Suche | Sortierung nach | Monatsdigest | ||
2022/01/03 12:18:22 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Online-Seminar „Hörst Du nicht die Glocken?“ |
Datum | 2022/01/04 08:57:20 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Wie der "Hauptmann von Köp enick" nach Luxemburg kam (II) |
||
2022/01/07 09:48:22 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Alter Gewölbekeller unter dem Rathaus St. Wendel ist einsturzgefährdet |
Betreff | 2022/01/30 09:34:58 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Der Meister des leisen Schmunzelns ist tot |
||
2022/01/03 12:18:22 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Online-Seminar „Hörst Du nicht die Glocken?“ |
Autor | 2022/01/04 08:57:20 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Wie der "Hauptmann von Köp enick" nach Luxemburg kam (II) |
Date: 2022/01/04 08:55:21
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Guten Morgen,
gestern erschien in der SZ ein Artikel von Bodo Bost über den
Hauptmann von Köpenick. Heute morgen auf der Suche im Netz fand
ich einen zweiten Artikel gleichen Titels, aber anderen Autors
und Inhalts.
Bodos kommt zuerst, mit 2ter Email der andere.
Roland Geiger
--------------------------
Saarbrücker
Zeitung, B6 Kultur in der Region, Montag, 3. Januar 2022
Wie der „Hauptmann“ nach Luxemburg kam
Von Bodo Bost
Luxemburg Am 3. Januar 1922 starb der Hochstapler Wilhelm Voigt
(1849-1922),
der als „Hauptmann von Köpenick“ den preußischen Untertanengeist
auf die
Schippe nahm und zur Legende wurde. Die letzten zwölf Jahre
seines Lebens
verbrachte er in Luxemburg, sein Grab genießt dort heute
Kultstatus.
Wilhelm Voigt, genannt „Hauptmann von Köpenick“, der durch die
spektakuläre
Besetzung des Landratsamtes in Köpenick bei Berlin im Jahre 1906
Weltberühmtheit erlangte, versuchte nach seiner Haftentlassung
1908 seine
Geschichte zu vermarkten. Trotz eines Verbots tourte er in
Dresden, Wien und
Budapest in Varietés, Restaurants und Vergnügungsparks. 1909
veröffentlichte er
in Leipzig ein Buch „Wie ich Hauptmann von Köpenick wurde“, das
sich gut
verkaufte. Obwohl seine USA-Tournee fast an der Verweigerung
eines Visums durch
die Einwanderungsbehörden scheiterte, kam er 1910 über Kanada
auch in die USA.
Exil und Freiheit in Luxemburg
Da Voigt als meldepflichtiger Krimineller in Deutschland unter
Polizeiaufsicht
stand, musste er immer wieder Belästigungen und sogar
Verhaftungen durch die
örtlichen Behörden über sich ergehen lassen, denen der bei
seinem Auftreten
latent mitschwingende Spott über Staat und Militär missfiel.
Daher war er auf
der Suche nach einer neuen Heimat. Diese fand er 1910 in
Luxemburg, wo er sich
nicht mehr ständig melden musste. Im kleinen Luxemburg ließ sich
seine
Köpenickiade jedoch nicht mehr so gut vermarkten – deshalb
arbeitete Voigt in
Luxemburg auch als Kellner und in seinem eigentlichen Beruf als
Schuhmacher.
Dank seiner Popularität brachte er es dennoch zu einem gewissen
Wohlstand und
gehörte zu den ersten Besitzern eines Automobils im
Großherzogtum. 1912 kaufte
er ein Haus in der Rue du Fort Neipperg in Bonneweg/Bonnevoie,
das heute nicht
mehr existiert.
Noch einmal kam Voigt mit preußischem Militär in Berührung,
als
Luxemburg während des Ersten Weltkriegs von deutschen Truppen
besetzt wurde.
Als am Morgen des 2. August 1914 eine Abteilung deutscher
Soldaten den
Luxemburger Bahnhof besetzt hatte, erschien Voigt auf der
Bonneweger Brücke und
meinte: „Ich hab’s ja immer gesagt, die haben solche Sehnsucht
nach mir, daß
sie noch einmal herkommen, um sich unter mein Kommando zu
stellen.“ Seinen
Humor hatte er sich in Luxemburg bewahrt, auch wenn ihm diese
Bemerkung wieder
Verhör und kurzzeitige Inhaftierung durch die deutsche
Militärverwaltung
einbrachte.
Im September 1914 trat in Belgisch Luxemburg sogar ein zweiter
„Hauptmann von
Köpenick“ in Erscheinung. Er hatte sich in Trier die Uniform
eines
Unteroffiziers verschafft, ein Auto gemietet und war damit nach
Belgisch-Luxemburg gefahren. Dort erhob er in einzelnen
Ortschaften
Kriegssteuern. Als er ein hübsches Sümmchen – 30 000 Francs –
zusammen
hatte, zeigte ihn sein Chauffeur bei der Militärbehörde an. Der
falsche
Unteroffizier wurde daraufhin verhaftet und nach Trier
verbracht.
Tod und Grab in Luxemburg
In den letzten Jahren trat Wilhelm Voigt in der Öffentlichkeit
nicht mehr in
Erscheinung. Am 3. Januar 1922 starb er im Alter von 72 Jahren,
schwer
gezeichnet von einer Lungenerkrankung und durch Krieg und
Inflation völlig
verarmt; begraben wurde er auf dem Liebfrauenfriedhof. Am 11.
Mai 1922 wurde
sein Tod im Sterberegister der Stadt Luxemburg eingetragen und
im „Luxemburger
Wort“ veröffentlicht.
Das Armengrab an der Umfassungsmauer des Liebfrauenfriedhofs
hatte allerdings keinen Grabstein. Deshalb kaufte der Zirkus
Sarrasani, bei dem
Voigt auch zu Lebzeiten aufgetreten war, 1961 sein Grab für 15
Jahre und
stiftete zugleich erstmals einen Grabstein. Dieser zeigte die
Karikatur des
Kopfes eines Soldaten mit Pickelhaube, umrahmt von der
Aufschrift: „Der
Hauptmann von Köpenick.“ 1969 besuchte anlässlich einer
Aufführung von Carl
Zuckmayers Tragikomödie „Der Hauptmann von Köpenick“ im Escher
Stadttheater der
bekannte Darsteller Joseph Offenbach das Grab.
Seit 1976 wird das Grab von der Stadt Luxemburg gepfleg; auf
Betreiben einiger Abgeordneter des Europäischen Parlamentes
wurde 1977 der
Grabstein erneuert. Er zeigt seit damals eine Pickelhaube und
die Aufschrift
„Hauptmann von Köpenick“. Darunter steht in kleiner Schrift:
„Wilhelm Voigt
1850-1922“, das Geburtsjahr ist falsch. Schöpfer des
Köpenick-Monumentes war
der Luxemburger Künstler Jean-Pierre Georg. Die Stadt Luxemburg
lehnte 1999 den
Antrag ab, die Grabstätte nach Berlin umzubetten. Damals hatte
das Grab des
„Hauptmanns von Köpenick“ in Luxemburg bereits Kultstatus
erlangt, es fehlt in
keinem deutschsprachigen Reiseführer. Es gehört heute zu den
meistbesuchten
Attraktionen der Hauptstadt des Großherzogtums. Viele Besucher
legen Geldmünzen
auf das Grab in Erinnerung daran, dass Wilhelm Voigt fast ein
Leben lang ein
armer Schlucker war.
Ein weiterer internationaler Hochstapler, der Russe
Alexander Zoubkoff, Gemahl der Prinzessin Victoria von Preußen
und Schwager des
letzten deutschen Kaisers, beendete ebenfalls in Luxemburg 1936
seine Tage.
1927 hatte er die 34 Jahre ältere Schwester des abgesetzten
deutschen Kaisers
Wilhelm geheiratet. Die Ehe zerbrach schon nach wenigen Monaten,
nachdem
Zoubkoff einen erheblichen Teil des Vermögens seiner Frau
durchgebracht hatte.
Er floh nach Luxemburg, wo er als Kellner arbeitet. Das
Restaurant im Hotel
Staat warb damals mit dem Schild „Hier bedient Sie der Schwager
des Kaisers“.