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Autor 2022/05/16 10:05:18
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[Regionalforum-Saar] Sensationelle Wende im Tholeyer De nkmalstreit – doch der Ärger um die Abtei geht wei ter

Date: 2022/05/16 00:15:57
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

am Samstag in der Saarbrücker Zeitung:

Sensationelle Wende im Tholeyer Denkmalstreit – doch der Ärger um die Abtei geht weiter

Die Gerhard-Richter-Fenster brachten der Abtei Tholey 2020 viel Glanz, der davon ablenkte, dass sich der Orden in einen Grundsatz-Konflikt mit dem Denkmalschutz verbissen hatte. Der Streit, der bundesweit für Aufsehen sorgte, ist jetzt vorbei. Doch es wartet schon das nächste Problem.

Von Cathrin Elss-Seringhaus, Reporterin

Eigentlich ist es eine frohe Botschaft, die in die Welt gehört: Der seit 2019 immer wieder neu befeuerte Denkmalstreit um das Nordportal zwischen der Ordensgemeinschaft Tholey und dem Landesdenkmalamt ist beigelegt. Dies bestätigt sowohl der Leiter der Behörde Georg Breitner wie auch Abt Mauritius Choriol der SZ – zunächst mündlich. In einem schriftlichen Statement der Abtei klingt das so: „Die Abtei hat sich im vergangenen Jahr entschlossen, gemeinsam, konstruktiv und ergebnisoffen mit der Behörde konsensual eine Lösung für das Nordportal zu suchen, die sowohl religiöse als auch konservatorische beziehungsweise denkmalpflegerische und kulturelle Belange, aber auch die Verkehrssicherheit hinreichend berücksichtigt.“ Aber warum? Schließlich wurde über mehr als zwei Jahre hinweg mit ungewöhnlich harten Bandagen gekämpft, es ging um Grundsatzpositionen. Der Denkmalschutz verteidigte seine Autorität und sein Durchgriffsrecht gegen eigenmächtiges Handeln, der Orden berief sich auf grundrechtlich geschützte „religiöse Belange“, um eigene Gestaltungs-Vorstellungen durchzusetzen.Klarer gesagt: Der Orden wollte bestimmen, was an Substanzerhalt erfolgt.

„Denkmalfrevel“ an einem frühgotischen Denkmal
Und er handelte danach. 2019 ließen die Benediktiner ohne Genehmigung der Denkmalschutzbehörde, die über Jahre die gesamte Sanierung der Abtei betreut hatte, verwitterte Rundbögen über dem Nordportal entfernen, die aus dem 13. Jahrhundert stammen. Der Ersatz durch ein bereits gefertigtes neues Portal wurde damit begründet, dass Glaubens-Botschaften „lesbar“ sein müssten, die verwitterte Figurengruppe des alten Portals dies aber nicht mehr leiste, zudem sei es baufällig. Die Denkmalbehörde schritt harsch ein, und der imageschädigende Begriff des „Denkmalfrevels“ rauschte in Zusammenhang mit Tholey und der Katholischen Kirche bundesweit durch Feuilletons und Fachzeitschriften.

Konflikt wurde ein Politikum
Schnell erreichte der Konflikt auch den Tholeyer Bürgermeister, den Landrat, den Kulturausschuss im Landtag und schließlich sogar den damaligen Ministerpräsidenten Tobias Hans (CDU), hineingezogen wurde aber auch die Unternehmerfamilie Meiser aus Illingen, die als Mäzen die Sanierung des ältesten Klosters Deutschlands überhaupt erst ermöglicht hatte. Die Millionen schweren Maßnahmen liefen zwischen 2008 und 2020 und sind weitgehend abgeschlossen. Mittlerweile hat sich die Familie Meiser aber als Finanzier zurückgezogen, das bestätigt der Orden auf SZ-Nachfrage. Ursächlich habe der Rückzug nicht mit dem Portal zu tun, heißt es. Abt Choriol und auch der Abtei-Sprecher Pater Wendelinus betonen mehrfach, wie „unendlich dankbar“ man der Unternehmerfamilie sei. Letzere gab bis Donnerstagnachmittag keine Auskunft über die Trennung vom Projekt Tholey trotz einer Anfrage.

Dem Orden fehlt jetzt der Geldgeber
Zweifelsohne handelt es sich um eine Zäsur, und mutmaßlich spielt dabei auch der Denkmalstreit eine Rolle. Denn der heute 90-jährige Senior der Firma, Edmund Meiser, gilt als hartnäckiger Kämpfer für die Erneuerung des Portals und mischte sich 2020 auch öffentlich ein: Er nannte das Landesdenkmalamt eine „Verhinderungsbehörde“. Der Konflikt eskalierte – und irgendwann zog dann Abt Mauritius Choriol die Reißleine. „Wir wollten das so nicht mehr“, sagt er der SZ. „Wir haben entschieden, wir gewinnen wieder unsere Autonomie.“ Der Abteisprecher Pater Wendelinus sieht das Ganze als einen „Abwägungsprozess“: „Die negativen Geschichten verdunkelten den ungetrübten Blick auf das Erreichte.“ Das habe man erkannt und sich für den Konsens entschieden. Hat dabei die oberste rechtliche Instanz des Ordens mitgewirkt? Es ist laut Pater Wendelinus der Abtpräses der Beuroner Kongregation. Mit ihm habe man sich „beraten“, es sei keine Anweisung erfolgt. Der Abtpräses habe davon gesprochen, der „Freude“ Vorrang vor dem Streit zu geben. Im Klartext: Die Tholeyer fanden mit ihrer Berufung auf religiöse Belange keinen Widerhall, die Kirche sah diese Argumentation kritisch.

All dies muss Engelsgesang in den Ohren des obersten saarländischen Denkmalschützers Breitner sein. Er zieht als Sieger vom Feld, pflegt jedoch eine behutsame Sprache: „Diese sehr vernünftige Lösung begrüße ich außerordentlich. Der Eigentümer hatte einen Irrweg beschritten, und zusammen wollen wir jetzt den Rettungsweg für das Denkmal finden.“ Breitner sieht sich in seiner moderaten Strategie bestätigt, Kompromisslösungen anzusteuern, statt sofort eine juristische Totalkonfrontation zu wagen, etwa eine Instandsetzungsverfügung zu erwirken. Zugleich möchte er dem „Friedefreudeeierkuchen“-Eindruck entgegenwirken: Tholey habe bundesweit als Referenzfall Aufmerksamkeit erregt. Bei einem „Sieg“ der Abtei hätte die Kirche mit der Berufung auf Glaubens-Aspekte jedwede Art von Willkür-Handeln in Bezug auf kirchliche Denkmäler legitimieren können. Nun aber sind nach Breitners Ansicht religiöse Belange generell kein Thema mehr. Das nütze auch hierzulande dem Denkmalschutz.

Die saarländische Behörde steht glänzend da – und hat sofort das nächste Problem vor der Brust. Denn jetzt geht es darum, eine technische Lösung für den Rück-Einbau des Portals zu finden, das voraussichtlich nicht mehr verkehrssicher ist und eines Schutz-Vorbaus bedarf, um nicht weiter zu zerfallen. Das wird kosten, wie viel, ist noch offen. Klar ist jedoch jetzt schon, dass neue finanzielle Ressourcen für diese Sanierungsmaßnahme aufgetan werden müssen. Denn der Eigentümer, der Tholeyer Orden, hat seine Geldquelle verloren. Mit Hinweis auf die wirtschaftliche Unzumutbarkeit ging schon so manches Denkmal vor Gericht verloren. Doch die Mauritiuskirche wurde willentlich beschädigt. Verfahrensrechtlich wartet ein komplexer Fall, die nächste Baustelle Tholey.


Rabiater Eingriff in das Tholeyer Abtei-Denkmal – kein Kavaliersdelikt der Mönche

Meinung

Von Cathrin Elss-Seringhaus, Reporterin

Der Konflikt ist vorerst beigelegt. Sieger und Verlierer sind schwierige Kategorien, wenn es um Denkmalschutz geht. Im Tholeyer Streit um das Nordportal der Abtei muss man andere Maßstäbe anlegen.
Mutmaßlich war es eine übergeordnete kirchliche Instanz, die das Einlenken der Tholeyer Benediktiner ausgelöst hat. Eine längst fällige Entscheidung, denn der verbissene Denkmal-Streit passte so gar nicht ins strahlende Bild einer rundumsanierten Abtei Tholey, die sich dank der Gerhard- Richter-Fenster als ein touristischer „Ort der Weltkunst“ profilieren wollte. Deshalb wäre der Orden sowieso nie als „Sieger“ vom Konflikt-Feld gezogen. Selbst wenn vieles dafür sprach, den „Schandfleck“ am Eingang zu entfernen, war dieses Vorgehen nun mal kein mit Naivität zu entschuldigendes Kavaliersdelikt, sondern ein rabiater, ja dreister Eingriff. Denn der Orden kannte durch den jahrelangen Sanierungsprozess die strengen Regeln des Denkmalschutzes. Ein zu hartes Urteil? Ja, wenn man konzediert, welch‘ eine „weltliche“ Überforderung das Gesamtprojekt Abtei-Erneuerung für die zwölfköpfige Mönch-Gemeinschaft darstellen musste.

Nein, wenn man die Kirche als Institution nimmt. Wenn sie als großer Traditionswahrer eigene Denkmäler behandelt als wären sie Ikea-Regale, dann muss Tacheles geredet werden. So geschehen auch in Berlin, wo 2019 um die Sankt Hedwig Kathedrale mit ähnlichen Grundsatz-Argumenten gefochten wurde wie in Tholey um das Nordportal. Es geht beim Denkmalschutz eben nur selten um Einzel-, sondern um Präzedenzfälle, weshalb die Auseinandersetzungen auf Außenstehende oft so rechthaberisch wirken.

Wobei man dem Leiter der saarländischen Denkmalschutzbehörde Georg Breitner ein Kompliment machen muss. Er behielt über all‘ die Zeit die Dialogbereitschaft aufrecht und einen bewundernswert verbindlichen Ton bei. Das kam auch der Familie Meiser zu Gute, die sich trotz immenser Geldgaben in manchen Medien unverhofft in der Rolle des Bösewichts wiederfand, der den Orden angeblich fernsteuerte und den Konflikt anheizte. Offensiv dagegen an ging der Mäzen nie. Traurig, wie er sich dadurch um das höchstverdiente öffentliche Lob bringt.