Saarbrücker Zeitung,
Lokalteil St. Wendel, C6 Lokales
[Ergänzt durch Einträge in Klammern.]
Für die
Opfer der ersten
Massendeportation
80. Jahrestag der „Wagner-Bürckel-Aktion", von der auch acht
Juden aus dem
heutigen Landkreis St. Wendel betroffen waren, ["] steht an ["]
. [unglückliche
Formulierung]
St WENDEL (red) Vor 80 Jahren, am 22. Oktober 1940, wurden 6500
Juden aus
Baden, der Pfalz und dem Saarland bei der so genannten
„Wagner-Bürckel-Aktion"
in das Internierungslager Gurs (Frankreich) verschleppt. Es war
die erste Massendeportation
im Dritten Reich, initiiert von Josef Bürckel, Gauleiter
Saarpfalz, und Robert
Wagner, Gauleiter Baden. Ziel der Aktion war es, alle Juden aus
ihrem
Machtreich zu vertreiben. 134 Menschen aus dem Saarland waren
betroffen, aus
dem heiingen Landkreis St. Wendel acht [aus St. Wendel vier:
Erna Berl, Eduard
Reinheimer mit seiner Ehefrau Alice Hermine Bonem und ihrer
Tochter Sara Ilse
Reinheimer.]
Aus Anlass des 80. Jahrestages der Deportation wird es am
Donnerstag, 22.
Oktober, eine Gedenkstunde in St. Wendel gehen. „Wir erinnern,
damit es nicht
vergessen wird — unserer Zeit wichtiger denn je. Wir beobachten
hier und anderswo
autoritäre Tendenzen, Ausgrenzung und Hass, Antisemitismus,
Populismus und die
Missachtung der Menschenwürde", sagt Landrat Udo Recktenwald
(CDU).
Es sei zu beobachten, dass sich Menschen gegen die
freiheitlich-demokratische
Grundordnung stellen. „Dagegen wiederum müssen wir uns stellen.
Dies ist eine
Lehre unserer Geschichte. Zum Erinnern gehört auch Aufklären,
Aufzeigen, wozu
es führen kann, wenn wir unsere Augen verschließen", mahnt der
Landrat.
Konkret, so berichtet ein Sprecher des Landkreises weiter; wird
das
Adolf-Bender-Zentrum am Donnerstag, 22. Oktober, ganztätig mit
Aktionen an die
Deportation erinnern.
Um 16 Uhr bietet Eberhard Wagner, Vorsitzender des Marpinger
Vereins Wider das
Vergessen und gegen Rassismus, eine Stadtführung an. Deren Ziele
sind die
Stolpersteine, die für die am 22. Oktober nach Gurs deportierten
jüdischen Bürger
St. Wendels verlegt wurden, sowie der Standort der ehemaligen
Synagoge.
Ausgangspunkt der Tour ist der Schlossplatz St. Wendel. Aufgrund
der
Coröna-Pandemie gelten bei dieser Veranstaltung laut Sprecher
die aktuellen
Hygieneregeln. Daher ist eine Voranmeldung notwendig:
verein(a)... - sen.
de.
Um 17.30 Uhr beginnt die Gedenkstunde in der evangelischen
Stadtkirche St.
Wendel. Neben Landrat Udo Recktenwald wird Kathrin Andres,
Abteilungsleiterin
Bildung im Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes
sprechen. Im Anschluss
referiert Historiker Dieter Wolfanger zum Thema „Die Deportation
der Jüdinnen
und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland am 22. Oktober
1940".
Anschließend folgt eine Andacht unter Leitung von Pfarrerin
Christine Unrath. Die
musikalische Begleitung der Feier übernimmt Jürgen Brill.
Auch für die Gedenkstunde in der Stadtkirche gelten Abstands-
und Hygieneregeln.
Darauf weist der Sprecher hin. Für die Veranstaltung im
Kirchenraum und im
angrenzenden. Saal sind insgesamt 60 Gäste zugelassen. Daher
wird um Anmeldungen
gebeten:
HINTERGRUND
Die von den Kultusministern von Baden-Württemberg,
Rheinland-Pfalz und dem Saarland
am 9. September 2019 geschlossene Ländervereinbarung sieht die
Instandhaltung
der Deportiertenfriedhöfe in Gurs und der Region vor. Zum 80.
Jahrestag der
„Wagner-Bürckel-Aktion" sollte zudem die Ausstellung unter dem
Titel „Gurs
1940. Deportation und Ermordung südwestdeutscher Jüdinnen und
Juden"
eröffnet werden, berichtet ein Sprecher. Damit betraute das
baden-württembergische
Kultusministerium die Bildungs- und Gedenkstätte „Haus der
Wannsee-Konferenz", Berlin. „Gurs" steht für die erste große
Deportation bevor in Folge der Wannsee-Konferenz am 20. Januar
1942 die
Deportationen in die Vernichtungslager in Osteuropa begannen.
Die am 80. Jahrestag
geplante Eröffnung in der Evangelischen Stadtkirche St. Wendel
wurde aufgrund
der Corona-Pandemie auf den 8. April 2021 verschoben. Dann
öffnet die
Ausstellung auch in allen anderen Landkreisen und dem
Regionalverband
Saarbrücken. Das ist möglich, so erläutert der Sprecher, weil
die auf 26
Wandtafeln konzipiert Ausstellung zum Ausdrucken vorliegt. Die
Landeszentrale
für politische Bildung Saarland koordiniert die
Ausstellungsaktivitäten und
stellt allen Landkreisen die Ausstellungstafeln kostenlos zum
dauerhaften Verbleib
zur Verfügung.
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