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2022/01/06 13:12:28 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Murphies Gesetz |
Datum | 2022/01/07 18:02:29 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] eine Umfrage, nicht nur für Genealogen |
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2022/01/04 09:18:53 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Als St. Wendel ein Freiheitsfest feierte - Heft und Vortrag |
Betreff | 2022/01/04 08:55:21 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Der Hauptmann von Köpenick |
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2022/01/06 13:12:28 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Murphies Gesetz |
Autor | 2022/01/07 18:02:29 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] eine Umfrage, nicht nur für Genealogen |
Date: 2022/01/07 09:48:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
heute in der Saarbrücker Zeitung, St.
Wendeler Teil:
Alter Gewölbekeller unter dem
Rathaus St. Wendel ist
einsturzgefährdet
St Wendel
Weil ein
alter Gewölbekeller
darunter instabil ist, musste der Haupteingang zum St. Wendeler
Rathaus abgesperrt
werden. Doch von wem wurde der Keller angelegt und warum?
Von Thorsten
Grim, Redakteur Lokalredaktion St. Wendel
Groß, mächtig und festlich geschmückt mit zahlreichen Lichtern –
so leuchtet er
gemeinhin auf dem Fruchtmarkt gegen die jahreszeitliche
Dunkelheit an. Der Christbaum
der Stadt St. Wendel.
In diesem Winter
sucht man ihn allerdings vergebens. Stattdessen sieht man einen
Bauzaun, der großräumig
den Eingangsbereich zum Rathaus und zur benachbarten
ADAC-Geschäftsstelle abriegelt.
Die Metallstäbe des Zauns liegen größtenteils hinter bedruckten
Sichtschutz-Bahnen
verborgen. Darauf sind Impressionen früherer Weihnachtsmärkte
abgedruckt. Zudem
ein Rathaus-Lageplan, der den Besuchern erklärt, wie sie denn
nun in die Stadtverwaltung
hinein kommen. Ebenfalls den Blicken der Passanten entzogen ist
der Grund für die
Absperrung. Denn der liegt einige Meter unter der gepflasterten
Straße. Den Schlüssel
dazu hat Michael Gard vom Bauamt der Kreisstadt St. Wendel.
Ab in den Untergrund
„So, und jetzt den Kopf einziehen“, sagt Gard bei unserem
Vor-Ort-Termin mehrere
Meter tief unter dem Rathaus-Haupteingang. Außer den dazu
berechtigten Personen
kommt hier normalerweise niemand rein. Für die Saarbrücker
Zeitung machen Rathaus-Chef
Peter Klär (CDU) und Gard aber eine Ausnahme. Sozusagen durch
den Hintereingang
sind wir ins Rathaus gelangt und dann rechts durch eine Glastür
gegangen, hinter
der in schier endlosen Regalreihen Aktenordner lagern. Am Ende
des Raums, der im
Neubau der Verwaltung liegt, verwehrt ein braunes Metallgitter
den Durchgang. Falls
man keinen Schlüssel hat. Wir haben einen. Beziehungsweise der
bei der Stadtverwaltung
für Hochbau zuständige Michael Gard. Obwohl es hier nicht hoch
hinaus geht, sondern
hinab. Wenngleich wir zunächst ein paar Treppenstufen hinauf
steigen müssen.
Dann stehen wir in einem alten Kellerraum, an dessen rechter
Stirnseite eine schwere
Holztür den Weg zum Schloßgässchen versperrt. Dieser ebenfalls
aus früheren Zeiten
stammende Keller ist jedoch nicht unser Ziel, wie Rupert
Schreiber vom Landesdenkmalamt
erklärt. Wir müssen tiefer. Tiefer in den Untergrund und somit
tiefer in die St.
Wendeler Vergangenheit.
Unser Weg in den Untergrund führt um Ecken und über betagte
steinerne Treppenstufen.
Schließlich gelangen wir in das Gewölbe, das ursächlich für die
Absperrung sechs
Meter über dem Kellerboden ist. Weil die Decke ein Stück weit
instabil ist. „Wir
prüfen in regelmäßigen Abständen den Zustand der alten Gewölbe“,
berichtet Gard.
„Bei der jüngsten Begehung ist uns aufgefallen, dass es hier ein
Problem gibt.“
Er spricht von „massivsten Wassereinbrüchen und Fäkalgerüchen“.
Das habe nahegelegt,
dass der Kanal, der zwischen Gewölbedecke und Erdoberfläche
verläuft, kaputt sein
muss. „Wir reden hier vom Hauptschmutzwasser-Kanal“, stellt Gard
klar. Alles Abwasser,
was von oberhalb besagter Stelle kommt, wird dort
zusammengeführt. Zudem liegen
in der rund vier Meter dicken Erdschicht über dem Keller Gas-,
Wasser-, Strom- und
Kommunikationsleitungen.
In diesem Zusammenhang erinnert Denkmalschützer Rupert Schreiber
an den Einsturz
des Kölner Stadtarchivs vor rund 13 Jahren. Das habe man vor
Augen gehabt, als die
Abriegelung des Areals an der Oberfläche angeordnet wurde.
Sicher ist sicher. Eine
weitere Folge war eben auch, dass kein Weihnachtsbaum
aufgestellt werden konnte.
Denn der hätte mit einem großen Lastwagen angeliefert werden
müssen. Und den hätte
der instabile Boden unter Umständen nicht
getragen.
Doch zurück in die Tiefe. „Wir haben uns entschieden, hier einen
regelrechten Stollenverbau
zu machen. Man kann sich das vorstellen wie in einer Grube“,
sagt Gard. Mit den
Arbeiten beauftragt sind die Bergbau-Spezialisten von
SaarMontan. Der Keller werde
so gesichert, „dass wir die Wandflächen nachher auf jeden Fall
noch sehen werden.
Wir stellen hier Eisenverstrebungen rein und dazwischen werden
Gittermatten mit
Krallen gelegt, die sich dann in den Fugen verkrallen und wir
somit eine stabile
Schale im kompletten Gewölbe haben“. Die Konstruktion werde der
des nachgebauten
Stollens am Marpinger Bergmannskreuz ähneln. „Wenn das passiert
ist und alles steht,
sanieren wir den Kanal“, umreißt Gard das weitere Vorgehen.
Mitte Januar sollen
die Arbeiten unter Tage anlaufen. „So bald hier eine Sicherheit
drin ist, werden
wir den Bauzaun oben wieder entfernen. Und dann wird auch wieder
alles zugänglich
sein.“
Doch was hat es mit dem alten Gewölbekeller eigentlich auf sich?
Aus welcher Zeit
stammt er und welche Funktion hatte er? Wiederentdeckt hat ihn
Architekt Bernd Brill
beim Umbau des Gebäudes zum städtischen Rathaus, wie Roland
Geiger berichtet. Der
Heimatforscher ist mit der St. Wendeler
Stadthistorie befasst und hat auch ein Buch zum Rathaus-Neubau
geschrieben – mit
Fokus auf die Geschichte der Vorgängerbauten. Demnach stand an
besagtem Ort einst
eine Burg. „Sie lag zwischen der Schloßstraße im Osten, dem
Schloßplatz im Süden,
dem Mia-Münster-Haus in der Mott im Westen und dem heutigen
Schloßgäßchen im Norden“,
weiß Geiger.
Unterhalb der Burg gab es einen tiefen Wassergraben, an den
heute noch die Straße
Im Graben erinnere. Gespeist wurde dieser vom Todtbach. Der
kommt von Urweiler her
und fließt am Fuße des Hanges entlang, auf dem das Hospital
liegt. Allerdings knickte
der Bach nicht wie heute nach Norden ab, um an der Brücke in der
Kelsweilerstraße
in sein letztes Stück entlang der Brühlstraße einzubiegen.
Sondern er floss geradeaus
weiter, unterquerte die Luisenstraße etwa in Höhe der ehemaligen
Metzgerei Sannikolo
und füllte den Graben unterhalb der Burg. Der Heimatforscher hat
herausgearbeitet,
dass der Wassergraben quasi quer durch das heutige
Mia-Münster-Haus lief. „Ungefähr
dort, wo jetzt der Kugelbrunnen liegt, stand ein Wehr, das den
Wasserlauf regulierte.
Und von dort ging in einem rechten Winkel ein Kanal in Richtung
Schloßstraße, der
dort endete, wo heute das Schloßgässchen beginnt, aber gut zehn
Meter tiefer.“ In
jener Zeit, so vermutet Geiger, sei auch der zur Burg gehörende
Gewölbekeller angelegt
worden. Den Untergang der Burg datiert Geiger auf den 2.
Februar 1677.
Als St. Wendel dem Erdboden gleichgemacht wurde
Obwohl der 30-jährige Krieg offiziell beendet war, schickte der
französische König
Ludwig XIV. zu Beginn der 1650er-Jahre seine Soldaten in die
heutige Pfalz. Es war
der Beginn einer Zeit, die in Geschichtsbüchern gern in einige
kleinere Kriege unterteilt
wird. In jener Zeit wurden die Städte, die heute in oder nahe
der Pfalz liegen,
„der Reihe nach fast systematisch dem Erdboden gleichgemacht“,
erläutert der Geschichtsforscher.
Im Januar 1677 fiel Kusel, am 2. Februar
St. Wendel. „Einzig
der Dom, gegebenenfalls
die Magdalenenkapelle, ein Haus in der Marienstraße und das Haus
Schloßstraße 5
blieben verschont. Auch die Burg wurde verbrannt.“ Mit ihren
Trümmern wurde der
Graben aufgefüllt.
Schon bald darauf begannen die St. Wendeler
damit, das Gelände, das dem Kurfürsten von Trier gehörte, mit
Häusern neu zu bebauen.
Geblieben ist – neben ein paar Mauerresten im Boden – lediglich
das Kellergewölbe
unter der Erdoberfläche. Welche Funktion der Keller einst hatte,
ist heute nicht
mehr nachvollziehbar. Ebenso, warum das in den Fels getriebene
Gewölbe – das ist
an den Abschlüssen des Mauerwerks klar erkennbar – nie
fertiggestellt wurde.