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2022/01/04 08:57:20
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Wie der "Hauptmann von Köp enick" nach Luxemburg kam (II)
Datum 2022/01/04 09:18:53
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Als St. Wendel ein Freiheitsfest feierte - Heft und Vortrag


Betreff 2022/01/04 09:18:53
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Als St. Wendel ein Freiheitsfest feierte - Heft und Vortrag
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[Regionalforum-Saar] Wie der "Hauptmann von Köp enick" nach Luxemburg kam (II)
Autor 2022/01/04 09:18:53
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[Regionalforum-Saar] Als der Lothringer Luftfahrtpioni er Pilâtre de Rozier den Sonnenkönig staunen läs st

Date: 2022/01/04 09:05:15
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Saarbrücker Zeitung, Saarlandteil, 4. Januar 2022


Als der Lothringer Luftfahrtpionier Pilâtre de Rozier den Sonnenkönig staunen lässt

Hagéville/Metz Der Lothringer Jean-François Pilâtre de Rozier stürzte 1785 mit seinem Ballon ab und gilt als erstes Luftfahrtopfer der Welt. Denn dem Pionier aus Metz gelang zugleich die erste Luftfahrt der Geschichte.

Von Volker Knopf

 Man kennt die Gebrüder Wright oder Otto Lilienthal als Pioniere der Luftfahrtgeschichte. Auch die Gebrüder Montgolfier als Erfinder des Heißluftballons mögen dem einen oder anderen geläufig sein. Doch Jean-François Pilâtre de Rozier haben wohl die wenigsten auf der Rechnung. Der Physiker aus Metz gilt als das erste Todesopfer der Luftfahrtgeschichte. Am 15. Juni 1785 startete er mit königlicher Bewilligung mit einem Heißluft-Gas-Hybrid-Ballon von Boulogne-sur-Mer in Richtung britische Inseln. Auf der Fahrt entzündete sich das Gemisch in etwa 900 Metern Höhe. Die Gondel stürzte mit dem bedauernswerten Pilâtre de Rozier in die Tiefe. Der Lothringer ist der erste Mensch, der vom Himmel fiel. Aus einer Höhe, die kaum ein Mensch zu jener Zeit für möglich gehalten hätte.

Ein Museum in Hagéville westlich von Metz widmet sich dem Leben des Luftfahrtpioniers und der Entwicklung des Heißluftballons. Das Aéromusée Pilâtre de Rozier ist eng mit dem weltweit größten Heißluft-Ballonfestival im nahen Chambley verbunden. Die Macher des Festivals betreiben auch das Museum über den kühnen Adligen, der mit 31 Jahren mit seiner Gondel am Boden zerschellte. Damien Petit ist die Begeisterung über den Wagemut seines Landsmanns deutlich anzumerken. Er ist für das alle zwei Jahre stattfindende Ballon-Festival als Piloten-Koordinator tätig. Erst vergangenen Juli ging das Spektakel in der Nähe von Metz trotz Corona wieder über die Bühne. Das Mondial Air Ballons steht für Superlative und ist im Guinness Book of Records notiert. Rund 400 000 Besucher sind bei der zehntägigen Leistungsschau der Ballonfahrer regelmäßig mit von der Partie – zuletzt wegen der Pandemie naturgemäß deutlich weniger.

Für den jungen Piloten-Koordinator ist das historische Erbe sehr wichtig. „Pilâtre de Rozier war ein Freigeist. Er hat Geschichte geschrieben, als er mit seinem Ballon abhob. In letzter Konsequenz ist er für seine Vision gestorben“, sagt Petit. Es ist nicht so, dass das Mitglied einer Freimaurer-Loge völlig unbedarft gleich beim ersten Versuch und in Überschätzung des technischen Geräts das Zeitliche segnete. Es war der dritte Versuch des Naturwissenschaftlers, der ihm kein Glück brachte. Zuvor gab es eine Testfahrt gänzlich ohne menschliche Crew. Ein Schaf, eine Ente und ein Huhn kamen in den zweifelhaften Genuss so hoch oben zu schweben. König Ludwig XVI., Marie-Antoinette und der royale Hofstaat beäugten das tierische Spektakel gespannt. Eigentlich wollte der absolutistische Herrscher danach weitere Tests mit Sträflingen unternehmen, unterließ es jedoch. Daraufhin wagte der Mann aus Metz am 15. Oktober 1783 die erste Fahrt mit einem Heißluftballon. Fast 30 Meter ging es empor. Es ist die erste verbriefte Luftfahrt der Menschheit. Allerdings mit einem kleinen Makel versehen: Der Ballon war mit Seilen am Boden verankert.

Fünf Wochen später hob der Lothringer erneut ab. Gemeinsam mit seinem Landsmann François d’Arlandes hieß es diesmal: Leinen los. 25 Minuten dauerte der Trip über Paris. Fast 1000 Meter Höhe erreichte das tollkühne Duo. Zu den Augenzeugen zählten neben der royalen Familie auch Pilâtre de Roziers Logen-Freund und US-Gründervater Benjamin Franklin, der als amerikanischer Diplomat in Paris weilte. Über seine abenteuerliche Fahrt berichtete Pilâtre de Rozier in der Schrift „Première expérience de la Montgolfière" im Jahr 1784. „Er war nicht nur als Ballonfahrer berühmt. Er entwickelte die Konstruktion des ersten Saugschlauch-Atemschutzgerätes. Auch an der Entwicklung von Phosphor-Leuchten war er beteiligt. Pilâtre de Rozier war ein echter Entdecker“, sagt Damien Petit.

Mit 18 Jahren verließ der Pionier, Sohn eines Unteroffiziers, der Gastwirt geworden war, seine Heimatstadt und arbeitete als Apotheker in Paris. Er studierte Mathematik, Chemie, Physik und lehrte Naturwissenschaften. Der Franzose eröffnete später ein Wissenschaftsmuseum in Paris und pflegte beste Kontakte zum Hof. Acht Monate nach seiner Heldentat startete der Forscher mit seinem Fluggefährten Pierre-Ange Romain den verhängnisvollen dritten Versuch. Zuvor entwickelte er aus der Montgolfière eine Mischung aus Heißluft- und Gasballon, die nach ihm als Rozière benannt wurde. Das Ende ist bekannt: Gemeinsam mit seinem Mitfahrer zerbarst der Gelehrte aus der Mirabellenstadt an der französischen Küste.

Im Museum bei Hagéville, das aktuell noch geschlossen ist, wird sein posthumer Ruhm sorgfältig gepflegt. Zahlreiche Exponate aus der Zeit des Luftfahrt-Pioniers sind zu sehen. Heißluft-Ballons, Zeitungsnachdrucke über die visionäre Tat, Miniaturen oder eine Singer-Nähmaschine, auf der die Außenhaut des Ballons genäht wurde.