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2022/05/28 20:39:04 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] wie's in Tholey mit dem Portal der Abteikirche weitergeht |
Datum | 2022/05/30 09:02:14 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Wirbel um das Buch eines Saarl änders über den Ersten Weltkrieg |
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2022/05/30 09:07:45 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Broschüre erinnert an St. Wendels Freiheitsfest |
Betreff | 2022/05/28 09:15:46 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Der „Heidenfriedhof“ in Wahlschied |
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2022/05/28 20:39:04 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] wie's in Tholey mit dem Portal der Abteikirche weitergeht |
Autor | 2022/05/30 09:02:14 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Wirbel um das Buch eines Saarl änders über den Ersten Weltkrieg |
Date: 2022/05/29 18:18:16
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B. Stuchtey: Geschichte des Britischen Empire
Erschienen München 2021: C.H. Beck Verlag
Anzahl Seiten 128 S.
Preis € 9,95
ISBN 978-3-406-76699-2
Rezensiert
für H-Soz-Kult von Gerhard Altmann, Korb
Die als Charmeoffensive in der Karibik geplante Reise von Prinz
William und
seiner Gemahlin Kate nahm im Frühjahr 2022 einen zumindest für
die britische
Öffentlichkeit überraschenden Verlauf. Anstatt der üblichen
Hochglanzfotos mit
händeschüttelnden, von dankbaren Commonwealth-Bewohnern
umringten Royals sah
das heimische Publikum ungewohnte Szenen des Protests gegen die
Nummer 2 in der
Thronfolge: William und Kate wurden als Repräsentanten eines
Systems empfangen,
das sich in der Vergangenheit auf Sklaverei und Rassismus
stützte und das
strukturelle Fortleben tiefer sozioökonomischer Disparitäten zu
legitimieren
scheint. Dass im Herbst 2021 Barbados den Wechsel von der
konstitutionellen
Monarchie zur Republik vollzog, komplettiert das Bild einer
postkolonialen
Konstellation, in der das Empire Jahrzehnte nach seiner
insgesamt – zumal aus
der Perspektive des Mutterlands – recht geräuschlosen Abwicklung
doch noch ins
Gerede kommt. Dabei trug im 19. Jahrhundert gerade eine stärkere
„royale
Sichtbarkeit“ (S. 9) wesentlich dazu bei, das weltumspannende
Imperium von
einer Art Privatunternehmen wagemutiger Abenteurer und Kaufleute
zu einem
massentauglichen Symbol des britischen Patriotismus zu machen,
wie Benedikt
Stuchtey in seiner lesenswerten Einführung verdeutlicht. Der
universelle
Charakter des ehemaligen Empire spiegelt sich daher heute in
globalen Debatten
über dessen zwiespältige Hinterlassenschaften wider.
Stuchtey unterstreicht die Wechselwirkung zwischen Kolonisierern
und
Kolonisierten, die nicht auf einfache binäre Formeln
herunterzubrechen sei.
Ohnehin sei das Empire als „Sammlung miteinander konkurrierender
Entwürfe“ (S.
17) nicht einer über alle Kontinente hinweg gültigen Blaupause
gefolgt, was, so
darf man mutmaßen, bei der teilweise ebenso planlosen
Dekolonisation von
Vorteil war, da man sich in London – geschult am ersten
Disimperialism von 1776
und anders als manche kontinentale Reiche – nicht auf Biegen und
Brechen auf
ein Hinausschieben des Unvermeidlichen versteifte. Das half den
Verantwortlichen in Großbritannien, auch beim Abschied vom
Empire ein insulares
Sonderbewusstsein gegen die Zumutungen historischer Zäsuren in
Stellung zu
bringen. Dass dieser Prozess vor Ort, wie die Eroberung und
Unterwerfung zuvor,
bisweilen von unfassbaren menschlichen Tragödien begleitet
wurde, steht
freilich auf einem anderen Blatt.
In der Frühphase der Kolonisation spielten Handelsgesellschaften
wie die Royal
African Company eine herausragende Rolle bei der überseeischen
Expansion, in
deren Verlauf London Amsterdam den Rang als Angelpunkt des
frühneuzeitlichen
Finanzkapitalismus ablief. Der atlantische Dreieckshandel, den
britische
Akteure im Windschatten protektionistischer Gesetze
perfektionierten, führte
infolge der Versklavung unzähliger Menschen in der Karibik jene
Strukturen
herbei, die in flagrantem Widerspruch zum Selbstbild eines
„polite and
commercial people“ (Paul Langford) standen und auch durch
mäzenatische
Stiftungen der Profiteure im Mutterland nicht kompensiert zu
werden vermochten.
Am Beispiel des Denkmalsturzes vom Juni 2020 in Bristol
begründet Stuchtey ohne
Umschweife sein Urteil: Der Handel mit Sklaven und wohltätiges
Engagement sind
ein „unvereinbares Paar“ (S. 39).
Auch in der Geistesgeschichte Großbritanniens hat das Empire
tiefe Spuren
hinterlassen. Das komplexe Geflecht aus kriegerischer Eroberung,
seit 1690 vor
allem im ständigen Schlagabtausch mit Frankreich, genuinem
Forscherdrang, beispielsweise
in der Südsee, und der Notwendigkeit, etwa auf dem indischen
Subkontinent
unterschiedliche Legitimationsbedürfnisse zu befriedigen,
stimulierte Jeremy
Bentham und Adam Ferguson zu Reflexionen, denen Stuchtey eine
das Empire
„genuin prägende Handschrift“ (S. 52) attestiert. Die
Abschaffung der Sklaverei
1833 ist daher auch vor dem Hintergrund der intellektuellen
Vitalität
Britanniens im frühen 19. Jahrhundert zu betrachten. Stuchtey
sieht in diesem
Meilenstein einer – modern gesprochen – globalen
Menschenrechtspolitik eine
subtile Retourkutsche gegen die Vereinigten Staaten, deren
Triumph im
Unabhängigkeitskrieg durch das Festhalten an der peculiar
institution der
Sklaverei verdüstert wurde.
Aber auch nach 1833 verwandelten sich die britischen Territorien
nicht in
Pflanzstätten eines vom Geist der Gleichheit durchwehten
Humanismus. Vielmehr
verfestigte sich gerade in den Siedlerkolonien der Mythos des
zähen Pioniers,
der – weit davon entfernt, nur dem eigenen Vorteil zu frönen –
Teil einer großen
Zivilisierungsmission sei. Als sich in Kanada die Lage
dramatisch zuspitzte,
entsandte die britische Regierung Lord Durham nach Nordamerika,
um einen Ausweg
aus der Krise zu finden. Sein 1839 veröffentlichter Bericht
avancierte zu einer
„Art Magna Carta der Reformfähigkeit des Empire“ (S. 66), die
obendrein dem
Wunsch Londons nach einem Empire on the cheap ebenso Rechnung
trug wie, in der
östlichen Hemisphäre, die gewaltsame Öffnung Chinas für den
Handel mit
Großbritannien. Beide Ereignisse werfen mithin ein Schlaglicht
auf die
Entwicklung des Empire im 19. Jahrhundert, die von
fortschreitender Expansion
und dem gleichzeitigen Bemühen um eine Verdichtung der
Herrschaft
gekennzeichnet wurde. Die glanzvolle Krönung Georgs V. zum
Kaiser von Indien
anlässlich des Delhi Durbar 1911 markierte gewissermaßen den
symbolischen
Höhepunkt des britischen Imperialismus im langen 19.
Jahrhundert.
Nach dem Ersten Weltkrieg fand sich das Empire in den Mühen der
Ebene wieder.
Kein Wunder, dass die allenfalls vordergründig von imperialer
Nostalgie
heimgesuchte Margaret Thatcher in ihren Memoiren „die
trügerische Macht eines
Empire“[1] nach 1918 beklagte. Das
Massaker von
Amritsar 1919 und der 1922 unter anderem von Bomber-Harris
geleitete Luftkrieg
gegen den Irak entfachten das Gewaltpotential des Empire,
während sich eine
schmale weiße Oberschicht in Kenia der Illusion immerwährender
Dominanz hingab.
Die Übertragung von Völkerbundmandaten an Großbritannien erhöhte
indes den
Legitimationsdruck, zumal sich nationalistische Bewegungen vor
Ort auf während
des Kriegs geknüpfte intellektuelle Netzwerke stützen konnten.
Hundert Jahre
nach Durhams Bericht erschien Lord Haileys Bestandsaufnahme über
die Probleme
im subsaharischen Afrika und warf am Vorabend des Zweiten
Weltkriegs einen
Schatten voraus auf the shape of things to come. In Indien
führte das Empire
bereits Nachhutgefechte, die 1947 in die blutige Teilung des
Landes mündeten.
Dass laut einer oft zitierten Umfrage des Kolonialministeriums
1951 lediglich
vierzig Prozent der Briten wenigstens eine Kolonie nennen
konnten, dürfte kein
Schaden für den sich nun beschleunigenden Prozess der
Dekolonisation gewesen
sein, der unter dem whiggistischen Signum eines in der
britischen Geschichte
angelegten Fortschrittsgedankens stand und fast nahtlos in einen
„Paternalismus
der Entwicklungshilfe“ (S. 109) überging. Stuchtey verweist zu
Recht auf das
Dilemma einer Dekolonisation, die vor Ort zuweilen
fundamentalistische
Strömungen an die Macht brachte, schießt jedoch über das Ziel
hinaus, wenn er
diagnostiziert, der Abschied vom Empire habe die „Bruchstellen
eines in
Auflösung begriffenen politischen Konstrukts“ (S. 110)
bloßgelegt. Der Trend
hin zur Devolution und die Renaissance des schottischen
Separatismus müssen
vielmehr mit den sozioökonomischen Verwerfungen der
Nachkriegszeit in
Verbindung gebracht werden, als eine Desillusionierung nach dem
Sieg die
Modernisierungsdefizite der britischen Volkswirtschaft grell
konturierte und
der EG-Beitritt des Vereinigten Königreichs 1973 mit einem
schalen Beigeschmack
der Zweitklassigkeit behaftet war. Spätestens die anhaltenden
Konflikte um die
Immigration aus Staaten des Commonwealth entzogen imperialer
Nostalgie die emotionale
Grundlage.
Bisweilen eklektisch im Zuschnitt, trägt Stuchtey
britisch-empirisch eine
Vielzahl von Fakten und Begebenheiten zusammen, die einen
soliden Einblick in
die Geschichte des britischen Empire und dessen Nachleben
erlauben. Viel mehr
lässt sich auf 120 Seiten nicht veranschaulichen. Stuchteys
sorgsam abwägendes
Urteil verknüpft die imperiale Vergangenheit mit aktuellen
Kontroversen, die
nicht zuletzt auf den Ergebnissen einer seit zwei Jahrzehnten
äußerst rührigen
Empire-Forschung fußen. Das PR-Debakel der royalen Besucher in
der Karibik
bekräftigt diesen Trend nachdrücklich. Und der Sieg von Sinn
Féin bei den
nordirischen Wahlen im Mai 2022 könnte ein Menetekel dafür sein,
dass
Britanniens älteste Kolonie den heikelsten Akt der
Dekolonisation nun näher
rücken lässt.
Anmerkung:
[1] Margaret Thatcher, The
Downing Street Years,
London 1993, S. 5.
Gerhard Altmann: Rezension zu: Stuchtey, Benedikt: Geschichte des Britischen Empire München 2021: ISBN 978-3-406-76699-2, , In: H-Soz-Kult, 30.05.2022, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-112940>.