Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Online-Seminar „Hörst Du nicht die Glocken?“

Date: 2022/01/03 12:18:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Online-Seminar „Hörst Du nicht die Glocken?“

Der Glockensachverständige und Architekt Bernd Baßfeld berichtet von Geschichte, Technik, Musikalität und Bestimmung der Glocken in der Christenheit.

am Dienstag, 11. Januar 2022, von 10 bis 12 Uhr
Anmeldung notwendig via „anmeldung(a)eeb-sued.de
Stichwort „Glocken“

Ein Teilnahmebeitrag wird nicht erhoben; wer will, darf aber gerne, was er will.

[Regionalforum-Saar] Der Hauptmann von Köpenick

Date: 2022/01/04 08:55:21
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,
gestern erschien in der SZ ein Artikel von Bodo Bost über den Hauptmann von Köpenick. Heute morgen auf der Suche im Netz fand ich einen zweiten Artikel gleichen Titels, aber anderen Autors und Inhalts.
Bodos kommt zuerst, mit 2ter Email der andere.
Roland Geiger

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Saarbrücker Zeitung, B6 Kultur in der Region, Montag, 3. Januar 2022
Wie der „Hauptmann“ nach Luxemburg kam
Von Bodo Bost

Luxemburg Am 3. Januar 1922 starb der Hochstapler Wilhelm Voigt (1849-1922), der als „Hauptmann von Köpenick“ den preußischen Untertanengeist auf die Schippe nahm und zur Legende wurde. Die letzten zwölf Jahre seines Lebens verbrachte er in Luxemburg, sein Grab genießt dort heute Kultstatus.

Wilhelm Voigt, genannt „Hauptmann von Köpenick“, der durch die spektakuläre Besetzung des Landratsamtes in Köpenick bei Berlin im Jahre 1906 Weltberühmtheit erlangte, versuchte nach seiner Haftentlassung 1908 seine Geschichte zu vermarkten. Trotz eines Verbots tourte er in Dresden, Wien und Budapest in Varietés, Restaurants und Vergnügungsparks. 1909 veröffentlichte er in Leipzig ein Buch „Wie ich Hauptmann von Köpenick wurde“, das sich gut verkaufte. Obwohl seine USA-Tournee fast an der Verweigerung eines Visums durch die Einwanderungsbehörden scheiterte, kam er 1910 über Kanada auch in die USA.

Exil und Freiheit in Luxemburg

Da Voigt als meldepflichtiger Krimineller in Deutschland unter Polizeiaufsicht stand, musste er immer wieder Belästigungen und sogar Verhaftungen durch die örtlichen Behörden über sich ergehen lassen, denen der bei seinem Auftreten latent mitschwingende Spott über Staat und Militär missfiel. Daher war er auf der Suche nach einer neuen Heimat. Diese fand er 1910 in Luxemburg, wo er sich nicht mehr ständig melden musste. Im kleinen Luxemburg ließ sich seine Köpenickiade jedoch nicht mehr so gut vermarkten – deshalb arbeitete Voigt in Luxemburg auch als Kellner und in seinem eigentlichen Beruf als Schuhmacher. Dank seiner Popularität brachte er es dennoch zu einem gewissen Wohlstand und gehörte zu den ersten Besitzern eines Automobils im Großherzogtum. 1912 kaufte er ein Haus in der Rue du Fort Neipperg in Bonneweg/Bonnevoie, das heute nicht mehr existiert.

   Noch einmal kam Voigt mit preußischem Militär in Berührung, als Luxemburg während des Ersten Weltkriegs von deutschen Truppen besetzt wurde. Als am Morgen des 2. August 1914 eine Abteilung deutscher Soldaten den Luxemburger Bahnhof besetzt hatte, erschien Voigt auf der Bonneweger Brücke und meinte: „Ich hab’s ja immer gesagt, die haben solche Sehnsucht nach mir, daß sie noch einmal herkommen, um sich unter mein Kommando zu stellen.“ Seinen Humor hatte er sich in Luxemburg bewahrt, auch wenn ihm diese Bemerkung wieder Verhör und kurzzeitige Inhaftierung durch die deutsche Militärverwaltung einbrachte.

Im September 1914 trat in Belgisch Luxemburg sogar ein zweiter „Hauptmann von Köpenick“ in Erscheinung. Er hatte sich in Trier die Uniform eines Unteroffiziers verschafft, ein Auto gemietet und war damit nach Belgisch-Luxemburg gefahren. Dort erhob er in einzelnen Ortschaften Kriegssteuern. Als er ein hübsches Sümmchen – 30 000 Francs – zusammen hatte, zeigte ihn sein Chauffeur bei der Militärbehörde an. Der falsche Unteroffizier wurde daraufhin verhaftet und nach Trier verbracht.

 Tod und Grab in Luxemburg

In den letzten Jahren trat Wilhelm Voigt in der Öffentlichkeit nicht mehr in Erscheinung. Am 3. Januar 1922 starb er im Alter von 72 Jahren, schwer gezeichnet von einer Lungenerkrankung und durch Krieg und Inflation völlig verarmt; begraben wurde er auf dem Liebfrauenfriedhof. Am 11. Mai 1922 wurde sein Tod im Sterberegister der Stadt Luxemburg eingetragen und im „Luxemburger Wort“ veröffentlicht.

   Das Armengrab an der Umfassungsmauer des Liebfrauenfriedhofs  hatte allerdings keinen Grabstein. Deshalb kaufte der Zirkus Sarrasani, bei dem Voigt auch zu Lebzeiten aufgetreten war, 1961 sein Grab für 15 Jahre und stiftete zugleich erstmals einen Grabstein. Dieser zeigte die Karikatur des Kopfes eines Soldaten mit Pickelhaube, umrahmt von der Aufschrift: „Der Hauptmann von Köpenick.“ 1969 besuchte anlässlich einer Aufführung von Carl Zuckmayers Tragikomödie „Der Hauptmann von Köpenick“ im Escher Stadttheater der bekannte Darsteller Joseph Offenbach das Grab.

   Seit 1976 wird das Grab von der Stadt Luxemburg gepfleg; auf Betreiben einiger Abgeordneter des Europäischen Parlamentes wurde 1977 der Grabstein erneuert. Er zeigt seit damals eine Pickelhaube und die Aufschrift „Hauptmann von Köpenick“. Darunter steht in kleiner Schrift: „Wilhelm Voigt 1850-1922“, das Geburtsjahr ist falsch. Schöpfer des Köpenick-Monumentes war der Luxemburger Künstler Jean-Pierre Georg. Die Stadt Luxemburg lehnte 1999 den Antrag ab, die Grabstätte nach Berlin umzubetten. Damals hatte das Grab des „Hauptmanns von Köpenick“ in Luxemburg bereits Kultstatus erlangt, es fehlt in keinem deutschsprachigen Reiseführer. Es gehört heute zu den meistbesuchten Attraktionen der Hauptstadt des Großherzogtums. Viele Besucher legen Geldmünzen auf das Grab in Erinnerung daran, dass Wilhelm Voigt fast ein Leben lang ein armer Schlucker war.

    Ein weiterer internationaler Hochstapler, der Russe Alexander Zoubkoff, Gemahl der Prinzessin Victoria von Preußen und Schwager des letzten deutschen Kaisers, beendete ebenfalls in Luxemburg 1936 seine Tage. 1927 hatte er die 34 Jahre ältere Schwester des abgesetzten deutschen Kaisers Wilhelm geheiratet. Die Ehe zerbrach schon nach wenigen Monaten, nachdem Zoubkoff einen erheblichen Teil des Vermögens seiner Frau durchgebracht hatte. Er floh nach Luxemburg, wo er als Kellner arbeitet. Das Restaurant im Hotel Staat warb damals mit dem Schild „Hier bedient Sie der Schwager des Kaisers“.





[Regionalforum-Saar] Wie der "Hauptmann von Köp enick" nach Luxemburg kam (II)

Date: 2022/01/04 08:57:20
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Quelle (mit Fotos): https://www.katholisch.de/artikel/32488-wie-der-hauptmann-von-koepenick-nach-luxemburg-kam



Ein preußischer Protestant auf dem katholischen Friedhof Luxemburgs

Wie der "Hauptmann von Köpenick" nach Luxemburg kam

Zum 100. Todestag: Warum liegt der “Hauptmann von Köpenick” ausgerechnet auf dem wichtigsten Friedhof Luxemburgs begraben? Und warum gleicht die Geschichte seiner Grabstätte einer wahren Köpenickiade? Eine historische Spurensuche.

Von Marc Jeck |  Luxemburg - 03.01.2022

Berühmtheit erlangt der aus Tilsit stammende Schuster Wilhelm Voigt, als er am 16. Oktober 1906 als verkleideter Hauptmann mit ein paar Soldaten in das Köpenicker Rathaus eindringt und dort die Kasse ausraubt. Kurze Zeit später wird er verhaftet, doch seine vierjährige Gefängnisstraße muss der falsche Hauptmann nicht aussitzen: Bereits im August 1908 wird Wilhelm Voigt durch Begnadigung des Kaisers Wilhelm II. aus der Haftanstalt Tegel entlassen. Doch auch nach seiner "Köpenickiade" vom Oktober 1906 spielt der Gauner im Ruhestand seine Parodie auf die Kultur der Uniformierten weiter und lebt seine Hauptmann-Figur in vollen Zügen aus.

Drei Jahre nach dem legendären Husarenstück in Köpenick lässt Voigt sich in Luxemburg nieder. Eigentlich wollte er bereits 1906 nach Böhmen, hätten ihm die Behörden damals einen Pass dorthin ausgestellt. Auch jetzt hat er andere Reisepläne: Amerika. Doch aus dem provisorischen Halt in Luxemburg wird ein über zwölfjähriger Aufenthalt und seine letzte Ruhestätte.

"…um den ewigen Schikanen zu entgehen, will ich mich in Luxemburg niederlassen"

Eine Stunde vor der feierlichen Eröffnung der Marienwallfahrt in der Kathedrale von Luxemburg wird Wilhelm Voigt am Bahnhof Luxemburg an einem Samstag Nachmittag im Mai 1909 von einem zahlreichen Publikum erwartet. Während seines Auftrittes – in Uniform - erzählt er seine Gaunerstory "mit der milden Schnoddrigkeit und dem gedämpften Galgenhumor, die zur Devise habe könnten: Mir kann keener" – und verteilt Autogrammkarten. Über seine Uniform sagt er : "Das is’n Hausrock, den darf jeder tragen. Der wird zur Uniform erst in dem Momang, wo ich Achselstücke dran befestige." Und er erzählt weiter: "Ich liebe das Theater, aber nur als Zuschauer, ich habe es stets abgelehnt, auf der Bühne zu erscheinen, obwohl man mir die für eine sechsmonatliche Vorstellungstournee in den Vereinigten Staaten die nette Summe von achtzigtausend Mark geboten hatte. Ich lebe von dem Vertriebe der Ansichtspostkarten, die mich in Uniform darstellen und die ich selbst mit meiner Unterschrift versehe." Auf die Frage, ob die deutschen Behörden diese Art des Broterwerbs nicht verboten haben, soll Wilhelm Voigt geantwortet haben: "In der Tat sahen sie den Ansichtskartenvertrieb nicht gern, und um den ewigen Schikanen zu entgehen, will ich mich in Luxemburg niederlassen." Knapp ein Monat nach seiner Niederlassung in Luxemburg verrät Voigt, dass er verlobt sei und sich demnächst in Luxemburg verheiraten wolle, "trotz seiner sechzig Jahre, da er sich noch gesund und kräftig fühle".

Nach seiner frühzeitigen Entlassung im Jahr 1908 zog es den berühmten Gauner nach Luxemburg.

In der Tat liest man in der Luxemburger Presse: "Wie versichert wird, gefällt es dem Köpenicker außerordentlich gut in Luxemburg, da er sich mit Ehegedanken trägt und sich in der Landeshauptstadt niederzulassen gedenkt. Eine schöne und lustige Witwe hält sein Herz dauernd gefangen."

Offiziell geheiratet hat er diese Witwe Blum wohl nicht. Anlässlich der Veröffentlichung von Zuckmayers "Hauptmann von Köpenick" (1931) gibt "Madame Köpenick" in der Luxemburger Presse ein Interview. Dort wird sehr nostalgisch über Wilhelm Voigts Lieblingsplatz im Lehnstuhl berichtet, dass er mit den Kindern der Witwe die Hausaufgaben gemacht haben soll und dabei stets zu wiederholen pflegte: "Je mehr du weißt, umso mehr wirst Du den Versuchungen gegenüberstehen." Er soll Harmonium gespielt haben und dabei so laut gesungen haben, dass die Leute auf der Strasse stehen blieben - am liebsten schmetterte er Choräle, von denen er alle Strophen kannte. Sein Lieblingslied war das Pilgerschaftslied: "Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh". Voigt wird zu einer Stadtbekannten Persönlichkeit, wenn er in seiner Fantasieuniform durch die Straßen Luxemburgs schreitet.

Im Juni 1912 geht die Meldung durch die gesamte deutsche Presse, der Hauptmann von Köpenick sei in London in einem Krankenhaus gestorben. Durch die Witwe Blum wird in Erfahrung gebracht, Voigt habe sich in die Sommerfrische in den Thüringer Wald begeben.

Auf der Zugfahrt zwischen Duisburg und und Kassel liest der Gauner im Ruhestand sein Nekrolog in der Presse. An das Berliner Tageblatt schreibt der ehemalige Schuster: "Wenn ich auch in dem Nachruf einige bedenkliche Stellen fand, so bitte ich, diese nur zu berichtigen, und kann Sie versichern, daß mir meine eigene Todesnachricht viel Freude gemacht hat." Vier Wochen lang ist Wilhelm Voigt Kurgast in Lauscha und geniesst dort nicht nur die Waldluft, sondern auch die lebhafte Bewunderung in der Öffentlichkeit.

Als am Morgen des 2. August 1914 eine Abteilung deutscher Soldaten den Luxemburger Bahnhof besetzt hat, soll Wilhelm Voigt ausgerufen haben: "Ich hab's ja immer gesagt, die haben solche Sehnsucht nach mir, dass sie noch einmal herkommen, um sich unter mein Kommando zu stellen."

Mit den Schrecken des Krieges vergeht den Menschen das Lachen

Allerdings mochte niemand mehr während des Ersten Weltkrieges augenzwinkernd über das preußische Militär lachen. Noch während des Krieges wird er in Luxemburg von der deutschen Besatzungsmacht verhaftet. Als die politische Harmlosigkeit des 65-jährigen offensichtlich wird, lässt man ihn wieder ziehen. Der zuständige Leutnant notiert in seinem Tagebuch: "Mir bleibt rätselhaft, wie dieser armselige Mensch einmal ganz Preußen erschüttern konnte."

Am Ende seines Lebens verblasst sein Ruhm sehr schnell. Völlig verarmt stirbt er in Luxemburg am 3. Januar 1922, er, der doch eigentlich "nicht in fremder Erde begraben sein wollte": Dieses Statement soll Voigt dem Untersuchungsrichter geliefert haben, als dieser ihn nach seiner Verhaftung in Köpenick fragt, warum er sich nicht mit der Stadtkasse ins Ausland absetzen wollte.

Bei der Beerdigung des falschen Hauptmanns, so will es zumindest die Tradition, habe sich eine wahre Köpenickiade abgespielt. Als der Trauerzug mit den sterblichen Überresten des "Hauptmanns" an einer französischen Truppeneinheit vorbeikommt, soll jemand dem französischen Offizier erzählt haben, man trage den berühmten "Capitaine de Koepenick" zu Grabe. Der Offizier hat angenommen, es würde sich bei Voigt um einen verdienstvollen Hauptmann des Luxemburger Freiwilligenkorps handeln. Deshalb befiehlt er seinen Männern, gebührende Haltung anzunehmen und zu salutieren, um dem toten "Capitaine" die letzten militärischen Ehren zu erweisen.

Nach seinem Ableben sorgt die Grabstätte Voigts auf dem Stadtluxemburger Liebfrauenfriedhof, dem Hauptfriedhof der Europastadt, für ein mediales Interesse. Seine letzte Ruhestätte mutiert zu einer Pilgerstätte, die zunächst vom Zirkus Sarrasani werbewirksam in Szene gesetzt wird. Bei einer 1961 vom Zirkus Sarrasani gestifteten Grabinschrift hat sich allerdings ein Datumsfehler eingeschlichen: Der nach Luxemburg immigrierte Ganove ist nicht 1850, sondern 1849 geboren.

„Gerne würde ich zur Erhaltung oder Verschönerung dieses Grabes einen Beitrag stiften, und ich bitte Sie, mir mitzuteilen, ob es für die zu diesem Zwecke gestifteten Spenden ein bestimmtes Konto gibt, auf das ich meinen Beitrag einzahlen könnte.“
Zitat: Schriftsteller Carl Zuckmayer

Als 1975 die Grabkonzession der letzten Ruhestätte des "Hauptmanns von Köpenick" abläuft, kommt es – insbesondere in Deutschland – zu einem erhöhten Interesse an der Grabstätte. Sogar der Schriftsteller Carl Zuckmayer plädiert in einem Brief an die Bürgermeisterin für die Weiterpflege der Grablege für den am 3. Januar 1922 verstorbenen Schuster: "Gerne würde ich zur Erhaltung oder Verschönerung dieses Grabes einen Beitrag stiften, und ich bitte Sie, mir mitzuteilen, ob es für die zu diesem Zwecke gestifteten Spenden ein bestimmtes Konto gibt, auf das ich meinen Beitrag einzahlen könnte." Der Abteilungsdirektor im Hause Henkel aus Düsseldorf suggeriert der Stadtbürgermeisterin sogar die Einrichtung eines "Gedenkraumes Voigt" und Berliner Senatoren schreiben nach Luxemburg.

Dem Druck aus dem In- und Ausland haben die Stadtväter der Hauptstadt des Großherzogtums ein postives Echo verliehen und die Grabkonzession übernommen. Im Herbst 1975 schreibt die Stadt Luxemburg ein Ideenwettbewerb zur Gestaltung einer neuen Grabplatte aus. In Szene gesetzt werden sollte dabei der "Kleinmann", der in seinen Gesten eingeschränkt und sogar von den Strukturen der Gesellschaft erdrückt wird. Der luxemburgische Künstler J.P. Georg wird für den Auftrag gewonnen. Parallel macht sich die Gemeindeverwaltung Gedanken über die Grabinschrift und nimmt sogar diesbezüglich Kontakt mit dem Autor des tragigkomischen Stückes "Der Hauptmann von Köpenick" auf. In seinem Antwortschreiben suggeriert Carl Zuckmayer in einer etwas ironische Formulierung: "Dem deutschen Eulenspiegel des 20. Jahrhunderts zum Gedächtnis."


Bis heute Legende – und Touristenmagnet: Der "Hauptmann von Köpenick"

Zurückbehalten werden aber nur die Namen "Hauptmann von Köpenick" und Wilhelm Voigt sowie das – falsche – Geburtsdatum 1850 beziehungsweise Todesjahr 1922. Interessant ist die Tatsache, dass man den Irrtum beim Geburtsdatum bei der Gestaltung der neuen Grabplatte 1975 de facto mit übernommen hat. Die Lebensdaten Voigts werden also nicht von Seiten der Gemeindeverwaltung überprüft. Erst später kann der Fehler auf luxemburgischer Seite entlarvt werden. Auf deutscher Seite erscheint bereits einige Monate vor der Fertigstellung der neuen Grabplatte in den Ruhr-Nachrichten ein Artikel mit dem Titel "Maria Rensing deckt 'Ente' auf". Frau Rensing stöbert in den Gästebüchern eines im elterlichen Besitz befindlichen Hotelbetriebes in Rünthe. Hier soll sich Wilhelm Voigt als Gast damals mit seinem richtigen Geburtsdatum – 13. Februar 1849 – eingetragen haben.

Die Stadt Luxemburg übernimmt die Grabkonzession "auf ewig" und so bleibt der "Hauptmann von Köpenick" samt Pickelhaube auf dem Grabstein der Nachwelt erhalten. Bis heute bildet das Grab eine sonderbare Pilgerstätte für eine sonderbare Persönlichkeit.

Von Marc Jeck




[Regionalforum-Saar] Als der Lothringer Luftfahrtpioni er Pilâtre de Rozier den Sonnenkönig staunen läs st

Date: 2022/01/04 09:05:15
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Saarbrücker Zeitung, Saarlandteil, 4. Januar 2022


Als der Lothringer Luftfahrtpionier Pilâtre de Rozier den Sonnenkönig staunen lässt

Hagéville/Metz Der Lothringer Jean-François Pilâtre de Rozier stürzte 1785 mit seinem Ballon ab und gilt als erstes Luftfahrtopfer der Welt. Denn dem Pionier aus Metz gelang zugleich die erste Luftfahrt der Geschichte.

Von Volker Knopf

 Man kennt die Gebrüder Wright oder Otto Lilienthal als Pioniere der Luftfahrtgeschichte. Auch die Gebrüder Montgolfier als Erfinder des Heißluftballons mögen dem einen oder anderen geläufig sein. Doch Jean-François Pilâtre de Rozier haben wohl die wenigsten auf der Rechnung. Der Physiker aus Metz gilt als das erste Todesopfer der Luftfahrtgeschichte. Am 15. Juni 1785 startete er mit königlicher Bewilligung mit einem Heißluft-Gas-Hybrid-Ballon von Boulogne-sur-Mer in Richtung britische Inseln. Auf der Fahrt entzündete sich das Gemisch in etwa 900 Metern Höhe. Die Gondel stürzte mit dem bedauernswerten Pilâtre de Rozier in die Tiefe. Der Lothringer ist der erste Mensch, der vom Himmel fiel. Aus einer Höhe, die kaum ein Mensch zu jener Zeit für möglich gehalten hätte.

Ein Museum in Hagéville westlich von Metz widmet sich dem Leben des Luftfahrtpioniers und der Entwicklung des Heißluftballons. Das Aéromusée Pilâtre de Rozier ist eng mit dem weltweit größten Heißluft-Ballonfestival im nahen Chambley verbunden. Die Macher des Festivals betreiben auch das Museum über den kühnen Adligen, der mit 31 Jahren mit seiner Gondel am Boden zerschellte. Damien Petit ist die Begeisterung über den Wagemut seines Landsmanns deutlich anzumerken. Er ist für das alle zwei Jahre stattfindende Ballon-Festival als Piloten-Koordinator tätig. Erst vergangenen Juli ging das Spektakel in der Nähe von Metz trotz Corona wieder über die Bühne. Das Mondial Air Ballons steht für Superlative und ist im Guinness Book of Records notiert. Rund 400 000 Besucher sind bei der zehntägigen Leistungsschau der Ballonfahrer regelmäßig mit von der Partie – zuletzt wegen der Pandemie naturgemäß deutlich weniger.

Für den jungen Piloten-Koordinator ist das historische Erbe sehr wichtig. „Pilâtre de Rozier war ein Freigeist. Er hat Geschichte geschrieben, als er mit seinem Ballon abhob. In letzter Konsequenz ist er für seine Vision gestorben“, sagt Petit. Es ist nicht so, dass das Mitglied einer Freimaurer-Loge völlig unbedarft gleich beim ersten Versuch und in Überschätzung des technischen Geräts das Zeitliche segnete. Es war der dritte Versuch des Naturwissenschaftlers, der ihm kein Glück brachte. Zuvor gab es eine Testfahrt gänzlich ohne menschliche Crew. Ein Schaf, eine Ente und ein Huhn kamen in den zweifelhaften Genuss so hoch oben zu schweben. König Ludwig XVI., Marie-Antoinette und der royale Hofstaat beäugten das tierische Spektakel gespannt. Eigentlich wollte der absolutistische Herrscher danach weitere Tests mit Sträflingen unternehmen, unterließ es jedoch. Daraufhin wagte der Mann aus Metz am 15. Oktober 1783 die erste Fahrt mit einem Heißluftballon. Fast 30 Meter ging es empor. Es ist die erste verbriefte Luftfahrt der Menschheit. Allerdings mit einem kleinen Makel versehen: Der Ballon war mit Seilen am Boden verankert.

Fünf Wochen später hob der Lothringer erneut ab. Gemeinsam mit seinem Landsmann François d’Arlandes hieß es diesmal: Leinen los. 25 Minuten dauerte der Trip über Paris. Fast 1000 Meter Höhe erreichte das tollkühne Duo. Zu den Augenzeugen zählten neben der royalen Familie auch Pilâtre de Roziers Logen-Freund und US-Gründervater Benjamin Franklin, der als amerikanischer Diplomat in Paris weilte. Über seine abenteuerliche Fahrt berichtete Pilâtre de Rozier in der Schrift „Première expérience de la Montgolfière" im Jahr 1784. „Er war nicht nur als Ballonfahrer berühmt. Er entwickelte die Konstruktion des ersten Saugschlauch-Atemschutzgerätes. Auch an der Entwicklung von Phosphor-Leuchten war er beteiligt. Pilâtre de Rozier war ein echter Entdecker“, sagt Damien Petit.

Mit 18 Jahren verließ der Pionier, Sohn eines Unteroffiziers, der Gastwirt geworden war, seine Heimatstadt und arbeitete als Apotheker in Paris. Er studierte Mathematik, Chemie, Physik und lehrte Naturwissenschaften. Der Franzose eröffnete später ein Wissenschaftsmuseum in Paris und pflegte beste Kontakte zum Hof. Acht Monate nach seiner Heldentat startete der Forscher mit seinem Fluggefährten Pierre-Ange Romain den verhängnisvollen dritten Versuch. Zuvor entwickelte er aus der Montgolfière eine Mischung aus Heißluft- und Gasballon, die nach ihm als Rozière benannt wurde. Das Ende ist bekannt: Gemeinsam mit seinem Mitfahrer zerbarst der Gelehrte aus der Mirabellenstadt an der französischen Küste.

Im Museum bei Hagéville, das aktuell noch geschlossen ist, wird sein posthumer Ruhm sorgfältig gepflegt. Zahlreiche Exponate aus der Zeit des Luftfahrt-Pioniers sind zu sehen. Heißluft-Ballons, Zeitungsnachdrucke über die visionäre Tat, Miniaturen oder eine Singer-Nähmaschine, auf der die Außenhaut des Ballons genäht wurde.





 

[Regionalforum-Saar] Als St. Wendel ein Freiheitsfest feierte - Heft und Vortrag

Date: 2022/01/04 09:18:53
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Saarbrücker Zeitung, Regionalteil St. Wendel , 4. Januar 2022

Als St. Wendel ein Freiheitsfest feierte


So geschehen im Jahr 1832, parallel zum Hambacher Fest. In diesem Jahr soll an das Ereignis erinnert werden. Mit einer Vortragsreihe und einer Publikation. Zu letzterer verrät Historiker Josef Dreesen erste Details und erklärt, wie es zu dem sogenannten Bosenbergfest kam.  

Es ist als Feier für die Freiheit in die Geschichte eingegangen – das Hambacher Fest, das vom 27. Mai bis 1. Juni 1832 stattfand. Bis zu 30 000 Menschen kamen zu dem gleichnamigen Schloss, um dort die Einheit Deutschlands sowie Werte wie Versammlungsfreiheit oder die Gleichberechtigung der Frauen einzufordern. Für damalige Verhältnisse eine Großveranstaltung, zu der auch Redner eingeladen waren. Darunter ein St. Wendeler: Advokat Nikolaus Hallauer. In seiner Heimat, dem Fürstentum Lichtenberg, das nach dem Wiener Kongress in den Besitz Ernst III. von Sachsen-Coburg-Saalfeld (ab 1826 Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha) übergegangen war, herrschte ein ausgeprägtes Staats- und Rechtsbewusstsein. Vor allem legte die akademische Oberschicht Wert auf Grundrechte wie Meinungs- oder Pressefreiheit.

Dafür machten sich die Bürger auch in der Öffentlichkeit stark. Und so gab es – quasi zeitgleich zum Hambacher Fest – in St. Wendel das sogenannte Bosenbergfest. Auch hier wurde von dem protestantischen Pfarrer Carl Juch eine Rede  gehalten. Anschließend zogen die Teilnehmer in die Stadt. Vor der Kellerschen Wirtschaft, die den Widerständlern als Treffpunkt diente, wurde ein Freiheitsbaum aufgestellt.

2022 jährt sich das Freiheitsfest zu St. Wendel zum 190. Mal. Für Bürgermeister Peter Klär (CDU) der perfekte Anlass, an die Ereignisse zu erinnern, sowie die Rolle der heutigen Kreisstadt und die einzelner Akteure zu würdigen. Wie Historiker Josef Dreesen berichtet, nahm  der Verwaltungschef Kontakt zu ihm auf. Schnell sei die Idee zu einer Vortragsreihe entstanden.

Kurz & Knapp

Der Absolutismus, die Macht eines einzelnen Herrschers, entwickelte sich in Europa zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. In Frankreich gilt König Ludwig XIV, auch Sonnenkönig genannt, als der Begründer des dortigen Absolutismus. Diese Herrschaftsform endete mit der Französischen Revolution 1789 und dem Sturm auf die Bastille.

Doch damit nicht genug. In Zusammenarbeit mit dem St. Wendeler Stadtarchiv soll ein Heft, begleitend zu der Reihe, aufgelegt werden. Dabei kann das Team zum Teil auf frühere Veröffentlichungen zurückgreifen. Bereits 1997 in einer ersten und 2007 in einer zweiten Auflage waren Schriften zum „Freiheitsfest der Deutschen zu St. Wendel“ erschienen. Verfasst wurden sie von Josef Dreesen und dem inzwischen verstorbenen Gerhard Schnur. Diese Publikationen werden nun  überarbeitet.

„Wir lassen darin Menschen aus der Zeit sprechen. Dann  muss man nicht viel erklären“, sagt Dreesen. Es gehe nicht so sehr ums Analysieren, denn die Leser sollen sich ihre eigenen Gedanken machen. Als Neuheit kündigt der Historiker an, dass in dem Heft erstmals Otto Normalverbraucher [geb. 1789, Sohn von Michel Schweißnedd und Marianne geb. Hööch] zu Wort kommen soll. In erster Linie geht es um die Frage, wie die Bürger die Unruhen erlebt und die Prozesse gegen die Widerständler wahrgenommen haben. Antworten verspricht sich das Stadtarchiv-Team aus den überlieferten zeitgenössischen Zeugenvernehmungen.
Sicherlich, so wirft Dreesen ein, bestehe bei Zeugen die Gefahr, dass bei ihren Aussagen persönliche Befindlichkeiten eine Rolle spielten. „Aber ich denke, das lässt sich gut herausfiltern, wobei immer ein Restrisiko bleibt.“ Allerdings seien auch die auswärtigen Beobachter im Fürstentum Lichtenberg, deren Berichte in den ersten beiden Heften zitiert worden sind, stets ihren Landesherren verpflichtet gewesen, was sich in ihren Ausführungen niedergeschlagen haben dürfte.

Zurück zu den historischen Ereignissen.
Am 11.  September 1816 nahm Ernst III. seine Gebietsentschädigung als „überrheinisches Fürstentum St. Wendel“ in Besitz. 1819 wurde es zum Fürstentum Lichtenberg erhoben. Von Beginn an bewies der Herzog kein glückliches Händchen. Als ein Verfechter des französischen Absolutismus wusste er mit der politischen Mündigkeit seiner Untertanen nicht viel anzufangen. Erste Konflikte entstanden, als der Herzog  gegen den Widerstand der Stadträte Johann Jakob Hornung zum provisorischen Oberbürgermeister von St.
Wendel ernannte und dadurch das Wahlrecht des Rates ignorierte. Gleichzeitig beklagten die Bürger zu hohe Steuern sowie Eingriffe der herzoglichen Landeskommission in Gerichtsverfahren.
Im Frühjahr 1831 gründeten der Pfarrer Karl Juch sowie die Lehrer Johannes Schue und Philipp Sauer einen Debattierclub, der sich regelmäßig in der Wirtschaft von Peter Keller, die an der Stelle des heutigen Spinnrads war, traf. „Hieraus entwickelte sich eine politische bürgerlich-liberale  Opposition, die wirkungsvoller agierte, als die städtische“, sagt Dreesen.

So gelang es der bürgerlich-liberalen Opposition, die Menschen in St. Wendel zu mobilisieren, sodass sie am 27. Mai 1832 zum Fest auf dem Bosenberg kamen. Als Symbol des Widerstands wurde anschließend ein Freiheitsbaum nahe der Basilika aufgestellt. Dort blieb er allerdings nur zwei Tage lang stehen, denn  am 29. Mai rückten preußische Truppen in St. Wendel ein. Bereits vor deren Ankunft hatten Bürger den Baum entfernt. Nach eintägigem Aufenthalt zogen die Preußen wieder ab.
Doch in der Bevölkerung brodelte es weiter. Dazu trug auch ein gewisser Johann Adolph Bohemann bei, den die St. Wendeler als einen polnischen Freiheitskämpfer ansahen. Bohemann hielt sich zwei Mal für einige Tage in St. Wendel auf. Bei seinem letzten Besuch wurde er von der herzoglichen Regierung aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Dies hatte heftige Proteste und nach dessen Abreise tagelange Ausschreitungen zur Folge. Erneut besetzten preußische Truppen die Stadt. Herzog Ernst I. hatte von all dem allmählich genug. Jetzt sollte die Unruhestifter die Härte des Gesetzes treffen. Sie wurden verhaftet und kamen in Arrest, darunter Schue, Juch, Sauer und Hallauer. „Uns liegen Briefe Hallauers, Juchs und Sauers aus dieser Zeit vor“, sagt Dreesen.

Die Anklage lautete auf Hochverrat. Viele Zeugen wurden vernommen, großer Aufwand betrieben. Die Urteile fielen jedoch, so der Histeriker, verhältnismäßig milde aus. Geldstrafen und kurze Gefängnisaufenthalte wurden ausgesprochen. Hallauer hingegen traf es härter. Neben einer Geldstrafe wurde er zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Doch er konnte fliehen und so der Haft entgehen.

Kurzbiografien der Protagonisten und eine Chronik der Ereignisse  gehören ebenfalls zu der geplanten Veröffentlichung. „Die Geschichte steht in den Quellen“, sagt Dreesen. Und an diesen mangelt es im Stadtarchiv nicht. Davon können auch die Referenten profitieren, die verschiedene Aspekte dieser unruhigen Zeit vorstellen wollen. 

 

 

[Regionalforum-Saar] noch mal Hauptmann von Köpeni ck

Date: 2022/01/04 11:00:21
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

ich bekam heute morgen gleich Antwort auf meine Emails. Andreas Wolter sandte einen Link nach Wallerfangen:

https://www.verein-fuer-heimatforschung-wallerfangen.de/main_arbber_heimatg_histo_koepenick_an_der_saar.html

Ich hab gemeint, ich hätt’ in einer alten St. Wendeler Zeitung mal über ihn gelesen, aber ich finde nichts in meinen Aufzeichnungen.

Danke, Andreas.

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Murphies Gesetz

Date: 2022/01/06 13:12:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Im letzten Jahr habe ich online zwei Vorträge gehalten - in Englisch, von zuhause aus nach Amerika. Und dann die Vorträge ausgeweitet in einem Buch in Englisch drucken lassen. Das Ergebnis ist „St. Wendelin travels to North America“.

Drucken ließ ich es wie immer bei der Online-Druckerei, bei der ich seit ein paar Jahren alle meine Sachen drucken lasse. Die ersten fünf Probeexemplare sahen gut aus; ich versandte sie gleich an meine Bekannten in den USA, die mir geholfen haben.

Einen zweiten Druckauftrag gab ich im November ab, aber wegen den Lieferschwierigkeiten an Papier und ähnlichem, ausgelöst durch die Pandemie, dauerte es bis Mitte Dezember, bis die 10 Exemplare da waren. Ich prüfte die obenliegenden und fand sie in Ordnung. Mittlerweile waren einige Bestellungen eingegangen, und ich schickte Exemplare an die Besteller, eins nach West Virginia, sieben nach Maryland und das letzte in der Kiste nach Pennsylvania.

Der Versand in die Staaten dauert zur Zeit wesentlich länger als vor Beginn der Pandemie. Im Dezember 2020 war ein Brief, Päckchen oder Paket gut zwei Monate unterwegs. Von Deutschland in die USA kam es schnell, aber in New York City, NY, beim Zoll lag es schon mal drei Wochen nur rum, bevor es weiterging. Mittlerweile ist die Lieferzeit auf erträgliche drei bis vier Wochen gesunken.

Heute kam eine Reklamation aus Pennsylvania. Patrick L. hatte sein Exemplar erhalten, war aber doch erstaunt, als er das Buch öffnete. Denn darin ging es nicht um Auswanderungen in die USA., sondern um die „Modellierung weicher biologischer Gewebe mit mikromechanisch motivierten und datengetriebenen Ansätzen“. Natürlich war ich nicht der Verfasser, sondern Markus H.. Die Email enthielt meinen Buchumschlag und die Übersicht seines Buchs. Die Lösung fand ich auf dem Titelblatt. Es handelt sich um die Publikation seiner Dissertation, die er an der Rheinisch-Westfälischen TH Aachen abgegeben hatte. Ich fand ihn übers Internet und rief ihn an.

Er hatte seine akzeptierte Doktorarbeit beim gleichen Drucker zum Drucken gegeben. Er bestellte fünf Exemplare im November als Probedruck, um festzustellen, wie die Bücher aussehen. Durch die Pandemie dauerte es auch vier Wochen, bis er seine Exemplare hatte. Aber es wurden nicht fünf geliefert, sondern nur vier.

Ich hatte ziemlich gleichzeitig 10 Exemplare bestellt und fast genauso lange darauf gewartet. Und da unserer beider Bücher u.a. einen englischen Titel und englische Texte haben, ist beim Drucken seines Buches dessen Inhalt bei einer Gelegenheit in meinem Umschlag gelandet und kam aufgrund meines Umschlags beim Versand auch in meinen Karton.

Autsch.

Der gute Doktor hat’s am Telefon wie ich gemacht - er nahm es mit Humor auf. Anders läßt sich unsere chaotische Welt auch nicht ertragen.

Patrick in Pennsylvania erhält natürlich ein neues Exemplar, und dort schaue ich vorher rein, bevor ich es versende. Er muß allerdings nochmal vier Wochen drauf warten.

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Alter Gewölbekeller unter dem Rathaus St. Wendel ist einsturzgefährdet

Date: 2022/01/07 09:48:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der Saarbrücker Zeitung, St. Wendeler Teil:

Alter Gewölbekeller unter dem Rathaus St. Wendel ist einsturzgefährdet

St Wendel

Weil ein alter Gewölbekeller darunter instabil ist, musste der Haupteingang zum St. Wendeler Rathaus abgesperrt werden. Doch von wem wurde der Keller angelegt und warum?

Von Thorsten Grim, Redakteur Lokalredaktion St. Wendel

Groß, mächtig und festlich geschmückt mit zahlreichen Lichtern – so leuchtet er gemeinhin auf dem Fruchtmarkt gegen die jahreszeitliche Dunkelheit an. Der Christbaum der Stadt St.
Wendel. In diesem Winter sucht man ihn allerdings vergebens. Stattdessen sieht man einen Bauzaun, der großräumig den Eingangsbereich zum Rathaus und zur benachbarten ADAC-Geschäftsstelle abriegelt. Die Metallstäbe des Zauns liegen größtenteils hinter bedruckten Sichtschutz-Bahnen verborgen. Darauf sind Impressionen früherer Weihnachtsmärkte abgedruckt. Zudem ein Rathaus-Lageplan, der den Besuchern erklärt, wie sie denn nun in die Stadtverwaltung hinein kommen. Ebenfalls den Blicken der Passanten entzogen ist der Grund für die Absperrung. Denn der liegt einige Meter unter der gepflasterten Straße. Den Schlüssel dazu hat Michael Gard vom Bauamt der Kreisstadt St. Wendel.

Ab in den Untergrund

„So, und jetzt den Kopf einziehen“, sagt Gard bei unserem Vor-Ort-Termin mehrere Meter tief unter dem Rathaus-Haupteingang. Außer den dazu berechtigten Personen kommt hier normalerweise niemand rein. Für die Saarbrücker Zeitung machen Rathaus-Chef Peter Klär (CDU) und Gard aber eine Ausnahme. Sozusagen durch den Hintereingang sind wir ins Rathaus gelangt und dann rechts durch eine Glastür gegangen, hinter der in schier endlosen Regalreihen Aktenordner lagern. Am Ende des Raums, der im Neubau der Verwaltung liegt, verwehrt ein braunes Metallgitter den Durchgang. Falls man keinen Schlüssel hat. Wir haben einen. Beziehungsweise der bei der Stadtverwaltung für Hochbau zuständige Michael Gard. Obwohl es hier nicht hoch hinaus geht, sondern hinab. Wenngleich wir zunächst ein paar Treppenstufen hinauf steigen müssen.

Dann stehen wir in einem alten Kellerraum, an dessen rechter Stirnseite eine schwere Holztür den Weg zum Schloßgässchen versperrt. Dieser ebenfalls aus früheren Zeiten stammende Keller ist jedoch nicht unser Ziel, wie Rupert Schreiber vom Landesdenkmalamt erklärt. Wir müssen tiefer. Tiefer in den Untergrund und somit tiefer in die St.
Wendeler Vergangenheit.

Unser Weg in den Untergrund führt um Ecken und über betagte steinerne Treppenstufen. Schließlich gelangen wir in das Gewölbe, das ursächlich für die Absperrung sechs Meter über dem Kellerboden ist. Weil die Decke ein Stück weit instabil ist. „Wir prüfen in regelmäßigen Abständen den Zustand der alten Gewölbe“, berichtet Gard. „Bei der jüngsten Begehung ist uns aufgefallen, dass es hier ein Problem gibt.“ Er spricht von „massivsten Wassereinbrüchen und Fäkalgerüchen“. Das habe nahegelegt, dass der Kanal, der zwischen Gewölbedecke und Erdoberfläche verläuft, kaputt sein muss. „Wir reden hier vom Hauptschmutzwasser-Kanal“, stellt Gard klar. Alles Abwasser, was von oberhalb besagter Stelle kommt, wird dort zusammengeführt. Zudem liegen in der rund vier Meter dicken Erdschicht über dem Keller Gas-, Wasser-, Strom- und Kommunikationsleitungen.

In diesem Zusammenhang erinnert Denkmalschützer Rupert Schreiber an den Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor rund 13 Jahren. Das habe man vor Augen gehabt, als die Abriegelung des Areals an der Oberfläche angeordnet wurde. Sicher ist sicher. Eine weitere Folge war eben auch, dass kein Weihnachtsbaum aufgestellt werden konnte. Denn der hätte mit einem großen Lastwagen angeliefert werden müssen. Und den hätte der instabile Boden unter Umständen  nicht getragen.

Doch zurück in die Tiefe. „Wir haben uns entschieden, hier einen regelrechten Stollenverbau zu machen. Man kann sich das vorstellen wie in einer Grube“, sagt Gard. Mit den Arbeiten beauftragt sind die Bergbau-Spezialisten von SaarMontan. Der Keller werde so gesichert, „dass wir die Wandflächen nachher auf jeden Fall noch sehen werden. Wir stellen hier Eisenverstrebungen rein und dazwischen werden Gittermatten mit Krallen gelegt, die sich dann in den Fugen verkrallen und wir somit eine stabile Schale im kompletten Gewölbe haben“. Die Konstruktion werde der des nachgebauten Stollens am Marpinger Bergmannskreuz ähneln. „Wenn das passiert ist und alles steht, sanieren wir den Kanal“, umreißt Gard das weitere Vorgehen. Mitte Januar sollen die Arbeiten unter Tage anlaufen. „So bald hier eine Sicherheit drin ist, werden wir den Bauzaun oben wieder entfernen. Und dann wird auch wieder alles zugänglich sein.“

Doch was hat es mit dem alten Gewölbekeller eigentlich auf sich? Aus welcher Zeit stammt er und welche Funktion hatte er? Wiederentdeckt hat ihn Architekt Bernd Brill beim Umbau des Gebäudes zum städtischen Rathaus, wie Roland Geiger berichtet. Der Heimatforscher ist mit der St.
Wendeler Stadthistorie befasst und hat auch ein Buch zum Rathaus-Neubau geschrieben – mit Fokus auf die Geschichte der Vorgängerbauten. Demnach stand an besagtem Ort einst eine Burg. „Sie lag zwischen der Schloßstraße im Osten, dem Schloßplatz im Süden, dem Mia-Münster-Haus in der Mott im Westen und dem heutigen Schloßgäßchen im Norden“, weiß Geiger.

Unterhalb der Burg gab es einen tiefen Wassergraben, an den heute noch die Straße Im Graben erinnere. Gespeist wurde dieser vom Todtbach. Der kommt von Urweiler her und fließt am Fuße des Hanges entlang, auf dem das Hospital liegt. Allerdings knickte der Bach nicht wie heute nach Norden ab, um an der Brücke in der Kelsweilerstraße in sein letztes Stück entlang der Brühlstraße einzubiegen. Sondern er floss geradeaus weiter, unterquerte die Luisenstraße etwa in Höhe der ehemaligen Metzgerei Sannikolo und füllte den Graben unterhalb der Burg. Der Heimatforscher hat herausgearbeitet, dass der Wassergraben quasi quer durch das heutige Mia-Münster-Haus lief. „Ungefähr dort, wo jetzt der Kugelbrunnen liegt, stand ein Wehr, das den Wasserlauf regulierte. Und von dort ging in einem rechten Winkel ein Kanal in Richtung Schloßstraße, der dort endete, wo heute das Schloßgässchen beginnt, aber gut zehn Meter tiefer.“ In jener Zeit, so vermutet Geiger, sei auch der zur Burg gehörende Gewölbekeller angelegt worden. Den Untergang der Burg datiert Geiger auf den 2.
Februar 1677.

Als St. Wendel dem Erdboden gleichgemacht wurde

Obwohl der 30-jährige Krieg offiziell beendet war, schickte der französische König Ludwig XIV. zu Beginn der 1650er-Jahre seine Soldaten in die heutige Pfalz. Es war der Beginn einer Zeit, die in Geschichtsbüchern gern in einige kleinere Kriege unterteilt wird. In jener Zeit wurden die Städte, die heute in oder nahe der Pfalz liegen, „der Reihe nach fast systematisch dem Erdboden gleichgemacht“, erläutert der Geschichtsforscher. Im Januar 1677 fiel Kusel, am 2.
Februar St. Wendel. „Einzig der Dom, gegebenenfalls die Magdalenenkapelle, ein Haus in der Marienstraße und das Haus Schloßstraße 5 blieben verschont. Auch die Burg wurde verbrannt.“ Mit ihren Trümmern wurde der Graben aufgefüllt.

Schon bald darauf begannen die St.
Wendeler damit, das Gelände, das dem Kurfürsten von Trier gehörte, mit Häusern neu zu bebauen. Geblieben ist – neben ein paar Mauerresten im Boden – lediglich das Kellergewölbe unter der Erdoberfläche. Welche Funktion der Keller einst hatte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Ebenso, warum das in den Fels getriebene Gewölbe – das ist an den Abschlüssen des Mauerwerks klar erkennbar – nie fertiggestellt wurde.


[Regionalforum-Saar] eine Umfrage, nicht nur für Genealogen

Date: 2022/01/07 18:02:29
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

(Betreff:)    Einladung zu einer Umfrage

Die COMPUTERGENEALOGIE-Redaktion lädt ein zu einer Umfrage. Es geht um
den genealogischen Nachlass; aber auch um den Vorlass, also die
Weitergabe von Dokumenten und Daten zu Lebzeiten.

Die Redaktion hat sich schon vor einigen Jahren mit dem Thema
beschäftigt und ist gespannt, ob sich seither etwas verändert hat. Denn
es gilt, die Früchte jahrzehntelanger genealogischer Forschung für
nachfolgende Generationen zu bewahren!

Link zur Umfrage: https://cg-nachlassumfrage.questionpro.eu

Die Umfrage ist anonym. Rückfragen dazu erreichen die Redaktion über die
Mail-Adresse umfrage(a)computergenealogie.de.

Mit den besten Grüßen und guten Wünschen für 2022 aus der
COMPUTERGENEALOGIE-Redaktion

[Regionalforum-Saar] zwei neue CDs

Date: 2022/01/10 17:05:13
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

die Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V.Kaiser-Wilhelm-Straße 4-6, Postfach 1840, D 66718 Saarlouis, Tel.: (06831) 444 425

hat zwei neue CDs herausgebracht.

Die eine heißt „Paris XIX“ und beinhaltet die Heiraten und Sterbefälle 1860-1870 sowie die Geburten von 1860-1865 - das sind rund 14100 Personen - aus der Großregion Saar-Lor-Lux und angrenzenden Gebieten.

Die andere CD - Nr. 22 - enthält das lange vergriffene Familienbuch „Die Einwohner der alten Stadt Wallerfangen vor 1687“.

Beide kosten jeweils 15 Euro plus Versandkosten.

Bestellungen bitte nicht an mich, sondern an die Herausgeberin via heimatkunde(a)vfh-saarlouis.de

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Unglück in der Prims nahe Dil lingen 1745

Date: 2022/01/11 23:14:34
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,

am 22. März 1745 scheint es nahe Dillingen zu einem Unglück gekommen zu sein, bei dem drei Personen starben: eine 42-jährige Frau, ein halbwüchsiger Junge und ein Kleinkind.

So wird es im Sterbebuch der katholischen Pfarrei St. Wendelin in St. Wendel überliefert.

Danach ertrank in der „Printz“ bei Dillingen an diesem Tag Helena Bicking, Ehefrau von Nikolaus Schwan, Hochgerichtsschöffe und Ratsherr von St. Wendel. Helene wurde am 24.01.1703 in Saarlouis geboren (T.v. Jean Loup Bicking und Anna Margeretha Sauerbronn)

Mit ihr ertrank der junge Matthias Hallauer mit 15 Jahren, Sohn des verstorbenen Heinrich Hallauer [und seiner Ehefrau Anna Barbara Guillot].

Der Eintrag endet mit dem Satz: „eod. et cum iisdem submersus henricus“ [an demselben Tag und mit ihnen ertrank Heinrich].

Anna Barbara Guillot, Matthias Mutter, war in zweiter Ehe seit 09.05.1736 mit Johann Heinrich Jung verheiratet und hatte mit ihm vier Kinder, darunter Johann Heinrich Jung jr, geb. 06.03.1745, alle in St. Wendel. Das Baby könnte der letzte Ertrunkene, Heinrich, sein. "Dafür" spricht, daß
Anna Barbara Guillot etwas mehr als ein Jahr später - am 07.07.1746 - in St. Wendel verstorben ist. Der Eintrag sagt: "post Longam infirmatem" [nach langer Krankheit].

Hat jemand von Euch Informationen zu diesem Unglück?

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Familienbuch St. Arnual (Saarb rücken) wieder erhältlich

Date: 2022/01/18 15:07:13
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,

nachdem die Dezember-Papierflaute „glücklich“ überstanden ist, ist eine größere Ladung des Familienbuches St. Arnual (Saarbrücken) wieder lieferbar, das die Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienforschung (ASF) im vergangenen Jahr herausgebracht hat (SB68). Ich hatte hier in der Liste schon darüber berichtet.

Das Buch kann bei mir bestellt werden. Es kostet 37 Euro, wozu aufgrund seines Gewichts vo 2,5 kg die Gebühren für ein Paket in Höhe von 5,99 Euro hinzukommen.

Alternativ kann es auch über den Online-Shop der ASF bestellt werden.
=> https://asf-onlineshop.de/

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Ein Schiff wird verkauft

Date: 2022/01/20 13:08:47
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,

letztens half ich, ein paar Saarbrücker Notariatsakten durchzusehen. Dabei stieß ich auf diesen Akt, der mich als gelegentlichen Freizeitmatrosen faszinierte und als Binnenländer zu kaum einem Gewässer, das groß genug ist, ein Schiff zu tragen, obwohl man auch in unseren gut ersaufen kann.


Landesarchiv Saarbrücken, Notariat Saarbrücken, Notar Allert, 397/24 und 398/24

"Saarbrücken, den 1. März 1924.
Vor dem unterzeichneten Notar Justizrat Dr. Allert zu Saarbrücken erschienen dem Notar bekannt

1. Frau Marie  Jeanne geb. Walbrecq, Ehefrau von Alphonse Gérard, Schiffer zu Thuin.
2. Eheleute Matthias Clemens, Schiffer [gestrichen: zu Saarbrücken, Louisenthalerstraße 65], und Maria geborene Schreiner,

und erklären:

1.) Herr Alphone Gérard ist Eigentümer des im Schiffsregister bisher nicht eingetragenen Schiffes Rose. Das Schiff ist ein gedecktes Kanalschiff aus Holz gebaut mit Verdeck, Kabine in der Mitte, Geräteraum vorn, und einem Mast, einem Pferdestall hinten.

Es hat eine Tragfähigkeit von 282,07 Tonnen.
Das Schiff wurde im Jahre 1892 auf der Schiffswerft in Pont sur Sambre, Frankreich, erbaut.
Das Schiff hat eine Länge von 38,52 Meter und eine Breite von 5,01 Meter.

2.) Herr Alphonse Gérard verkauft dieses Schiff nebst dem sämtlichen heute darauf befindlichen zur Ausrüstung des Schiffes gehörigem Zubehör, auf dessen Einzelaufführung verzichtet wird, den Eheleuten Matthias Clemens. Mitverkauft ist auch der zum Schiffe gehörigen Nachen.

3.) Der Kaufpreis beträgt 20.000 - in Buchstaben Zwanzigtausend französische Franken - und ist vor Aufnahme dieser Urkunde bezahlt.

Das Schiff ist bisher im Schiffsregister nicht eingetragen. Der Heimatort des Schiffes wird nach Saarbrücken verlegt.

4.) Käufer haben das Schiff und alle mitverkauften Gegenstände besichtigt, sodass ihnen der gegenwärtige Zustand des Schiffes bekannt ist. Dem Verkäufer wird jede Gewährleistung erlassen.

5.) Die Übergabe des Schiffes ist bereits erfolgt. Besitz, Nutzungen, Lasten und Gefahr gehen mit dem heutigen Tag auf die Käufer über.

Wir sind darüber einig, daß das Eigentum an dem vorbezeichneten Schiffe auf die Käufer zu gleichen Teilen übergehen soll.

Wir beantragen die Eintragung des Schiffes im Schiffsregister des Amtsgerichts Saarbrücken. Zur Glaubhaftmachung bevorstehender Angaben berufen wir uns auf das noch vorzulegende Schiffsattest, den auszustellenden Schiffsbrief soll das Gericht dem Käufer unter obiger Adresse nach Saargemünd [Saargemünd, Steinbacher Straße 7]  zusenden.

Die mit dieser Urkunde verbundenen Kosten und Stempel trägt der Käufer.
Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben.

Marie Jeanne Gérard
Matthias Clemens
Maria Clemens
Allert"


Kennt jemand den Pott?

Mit freundlichem Gruß

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Testamentsbücher aus Bremen o nline!

Date: 2022/01/24 13:24:45
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

diese Email kam heute über die IGGP-Liste.

Roland Geiger

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Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,
 
es freut mich, euch informieren zu können, dass am Wochenende die Digitalisate der Bremer Testamentsbücher 1500-1899 online gestellt wurden.

105 vom Mikrofilm gescannte Bücher sind so bereits einsehbar, 8 befinden sich derzeit noch in der Digitalisierung (vom Original), lediglich zwei Stücke sind verschollen. Ebenso ist bereits der Großteil der Testamentsbücher in der gleichnamigen MAUS-Datenbank

(https://die-maus-bremen.info/index.php?id=69) indexiert.

Über den Namensindex gelangt man zu den einzelnen Personeneinträgen. Über einen Klick auf die dort erfasste Signatur kann man direkt ins Archivsystem Arcinsys springen und dort die Erschließungsinformationen sowie die Digitalisate betrachten.
 
Viel Spaß beim Stöbern und allen einen schönen Start in die Woche wünscht


Freya Rosan

-Schriftführerin der DAGV, Deutsche Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände e.V.
-Vorsitzende der MAUS, Gesellschaft für Familienforschung e.V. Bremen
-Vorstandsmitglied des VFFOW, Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V.

[Regionalforum-Saar] Evangelisches Zentralarchiv verr ät unzählige Geschichten

Date: 2022/01/27 08:19:14
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

der nachstehende Artikel, den ich heute morgen im St. Wendeler Teil der Saarbrücker Zeitung fand, befaßt sich mit dem „evangelischen Zentralarchiv Walpershofen“.

Es ist wichtig, sich die Konfession zu merken, denn mindestens zwei Aussagen treffen nur auf diese zu. Aus dem katholischen Pfarrarchiv in St. Wendel, das ich seit ein paar Jahren betreue, kenne ich das anders. In eckigen Klammern habe ich diese Passagen im Text ____ [sorry, mir fällt aufs Verrecken das Wort nicht ein; es war da, als ich den Satz anfing, jetzt isses weg.]

Schönen Tag.

Roland Geiger

„Evangelisches Zentralarchiv verrät unzählige Geschichten

RIEGELSBERG

Was uralte Kirchenakten verraten : Wie Inspektor Woytt beschämt auswanderte
Wenn Geschichte in Geschichten lebendig wird: Evangelisches Zentralarchiv Saar in Walpershofen bietet Blicke in die Vergangenheit.

Von Thomas Annen

Manchmal reicht schon ein kleiner Fehler, um tief zu fallen. Wegen einer Bagatelle ging es auch dem hohen Würdenträger Georg Christian Woytt vor etwa 250 Jahren an den Kragen. Woytt war Synodalinspektor in Ottweiler, heute würde er sich wohl Superintendent nennen. Seine Gutmütigkeit wurde ihm zum Verhängnis. Er hatte ein Darlehen gewährt, ohne sich durch einen Schuldschein abzusichern. Als das Geld nicht zurückgezahlt wurde, tobten die Oberen. Trotz seiner Verdienste feuerte die fürstliche Behörde den Inspektor. Nach der Demütigung wanderte Woytt nach Holland aus.

Professor Joachim Conrad hat die damaligen Geschehnisse mithilfe von Akten aus dem Evangelischen Zentralarchiv Saar für eine Publikation nachgezeichnet. Der evangelische Pfarrer aus Köllerbach ist nicht nur Nutzer, sondern auch ehrenamtlicher Leiter der Dokumentensammlung im Riegelsberger Ortsteil Walpershofen.

Erst 2019 zog das Archiv des evangelischen Kirchenkreisverbandes an der Saar, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, von den beengten Verhältnissen im Gemeindehaus in Saarbrücken-Malstatt um ins Souterrain des evangelischen Gemeindehauses in Walpershofen. Zuvor hatte man die Räume in der Herchenbacher Straße fachgerecht sanieren und umbauen lassen: Unter anderem wurden Schwerlastregale und zwei Rollregalanlagen eingebaut. Um deren Gewicht tragen zu können, musste die Bodenplatte erneuert werden.

Kirchenhistoriker Professor Conrad hat das Archiv aufgebaut, unterstützt wird er von einer studentischen Hilfskraft. Herzstück ist das Magazin mit sechs Räumen. Hinzu kommen ein Büro und ein Leseraum, in dem Besucher in den Dokumenten recherchieren können.

Vor allem Heimatkundler und Doktoranden nutzen das Archiv. Verträge, Pläne, Gottesdienstordnungen, Briefe und Protokolle gehören zu den Quellen aus längst vergangenen Tagen, die dort lagern. Der Großteil des Materials besteht aus Verwaltungsakten der Kirchenkreise Saar-Ost und Saar-West. Aber auch Altakten der früheren Kirchenkreise Saarbrücken, Ottweiler, Völklingen und St. Johann werden im Gemeindehaus hinter der Kirche aufbewahrt.

Die gesammelten Dokumente belegen auch, dass die Dokumentationswut in den vergangenen 200 Jahren stark zugenommen hat. Die Jahresrechnung einer Kirchengemeinde mit den Einnahmen und Ausgaben passte im Jahr 1820 noch auf vier Blätter . „2020 sind es vier pressvolle Aktenordner“, klagt Synodalarchivpfleger Conrad.

[In St. Wendalinus, St. Wendel, bestehen diese Jahresrechnungen, die bei uns „Kirchenrechnung“ genannt werden, in der Regel aus meistens zwischen 10 und 20 Seiten. Die älteste von 1464-5, die im Landeshauptarchiv Koblenz liegt, hat alleine schon acht Seiten.]

Immerhin: Die Kontoauszüge aus den Finanzakten darf er nach zehn Jahren wegwerfen. Ihnen weint Conrad keine Träne nach. Die alten Kirchenbücher hingegen hütet er wie seinen Augapfel. „Sie sind der schönste Bestand“, schwärmt der Theologe. Die teilweise kunstvoll gestalteten Bände dokumentieren Taufen, Trauungen, Konfirmationen und Beerdigungen. Ein Exemplar aus dem Kreis Ottweiler hat sogar den Dreißigjährigen Krieg schadlos überstanden. Der erste Eintrag stammt von 1617. „Es ist das älteste mir bekannte Kirchenbuch im Saarland“, betont der Experte.

[Hier fehlt definitiv das Wort „evangelisch“, denn unsere katholischen Kirchenbücher in St. Wendel beginnen - was die Taufen und Heiraten betrifft - im Jahre 1580.]

Beim kurzen Rundgang durch das Zentralarchiv zeigt sich: Auf Conrad wartet noch viel Arbeit. Etliche Schriftstücke aus alten Tagen sind noch nicht in die sogenannten Findbücher eingetragen: Die Verzeichnisse enthalten alle wichtigen Angaben zum Archivgut. Der Nutzer sieht, was vorhanden ist. Und wo er es findet. Die Findbücher liegen nicht nur gedruckt vor, sie können auch digital am Computer durchforstet werden.

Kummer bereitet Joachim Conrad ein Raum, in dem alte Akten aus Dörrenbach und aus dem Ottweiler Nachkriegsbestand lagern: „Das muss ich alles noch ordnen“, seufzt er mit Blick auf das Durcheinander. Etwa 800 Stunden braucht er, um die Papiere eines Kirchenkreises fertig zu machen. Danach ist dann aber auch wieder mehr Platz im Archiv. Denn etwa ein Drittel des gesichteten Materials landet im Altpapier. Und alle Fremdkörper kommen in den Müll. Schnüre, mit denen die Papiere zusammengebunden sind, werden entfernt. Auch rostige Büroklammern und Klarsichtfolien schädigen die Archivalien. Gelagert werden die Schriftstücke in säurefreien Kartons. Und für wie lange? „Sie bleiben ewig hier“, sagt Conrad. Er freut sich immer, wenn er Akten findet, die ihm etwas verraten über das Leben in früheren Zeiten. So wie die Dokumente über den etwas leichtsinnigen Inspektor Woytt. Um das verlorene Geld wieder reinzuholen, wurde dessen theologische Bibliothek versteigert. Die bis heute erhaltene Bücherliste lässt jeden Historiker jubeln. Denn sie zeigt, was der Kirchenmann gelesen hat. Die Lektüre gibt Einblicke in die Frömmigkeit und den Bildungsstand der damaligen Pfarrer. „Durch Herrn Woytt wissen wir, was damals theologisch in Mode war“, betont Conrad und spricht von einem Sensationsfund.

[Regionalforum-Saar] Von verlorenen Kirchen und dem Septembertestament

Date: 2022/01/27 21:13:52
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>


Sehr geehrte Damen und Herren,

zu den beiden nächsten Terminen des Ökumene-ImBiss – Bildung am Vormittag lade ich Sie herzlich ein. Wieder sind es Online-Vorträge per Zoom mit anschließendem Gespräch.

 

08.02.2022, 10-12 Uhr

Sichtbar-Unsichtbar. Verlorene Kirchen als Imaginationsorte

In Fantasiereisen oder Hypnose erschaffen sich Menschen Imaginationsorte, Wohlfühlorte, die das Innere zur Ruhe kommen lassen. Oft sind reale Sehnsuchts- und Imaginationsorte

das Vorbild für den eigenen inneren Wohlfühlort.

Nun hat das Wort Eingang gefunden in die Kunst und Architektur. Verlassene und abgebrochene Kirchen, von denen manchmal nicht einmal eine Ruine übriggeblieben ist, werden als

künstlerische Erinnerung nachgebaut.

Brauchen wir solche Avatare verschwundener Kirchengebäude, und wenn ja, wozu?

Referent Dr. Martin Bredenbeck

Anmeldung bis 06.02.2022, Stichwort „Sichtbar-Unsichtbar“ an anmeldung(a)eeb-sued.de .

 

08.03.2022, 10-12 Uhr

Vom Septembertestament zur Basisbibel. 500 Jahre Bibelübersetzung

Vor 500 Jahren übersetzte Martin Luther auf der Wartburg das Neue Testament innerhalb weniger Wochen in die deutsche Sprache. Als sogenanntes Septembertestament erschien es

bald darauf und wurde ein Bestseller. Seine Übersetzung eröffnete vielen Menschen den Zugang zur Bibel und prägte die deutsche Sprache nachhaltig. Doch, was bedeutet überhaupt übersetzen oder dolmetschen, wie es Luther ausdrückte und verstand? War Luther der erste Übersetzer? Wie ging es weiter, damals in der Zeit der Reformation und danach bis zur Basisbibel 500 Jahre später? Welche Übersetzungen gibt es heute und was unterscheidet sie? Diesen und anderen Fragen werden wir an diesem Vormittag nachgehen, um so die Bibel in ihrer Vielfalt zu entdecken.

Referent: Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Pfr. i.R., Vorsitzender des Ev. Bibelwerks im Rheinland

Anmeldung bis 06.03.2022, Stichwort „Bibelübersetzung“ an anmeldung(a)eeb-sued.de

 

Auf Ihre Teilnahme freuen wir uns!

Mit freundlichen Grüßen,

 

Margit Büttner

                                     

 

Ev. Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd e.V.

www.eeb-sued.de 

Außenstelle Koblenz

 

Postanschrift:

Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Margit Büttner

Mainzer Str. 81

56075 Koblenz

Telefon 0261-9116164

 

[Regionalforum-Saar] Regionale Identität auf 200 S eiten

Date: 2022/01/28 20:20:03
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Regionale Identität auf 200 Seiten

 


Historisches, Persönlichkeiten und aktuelle Geschehnisse: All das bietet die 35. Ausgabe des Heimatbuches des Landkreises St. Wendel, das ab heute verkauft wird. Die SZ hat bereits reingeschaut.


Vom Cover des 35. Heimatbuchs blickt Esa-Astronaut Matthias Maurer in die Wohnzimmer des Landkreises. Allerdings ist der berühmte Oberthaler nicht nur auf dem Titelbild: Auf 14 Seiten wird sein beschwerlicher Weg von Gronig ins Weltall von der SZ-Redakteurin Sarah Konrad ausführlich beschrieben. Doch er ist keineswegs die einzige Persönlichkeit, der ein Text im Heimatbuch gewidmet ist: Von dem Philologen Dr. Alfons Klein wird an den 2021 verstorbenen Bildhauer Leo Kornbrust erinnert und das Vermächtnis der Herzogin Luise, die von 1824 bis 1831 in St. Wendel lebte, stellt der Historiker Dr. Josef Dresen dar.

 

Neben den Berühmtheiten stellt das Heimatbuch aber auch die neuesten Forschungen und Pläne rund um den Mars-Tempel im Wareswald, die Sanierung des historischen Landratsamtes in der St. Wendeler Mommstraße oder heimatgeschichtliche Forschungen zum nationalsozialistischen Zwangsarbeiterlager in Theley, von dem heute kaum mehr etwas übrig geblieben ist, vor. „Wir wollen einerseits die Historie bedienen, die uns zu dem machte, was wir heute sind, aber es sind eben auch die aktuellen Dinge, die uns ausmachen“, erklärt Landrat Udo Recktenwald (CDU) die zugrundeliegende Konzeption des 35. Heimatbuchs.

 

Deshalb sind in dem Buch neben Themen aus den Bereichen Landeskunde und Geschichte auch Beiträge zum neuen Corporate Design des Landkreises (öffentliches Erscheinungsbild), dem Projekt Smart Wendeler Land, das einen starken Digitalisierungsschub in die Region bringen soll und den Erlebnissen in der Corona-Pandemie, zu finden. „Ich glaube, wenn in 30 Jahren Nachkommen in den Heimatbüchern blättern, wollen sie auch wissen, was uns heute in dieser Zeit geprägt hat und da ist Corona ein wichtiges Beispiel dafür. So hat es die Pandemie ins Heimatbuch geschafft, obwohl viele nichts mehr davon hören wollen“, erklärt Recktenwald die Entscheidung, auch dieses Thema aufzugreifen.

 

Welche Themen es in das Heimatbuch schaffen und welche nicht, entscheidet der Redaktionsausschuss, dem seit 2008 auch der Verleger des Heimatbuchs, Thomas Störmer, angehört. „Es ist so, dass die Artikel zugeliefert werden. Der Redaktionsausschuss selektiert dann und so gibt es auch etliche Artikel, die rausfallen. Anschließend kümmert sich der Ausschuss noch um die Bebilderung“, erklärt Störmer. Deshalb sei er auch immer froh um dieses Team gewesen.  Für ihn ist diese Ausgabe nun die letzte als Mitglied im Redaktionsausschuss und obwohl er den Entschluss aufzuhören aus voller Überzeugung fasste, weil er „etwas auf die Bremse treten muss“, fällt es ihm nach eigener Aussage äußerst schwer aufzuhören. Seit er dabei ist, wurden auch einige Veränderungen im Heimatbuch vorgenommen. So veränderte sich unter anderem das Format, und die gebundene Buchform hat sich als Standard etabliert. Und wenn es nach ihm ginge, würde das Heimatbuch künftig auch als E-Book erscheinen.Vorerst beließ es der Landkreis bei 800 gedruckten Exemplaren der 35. Ausgabe, die die Zeitspanne von 2018 bis 2021 abdeckt. Wenn die Ausgabe ausverkauft ist, werde es laut Störmer auch keine Nachdrucke mehr geben. Allerdings finden alle, die sich informieren wollen, das Heimatbuch in der St. Wendeler Stadtbücherei, sodass die Informationen über die Region auch ohne Online-Version für jeden zugänglich sind.

 

Das 200 Seiten starke Werk ist aufgeteilt in verschiedenen Kategorien, mit denen das Buch die Besonderheiten des St. Wendeler Landes – damals und heute – aufzeigen will. In welchem Bereich sich ein Text befindet, sieht der Leser des Heimatbuchs direkt, durch unterschiedliche farbige Markierungen.

 

[Regionalforum-Saar] Kann man die St. Wendeler Altstadt als historisch bezeichnen oder nicht?

Date: 2022/01/30 09:33:31
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

am Freitag im Regionalteil der SZ:


Blick von außen manchmal klarer
Kann man die St. Wendeler Altstadt als historisch bezeichnen oder nicht?
Von Thorsten Grim, Redakteur Lokalredaktion St. Wendel

Na, auf der Suche nach der historischen Altstadt?“, fragt mich unter der Woche ein Mitglied des St. Wendeler Stadtrates, als wir uns auf dem Rezé-Platz über den Weg laufen. Seine ironische verstandene Frage bezieht sich vermutlich auf den SZ-Artikel zum novellierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK), der am Dienstag unter der Überschrift „Die St. Wendeler ‚Altstadt der Spezialisten‘“ erschienen ist. Darin geht es um das Potenzial, das der Stadtkern bietet, und das es noch zu erschließen gilt. Auch das Wörtchen „historisch“ taucht darin auf. Und vermutlich wird der St. Wendeler nicht der einzige sein, der dabei denkt: St. Wendel hat eine historische Altstadt? Trier, Koblenz oder Rothenburg haben so etwas. Aber St. Wendel? Na klar. Was denn sonst? Als historisch wird der siedlungsgeschichtlich oder denkmalpflegerisch wertvolle Bestand eines Stadtkerns bezeichnet, der seine ursprüngliche Bausubstanz und das Stadtbild durch die Jahrhunderte hindurch bewahren konnte. Schaut man sich die Liste der denkmalgeschützten Häuser in der St. Wendeler Altstadt an, sieht man, dass diese recht lang ist. Zwar wurden die meisten Häuser erst nach 1677 gebaut, als St. Wendel bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurde – aber immerhin. Das sind ein paar Jahrhunderte. Keine Frage: Viele der alten Häuser fristen (noch?) ein unschönes Dasein unter unwürdigen Fassaden oder in einem unwürdigem Zustand. Zahlreiche Gebäude wurden aber auch schon denkmalgerecht saniert – zumindest äußerlich – und schmücken die Altstadt, die historische. Das sieht man möglicherweise besser, wenn man nicht aus St. Wendel ist. Zu viel Nähe kann manchmal den klaren Blick verstellen.


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Was mich zu einer spontanen Reaktion verleitet hat:

"Herr Grim,
Sie schreiben mir aus dem Herzen.
Vor vielen Jahren stand ich oben am Dom und wartete auf Gäste. Da kam ein Mann und fragte mich, wie er in St. Wendel in die historische Altstadt käme.
Jerres, was hab ich mich fremdgeschämt.
Die Stadt meint, die Altstadt in der Bahnhofstraße zu finden. Dabei liegt die Altstadt innerhalb der ehemaligen Mauer. Damals war die Bahnhofstraße noch ein "Batschloch".
'n Witz.
"

[Regionalforum-Saar] Der Meister des leisen Schmunzelns ist tot

Date: 2022/01/30 09:34:58
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

gestern in der SZ:


Die Karikaturen von Roland Stigulinszky sind saarländisches Kulturgut : Der Meister des leisen Schmunzelns ist tot

Beinahe 70 Jahre war Roland Stigulinszky kreativ tätig. Seine Spitze Feder war in den 60er Jahren legendär. Am Ende schrieb er lieber als zu zeichnen – mit „Vergnügen am Unsinn“. Er wurde 95 Jahre alt.

Von Cathrin Elss-Seringhaus, Reporterin

Er konnte so was von treu sein. „Stig“ rief an, noch in hohem Alter. Mindestens einmal im Jahr, nicht nur in alter Verbundenheit mit der „Saarbrücker Zeitung“, für die er einst arbeitete, zwischen 1962 und 1967. Damals wurde Roland Stigulinszkys Kürzel „Stig“ zum Kult, durch  die politische Karikatur auf Seite 2 der SZ. Nein, Stig, wie ihn alle nannten, wollte sich nur mal bedanken für die guten Momente, die die Zeitungslektüre ihm immer noch bot. Komplimente konnte Stigulinszky  gut, Selbstironie und Anekdotisches sowieso, und Bonmots  gehörten nun mal zum Gesprächs-Standard dieses Mannes, der beruflich als Grafikdesigner, Werbetexter und PR-Mann unterwegs gewesen war und als Autor und Karikaturist zum Meister des leisen Schmunzelns wurde. Altersscharfsinn und Heiterkeit tanzten bei Stigulinszky Ringelrein. „Das Leben besteht aus Ansätzen, Absätzen und endet mit Entsetzen“, konnte er beispielsweise unvermittelt sagen. Und womöglich war es auch bei ihm am Ende so, als er 2019 seine Frau Bruni verlor, mit der er über 70 Jahre verheiratet war. Eine unverbrüchliche Partnerschaft und große Liebe, über die Stigulinszky 2015 im Gedichtband „Eiserne Hochzeit – Rostfreie Gedichte“ schrieb, humoristisch, frivol, zärtlich. Als Bruni  starb, wurde es auch um Stigulinszky, der bereits an Alzheimer erkrankt war, dunkel. Sein letztes Lebensjahr verbrachte er in einem Altersheim in Kleinblittersdorf.   

Sein Sohn Bernhard berichtet, dass die Wortfindungsstörungen für Stig, der ein Mann des Wortes war, am Ende seines Lebens die ärgste Prüfung bedeuteten. „Ausgezeichnet“ hatte er schon lange, die spitze Feder gehorchte nicht mehr. Als Autor bediente Stigulinszky dann ab den 80er Jahren nicht die große Form, sondern liebte Lyrisches, Episodisches, mischte alle nur möglichen Genres in seinen Veröffentlichungen, etwa in der jährlich herausgegebenen „Afternoonsense“-Reihe:  kabarettistisch anmutende Kommentare,  Kurzgeschichten, essayistische Abhandlungen, Reiseeindrücke, Haikus, parodistische Szenen, schalkhafte, schrullige oder anzügliche Einwürfe.

Als ihm die Stadt Sulzbach 2013 die Ausstellung „Querschnitt und Rückblick“ widmete, inszenierte Stigulinszky  sein Werk als wilde Collage aus Cartoons, Plakaten, Signets, Werbeanzeigen, Imagekampagnen und Kalendern. Und natürlich war „Der Tintenfisch“ präsent, das „humoristische Blatt“ aus dem Saarland, für das Stig zwischen 1948 und 1953 Zeichnungen fertigte, der damalige Ministerpräsident Johannes Hoffmann, „der Dicke“,  war sein  Lieblings-Sujet. Diese satirischen Polit-„Bilder“ sind nicht wegzudenken aus der hiesigen Regionalgeschichte, sind identitätsstiftendes Kulturgut. Stigulinszky dürfte einer der bedeutendsten Zeitzeugen des saarländischen französischen Sonderwegs in der Nachkriegszeit sein.

Ein politischer Kopf war er sowieso, ein engagierter publizistischer Begleiter des Saar-Polit-Lebens. Er stritt für Presse- und Meinungsfreiheit und vertrat, was kaum einer wusste, die Interessen von Freiberuflern, ehrenamtlich, unter anderem als Präsident des Bundes Deutscher Grafikdesigner. 1987 bekam er den saarländischen Verdienstorden.

1926 wurde Stigulinszky in Saarbrücken geboren, machte Notabitur, zog in den Zweiten Weltkrieg, kam in russische Kriegsgefangenschaft. Als sehr junger Mann startete er direkt nach dem Krieg seine freiberufliche Karriere als Grafikdesigner, heuerte beim Fernsehsender Telesaar (1953-58) an, wo er im Studio die  Programmvorschau zeichnete. Auch in überregionalen Blättern platzierte er seine Karikaturen, bei der „Süddeutschen“, im Magazin „Pardon“ oder bei „Twen“.

In der öffentlichen Wahrnehmung ging bei den zahlreichen kreativ-künstlerischen Aktivitäten meist unter, dass der „Broterwerb“ von Stig in der PR- und Werbebranche lief – und der vierköpfigen Familie ein angenehmes Leben ermöglichte. Große Firmen gehörten zu den Kunden, beispielsweise „Villeroy und Boch“, Saar Metall, BASF. Als Soldat hatte Stigulinszky das Fliegen gelernt – und behielt es als Privatmann bei, besaß eigene Maschinen, um in sein Haus auf Sylt zu fliegen. Bis ins hohe Alter gab es kaum eine Konzertreihe (Klassik, Jazz), für die er kein Abonnement besaß.

Stig hatte zweifelsohne ein gutes, ein vitales Leben, verließ seine Heimat nie und eroberte sich im „Winkel“ Saarland die freigeistige Querköpfigkeit und Originalität, die ihn zu einer selten markanten Erscheinung im hiesigen Kulturleben machten.