir wünschen euch eine interessante und informative Zeit beim Anschauen der Aufzeichnung und weiterhin viel Erfolg und Freude bei eurer familiengeschichtlichen Forschungsarbeit.

Viele liebe Grüße

Georg (Palmüller)


AHNENFORSCHER STAMMTISCH UNNA

E-Mail:info(a)ahnenforscherstammtisch.de

Homepage:https://www.ahnenforscher-stammtisch-unna.de
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[Regionalforum-Saar] Helden oder Feiglinge? Deserteure der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg

Date: 2023/11/12 13:04:13
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Autor Stefan Kurt Treiber
Reihe Krieg und Konflikt
Erschienen Frankfurt am Main 2021: Campus Verlag
Anzahl Seiten 343 S.
Preis € 43,00
ISBN 9783593514260

Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung bei H-Soz-Kult von: Marco Dräger, Pädagogische Hochschule Heidelberg

In seiner 2021 erschienenen Studie, bei der es sich um eine überarbeitete Fassung seiner an der Universität der Bundeswehr München entstandenen Dissertation handelt, setzt sich Stefan Kurt Treiber mit Deserteuren der Wehrmacht auseinander. Er untersucht 999 Fälle von Fahnenflucht aus dem Feldheer während des Feldzugs gegen die Sowjetunion von 1941 bis Ende 1944 (vgl. S. 41, S. 47–49).

Treiber schildert die prekäre Quellenlage zutreffend (vgl. S. 35–37); er führt aber ins Feld, dass seine Studie aufgrund der mehr als 120 betrachteten Gerichte repräsentativ sei (vgl. S. 312). Zugleich merkt er jedoch an, dass man nicht wisse, warum die überlieferten Akten den Krieg überstanden hätten, was seiner Ansicht nach dazu führe, dass die daraus gewonnenen Erkenntnisse „einen zusätzlichen Grad an Repräsentativität“ (S. 59) gewönnen. Überlieferungsgeschichtliche Unwissenheit als Ausweis von, ja sogar höheres Ausmaß an Repräsentativität zu verkaufen erstaunt, zumal seit Droysen die Geschichtswissenschaft die bekannte quellenkritische Problematik der Klassifizierung von Tradition und Überrest (sowie ggf. das Ausmaß von Verlusten) umtreibt.[1]

Der Titel „Helden oder Feiglinge?“ wirkt reichlich antiquiert und ließe sich eher im Kontext der 1980er-Jahre als in den 2020er-Jahren verorten. Damals dominierte ein derartig polarisiertes Bild der Deserteure, das sich zum einen aus ihrer auch nach 1945 fortgesetzten Stigmatisierung speiste und zum anderen aus den Idealen der Friedensbewegung. Sie suchte – abseits des antizipierten soldatischen Heldentodes im Atomkrieg – nach neuen, erinnernswerten Idealen, die eher zu ihrer pazifistischen Orientierung passten. Diese entdeckte sie in den Deserteuren des Zweiten Weltkrieges. Deren historische Verweigerung erschien ihr beispielhaft für die Gegenwart. Unter den zeitgenössischen Rahmenbedingungen deutete sie daher die Wehrmacht-Deserteure des Zweiten Weltkrieges positiv um, idealisierte sie quasi zu „Friedenstauben“ und sah in ihnen historische Vorbilder.[2] Nach der Wiedervereinigung erfolgte in den 1990er-Jahren sowohl eine juristische als auch eine politische Neubewertung. Das Bild der Wehrmacht-Deserteure wurde erneut transformiert. Deserteure wurden nunmehr weder als Feiglinge, Vaterlandsverräter et cetera noch als Widerstandskämpfer und Helden wahrgenommen, sondern als Opfer nationalsozialistischer Verfolgung.

Mit der Fragestellung „Helden oder Feiglinge?“ verbaut sich Treiber aber eine solch differenzierende Perspektive zeitlichen Wandels in der Beurteilung und Bewertung der Wehrmacht-Deserteure. Konsequenterweise lautet seine Antwort auf diese Frage daher „weder noch“ (S. 317).

Innovativ und erkenntnisreich ist das von Treiber erstellte Sozialprofil der Deserteure seiner Studie: Bei ihnen handelte es sich in der Mehrheit um ledige Männer unter 25 Jahren aus unteren Mannschaftsdienstgraden, die innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre nach ihrer Einberufung desertierten (S. 172). Im Hinblick auf die Konfession waren Katholiken überrepräsentiert (S. 167f.). Dieser Befund ist im Hinblick auf das Sozialprofil des Heeres insgesamt von Bedeutung[3], daran können zukünftige Studien vergleichend anknüpfen, ihn aufgreifen und dann für andere Quellencorpora veri- bzw. falsifizieren.

Auf Basis der von ihm analysierten Quellen kommt Treiber einerseits zu dem Schluss, dass es sich bei Desertion nicht um Widerstand gehandelt habe (vgl. S. 184, S. 199, S. 314f.), andererseits widerspricht er sich selbst, wenn er angesichts des von ihm ermittelten Sozialprofils der Deserteure aber meint, dass „eine katholisch geprägte Erziehung [möglicherweise] in stärkerem Maße die Widerständigkeit gegen ein als gottlos empfundenes Regime“ (S. 313) geformt habe. Zudem blenden Aussagen wie „Wird Fahnenflucht von manchen Historikern sinngemäß als ,Widerstand des kleinen Mannes‘ gewertet, so bevorzugen andere den Begriff der ,Widerständigkeit‘, um damit auszudrücken, dass sie dieses Verhalten als Akt der Auflehnung gegen ein Unrechtsregime und einen Vernichtungskrieg ansehen. Die Perspektive, dass es sich bei Deserteuren um widerständige Soldaten handelte, dominiert bis heute.“ (S. 311) und „Nur bei einem Prozent der Deserteure kann man auf Grund der vorliegenden Informationen zur Person, zur Vorgeschichte oder zu den Fluchtumständen auf explizit widerständiges Verhalten schließen. Die These vom ,Widerstand von unten‘ kann daher nicht bestätigt werden.“ (S. 314) die seit den 1990er-Jahren differenzierte Erforschung der Motive der Deserteure völlig aus. So bleibt dann der Forschungsstand vor allem zur Motivforschung sehr holzschnittartig. Treibers Kritik an der älteren – eher „aktivistisch“ ausgerichteten – Forschung der 1980er-Jahre ist allerdings berechtigt.[4]

Die Forderung nach einer tiefergehenden Reflexion der analysierten Quellengattung hat bereits ein anderer Rezensent erhoben[5]; diese Kritik soll hier lediglich um zwei Aspekte ergänzt werden: Erstens bleiben Treibers Ausführungen zu Fluchtgründen (S. 174−191) größtenteils spekulativ (zum Beispiel S. 176: „vermutlich“, S. 178: „Kameraden äußerten den Verdacht, dass …“, S. 184: „Disziplinarstrafen […] könnten als Ausdruck seines politischen Widerstandes gewertet werden“, S. 185: „Fahnenfluchtfälle, bei denen Indizien vorhanden sind, dass eine Frau der Auslöser gewesen sein könnte“), weil seine Quellen darüber wenig bis keine Auskunft geben. Gleichwohl scheint Angst vor Strafe wegen anderer Vergehen bzw. Verbrechen ein Hauptgrund für Fahnenflucht gewesen zu sein (S. 315). Die Wehrmachtjustiz schuf sich somit aufgrund ihrer drakonischen Strafpraxis und des ihr vorauseilenden Rufs einen Großteil ihrer Opfer selbst.

Zweitens lässt sich auch im Hinblick auf die Quantität noch ein quellenkritischer Aspekt ergänzen. Das Quellencorpus ist zwar umfangreich, aber lediglich zu 139 Fällen liegen Urteile vor; bei den übrigen 860 fällen erging kein Urteil, weil die Fahnenflucht „erfolgreich“ war und die Wehrmachtjustiz des Delinquenten nicht mehr habhaft werden konnte. Daraus den Schluss zu ziehen, dass es sich bei der Wehrmachtjustiz in Gänze nicht um eine Willkür- oder „Blutjustiz“ gehandelt habe (S. 250), erscheint nicht nachvollziehbar, wenn über 86 Prozent der Fälle nicht mit einem Urteil abgeschlossen werden konnten. Das Dunkelfeld ist einfach zu groß; man kann lediglich darüber spekulieren, wie „milde“ oder „hart“ die Urteile gewesen wären. Diese Einschränkung hätte der Verfasser unbedingt selbst erkennen und seiner Leserschaft mitteilen müssen, relativiert sie die von ihm getroffenen Aussagen doch ganz erheblich.

Immerhin endeten circa 80 Prozent der von Treiber untersuchten und mit Urteil abgeschlossenen Fahnenfluchtfälle mit der Todesstrafe (S. 265), die Vollstreckungsquote lag bei circa 50 Prozent (S. 273). Daneben wäre noch zu diskutieren, inwiefern „Begnadigungen“ – also die Umwandlung von Todesstrafen in zeitige Zuchthaus- oder Gefängnisstrafen, meist mit „Bewährung“ in Feldstrafgefangeneneinheiten oder Bataillonen „zur besonderen Verwendung“ – nicht eine andere Art von Todesurteil in langsamerer Form darstellten und welche Auswirkungen diese Sichtweise auf die Vollstreckungsquote hat.

Bei seinen eigenen Hochrechnungen kommt Treiber auf die Zahl von 26.479 Verurteilungen wegen Desertion (S. 121) und 17.355 Vollstreckungen (S. 276) bis zum Jahresende 1944. Dabei verwundert es allerdings, dass trotz berechtigter Kritik an der älteren Forschung und deren damals wohl zu hoch veranschlagten Zahlen[6] Manfred Messerschmidts letztes opus magnum zur Wehrmachtjustiz nicht als Vergleichsgrundlage herangezogen wird. Darin kommt Messerschmidt bis Kriegsende zu dem Ergebnis, dass „niedrig angesetzt 25.000 Todesurteile“ gefällt worden seien, von denen zwischen 18.000 und 22.000 vollstreckt worden seien, davon ca. 15.000 an Deserteuren.[7] Insofern scheint sich in der Forschung zur Wehrmachtjustiz im Hinblick auf die Zahlen allmählich eine Annäherung oder vielleicht sogar ein Konsens anzubahnen.

Anmerkungen:
[1] Johann Gustav Droysen, Grundriss der Historik, 2., durchgesehene Aufl., Leipzig 1875, S. 14 (1. Aufl. 1868).
[2] Treibers Hinweis auf den Ursprung der Deserteur-Debatte in der Friedensbewegung (S. 14) ist zutreffend, jedoch keineswegs neu. Übrigens wurde bereits in den 1980er-Jahren vor einer Idealisierung der Deserteure gewarnt; vgl. Marco Dräger, Deserteur-Denkmäler in der Geschichtskultur der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt am Main 2017, S. 121–169.
[3] Vgl. Christoph Rass, Das Sozialprofil von Kampfverbänden des deutschen Heeres 1939 bis 1945, in: Jörg Echternkamp (Hrsg.), Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 9,1, München 2004, S. 641–741.
[4] Vgl. hierzu Dräger, Deserteur-Denkmäler, S. 497–517.
[5] Benjamin Ziemann, Rezension zu Stefan Kurt Treiber: Helden oder Feiglinge? Deserteure der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, in: Einsicht. Bulletin des Fritz Bauer Instituts 14 (2022), S. 121. Mustergültig ist die Reflexion über den Quellenwert nationalsozialistischer Militärgerichtsakten bei Maria Fritsche, Die Analyse der Beweggründe. Zur Problematik der Motivforschung bei Verfolgten der NS-Militärgerichtsbarkeit, in: Walter Manoschek (Hrsg.), Opfer der NS-Militärjustiz. Urteilspraxis – Strafvollzug – Entschädigungspolitik in Österreich, Wien 2003, S. 104−112.
[6] Manfred Messerschmidt / Fritz Wüllner, Die Wehrmachtjustiz im Dienste des Nationalsozialismus. Zerstörung einer Legende, Baden-Baden 1987, und Fritz Wüllner, Die NS-Militärjustiz und das Elend der Geschichtsschreibung. Ein grundlegender Forschungsbericht, Baden-Baden 1991.
[7] Manfred Messerschmidt, Die Wehrmachtjustiz 1933–1945, 2. Aufl., Paderborn 2008 (1. Aufl. 2005), S. 452f.

Zitation

Marco Dräger, Rezension zu: Treiber, Stefan Kurt: Helden oder Feiglinge?. Deserteure der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt am Main 2021 , ISBN 9783593514260, In: H-Soz-Kult, 10.11.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-112570>.






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[Regionalforum-Saar] Ein Buch über die Entnazifizi erung im Nachkriegsdeutschland

Date: 2023/11/14 08:47:45
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Everyday Denazification in Postwar Germany. The Fragebogen and Political Screening during the Allied Occupation


Autor Mikkel Dack
Erschienen Cambridge 2023: Cambridge University Press
Anzahl Seiten XIV, 311 S.
Preis £ 85.00; € 104,65
ISBN 978-1-009-21633-3

Inhalt => meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-78548.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von Stefanie Rauch, Head of Collections, Wiener Holocaust Library / Honorary Research Fellow, UCL Institute of Advanced Studies, London

Mikkel Dacks als Dissertation in Calgary entstandene Studie ist Teil einer breiteren Neubewertung der frühen Nachkriegszeit und der Entnazifizierung in der jüngeren Forschung.[1] Dack fasst den Begriff der Entnazifizierung weit und interpretiert sie aus Sicht der Gegenwart, in der die Geschichte der deutschen Demokratisierung und der Bundesrepublik insgesamt weithin als Erfolg verstanden wird. Der Entnazifizierung weist er dabei eine tragende Rolle zu. Dack konzentriert sich auf den Fragebogen als Instrument nicht nur der Informationsgewinnung und Klassifikation aufseiten der Entnazifizierungsbeauftragten, sondern auch der Identitätsstiftung für diejenigen, die ihn ausfüllten.

Als Quellen dienen dem Verfasser Fragebögen aus den vier Besatzungszonen mitsamt Anhängen (zum Beispiel Lebensläufe, eidesstattliche Erklärungen, Leumundszeugnisse, Briefe), Material aus administrativen und militärischen Zusammenhängen, Tagebücher, Kommissionsberichte, Kirchen- und Parteiregister, Zeitungen sowie vier Interviews, die Dack 2013/14 mit Deutschen geführt hat, die als Jugendliche das Kriegsende erlebten und zum Teil auch einen Fragebogen ausfüllten. Zwar lautet der Anspruch, alle Besatzungszonen in den Blick zu nehmen, doch im Mittelpunkt stehen die britische und die US-amerikanische Zone.

Das erste Kapitel befasst sich mit der Entnazifizierungsplanung auf amerikanischer und britischer Seite während des Krieges, mit Schwerpunkt auf der Entwicklung des Fragebogens durch zivile Expert:innen, in der Central European Section (Office of Strategic Services, OSS) und der German Country Unit (Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force, SHAEF). Der Fragebogen wurde von den anderen beiden Armeen übernommen und angepasst. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Aufbau und Inhalt des im Mai 1944 erstellten Originalfragebogens, der 72 Fragen enthielt, und damit, wie er sich in den verschiedenen Besatzungszonen veränderte. Eine im Mai 1945 überarbeitete Version, die aber erst später in Umlauf kam, enthielt in der US-Zone nun 131 Fragen und legte mehr Gewicht auf Schul- und Hochschulbildung, Landbesitz, Arbeit und Einkommen sowie Militärdienst und Mitgliedschaft in NS-Organisationen. Außerdem enthielt das Dokument Fragen zur Judenverfolgung, etwa nach der „Arisierung“, und verlangte von den Befragten, Familienmitglieder zu nennen, die in NS-Organisationen oder in höherer Funktion tätig gewesen waren. In der britischen Zone wiederum wurde ab dem 1. Januar 1946 ein Fragebogen mit 133 Fragen verwendet, in dem auch Namen von Leumundszeug:innen angegeben werden mussten (S. 96f.). Dack hebt hervor, wie gewagt es war, auf einen Fragebogen, der von den Deutschen selbst auszufüllen war, als Hauptinstrument im „Screening“ zu setzen (S. 66).

Im dritten Kapitel geht es um die Durchführung dieses „Screening“ durch alliiertes und deutsches Personal. Laut Dack stand der Fragebogen von 1945 bis 1948 im Zentrum der Bemühungen, und zwar in allen vier Besatzungszonen (S. 112f.). Der Autor zählt auch Internierungen in den letzten Kriegsmonaten und -wochen zur Entnazifizierung (S. 117), dehnt den Begriff also sehr weit zugunsten einer soziologischen Interpretation. Allerdings ging es den alliierten Besatzern in der Phase bis zur deutschen Kapitulation vor allem erst einmal um Sicherheit und taktische Zielsetzungen, weniger um die Nachkriegsplanung. Die Entdeckung des NSDAP-Mitgliedschaftsarchivs im November 1945 erleichterte die Auswertung von Fragebögen dann enorm und machte sie verlässlicher (S. 127). Dacks anschauliche Beschreibung des bürokratischen Vorgangs bei dieser Auswertung zeigt, wie erheblich der Aufwand war – zumal in der US-Zone, wo die Entnazifizierung am weitesten ging (S. 127–144). Wie schon die Besatzungsmächte seien auch die deutschen Kommissionen von der Arbeitslast, die mit der Entnazifizierung verbunden war, überwältigt gewesen. Oftmals wurden nur leichte Strafen ausgesprochen. Selbst bekannte Nationalsozialisten wurden häufig bloß als Mitläufer eingestuft oder sogar amnestiert (S. 156f.). Dack fasst zusammen, dass der Fragebogen ein bei allen Beteiligten unbeliebtes, jedoch unverzichtbares Instrument der Besatzungsmächte gewesen sei. Letztlich habe man allerdings keinen Ausgleich zwischen Bestrafung und Rehabilitation finden können (S. 158). Dennoch sei es vor allem der Fragebogen gewesen, der die Entfernung etlicher Nationalsozialisten aus der Politik und Kultur sowie die Wiederbelebung eines öffentlichen, demokratischen Lebens ermöglicht habe.

Das vierte Kapitel befasst sich damit, wie die Entnazifizierung von den Deutschen erfahren wurde. Dack betont, dass die Entnazifizierung hauptsächlich von Mittelschicht-Männern im mittleren Alter durchlaufen wurde, also keineswegs repräsentativ war. Dennoch habe es innerhalb dieser relativ privilegierten Schicht Unterschiede gegeben. Frauen, einfache Arbeiter:innen, Kinder, Displaced Persons, Vertriebene und „Spätrückkehrer“ konnten sich der Entnazifizierung meist entziehen. Zu den möglichen individuellen Folgen der Entnazifizierung zählten Internierung, Entlassung, Geldstrafe, Rentenentzug, Besitzenteignung und Reisebeschränkungen. Entlastete und Mitläufer konnten ihre Anstellung (wieder) aufnehmen (S. 181). Ein solches Ergebnis habe es den Befragten auch ermöglicht, sich vom Nationalsozialismus und seinen Verbrechen zu distanzieren (S. 182). Wie bereits Hanne Leßau widerspricht Dack der Annahme, dass die Entnazifizierung nur eine lästige Pflichtübung gewesen sei, deren negative Auswirkungen bald schon wieder aufgehoben worden seien. Stattdessen habe die Entnazifizierung nicht nur finanzielle Einbußen verursacht, sondern weitreichende emotionale Folgen gehabt. Außerdem hätten die Betroffenen nicht gewusst, dass Strafen oder Einschränkungen nur kurzlebig sein würden. Dack kritisiert die retrospektive Bewertung der Entnazifizierung aus Sicht der Amnestien und Nachkriegskarrieren; er spricht sich mit Recht dafür aus, diese Phase für sich genommen zu betrachten und in ihren Folgen ernstzunehmen (S. 190f.).

Das fünfte und letzte Hauptkapitel widmet sich den „unbeabsichtigten Ergebnissen der Entnazifizierung“. Dazu gehörten sowohl Versuche, den Fragebogen zur Leugnung der eigenen Schuld und Mitschuld zu instrumentalisieren, als auch Denunziationen anderer Personen. Dack untersucht den Fragebogen hier als Ego-Dokument und autobiografische Quelle (S. 210f.). Für viele habe der Fragebogen dazu gedient, die eigene NS-Vergangenheit zu beschönigen und die eigene Verantwortung zu mindern. Befragte konstruierten und übten dabei auch eine neue Identität. Dack sieht die Entnazifizierung als einen Akt der Selbstreflexion und des spezifischen Erinnerns. Durch diese narrative Praxis hätten sich Personen die neuen Narrative auch selbst angeeignet (S. 227–229). Die Entnazifizierung sei also mehr als nur ein notwendiges Übel und praktisches Mittel zum Zweck gewesen. Befragte hätten Begrifflichkeiten aus dem Fragebogen adaptiert, zum Beispiel „passiver Widerstand“ (S. 240). Auch Opfernarrative seien vom Fragebogen ermutigt worden. Dack verweist hier auf deutsche Opferstatistiken (beispielsweise gefallene und verwundete Soldaten, Opfer des Bombenkriegs, Vertriebene, Opfer sexualisierter Gewalt). Statistiken zu Täterschaft sowie zu den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen wären an dieser Stelle eine sinnvolle Ergänzung gewesen (S. 240).

Sicher seien viele dieser neuen Identitäten und Geschichten fabriziert, ja mitunter regelrecht erlogen gewesen; dennoch enthielten sie zumindest für die Befragten einen Grad an Wahrheit als „erlernte Erinnerung durch den Akt des Dokumentierens“ (S. 250). Der Fragebogen habe dabei als Stimulus gedient, zum Beispiel durch das Einführen ambivalenter Begrifflichkeiten, die flexible Deutungen erlaubten. Dack schlägt weiterhin vor, den Fragebogen als „emanzipatorisches Instrument“ zu betrachten, das Millionen von Deutschen eine Stimme gegeben habe (S. 251). Insgesamt habe der Fragebogen eine Trennlinie zwischen den Befragten und dem Nationalsozialismus geschaffen, da sie sich von ihm distanzieren mussten, um sich eine Zukunft nach dem Ende des „Dritten Reiches“ aufzubauen (S. 252f.). Dack folgert, dass die politische Säuberung gescheitert sei, aber die Nachwirkungen im Privaten nicht zu unterschätzen seien (S. 252). Das muss meines Erachtens allerdings nicht heißen, dass dabei auch eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus stattgefunden hätte. Er wurde verurteilt, ohne die eigene Rolle kritisch hinterfragt zu haben.

Ob der Fragebogen tatsächlich einen langfristigen Effekt auf die Interpretation der NS-Vergangenheit hatte (S. 257), kann die Studie, die sich mit den Jahren 1945–1948 befasst, nicht belegen. Dafür sind weiterführende Arbeiten notwendig. Skeptisch zu betrachten ist auch Dacks Befund, dass die Entnazifizierung insofern erfolgreich gewesen sei, als der Nationalsozialismus in Deutschland nicht wieder Fuß fassen konnte und die heutige Bundesrepublik eine demokratische Führungsrolle einnehme (S. 259). Schließlich ist die deutsche Nachkriegsgeschichte und die „Vergangenheitsbewältigung“ wesentlich facettenreicher, als es dieser Befund zulässt. Ein langfristiger Blick auf die Folgen der Entnazifizierung ist wertvoll, aber eine direkte kausale Beziehung zur heutigen Bundesrepublik kann daraus nicht abgeleitet werden. Darüber hinaus begann die Distanzierung vom Nationalsozialismus für manche bereits früher, nicht zuletzt, als sich die militärischen Niederlagen häuften und der „Endsieg“ in immer weitere Ferne rückte. Als gemeinsame Erfahrung einer bestimmten sozio-ökonomischen Schicht hatte die Entnazifizierung aber sicherlich sinn- und identitätsstiftende Wirkung. Wie die restlichen zwei Drittel der Bevölkerung die Vergangenheit verhandelten, muss jedoch ebenfalls untersucht werden. Die Entnazifizierung und ihre Effekte sollten dabei in einen breiteren gesellschaftlichen, kulturellen, sozio-politischen und juristischen Kontext gesetzt werden.

Das Verdienst dieser Studie liegt darin, den Fragebogen als Instrument der Erfassung, Wissensproduktion und Identitätsstiftung in den Fokus zu rücken. Das Thema Entnazifizierung ist also noch längst nicht ausgeforscht. Die neueren Impulse sind zu begrüßen; sie haben bereits jetzt zu einem besseren Verständnis der Entwicklungsgeschichte, der Durchführung und der Erfahrung der Entnazifizierung bei Besatzer:innen und Besetzten geführt. Wünschenswert wäre eine umfassendere Einbettung in die Geschichte und Nachgeschichte des Nationalsozialismus sowie in Studien zu „Volksgemeinschaft“, Täterschaft und „Bystanding“.

Anmerkung:
[1] Siehe insbesondere Hanne Leßau, Entnazifizierungsgeschichten. Die Auseinandersetzung mit der eigenen NS-Vergangenheit in der frühen Nachkriegszeit, Göttingen 2020; vgl. dazu meine Rezension, in: H-Soz-Kult, 07.12.2020, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-29575 (04.11.2023).

Zitation

Stefanie Rauch, Rezension zu: Dack, Mikkel: Everyday Denazification in Postwar Germany. The Fragebogen and Political Screening during the Allied Occupation. Cambridge 2023 , ISBN 978-1-009-21633-3, In: H-Soz-Kult, 14.11.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135835>.






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[Regionalforum-Saar] Lehen, Pfand und Amt. Neue Bli ckwinkel auf das Lehnswesen im Norden (12.–15. Ja hrhundert)

Date: 2023/11/14 08:57:58
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Lehen, Pfand und Amt. Neue Blickwinkel auf das Lehnswesen im Norden (12.–15. Jahrhundert)

Organisatoren Oliver Auge, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; Frederic Zangel, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Förderer Deutsche Forschungsgemeinschaft; Stifung Museum Turmhügelburg Lütjenburg
Ort Kiel
Fand statt In Präsenz
Vom - Bis 02.03.2023 - 03.03.2023

Von Sebastian Kalla, Historisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Susan Reynolds 1994 veröffentlichte Monographie „Fiefs and Vassals“ hat eine Forschungsdebatte um die Entstehung beziehungsweise Existenz des Lehnswesens ausgelöst. Insbesondere in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft wird die Kontroverse seit circa zwei Jahrzehnten intensiv geführt. Die Kieler Tagung schließt an den Forschungsstand an und setzt einen Fokus auf Nordeuropa und die Verbindung vom Lehns- zum Geld- und Verwaltungswesen. Die Einführung übernahm KARL-HEINZ SPIEß (Greifswald), der zunächst das „klassische Lehnswesen“ beschrieb, bevor er auf die Monetarisierung der Gesellschaft zu sprechen kam, um hiernach auf sich aus dieser Verbindung ergebende Sonderformen des Lehens – wie z. B. Renten-, Zins- und Pfandlehen – einzugehen. Als letztes thematisierte Spieß die Verwaltungsämter, bevor er Fragen formulierte, die sich aus seiner Sicht aus der bisherigen Forschungsdebatte ergeben hätten. In Hinblick auf die Tagung warf er vor allem die Frage auf, ob sich die bisher primär anhand des südlichen und westlichen Europas gewonnenen Erkenntnisse auf den Norden übertragen lassen.

Die Sektion zu Nordeuropa eröffnete FREDERIC ZANGEL (Kiel) mit Ausführungen zum Lehnswesen und Verpfändungen in Dänemark. Mitunter sei das Verhältnis zwischen den deutschen Kaisern und dänischen Königen im Sinne der Vasallität verstanden worden, ohne wirklich in das Raster des „klassischen Lehnswesens“ zu passen. Für Skandinavien beziehungsweise Dänemark wurde hingegen die Existenz eines „kontinentalen“ Lehnswesens häufig verneint. Dementsprechend fragte Zangel, ob und inwieweit das Lehnswesen überhaupt in Dänemark existierte, und näherte sich dieser Frage über zeitgenössische Begriffe. Die Begriffe feudum und vassallus seien in den Quellen deutlich weniger verbreitet gewesen als z. B. in Norddeutschland, während einem das homagium etwa im bischöflichen Kontext begegnet. Der Terminus len meinte hingegen selten geliehenes Gut, sondern meist einen Verwaltungsbezirk. Verleihungen kamen aber genauso wie die Vergabe von Pfändern, die in den Quellen in ähnlicher Funktion zu Lehen auftauchen, vor. Ein ausgebildetes Lehnswesen im „klassischen“ Sinne habe in Dänemark aber nicht gegeben.

Dem Königreich Norwegen und dortigen Aushandlungsprozessen zwischen Herren und Gefolgsleuten widmete sich STEFAN MAGNUSSEN (Kiel). Ein Lehnswesen habe es dort nicht gegeben, weil im Hochmittelalter kaum Strukturen von Unter- und Überordnung innerhalb der Eliten des Reiches greifbar sind. Die Magnaten agierten lange weitgehend unabhängig als Jarle in lokalen Strukturen, was beispielhaft anhand des Jarltums von Orkney dargestellt wurde. Erst die Stärkung der Königsmacht im 13. und 14. Jahrhundert führte zur Eingliederung der Jarle in die Ämterstruktur des Reiches. Daraus folgte die Einteilung Norwegens in von syslamæn verwaltete Bezirke, die im 15. Jahrhundert durch ein System von Schlossbezirken ersetzt wurden. Damit seien lokale Netzwerke durch funktionale Königsherrschaft verdrängt worden. Die Prozesse seien zwar ähnlich zum Rest Skandinaviens, aufgrund der Westorientierung Norwegens aber durchaus in vielerlei Hinsicht andersgeartet.

Die Sektion komplettierte LAURA POTZUWEIT (Kiel) mit ihrem Vortrag zu län im schwedisch-finnischen Spätmittelalter. In Anlehnung an das Forschungskonstrukt Lehnswesen ging die schwedische Forschung von vier abgrenzbaren Arten von Lehen für das 15. Jahrhundert aus: Burglehen (slottslän), Pfandlehen (pantlän), mit Abgaben belastete Lehen (län på räkenskap / avgiftslän) und Lehen ohne Abgaben mit Militärdienst (län på tjänst). Das Lehnswesen in Schweden unterschied sich gemäß der Forschung vom „kontinentalen“ Lehnswesen durch die genannten vier Formen, fehlende Erblichkeit und die ausschließliche Vergabe an „Verwandte und Freunde“ des Königs. Potzuweit hinterfragte diese Ansichten anhand des Fallbeispiels Ivar Axelsson, bei dem man nicht nur familiäre Kontinuitäten in Lehen sehen kann, sondern ebenso den Belohnungscharakter der Verleihungen jenseits des Kreises königlicher Günstlinge. Sie schlussfolgerte, dass es in Schweden durchaus „eine Art Lehnswesen“ gab, das sich jedoch in wesentlichen Punkten von dem „klassischen Lehnswesen“ unterschied.

Die Sektion zu Norddeutschland eröffnete JAN HABERMANN (Goslar) mit einem Beitrag zu Ostsachsen während des Thronstreits. Die Region stand gemäß chronikalischen Berichten nicht geschlossen hinter Otto IV. Anhand der im Kontext des Konflikts entstandenen Lehnsverzeichnisse könne man unterschiedliche Parteibildungen sehen. So seien die Grafen von Regenstein treue Gefolgsleute der Welfen gewesen, hätten aber trotzdem „Passiv-Lehen“ von vielen Parteien gehabt, während sie „Aktiv-Lehen“ nur Parteigängern Ottos IV. übertrugen. Die Edelherren von Meinersen böten auch viele Beispiele für „Mehrfachvasallität“. Der Referent stellte auf dieser Grundlage die These auf, es könne sich bei den Lehnsverzeichnissen um militärische Einberufungslisten handeln. Anhand dieser Quellengattung postulierte Habermann funktionierende feudo-vasallitische Bindungen mit primär militärischem Charakter und ein institutionalisiertes und funktionales Lehnswesen um 1200.

GRISCHA VERCAMER (Chemnitz) richtete den Blick auf das spätmittelalterliche Brandenburg. Als Aufhänger nutzte er die dortige Machtübernahme König Sigismunds 1411, der als „Lehns- und Erbherr“ den Treueid seiner neuen Untertanen forderte, aber erhebliche Probleme hatte, sich als Landesherr durchzusetzen. Zur Stabilisierung seiner Position vergab er zahlreiche Ämter und Pfänder an lokale Adlige. Von diesem Einzelfall ausgehend stellte Vercamer die Frage, wie sich Dynastien und dynastische Brüche auf die Vergabepraxis von Lehen, Ämtern und Pfändern auswirkten und untersuchte hierfür die Regierungszeiten der einzelnen Adelsfamilien. Vercamers Fazit war, dass Lehen, Pfand und Amt verschiedene, an Dynastien gebundene Phasen durchliefen, gegen Ende des Mittelalters in Brandenburg aber miteinander verwoben wurden. Zudem kamen Verpfändungen nicht immer vor, sondern waren besonders häufig unter landfremden Dynastien, die sich auf diese Weise etablieren mussten.

DIRK SCHLEINERT (Stralsund) widmete sich den Bürgern des spätmittelalterlichen Stralsunds als Pfand- und Lehnsinhabern. Die Stadt habe im 14. Jahrhundert eine starke Position gegenüber den Rügenfürsten gehabt. Nach verlorenen Konflikten musste der Herrscher seine Parteigänger trotzdem entlohnen, was über Lehen auf dem Festland geschah, die verfügbaren Mittel der Dynastie aber einschränkte. Nach dem kinderlosen Tod des Fürsten Witzlaus’ III. folgten diesem die Fürsten von Pommern-Wolgast auf Rügen. Die neue Herrscherfamilie häufte einen großen Schuldenberg an, der schließlich durch die Städte Stralsund und Greifswald übernommen wurde. Im Gegenzug erhielten diese den gesamten Festlandbesitz des Fürstentums verpfändet. In der Folgezeit war die Dynastie militärisch wenig erfolgreich und ließ die Städte ihre dadurch entstandenen Verbindlichkeiten übernehmen, wofür diese immer mehr Vogteien und Burgen als Pfänder erhielten. Schleinert schlussfolgerte, dass die Städte von der Schwäche der Fürsten profitierten und ihr kontinuierlicher finanzieller Einsatz für die jeweils herrschende Dynastie nützlich für ihre eigene Expansion war.

Der öffentliche Abendvortrag von OLIVER AUGE (Kiel) thematisierte die Etablierung des Lehnswesens in Schleswig und Holstein. Die ältere Forschung sei davon ausgegangen, dass in Holstein das Lehnswesen schon seit der Zeit der Billunger existierte und alle lokalen Gewalten Vasallen der Sachsenherzöge gewesen seien. Belege hierfür finden sich aber erst aus dem 15. Jahrhundert, während ältere Quellen keine lehnrechtliche Terminologie für die Verhältnisse verwendeten. Unter den ersten Schauenburgern lässt sich zudem weder eine lehnrechtliche Heeresfolge noch eine Vergabe von Lehen als Entlohnung für Krieger feststellen – stattdessen übte Plündergut diese Funktion aus. Der erste Beleg für ein Lehen in der Region findet sich in einer Königsurkunde Barbarossas von 1181/82, die dann aber als Initialzündung für eine schnelle Etablierung des Lehnswesens wirkte. Im Verlauf des 13. Jahrhundert habe sich das Lehnswesen in Holstein endgültig etabliert. Anders verlief die Entwicklung in Schleswig. Hier sei das Lehnswesen erst mit hundertjähriger Verzögerung durch das Vordringen der Holsteiner Grafen 1326 umfänglich eingeführt worden. Auge resümierte, dass das Lehnswesen vor 1181/82 im Norden des Reiches nicht greifbar ist, sich aber ab diesem Zeitpunkt bis 1250 schnell in Holstein und im 14. Jahrhundert dann auch in Schleswig etablierte.

JÜRGEN SARNOWSKY (Hamburg) eröffnete die Sektion zu Mitteleuropa mit der Thematisierung der Lehen im Deutschordensland. Seit den Anfängen der Präsenz der Deutschordensritter im Kulmerland seien an Lehen gebundene Verpflichtungen mit der Handfeste von 1232 geregelt worden. Dabei sei auch festgelegt worden, wie viele Ritter, Pferde etc. von den Lehnsleuten zu stellen seien. Nach dem Ende der Kämpfe gegen die Prussen sei eine deutliche Einschränkung der Kriegsdienste erfolgt. Die in der Anfangszeit gelegten Grundlagen prägten später die ständische Aufteilung des Landes. Die meisten „Ehrbarleute“ entstammen der ursprünglich ins Land gekommenen christlichen Ritterschaft, während die kleinen Freien prussischer Herkunft waren. Die Konflikte zwischen den Ständen und dem Orden entzündeten sich an erbrechtlichen Fragen und eskalierten im 15. Jahrhundert offen im Dreizehnjährigen Krieg. Die Unfähigkeit des Ordens, die Söldner mit Geld zu entlohnen, führte zu Lehnsvergaben und Verpfändungen, die die ehemaligen Söldnerführer als neue Adelsschicht im Land etablierten. Damit hätten die Lehnsvergaben im Deutschordensland dessen soziale Struktur über die gesamte Dauer geprägt.

Explizit dem Pfandwesen im römisch-deutschen Reich des 12. und 13. Jahrhunderts widmete sich ANDREAS BÜTTNER (Heidelberg), der nach den allgemeinen Kontexten von Verpfändungen fragte. In aller Regel sei im 12. Jahrhundert neben Lehen Geld die Belohnung für militärische Dienste gewesen, während die Fürsten für ihre Kriegskosten selber aufkommen mussten. Verpfändungen kamen in der Zeit nur vor, wenn Geld fehlte. Im Thronstreit sicherten Pfänder häufig Zahlungsversprechen ab, wurden aber erst bei Zahlungsverzug übergeben. Ab 1245 beziehungsweise 1251 ersetzen Verpfändungen den Lohn für militärische Dienste und wurden damit zu einem Surrogat für Lehen. „Pfandlehen“ als Mischform lassen sich allerdings nicht fassen. Schließlich zeichnete Büttner auf Grundlage des Dargestellten eine Entwicklung der Pfänder von der Sicherung von Kreditgeschäften über die Sicherung von Zahlungsversprechen hin zu Surrogaten für Lehen.

Der Frage, welche Rolle Geld bei der Mobilisierung von Kriegern spielte, widmete sich MARCO KRÄTSCHMER (Marburg). Die ältere Forschung sah den lehnrechtlichen Kriegsdienst als Grundlage für den Aufstieg der Ministerialität in das Rittertum, während Geld und Söldnertum negativ bewertet wurden. Gemäß den Quellen sei Geld zur Entlohnung von Kriegern aber schon im 12. Jahrhundert verbreitet und nicht negativ konnotiert gewesen. Die frühen Dienstrechte kannten keine Verpflichtung zur Heeresfolge, sondern regelten nur die Aufteilung der Kriegskosten und die monetäre Entlohnung der Ministerialen. Krätschmers Zwischenfazit lautete, dass Leihen zwar langfristige Bindungen schufen, aber nicht die wirtschaftliche und rechtliche Grundlage für Kriegsdienste waren. Einerseits schuldeten nämlich alle Ministerialen ihrem Herrn fidelitas, anderseits musste die Heeresfolge durch Sold erkauft werden. Dies änderte sich um das Jahr 1200: Ein neuer Prozess „von Be- zur Entlohnung“ fand in Form von Sold- und Bündnisverträgen statt. Schlussendlich werde sichtbar, dass der Sold im gesamten Untersuchungszeitraum ausschlaggebend für Kriegsdienste war und keine Dekadenzerscheinung darstelle.

JÜRGEN DENDORFER (Freiburg) untersuchte in einer Fallstudie anhand der Urkunden des Hochstifts Basel (12./13. Jhd.) das Vorkommen von Leihen und Pfändern sowie die Bedeutung des Geldes für Lehnsvergaben. Das Bistum Basel lag am Rande des Reiches und des eigenen Hochstifts, das überhaupt erst um diese Zeit herum entstand. Deshalb besaßen die Basler Bischöfe im 12. Jahrhundert nicht viel zum Verleihen oder Verpfänden. Erst 1213 lässt sich die erste Verpfändung eines Teils des Kirchenschatzes greifen. Und erst ab circa 1230, als die territoriale Stellung des Hochstifts sich ungemein verbesserte, tauchen feuda und „lehnrechtliche“ Begriffe wie resignare etc. vermehrt auf – ohne jedoch, dass eine personale Seite im Sinne der Vasallität greifbar wäre. Eine Verquickung von Geld und Leihe fände sich hingegen erst im Kontext der Streitigkeiten um Burgen. Zu sehen sei an Basel, dass erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts Vorgänge fassbar sind, die man als Beginn eines Lehnswesens begreifen könnte – aber nicht müsse. Und schon zu dieser Zeit waren sie mit Geldzahlungen verbunden. Verpfändungen hingegen seien selten, was jedoch ein Basler Spezifikum sein könne.

Die Amtlehen der Grafschaft Flandern behandelte RIK OPSOMMER (Gent/Ypern). Er begann mit einem historischen Umriss und stellte danach die ab dem 14./15. Jahrhundert greifbare Kastellaneiverfassung der Grafschaft dar. Das flämische Lehnrecht hätte sich an dem französischen orientiert und sei von der Gerichtspraxis abhängig gewesen. Die wichtigsten Quellen hierfür seien „Lehnsbücher“ wie Gerichtsregister, Rechtslehren und verschriftlichte Gewohnheitsrechte. Da „das Lehnrecht“ damit aus der lokalen Praxis der Lehnshöfe hervorging, müsse man eher von „Lehnrechten“ sprechen, die sich voneinander unterschieden. Deren systematische Verschriftlichung begann 1366. Das Fazit des Vortrags war, dass Lehnsverhältnisse Vorteile für beide Seiten – Lehnsnehmer und Lehnsgeber – mit sich brachten.

Die Tagung wurde von THOMAS ERTL (Berlin) zusammengefasst. Das Ziel der Veranstaltung sei eine Fortsetzung der Debatte um das Lehnswesen gewesen mit einem neuen regionalen Fokus auf den Norden und eine thematische Erweiterung um die Praxis der Vergabe von Pfändern und Ämtern. Die Vorträge bestätigten den Forschungsstand, dass eine Annäherung über die Quellenbegriffe sinnvoll ist und das Lehnswesen vor dem Spätmittelalter kein kohärentes System darstellte. Hier sei künftig aber mehr danach zu fragen, wie Herrschaft ohne („klassische“) Lehen funktionierte. Gleichzeitig zeigte sich, dass regionale Varietät die Regel und nicht die Ausnahme war. Ebenso wurde sichtbar, dass Lehen, Pfand und Amt miteinander verschränkt waren und ohne die Monetarisierung der Gesellschaft nicht denkbar sind. Insgesamt sei die Tagung nach Ertl ein großer Erfolg gewesen, auch wenn die einzelnen Vorträge den gesetzten geografischen Rahmen der Veranstaltung mitunter sprengten und damit ein räumlich weiter gefasster Titel für den geplanten Sammelband nötig sei.

Konferenzübersicht:

Karl-Heinz Spieß (Greifswald): Lehen, Geld und Pfand im Mittelalter. Forschungsergebnisse und offene Fragen

Frederic Zangel (Kiel): Lehnswesen, „lensvӕsen“ und Verpfändungen im mittelalterlichen Dänemark

Stefan Magnussen (Kiel): Lehnen wie die Dänen? Moderation und Mediation von Herrschaft im spätmittelalterlichen Königreich Norwegen und den nordatlantischen Krondomänen

Laura Potzuweit (Kiel): Günstlingswirtschaft oder Belohnung mit System? Grundlegende Betrachtungen zum „län“ in Schweden und Finnland am Ende des Mittelalters

Carsten Fischer (Trier): Lehen, Pfand und Amt im hochmittelalterlichen England (entfallen)

Jan Habermann (Goslar): Die „Machtprobe aufs Exempel“: Lehnswesen und adelige Gefolgschaft in Ostsachsen während des deutschen Thronstreits (1198–1208/1218)

Grischa Vercamer (Chemnitz): Burglehen, Pfand und Amt in Brandenburg und Mecklenburg im Spätmittelalter – Entwicklung, strukturelle Ähnlichkeiten und Unterschiede

Dirk Schleinert (Stralsund): Die Stadt Stralsund und ihre Bürger als Pfandinhaber und Lehnsträger im 14. und 15. Jahrhundert

Oliver Auge (Kiel): Lehnswesen zwischen Königsau und Elbe – eine Spurensuche

Jürgen Sarnowsky (Hamburg): Lehen und Verwaltung im Ordensland Preußen

Andreas Büttner (Heidelberg): Der Lohn des Dienstes: Lehen, Pfand und Geld im römisch-deutschen Reich (12. und 13. Jahrhundert)

Marco Krätschmer (Marburg): Die milites und das Geld. Wandlungsprozesse in der Organisation ritterlicher Kriegsdienste im Reich des 12. und 13. Jahrhunderts?

Jürgen Dendorfer (Freiburg): Leihe und Pfand im Südwesten des Reiches. Die Urkunden der Bischöfe von Basel, Straßburg und Konstanz (12./13. Jahrhundert)

Rik Opsommer (Gent/Ypern): Die Amtslehen in der Grafschaft Flandern (12.–15. Jahrhundert)

Thomas Ertl (Berlin): Zusammenfassung

Zitation
Sebastian Kalla, Tagungsbericht: Lehen, Pfand und Amt, In: H-Soz-Kult, 14.11.2023, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-139826>.




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[Regionalforum-Saar] Psalm eines zivilen Kriegsopfers

Date: 2023/11/15 09:57:58
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

gleichwohl dieses Forum "eigentlich" nur für geschichtliche Themen vorbehalten ist, ist Krieg ein so zeitloses Thema, dass das, was folgt, zwar heute geschieht, aber auch schon gestern und so oft davor. Und sicher auch bei uns.

Roland Geiger

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7. Psalm eines zivilen Kriegsopfers

Dieses Psalm-Gebet für die vom Krieg im Nahen Osten Betroffenen fand ich eben auf der Website der Waldbreitbachschwestern, wo ich eine Frau aus Roschberg suchte, die mit einem Mann aus Urweiler lebte. Er starb 1884 in Paris und sie vermutlich nicht lange nach 1900 in Waldbreitbach. Auf der Website werde ich sie nicht finden; aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Hm, der Satz paßt hier auch.

=> https://www.waldbreitbacher-franziskanerinnen.de/willkommen

Monsignore Stephan Wahl ist Priester des Bistums Trier und lebt in Jerusalem


Was habe ich getan,
dass ich so leiden muss,
was nur verbrochen,
dass man mich so heftig schlägt.
Andere haben entschieden,
mich fragten sie nicht,
nur wenige waren es,
doch die mit tödlicher Macht.
Sie fanden Gründe
den Feind zu bekämpfen
das Recht ist auf unserer Seite
tönten sie laut.
Doch ihr Feind ist nicht mein Feind,
nie tat er mir was.
Ich kenne ihn nicht,
bin ihm kaum richtig begegnet.
Nie habe ich verstanden
was man mich sehr früh lehrte,
wer Freund ist, wer Feind bleibt,
das war einfach so.
Den Feind malten sie mir
in den dunkelsten Farben,
die Sanften und Friedfertigen
verschwiegen sie mir.
Jetzt ist entflammt
der grässliche Krieg
bringt Leid und Verderben,
Vernichtung und Tod.

Geflohen bin ich,
verwüstet mein Haus,
hinter starken Mauern
fand ich jetzt Schutz.
Um mich ein elendes
Schluchzen und Klagen,
ich verlor nur mein Haus,
andere die Mutter, den Sohn.
Ich sehe erschüttert
in entsetzte Gesichter
sie können nicht fassen,
was um sie geschah.
Siehst du die Tränen,
die zitternden Glieder,
Ewiger, Unbegreiflicher,
bewegt dich das nicht?
Missbraucht wirst du schamlos
von beiden Parteien,
dein Name ist Waffe
für schändliches Tun.
Fahre dazwischen,
lösche die Feuer.
Die Besonnenen stärke,
die Grausamen schwäche.
Und lass mich nicht hassen,
trotz meiner Wunden,
damit die Hoffnung auf Frieden
in mir nie erlischt.

7.Oktober, Simchat Torah 2023

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Der Text hat mich erinnert an ein Lied von Udo Jürgens:
=> https://www.songtexte.com/songtext/udo-jurgens/die-stadt-in-der-sonne-1bde4dc8.html

Die Stadt in der Sonne

Auf einem Hügel unter alten Pinien
Lagerten die, die aus der Stadt geflohen waren.
Sie sah′n hinab auf Häuser und auf Türme
Und warnten nicht davor, in's Tal hinab zu fahren.
"Du Fremder kommst zu uns in schweren Zeiten,
Der schwarze Rauch dort,
Hat nichts Gutes zu bedeuten."

Die Stadt in der Sonne verhüllt ihr Gesicht.
Mit Ruß färbt sie schwarz die Moschee.
Die Stadt in der Sonne begreift es noch nicht,
Daß ihre Kinder sich nicht mehr versteh′n.

In unser'n Häusern sagte mir ein Mädchen,
Schlugen Granaten große Löcher in die Wände.
Und Stacheldraht zerteilt den alten Marktplatz,
In Kellern bau'n sich die Soldaten Unterstände.
Es spielen Kinder schon mit Holzgewehren,
Man lehrt sie früh das Hassen und Zerstören.

Die Stadt in der Sonne...

Man schwenkt die Fahnen, stirbt für seinen Glauben.
Es kämpfen Nachbarn plötzlich auf verschied′nen Seiten.
Und jeder spricht von Freiheit, die es wert sei,
Daß man die Stadt zerstört, um die sich beide streiten.
Die auf den Hügeln sehen zu voll Grauen
Und hoffen um so mehr bald wieder aufzubauen.

Die Stadt in der Sonne...

 


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[Regionalforum-Saar] heute abend online: Die vielen S prachen der Österreich-Ungarischen Monarchie

Date: 2023/11/15 10:05:09
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Jeden Mittwoch um 18 Uhr gibt es einen Vortrag über das Internet.
Dieses Mal wird unser Herr Günter Ofner die vielen Sprachen der
Österreich-Ungarischen Monarchie vorstellen.

15. November 2023, 18 Uhr
Die vielen Sprachen der Österreich-Ungarischen Monarchie
Muttersprachen, Umgangssprachen, Schriftsprachen, Literatursprachen,
Unterrichtssprachen, Bildungssprachen, Vorlesungssprachen, Amtssprachen,
Kommandosprachen, Dienstsprachen und Regimentssprachen
Vortragender: Günter OFNER
Bitte hier anmelden:
(https://us06web.zoom.us/meeting/register/tZwrd-2qqz8uEtcYi61Ke9WOLONNdtN0xQjJ)


Hier finden Sie alle bereits feststehenden Themen unseres 4. Jahreskurses
2023/2024 und die links zur Anmeldung bei Zoom.
(https://www.familia-austria.at/index.php/termine/1808-einladung-zum-4-virtuellen-jahreskurs-2023-2024-bei-familia-austria-vortraege-schulungen-und-analyseabende)

Die Teilnahme ist kostenlos und für alle interessierten Forscher, egal ob
sie Mitglieder unserer Familia Austria sind oder nicht, offen.
Bitte geben Sie diese Einladung an andere Interessierte, Vereine,
Mail-Listen, Foren usw. weiter.

Mit freundlichen Grüßen
Der Vereinsvorstand von Familia Austria
Elisabeth Brunner, Dr. Peter Haas, Günter Ofner, Angelika Schmalbach,
Gabriele Stark, Dr. Alexander Weber und Claudia Weck
https://www.familia-austria.at/

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[Regionalforum-Saar] Jahrbuch für westdeutsche Lan desgeschichte 48 (2022)

Date: 2023/11/17 18:52:15
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 48 (2022)

Erschienen Koblenz 2022:
Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz
Karmeliterstr. 1/3
56068 Koblenz

261 Seiten
Preis € 40
ISSN 0170-2025

Kontakt allgemein
Url www.landeshauptarchiv.de

Von Andrea Grosche-Bulla, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Landesarchivverwaltung RLP/Landeshauptarchiv Koblenz

Mit dem Jahrgang 48, 2022, des „Jahrbuchs für westdeutsche Landesgeschichte“ legen die Landesarchivverwaltungen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland nunmehr die zweite Ausgabe im neuen Format vor.

Eine inhaltliche wie auch optische Neuausrichtung war seit langem Desiderat; mit dem neuen Erscheinungsbild und einer konzeptionellen Überarbeitung wird diesem Umstand Rechnung getragen.

1975 erstmals erschienen, ist das „Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte“ das überregionale Publikationsorgan für alle Bereiche der Landesgeschichte im Raum Mittelrhein-Mosel-Saar und damit in etwa im Gebiet der heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland. Darüber hinaus versteht sich das Jahrbuch, unter angemessener Berücksichtigung der territorialen Gegebenheiten früherer Zeiten, schon immer als Forum der Kommunikation und des Austauschs landesgeschichtlicher Forschung auch jenseits der Westgrenze und nimmt damit auch die lothringische und luxemburgische Landesgeschichte in den Blick.

Sich der Ursprünge zu besinnen, spielte bei den Überlegungen zur Neukonzeption ebenso eine Rolle, wie neue Themenfelder zu erschließen. Unterstützt wird die Redaktion bei diesem Unterfangen von einer Schriftleitung, bestehend aus engagierten Landeshistorikerinnen und -historikern der Universitäten Mainz, Trier, Saarbrücken und Luxemburg, die in die entsprechenden Netzwerke eingebunden sind, um zusätzlich geeignete wissenschaftliche Beiträge für das Jahrbuch zu akquirieren. Davon profitiert bereits der aktuelle Band, wie das breite und vielfältige Themenspektrum zeigt.

Mit Unterstützung des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz konnte zudem die Digitalisierung des Jahrbuchs eingeleitet werden, die nach und nach die Nutzungsmöglichkeiten der bisher ausschließlich analog erschienenen Artikel verbessern wird.

Vor dem Hintergrund immer knapper werdender Ressourcen ist die Synergien erzeugende Zusammenarbeit mit anderen landesgeschichtlichen Institutionen – neben der erfolgten Profilschärfung – wesentlich für den Fortbestand des Jahrbuchs als einschlägige landesgeschichtliche Zeitschrift, davon sind die Herausgeber überzeugt. Ihr Dank gilt allen, die an dem vorliegenden Band mitgewirkt haben, dem eine interessierte Leserschaft zu wünschen ist.

Inhaltsverzeichnis

Artikel und Berichte

Elsbeth Andre: Editorial (S. 7)

Eduard Sebald: Die Kaiser oder doch „nur“ Balduin von Luxemburg? Überlegungen zur Stadtbaugeschichte Oberwesels (S. 9–25)

Felix Maskow: „Seine lieben Heimlichen und Getreuen“? Die Beziehungen der Ministerialen von Rüdesheim im Rheingau zum Mainzer Erzbischof im Hoch- und Spätmittelalter (S. 27–60)

Karl Solchenbach: Ein Blick zurück ins 16. Jahrhundert – Die erste Kartierung des Erzstifts Trier durch Arnold Mercator (S. 61–84)

Ingeborg Scholz: Das Kochbuch von Burg Namedy und seine Position im Wandel von Koch- und Würzgewohnheiten in der Frühen Neuzeit (S. 85–113)

Katharina Kreuzarek: Kriegsgräberstätten in Rheinland-Pfalz. Die Entwicklungen von 1870/1871 bis heute an ausgewählten Beispielen aus Rheinland-Pfalz (S. 115–134)

Jens Friedhoff: Nichts als eine zusammengestürzte Ruinenmasse? Die Burgruine Sayn im Kontext der Wiederentdeckung mittelalterlicher Burgen des Mittelrheingebiets im 19. Jh. (S. 135–157)

Pia Nordblom: "Doing a soldier's job on the soil of the enemy": Besatzungsherrschaften und ihre Perzeptionen an Rhein und Mosel in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (S. 159–173)

Christof Krieger: Winzernot und nationalsozialistische Weinmarktregelung. Der Weinbau an Mosel, Saar und Ruwer im organisatorischen Gefüge des "Reichsnährstands" (1933–1934) (S. 175–214)

Julia Tilentzidis: „Bloß weil ich ein Besatzungskind war!“ – Alltag und Erbe der "Volksgemeinschaft" im Spiegel des „Rheinlandbastards“ Erwin Rieger (S. 215–235)

Michael Röhrig: Krisenhafter Strukturwandel in den monostrukturellen Industriestädten Völklingen und Rüsselsheim in den 1960er bis 1990er Jahren (S. 237–260)

Zitation
Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 48 (2022). , In: H-Soz-Kult, 17.11.2023, <www.hsozkult.de/journal/id/z6ann-139972>.


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[Regionalforum-Saar] Ausstellung in Stuttgart "American Dreams - Ein neues Leben in den USA im Haus der Geschichte" (17.11.2023 - 28.07.2024)

Date: 2023/11/18 10:25:29
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

---------- Forwarded message ---------
From: Deutsch-Amerikanisches Zentrum <noreply(a)daz.org>
Date: Thu, Nov 16, 2023 at 11:45 AM
Subject: **American Dreams**Begleit- und Vermittlungsprogramm**DAZ Tip**
To: <sturm.gsp(a)gmail.com>



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Liebe Freundinnen und Freunde des DAZ,

vom Tellerwäscher zum Millionär - wer kennt ihn nicht, den Amerikanischen Traum? Seinen Ursprung hat er bereits in der Unabhängigkeitserklärung, die ein Recht auf Leben, Freiheit und Streben nach Glück verspricht. Bis heute macht der American Dream die USA zum Sehnsuchtsort, auch für Menschen aus Deutschland.

Heute Abend eröffnet die große Sonderausstellung American Dreams - Ein neues Leben in den USA im Haus der Geschichte (17.11.2023 - 28.07.2024). Mit rund 200 Objekten erzählt sie die Geschichte der Träume, Erfolge, Fehlschläge und Schicksale von Auswanderer*innen, die sich aus Südwestdeutschland nach Amerika aufmachten.
Begleitet wird die Ausstellung von einem vielfältigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm, das wir gemeinsam mit dem Haus der Geschichte geplant haben - von Vorträgen und Schulworkshops über musikalische Abende und Lesungen bis zum Beer Tasting. Mit diesen Programmen erkunden wir die Bedeutung des Amerikanischen Traums in all seinen Facetten und den Einfluss der deutschen Immigrant*innen auf die USA. Den Anfang machen unser digitales America Explained Special am 22.11. und ein Liederabend zu Woody Guthrie am 28.11.

Mehr Informationen zu unseren Programmen diese Woche finden Sie am Ende des Newsletters. Schauen Sie vorbei – wir freuen uns auf Sie!

Ihr DAZ Team

P.S.: Wir hören gerne von Ihnen – wenn Sie uns schreiben möchten, dann können Sie Ihre Antwort an info(a)daz.org schicken. Direkte Antworten an diesen Newsletter kommen nicht an, da er von einer sogenannten „No Reply“-Adresse verschickt wird.


Dear friends of the DAZ,

From rags to riches - who hasn't heard of the American Dream? It has its origins in the Declaration of Independence, which promises the right to life, liberty and the pursuit of happiness. To this day, the American Dream makes the USA a place of longing, also for people from Germany.

The major special exhibition American Dreams - A New Life in the USA opens tonight at the Haus der Geschichte (November 17, 2023 - July 28, 2024). With around 200 objects, it tells the story of the dreams, successes, failures and fates of emigrants who set off from Southwest Germany to America.
The exhibition is accompanied by a diverse program of events and educational programming that we have planned together with the Haus der Geschichte - from lectures and school workshops to musical evenings, readings and beer tastings. With these programs, we explore the meaning of the American Dream in all its facets and the influence of German immigrants on the USA. We start off with our digital America Explained Special on Nov. 22 and an evening about singer-songwriter Woody Guthrie on Nov 28.

More details on our upcoming programs this week are listed below. We’re looking forward to having you!

Your DAZ team

P.S.: We’d love to hear from you – if you’d like to contact us, please send an email to info(a)daz.org. Direct replies to this newsletter do not reach us as it is sent from a so-called “no reply”-address.


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Memory/Race/Nation
Memory/Race/Nation
The Politics of Modern Memorials
27.11., 19:00, Hospitalhof

Made for You and Me
Made for You and Me
NEAT Presents Songs and Texts about Woody Guthrie
28.11., 19:00, HdGBW

Let's Talk Politics - The American Dream
Let's Talk Politics - The American Dream
Panel Discussion with Q&A
29.11., 14:00, Zoom

What's Next?

17.11.2023 - 28.07.2024, 20:00, Haus der Geschichte BaWü
American Dreams: Ein neues Leben in den USA/A New Life in the USA

Veranstaltungsreihe/Event Series
As part of the special exhibition American Dreams – A New Life in the USA (November 17, 2023 – July 28, 2024), Haus der Geschichte Baden-Württemberg and DAZ Stuttgart are cooperating for the event and educational programming surrounding the exhibit.
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18.11., 10:00, DAZ

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[Regionalforum-Saar] Resquiescat in Pace.

Date: 2023/11/19 10:33:55
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

ich habe eben die traurige Nachricht erhalten, daß mein alter Freund Hermann Scheid aus Oberthal gestern abend im Alter von 95 Jahren gestorben ist.

Roland Geiger


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Re: [Regionalforum-Saar] Resquiescat in Pace.

Date: 2023/11/19 12:44:56
From: Friedrich . Denne <Friedrich.Denne(a)t-online.de>

Verdammt


Gesendet mit der Telekom Mail App

-- Original-Nachricht --

Von: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Betreff: [Regionalforum-Saar] Resquiescat in Pace.

Datum: 19.11.2023, 10:34 Uhr

An: regionalforum-saar(a)genealogy.net

Guten Morgen,

ich habe eben die traurige Nachricht erhalten, daß mein alter Freund Hermann Scheid aus Oberthal gestern abend im Alter von 95 Jahren gestorben ist.

Roland Geiger


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[Regionalforum-Saar] Aus Politik und Zeitgeschichte 73 (2023) 43-45

Date: 2023/11/19 21:52:06
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Aus Politik und Zeitgeschichte

Erschienen Bonn 2023:
Url https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/diskurskultur-2023/
Anzahl Seiten 56 S.
Preis kostenlos
ISSN 0479-611X


Aus Politik und Zeitgeschichte

Redaktion „Aus Politik und Zeitgeschichte“

Bundeszentrale für politische Bildung

Adenauerallee 86

53113 Bonn

 

Redaktion: Lorenz Abu Ayyash <lorenz.abu.ayyash(a)bpb.de> Anne-Sophie Friedel <anne-sophie.friedel(a)bpb.de> Jacob Hirsch (Volontär) <jacob.hirsch(a)bpb.de> Sascha Kneip <sascha.kneip(a)bpb.de> Johannes Piepenbrink <johannes.piepenbrink(a)bpb.de>

Von Jacob Hirsch

Für pluralistische Demokratien ist es keineswegs gleichgültig, ob unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen miteinander kommunizieren können oder nicht. Wer Bürgerinnen und Bürger als zentrale Legitimationsinstanzen in der Demokratie begreift, muss voraussetzen, dass sie gemeinsam über ihre konkurrierenden Auffassungen sprechen und streiten können – und sich gegebenenfalls vom besseren Argument der Gegenseite überzeugen lassen.

Doch steht es um die demokratische Diskurskultur derzeit nicht zum Besten. Während es sich Teile der Gesellschaft in Diskursblasen und Echokammern bequem gemacht haben, stellt sich ganz grundsätzlich die Frage nach dem Umgang mit Konflikten zwischen Meinungsfreiheit und diskriminierender Rede, dem „Canceln“ unliebsamer Positionen und der populistischen Infragestellung bislang geteilter Werte.

Inhaltsverzeichnis

Sascha Kneip
Editorial

Simone Jung, Victor Kempf
Krise und Kritik des verständigungsorientierten Diskurses

Cristina Lafont
Deliberative Demokratie nach der digitalen Transformation

Bernhard Pörksen
Die redaktionelle Gesellschaft. Eine konkrete Utopie für die digitale Diskurskultur

Elif Özmen
Wissenschaftliche Diskurskultur zwischen Freiheit und Politisierung

Ruth Wodak
Rechtspopulistische Diskursverschiebungen

Meron Mendel
In der Kampfzone. Rassismus, Antisemitismus und das Ringen um Deutungshoheit

René Pfister, Adrian Daub
Cancel Culture Revisited. Zwei Perspektiven


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[Regionalforum-Saar] Gefährliche Bilder. Milchfr auen, Lumpensammler und anderes Straßenvolk in der gro ßen Stadt

Date: 2023/11/19 21:53:41
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Autorin: Katharina Krause

Reihe Politiken der Sicherheit / Politics of Security
Erschienen Baden-Baden 2023: Nomos Verlag
Anzahl Seiten  411 S.
Preis € 94,00
ISBN 978-3-8487-7511-8

Rezensiert für H-Soz-Kult von  Jens Jäger, Historisches Institut, Universität zu Köln

Die Kunsthistorikerin Katharina Krause hat eine Monografie vorgelegt, die als elfter Band der Reihe „Politiken der Sicherheit“ erschienen ist. In der Reihe sind visuelle Zeugnisse bislang wenig präsent gewesen, obwohl die Wirkmächtigkeit von Bildern gerade in der Politik schon lange diskutiert wird – dort freilich eher in Zusammenhängen mit Propaganda, Öffentlichkeitsarbeit und der direkten politischen Auseinandersetzung. „Gefährliche Bilder“ wählt einen anderen Ansatz: Die Visualisierung der unteren Schichten, sei es als Gruppen oder Einzelpersonen, in grafischen Darstellungen wird in den Blick genommen, um zu fragen, welche Bilder „zur Stabilisierung der sozialen und politischen Verhältnisse oder auch zur Verstärkung der Veränderungsbereitschaft auf Seiten der […] Eliten“ (S. 13) beitrugen. Die Untersuchung befasst sich schwerpunktmäßig mit Druckgrafik aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei der Fokus auf Frankreich, namentlich Paris liegt. Einige Blicke werden bis zurück in die Frühe Neuzeit geworfen, vereinzelt auch fotografische Bilder angesprochen und die Anfänge der illustrierten Massenpresse thematisiert. Schufen diese Bilder Vorstellungen von „Sicherheit“ oder „Unsicherheit“ beziehungsweise wirkten sie bei den adressierten Personengruppen in die eine oder andere Richtung?

Die Analyse nutzt besonders ein Genre, das als „Cris de Paris“ (Kaufrufe) bekannt war, wenngleich es nicht auf Paris beschränkt war. Thema der Bilder und Bildserien, deren Ursprünge bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden können, waren die mobilen Gewerbe und Tätigkeiten. Gerahmt wird die Analyse durch ein längeres Kapitel über zeitgenössische Sichtweisen auf die Pariser Unterschicht, die in der Vorstellung von Bürgertum und Elite Nährboden der so genannten „gefährlichen Klassen“ waren, die als großer gesellschaftlicher Unsicherheitsfaktor galten und daher gerade im 19. Jahrhundert von den Obrigkeiten stets kritisch beäugt wurden.

Die „Cris“ entfalten jedoch kein Panorama der Unterschichten, sondern fokussieren sich auf eine spezifische Gruppe von Personen des ambulanten Gewerbes. Bestimmte Figuren wurden über zwei Jahrhunderte immer wieder bildlich repräsentiert – was Katharina Krause an einigen Beispielen auch sorgfältig herausarbeitet, wobei sie den Wandel der grafischen Techniken ebenso berücksichtigt, wie die Veränderungen im Adressatenkreis. Immerhin waren die Bilder vor allem Waren, die sich auf dem Markt behaupten mussten und daher vornehmlich mit Blick auf die Käufer und Käuferinnen produziert wurden. Daher reflektieren sie deren Geschmack und Bedürfnisse. Das ist zum Verständnis der Blätter sehr wichtig, denn sie sind eben keine „ethnografischen Dokumente“ oder Ergebnisse obrigkeitlicher Wissensproduktion (diese wird am Beispiel Londons im ersten Kapitel angesprochen und nochmals kurz im vierten Kapitel thematisiert). Was sie aber vermittelten, war eine urbane Ordnung, die sich über Typisierungen herstellen ließ. Das wiederum ist eine Technik, die verwirrende Vielfalt des Straßenlebens zu ordnen und somit zu verstehen, was in einem nächsten Schritt auch die Möglichkeiten obrigkeitlicher oder zivilgesellschaftlicher Intervention eröffnen kann.

Die „Cris de Paris“ und verwandte Darstellungen gehören somit nicht zu den „gefährlichen Bildern“, ließe sich vermuten. Vielmehr komme ihnen eine stabilisierende Funktion zu (vgl. S. 233 ff.).

Die potenziell destabilisierende Funktion, das heißt die Möglichkeit, dass Bilder Unsicherheit hervorrufen könnten, verortet Katharina Krause eher bei Darstellungen, die agitatorische Zwecke besaßen (wie zum Beispiel Karikaturen), in der unzensierten Presse erschienen oder auch soziale Probleme visualisierten. Hier entwickelt die Autorin systematisch die Frage, wie Bilder wirkmächtig werden können (S. 329 ff.), wobei sie sich jedoch auf den Zeitraum von etwa 1820-1850 konzentriert. Anders als etwa in Horst Bredekamps Bildakttheorie formuliert, plädiert Krause dafür, nicht dem Bild selbst Wirkmacht zuzuschreiben, sondern vor allem die obrigkeitlichen Reaktionen oder Überlegungen zu betrachten. Sorge um das subversive Potenzial von Bildern entstand zeitgenössisch, wenn Bilder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich wurden, sehr schnell produziert werden konnten; dass sie vor allem Gefühle ansprachen – und gerade den unteren Klassen wurde ja unterstellt, emotional zu reagieren – sowie allzu rasch rezipiert würden, also zu spontanem Handeln anregten.

Katharina Krause gelingt eine empirisch gesättigte visuelle Analyse, die vor allem durch die kunsthistorische Expertise überzeugt. Fast nebenbei werden die zeitgenössischen Kriterien für Authentizität transparent gemacht und diskutiert (vgl. S. 286 ff.). Obwohl die Bilder als Zeugnisse von Augenzeugenschaft markiert waren und auf Skizzen basierten, die vor Ort angefertigt worden waren, wurden sie eher als wahrheitsgemäße Darstellung gehandelt. Notwendig war dazu auch eine Vervielfältigungstechnik, die diesen Eindruck unterstrich. Die Reproduktionen in dem Band ermöglichen es, der Argumentation zu folgen. Etwas schwieriger gestaltet sich dies bei den längeren französischen Quellenzitaten, die unübersetzt sind und daher nur den Lesern und Leserinnen mit entsprechender Sprachkompetenz helfen. Kaum in den Blick geraten indes die Sicherheitsorgane, die gerade in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in eine Phase intensiver Reform eintraten. Das gilt besonders für Frankreich und Paris, und die 1829 gegründete Metropolitan Police in London gilt als erste „moderne“ Polizei überhaupt.

Insgesamt handelt es sich bei „Gefährliche Bilder“ um eine anregende Studie, die dem Themenkomplex Sicherheit und Visualität vor Beginn des eigentlichen massenmedialen Zeitalters im späten 19. Jahrhundert interessante Impulse zu geben vermag.

Zitation

Jens Jäger, Rezension zu: Krause, Katharina: Gefährliche Bilder. Milchfrauen, Lumpensammler und anderes Straßenvolk in der großen Stadt. Baden-Baden 2023 , ISBN 978-3-8487-7511-8, In: H-Soz-Kult, 20.11.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135351>.


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[Regionalforum-Saar] Abmeldungen?

Date: 2023/11/20 20:14:05
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

wurde jemand von Euch mit dieser Anfrage angeschrieben:

"Bitte um Rückbestätigung der Kündigung der Mailingliste
Regionalforum-Saar!"

Bitte um Mitteilung falls.

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Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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Roland Geiger
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Re: [Regionalforum-Saar] Abmeldungen?

Date: 2023/11/21 07:41:39
From: Werner Habicht via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen Roland,

Werner hat derartiges nicht bekommen.

Liebe  Grüße
Brigitte


 
Von: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Gesendet: 20.11.2023 20:14
An: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Betreff: [Regionalforum-Saar] Abmeldungen?
 

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Re: [Regionalforum-Saar] Abmeldungen?

Date: 2023/11/21 07:45:46
From: Werner Habicht via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen Roland,

Werner hat derartiges nicht bekommen.

Liebe Grüße
Brigitte Habicht


 
Von: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Gesendet: 20.11.2023 20:14
An: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Betreff: [Regionalforum-Saar] Abmeldungen?
 

Guten Abend,

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Re: [Regionalforum-Saar] Abmeldungen?

Date: 2023/11/21 07:48:29
From: Werner Habicht via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo Roland,

Werner hat doch eine Mitteilung von diesem Regionalforum bekommen.

Gruß Brigitte

 
Von: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Gesendet: 20.11.2023 20:14
An: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Betreff: [Regionalforum-Saar] Abmeldungen?
 

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[Regionalforum-Saar] Fwd: Watch Online: “Te xt Mining America’s German-Language Newspapers, 1830 –1914”

Date: 2023/11/21 23:37:05
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Watch Online: “Text Mining America’s German-Language Newspapers, 1830–1914”
Datum: Tue, 21 Nov 2023 21:30:28 +0000
Von: 'Antje Petty' via Max Kade Institute Email List <mkifriends(a)g-groups.wisc.edu>
Antwort an: Antje Petty <apetty(a)wisc.edu>
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[Regionalforum-Saar] Buchbesprechung "Deutsche in Amerika"

Date: 2023/11/21 23:56:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Germans in America. A Concise History

Sprache: Englisch

Autor: Walter Kamphoefner
Reihe American Ways
Erschienen Washington DC 2021: Rowman & Littlefield
Anzahl Seiten 310 S.
Preis $ 38.00
ISBN 978-1-4422-6497-7


Rezensiert von Simone Wegge, College of Staten Island und Graduate Center, City University of New York
(übersetzt mit Dr. Googles Hilfe)

Über den Autor Kamphoefner siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_D._Kamphoefner


Walter Kamphoefner hat ein wichtiges neues Buch über deutsche Einwanderer in den USA herausgebracht, das sich auf viele aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse sowie auf seine eigene umfangreiche Forschung zur deutschen Einwanderung in die USA und auf die deutsch-amerikanische Erfahrung stützt. Es ist eine aktualisierte Geschichte der Deutsch-Amerikaner und notwendige Lektüre für jeden, der sich dafür interessiert, warum Deutsche nach Nordamerika zogen, wie sie sich daran gewöhnten und wie es ihren Kindern und Enkeln aus politischer, wirtschaftlicher und kultureller Sicht in den USA erging.

Die Monographie ist in zwölf Kapitel gegliedert, wobei das erste Kapitel das 17. und 18. Jahrhundert und das letzte Kapitel das 20. Jahrhundert abdeckt. In der Mitte befinden sich zehn Kapitel, die sich auf das 19. Jahrhundert konzentrieren.

Mein Lieblingskapitel ist möglicherweise Kapitel 3, „Deutsche Siedlungsmuster im Amerika des 19. Jahrhunderts“. Kamphoefner bindet in seine Analyse ein, was deutsche Einwanderer zu Hause über die USA und ihre Umzugsentscheidung geschrieben haben. Kamphoefners tiefes Wissen und seine wissenschaftliche Arbeit mit Migrantenbriefen kommen hier voll zur Geltung.[1] Eine der faszinierendsten und wirkungsvollsten Behauptungen in diesem Kapitel ist, dass nach etwa 1840 und nachdem sich eine beträchtliche Anzahl von Deutschen in den USA niedergelassen hatte, Auswanderungsgesellschaften, Reiseführer für Auswanderer und Kolonisierungsbemühungen kaum Einfluss darauf hatten, wo sich deutsche Einwanderer in den USA niederließen. US-Auswanderer waren aufgrund unvollständiger Informationen gezwungen, Entscheidungen darüber zu treffen, wann sie ausreisen und wohin sie gehen sollten. Um verschiedene Risiken zu reduzieren, wandten sie sich meist an ihre Netzwerke aus Familienmitgliedern und Freunden, von denen einige bereits ausgewandert waren und andere in der Heimat Zugang zu einem neuen Brief aus Amerika hatten. In diesem Zeitalter rudimentärer Kommunikation, vor 1870, vertrauten deutsche Einwanderer viel mehr auf die Meinungen derjenigen in ihren persönlichen Netzwerken als auf Regierungsbeamte, Schiffsagenten, Kolonisatoren, Autoren und Journalisten. Aus dem Studium Tausender Briefe weiß Kamphoefner, worüber er schreibt, und er erklärt, dass man in den Briefen deutlich sehen kann, was den Einwanderern wichtig war – nämlich die Ansichten der Menschen, die sie kannten, und eigentlich nichts anderes.

Solche Erkenntnisse haben das Gebiet der deutsch-amerikanischen Einwanderung und allgemein der Migrationsforschung des 19. Jahrhunderts vorangetrieben. Das Verständnis der Mechanismen der Kettenmigration und persönlicher Netzwerke und ihrer Bedeutung für den Ort, an dem sich Menschen niederließen und wie sie ihren Lebensunterhalt in den USA verdienten, wurde in früheren bahnbrechenden Arbeiten über deutsche Auswanderer wie denen von Mack Walker und Günter Moltmann nicht vollständig verstanden.[2] Sehr wichtig ist, dass Walter Kamphoefner und sein Co-Autor Wolfgang Helbich durch das Studium von Briefen zusammen mit einer Vielzahl von Wissenschaftlern wie Charlotte Erickson, David Fitzpatrick, David Gerber, Suzanne Sinke und anderen eine Rolle bei der Weiterentwicklung der Einwanderungsgeschichte gespielt haben.[ 3]

Obwohl wir aus den Briefen von Einwanderern viel gelernt haben, dürfen wir nicht vergessen, dass nicht jeder Einwanderer geschrieben hat. Wir wissen also nicht viel über diejenigen, die nicht geschrieben haben. Daher gibt es bei der Untersuchung von Einwandererbriefen eine gewisse Auswahlverzerrung, die nicht völlig ignoriert werden kann. Wer waren die Einwanderer, die nicht schrieben? Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Analphabeten, Menschen mit schwächeren Bindungen zur Familie, Menschen, die verschwinden wollten (z. B. Kriminelle) oder die nicht wollten, dass ihre Familie zu ihnen kam, Menschen, die den Erwartungen der Familie noch nicht entsprochen hatten, und Menschen, die früh starben Ankunft.

Kapitel 4 befasst sich mit den religiösen Praktiken und Identitäten der Deutsch-Amerikaner und ihren Verbindungen zu Sprache und Schule. Deutsch-Amerikaner waren in ihren religiösen Praktiken so heterogen, dass „religiöse Vielfalt oft ein Hindernis für die deutsche ethnische Identität und Solidarität war“ (S. 75). Die meisten deutschen Einwanderer gehörten entweder einer katholischen, evangelischen oder lutherischen Kirche an. Die religiöse Praxis beeinflusste den Lehrplan vieler Deutsch-Amerikaner, und die verschiedenen Religionsgruppen schufen verschiedene soziale Dienste und Schulen, um ihren jeweiligen Gemeinschaften zu dienen. Für katholische Deutsche war es schwieriger, ihre Sprache beizubehalten, da die katholischen Messen auf Latein abgehalten wurden und die katholischen Kirchen Gemeindemitglieder unterschiedlicher ethnischer Herkunft betreuen mussten. Die Diskussion der deutschen Sprache wird in Kapitel 5 fortgesetzt, indem Kamphoefner eine Vielzahl deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften beschreibt. In Teilen der USA war es für deutsche Einwanderer während eines Großteils des 19. Jahrhunderts möglich, in einer deutschsprachigen Blase zu leben. Der Autor geht auch auf andere Kultureinrichtungen wie Turnvereine, Gesangsgruppen und Bands ein. Deutsche Einwanderer machten einen übergroßen Anteil der professionellen Musiker in den USA aus.

In den Kapiteln 6 und 7 geht es um die Spuren deutscher Einwanderer und ihrer Nachkommen in der US-Wirtschaft. Neben dem großen Hunger nach Landbesitz, den viele deutsche Einwanderer verspürten und der sie zum Aufbau großer Farmen veranlasste, prägten Deutsch-Amerikaner auch einige Industriezweige, darunter die Herstellung von Musikinstrumenten, das Brauwesen sowie die Verarbeitung von Wurst und anderen Schweinefleischprodukten , Zigarrenherstellung und andere. Deutsche Frauen leisteten auf vielfältige Weise einen Beitrag, der über das stereotype Trio „Kinder, Küche und Kirche“ hinausging. Viele waren mit der Bewirtschaftung einer Familienfarm beschäftigt, andere arbeiteten als Hausangestellte und Hebammen. Einige junge deutsche Frauen arbeiteten in städtischen Gebieten, um ihren Familien beim Kauf von mehr Land zu helfen.

Weitere Kapitel widmen sich dem Studium der Politik, insbesondere der Rolle der Deutsch-Amerikaner im Bürgerkrieg und in der amerikanischen Politik im Allgemeinen; In einem Kapitel werden sogar deutsche politische Dissidenten behandelt. Kapitel 11 beschreibt den Ersten Weltkrieg: Deutsch-Amerikaner dienten im US-Militär zu etwas geringeren Löhnen als der Durchschnitt, aber zu höheren
Löhnen als einige andere ethnische Gruppen; Der Krieg wirkte sich nachteilig auf die deutsche Sprache und Kultur in den USA aus, der Autor beschreibt dies jedoch als „lediglich beschleunigte Tendenzen, die bereits im Gange waren“ (S. 261). Deutsch-Amerikaner haben sich seitdem weitgehend in die Mainstream-Kultur der USA integriert, und Kapitel 12 liefert einen Bericht darüber. Eine andere Möglichkeit, dies zu sehen, beruht auf der Schlussfolgerung des Autors, dass „die Beständigkeit der deutschen Sprache und Kultur über 350 Jahre in Amerika in der Tat beeindruckend war“ (S. 275).

Der Autor deckt in diesem Buch viele Themen ab. Kamphoefner ist in der Lage, akademische Forschung einzubeziehen und sie der größeren Welt außerhalb der Wissenschaft zugänglich zu machen, insbesondere denjenigen, die sich für den US-Bürgerkrieg, Genealogie, deutsche Ethnizität und Einwanderung interessieren. Daher ist „Deutsche in Amerika: Eine prägnante Geschichte“ sowohl für Wissenschaftler als auch für allgemeine Leser wertvoll. Walter Kamphoefner hat seine Begabung zum Geschichtenerzählen, sein Fachwissen in Migrantenbriefen sowie sein Wissen über Deutschland und die deutsche Kultur sowie quantitative Daten genutzt, um die Geschichte deutscher Einwanderer über vier Jahrhunderte hinweg zu erzählen: Er beschreibt, wie Deutsche sich zur Auswanderung entschieden, wo sie sich niederließen und wie Sie haben ihren Lebensunterhalt verdient, wie sie ihr Leben in den USA gelebt haben, wie sie ihr deutsch-amerikanisches Erbe zum Ausdruck gebracht und geschätzt haben und wie die deutsche Sprache und Kultur in den USA auf der Strecke geblieben sind. Es ist eine wichtige Geschichte, die es zu erzählen gilt und die dokumentiert werden muss. Vor allem angesichts der Tatsache, dass bis vor einigen Jahren mehr US-Bürger ihre Wurzeln im deutschsprachigen Raum hatten als in irgendeinem anderen Gebiet der Welt.

Anmerkungen:
[1] Über seine Partnerschaft mit dem verstorbenen Wolfgang Helbich und deren umfangreiche Arbeit zu deutschen Einwandererbriefen kann man hier nachlesen: http://www.auswandererbriefe.de/sammlung.html (08.11.2023).
[2] Günter Moltmann (Hrsg.), Deutsche Amerikaauswanderung im 19. Jahrhundert, Stuttgart 1976; Mack Walker, Deutschland und die Emigration, 1816–1885, Cambridge/MA 1964.
[3] Siehe Marcelo J. Borges / Sonia Cancian, Reconsidering the migrant Letter: from the experience of migrants to the language of migrants, in: History of the Family 21 (2016), S. 281–290; Wolfgang Helbich, Deutsche Forschung zur deutschen Auswanderung in die USA, in: Amerikastudien 54 (2009), S. 383–404.


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[Regionalforum-Saar] Abschied von Hermann Scheid (1928-2013)

Date: 2023/11/22 13:51:18
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Nachmittag,

heute erschienen in der Saarbrücker Zeitung zwei Traueranzeigen für Hermann Scheid, eine von der Gemeinde Nohfelden, eine seitens der Familie.

=> https://saarbruecker-zeitung.trauer.de/traueranzeige/hermann-scheid-1928

Die Trauerfeier findet am Samstag, 25. November 2023, um 14 Uhr in der Abteikirche Tholey statt, die Beerdigung an einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis.

--
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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[Regionalforum-Saar] gibts leider nur auf Englisch: A merica’s German-Language Newspapers,1830–1914

Date: 2023/11/22 17:57:16
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Betreff: Watch Online: “Text Mining America’s German-Language Newspapers, 1830–1914”
Datum: Tue, 21 Nov 2023 21:30:28 +0000
Von: 'Antje Petty' via Max Kade Institute Email List <mkifriends(a)g-groups.wisc.edu>
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[Regionalforum-Saar] Angebot zur Subskription

Date: 2023/11/23 12:47:20
From: Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Bekannte sowie Interessentinnen und Interessenten an der Lokal- und Regionalgeschichte!

Sie hatten/Du hattest meine Publikation "Verwirrende Wege" auf Grund des damaligen Subskriptionsangebotes bestellt und ich hoffe, dass die Darstellung Sie/Dich überzeugte. 

Mit der Darstellung

„Das Andere Deutschland“ in Ottweiler und im Saargebiet

VERGESSENE ANTIFASCHISTEN – VERDRÄNGTE EUTHANASIE-OPFER

Politisches Engagement gegen Hitler-Deutschland - Lebenswege von Euthanasie-Opfern

schließe ich meine Darstellung zur Lokalgeschichte Ottweilers im 20. Jahrhundert ab. Ihre Abfassung verdankt sich der Entscheidung des Ottweiler Stadtrates 2013, die an NS-Größen bereits 1933 verliehenen Ehrenbürgerschaften symbolisch abzuerkennen und für alle Verfolgten "Stolpersteine" in Ottweiler zu verlegen.

Die äußere Form entspricht den beiden vorangegangenen Büchern ("Seid vorsichtig mit der Obrigkeit...! Beitrag zur Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers" - "Verwirrende Wege - Ottweiler 1918/19 - 1956 - Entstehung, Zerschlagung und Neuaufbau demokratischer Strukturen"); das Buch umfasst insgesamt 580 Seiten.

Wie bei der letzten Publikation unterbreite ich den Vorschlag zur verbindlichen Subskription. Der Subskriptionspreis beträgt € 28,00 - der spätere Verkaufspreis € 33,00; das Buch kann nach Erscheinen bei mir abgeholt werden; bei Versand erhöht sich der Preis um € 6,00 für Porto/Verpackung. Als Erscheinungstermin ist der Dezember 2023/Januar 2024 ins Auge gefasst.

     Sollte der Wunsch nach weiteren Informationen bestehen, so schreiben Sie / schreibe mir bitte. Ich lasse Interessenten gerne die Abbildung des Covers, das Inhaltsverzeichnisses und das Grußwort des Ottweiler Bürgermeisters Holger Schäfer zukommen. Diese Unterlagen

     vermitteln die Gewissheit, dass die Darstellung sich nicht nur auf Ottweiler bezieht, sondern deutlich darüber hinausgreift.

In Erwartung Ihrer/Deiner Rückmeldung verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Hans-Joachim Hoffmann



Re: [Regionalforum-Saar] Angebot zur Subskription

Date: 2023/11/23 16:42:25
From: stephanfriedrich58(a)t-online.de <stephanfriedrich58(a)t-online.de>

Hallo Hans-Joachim,

 

vielen Dank für die Info zu dem Buch. Das ist im Grunde das, an dem ich für Spiesen-Elversberg auch arbeite. Vor drei Jahren ging ich von einem Euthanasieopfer für unseren Ort aus, doch inzwischen bin ich bei 21 Opfern und habe eine Liste von über 150 Menschen, die ebenfalls unter den Nazis litten oder Widerstand geleistet haben. Da ich noch an einem anderen Projekt arbeite, wird es dauern.

 

Da gibt es noch viel zu tun. Ich möchte natürlich ein Exemplar Deines Buches haben.

 

Herzliche Grüße

 

Stephan

 

P.S. Noch einen Gruß von Deinem ehemaligen Schüler Jannik Rosinus, der ja in Spiesen bei der Gemeinde - unter Anderem im Kulturbereich - arbeitet. Er was sich nicht sicher, ob Du ihn noch kennst.

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: [Regionalforum-Saar] Angebot zur Subskription

Datum: 2023-11-23T12:57:25+0100

Von: "Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

An: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

 

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Bekannte sowie Interessentinnen und Interessenten an der Lokal- und Regionalgeschichte!

Sie hatten/Du hattest meine Publikation "Verwirrende Wege" auf Grund des damaligen Subskriptionsangebotes bestellt und ich hoffe, dass die Darstellung Sie/Dich überzeugte. 

Mit der Darstellung

 

„Das Andere Deutschland“ in Ottweiler und im Saargebiet

VERGESSENE ANTIFASCHISTEN – VERDRÄNGTE EUTHANASIE-OPFER

Politisches Engagement gegen Hitler-Deutschland - Lebenswege von Euthanasie-Opfern

schließe ich meine Darstellung zur Lokalgeschichte Ottweilers im 20. Jahrhundert ab. Ihre Abfassung verdankt sich der Entscheidung des Ottweiler Stadtrates 2013, die an NS-Größen bereits 1933 verliehenen Ehrenbürgerschaften symbolisch abzuerkennen und für alle Verfolgten "Stolpersteine" in Ottweiler zu verlegen.

Die äußere Form entspricht den beiden vorangegangenen Büchern ("Seid vorsichtig mit der Obrigkeit...! Beitrag zur Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers" - "Verwirrende Wege - Ottweiler 1918/19 - 1956 - Entstehung, Zerschlagung und Neuaufbau demokratischer Strukturen"); das Buch umfasst insgesamt 580 Seiten.

Wie bei der letzten Publikation unterbreite ich den Vorschlag zur verbindlichen Subskription. Der Subskriptionspreis beträgt € 28,00 - der spätere Verkaufspreis € 33,00; das Buch kann nach Erscheinen bei mir abgeholt werden; bei Versand erhöht sich der Preis um € 6,00 für Porto/Verpackung. Als Erscheinungstermin ist der Dezember 2023/Januar 2024 ins Auge gefasst.

     Sollte der Wunsch nach weiteren Informationen bestehen, so schreiben Sie / schreibe mir bitte. Ich lasse Interessenten gerne die Abbildung des Covers, das Inhaltsverzeichnisses und das Grußwort des Ottweiler Bürgermeisters Holger Schäfer zukommen. Diese Unterlagen

     vermitteln die Gewissheit, dass die Darstellung sich nicht nur auf Ottweiler bezieht, sondern deutlich darüber hinausgreift.

In Erwartung Ihrer/Deiner Rückmeldung verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Hans-Joachim Hoffmann





Re: [Regionalforum-Saar] Angebot zur Subskription

Date: 2023/11/23 17:27:42
From: stephanfriedrich58(a)t-online.de <stephanfriedrich58(a)t-online.de>

Hallo Hans-Joachim,

 

vielen Dank für die Info zu dem Buch. Das ist im Grunde das, an dem ich für Spiesen-Elversberg auch arbeite. Vor drei Jahren ging ich von einem Euthanasieopfer für unseren Ort aus, doch inzwischen bin ich bei 21 Opfern und habe eine Liste von über 150 Menschen, die ebenfalls unter den Nazis litten oder Widerstand geleistet haben. Da ich noch an einem anderen Projekt arbeite, wird es dauern.

 

Da gibt es noch viel zu tun. Ich möchte natürlich ein Exemplar Deines Buches haben.

 

Herzliche Grüße

 

Stephan

 

P.S. Noch einen Gruß von Deinem ehemaligen Schüler Jannik Rosinus, der ja in Spiesen bei der Gemeinde - unter Anderem im Kulturbereich - arbeitet. Er was sich nicht sicher, ob Du ihn noch kennst.

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: [Regionalforum-Saar] Angebot zur Subskription

Datum: 2023-11-23T12:57:25+0100

Von: "Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

An: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

 

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Bekannte sowie Interessentinnen und Interessenten an der Lokal- und Regionalgeschichte!

Sie hatten/Du hattest meine Publikation "Verwirrende Wege" auf Grund des damaligen Subskriptionsangebotes bestellt und ich hoffe, dass die Darstellung Sie/Dich überzeugte. 

Mit der Darstellung

 

„Das Andere Deutschland“ in Ottweiler und im Saargebiet

VERGESSENE ANTIFASCHISTEN – VERDRÄNGTE EUTHANASIE-OPFER

Politisches Engagement gegen Hitler-Deutschland - Lebenswege von Euthanasie-Opfern

schließe ich meine Darstellung zur Lokalgeschichte Ottweilers im 20. Jahrhundert ab. Ihre Abfassung verdankt sich der Entscheidung des Ottweiler Stadtrates 2013, die an NS-Größen bereits 1933 verliehenen Ehrenbürgerschaften symbolisch abzuerkennen und für alle Verfolgten "Stolpersteine" in Ottweiler zu verlegen.

Die äußere Form entspricht den beiden vorangegangenen Büchern ("Seid vorsichtig mit der Obrigkeit...! Beitrag zur Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers" - "Verwirrende Wege - Ottweiler 1918/19 - 1956 - Entstehung, Zerschlagung und Neuaufbau demokratischer Strukturen"); das Buch umfasst insgesamt 580 Seiten.

Wie bei der letzten Publikation unterbreite ich den Vorschlag zur verbindlichen Subskription. Der Subskriptionspreis beträgt € 28,00 - der spätere Verkaufspreis € 33,00; das Buch kann nach Erscheinen bei mir abgeholt werden; bei Versand erhöht sich der Preis um € 6,00 für Porto/Verpackung. Als Erscheinungstermin ist der Dezember 2023/Januar 2024 ins Auge gefasst.

     Sollte der Wunsch nach weiteren Informationen bestehen, so schreiben Sie / schreibe mir bitte. Ich lasse Interessenten gerne die Abbildung des Covers, das Inhaltsverzeichnisses und das Grußwort des Ottweiler Bürgermeisters Holger Schäfer zukommen. Diese Unterlagen

     vermitteln die Gewissheit, dass die Darstellung sich nicht nur auf Ottweiler bezieht, sondern deutlich darüber hinausgreift.

In Erwartung Ihrer/Deiner Rückmeldung verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Hans-Joachim Hoffmann





[Regionalforum-Saar] McCarthy und Schwarzrock

Date: 2023/11/25 10:11:29
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Title: DAI Newsletter
-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: DAI Newsletter
Datum: Sat, 25 Nov 2023 08:59:30 +0000
Von: DAI <kontakt(a)dai-saarland.de>
Antwort an: DAI <kontakt(a)dai-saarland.de>
An: alsfassen(a)web.de


See you at our events!

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Dear Friends,
Wir wünschen euch nachträglich ein Happy Thanksgiving!
In der nächsten Woche gibt es zwei spannende Veranstaltungen für euch, unter anderem aus der Reihe Der amerikanische Romanautor Cormac McCarthy.

Der amerikanische Romanautor Cormac McCarthy
Die Romankunst Cormac McCarthys und ihre Verwurzelung in der Kultur der sechziger Jahre
Dienstag, 28.11.2023

18:30 Uhr
Online auf Zoom
 
Cormac McCarthy gilt als einer der wichtigsten Autoren der amerikanischen Literatur der letzten 40 Jahre. Er wurde mit dem Pulitzer Preis und dem National Book Award ausgezeichnet.

Meeting-ID: 880 0906 7967

Referent: Prof Dr. Peter Wagner

Gefördert durch: Auswärtiges Amt

Schwarzrock – Das Leben des Indianermissionars Joseph Jene
Mittwoch, 29.11.2023
19:00 Uhr
vhs-Zentrum Saarbrücken, Saal 1

 

Der Lebensweg des aus dem saarländischen Wustweiler stammenden Priesters und Missionars Joseph Jeneführte 1933 zu den von der Welt vergessenen Sioux in South Dakota und in das Spannungsfeld zwischen indianischer Tradition, Kulturverlust und der Notwendigkeit, die Menschen auf vielfältige Weise zu unterstützen

Der Vortrag befasst sich mit Jenes Begegnungen mit den alten Kriegern und Häuptlingen, herausragenden Persönlichkeiten wie Nicolas Black Elk, dem „heiligen Mann“ der Sioux, und dem Missionar Eugen Buechel und dessen Forschungen zur Rettung indigener Sprache und Kultur.

Viele Fotografien aus Jenes Nachlass dokumentieren das Leben auf der Cheyenne River Reservation und seine Bemühungen, den Menschen spirituell und materiell aus ihrem Elend zu helfen und ihnen den Respekt entgegenzubringen, den sie verdienen.

Referent: Stefan Friedrich

Kooperationspartner: vhs Regionalverband Saarbrücken

Gefördert durch: Auswärtiges Amt

Hinweis: Einige unserer Veranstaltungen werden nun zusätzlich zur Zoom-Veranstaltung auch auf unserer Facebookseite gestreamt. Wenn Sie am Zoom-Meeting teilnehmen, sind unter Umständen Ihr Name und Ihr Video auch auf Facebook zu sehen. Es steht Ihnen natürlich frei, Ihren Namen zu ändern und/oder ohne Videoübertragung teilzunehmen. Infos hierzu auch auf unserer Website unter Aktuelles.
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[Regionalforum-Saar] Fwd: Hiwwe wie Driwwe: Die Reise zum Buch 2024

Date: 2023/11/25 22:06:04
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Hiwwe wie Driwwe: Die Reise zum Buch 2024
Datum: Sat, 25 Nov 2023 17:46:04 +0100 (CET)
Von: michael-werner(a)t-online.de <michael-werner(a)t-online.de>
Antwort an: michael-werner(a)t-online.de <michael-werner(a)t-online.de>
An: Werner, Dr. Michael <michael-werner(a)t-online.de>
 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

 

endlich ist es so weit:

 

Nachdem es seit mehr als 25 Jahren die Zeitung "Hiwwe wie Driwwe" gibt und in jüngerer Zeit der Film "Hiwwe wie Driwwe - Pfälzisch in Amerika" (2019) und das Buch "Hiwwe wie Driwwe - Der Pennsylvania ReiseVERführer" (2021) erschienen sind, wird es 2024 erstmals eine Gruppenreise ins Pennsylvania Dutch Country geben, an der ich auch selbst als Reiseführer teilnehme.

 

Sie hatten das Crowdfunding des Pennsylvania ReiseVERführers finanziell unterstützt.

Dafür möchte ich mich noch einmal herzlich bedanken.

 

Jetzt freue ich mich sehr, dass es im kommenden Jahr endlich die Reise zum Buch geben wird.

Veranstalter sind die Fränkischen Nachrichten, die zur Gruppe des Mannheimer Morgen gehören.

 

Vielleicht sind Sie ja bei diesem Trip von "hiwwe" nach "driwwe" dabei? Ich würde mich freuen.

Für Rückfragen stehe ich sehr gerne zur Verfügung.

 

Ihr

Michael Werner

 

P.S. Sehr gerne können Sie diese Mail auch an Freunde und Bekannte weiterleiten. Ich würde mich auch darüber sehr freuen.

 

Folder Pennsylvania-Reise 2024

https://hiwwewiedriwwe.files.wordpress.com/2023/10/usa-amish2024_fn-reisen_09222.pdf

 

Anmeldeformular Pennsylvania-Reise 2024

https://hiwwewiedriwwe.files.wordpress.com/2023/10/anmeldung-amish2024_fn-reisen_drmw.pdf

 



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Re: [Regionalforum-Saar] Fwd: Hiwwe wie Driwwe: Die Reise zum Buch 2024

Date: 2023/11/26 13:34:58
From: Friedrich . Denne <Friedrich.Denne(a)t-online.de>




Gesendet mit der Telekom Mail App

-- Original-Nachricht --

Von: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Betreff: [Regionalforum-Saar] Fwd: Hiwwe wie Driwwe: Die Reise zum Buch 2024

Datum: 25.11.2023, 22:16 Uhr

An: regionalforum-saar(a)genealogy.net

-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Hiwwe wie Driwwe: Die Reise zum Buch 2024
Datum: Sat, 25 Nov 2023 17:46:04 +0100 (CET)
Von: michael-werner(a)t-online.de <michael-werner(a)t-online.de>
Antwort an: michael-werner(a)t-online.de <michael-werner(a)t-online.de>
An: Werner, Dr. Michael <michael-werner(a)t-online.de>
 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

 

endlich ist es so weit:

 

Nachdem es seit mehr als 25 Jahren die Zeitung "Hiwwe wie Driwwe" gibt und in jüngerer Zeit der Film "Hiwwe wie Driwwe - Pfälzisch in Amerika" (2019) und das Buch "Hiwwe wie Driwwe - Der Pennsylvania ReiseVERführer" (2021) erschienen sind, wird es 2024 erstmals eine Gruppenreise ins Pennsylvania Dutch Country geben, an der ich auch selbst als Reiseführer teilnehme.

 

Sie hatten das Crowdfunding des Pennsylvania ReiseVERführers finanziell unterstützt.

Dafür möchte ich mich noch einmal herzlich bedanken.

 

Jetzt freue ich mich sehr, dass es im kommenden Jahr endlich die Reise zum Buch geben wird.

Veranstalter sind die Fränkischen Nachrichten, die zur Gruppe des Mannheimer Morgen gehören.

 

Vielleicht sind Sie ja bei diesem Trip von "hiwwe" nach "driwwe" dabei? Ich würde mich freuen.

Für Rückfragen stehe ich sehr gerne zur Verfügung.

 

Ihr

Michael Werner

 

P.S. Sehr gerne können Sie diese Mail auch an Freunde und Bekannte weiterleiten. Ich würde mich auch darüber sehr freuen.

 

Folder Pennsylvania-Reise 2024

https://hiwwewiedriwwe.files.wordpress.com/2023/10/usa-amish2024_fn-reisen_09222.pdf

 

Anmeldeformular Pennsylvania-Reise 2024

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https://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar

[Regionalforum-Saar] Der Steinwall auf dem Momberge bei Gronig.

Date: 2023/11/27 22:49:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Der Steinwall auf dem Momberge bei Gronig.
Quelle: Wochenblatt für die Kreise St. Wendel und Ottweiler, Nr. 3, 20.01.1844.

Herr Regierungs=Rath Bärsch zu Trier führt in seiner kleinen Schrift über den Steinring bei Otzenhausen, u. s. w. (2te Aufl.) S. 7 an, nach einer Bemerkung von d'Huart sei bei Sellbach im Trierischen ein jenem bei Otzenhausen ähnlicher Steinring, und glaubt, nachdem er dies Sellbach zuerst vergebens im Kreise Altenkirchen gesucht, dasselbe S. 74 zu Seelbach im Kreise Siegen gefunden zu haben. Mag sich nun dort, obwohl weit vom Trierischen entlegen, ebenfalls ein Steinring finden, so ist es doch dem Herrn Verfasser wie so Vielen ergangen, die in der Ferne suchen, was sich in ziemlicher Nähe darbietet, und er hat namentlich das, wenn auch früher nicht zum Erzstifte Trier gehörige, doch von demselben begrenzte und umschlossene, jetzt Oldenburgische Selbach, zwischen Tholey und Birkenfeld, übersehen, unweit dessen er die erwähnte alte Befestigung hätte finden können.
Auf dem zwischen Selbach und dem diesseitigen Dorfe Gronig gelegenen, dicht an Letzterm aufsteigenden Momberge, im Angesichte des die Gegend beherrschenden Schaumbergs bei Tholey, 2 Stunden westlich von St. Wendel, und nahe dem Ursprunge der Blies und der Nahe, zieht sich nämlich um den südöstlich vorspringenden Gipfel gegen Westen und Norden, fast halbkreisförmig, ein aus unbehauenen Steinen regellos und ohne alle Bindungsmittel aufgeführter Wall in horizontaler Richtung, etwa 110 Ruthen lang, der südlich und östlich an den steilen Bergabhang sich anlehnend, eine beträchtliche, mit Wald bewachsene, ovale Fläche umschließt, deren Längendurchmesser ungefähr 80 Ruthen beträgt. Der Steindamm, dessen Form im Laufe der Zeit manche Aenderung erfahren haben mag, ist an seiner Basis 30—50, und oben meist 6—8 Fuß breit und größtentheils noch 9— 12 Fuß hoch. Reste eines Grabens zeigen sich nicht, wohl aber in der Mitte Spuren zweier, unten 6 und oben 12 Fuß weiter Eingänge, etwa 20 Ruthen von einander entfernt. Wir haben also hier keinen eigentlichen Steinring, wie jener bei Otzenhausen, indem seine Erbauer die zu befestigende Spitze des Berges gegen Südesten durch den steilen Felsabhang für hinlänglich geschützt hielten und nur die sich ziemlich eben fortziehende nordwestliche Seite durch einen Wall abschließen und verwahren zu müssen glaubten; allein er reiht sich doch ohne Zweifel den sogenannten Ringwällen an, welche sich auf vielen Höhen diesseits und jenseits des Rheins, im Elsaß, auf dem Taunus, im Spessart, in Westphalen und Böhmen, finden und unter sich, neben manchen Abweichungen, in ihren charakteristischen Merkmalen mehr oder weniger Aehnlichkeit haben.
Was die Erbauer und die Bestimmung dieser Ringwälle betrifft, so herrschen darüber sehr verschiedene Ansichten und die Frage ist noch keineswegs außer Zweifel gesetzt. Es ist eben so grundlos, die unserer Gegenden, wie häusig geschah, den rasch das Land durchziehenden Hunnen, als den in der Befestigungskunst so erfahrenen Römern zuzuschreiben. Am wahrscheinlichsten ist, daß sie lange vorher von den Celtischen Ureinwohnern errichtet wurden, und theils zu religiösen Zwecken, zur Aufbewahrung der Heiligthümer dienten, theils zugleich zu Schutzwehren und Zufluchtsorthen bei feindlichen Ueberfällen im Kriege bestimmt waren. Zwar erscheint ihre Construktion im Allgemeinen für eine militärische Vertheidigung nicht besonders günstig, sie waren anscheinend ohne Graden, die Ersteigung von außen war bei der nicht sehr steilen Abdachung des Walles nicht viel schwieriger als die Abwehr von innen, der Umfang der Meisten nahm auch nur eine geringe Anzahl auf; allein unstreitig boten auch die kleinern Befestigungen, zu denen die unsrige zu zählen, den sich hier sammelnden Umwohnern nicht nur in den Fehden der einzelnen Stämme untereinander, sondern auch beim plötzlichen Einbruche eines größern Heeres augenblicklich Schutz dar und dienten zugleich als vorgeschobene Werke für die Landesfestungen, wofür in unserer Gegend der colossale Steinring bei Otzenhausen angesehen werden mag.
Ob Nachgrabungen im Innern des Walles auf dem Momberge zu erheblichen Resultaten führen, möchte zu bezweifeln sein; indessen wäre ein Versuch doch wohl der Mühe werth. In der Nähe wurden, wie dies auch bei Otzenhausen der Fall ist, schon manche Römische Alterthümer gefunden und der unferne Varuswald, gegen Tholey hin, birgt bekanntlich viele Reste einer größern Römischen Niederlassung.— Die Gemeinde Gronig, welche die Waldung um den Steinwall besitzt, gehörte übrigens früher zum Lothringischen und zuletzt Zweibrückischen Amte Schaumburg. Den Momberg erwähnt zuerst eine Urkunde vom Jahre 1483, worin Adam von Schauwenberg bekannt, vom Erzstifte Trier als Burglehen zu St. Wendel einen Theil am Zehnten zu Tholey und am Walde auf dem „Mommenberg“ erhalten zu haben. Bemerkenswerth ist, daß das alte Saalbuch des Amtes St. Wendel von 1606, nach welchem der Wald Momberg zur Hälfte zum Erzstifte Trier gehörte und zur andern Lothringisches Lehen war und im Theleyer Hochgerichtsbezirke lag, anführt: „auf dem höchsten des Walts hat vor alten Zeiten ein Schloß gestanden, in maßen die vestigia, gräben und Maurwerck noch anzeigen;“ dies kann sich nur aus unsern Wall beziehen, da auf dem Momberge unseres Wissens keine weitern Trümmer sich finden, und die unbegründete Angabe ist dem ehrlichen Verfasser, der nur mittelalterliche Burgen kannte, wohl zu Gute zu halten.— Der junge kräftige Buchenhain auf dem Berge ist übrigens der schönen Aussicht von der Höhe herab über das Bliesthal hindernd im Wege. Von Gronig her führt ein nicht steil aufsteigender Pfad durch denselben zu dem Walle und der Rückweg durch das westwärts zum Heidenborn, einer der Quellen der Blies, sich herabziehende Thal gewährt einen überaus anmuthigen Spaziergang.“

O.a. Eintrag über das Schloß auf dem Momberg siehe Landeshauptarchiv Koblenz, 1C7435, Folio 134-135 verso:

„Waldt Momberg
Der Walt momberg so durchauß Von Buchengehültz ist, gehet ahm rech oben Gronich ahn, forters biß in den heidenborn, Undt den Thal außen so ahn deß Herrn Abtß Von Tholey stück waldts stoeßet, haben Ihre Churfl. Gd. gegen den Lothringischen od. Obersteinischen Lehnleuthen, Nemblich Montzenheimeren, und Hilbringern daß halbtheil, welcheß nicht abgetheilt, darin Gemeine Herrn daß äckers (Folio 135 verso) Undt gehültz Zu genießen, daselbst außen daß Schloß St: Wendel sich mitt brandt holtz zu etlicher Zeiten behöltzet, wie bey froen und dienst im Hochgericht S: Wendel gemelt,

Dieser Momberger walt Vermögh Theleyer Weisthumbß ligt in Theleyer Hochgerichts BeZirck, etwan eine Meyl weegs Von S: Wendel, Uff dem höchsten deß Walts hatt Vur alten Zeiten ein schloß gestanden, In maßen die Vestigia, gräber und mauwerwerck noch anZeigen,“


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[Regionalforum-Saar] Hermann Scheid. Ein Nachruf.

Date: 2023/11/28 10:45:12
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Im Alter von 95 Jahren ist am 18. November, am Vorabend des Volkstrauertages, in Ottweiler der Alt Bürgermeister von Nohfelden Hermann Scheid verstorben

Im Mai hatte Hermann Scheid noch bei guter Gesundheit seinen 95. Geburtstag auch mit einem Empfang im Rathaus von Nohfelden gefeiert. Hermann Scheid stammte aus Oberthal, wo er auch seinen Lebensabend verbracht hat. Nach dem Gymnasium in St. Wendel und einem kurzen Einsatz als Soldat im Zweiten Weltkrieg arbeitete er nach einer Verwaltungsausbildung Anfang der 1950er Jahre in der Autonomiezeit im saarländischen Innenministerium. 1964 wurde er Amtsvorsteher des damaligen Amtes Nohfelden. Infolge der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform wurde das Amt 1974 aufgelöst und die Gemeinde Nohfelden entstand. Hermann Scheid wurde ihr erster Bürgermeister und übte dieses Amt bis 1988 aus. 24 Jahre lang hat er so die Entwicklung der Gemeinde Nohfelden entscheidend geprägt, in diese Zeit fielen mehre wegweisende Projekte, die bis heute nachwirken: der Bau des Bostalsees seit 1973, das Industriegebiet Eckelhausen, die Gründung der VHS im Kreis St. Wendel im Auftrag des Landrats und die Gründung und dee Bau des Schulzentrums Türkismühle sind nur einige Beispiele.
Nach seinem Ausscheiden als Bürgermeister 1988 blieb Hermann Scheid aktiv und erkannte die Not der Stunde. Viele Jahre kümmerte er sich als Verwaltungsspezialist im Rahmen des Aufbaus Ost um die Angleichung der in der ehemaligen DDR befindlichen Altenheime auf westliches Niveau. Gleichzeitig widmete er sich intensiv der Erforschung der Regional- und Heimatgeschichte. Ein Schwerpunkt war für ihn bis zu seinem Lebensende die Zeit des Nationalsozialismus im St. Wendeler Raum, die er als Kind und Jugendlicher noch miterlebt hatte. So beteiligte er sich schon 1987/88 an der ersten Publikation des neu gegründeten Adolf-Bender-Zentrums in St. Wendel „Damit es nicht vergessen wird“, darin erforschte er das Schicksal der jüdischen Mischlingsfamilie Helene und Harry Schu aus Oberthal, die er noch persönlich gekannt hatte. Harry kam 1942 in Dachau, seine Mutter Helene 1945 in Theresienstadt ums Leben.
In den letzten Jahren beschäftigte er sich vor allem mit der Erinnerung an den aus Oberthal stammenden Dachau-Priesters Jakob Schneider (1907-1991). Wegen seiner mutigen Predigten gegen das NS-Regime war er 1944 in seiner damaligen Pfarrei Laufeld/Eifel denunziert und verhaftet worden. Nach einem halben Jahr im Trierer Gefängnis wurde er in den Priesterblock in Dachau eingewiesen, wo er die geheime Priesterweihe von Karl Leisner miterleben konnte. Nach der Entlassung aus Dachau 1945 kehrte Schneider in seine alte Pfarrei Laufeld zurück und hielt seine erste Predigt über die christlichen Tugenden „Vergeben und Verzeihen“. Seinen Lebensabend verbrachte Pfarrer Schneider im Pfarrhaus in Neunkirchen Nahe, wo Hermann Scheid ihn oft besuchte. Das KZ-Tagebuch von Jakobus Schneider ließ Hermann Scheid 2004 drucken und stiftete für ihn einen anonymen Gedenkstein mit der Aufschrift „Vergeben und Verzeihen“, der an der Blasius-Kapelle bei Berschweiler aufgestellt wurde. Dies war auch Teil seiner eigenen Aufarbeitung dieser leidvollen Geschichte.

Enge Beziehungen mit Brasilien und Luxemburg

 Hermann Scheid war auch ein entfernter Verwandter des brasilianischen Kardinals Eusebio Scheid (1932-2020), dessen Vorfahren wie seine vom Schaumberger Hof in Tholey stammten. Er gehörte zu den größten Unterstützern des Praktikantenaustauschs des Landkreises St. WendelAnfang der 1990 Jahre mit den brasilianischen Gemeinden Feliz, Alto Feliz und Sao Vendelino. Aus diesen Gemeinden sind später die ersten St. Wendeler Partnergemeinden in Brasilien geworden. Mehr Kontakte zwischen heutigen und früheren Bewohnern des St. Wendeler Lanes waren ihm wichtig, deshalb beteiligte er sich 2015 an der Gründung des Netzwerkes „St. Wendeler Land“ der Wendelinus Stiftung. Noch im April dieses Jahres begeisterte er in Tholey mit einem Vortrag über die Nohfelder Rötelkrämer und ihre Beziehung zu Südfrankreich.
1993 erhielt Hermann Scheid die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Nohfelden und vor einigen Jahren das Bundesverdienstkreuz. Besondere Beziehungen pflegte Hermann Scheid auch zur Abtei Tholey. Er war einer der Initiatoren des Wendelinus Pilgerweges zwischen St. Wendel und Tholey. Der Tholeyer Prior, Pater Wendelinus Naumann, war ein enger Freund. Auch um die Renovierung der Peterbergkapelle, die lange Zeit Ziel einer regionalen ökumenischen Willibrord Wallfahrt war, hatte sich Hermann Scheid 1982 große Verdienste erworben und selbst bei den Bauarbeiten Hand angelegt. Auch mit Luxemburg pflegte Hermann Scheid eine intensive Beziehung. Seit 37 Jahren besuchte er, zuletzt zusammen mit seinem Freund Roland Geiger, den dortigen deutschen Soldatenfriedhof in Sandweiler, jedes Jahr zum Volkstrauertag, um seinem älteren Bruder zu gedenken, der in Russland gefallen war. Auch in diesem Jahre hatte er einen Besuch in Sandweiler fest eingeplant. Aber kurz vor Allerheiligen verlangte das hohe Alter von dem unermüdlich Schaffenden seinen Tribut, er erlitt einen Zusammenbruch, von dem er sich nicht mehr erholte. Seine Frau Sonja war ihm vor elf Jahren in die Ewigkeit vorausgegangen. Ein Sohn und eine Tochter mit ihren Familien trauern um ihn.

Bodo Bost


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Attachment: Sandweiler 15-11-2020 Hermann Scheid am Grab Nilles.jpg
Description: JPEG image

[Regionalforum-Saar] Teutsche Wirthshäuser im sech zehnten Jahrhundert.

Date: 2023/11/28 23:22:26
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Teutsche Wirthshäuser im sechzehnten Jahrhundert.
(Aus dem Lateinischen des Erasmus v. Rotterdam.)

Wenn man vor einem Gasthofe lange gerufen hat, so schiebt sich ein Kopf aus dem Fensterchen der warmen Stube, der wie die Schildkröte aus dem Schilde hervorguckt. Diesen muß man fragen, ob Quartier zu haben sei, wenn er nicht schüttelt, so weiß man, daß Platz vorhanden ist. Hat man sein Pferd selbst in den Stall gebracht, so wandert man, wie man geht und steht, mit Stiefeln, Mantelsack und Korb in die Stube, und zwar dient eine einzige zum Gebrauch für Alle. Hier zieht man die Stiefeln aus, Pantoffeln an, wechselt die Wäsche, trocknet die nassen Kleider u.s.w. Auch steht Waschwasser bereit, es ist aber meistens so schmutzig, daß man wieder anderes braucht, um das erstere abzuspülen. Wer sich über etwas beschwert, muß sogleich hören:„Wem's nicht ansteht, der mag sich eine andere Herberge suchen.“
Das Essen wird nicht eher zubereitet, als bis man keine Gäste mehr erwartet, damit Alle auf einmal bedient werden. Es kommen oft 80 bis 90 Fußgänger, Reiter, Kaufleute, Schiffer, Fuhrleute, Weiber und Kinder, Gesunde und Kranke zusammen. Einer kommt, der Andere waicht sich, der Dritte trocknet den Schweiß ab, der Vierte schabt die Stiefeln rein, der Fünfte kleidet sich aus, der Sechste legt sich zum Schiafen nieder, der Siebente erzählt von seiner Reise; kurz es ist eine Sprachen= und Menschenvermischung, wie beim Thurmbau zu Babel. Merken sie einen Ausländer darunter, der etwas vornehm aussieht, so sind aller Augen scharf auf ihn gerichtet, als ob er ein Wunderthier aus der neuen Welt wäre, und selbst bei Tische wenden sie kein Auge von ihm und denken kaum ans Essen.
Istes dann richt spät, so kommt ein alter Kahlkopf von Hausknecht mit grauem Barte, greulicher Miene und im schmutzigen Anzuge zum Vorschein. Ganz stumm überzählt er die Gäste mit den Augen. Je mehr er findet, desto stärker wird eingeheizt, wenn auch draußen die Sonne noch so warm scheint; denn es ist bei ihnen ein Hauptstück einer guten Bewirthung, wenn Alle vor Schweiß zerfließen. Kann Jemand den Dunst nicht ertragen, und lüftet ein Fenster, so heißt es gleich:„Mache zu!“ Antwortet er:„Ich kann's nicht aushalten,“ so hört er:„Suche Dir eine andere Herberge!“
Es währt nicht lange, so kommt der bärtige Ganymed wieder und deckt Tischtücher auf; aber, du lieber Himmel! weder holländische noch schlesische. Man glaubt, sie wären eben erst von der Segelstange abgenommen. Dann setzt sich Alles, reich und arm, Herr und Knecht, ohne Unterschied, meistens ihrer achte an jeden Tisch.
Nun erscheint der grämliche Ganymed wieder und bringt Jedem einen hölzernen Teller und ähnlichen Löffel, nebst einem Glaskruge, alsdann Brod, womit man sich die Zeit vertreibt, bis der Brei gekocht ist. Es wird zuweilen ein Stündchen so gesessen. Endlich kommt Wein, aber, guter Gott! was für ein Wein? Scharf und sauer. Wollte auch ein Gast heimlich Geld bieten, um bessern zu erhalten, so thut man gar nicht, als ob man es hört, und besteht er darauf, so antwortet der Hausknecht mit einer Miene, als ob er ihn fressen wolle:„Hier sind so viele Grafen und Markgrafen eingekehrt, und Niemand hat über den Wein geklagt. Wem's hier nicht anstebt, der suche sich ein anderes Quartier.“
Endlich kommen mit vielen Umständen die Schüsseln, und zwar in der ersten gewöhnlich Brodschnitte in Fleischbrühe getunkt, dan ein Ragout oder aufgewärmtes, gepökeltes Fleisch, dann ein Brei, und wenn man beinahe satt ist, ein ganz guter Braten oder Fisch, der eben nicht weit reicht, und bald abgetragen wird. Der ganze Schmaus wechselt, wie auf dem griechischen Theater die Scenen mit dem Chore, mit Stücken Fleisch und Brei, und der letzte Akt ist der beste.
Nun muß man eine Bußzeit absitzen, die sie, glaub ich, nach der Uhr abmessen. Umsonst schreit man:„Aufgeräumt, wir essen nicht mehr!“ Endlich kommt jener Graubart, oder der Wirth selbst, der sich auch nicht viel besser ausnimmt, und fragt, ob noch ein Appetitchen vorhanden? Nun wird besserer Wein gebracht. Man sieht die gern, die stark trinken, obgleich die mäßigen Trinker eben so viel bezahlen müssen. Wenn der Wein die Köpfe erhitzt hat, geht ein Teufelslärm los. Alles wird taub davon. Nun kommen oft Schalksnarren zum Vorschein, oder Hanswürste; denn es ist unglaublich, was sich die Teutschen für einen herrlichen Spaß aus diesen erbärmlichen Kerlen machen. Diese treiben einen Singsang, sie jauchzen, springen, pochen und machen einen Spektakel, daß die Stube einfallen möchte, und man muß im Guten oder Bösen bis in die tiefe Nacht mit aus
Sobald der Käse abgetragen ist, der foul und voll Maden sein muß, wenn er schmecken soll, so kommt mein Graubart mit einer Schiefertafel, worauf mit Kreide erliche Kreise und Halbkreise gezeichnet sind. Diese legt er stillschweigend und verdrießlich auf den Tisch; er selbst steht wie ein Charon dabei. Jeder der sich auf diese Malerei versteht, legt nach der Reihe seine Zeche darauf, er zählt das Geld nach, und wenn Nichts fehlt, nickt er sachte mit dem Kopfe. Sollte Jemand seine Rechnung unbillig finden, so muß er gleich hören:„Weß Menschen kind bist Du? Du zahlst nicht mehr, als die Uebrigen.“
Will sich Einer vor Müdigkeit gleich nach dem Essen niederlegen, so heißt man ihn warten, bis die Andern schlafen gehen. Dann zeigt man Jedem sein Restchen oder kahles Lager; denn da giebt's außer dem Bette, wovon die Laken höchstens vor einem halben Jahre gewaschen sind, gar kein Geräth zur Bequemlichkeit.

aus: Wochenblatt für St. Wendel und Ottweiler, 1844


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Re: [Regionalforum-Saar] Teutsche Wirthshäuser im sech zehnten Jahrhundert.

Date: 2023/11/29 16:30:07
From: franzundchrista <franzundchrista(a)t-online.de>

Das ist ja eine herrliche Schilderung. Aber ich glaube, auch Goethe ist zum Teil noch sehr unbequem untergekommen. C. Lippold

 

Von: regionalforum-saar-bounces+franzundchrista=t-online.de(a)genealogy.net <regionalforum-saar-bounces+franzundchrista=t-online.de(a)genealogy.net> Im Auftrag von Roland Geiger via Regionalforum-Saar
Gesendet: Dienstag, 28. November 2023 23:22
An: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Betreff: [Regionalforum-Saar] Teutsche Wirthshäuser im sechzehnten Jahrhundert.

 

Teutsche Wirthshäuser im sechzehnten Jahrhundert.
(Aus dem Lateinischen des Erasmus v. Rotterdam.)

Wenn man vor einem Gasthofe lange gerufen hat, so schiebt sich ein Kopf aus dem Fensterchen der warmen Stube, der wie die Schildkröte aus dem Schilde hervorguckt. Diesen muß man fragen, ob Quartier zu haben sei, wenn er nicht schüttelt, so weiß man, daß Platz vorhanden ist. Hat man sein Pferd selbst in den Stall gebracht, so wandert man, wie man geht und steht, mit Stiefeln, Mantelsack und Korb in die Stube, und zwar dient eine einzige zum Gebrauch für Alle. Hier zieht man die Stiefeln aus, Pantoffeln an, wechselt die Wäsche, trocknet die nassen Kleider u.s.w. Auch steht Waschwasser bereit, es ist aber meistens so schmutzig, daß man wieder anderes braucht, um das erstere abzuspülen. Wer sich über etwas beschwert, muß sogleich hören:„Wem's nicht ansteht, der mag sich eine andere Herberge suchen.“
Das Essen wird nicht eher zubereitet, als bis man keine Gäste mehr erwartet, damit Alle auf einmal bedient werden. Es kommen oft 80 bis 90 Fußgänger, Reiter, Kaufleute, Schiffer, Fuhrleute, Weiber und Kinder, Gesunde und Kranke zusammen. Einer kommt, der Andere waicht sich, der Dritte trocknet den Schweiß ab, der Vierte schabt die Stiefeln rein, der Fünfte kleidet sich aus, der Sechste legt sich zum Schiafen nieder, der Siebente erzählt von seiner Reise; kurz es ist eine Sprachen= und Menschenvermischung, wie beim Thurmbau zu Babel. Merken sie einen Ausländer darunter, der etwas vornehm aussieht, so sind aller Augen scharf auf ihn gerichtet, als ob er ein Wunderthier aus der neuen Welt wäre, und selbst bei Tische wenden sie kein Auge von ihm und denken kaum ans Essen.
Istes dann richt spät, so kommt ein alter Kahlkopf von Hausknecht mit grauem Barte, greulicher Miene und im schmutzigen Anzuge zum Vorschein. Ganz stumm überzählt er die Gäste mit den Augen. Je mehr er findet, desto stärker wird eingeheizt, wenn auch draußen die Sonne noch so warm scheint; denn es ist bei ihnen ein Hauptstück einer guten Bewirthung, wenn Alle vor Schweiß zerfließen. Kann Jemand den Dunst nicht ertragen, und lüftet ein Fenster, so heißt es gleich:„Mache zu!“ Antwortet er:„Ich kann's nicht aushalten,“ so hört er:„Suche Dir eine andere Herberge!“
Es währt nicht lange, so kommt der bärtige Ganymed wieder und deckt Tischtücher auf; aber, du lieber Himmel! weder holländische noch schlesische. Man glaubt, sie wären eben erst von der Segelstange abgenommen. Dann setzt sich Alles, reich und arm, Herr und Knecht, ohne Unterschied, meistens ihrer achte an jeden Tisch.
Nun erscheint der grämliche Ganymed wieder und bringt Jedem einen hölzernen Teller und ähnlichen Löffel, nebst einem Glaskruge, alsdann Brod, womit man sich die Zeit vertreibt, bis der Brei gekocht ist. Es wird zuweilen ein Stündchen so gesessen. Endlich kommt Wein, aber, guter Gott! was für ein Wein? Scharf und sauer. Wollte auch ein Gast heimlich Geld bieten, um bessern zu erhalten, so thut man gar nicht, als ob man es hört, und besteht er darauf, so antwortet der Hausknecht mit einer Miene, als ob er ihn fressen wolle:„Hier sind so viele Grafen und Markgrafen eingekehrt, und Niemand hat über den Wein geklagt. Wem's hier nicht anstebt, der suche sich ein anderes Quartier.“
Endlich kommen mit vielen Umständen die Schüsseln, und zwar in der ersten gewöhnlich Brodschnitte in Fleischbrühe getunkt, dan ein Ragout oder aufgewärmtes, gepökeltes Fleisch, dann ein Brei, und wenn man beinahe satt ist, ein ganz guter Braten oder Fisch, der eben nicht weit reicht, und bald abgetragen wird. Der ganze Schmaus wechselt, wie auf dem griechischen Theater die Scenen mit dem Chore, mit Stücken Fleisch und Brei, und der letzte Akt ist der beste.
Nun muß man eine Bußzeit absitzen, die sie, glaub ich, nach der Uhr abmessen. Umsonst schreit man:„Aufgeräumt, wir essen nicht mehr!“ Endlich kommt jener Graubart, oder der Wirth selbst, der sich auch nicht viel besser ausnimmt, und fragt, ob noch ein Appetitchen vorhanden? Nun wird besserer Wein gebracht. Man sieht die gern, die stark trinken, obgleich die mäßigen Trinker eben so viel bezahlen müssen. Wenn der Wein die Köpfe erhitzt hat, geht ein Teufelslärm los. Alles wird taub davon. Nun kommen oft Schalksnarren zum Vorschein, oder Hanswürste; denn es ist unglaublich, was sich die Teutschen für einen herrlichen Spaß aus diesen erbärmlichen Kerlen machen. Diese treiben einen Singsang, sie jauchzen, springen, pochen und machen einen Spektakel, daß die Stube einfallen möchte, und man muß im Guten oder Bösen bis in die tiefe Nacht mit aus
Sobald der Käse abgetragen ist, der foul und voll Maden sein muß, wenn er schmecken soll, so kommt mein Graubart mit einer Schiefertafel, worauf mit Kreide erliche Kreise und Halbkreise gezeichnet sind. Diese legt er stillschweigend und verdrießlich auf den Tisch; er selbst steht wie ein Charon dabei. Jeder der sich auf diese Malerei versteht, legt nach der Reihe seine Zeche darauf, er zählt das Geld nach, und wenn Nichts fehlt, nickt er sachte mit dem Kopfe. Sollte Jemand seine Rechnung unbillig finden, so muß er gleich hören:„Weß Menschen kind bist Du? Du zahlst nicht mehr, als die Uebrigen.“
Will sich Einer vor Müdigkeit gleich nach dem Essen niederlegen, so heißt man ihn warten, bis die Andern schlafen gehen. Dann zeigt man Jedem sein Restchen oder kahles Lager; denn da giebt's außer dem Bette, wovon die Laken höchstens vor einem halben Jahre gewaschen sind, gar kein Geräth zur Bequemlichkeit.

aus: Wochenblatt für St. Wendel und Ottweiler, 1844


 

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[Regionalforum-Saar] Zeitungen u.a. aus dem 19. Jahrhundert

Date: 2023/11/30 08:18:45
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen, 

über diesen Link habt Ihr Zugriff auf digitalisierte Zeitungen u.a. des 19. Jahrhunderts.

https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/date/calendar/3327391?d=1842

Er führt Euch zwar speziell hierhin:

Aber über den kleinen Pfeil hinter "1842" könnt Ihr Euch andere Jahrgänge auswählen, über die Reiter darüber auch andere Orte und Zeiten wählen.
Auch Zeitungen des 18. Jahrhunderts liegen dort irgendwo.

Klickt Ihr auf eine spezielle Ausgabe - ich habe die vom 5.1.1842 gewählt - kommt dieses Bild.

Hier drückt Ihr auf die rote Schrift, dann geht die Zeitung auf:


Probiert unbedingt die graue Leiste links aus. Dort könnt Ihr Dateien runterladen.
Die dritte von oben ist die pdf selbst, das Kästchen darunter ist eine OCR-Aufnahme. Die haben eine recht gute Texterkennung über den Text laufen lassen mit einer ziemlich hohen Trefferquote. Natürlich hat das Programm Probleme mit "h" und "b" und anderen, aber zum Lesen und Erkennen ist das besser als vieles, was ich bisher sah. An der Überschrift scheitert's so gut wie immer:

"für die Kreise
St. Wendel, Ottweiler und die umliegende Gegend.
S iebenter Jahrgang.
N 1.
St. Wendel den 5. Januar 1842
Abonnementspreis: Jährl. 1 Thl. Hjährl. 15 Sgr. Vierteljährl. 7 ½ Sgr.
Einrückungsgebühr: Die Zeile 10 Pf. Briefe und Gelder franke.
Neujahrstag
(eingesandt.)
Aus der Zukunft dunklem Schooße
Tritt hervor der Geist der Zeit, Rüttelt neu des Lebeus Loose, Geltend für die Ewigkeit.
Allen Edlen, die ihm theuer,
Bringt er frohe Wünsche heut;
Doch der Zukunft dichter Schleier Sinkt nur vor der Ewigkeit.
Heil dem edlen Meuscheufreunde,
Der im hingeschwundnen Jahr
Mit Verlass'nen Thränen weinte,
Armer Unschuld Retter war.
Schöner noch, als Diademe,
Schöner, als ein Ordensband, Glänzt der Armen Freudenthräne Auf des theuren Gebers Hand.
Heil dem Manne ohne Tücke! Heil, dem braven Manne Heil! Ehrlichkeit im Herz und Blicke,
War ihm Recht um Gold nie feil. Augestört auf seinen Wegen Schritt er ohne List und Trug. Ihn begleite Gottes Segen, Wie den Frevler ew'ger Fluch!
Heil dem Feind zum Freundschaftsbunde!"

Damit läßt es sich arbeiten.

Gute Jagd.

Roland Geiger



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[Regionalforum-Saar] Hochstapelei: Zur Kulturgeschich te der Täuschung im 20. Jahrhundert

Date: 2023/11/30 09:36:24
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hochstapelei: Zur Kulturgeschichte der Täuschung im 20. Jahrhundert

Organisatoren
Tobias Becker, Freie Universität Berlin; Michael Homberg, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam; Thomas Werneke, Humboldt-Universität zu Berlin
14467 Potsdam
Fand statt In Präsenz
Vom - Bis 12.10.2023 - 13.10.2023

Von Attila Philipp Saadaoui, Universität zu Köln

Vom Hauptmann von Köpenick und Harry Domela bis zu Anna Sorokin: Hochstapler und ihre Geschichten faszinieren und polarisieren bis heute. Bei genauerer Betrachtung ergeben sich jedoch Diskrepanzen zwischen diesem eher allgemeinen Interesse an den Geschichten und dem Grad ihrer historischen Erforschung. Dies markierte den Anlass für eine Tagung am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam am 12. und 13. Oktober 2023 unter dem Titel „Hochstapelei: Zur Kulturgeschichte der Täuschung im 20. Jahrhundert“. Auf Einladung von Tobias Becker (Berlin), Michael Homberg (Potsdam) und Thomas Werneke (Berlin) wurde das Phänomen aus sozial-, kultur- und medienhistorischen Blickwinkeln beleuchtet. Dabei sollten analytische Zugänge entwickelt, Brüche und Kontinuitäten ausgemacht, soziale, kulturelle und ökonomische Räume und Begleitumstände untersucht und die Rolle medialer Öffentlichkeiten diskutiert werden.

Mit dem „Hauptmann von Köpenick“ nahm HANNO HOCHMUTH (Berlin) eine der meistrezipierten deutschen Hochstaplerbiographien in den Fokus. Seiner Analyse der „zweiten Karriere“ des Wilhelm Voigt, die zwischen seiner Festnahme im prekären Milieu der Berliner Langen Straße und seinem Tod in Luxemburg zu datieren sei, legte der Referent die These zugrunde, dass diese Voigts „eigentliche Karriere als Hochstapler“ darstelle. Seine Geschichte über vier Jahre als „Unternehmer seiner selbst“ mittels öffentlicher Auftritte und forcierter medialer Inszenierungen kapitalisierend, sei Voigt trotz hoher Popularität stets ein Getriebener geblieben. Die topografisch angelegte Skizze des Nachgangs der „Köpenickiade“ warf Schlaglichter auf die wechselseitige Beziehung zwischen Medien und Hochstapelei sowie den Aspekt der Transnationalität, die Voigt in Anbetracht eines verwehrten Aufenthaltsrechts im wilhelminischen Deutschland schließlich in den „Ruhestand“ nach Luxemburg führte.

Anhand der umstrittenen Kirchengründerinnen Mary Baker Eddy und Aimee McPherson untersuchte STEPHANIE COCHÉ (Gießen) die Wirkmächtigkeit medialer Diskurse und Skandalisierungen um religiöse Führungspersönlichkeiten und „Heilerinnen“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Beide Frauen, die in ihren evangelikalen Strömungen Formen von Christian Healing als der Schulmedizin überlegene Disziplinen propagierten, seien zeitweise in den Verdacht der Hochstapelei geraten. Neben der Frage, wann und warum den beiden Täuschungen unterstellt wurden, bildeten divergierende Bewertungs- und Rezeptionsprozesse ihrer Denominationen in Deutschland und den USA den Kern des Vortrags. Transnationale Unterschiede in der Aushandlung beider Fälle seien anhand von Struktur und Finanzierung ihrer Organisationen, der Art des Führungsanspruchs, der gesellschaftlichen Bewertung weiblicher Führungspersonen, der Justiziabilität pseudo-medizinischer Praktiken sowie des Verhältnisses von Staat und Religion zu interpretieren.

Dass es zwei Hochphasen sogenannter „falscher Indianer“ in Europa gab, deren Auftreten als Indikator gesellschaftlicher Umwälzungsprozesse gelesen werden könne, exemplifizierte MARTIN DEUERLEIN (Tübingen) anhand zweier Fallbeispiele. Einer ersten Phase, visualisiert durch den US-amerikanischen Hochstapler Edgar Laplante, der in den 1920er-Jahren als falscher Häuptling und Repräsentant durch Europa reiste, sei eine zweite Phase in den 1970er-Jahren gefolgt. Das Beispiel Craig Carpenter zeige, dass „beanspruchte Identitäten“ in rechts- wie linksalternativen Milieus der Bundesrepublik zu spiritueller Autorität verhelfen konnten. Während der Erfolg „falscher Indianer“ in den 1920er-Jahren, strukturell begünstigt durch flexibles Reisen, transnationale Begegnungen und langsame Informationsflüsse, primär auf der Unterhaltung ihres Publikums basierte, habe er in den 1970er-Jahren spirituelle Bedürfnisse alternativer Szenen bedient. Fragen warf im Anschluss der Begriff der Authentizität im Spannungsfeld von kultureller Selbstaneignung und beanspruchter Identität auf.

KLARA LÖFFLER (Wien) setzte Bewerbungsgespräche, Personalinterviews und Dating-Plattformen als Felder hochstaplerischer Praxis ins Zentrum ihres Vortrags. Perspektiven der Erzählforschung und der Autobiographieforschung vereinend, untersuchte sie Strategien „biographischer Arbeit“ in Konkurrenzsituationen, die nach Auffassung der Referentin über bloße Selbstinszenierung hinausgingen. Bewerbungsverfahren im Wissenschaftsbetrieb attestierte sie dabei ein „Authentizitätsparadoxon“, das sich aus standardisierten, zahlenlastigen Lebensläufen einerseits und Freiheiten im Anschreiben andererseits ergebe. Beide Gattungen seien an jeweilige Erwartungen der Ausschreibenden angepasst und dadurch vereinheitlicht, sodass Körperlichkeit und Auftreten der Bewerbenden zunehmend in den Fokus rückten. Einen vergleichbaren Trend machte sie für Dating-Portale aus, bei denen Logiken der Aufmerksamkeitsökonomie griffen. Der Vortrag verdeutliche, dass der Druck zur Selbstoptimierung steige und hochstaplerischen Praktiken in Konkurrenzsituationen eine zunehmende Akzeptanz zukomme.

Einblicke in ihr Dissertationsprojekt zum Thema „Hochstapelei als soziale Figuration“ verband INGA KLEIN (Hamburg) mit einer Analyse der Hochstapler-Autobiographien von Mike Wappler, Gert Postel und Jürgen Harksen. Deren Erfolg sei durch Etikettierungsprozesse innerhalb medialer Diskurse begründet, die Hochstapler:innengeschichten skandalisiert, ironisiert oder romantisiert und ihrer Monetarisierung damit Vorschub geleistet hätten. Den Biographien entnahm sie unterschiedliche Narrative der „retrospektiven Legitimierung“, zu welchen neben der Inszenierung als „Geschichtenerzähler“ auch Relativierungen durch den Verweis auf soziale Differenzen und die „Demaskierung gesellschaftlicher Unmoral“ zählten. Diese Narrative dienten jeweils der gesellschaftlichen Rehabilitierung der Hochstapler und eröffneten ihnen neue Handlungsspielräume und Öffentlichkeiten. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass diese Formen retrospektiver Inszenierung Grenzen der Narrativierbarkeit unterliegen, etwa in Bezug auf Straftaten. Über die Frage, ob es sich dabei um ein überwiegend männliches Phänomen handle, herrschte Uneinigkeit.

Eine „Topographie des Hochstaplers in der Weimarer Republik“ bot der Vortrag von TOBIAS BECKER (Berlin) an. Davon ausgehend, dass die Biographie Harry Domelas neue Perspektiven auf die Gesellschaft der Zwischenkriegszeit gewähren könne, machte er eine Reihe von Orten aus, die sich auch in zahlreichen anderen Hochstaplergeschichten wiederfinden ließen. Beginnend mit der „Straße“ als sozialem Topos zwischen Reichtum und Elend, führte der Vortrag über den „Bahnhof“, einem Symbol für Stillstand und Bewegung, einem Berliner Obdachlosenasyl („die Palme“) und den homosexuellen „Strich“ im Tiergarten zu den Stationen „Provinz“, „Hotel“, „Gericht“, „Gefängnis“ und „Kino“. Der topographische Ansatz verdeutlichte nicht nur das hohe Maß an sozialer und tatsächlicher Mobilität von Hochstapler:innen, deren rastloses Umherwandern neben Urbanität auch die Provinz betreffe, sondern eröffnete auch neue sozial- und kulturhistorische Einblicke. Das Thema signifikanter „Orte der Hochstapelei“ wurde im Laufe der Tagung immer wieder aufgenommen.

Über die Häufung von Hochstapler:innen im Dunstkreis der exilierten Hohenzollern sprach HENNING HOLSTEN (Berlin). Anhand des Hochstaplers Ignaz Trebitsch-Lincoln und des Schriftstellers George Sylvester Viereck skizzierte er ein Spannungsfeld zwischen Putschversuchen, Gerüchten und forcierter Imagekorrektur zur Zeit der Weimarer Republik, ehe er die öffentliche Rezeption der Familienverhältnisse des Adelshauses thematisierte. Die Beispiele des Prinzen Joachim, dessen Frau ihn mit einem Hochstapler betrogen hatte, sowie des falschen Adeligen Alexander Zoubkoff, der die Prinzessin Victoria täuschte, offenbarten für Holsten einen „Hochstapler-Magnetismus“ der Hohenzollern, deren „Celebrity-Faktor“ konstitutiv für mediale Skandalisierungen gewesen sei. Die Hohenzollern seien in einer Melange aus „Schuldkomplex und Rachephantasien“ immer wieder an Hochstapler:innen geraten, die Reichtum und Sozialprestige erwartend den Wegfall zentraler Sicherheits- und Kontrollmechanismen aus monarchischer Zeit ausnutzten.

Perspektiven der neueren Diplomatie-Forschung einnehmend, fragte TILL KNOBLOCH (Chapel Hill) anschließend nach den Mechanismen der Täuschung als Strategie nationalsozialistischer Außenpolitik. Hitler habe die Kulissen diplomatischer Treffen ebenso wie seine Kleidung und seinen Habitus bewusst kontrolliert, um sich gegenüber ausländischen Vertretern gemäßigt und pazifistisch zu inszenieren. Dadurch habe er über einige Zeit selbst hochrangige französische, britische und polnische Akteure über seine wahren Absichten täuschen können. Während über als hochstaplerisch interpretierbare Episoden im Leben Hitlers diskutiert wurde, standen im Anschluss an den Vortrag auch die Grenzen zwischen Hochstapelei, Tiefstapelei und strategischer Täuschung als Begleiterscheinung des diplomatischen Tagesgeschäfts zur Debatte.

Auf das Phänomen ehemaliger NS-Funktionäre, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg mittels biographischer Untertreibungen sozial neu erfanden, kam THOMAS WERNEKE (Berlin) zu sprechen. Diesen „Nachkriegstiefstaplern“ stellte er mit dem Beispiel Fritz Rößler, der unter falscher Identität zunächst seinen eigenen Tod bezeugt, seine Frau erneut geheiratet, seine eigenen Kinder adoptiert und später eine Karriere als rechtsextremer Politiker in der Bundesrepublik eingeschlagen hatte, eine exzeptionelle Hochstaplerbiographie entgegen. MICHAEL HOMBERG (Potsdam) knüpfte an diese „offenen Flanken“ an, indem er die Rezeption des DEFA-Films „Der Hauptmann von Köln“ analysierte. Dieser sei, die mangelhafte Verfolgung ehemaliger NS-Akteure in der Bundesrepublik persiflierend, in der DDR gefeiert und im Westen entsprechend als Politikum gehandelt worden. Während beide Referenten die Konstruktion neuer Identitäten als „Extremfall der Nachkriegszeit“ bewerteten, seien „kleinere Korrekturen“ des eigenen Lebenslaufs in DDR und Bundesrepublik vielfach vorgekommen. Die Analyse dieser Neuinszenierungen im Spiegel der Geschichte der Hochstapelei biete vielversprechende Möglichkeiten zur Erforschung deutsch-deutscher Karrieren und Deutungskonflikte nach dem Krieg.

MAXIMILAN KUTZNER (Würzburg) nahm die Affäre um die gefälschten „Hitler-Tagebücher“ zum Anlass für die Frage, ob der Fälscher Konrad Kujau als Hochstapler interpretierbar sei. Anhand unterschiedlicher Definitionskriterien ordnete er ein, dass dieser durch sein Handeln zwar keinen sozialen Aufstieg erwartet, sich jedoch in einem elitären Kreis von Sammlern bewegt und dort unter falschem Namen Expertisen ausgesprochen habe. Auch habe er die Wahrnehmung seiner eigenen Person beim „Stern“-Reporter Gerd Heinemann aktiv gesteuert, eine Phase der Monetarisierbarkeit nationalsozialistischer Geschichte antizipiert und sich dadurch in einer Zeit moderner Transformationsprozesse mit hochstaplerischen Mitteln durchzusetzen versucht. Die Frage, ob es sich bei Hochstapelei um ein explizites Phänomen von Transformationsgesellschaften handle oder ob sie nur als solches scheine, weil hier der Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen liege, wurde im Anschluss diskutiert und begleitete den weiteren Tagungsverlauf.

Ein Spannungsfeld zwischen ministerialer Kontrolle, bürokratischen Grenzen und „individueller Titelsucht“ leuchtete OLGA SPARSCHUH (München) mit ihrem Vortrag über zahnärztliche Doktortitel im Deutschen Kaiserreich aus. Anhand von Akten der Kultusministerien zeigte sie, dass Bildungsnachweise in der Migration häufig ihre Referenzwerte verloren, was den Schwindel und Handel mit in- und ausländischen Abschlüssen befeuerte. Zahnärztliche Doktortitel seien in Deutschland vor 1919 nicht vergeben worden und damit nur im Ausland (durch Studium oder Einkauf) zu erlangen gewesen. Die Konjunktur der „Titelschwindel“ habe verschiedene Reaktionen des Staates ausgelöst, wobei in hohem Maße Informationen über ausländische Institute und deren Seriosität gesammelt worden seien. Ihre transnationale Dimension, ihre kollektive Bedeutung für eine ganze Berufsgruppe und ihre Einmaligkeit (ein einmal erworbener Titel musste in der Regel nicht bestätigt werden) verleihe dieser Form der Hochstapelei ihre Besonderheit.

Die Karriere des Devendra Nath Bannerjea, der sich in den 1920er-Jahren als angeblicher Professor aus Kalkutta in die Arbeit des Internationalen Komitees für Geistige Zusammenarbeit des Völkerbundes einbrachte, nahm MARIA FRAMKE (Erfurt) zum Anlass, nach der Bedeutung von Netzwerken für (erfolgreiche) Hochstapelei zu fragen. Bannerjea, der eine universitäre Laufbahn fingiert und verschiedene akademische Titel zu tragen vorgegeben hatte, sei insbesondere nach seiner Enttarnung von einem klug aufgebauten, prominent besetzten Netzwerk gestützt worden und habe seine Karriere deshalb in Deutschland fortsetzen können. Der Vortrag arbeitete die Gewichtigkeit von Beziehungen und Empfehlungsschreiben im Kontext vorgetäuschter Expertise heraus und betonte geringe Kommunikationsgeschwindigkeiten als begünstigenden Faktor internationaler Hochstaplerbiographien.

Hochstaplerische Praxis und ihre Rezeption auf Seiten von Polizei, Justiz und Öffentlichkeit diskutierte PAUL FRANKE (Berlin). Am Beispiel von Max Kiesewetter und Martin Berzewske, die als „Dr. Schulz“ und „Dr. Schmitt“ verhaftet wurden, skizzierte er die Folgen eines Düsseldorfer Kunstdiebstahls. In der Bewertung des „moralischen Charakters“ der beiden gefassten Hochstapler, die zwischen „Abenteuer-Naturen“ und Verbrechern changierte, habe innerhalb der Justiz Uneinigkeit bestanden. Der Begriff des Hochstaplers habe im Laufe der 1920er-Jahre eine Bedeutungsverschiebung vom „Schwindler“ zum „gewissenlosen Kriminellen“ erfahren. Damit lenkte der Vortrag die Aufmerksamkeit auf einen grundlegenden Wandel der moralischen Beurteilung von Hochstapelei, in dessen Verlauf die kriminologische Kategorie des „Berufsverbrechers“ konstruiert und hochstaplerische Praktiken zum Stigma eines „bösartigen Charakters“ erhoben worden seien.

Am Beispiel der Finanzbetrügerinnen Adele Spitzeder und Damara Bertges testete LAETITIA LENEL (Berlin) Kategorien von Hinterbühne, Vorderbühne, Kontext, Aufdeckung und Öffentlichkeit. Sie belegte, dass der Finanzbetrug als soziale Praxis in beiden Fällen auf täuschende Interaktionen von Hochstapler:innen aufgebaut habe, es sich bei dem Phänomen gewissermaßen um eine hochstaplerische „Gemeinschaftsleistung“ innerhalb von Netzwerken handle. Hochstapelei interpretierte sie dabei als Indikator für „Verteilungskonflikte ökonomischen Kapitals“ und hob den Kontext der Krise hervor, der finanzbetrügerische Aktivitäten in Umbruchsgesellschaften begünstige. Anschließend wurden das Motiv der „Kränkung“ für Betrügende und Betrogene sowie die Rolle von „Vertrauen“ und „Erwartung“ in hochstaplerischen Interaktionen diskutiert.

Schließlich referierte FLORIAN VÖLKER (Potsdam) über die Pop-Gruppe „Milli Vanilli“ und deren Produzenten Frank Farian, der zwei Models als falsche Sänger engagiert hatte. Der Vortrag skizzierte einen Betrug, der durch ein Netz aus absoluter Kontrolle, Erpressung und Ausnutzung vonseiten des Produzenten aufrechterhalten wurde. Er lenkte den Blick auf die Höherwertung körperlicher Inszenierung gegenüber Authentizität innerhalb der Musik- und Unterhaltungsindustrie und diskutierte die Grenzen zwischen Betrug, Hochstapelei und branchenüblichen Praktiken. Einigkeit bestand in der anschließenden Diskussion über den erkenntnistheoretischen Mehrwert, den postkoloniale Perspektiven auf diesen Fall bieten könnten.

Zwei von spannenden Vorträgen, intensiven Diskussionen und einem instruktiven Podiumsgespräch mit der Autorin ANETT KOLLMANN, STEPHAN POROMBKA (Berlin) und dem Autor WIELAND SCHWANEBECK begleitete Tage zeigten, dass die Erforschung der Geschichte der Hochstapelei noch zahlreiche Fragen und Anknüpfungspunkte bietet, die mit der Schärfung der Begrifflichkeit beginnen. Die Tagung verdeutlichte, dass Hochstapler:innen nicht nur als Akteure untersucht, sondern auch als Perspektive für die Erforschung historischer Phänomene nutzbar gemacht werden können. Fragen der Periodisierung, der Räumlichkeit und Transnationalität, der Psychologisierung und Pathologisierung, der Körperlichkeit und des Geschlechts, der Medialisierung sowie der Interpretation hochstaplerischer Aktivitäten zwischen anthropologischer Grundkonstante und transformationsgesellschaftlichem Phänomen wurden diskutiert und regen zu weiterer Forschung an.

Konferenzübersicht

Jürgen Danyel (Potsdam): Begrüßung

Tobias Becker (Berlin) / Michael Homberg (Potsdam) / Thomas Werneke (Berlin): Einleitung: Hochstapelei: Zur Kulturgeschichte der Täuschung

Sektion I: Grenzenlose Hochstapelei? Von Hauptmännern, Propheten und „Indianern“

Moderation: Rüdiger Graf (Potsdam)

Hanno Hochmuth (Potsdam): Von der Langen Straße nach Luxemburg: Die Wege des Hauptmanns von Köpenick

Stephanie Coché (Gießen): Religiöses Phänomen oder Scharlatanerie? Diskurse um Mary Baker Eddy und Aimee McPherson in den USA und in Deutschland

Martin Deuerlein (Tübingen): Häuptlinge & Plastikschamanen: „Falsche Indianer“ im Europa der 1920er und 1970er Jahre

Sektion II: Brüchige Biographien: Erfindung und Erzählung

Moderation: Martin Schaad (Potsdam)

Klara Löffler (Wien): Erfinde Dich neu! Hochstapeleien aus Sicht einer praxeologischen (Auto-)Biographieforschung

Inga Klein (Hamburg): Retrospektive Inszenierungen. Autobiographische Stimmen im Diskurs über Hochstapelei seit den 1980er Jahren

Sektion III: Republik der Hochstapler? Betrug und Betrugswahrnehmung in der Weimarer Republik

Moderation: Rüdiger Graf (Potsdam)

Tobias Becker (Berlin): Auf der Straße, im Gefängnis und im Kino: Harry Domelas Ort(e) in der Weimarer Republik

Henning Holsten (Berlin): Hochstapler-Magneten. Die Hohenzollern nach ihrer Entmachtung

Sektion IV: „Deutsche Karrieren“: Hochstapelei im und nach dem Nationalsozialismus

Moderation: Franka Maubach (Berlin)

Till Knobloch (Chapel Hill): Hochstapler Hitler – Über Täuschung als Prinzip der NS-Außenpolitik

Michael Homberg (Potsdam) und Thomas Werneke (Berlin): Von „U-Boot-Fahrern“ und „Emporkömmlingen“. Deutsch-deutsche Nachkriegskarrieren und das Politikum um den „Hauptmann von Köln“ in den 1950er Jahren

Maximilian Kutzner (Würzburg): Ich, der Führer. Konrad Kujau und die gefälschten Hitler-Tagebücher

Sektion V: Gefälschte Expertisen: (Ein-)Bildung und Wissenschaft

Moderation: Franka Maubach (Berlin)

Olga Sparschuh (München): „Titelschwindel“ im Kaiserreich. Zahnärztliche Doktortitel zwischen Bewertungsdifferenzen und Betrug

Maria Framke (Erfurt): Was macht den Experten authentisch? Devendra Nath Bannerjea, antiimperialer Aktivismus und das internationale Komitee für Geistige Zusammenarbeit, 1922-1925

Sektion VI: Die Ökonomie des Hochstapelns: Märkte und Meriten

Moderation: Jürgen Danyel (Potsdam)

Paul Franke (Berlin): Kleopatra und die Abenteuernaturen – die Hochstaplerbiographien von Max Kiesewetter und Martin Berzewske (1924-1931) in praxeologischer Analyse

Laetitia Lenel (Berlin): Die Währung des Vertrauens: Finanzbetrüger:innen von Adele Spitzeder bis Bernard Madoff

Florian Völker (Potsdam): „Girl you know it’s true”? Zu Milli Vanilli, Frank Farian und der Frage, wer eigentlich wen betrogen hat

Öffentliche Abendveranstaltung: Podiumsdiskussion

Annett Kollmann (Berlin) / Stephan Porombka (Berlin) / Wieland Schwanebeck

Zitation

Attila Philipp Saadaoui, Tagungsbericht: Hochstapelei: Zur Kulturgeschichte der Täuschung im 20. Jahrhundert, In: H-Soz-Kult, 30.11.2023, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-140130>.





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[Regionalforum-Saar] Jahresband SFK 2023 erschienen

Date: 2023/11/30 22:21:50
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

heuer ist der Jahresband SFK (steht für „Saarländische Familienkunde“) 2023 erschienen. Es ist der Band 14/4, Jahrgang LVI.
Mit über 200 Seiten ist er bisher der umfangreichste. Einige Artikel basieren auf Vorträgen des Seminars „Vertiefende Familienforschung“ auf Burglichtenberg vom Oktober 2022.

Der Band (A5, broschiert) enthält diese Artikel:

Andreas SCHNEIDER
Sigmund Gentersberger — Leben, Vorfahren und Nachkommen eines Zweibrücker Stadtschultheissen im 16. Jahrhundert

Eike SCHÖßLER
Der Aufstieg der Landadeligen von Niedbruck und dessen Hintergründe am Ende des 15. Jahrhunderts

Yves-Pierre DETEMPLE
Abenteurer aus Leidenschaft
Die genealogische Geschichte des Andreas Gebhardt

Marta KNOBLOCH
Temeswar Kulturhaupstadt Europas 2023 und was die Region Saar dazu beigetragen hat

Markus DETEMPLE
Die Nassau-Saarbrücker Chirurgen- und Barbierzunft

Roland GEIGER
Eine Vereinbarung und ein Stammbaum, 1829

Markus DETEMPLE
Eine kalendarische Verwirrung in der Grafschaft Saarbrücken

Paul GLASS
Online-Todesanzeigen als wichtige Quelle der Familienforschung — dargestellt am Beispiel des Saarbrücker Stadtteils Ensheim

Markus DETEMPLE
Altersvorsorge vor Einführung der Sozialversicherungen

Helmut PRIEWER
Fleckfieber und Typhus aus medizinhistorischer Sicht

Andreas WOLTER
Familienforschung im Kontext der Ab Hardt-schen Studienstiftung

Drei NACHRUFE, verfaßt von Markus DETEMPLE
Heinz Lavall
Gisela Meyer-Franck
Ferdinand Müller

Der Band kostet 10 Euro, der Versand geht für 1,60 Euro (in Deutschland; sonst weltweit für 3,70 Euro) vonstatten.
Die Bezahlung erfolgt in Deutschland und Europa auf Rechnung, sonst nur gegen Vorkasse.

Bestellungen bitte über den Online-Shop der ASF
=> https://www.saargenealogie.de/produkt/sfk-2023-band-14-4/

oder direkt an mich:

Roland Geiger
alsfassen(a)web.de

Bitte geben Sie bei der Bestellung Ihre vollständige Anschrift an.

PS: Bei allen Mitglieders der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) ist der Band im Mitgliedsbeitrag enthalten und wird in den nächsten Tagen zugestellt.



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