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2022/01/04 09:05:15
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Als der Lothringer Luftfahrtpioni er Pilâtre de Rozier den Sonnenkönig staunen läs st
Datum 2022/01/04 11:00:21
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] noch mal Hauptmann von Köpeni ck
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Autor 2022/01/04 11:00:21
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[Regionalforum-Saar] Als St. Wendel ein Freiheitsfest feierte - Heft und Vortrag

Date: 2022/01/04 09:18:53
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Saarbrücker Zeitung, Regionalteil St. Wendel , 4. Januar 2022

Als St. Wendel ein Freiheitsfest feierte


So geschehen im Jahr 1832, parallel zum Hambacher Fest. In diesem Jahr soll an das Ereignis erinnert werden. Mit einer Vortragsreihe und einer Publikation. Zu letzterer verrät Historiker Josef Dreesen erste Details und erklärt, wie es zu dem sogenannten Bosenbergfest kam.  

Es ist als Feier für die Freiheit in die Geschichte eingegangen – das Hambacher Fest, das vom 27. Mai bis 1. Juni 1832 stattfand. Bis zu 30 000 Menschen kamen zu dem gleichnamigen Schloss, um dort die Einheit Deutschlands sowie Werte wie Versammlungsfreiheit oder die Gleichberechtigung der Frauen einzufordern. Für damalige Verhältnisse eine Großveranstaltung, zu der auch Redner eingeladen waren. Darunter ein St. Wendeler: Advokat Nikolaus Hallauer. In seiner Heimat, dem Fürstentum Lichtenberg, das nach dem Wiener Kongress in den Besitz Ernst III. von Sachsen-Coburg-Saalfeld (ab 1826 Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha) übergegangen war, herrschte ein ausgeprägtes Staats- und Rechtsbewusstsein. Vor allem legte die akademische Oberschicht Wert auf Grundrechte wie Meinungs- oder Pressefreiheit.

Dafür machten sich die Bürger auch in der Öffentlichkeit stark. Und so gab es – quasi zeitgleich zum Hambacher Fest – in St. Wendel das sogenannte Bosenbergfest. Auch hier wurde von dem protestantischen Pfarrer Carl Juch eine Rede  gehalten. Anschließend zogen die Teilnehmer in die Stadt. Vor der Kellerschen Wirtschaft, die den Widerständlern als Treffpunkt diente, wurde ein Freiheitsbaum aufgestellt.

2022 jährt sich das Freiheitsfest zu St. Wendel zum 190. Mal. Für Bürgermeister Peter Klär (CDU) der perfekte Anlass, an die Ereignisse zu erinnern, sowie die Rolle der heutigen Kreisstadt und die einzelner Akteure zu würdigen. Wie Historiker Josef Dreesen berichtet, nahm  der Verwaltungschef Kontakt zu ihm auf. Schnell sei die Idee zu einer Vortragsreihe entstanden.

Kurz & Knapp

Der Absolutismus, die Macht eines einzelnen Herrschers, entwickelte sich in Europa zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. In Frankreich gilt König Ludwig XIV, auch Sonnenkönig genannt, als der Begründer des dortigen Absolutismus. Diese Herrschaftsform endete mit der Französischen Revolution 1789 und dem Sturm auf die Bastille.

Doch damit nicht genug. In Zusammenarbeit mit dem St. Wendeler Stadtarchiv soll ein Heft, begleitend zu der Reihe, aufgelegt werden. Dabei kann das Team zum Teil auf frühere Veröffentlichungen zurückgreifen. Bereits 1997 in einer ersten und 2007 in einer zweiten Auflage waren Schriften zum „Freiheitsfest der Deutschen zu St. Wendel“ erschienen. Verfasst wurden sie von Josef Dreesen und dem inzwischen verstorbenen Gerhard Schnur. Diese Publikationen werden nun  überarbeitet.

„Wir lassen darin Menschen aus der Zeit sprechen. Dann  muss man nicht viel erklären“, sagt Dreesen. Es gehe nicht so sehr ums Analysieren, denn die Leser sollen sich ihre eigenen Gedanken machen. Als Neuheit kündigt der Historiker an, dass in dem Heft erstmals Otto Normalverbraucher [geb. 1789, Sohn von Michel Schweißnedd und Marianne geb. Hööch] zu Wort kommen soll. In erster Linie geht es um die Frage, wie die Bürger die Unruhen erlebt und die Prozesse gegen die Widerständler wahrgenommen haben. Antworten verspricht sich das Stadtarchiv-Team aus den überlieferten zeitgenössischen Zeugenvernehmungen.
Sicherlich, so wirft Dreesen ein, bestehe bei Zeugen die Gefahr, dass bei ihren Aussagen persönliche Befindlichkeiten eine Rolle spielten. „Aber ich denke, das lässt sich gut herausfiltern, wobei immer ein Restrisiko bleibt.“ Allerdings seien auch die auswärtigen Beobachter im Fürstentum Lichtenberg, deren Berichte in den ersten beiden Heften zitiert worden sind, stets ihren Landesherren verpflichtet gewesen, was sich in ihren Ausführungen niedergeschlagen haben dürfte.

Zurück zu den historischen Ereignissen.
Am 11.  September 1816 nahm Ernst III. seine Gebietsentschädigung als „überrheinisches Fürstentum St. Wendel“ in Besitz. 1819 wurde es zum Fürstentum Lichtenberg erhoben. Von Beginn an bewies der Herzog kein glückliches Händchen. Als ein Verfechter des französischen Absolutismus wusste er mit der politischen Mündigkeit seiner Untertanen nicht viel anzufangen. Erste Konflikte entstanden, als der Herzog  gegen den Widerstand der Stadträte Johann Jakob Hornung zum provisorischen Oberbürgermeister von St.
Wendel ernannte und dadurch das Wahlrecht des Rates ignorierte. Gleichzeitig beklagten die Bürger zu hohe Steuern sowie Eingriffe der herzoglichen Landeskommission in Gerichtsverfahren.
Im Frühjahr 1831 gründeten der Pfarrer Karl Juch sowie die Lehrer Johannes Schue und Philipp Sauer einen Debattierclub, der sich regelmäßig in der Wirtschaft von Peter Keller, die an der Stelle des heutigen Spinnrads war, traf. „Hieraus entwickelte sich eine politische bürgerlich-liberale  Opposition, die wirkungsvoller agierte, als die städtische“, sagt Dreesen.

So gelang es der bürgerlich-liberalen Opposition, die Menschen in St. Wendel zu mobilisieren, sodass sie am 27. Mai 1832 zum Fest auf dem Bosenberg kamen. Als Symbol des Widerstands wurde anschließend ein Freiheitsbaum nahe der Basilika aufgestellt. Dort blieb er allerdings nur zwei Tage lang stehen, denn  am 29. Mai rückten preußische Truppen in St. Wendel ein. Bereits vor deren Ankunft hatten Bürger den Baum entfernt. Nach eintägigem Aufenthalt zogen die Preußen wieder ab.
Doch in der Bevölkerung brodelte es weiter. Dazu trug auch ein gewisser Johann Adolph Bohemann bei, den die St. Wendeler als einen polnischen Freiheitskämpfer ansahen. Bohemann hielt sich zwei Mal für einige Tage in St. Wendel auf. Bei seinem letzten Besuch wurde er von der herzoglichen Regierung aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Dies hatte heftige Proteste und nach dessen Abreise tagelange Ausschreitungen zur Folge. Erneut besetzten preußische Truppen die Stadt. Herzog Ernst I. hatte von all dem allmählich genug. Jetzt sollte die Unruhestifter die Härte des Gesetzes treffen. Sie wurden verhaftet und kamen in Arrest, darunter Schue, Juch, Sauer und Hallauer. „Uns liegen Briefe Hallauers, Juchs und Sauers aus dieser Zeit vor“, sagt Dreesen.

Die Anklage lautete auf Hochverrat. Viele Zeugen wurden vernommen, großer Aufwand betrieben. Die Urteile fielen jedoch, so der Histeriker, verhältnismäßig milde aus. Geldstrafen und kurze Gefängnisaufenthalte wurden ausgesprochen. Hallauer hingegen traf es härter. Neben einer Geldstrafe wurde er zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Doch er konnte fliehen und so der Haft entgehen.

Kurzbiografien der Protagonisten und eine Chronik der Ereignisse  gehören ebenfalls zu der geplanten Veröffentlichung. „Die Geschichte steht in den Quellen“, sagt Dreesen. Und an diesen mangelt es im Stadtarchiv nicht. Davon können auch die Referenten profitieren, die verschiedene Aspekte dieser unruhigen Zeit vorstellen wollen.