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[Regionalforum-Saar] Der „Heidenfriedhof“ in Wahlschied

Date: 2022/05/28 09:15:46
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

gefunden in der Saarbrücker Zeitung vom 22. Mai 2022:

Als Friedhöfe nur für Christen waren

Von Fredy Dittgen

Der „Heidenfriedhof“ im Heusweiler Ortsteil Wahlschied ist einzigartig im deutschsprachigen Raum, vielleicht in ganz Mitteleuropa. 85 Jahre lang war er in Vergessenheit geraten, ehe er im ehrenamtlichen Einsatz von Bürgerinnen und Bürgern aus Wahlschied, Kutzhof, Köllerbach und Saarbrücken aus seinem Dornröschenschlaf riss wieder hergestellt wurde. Am Samstag wurde der „Heidenfriedhof“ unter großer Anteilnahme der Bevölkerung bei einer kleinen feier der Öffentlichkeit übergeben.

Vor 100 Jahren – am 22. Mai 1922 genau – hatte die damals selbstständige Gemeinde Wahlschied, trotz Widerständen aus der Kirche, unterhalb des evangelischen Friedhofs einen so genannten „bürgerlichen Begräbnisplatz“ zur Bestattung aller „unchristlichen Toten“ angelegt. Denn zu jener Zeit wurden noch immer ungetaufte Kinder, Nichtchristen, Verbrecher, aus der Kirche ausgetretene Menschen oder solche, die ihr Leben selbst beendet hatten, nicht in „geweihten Erde“ kirchlicher Friedhöfe bestattet.

Der kleine Begräbnisplatz war mit einer Weißdornhecker umgrenzt, mit der man nicht nur Tiere, sondern auch „böse Geister“ abhalten wollte. Der Begräbnisplatz war nur wenige Jahre in Betrieb: Die letzte Bestattung fand 1935 statt, danach verfiel der Friedhof, der im Volksmund fälschlich auch „Judenfriedhof“ genannt wurde, obwohl hier nie Juden beigesetzt worden waren.

Unter den Gästen der Feierstunde waren auch Mitglieder der Familie von Auguste Pörtner aus Holz, die 1930 unmittelbar nach der Geburt gestorben war und auf dem „Heidenfriedhof“ begraben wurde: Drei ihrer noch lebenden Schwestern und viele Angehörige waren zur Eröffnung des restaurierten Friedhofs gekommen. Die 96-jährige Hilde Eberhardt, die älteste Schwester von Auguste, schilderte im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung, warum ihre Schwester nicht auf dem kirchlichen Friedhof bestattet worden war: „Unsere Eltern waren aus der katholischen Kirche ausgetreten und zur Neu-Apostolischen Kirche gewechselt, bevor Auguste auf die Welt kam.“ Es sei schlimm für die Familie gewesen, dass ihr Kind „verscharrt wurde“, man fühlte sich ausgegrenzt.

Als vor zwei Jahren der „7-Dörfer-Wanderweg“ geplant wurde, war es der Kutzhofer Martin Zewe, der den „Heidenfriedhof“ wiederentdeckte. Zewe bat die Gemeinde Heusweiler um Hilfe bei der Wiederherstellung und fand auch Menschen, die mitarbeiten wollten. Daran erinnerten im Rahmen der Feierstunde Martin Zewe, Klaus Ollinger, Bürgermeister Thomas Redelberger, Gemeindereferentin Ulla Kern, der Wahlschieder Ortsvorsteher Reiner Zimmer, Isabelle Ginsbach vom saarländischen Umweltministerium, Bischof Pascal Ströbel von der Neu-Apostolischen Kirche und Vertreter der Zeugen Jehovas.

Finanzielle Unterstützung in Höhe von 7900 Euro gab es vom Umweltministerium. Damit wurden Sachmittel angeschafft für das Roden des völlig zugewachsenen Areals, für das Anlegen von Grabstellen, für Wegplatten und einen Maschendrahtzaun. Das Eingangstor wurde nach alten Plänen restauriert, Sitzbänke aufgestellt, eine neue Weißdornhecke und Ziersträucher gepflanzt.

Ulla Kern und Bischof Strobel erinnerten an die Zeit als, wie oben geschildert, manchen Verstorbenen die Bestattung auf kirchlichen Friedhöfen verwehrt wurde und betonten, dass sich die Zeiten geändert hätten. Den Friedhof bezeichneten sie als Mahnmal gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Musikalisch umrahmt wurde die Feier vom Bläserkreis der evangelischen Kirche unter Leitung von Hans Roth.


Kleines Buch zur Geschichte des Heidenfriedhofs Wahlschied erschienen:
=> https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarbruecken/heusweiler/heimatkunde-buch-der-heidenfriedhof-in-heusweiler-wahlschied_aid-70145731