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2022/01/30 09:33:31 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Kann man die St. Wendeler Altstadt als historisch bezeichnen oder nicht? |
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2022/01/04 08:55:21 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Der Hauptmann von Köpenick |
Betreff | 2022/01/07 18:02:29 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] eine Umfrage, nicht nur für Genealogen |
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2022/01/30 09:33:31 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Kann man die St. Wendeler Altstadt als historisch bezeichnen oder nicht? |
Autor |
Date: 2022/01/30 09:34:58
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
gestern in der SZ:
Die
Karikaturen von Roland Stigulinszky
sind saarländisches Kulturgut : Der Meister
des leisen Schmunzelns ist tot
Beinahe 70 Jahre war Roland Stigulinszky kreativ tätig.
Seine Spitze Feder
war in den 60er Jahren legendär. Am Ende schrieb er lieber als
zu zeichnen – mit
„Vergnügen am Unsinn“. Er wurde 95 Jahre alt.
Von Cathrin
Elss-Seringhaus, Reporterin
Er konnte so was von treu sein. „Stig“ rief an, noch in hohem
Alter. Mindestens
einmal im Jahr, nicht nur in alter Verbundenheit mit der
„Saarbrücker Zeitung“,
für die er einst arbeitete, zwischen 1962 und 1967. Damals wurde
Roland Stigulinszkys
Kürzel „Stig“ zum Kult, durch die
politische
Karikatur auf Seite 2 der SZ. Nein, Stig, wie ihn alle nannten,
wollte sich nur
mal bedanken für die guten Momente, die die Zeitungslektüre ihm
immer noch bot.
Komplimente konnte Stigulinszky gut,
Selbstironie
und Anekdotisches sowieso, und Bonmots gehörten
nun mal zum Gesprächs-Standard dieses Mannes, der beruflich als
Grafikdesigner,
Werbetexter und PR-Mann unterwegs gewesen war und als Autor und
Karikaturist zum
Meister des leisen Schmunzelns wurde. Altersscharfsinn und
Heiterkeit tanzten bei
Stigulinszky Ringelrein. „Das Leben besteht aus Ansätzen, Absätzen
und endet mit
Entsetzen“, konnte er beispielsweise unvermittelt sagen. Und
womöglich war es auch
bei ihm am Ende so, als er 2019 seine Frau Bruni verlor, mit der
er über 70 Jahre
verheiratet war. Eine unverbrüchliche Partnerschaft und große
Liebe, über die Stigulinszky
2015 im Gedichtband „Eiserne Hochzeit – Rostfreie Gedichte“
schrieb, humoristisch,
frivol, zärtlich. Als Bruni starb,
wurde
es auch um Stigulinszky, der bereits an Alzheimer erkrankt war,
dunkel. Sein letztes
Lebensjahr verbrachte er in einem Altersheim in Kleinblittersdorf.
Sein Sohn Bernhard berichtet, dass die Wortfindungsstörungen für
Stig, der ein Mann
des Wortes war, am Ende seines Lebens die ärgste Prüfung
bedeuteten. „Ausgezeichnet“
hatte er schon lange, die spitze Feder gehorchte nicht mehr. Als
Autor bediente
Stigulinszky dann ab den 80er Jahren nicht die große Form, sondern
liebte Lyrisches,
Episodisches, mischte alle nur möglichen Genres in seinen
Veröffentlichungen, etwa
in der jährlich herausgegebenen „Afternoonsense“-Reihe: kabarettistisch anmutende
Kommentare, Kurzgeschichten,
essayistische Abhandlungen, Reiseeindrücke,
Haikus, parodistische Szenen, schalkhafte, schrullige oder
anzügliche Einwürfe.
Als ihm die Stadt Sulzbach 2013 die Ausstellung „Querschnitt und
Rückblick“ widmete,
inszenierte Stigulinszky sein
Werk als wilde
Collage aus Cartoons, Plakaten, Signets, Werbeanzeigen,
Imagekampagnen und Kalendern.
Und natürlich war „Der Tintenfisch“ präsent, das „humoristische
Blatt“ aus dem Saarland,
für das Stig zwischen 1948 und 1953 Zeichnungen fertigte, der
damalige Ministerpräsident
Johannes Hoffmann, „der Dicke“, war
sein
Lieblings-Sujet. Diese
satirischen Polit-„Bilder“
sind nicht wegzudenken aus der hiesigen Regionalgeschichte, sind
identitätsstiftendes
Kulturgut. Stigulinszky dürfte einer der bedeutendsten Zeitzeugen
des saarländischen
französischen Sonderwegs in der Nachkriegszeit sein.
Ein politischer Kopf war er sowieso, ein engagierter
publizistischer Begleiter des
Saar-Polit-Lebens. Er stritt für Presse- und Meinungsfreiheit und
vertrat, was kaum
einer wusste, die Interessen von Freiberuflern, ehrenamtlich,
unter anderem als
Präsident des Bundes Deutscher Grafikdesigner. 1987 bekam er den
saarländischen
Verdienstorden.
1926 wurde Stigulinszky in Saarbrücken geboren, machte Notabitur,
zog in den Zweiten
Weltkrieg, kam in russische Kriegsgefangenschaft. Als sehr junger
Mann startete
er direkt nach dem Krieg seine freiberufliche Karriere als
Grafikdesigner, heuerte
beim Fernsehsender Telesaar (1953-58) an, wo er im Studio die Programmvorschau zeichnete.
Auch in überregionalen
Blättern platzierte er seine Karikaturen, bei der „Süddeutschen“,
im Magazin „Pardon“
oder bei „Twen“.
In der öffentlichen Wahrnehmung ging bei den zahlreichen
kreativ-künstlerischen
Aktivitäten meist unter, dass der „Broterwerb“ von Stig in der PR-
und Werbebranche
lief – und der vierköpfigen Familie ein angenehmes Leben
ermöglichte. Große Firmen
gehörten zu den Kunden, beispielsweise „Villeroy und Boch“, Saar
Metall, BASF. Als
Soldat hatte Stigulinszky das Fliegen gelernt – und behielt es als
Privatmann bei,
besaß eigene Maschinen, um in sein Haus auf Sylt zu fliegen. Bis
ins hohe Alter
gab es kaum eine Konzertreihe (Klassik, Jazz), für die er kein
Abonnement besaß.
Stig hatte zweifelsohne ein gutes, ein vitales Leben, verließ
seine Heimat nie und
eroberte sich im „Winkel“ Saarland die freigeistige Querköpfigkeit
und Originalität,
die ihn zu einer selten markanten Erscheinung im hiesigen
Kulturleben machten.