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2022/05/10 12:57:58
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Patriarch der Künste: Diete r Staerk gestorben
Datum 2022/05/16 00:15:57
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Sensationelle Wende im Tholeyer De nkmalstreit – doch der Ärger um die Abtei geht wei ter
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[Regionalforum-Saar] Leben und Überleben am Nieder rhein im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit
2022/05/10 12:57:58
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Patriarch der Künste: Diete r Staerk gestorben
Autor 2022/05/16 00:15:57
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Sensationelle Wende im Tholeyer De nkmalstreit – doch der Ärger um die Abtei geht wei ter

[Regionalforum-Saar] Kockler und die Keller’sc he Gesellschaft

Date: 2022/05/14 22:01:08
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Guten Abend,
etwas ist seltsam an dem Artikel. Da steht, das Spinnrad habe früher „Kellersche Wirtschaft“ geheißen. Ich kenne es eher als „das rote Haus“.

 

Und so kenne ich es auch aus Akten, z.B. dem Akt von Notar Schneider aus St. Wendel, Nr. 10017 vom 08.07.1889: Da geht es um das „Concursverfahren über das Vermögen von Jacob Thome, Zimmermeister in St. Wendel.“ Die dazugehörige Immobilienversteigerung fand „am Montag, 8. Juli 1889, in dem Wirthslocale "Zum roten Hause" zu St. Wendel statt.“

 

Am 12.06.1897 verkaufen die Erben Riegel an Hermann Riegel sowohl das Gasthaus Tivoli in der heutigen Kelsweilerstraße als auch „Flur 6 Nr. 540/436, 442, 835/435, Wohnhaus, rothes Haus, mit Hintergebäude, Stallung, nebst Hofraum“.

 

In C2.108 bittet der Wirt Hermann Riegel zu St. Wendel um Ertheilung der Erlaubnis, den Pensionär Wendel Lion in seiner Wirtschaft zum "Roten Haus" als Zäpfer beschäftigen zu durfen pp.

 

Aber das sind natürlich alles alte Kamellen.

 

Bin auf das Buch gespannt.

 

Roland Geiger

 

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Heute in der Saarbrücker Zeitung, C3:

Kockler und die Keller’sche Gesellschaft

Begeisterung für Geschichte und mehr Zeit im Ruhestand führten dazu, dass der St. Wendeler Franz-Josef Kockler unter die Autoren gegangen ist. Er arbeitet in seinem Buch die Prozesse rund um die Unruhen 1832 in der Kreisstadt auf.

von Evelyin Schneider

„Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten? Sei fliehen vorbei wie nächtliche Schatten“ klang es durch die Halle der Kreissparkasse (KSK) St. Wendel. Es ist die Hymne des Widerstands, deren Melodie um 1810 entstand. Ein Lied, das auch in der Zeit des Vormärz‘ gesungen wurde. In jenen Teil der Geschichte St. Wendels sollten die 60 Besucher an diesem Abend entführt werden.
„Wir wollen Ihnen heute Abend Erlesenes präsentieren“, hatte zuvor Hausherr und Vorstandsvorsitzender der KSK St. Wendel, Dirk Hoffmann, angekündigt. Denn die Lesung aus dem druckfrischen Buch „Die Keller’sche Gesellschaft – Die Unruhen des Jahres 1832 im Fürstentum Lichtenberg und ihre gerichtliche Aufarbeitung“ von Franz-Josef Kockler war Teil der Reihe „erLesen – Literaturtage im Saarland“. Druckfrisch übrigens im wahrsten Sinne des Wortes, denn lediglich zwei Tage zuvor waren die Bücher eingetroffen.

Auf dem in eine Wand eingelassenen Monitor erschien das Foto eines Gebäudes, das den St. Wendelern vertraut ist. Es zeigte das Spinnrad, vor dem wohl auch an diesem Abend viele Leute saßen und die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen. „Es ist ein Treffpunkt der Schülerschaft“, sagte Franz Josef Kockler, der in der Nachbarschaft aufwuchs. Das habe eine lange Tradition. Denn schon die Schüler des Lyzeums kamen in den 1830er-Jahren hier zusammen. Damals war es noch die Kellersche Wirtschaft. Daher auch der Name des politischen Stammtischs, der hier tagte und als Keller‘sche Gesellschaft in die Stadtgeschichte einging. Zu dieser gehörten unter anderem Johannes Schue, Carl Wilhelm Juch, Philipp Sauer sowie Advokat Nikolaus Hallauer. Sie bildeten eine bürgerliche Opposition gegen die coburgische Regierung, forderten unter anderem Versammlungs-, Meinungs- und Pressefreiheit.

Ihr Stammlokal wurde von Peter Keller geführt. Und jener Wirt ist mit ein Grund dafür, dass Kockler unter die Buchautoren gegangen ist. Denn als sich der Jurist, der bis 2010 Vorsitzender Richter am Saarländischen Oberlandesgericht war, im Ruhestand mit der eigenen Ahnenforschung beschäftigte, stieß er auf jenen Peter Keller. Während der Coburger Zeit (1816 bis 1834) stand der Gastronom im Zusammenhang mit Unruhen vor Gericht und wurde freigesprochen. An diesem Punkt setzte Kocklers berufliche Neugier ein. Er machte sich auf die Suche nach Vernehmungsprotokollen und Urteilen von damals, die er schließlich in Coburg fand. Sie bilden einen Schwerpunkt in seinem Buch.

Den Prozessen vorausgegangen war am 27. Mai 1832 das Bosenbergfest. Parallel zum Hambacher Fest kamen auch in St. Wendel die Bürger zusammen, um ein Zeichen für Freiheit zu setzen. In Folge der Unruhen griff die coburgische Regierung mit aller Härte durch. „Umfangreiche Ermittlungen begannen“, so Kockler. Diese führten im Januar 1833 zu acht Verfahren. Deren Urteile bewertete der Richter im Ruhestand als überwiegend moderat. Interessant seien die Wege, die dazu führten. So wurden beispielsweise die Aussagen von Belastungszeugen nicht verwendet, weil diese als betrunken galten. Einzig Nikolaus Hallauer sollte härter bestraft werden. Auf ihn und andere Akteure der Opposition, aber auch auf die wichtigsten Persönlichkeiten der Regierungsseite geht Kockler in seinem Buch ebenso ein wie auf die historischen Hintergründe, die wichtig sind, um die Motivation der Keller‘schen Gesellschaft zu verstehen.

Zum Abschluss las der Autor noch einige Passagen aus seinem Werk: „Die Protagonisten der Opposition brachten in der gegebenen politischen Konstellation erheblichen Mut auf und artikulierten tapfer ihre Ideen unter Inkaufnahme absehbarer Reaktionen der Obrigkeit. Text und Melodie der aus jener Zeit stammenden Hymne des Widerstands bringen das eindrucksvoll zum Ausdruck.“ Und es erklang: „Es bleibet dabei: die Gedanken sind frei.“


Hintergrund
Franz-Josef Kockler, bis 2010 Vorsitzender Richter am Saarländischen Oberlandesgericht, hat in seinem Ruhestand die Prozesse rund um die Unruhen 1832 in St. Wendel aufgearbeitet. „Recherchieren und Schreiben macht mir Spaß“, sagt der St. Wendeler. Daher hat er seine Erkenntnisse nun in einem Buch zusammengetragen: „Die Keller’sche Gesellschaft – Die Unruhen des Jahres 1832 im Fürstentum Lichtenberg und ihre gerichtliche Aufarbeitung“. Herausgeber dieses Buches ist die Wendelinus Stiftung. Deren Vorstand Josef Alles berichtete während der Lesung, dass er von dem Thema sofort begeistert gewesen sei und dachte: „Wir müssen das Werk der Öffentlichkeit näher bringen.“ Der Autor habe auf ein Honorar verzichtet. Erschienen ist das Buch bei der Edition Schaumberg. Es kostet 25 Euro, ISBN: 9783941095922.