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Roland Geiger via Regionalforum-Saar
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Datum 2022/01/04 08:57:20
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[Regionalforum-Saar] Wie der "Hauptmann von Köp enick" nach Luxemburg kam (II)
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Autor 2022/01/04 08:57:20
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[Regionalforum-Saar] Wie der "Hauptmann von Köp enick" nach Luxemburg kam (II)

[Regionalforum-Saar] Der Hauptmann von Köpenick

Date: 2022/01/04 08:55:21
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Guten Morgen,
gestern erschien in der SZ ein Artikel von Bodo Bost über den Hauptmann von Köpenick. Heute morgen auf der Suche im Netz fand ich einen zweiten Artikel gleichen Titels, aber anderen Autors und Inhalts.
Bodos kommt zuerst, mit 2ter Email der andere.
Roland Geiger

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Saarbrücker Zeitung, B6 Kultur in der Region, Montag, 3. Januar 2022
Wie der „Hauptmann“ nach Luxemburg kam
Von Bodo Bost

Luxemburg Am 3. Januar 1922 starb der Hochstapler Wilhelm Voigt (1849-1922), der als „Hauptmann von Köpenick“ den preußischen Untertanengeist auf die Schippe nahm und zur Legende wurde. Die letzten zwölf Jahre seines Lebens verbrachte er in Luxemburg, sein Grab genießt dort heute Kultstatus.

Wilhelm Voigt, genannt „Hauptmann von Köpenick“, der durch die spektakuläre Besetzung des Landratsamtes in Köpenick bei Berlin im Jahre 1906 Weltberühmtheit erlangte, versuchte nach seiner Haftentlassung 1908 seine Geschichte zu vermarkten. Trotz eines Verbots tourte er in Dresden, Wien und Budapest in Varietés, Restaurants und Vergnügungsparks. 1909 veröffentlichte er in Leipzig ein Buch „Wie ich Hauptmann von Köpenick wurde“, das sich gut verkaufte. Obwohl seine USA-Tournee fast an der Verweigerung eines Visums durch die Einwanderungsbehörden scheiterte, kam er 1910 über Kanada auch in die USA.

Exil und Freiheit in Luxemburg

Da Voigt als meldepflichtiger Krimineller in Deutschland unter Polizeiaufsicht stand, musste er immer wieder Belästigungen und sogar Verhaftungen durch die örtlichen Behörden über sich ergehen lassen, denen der bei seinem Auftreten latent mitschwingende Spott über Staat und Militär missfiel. Daher war er auf der Suche nach einer neuen Heimat. Diese fand er 1910 in Luxemburg, wo er sich nicht mehr ständig melden musste. Im kleinen Luxemburg ließ sich seine Köpenickiade jedoch nicht mehr so gut vermarkten – deshalb arbeitete Voigt in Luxemburg auch als Kellner und in seinem eigentlichen Beruf als Schuhmacher. Dank seiner Popularität brachte er es dennoch zu einem gewissen Wohlstand und gehörte zu den ersten Besitzern eines Automobils im Großherzogtum. 1912 kaufte er ein Haus in der Rue du Fort Neipperg in Bonneweg/Bonnevoie, das heute nicht mehr existiert.

   Noch einmal kam Voigt mit preußischem Militär in Berührung, als Luxemburg während des Ersten Weltkriegs von deutschen Truppen besetzt wurde. Als am Morgen des 2. August 1914 eine Abteilung deutscher Soldaten den Luxemburger Bahnhof besetzt hatte, erschien Voigt auf der Bonneweger Brücke und meinte: „Ich hab’s ja immer gesagt, die haben solche Sehnsucht nach mir, daß sie noch einmal herkommen, um sich unter mein Kommando zu stellen.“ Seinen Humor hatte er sich in Luxemburg bewahrt, auch wenn ihm diese Bemerkung wieder Verhör und kurzzeitige Inhaftierung durch die deutsche Militärverwaltung einbrachte.

Im September 1914 trat in Belgisch Luxemburg sogar ein zweiter „Hauptmann von Köpenick“ in Erscheinung. Er hatte sich in Trier die Uniform eines Unteroffiziers verschafft, ein Auto gemietet und war damit nach Belgisch-Luxemburg gefahren. Dort erhob er in einzelnen Ortschaften Kriegssteuern. Als er ein hübsches Sümmchen – 30 000 Francs – zusammen hatte, zeigte ihn sein Chauffeur bei der Militärbehörde an. Der falsche Unteroffizier wurde daraufhin verhaftet und nach Trier verbracht.

 Tod und Grab in Luxemburg

In den letzten Jahren trat Wilhelm Voigt in der Öffentlichkeit nicht mehr in Erscheinung. Am 3. Januar 1922 starb er im Alter von 72 Jahren, schwer gezeichnet von einer Lungenerkrankung und durch Krieg und Inflation völlig verarmt; begraben wurde er auf dem Liebfrauenfriedhof. Am 11. Mai 1922 wurde sein Tod im Sterberegister der Stadt Luxemburg eingetragen und im „Luxemburger Wort“ veröffentlicht.

   Das Armengrab an der Umfassungsmauer des Liebfrauenfriedhofs  hatte allerdings keinen Grabstein. Deshalb kaufte der Zirkus Sarrasani, bei dem Voigt auch zu Lebzeiten aufgetreten war, 1961 sein Grab für 15 Jahre und stiftete zugleich erstmals einen Grabstein. Dieser zeigte die Karikatur des Kopfes eines Soldaten mit Pickelhaube, umrahmt von der Aufschrift: „Der Hauptmann von Köpenick.“ 1969 besuchte anlässlich einer Aufführung von Carl Zuckmayers Tragikomödie „Der Hauptmann von Köpenick“ im Escher Stadttheater der bekannte Darsteller Joseph Offenbach das Grab.

   Seit 1976 wird das Grab von der Stadt Luxemburg gepfleg; auf Betreiben einiger Abgeordneter des Europäischen Parlamentes wurde 1977 der Grabstein erneuert. Er zeigt seit damals eine Pickelhaube und die Aufschrift „Hauptmann von Köpenick“. Darunter steht in kleiner Schrift: „Wilhelm Voigt 1850-1922“, das Geburtsjahr ist falsch. Schöpfer des Köpenick-Monumentes war der Luxemburger Künstler Jean-Pierre Georg. Die Stadt Luxemburg lehnte 1999 den Antrag ab, die Grabstätte nach Berlin umzubetten. Damals hatte das Grab des „Hauptmanns von Köpenick“ in Luxemburg bereits Kultstatus erlangt, es fehlt in keinem deutschsprachigen Reiseführer. Es gehört heute zu den meistbesuchten Attraktionen der Hauptstadt des Großherzogtums. Viele Besucher legen Geldmünzen auf das Grab in Erinnerung daran, dass Wilhelm Voigt fast ein Leben lang ein armer Schlucker war.

    Ein weiterer internationaler Hochstapler, der Russe Alexander Zoubkoff, Gemahl der Prinzessin Victoria von Preußen und Schwager des letzten deutschen Kaisers, beendete ebenfalls in Luxemburg 1936 seine Tage. 1927 hatte er die 34 Jahre ältere Schwester des abgesetzten deutschen Kaisers Wilhelm geheiratet. Die Ehe zerbrach schon nach wenigen Monaten, nachdem Zoubkoff einen erheblichen Teil des Vermögens seiner Frau durchgebracht hatte. Er floh nach Luxemburg, wo er als Kellner arbeitet. Das Restaurant im Hotel Staat warb damals mit dem Schild „Hier bedient Sie der Schwager des Kaisers“.