Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Geschichte der Völkerwanderun g. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhunde rt n.Chr.

Date: 2020/10/05 10:30:38
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert n.Chr.

Autor Mischa Meier
Reihe Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung
Erschienen München 2019: C.H. Beck Verlag
Anzahl Seiten 1.531 S.
Preis € 58,00
ISBN 978-3-406-73959-0

Rezensiert für H-Soz-Kult von  Rene Pfeilschifter, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Als die Post kam, war ich überrascht, dass das Buch von Mischa Meier nicht das befürchtete Brikett ist, sondern trotz seiner eineinhalbtausend Seiten kompakt und angenehm in der Hand liegt. Der Verlag hat dünnes Papier verwendet, das aber stabil ist und leichtes Umblättern erlaubt. Das ist kein kleiner Vorteil. Denn wer über Spätantike und frühes Mittelalter arbeitet, wird das Buch häufig aus dem Regal nehmen. Es wird, das sei jetzt schon gesagt, für Jahrzehnte das Grundbuch für sein Thema sein.

Nach einer monumentalen Einleitung von über einhundert Seiten gliedert Meier in drei große Teile: von etwa 250 bis zum vierten Jahrhundert, ein langes fünftes Jahrhundert, vom sechsten Jahrhundert bis etwa 750. Diese Zeitabschnitte sind in sich nach Regionen gegliedert, etwa Donaugrenze, Britannien oder Afrika. Das sorgt hin und wieder für Merkwürdigkeiten, etwa dass der Tod Theoderichs 526 vor der Ansiedlung der Westgoten in Aquitanien 418/19 geschildert wird. Insgesamt handelt es sich aber um eine sinnvolle Disposition, die leichtes Auffinden von Interessantem und das Verfolgen von Prozessen erlaubt.

Vielleicht ist bemerkenswerter, wonach Meier nicht gliedert: nach Völkern. Goten, Hunnen, Vandalen und Awaren sind für ihn keine festgefügten ethnischen Verbände, sondern an den Rändern unscharfe und häufig raschem Wandel unterworfene Identitätsgruppen. Für ihren Zusammenhalt waren nicht nur Herkunft oder Sprache Kriterien, sondern auch Fremdzuschreibungen der imperialen Eliten. Sie wanderten nicht einfach von A nach B, sondern führten komplexe Migrationen aus komplexen Gründen durch. Völkerwanderung, so Meier, war ein „permanenter Aushandlungsprozess um Zugehörigkeit und Abgrenzung“ (S. 362).

So weit ist das die herrschende Meinung in der Forschung. Schon ungewöhnlicher ist, dass Meier neben den üblichen Verdächtigen auch Slawen, Berber und Araber einbezieht. Die Analyse geht also rund ums Mittelmeer oder, wenn man so will, rund um das Reich. Tatsächlich bildet das Imperium Romanum die Klammer, den Rahmen, den Fixpunkt der Darstellung. Ziel der meisten Identitätsgruppen sei zunächst die Integration in den Reichsverband gewesen, später in kleinere Einheiten, wie die Ostgotenherrschaft in Italien, die sich freilich immer noch als Teil des großen Ganzen verstanden. Selbst ein Attila überdehnte gegen Ende seines Lebens nicht bloß seine Machtansprüche, sondern bereitete durch das Bemühen um Integration in die römische soziopolitische Kultur, der er letztlich nicht genügen konnte, seinen Untergang vor.

Die Einbettung in die Reichsgeschichte ist für Althistoriker/innen, anders als für Mediävist/innen, nicht fernliegend. Aber das Ganze ist nicht nur eine Frage der Perspektive. Das Imperium ist für Meier und einige andere neuere Forscher/innen kein bloßes Opfer ungünstiger Umstände und plündernder Scharen. Die Römer brachten viele der historischen Prozesse, die wir mit der Völkerwanderung verbinden, erst in Gang. Sie beeinflussten sie, wie sie selbst von ihnen beeinflusst wurden, und schließlich waren die Entwicklungen im Reichsinneren zu einem guten Teil von Pfadabhängigkeiten geprägt, die mit der Völkerwanderung gar nichts zu tun hatten. Dazu gehörten eine Entfremdung gerade der ländlichen Bevölkerung und der Unterschichten, die zum Beispiel in Afrika die spätere Herauslösung aus dem Reich begünstigte, oder die wachsende Distanz zwischen dem lateinischen Westen und dem griechischen Osten, die nicht nur eine politische war.

Das wichtigste dieser Elemente ist für Meier – und das wird Kenner/innen seines Œuvres nicht überraschen – die Religion. Die grundlegende Verchristlichung der römischen Gesellschaft, welche die Forschung mit einem nicht besonders glücklichen Begriff Liturgisierung nennt, habe die Religion spätestens im sechsten Jahrhundert zum wesentlichen Anker für eine von verschiedenen Krisen (Seuchen, Naturkatastrophen, Himmelserscheinungen, Kriege, natürlich auch die negativen Folgen der Migrationen) erschütterte Bevölkerung werden lassen. Aus demselben Nährboden erwuchs aber auch das homöische Sendungsbewusstsein der Vandalen, das sie zumindest anfangs derart kompromisslos gegenüber dem nizänischen Bekenntnis der unterworfenen Africaner und den Ausgleichsbemühungen diverser Kaiser agieren ließ. Im siebten Jahrhundert war es dann die Liturgisierung des östlichen Mittelmeerraums, die erst den „Ermöglichungsraum“ (S. 1060) für den Islam schuf. Diese These Meiers wird vielleicht für die intensivsten Diskussionen sorgen. Er parallelisiert den Wiedereinzug Mohammeds in Mekka und die Rückführung des Wahren Kreuzes nach Jerusalem durch Kaiser Herakleios, beides Ereignisse des Jahres 630 und eindrucksvolle Höhepunkte eines religiösen Aufladungsprozesses.

So ist dieses Buch weit mehr als eine Darstellung der Völkerwanderung geworden. Es handelt sich um eine Geschichte der Mittelmeerwelt und der angrenzenden Regionen, mit einem gewissen Gewicht auf den Migrationen und „Barbaren“. Ein befreundeter Kollege erzählte mir vor dem Beginn des Coronasemesters, seine Universitätsbibliothek erlaube für jede Lehrveranstaltung die Anschaffung genau eines E-Books. Für seinen Kurs zur Spätantike sei dies zum Glück kein Problem. Angesichts des neuen Buchs von Mischa Meier brauche man im Grunde kein anderes mehr.

In der Tat: Meier hat in einer atemberaubenden Anstrengung die Summe der bisherigen Forschung gezogen. Das engbedruckte Literaturverzeichnis umfasst einhundert Seiten. Nur selten sind mir Partien aufgefallen, die nicht auf dem allerletzten Forschungsstand sind, kein einziges Mal eine, die nicht auf einem vertretbaren ist. Es handelt sich um kein revisionistisches Buch. Sein Autor ist zufrieden damit, der Forschung zu folgen, wenn sie ihm vernünftig erscheint. Wo das nicht der Fall ist, bezieht er aber deutlich Stellung. Häufig geschieht dies gegen Thesen aus dem englischsprachigen Raum, und das macht sein Werk auch zu einem sehr deutschen oder vielleicht besser: kontinentalen Buch.

In der bekannten Debatte, ob das Völkerwanderungsgeschehen eher als Transformation oder als Abfolge kriegerischer Invasionen einzuordnen sei, spricht sich Meier fast zwangsläufig für die erste Option aus. Denn je weiter der erzählerische Rahmen und der betrachtete Raum gespannt sind, desto leichter lassen sich die Katastrophen insbesondere des fünften Jahrhunderts als Teil unvermeidlichen historischen Wandels begreifen. Dabei wischt Meier die selbst für die Antike exzessiven Gewaltanwendungen keineswegs beiseite. Er erklärt seinen Standpunkt im Epilog mit einleuchtender Einfachheit: Das Römische Reich decke sich ja nicht mit der Spätantike, und während das eine fast untergegangen sei, habe die andere den Boden für eine neue Mittelmeerwelt und ein neues Europa geschaffen.

Bei allen Vorzügen des Werkes, zu denen nicht zuletzt die wunderbaren, von Peter Palm gezeichneten Karten zählen, gibt es doch ein Manko: Nur wenige werden das Buch im Ganzen lesen. Trotz des literarischen Talents des Autors, des gelegentlichen Humors, der analytischen Höhepunkte haben es Leser/innen, die nicht bereits gut über die Spätantike Bescheid wissen, schon wegen der nicht strikt chronologischen Gliederung schwer. Und spätestens wenn sie im Text auf eine unübersetzte griechische Wendung treffen, wissen sie, dass das Buch nicht primär für sie geschrieben ist.

Doch auch Spezialist/innen werden eher Passagen, Abschnitte oder Kapitel lesen. Selbst ihnen wird es schwerfallen, dabeizubleiben, wenn sie sich nach achthundert Seiten wieder einmal durch Ursprungslegenden und Ethnogenese arbeiten müssen, diesmal die der Langobarden. An der Fülle der Details droht selbst der größte Enthusiasmus zu brechen. Wirklich schlimm ist das freilich nicht. Einige der größten Bücher der Alten Geschichte hat kaum jemand von vorn bis hinten durchgelesen. Mommsens Staatsrecht oder Jones‘ Later Roman Empire fallen mir ein.

Der tiefere Grund für das „Problem“ ist das Fehlen der einen, treibenden These und der neuen Meistererzählung. Meier begründet dies, noch ziemlich am Anfang, mit der lückenhaften Quellenlage und dem weitgehenden Fehlen der Perspektiven der Migranten. Die Völkerwanderung erzähle sich nicht von selbst. Doch eigentlich stehen die Leitmotive, aus denen sich das große Narrativ formen ließe, durchaus bereit: die Religion, das Reich im Mittelpunkt, die Verflechtung von allem mit jedem. Eine Straffung, Akzentsetzung und Dramatisierung der Darstellung wäre durchaus möglich gewesen, und es wäre eine legitime Entscheidung gewesen. Dass Meier diese Entscheidung sah und bewusst nicht traf, wird erst im Epilog deutlich: „Wer sich auf die Komplexität des Gegenstandes einlassen möchte, erkauft dies mit dem Verlust der großen Erzählung“ (S. 1090). Ausführlichkeit und Detail sind damit gerechtfertigt. Den Leser/innen wird ein eigenes Urteil ermöglicht, anstatt dass der Verfasser es für sie fällt. Die Uneindeutigkeit historischer Prozesse wird akzeptiert und nicht in der Interpretation aufgehoben. Diese Haltung kostet Meier Leser/innen und Rezeptionstiefe. Sein wissenschaftliches Ethos aber ist bewundernswert.






[Regionalforum-Saar] 80. Jahrestag der „Wagne r-Bürckel-Aktion" steht an.

Date: 2020/10/10 10:38:41
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Saarbrücker Zeitung,
Lokalteil St. Wendel, C6 Lokales
[Ergänzt durch Einträge in Klammern.]

Für die Opfer der ersten Massendeportation

80. Jahrestag der „Wagner-Bürckel-Aktion", von der auch acht Juden aus dem heutigen Landkreis St. Wendel betroffen waren, ["] steht an ["] . [unglückliche Formulierung]

St WENDEL (red) Vor 80 Jahren, am 22. Oktober 1940, wurden 6500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland bei der so genannten „Wagner-Bürckel-Aktion" in das Internierungslager Gurs (Frankreich) verschleppt. Es war die erste Massendeportation im Dritten Reich, initiiert von Josef Bürckel, Gauleiter Saarpfalz, und Robert Wagner, Gauleiter Baden. Ziel der Aktion war es, alle Juden aus ihrem Machtreich zu vertreiben. 134 Menschen aus dem Saarland waren betroffen, aus dem heiingen Landkreis St. Wendel acht [aus St. Wendel vier: Erna Berl, Eduard Reinheimer mit seiner Ehefrau Alice Hermine Bonem und ihrer Tochter Sara Ilse Reinheimer.]

Aus Anlass des 80. Jahrestages der Deportation wird es am Donnerstag, 22. Oktober, eine Gedenkstunde in St. Wendel gehen. „Wir erinnern, damit es nicht vergessen wird — unserer Zeit wichtiger denn je. Wir beobachten hier und anderswo autoritäre Tendenzen, Ausgrenzung und Hass, Antisemitismus, Populismus und die Missachtung der Menschenwürde", sagt Landrat Udo Recktenwald (CDU).

Es sei zu beobachten, dass sich Menschen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung stellen. „Dagegen wiederum müssen wir uns stellen. Dies ist eine Lehre unserer Geschichte. Zum Erinnern gehört auch Aufklären, Aufzeigen, wozu es führen kann, wenn wir unsere Augen verschließen", mahnt der Landrat. Konkret, so berichtet ein Sprecher des Landkreises weiter; wird das Adolf-Bender-Zentrum am Donnerstag, 22. Oktober, ganztätig mit Aktionen an die Deportation erinnern.

Um 16 Uhr bietet Eberhard Wagner, Vorsitzender des Marpinger Vereins Wider das Vergessen und gegen Rassismus, eine Stadtführung an. Deren Ziele sind die Stolpersteine, die für die am 22. Oktober nach Gurs deportierten jüdischen Bürger St. Wendels verlegt wurden, sowie der Standort der ehemaligen Synagoge. Ausgangspunkt der Tour ist der Schlossplatz St. Wendel. Aufgrund der Coröna-Pandemie gelten bei dieser Veranstaltung laut Sprecher die aktuellen Hygieneregeln. Daher ist eine Voranmeldung notwendig: verein(a)widerdasverges - sen. de.

Um 17.30 Uhr beginnt die Gedenkstunde in der evangelischen Stadtkirche St. Wendel. Neben Landrat Udo Recktenwald wird Kathrin Andres, Abteilungsleiterin Bildung im Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes sprechen. Im Anschluss referiert Historiker Dieter Wolfanger zum Thema „Die Deportation der Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland am 22. Oktober 1940". Anschließend folgt eine Andacht unter Leitung von Pfarrerin Christine Unrath. Die musikalische Begleitung der Feier übernimmt Jürgen Brill.

Auch für die Gedenkstunde in der Stadtkirche gelten Abstands- und Hygieneregeln. Darauf weist der Sprecher hin. Für die Veranstaltung im Kirchenraum und im angrenzenden. Saal sind insgesamt 60 Gäste zugelassen. Daher wird um Anmeldungen gebeten: E-Mail: st.wendel(a)ekir.de, Tel. (0 68 51) 25 00. Es werden ausschließlich Sitzplätze vergeben. Zudem sind mehrere Lüftungspausen vorgesehen.


HINTERGRUND
Die von den Kultusministern von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland am 9. September 2019 geschlossene Ländervereinbarung sieht die Instandhaltung der Deportiertenfriedhöfe in Gurs und der Region vor. Zum 80. Jahrestag der „Wagner-Bürckel-Aktion" sollte zudem die Ausstellung unter dem Titel „Gurs 1940. Deportation und Ermordung südwestdeutscher Jüdinnen und Juden" eröffnet werden, berichtet ein Sprecher. Damit betraute das baden-württembergische Kultusministerium die Bildungs- und Gedenkstätte „Haus der Wannsee-Konferenz", Berlin. „Gurs" steht für die erste große Deportation bevor in Folge der Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 die Deportationen in die Vernichtungslager in Osteuropa begannen. Die am 80. Jahrestag geplante Eröffnung in der Evangelischen Stadtkirche St. Wendel wurde aufgrund der Corona-Pandemie auf den 8. April 2021 verschoben. Dann öffnet die Ausstellung auch in allen anderen Landkreisen und dem Regionalverband Saarbrücken. Das ist möglich, so erläutert der Sprecher, weil die auf 26 Wandtafeln konzipiert Ausstellung zum Ausdrucken vorliegt. Die Landeszentrale für politische Bildung Saarland koordiniert die Ausstellungsaktivitäten und stellt allen Landkreisen die Ausstellungstafeln kostenlos zum dauerhaften Verbleib zur Verfügung.

[Regionalforum-Saar] Führung über den Jüdi schen Friedhof Ottweiler am 18.10.2020

Date: 2020/10/14 07:53:53
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>

Letzte Führung über den Jüdischen Friedhof 2020

 

Gräber sind Wege in die Vergangenheit.“ Mit dieser Feststellung eröffnet Leena Ruuskanen ihre 1992 erschienene Dokumentation „Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten“. Um diesen Weg in die historische Vergangenheit Ottweilers, insbesondere in die endgültig 1940 einsetzende Vergangenheit der jüdischen Gemeinde Ottweiler, mitzugehen, bieten Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann interessierten Besuchern die Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler an.

Prof. Dr. Michael Brocke, der Leiter des Steinheim-Instituts Duisburg, sieht in den jüdischen Friedhöfen ein steinernes Archiv, das zu lesen unser Bemühen sein sollte. Denn wenn man „einen Friedhof als geschichtlich gewolltes und gewordenes Ganzes zu studieren und alle einzelnen Elemente seiner Schrift- und Zeichensprache zu entziffern (sucht), [...] so wird man der versteinerten Lebensgeschichte einer Gemeinde gerecht.

Einzelne Elemente der Schrift- und Zeichensprache stellen die Referenten bei dieser Führung in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen:

Das Grabmal Abraham Kahn nehmen sie zum Ausgangspunkt ihrer Erläuterungen. Denn auf ihm findet sich ein Symbol, dessen Bedeutung wahrscheinlich vielen unbekannt sein wird: die segnenden Hände. Zu diesem Symbol verfasste die Ottweiler Bürgerin Claude Meissner anlässlich eines früheren Besuches mit einer jüdischen Bekannten auf dem jüdischen Friedhof Ottweilers einen Dialog, den Hans-Joachim Hoffmann in seine Broschüre „Der Jüdische Friedhof Ottweiler“ übernahm. In Wechselrede werden die Referenten diesen Dialog auszugsweise vortragen, um die Bedeutung dieses Grabsymbols den Besuchern nahe zu bringen.

Auf dem Foto Margarete Singers erkennt man links im Hintergrund den Grabstein für Lisette Albert mit dem Ehrenkranz und der aufgesetzten stilisierten Krone. Die Schrift- und Zeichensprache dieses Grabmal wertet Hans-Joachim Hoffmann als eine äußerst gelungene Kombination von Form und Sprache, um der verstorbenen Lisette Albert einen ehrenden, dauerhaften Nachruf zu widmen.

Abgerundet wird die Führung durch Hinweise auf die Entwicklung der jüdischen Gemeinde, verbunden mit Hinweisen zu einzelnen jüdischen Familien Ottweilers und ihren Grabmalen. Am Ende können die Besucher ungezwungen den jüdischen Friedhof begehen; die Referenten stehen bereit, sich daraus ergebende Fragen zu beantworten.

 

 


 

Zur Aufarbeitung der NS-Zeit und zur Erinnerung an die letzten jüdischen Bewohner Ottweilers verfasste Hans-Joachim Hoffmann die Dokumentation „Seid vorsichtig mit der Obrigkeit...! Beitrag zur Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers“. Dieses 405 Seiten umfassende Buch (ISBN 978-3-946313-01-4) kann zum Preis von € 19.80 erworben werden bei:

Hans-Joachim Hoffmann, Adolf-Kolping-Weg 7, 66564 Ottweiler (06824-7990)

Sparkasse Neunkirchen, Filiale Wilhelm-Heinrich-Straße, 66564 Ottweiler

Presse-Shop Ottweiler, Fabio Vitello, Wilhelm-Heinrich-Straße 13, 66564 Ottweiler.

Henn’sche Buchhandlung Köhler, Enggass, 66564 Ottweiler

Um die Führung durchführen zu können, müssen die gesetzlichen Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie beachtet werden. Die KVHS übernimmt die organisatorisch vorgeschriebenen Maßnahmen. Deshalb ist für eine Teilnahme eine Anmeldung bei der KVHS notwendig. Anmeldungen nehmen die KVHS Geschäftsstelle Ottweiler sowie der Referent Hans-Joachim Hoffmann entgegen:

s.falkenrich(a)landkreis-neunkirchen.de - 06824 906 4121

s.detemple(a)landkreis-neunkirchen.de - 06824 906 41 70

hans-joachim-hoffmann(a)web.de – 06824 – 7990

Name und Telefonnummer werden 4 Wochen lang zur etwaigen Nachverfolgung von Infektionsketten gespeichert; Herr Hoffmann löscht die Daten umgehend nach der Weiterleitung an die KVHS-Geschäftsstelle.

Zugleich verweisen wir darauf, dass die Teilnahme auf eigenes Risiko erfolgt. Weder die Synagogengemeinde Saar noch die Stadt Ottweiler/das Stadtgeschichtliche Museum Ottweiler und die KVHS/die Referenten übernehmen irgendwelche Haftungen. Die TeilnehmerInnen akzeptieren mit ihrer Teilnahme jeden Haftungsausschluss der zuvor genannten Institutionen und Personen.

Termin: Sonntag, 18.10.2020       

Uhrzeit: 16.00 Uhr

Treffpunkt: Aufgang zum Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring (aus Richtung Schwimmbad kommend: Kreuzung Karl-Marx-Straße/Maria-Juchacz-Ring: rechts abbiegen - nach ca. 80 m linker Hand Aufgang zum Friedhof) Dauer: ca. 1 ½ Stunde

 

 

 

 


Virenfrei. www.avast.com

[Regionalforum-Saar] Das Heilige Köln - Tochter Ro ms. Beiträge zu den Grundthemen der Kölner Geschich te

Date: 2020/10/14 08:06:13
From: Roland Geiger <alsfassen(a)web.de>

Das Heilige Köln - Tochter Roms. Beiträge zu den Grundthemen der Kölner Geschichte

Autor Heinz Finger
Reihe Libelli Rhenani 74
Erschienen Köln 2020: Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln mit Bibliothek St. Albertus Magnus

Anzahl Seiten 234 S.
Preis € 20,00
ISBN 978-3-939160-84-7

Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-59078.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von Harald Horst, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln

„Heiliges Köln, von Gottes Gnade der römischen Kirche getreue Tochter“, verkündete stolz das Stadtsiegel von Köln, das vom 12. (in gotischer Form seit dem 13.) bis zum 18. Jahrhundert in Gebrauch war. Als „Medium verbindlichster Selbstaussage der Stadt“ bezeichnet Heinz Finger diese Siegelumschrift (Einführung, S. 11) und nimmt sie zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen zur „Heiligkeit“ und Romverbundenheit Kölns, sieht im langen Gebrauch des Siegels zudem die Legitimation, im Untertitel seines Buches von „Grundthemen der Kölner Geschichte“ zu sprechen. Dem Autor geht es um Fragen wie diese: Woher kam der Stolz Kölns auf das Epitheton „heilig“, woher die Betonung seiner Verbundenheit mit Rom, die im verklärenden Rückblick des 19. Jahrhunderts schließlich Köln als das „zweite Rom“ erscheinen ließ? Welchen Wandlungen war diese Haltung im Lauf der Jahrhunderte unterworfen? Und gab es sie nicht auch in anderen Städten?

Heinz Finger, bis 2015 Direktor der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek Köln und seit 1996 Honorarprofessor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Düsseldorf, legt mit diesem Band allerdings keine geschlossene Monographie zu seinem Oberthema vor. Die insgesamt 17, nach ihren Inhalten chronologisch angeordneten Untersuchungen zielen zwar alle auf diesen „speziellen Forschungskomplex“, sind jedoch thematisch „in sich vollkommen abgeschlossen“ (Vorwort, S. 10). Sämtliche Beiträge waren bislang unveröffentlicht; die Nachweise in den Fußnoten lassen freilich erkennen, dass Finger teilweise auch aus dem umfangreichen Fundus seiner früheren Publikationen schöpft. Man möchte fast annehmen, dass er im Ruhestand endlich einem Thema nachgehen konnte, das sich ihm im Verlauf seiner Amtszeit und der daraus hervorgehenden Veröffentlichungen immer wieder aufdrängte.

Der Blick auf die besagten Attribute erfordert einen Vergleich mit anderen Städten, die durch Rom gegründet wurden und/oder sich selbst als heilig bezeichneten. Nach einem Blick auf den Ursprung der Bezeichnung „Santa Colonia“ (I, S. 15–35) folgt daher eine kurze Darstellung weiterer Städte mit Rombezug, allen voran Konstantinopel und Moskau (II, S. 37–41). Weitere Vergleichsmöglichkeiten bieten Trier (VII, S. 89–110), Mainz (VIII, S. 111–124), Xanten als „Heiliges Troja“ (XIV, S. 167–177) sowie die Kaiserstadt Aachen (XV, S. 185–194). Für das Früh- und Hochmittelalter, arbeitet Finger klar heraus, kann Köln kein Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen: So nannte sich das „Goldene Mainz“ nicht „treue“, sondern „besondere Tochter“ (filia specialis) der römischen Kirche – allzu groß wird man diesen Unterschied nicht bewerten (S. 111–113). Dagegen setzte die Bezeichnung „Heiliger Stuhl von Mainz“ den Erzbischofssitz verbal dem päpstlichen Stuhl gleich und untermauerte den Anspruch auf eine Vorrangstellung über die Diözesen nördlich der Alpen, die in Mainz bereits unter Erzbischof Willigis († 1011) erreicht wurde (S. 119–122). Auch Trier beanspruchte, nicht zuletzt mit Hilfe der Trebeta-Legende sowie der angeblichen Bistumsgründung durch den Petrus-Schüler Eucharius, viel weitergehende Privilegien als Köln und behauptete sogar eine patriarchalische Stellung (S. 98–105).

Der Bezug auf Rom in Köln wie in anderen Städten, selbst wenn sie sich auf römische Gründung beriefen, war Fingers Untersuchungen zufolge überwiegend kirchlich geprägt. Schnell vermischen sich also Profan- und Kirchengeschichte bei diesem Thema, die sich im Mittelalter ohnehin nur theoretisch trennen lassen, „ganz gewiss nicht in Köln“ (Vorwort, S. 10). So bleibt die römische Kirche in dieser Publikation lediglich in der Antike (III, S. 43–52) und bei der behaupteten stadtrömischen Herkunft der führenden Kölner Geschlechter (XIII, S. 161–166) außen vor – wobei selbst der Abstammungssage eine starke religiöse Komponente innewohnt (S. 165 mit Hinweis auf Klaus Militzer). Ganz klar: Romverbundenheit Kölns ist als Verbundenheit der kölnischen mit der römischen Kirche – und im Hochmittelalter zunehmend mit der Person des Papstes zu verstehen. Finger führt dies aus in den Kapiteln zur Kölner Kirche in der Spätantike (IV, S. 53–65 mit Bischof Maternus als angeblichem Petrus-Schüler; V, S. 67–73 zu den größten Überlieferungslücken), in fränkischer Zeit (VI, S. 75–87 von Bonifatius bis Gunthar)[1] und im Hohen Mittelalter (IX bis XI, S. 125–149 über besondere, päpstlichen Aufgaben analoge Funktionen der Kölner Erzbischöfe).

Der Begriff der Heiligkeit müsste somit abgeleitet sein aus dem Einfluss der Kölner Kirche auf die Stadt und deren absolute Romtreue, wie es das Stadtsiegel eigentlich nahelegt. Doch ist bereits diese Selbstbezeichnung eine idealisierte Konstruktion, wie Finger aufzeigt. Der Beginn der Bezeichnung Kölns als heilige Stadt fällt in die Amtszeit des Erzbischofs Hildebald (amtierend 787–818) und steht wohl in Zusammenhang mit „Strategien der Sakralisierung“ des Politischen, des Kirchenbaus, des kaiserlichen Hofes und seiner Protagonisten, die unter Karl dem Großen vorangetrieben wurden – Karl Ubl hat dies im Tagungsband zum 8. Kölner Handschriftensymposion ausgeführt.[2] Beide Autoren betonen, dass die Heiligkeit eines Gebäudes oder politischen Gebildes nur zu verstehen ist als Ableitung von der Heiligkeit der Reliquien, die es besitzt.

Wie also Karl der Große seinen Palast aufgrund der in der Pfalzkapelle aufbewahrten Reliquien einen sacrum palatium zu nennen begann[3], „begründete Köln seine Heiligkeit mit seinem kostbaren Reliquienbesitz und nicht zuletzt mit der enormen Quantität dieser Reliquien“ (I, S. 18). Mit der Übernahme der Stadtherrschaft im 14. Jahrhundert übernahm der Rat auch die Kontrolle über die Reliquienschätze und ihre Verehrung, etwa durch die Organisation von Prozessionen. Ihre Treue zur römischen Kirche nutzte die Stadt sodann als Instrument ihrer Opposition zum erzbischöflichen Stadtherren (XII, S. 151–160), nicht zuletzt während der beiden jeweils vom Erzbischof ausgehenden Reformationsversuche im 16. Jahrhundert (XVI, S. 195–212). Zu Recht weist Finger jedoch darauf hin, dass eigentlich das Domkapitel in Zusammenwirken mit der Universität die Reformversuche erfolgreich verhinderte – während die Rolle der „bürgerlichen Eliten in der Stadt Köln“ im Nachhinein geschönt dargestellt wurde (S. 200–205, Zitat S. 205). Seit der Konfessionalisierung hatte sich das Verständnis der „Heiligkeit“ Kölns ohnehin auf die exklusiv katholische Prägung der Stadt verlagert (S. 195), bis sie schon im 17. Jahrhundert bei Aegidius Gelenius (S. 209f.) und erst recht nach der Säkularisation nur noch als nostalgische Erinnerung an mittelalterliche Traditionen beschworen wurde (XVII, S. 213–225).

Den Band zeichnet das stupende Spezialwissen besonders in Bezug auf kirchliche Besonderheiten aus, das Heinz Finger schon in früheren Publikationen bewies. So dürfte nur Wenigen bekannt sein, dass es am Dom eine Dreikönigskustodie (sowie später eine Dreikönigsvikarie) gab (S. 32), oder was es mit dem – römischem Vorbild nacheifernden – Kölner Kardinalskollegium (X, S. 135–139) auf sich hatte. Dies gilt auch für den Hinweis auf den zeitweiligen Besitz einer den Kölner Erzbischöfen anvertrauten Kirche in der Stadt Rom (IX, S. 130–134). Die außergewöhnliche Mitgliedschaft des Papstes im Kölner Domkapitel macht Finger – entgegen der bisherigen Forschung – als im Grunde „erschlichen“ wahrscheinlich (XII, S. 151–154, bes. 153).

Inhaltlich gibt es an der Publikation wenig zu kritisieren, vielleicht dies: Ob Erzbischof Hildebald von Köln die Dispens von der Residenzpflicht in seinem Sprengel von Papst Hadrian I. selbst erhielt (S. 84), mag Ansichtssache sein. Tatsächlich stimmten die auf der Frankfurter Synode 794 versammelten Reichsbischöfe dieser Bitte Karls des Großen zu, nachdem dieser behauptet hatte, er habe vom Papst das gleiche Privileg wie bei Hildebalds Vorgänger Angilram von Metz erhalten.[4] Dass Hildebald zweimal korrekt „Erzkaplan“ Karls des Großen genannt wird (S. 83), unmittelbar danach aber „Erzkanzler“ (S. 84), geht als Flüchtigkeitsfehler durch. Weitere Nachlässigkeiten der Publikation sind dem Bereich Orthografie und Interpunktion zuzurechnen. Ein Orts- und Namenregister wäre hilfreich gewesen.

„Ein gemeinsames Fazit“ (S. 227–234) steht am Ende dieses Sammelbandes und macht in der Zusammenfassung der einzelnen Aufsätze deutlich, dass sich bei aller „Heiligkeit“ und Romnähe der Stadt nicht die gesamte Geschichte Kölns damit erklären lässt – die bedeutende Rolle Kölns in der Hanse etwa steht damit überhaupt nicht in Beziehung. Warum „Heiligkeit“ und Romnähe ausgerechnet in Köln im kollektiven Gedächtnis verankert sind, obwohl sich auch andere Städte als „heilig“ und „römisch“ bezeichneten, kann auch Heinz Finger nicht aufklären. Dem ohnehin nicht geringen Kölner Selbstbewusstsein war und ist es allemal zuträglich – auch wenn die Bezeichnung „Heiliges Köln“, wie Finger anmerkt (S. 15), heute zunehmend ironisch gebraucht wird.

Anmerkungen:
[1] Zu diesem Abschnitt wäre noch zu berücksichtigen: Carl Dietmar / Marcus Trier, Colonia, Stadt der Franken. Köln vom 5. bis 10. Jahrhundert, Köln 2011.
[2] Karl Ubl, Hildebald von Köln und die Heiligkeit. Strategien der Sakralisierung in der Zeit Karls des Großen, in: Harald Horst (Hrsg.), Mittelalterliche Handschriften der Kölner Dombibliothek. Achtes Symposion (Libelli Rhenani 73), Köln 2019, S. 17–35, Zitat S. 33. – Der Band erschien erst kurz vor dem besprochenen Werk von Heinz Finger und konnte von ihm nicht mehr berücksichtigt werden.
[3] Ubl, Hildebald von Köln, S. 19–24.
[4] Albert Werminghoff (Hrsg.), Concilia Aevi Karolini. T. I, p. 1 (MGH Concilia 2,1), Hannover 1906, S. 171: „quia et de eodem, sicut et de Angilramnum, apostolicam licentiam habebat.“




[Regionalforum-Saar] Klaucks "Lexikon der saarlä ndischen Orte, Gehöfte, Mühlen, Industrieanlage n und Wohnplätze"

Date: 2020/10/17 16:13:31
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

!!! Wieder lieferbar !!!

Veröffentlichung der Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis
10. Sonderband

Hans Peter Klauck

Lexikon der saarländischen Orte, Gehöfte, Mühlen, Industrieanlagen und Wohnplätze

mit Angaben zu Pfarr- und Standesamtszugehörigkeiten

567 Seiten, Lexikonformat 17x24, Hardcoverbindung

Kurzdarstellungen der Örtlichkeiten, viele historische Fotos, Angaben zu Pfarr- und Standesamtszugehörigkeiten, Einwohnerzahlen.

Ein unentbehrliches Hilfsmittel für den Genealogen und Heimatforscher

Das Buch erscheint in einer Sonderauflage

zum Preis von 48 €  zzgl. Porto und Verpackung (45 € für Mitglieder)

Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e. V.
Kreisarchiv Saarlouis
Postfach 1840
66718 Saarlouis
Tel.: 06831/444-425
heimatkunde(at)vfh-saarlouis.de


[Regionalforum-Saar] Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reiches

Date: 2020/10/17 21:40:59
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

eben habe ich an einem Webinar teilgenommen, bei dem ein amerikanischer Genealoge namens Dr. Michael Lacopo den Mitgliedern des Vereins Palatines to America, New York Chapter, Tips gab, wie sie ihre deutschen Vorfahren bzw. Kirchenbücher in Deutschland ausfindig machen können.

Darin nannte er auch das „Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reiches“, das er stets „MeyersOrts“ nannte. Dieses Lexikon wurde in den USA in einer dreibändigen Ausgabe neu aufgelegt und ist in verschiedenen Ausführungen auch online erreichbar => (1935:) http://wiki-de.genealogy.net/Meyers_Orts-_und_Verkehrslexikon_des_Deutschen_Reiches/1935

Die Onlineausgabe von 1912-1913 erreicht man über eine Datenbank in englischer Sprache, die sich aber auch ohne Sprachkenntnisse leicht bedienen läßt => www.meyersgaz.org

Das Lexikon heißt dort „Meyers Gazetteer“. Im Feld unter „Search the Meyers Gazetteer“ geben Sie einfach Ihren Suchbegriff ein und wählen unter den ggfl. Optionen die für Sie passende aus.

Ich habe „Sankt Wendel“ eingegeben und erhalte diese Optionen:

Sankt Wendel
KrSt. (County Seat)
Sankt Wendel, Trier, Rheinland, Preussen

Sankt Wendelin 1)
Kap., H. (House)
Sankt Wendelin, Molsheim, UEls.

Sankt Wendelin 2)
Kap., H. (House)
Sankt Wendelin, Oberkirch, Offenburg, Baden

Sankt Wendel zum Stein
Wallfahrtskapelle
Sankt Wendel zum Stein, Künzelsau, Jagstkreis, Württemberg

Klicke ich jetzt auf „Sankt Wendel“ in der oberen Option, komme ich auf eine Seite, auf der linkerhand als Bild der Eintrag aus Meyers Lexikon abgebildet ist, verfaßt allerdings in Fraktur.

Schräg darunter werden die alten deutschen Abkürzungen in Englisch erklärt, wenn auch nicht erschöpfend. Eine adäquate Übersetzung bietet hier z.B. der Übersetzer „https://www.bing.com/translator“, in den sie diesen englischen Text hineinladen und übersetzen können.

Unten links  ist eine Karte, auf der der Standort angezeigt wird. Drücken Sie darauf, dann sehen Sie entweder den Standort auf einer modernen Google-Karte oder auf einer historischen Karte, vermutlich aus der Zeit um 1912-13.

Gehen Sie auf den Eintrag von „St. Wendel“ zurück, dann sehen Sie im Menüfeld darüber „Ecclesiastical“. Klicken Sie dort drauf, dann sehen Sie alle Kirche in einem bestimmten Umkreis hier um St. Wendel.

Eine wirklich starke Anwendung.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Gedenkveranstaltung abgesagt

Date: 2020/10/19 14:04:31
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Nachmittag,

die für den 22.Oktober um 17.30 Uhr in St. Wendel in der Ev. Stadtkirche geplante Gedenkstunde ist abgesagt worden.

Das betrifft den Vortrag von Dr. Dieter Wolfanger, die Stolperstein-Führung von Eberhard Wagner und die von Pfarrerin Christine Unrath gehaltene Andacht. Sie sollen irgendwann nachgeholt werden, ggf. am 8. April 2021.

Das teilte Dr. Sabine Graf, Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes, heute in einer Email mit.

Josef Bürckel und seine Nazi-Schergen haben sich am Donnerstag vor 80 Jahren hier in St. Wendel nicht davon abhalten lassen, die Witwe Berl und das Ehepaar Reinheimer und ihre Tochter zu kidnappen und nach Gurs in Frankreich ins Lager zu bringen. Vier Juden aus St. Wendel und insgesamt 6.000 aus Baden und der Saarpfalz.

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Spion ohne Grenzen. Heinz Felfe – Agent in sieben Geheimdiensten

Date: 2020/10/20 19:35:04
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Spion ohne Grenzen. Heinz Felfe – Agent in sieben Geheimdiensten

 

Autor Bodo V. Hechelhammer,

Erschienen München 2019: Piper Verlag

Anzahl Seiten 409 S.

Preis € 22,00

 

ISBN 978-3-492-05793-6

 

Rezensiert für H-Soz-Kult von Klaus Storkmann, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam

 

Kurz bevor er Heinz Felfe um Punkt 12 Uhr am 6. November 1961 im Präsidentengebäude des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Pullach verhaften ließ, überreichte ihm ein Vorgesetzter noch eine Medaille in Würdigung für zehn Jahre treue Dienste für den westdeutschen Auslandsnachrichtendienst. Die „Inszenierung dieses kleinen Abschiedsstücks“ (S. 210) ließ sich der BND nicht nehmen. Felfe (1918–2008) hatte dort und bei seinem Vorläufer Organisation Gehlen (OG) zehn Jahre als Spezialist für Gegenspionage gearbeitet - und zugleich für den sowjetischen KGB. Wer Hechelhammers Buch liest, erfährt nicht nur alles über Felfe, sondern auch viel Neues und Spannendes über Geheimdienste. In nicht immer einfach zu verstehender Abgrenzung zur Spionageabwehr versuchte Felfes Gebiet der Gegenspionage, in gegnerischen Sicherheitsbehörden Agenten zu werben und so deren Arbeitsweise und Absichten aufzuklären. Dazu wurden erkannte oder sich selbst offenbarende gegnerische Spione nicht verhaftet, sondern zu Doppelagenten „umgedreht“. Hechelhammer verwendet dafür die geheimdiensttypische Sprache: Im „Doppelspiel“ werde der Gegner mit „Spielmaterial“ (S. 147) versorgt. Da aber mit Felfe der KGB von diesen Operationen Kenntnis erlangte, konnte er seinerseits ein „doppeltes Doppelspiel“ beginnen – und die Spionageabwehr des BND lahmlegen. Hechelhammers Buch dreht sich nicht nur um Felfe, sondern um gleich drei sowjetische Agenten in OG und BND der 1950er-Jahre. Felfe, Hans Clemens und Erwin Tiebel kannten sich aus den Anfängen ihrer Berufskarriere in den späten 1930er-Jahren beim Sicherheitsdienst (SD) der SS in Dresden. Alle drei wurden 1950/51 in Zeiten ohne sichere berufliche Perspektive vom KGB angeworben. Felfe ließ sich darauf ein, auch aus Verbitterung, weil seine Bewerbungen bei westdeutschen Sicherheitsbehörden trotz jahrelanger Geduld nicht vorankamen. „Doch Felfe ließ sich auch aus Selbstüberschätzung mit den Sowjets ein. Er war überzeugt, dass er die Beziehung irgendwann wieder auflösen konnte, wenn sie keinen Vorteil mehr für ihn brachte.“ (S. 105) Felfe hatte lange gewartet, aber nicht lange genug. Am 1. September 1951 hatte er bei den Sowjets unterschrieben, am 26. Oktober 1951 meldete sich die OG, am 15. November trat Felfe seinen Dienst bei der „Org“ an.

Mit den drei Spionen thematisiert Hechelhammer den viel zu lange tabuisierten Umgang von BND, Verfassungsschutz und anderen westdeutschen Sicherheitsbehörden mit ihren NS-belasteten Mitarbeitern. Wenn aber Hechelhammer dem KGB vorwirft, dieser habe gezielt NS-Belastete in die westdeutschen Dienste bugsiert, um BND und Verfassungsschutz bei deren späterem etwaigen Auffliegen moralisch zu diskreditieren, so tritt der Autor hier wohl allzu stark als Verteidiger seines Dienstherrn auf. Es bedurfte sicher nicht erst einer sowjetischen Intrige, um Altnazis in die westdeutschen Dienste zu bringen. (Ins Glashaus hatten sich die westdeutschen Behörden ganz allein gesetzt. Dass Sowjetunion und DDR dann bei sich bietender Gelegenheit mit Steinen warfen, darf nicht verwundern. Der Kalte Krieg war in erster Linie ein Propagandakrieg, in dem sich beide Seiten nichts schenkten.) Netzwerke früherer Mitarbeiter von Gestapo, SS, SD, RSHA und den diversen anderen Behörden im Verfolgungs- und Repressionsapparat des Nationalsozialismus verschafften sich nach 1949 neue Posten in den Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten der jungen Bundesrepublik. Gestützt und unterstützt von „alten Kameraden“ aus dem SD hatte sich Felfe nicht nur bei der OG, sondern bei nahezu allen neuaufzustellenden Diensten beworben: beim Vorläufer des Verfassungsschutzes des Landes NRW, beim aufzustellenden Bundesamt für Verfassungsschutz, beim Bundeskriminalamt (BKA), auch bei der Kölner Wasserschutzpolizei. Anders als die OG hatten die Kölner eine Regelanfrage an das Berlin Document Center (BDC) gestellt, in dem die Amerikaner die Personalakten der NSDAP aufbewahrten. So erfuhr die Wasserschutzpolizei 1948, was der BND erst 1961 völlig überraschend feststellte: dass Felfe eine SD-Vergangenheit hatte. Allerdings hatten auch die Briten verhindert, dass die braun-schwarzen Anfänge von Felfes Berufsleben bei westdeutschen Behörden in die Akten kamen, um ihren V-Mann zu schützen. In den Jahren nach 1945 bestritt er seinen Lebensunterhalt als Informant des britischen Geheimdienstes in NRW. Felfe wurde zum „Nachrichtenhändler“ (S. 83) mit zweifelhaften Ruf, „politisch unzuverlässig“ und mit „dubiosen Ostkontakten“ (S. 110). Die als Besatzungsmacht in NRW das Sagen habenden Briten warnten später den dortigen Verfassungsschutz vor der Bewerbung Felfes und verhinderten auch seine Anstellung beim BKA. Der MI6 hatte Felfe auf die Kommunistische Partei angesetzt, die er bis in ihre Bundestagsbüros beobachtete. Zum Schein engagierte sich Felfe in kommunistischen Gruppen, was ihm später bei OG und BND die stetige Sorge bereitete, was wohl „die Amerikaner“ über ihn in den Akten hatten, wenn diese nichts vom geheimdienstlichen Hintergrund seiner vorrübergehenden Hinwendung zum Kommunismus gewusst haben sollten. Felfes Misstrauen sollte sich als berechtigt erweisen. Am Ende waren es die „die Amerikaner“, die ihn enttarnten, als Spätfolge seiner Teilnahme an einer vom CIA 1956 organisierten Amerikareise für BND-Mitarbeiter. Schon seit 1952 beäugte die CIA Felfe skeptisch, aber es fehlten handfeste Beweise für eine Tätigkeit für die Gegenseite. Diese lieferte wiederum ein Doppelagent, Oberstleutnant Michael Goleniewski alias „Sniper“. Dieser berichtete aus dem polnischen Geheimdienst, der KGB habe über die Teilnahme mehrerer seiner Agenten im BND an einer USA-Reise 1956 informiert. Um ihren Agenten in Warschau nicht zu gefährden, konnte die CIA die Informationen zunächst nicht an den BND weitergeben. Erst als sich Goleniewski Anfang 1961 in den Westen abgesetzt hatte, weihte die CIA Gehlen ein. Dem Vernehmen nach soll der BND-Präsident ob des Verrats „schwer geschockt“ gewesen sein – und habe seither niemandem mehr getraut.

Über das Nachzeichnen der Tätigkeit Felfes für nicht weniger als sieben Geheimdienste versucht Hechelhammer, sich dem Menschen Heinz Felfe anzunähern. Dies gelingt dem Autor mit bemerkenswerter Empathie, wenn auch ohne jede Sympathie. Der auch in Pullach noch Sächselnde sei Zeit seines Lebens „mit Leib und Seele Dresdner“ (S. 14) geblieben. Geprägt von seinem Vater, einem königlich-sächsischen Kriminalinspektor und peniblen Beamten, habe der junge Felfe dessen Disziplin und Ordnung verinnerlicht, die sich zur „Pedanterie“ steigerte (S. 27). Als Einzelkind habe sich Felfe zum echten Familienmenschen entwickelt. Hier liegen schon die tragischen Widersprüche in Felfes Leben offen: Der Verrat des Dienstherrn an den nachrichtendienstlichen Gegner ließ sich schwerlich mit dem Beamtenethos seines Vaters in Einklang bringen und durch seine Agententätigkeit setzte Felfe die materielle Basis und die Reputation seiner Familie aufs Spiel. Weiteres prägendes Charaktermerkmal war Felfes unbedingte Karriereorientierung. Schon als 17-Jähriger trat er in die SS ein, mit 18 in die NSDAP, mit 19 arbeitete in der Registratur des NSDAP-Gaugerichts – immer „seine Karriere fest im Blick“ (S. 30). Hier lernte er das akribische Aktenstudium, das ihm später in den nachrichtendienstlichen Verwendungen hilfreich werden sollte. 1940, mit 22, verpflichtete er sich als V-Mann für den SD. 1941 wurde Felfe in den SD übernommen. Trotz fehlenden Abiturs verfolgte er konsequent sein Ziel, Jura zu studieren. Über ein Sonderprogramm für besonders NS-treue Nachwuchshoffnungen bekam er die Hochschulreife und wurde zum Studium an der Führerschule der SiPo und des SD in Berlin-Charlottenburg zugelassen. Auch dort war Felfe, obwohl als einziger ohne Vorerfahrungen, Lehrgangsbester. So blieb es immer in Felfes Leben. Auch nach Haftentlassung in die DDR 1969 legte er größten Wert auf akademische Weihen. Im Schnellverfahren wurde der verhinderte frühere Jurastudent Diplomkriminologe, dann Doktor und schließlich Lehrstuhlinhaber und Professor an der Humboldt-Universität.

Hilfreich wäre neben dem obligatorischen Personenregister ein Sachwortregister gewesen. Mit dessen Hilfe wäre es dem Leser leichter, bei den vielen wiederholt mit Decknamen genannten Operationen diverser Geheimdienste den Überblick zu bewahren, ohne seitenweise suchend zurückblättern zu müssen, um sich die Operation wieder ins Gedächtnis zu rufen. Dessen ungeachtet: Das in flotter, leichter Sprache verfasste Buch liest sich spannender als das Drehbuch der meisten heutigen ARD-Tatorte. Man will es gar mehr aus der Hand legen. Dazu trägt auch Hechelhammers hier und da aufblitzender feiner Sinn für Ironie bei. Zu Felfes vom BND in Beurteilungen attestiertem Fleiß und dessen „großes Interesse“ an seiner Arbeit kommentiert Hechelhammer, der KGB „dürfte sich diesem Urteil mit Sicherheit angeschlossen haben“ (S. 125). 1958 habe der BND Felfe in die Beurteilung geschrieben, er sei „außerordentlich am Dienst interessiert“ – was „in der Rückschau wie ein schlechter Witz anmutet“ (S. 177).

Zitation

Storkmann Klaus: Rezension zu: Hechelhammer, Bodo V.: Spion ohne Grenzen. Heinz Felfe – Agent in sieben Geheimdiensten. München  2019. ISBN 978-3-492-05793-6, In: H-Soz-Kult, 21.10.2020, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-50229>.

 

[Regionalforum-Saar] Vorbild, Inspiration oder Abgrenzung?. Die Amerikarezeption in der deutschen Frauenbewegung im 19. Jahrhundert

Date: 2020/10/23 09:32:18
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Vorbild, Inspiration oder Abgrenzung?. Die Amerikarezeption in der deutschen Frauenbewegung im 19. Jahrhundert

 

 

Autor Magdalena Gehring

Reihe Geschichte und Geschlechter 75

Erschienen Frankfurt am Main 2020: Campus Verlag

Anzahl Seiten 456 S.

Preis € 49,00

ISBN 978-3-593-51104-7


Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-56048.pdf

 

Rezensiert für H-Soz-Kult von Andreas Neumann, Universitätsgeschichtliche Forschungsstelle im Universitätsarchiv, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Getrieben von wirtschaftlicher Not und politischer Unterdrückung fanden in den USA zwischen 1818 und 1914 etwa 5,5 Millionen deutsche Migrantinnen und Migranten eine neue Heimat. Das tradierte Amerikabild, mit dem sich die Hoffnung auf ein ökonomisch besseres und freieres Leben verband, trieb verstärkt deutsche Auswanderer/innen nach Übersee. Insbesondere nach der gescheiterten Revolution von 1848/49 waren unter ihnen, neben Arbeitern und Handwerkern, auch Menschen aus bildungsbürgerlichen Kreisen: Diese „Forty-Eighters“ bestanden nicht nur aus demokratisch denkenden Männern, sondern aus ebenso gesinnten Frauen, die fortan als transnationale Akteurinnen den europäischen Kontinent mit Informationen aus der „Neuen Welt“ versorgten. Mit der Rezeption dieser Informationen beschäftigte sich Magdalena Gehring in ihrer Dissertation aus Sicht der bürgerlich-gemäßigten Frauenbewegung in Deutschland.

Gehring bearbeitet ein Desiderat in den Forschungen zur Auswanderungsgeschichte und der damit verbundenen Amerikarezeption in Deutschland und Europa. Innerhalb dieser Forschungsrichtung spielten Frauen lange Zeit eine untergeordnete Rolle, der Fokus lag auf männlichen Emigranten sowie den Texten von Autoren. Den programmatischen Auftakt zur Frage nach sowie der Erforschung von internationalen Beziehungen zwischen Aktivistinnen der Frauenbewegung lieferte Ute Gerhard in den 1990er-Jahren.[1] Kurze Zeit später widmeten sich Margaret H. McFadden, Bonnie S. Anderson und Karren M. Offen dem Thema transnationaler Akteurinnen.[2] Die engere Perspektive deutscher Frauen wurde dabei jedoch kaum berücksichtigt. Seither erschienen zahlreiche Arbeiten mit dem Fokus auf transnationale Netzwerke.[3] Eine Forschungslücke besteht allerdings bei den Verbindungen zwischen deutscher und US-amerikanischer Frauenbewegung insbesondere vor der Entstehung international agierender Organisationen wie dem „International Council of Women“ (ICW) im Jahr 1888. Die sich daraus ableitenden Fragestellungen lassen sich in vier Bereiche gliedern: Erstens zielt das Interesse auf Funktion und Wirkung der Rezeption für die deutsche Frauenbewegung. So macht Gehring nicht nur die Ziele dieser Bezüge, sondern auch die programmatischen Einflüsse beispielsweise durch eine Übernahme von Forderungen oder Methoden sichtbar. Neben den Fragen nach dem Grund des Interesses der deutschen Frauen an der US-amerikanischen Frauenbewegung möchte Gehring zweitens die Akteurinnen des Rezeptionsprozesses und somit die transnationalen Beziehungen sichtbar machen. An dritter Stelle richtet sich ihr Interesse auf die Darstellung und Bewertung der US-Amerikanerinnen sowie deren Rolle und Stellung in der US-amerikanischen Gesellschaft. Schließlich fragt sie nach Themen und Inhalten der Rezeption sowie nach den Quellen dieser Informationen.

In ihrer Methodik nimmt Gehring eine akteurs- und organisationszentrierte Perspektive ein. Hierzu passt auch die von Susan Zimmermann übernommene Unterscheidung zwischen internationalen und transnationalen Beziehungen.[4] Während auf internationaler Ebene die formalen Beziehungen zwischen institutionalisierten Organisationen sichtbar werden, kommen auf transnationaler Ebene die informellen Beziehungen zwischen den Akteurinnen in den Blick. Zur Analyse der Öffentlichkeitsebenen sowie des gegenseitigen Einflusses zwischen den Bewegungen rezipiert sie die Modelle von Ulla Wischermann und Susanne Kinnebrock.[5] Aus dieser Perspektive leitet sie drei Thesen ab: Die Amerikarezeption der deutschen Frauenbewegung sei seit ihren Anfängen in den 1840er-Jahren durch personelle Kontinuität geprägt gewesen, was einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der in den 1890er-Jahren begonnenen internationalen Zusammenarbeit leistete. Zudem hätte ein 1890 einsetzender Generationswechsel als ein „positives Moment“ für die Partizipation deutscher Akteurinnen in diesen Bewegungen gewirkt. Schließlich ergäbe sich aufgrund der Rezeptionslücken kein „objektives und vollständiges Bild der US-amerikanischen Verhältnisse“ (S. 30). Implizit finden sich weitere Thesen: So habe eine gemeinsame bildungsbürgerliche Herkunft ermöglicht, dass die deutschen Frauen ihre Situation mit den US-Amerikanerinnen vergleichen konnten. Zudem habe es sich um eine gezielte Rezeption gehandelt, die beabsichtigte, gesellschaftliche und politische Veränderungen denkbar zu machen. Das Wissen über die in den USA geschehenen Veränderungen habe motivierend gewirkt und zur Reflexion der eigenen Situation beigetragen. Weitere Motive seien es gewesen, über das Thema der Auswanderung stellvertretende Kritik an den Verhältnissen zu üben und problematische Sachverhalte subtil zu thematisieren. Um diese Thesen zu untersuchen, nutzt Gehring zwei Hauptquellen: zum einen die zwischen 1849 und 1852 erschienene und von Louise Otto-Peters redigierte „Frauen-Zeitung“ und die zwischen 1866 und 1919 veröffentlichten „Neuen Bahnen“, die damit das traditionsreichste Periodikum der deutschen Frauenbewegung darstellt.

Im Aufbau ihrer Arbeit folgt Gehring der gewählten methodischen Perspektive: Im ersten Teil thematisiert sie Internationalisierungsprozesse. Hierbei steht die Entwicklung von Organisationsstrukturen wie Zeitschriften, Akteursnetzwerke, Versammlungen und Vereinsgründungen im Fokus. Die Amerikarezeption besaß bereits eine Tradition in der deutschen Presse. Gehring arbeitet das qualitativ Neue an der Rezeption durch die deutsche Frauenbewegung heraus. Sie kann somit glaubhaft ihre Thesen einer gezielten und kontinuierlichen Veröffentlichung untermauern. So ermöglichte eine zielgerichtete Berichterstattung die Thematisierung von Tabuthemen. Die dauerhaften Verbindungen zu mobilen Akteurinnen legten den Grundstein für eine zunehmend international agierende Bewegung. Für ihre These eines Zusammenhangs zwischen Generationswechsel und Internationalisierung findet Gehring allerdings keine Hinweise und erklärt diese für widerlegt. Vielmehr sei es eine Frage der persönlichen Einstellung gewesen, ob sich Akteurinnen in internationale Netzwerke begaben, und nicht eine Sache des Alters.

Der zweite Teil widmet sich den inhaltlichen Rezeptionsprozessen mit einem Fokus auf drei Kernthemen: der Frauenbildungsfrage, Frauenerwerbsfrage sowie der Frage nach politischen Rechten (Familienrecht und Wahlrecht). Dabei stützt Gehring das Bild der USA als einem „Pionierland“ mit klarer Vorbildfunktion in Sachen Erfahrungs- und Wissenstransfer. Konflikte, wie die Spaltung der US-amerikanischen Stimmrechtsbewegung, seien aus taktischen Gründen in der Berichterstattung verschwiegen worden, um dieses Bild aufrechtzuerhalten. Abweichungen ergaben sich dennoch: Die restriktiven Vereinsgesetze in Preußen, Sachsen und anderen deutschen Bundesstaaten erforderten eine „Methode der kleinen Schritte“ (S. 357), die sich zum Teil deutlich von den US-amerikanischen Bestrebungen unterschied. Blinde Flecken identifiziert Gehring im Ausblenden von Frauenschicksalen, die nicht der weißen Mittelschicht angehörten und in den industrialisierten Gebieten im Nordosten und mittleren Westen lebten. So blieben beispielsweise die sich im „Black Women‘s Club“ assoziierten Afroamerikanerinnen unsichtbar.

Im Amerikabild der deutschen Frauenbewegung scheint es kaum negative Stereotype gegeben zu haben, was im Vergleich zu bildungsbürgerlichen Diskursen dieser Zeit überraschend ist. Dort steht die USA häufig in Verbindung mit einer aus dem Ruder gelaufenen Moderne und die Stereotype unterscheiden US-amerikanische von deutscher Mentalität: Die Amerikaner erscheinen beispielsweise als nervös, oberflächlich, leidenschaftlich und zentriert an bloßer Nützlichkeit. Spannungsverhältnisse zeigten sich in der von Gehring untersuchten Rezeption lediglich am Thema des Nationalismus, der die damalige Idee einer „Universal Sisterhood“ zwischen den nationalen Frauenbewegungen als eine Utopie erscheinen lässt.

Gehrings Arbeit liefert einen breiten Überblick zu Organisationsstrukturen und Themenfeldern. Tiefe erreicht ihre Studie durch die nahezu lückenlose Analyse der beiden Hauptquellen. Neben diesen Stärken finden sich insbesondere in methodisch-analytischer Hinsicht kleinere Schwächen: So erweckt die Redundanz einer vermuteten Taktik, Strategie oder gezielten Aktivität stellenweise den Eindruck einer durchorchestrierten Frauenbewegung – wobei diese Interpretation allerdings der gewählten akteurszentrierten Perspektive geschuldet ist. Zudem fehlt durch ihre Zentrierung auf den ADF die Perspektive des „radikalen Flügels“ der Frauenbewegung, der seine Aktivitäten in den 1890er-Jahren entfaltete. Auf diese Leerstelle macht Gehring allerdings in ihrem Ausblick selbst aufmerksam und verweist auf eine noch ausstehende Analyse der Zeitschrift „Die Frauenbewegung“. Schwerer wiegt die Frage nach bewussten und unbewussten Lücken in der Rezeption, welche die Idee der Möglichkeit einer lückenlos-objektiven Rezeption impliziert. Auch die Vorstellung, mithilfe der Sekundärliteratur heute diese Lücken schließen zu können, erscheint fragwürdig. Von diesem methodologischen Problem abgesehen, empfiehlt sich die Lektüre der Studie vor allem vor dem Hintergrund gegenwärtiger Entwicklungen: In ihrer Ambivalenz erscheinen die USA heute wie damals sowohl als ein Land progressiver Ideen als auch als eine Gesellschaft, in der sich alle Probleme der modernen Welt wie in einem Brennglas zu offenbaren scheinen.

Anmerkungen:
[1] Ute Gerhard, National oder International. Die internationalen Beziehungen der deutschen bürgerlichen Frauenbewegung, in: feministische studien 12 (1994), S. 34–52.
[2] Margaret H. MacFadden, Golden cables of sympathy. The transatlantic sources of nineteenth-century feminism, Lexington, Ky. 1999; Bonnie S. Anderson, Joyous greetings. The first international women’s movement, 1830–1860, New York 2000.
[3] Siehe etwa Cordelia Scharpf, Die deutsch-amerikanische Zeitschrift „Die Neue Zeit“ (New York, 1869–1872). Mit Beiträgen von und über Luise und Ludwig Büchner, in: Louise-Otto-Peters-Jahrbuch (2014), S. 73–107.
[4] Susan Zimmermann, FrauenBewegung und Trans-Nationalität. Feministisches Denken und Streben im globalen und zentraleuropäischen Kontext des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, in: Hartmut Kaelble / Hartmut Kirsch (Hrsg.), Transnationale Öffentlichkeiten und Identitäten im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main u.a. 2002, S. 263–302.
[5] Ulla Wischermann, Frauenbewegungen und Öffentlichkeiten um 1900. Netzwerke – Gegenöffentlichkeiten – Protestinszenierungen, Königstein im Taunus 2003; Susanne Kinnebrock, Wahrhaft international? Soziale Bewegungen zwischen nationalen Öffentlichkeiten und internationalen Bewegungsverbund, in: Eva Schöck-Quinteros / Anja Schüler / Annika Wilmers / u. a. (Hrsg.), Politische Netzwerkerinnen. Internationale Zusammenarbeit von Frauen, 1830–1960, Berlin 2007, S. 27–55.

Zitation

Andreas Neumann: Rezension zu: Gehring, Magdalena: Vorbild, Inspiration oder Abgrenzung?. Die Amerikarezeption in der deutschen Frauenbewegung im 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main  2020. ISBN 978-3-593-51104-7, In: H-Soz-Kult, 23.10.2020, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-28820>.

 

[Regionalforum-Saar] Seminarband 2019 erschienen

Date: 2020/10/25 21:02:36
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

heute nachmittag ging das Seminar „Vertiefende Familienforschung“ in der Schloßakademie Dhaun zu Ende.

Dabei habe ich den Band mit Vorträgen vom Seminar vom letzten Jahr vorgestellt, ergänzt durch zwei Zusätze.

Dies sind die Themen:

Jenny Ashcraft
Was die amerikanischen Volkszählungen beinhalten

Markus Detemple
Über das Zunftwesen am Beispiel der Nassau Saarbrücker Schmiede- und Wagnerzunft

Roland Geiger
Von der standesamtlichen Ehe im 19ten Jahrhundert
 
Roland Geiger
Das Kreuz mit dem Namen 
Roland Paul
Italiener in der Pfalz  
 
Dr. Helmut Priewer
Pockenausbrüche im Westerwald im 18. Jahrhundert

Ernst-Peter Winter
Was ist das GenWiki und wie finde ich mich darin zurecht

Das Buch erscheint als Taschenbuch (broschiert) im Format A5 mit zahlreichen SW- und Farbabbildungen und hat 131 Seiten.

Der Band kostet 15 Euro (plus Versand) auf Rechnung.

Im Moment sammle ich Bestellungen, ehe ich wieder ordere. Deshalb wird die Zustellung etwa 14 Tage dauern.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Die Thronfolger. Macht und Zukunft der Monarchie im 19. Jahrhundert

Date: 2020/10/26 08:56:48
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Autor Frank Lorenz Müller
Erschienen München 2019: Siedler Verlag
Anzahl Seiten 464 S.
Preis € 28,00
ISBN 978-3-8275-0071-7

Rezensiert für H-Soz-Kult von Dieter Weiß, Institut für Bayerische Geschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München

Die Monarchiegeschichte hat in den letzten Jahren einen erfreulichen Aufschwung genommen, nicht zuletzt durch biographische Studien – beides war in der deutschen Wissenschaft lange verpönt. Anstöße dazu gingen besonders aus dem angelsächsischen Raum aus, und hier ordnet sich der an der schottischen Universität St. Andrews wirkende deutsche Historiker Frank Lorenz Müller ein. In einer großangelegten vergleichenden Studie erarbeitet er eine Kollektivbiographie der europäischen Thronfolger im langen 19. Jahrhundert. Der Untersuchungszeitraum wird markiert durch die Hinrichtung König Ludwigs XVI. von Frankreich 1793 und den Untergang der mitteleuropäischen Monarchien 1918. Müller nähert sich seinem Thema in fünf groß angelegten Kapiteln, in denen er die Bedeutung und Entwicklung der Thronfolger im Vergleich vorführt, zugleich aber nach dem Modernisierungspotential der Monarchie als Staatsform fragt. Es ist kein auf Vollständigkeit ausgerichtetes Werk beabsichtigt, aber die zentralen Entwicklungslinien werden an aussagekräftigen Beispielen vorgeführt.

Im Abschnitt „Unterpfand einer gesegneten Zukunft“ befasst Müller sich mit den ab der Geburt an die Thronfolger herangetragenen Erwartungen und Verpflichtungen, bildeten sie doch die Garantie für die Fortsetzung der Monarchie. Zu den Strategien zur Überwindung der Legitimationskrise nach der Französischen Revolution gehörten der bewusste Einsatz der Presse und die Inszenierung in der Öffentlichkeit. Eine grundlegende Voraussetzung bildete die Konstitutionalisierung der europäischen Monarchien mit Ausnahme des Zarenreichs. Diese schrittweise Liberalisierung galt freilich nicht für die innerfamiliären Verhältnisse der Dynastien, beanspruchte doch der Monarch eine schier absolutistische Herrschaft über die Mitglieder seines Hauses. Dies verschärfte oft die typischen Konflikte zwischen den Regenten und ihren Thronfolgern. Auch die Welt der sie umgebenden Höfe und ihrer Akteure werden an Beispielen aus ganz Europa vorgestellt.

Im Anschluss wendet sich Müller den Prinzen und ihren Familien zu, wobei es oft zu Diskrepanzen zwischen den Erwartungen der Öffentlichkeit an ein glückliches Familienleben und den tatsächlichen Verhältnissen kam. Nur selten wurden Skandale so publik wie 1902 der Ausbruch der sächsischen Kronprinzessin Luise von Österreich-Toskana, die ihren Mann und die Kinder verließ. Dem späteren König von Sachsen gelang es, diesen Schicksalsschlag durch die öffentliche liebevolle Zuwendung zu seinen Kindern zu wenden. Ein Modernisierungsfaktor für die Staatsform rührte aus dem häufigen Generationenkonflikt, bemühten sich viele Thronfolger doch um liberale Reformvorstellungen. Besonders am Beispiel Kronprinz Friedrich Wilhelms von Preußen, des 99-Tage-Kaisers Friedrich III., wird dies vorgeführt. Auch Albert Edward Prinz of Wales wurde von seiner Mutter Königin Viktoria von politischer Verantwortung ferngehalten, deren strengen, am Vorbild ihres Gatten orientierten Erwartungen er nicht entsprach. Müller betont, welche Disziplin und teilweise Selbstverleugnung das öffentlich inszenierte Eheglück und Familienleben den Beteiligten häufig abverlangte.

Der Erziehung und Ausbildung der Thronfolger ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Sie erforderte dann doch mehr, als den Namen richtig zu schreiben, eine Zeitung zu lesen und auf ein Pferd zu steigen, wie es Umberto I. von Italien seinem Sohn als Mindestanforderung eingeschärft haben soll. Als gemeinsames Merkmal ist im Laufe des 19. Jahrhunderts der Wandel vom Privatunterricht zum Besuch öffentlicher Schulen und ein zumindest kurzes Universitätsstudium nachweisbar. In Preußen mussten die Prinzen ein Kadettenkorps durchlaufen, auch in Großbritannien war die militärische Ausbildung wichtig. Müller untersucht die Denkschriften zur Fürstenerziehung, in die immer stärker bürgerliche Vorstellungen über den Bildungskanon eindrangen. Gleichzeitig sollten die Thronerben aber ihre künftigen Bürger übertreffen, was eine Herausforderung darstellte. Der Universitätsbesuch wird am Beispiel der Kronprinzen von Bayern, Sachsen und Württemberg vorgeführt. Freilich wurde das akademische Studium begleitet von einer militärischen Ausbildung. Auf die Erziehung des ersten italienischen Thronfolgers Viktor Emanuel verwendete besonders die Mutter große Mühe, schon die in Neapel arrangierte Geburt sollte den Süden an die neue Dynastie binden, der Knabe erhielt eine anspruchsvolle, auch literarische Ausbildung sowie eine Einführung in die übrigen Wissenschaften. Im Gegensatz dazu überforderten Königin Viktoria und Prinz Albert ihren Thronfolger Prinz Bertie. Dabei war die Erziehung spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Angelegenheit von öffentlichem Interesse, die durch zahlreiche Presseartikel und Photographien begleitet wurde.

Die bürgerliche Gesellschaft dieser Zeit erwartete von ihren Monarchen Arbeit, Bildung und Leistung. Entsprechend dieser Entwicklung ist ein Kapitel der Rolle der Thronfolger in Politik, Medien und Öffentlichkeit gewidmet. Als Beispiel wählt Müller zunächst den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der hohes Ansehen in der nationalliberalen Presse genoss, während sein Vater ihn von politischen Entscheidungen fernhielt. Auch andere Kronprinzen bemühten sich in der Öffentlichkeit um die Anerkennung, die ihnen vom Familienoberhaupt häufig vorenthalten wurde, wie etwa Kronprinz Rudolf von Österreich. Die Inszenierung eines glücklichen Familienlebens bildete ein Element der Medienpolitik. Der bayerische Thronfolger Prinz Ludwig engagierte sich dagegen in der Politik und wurde in der Öffentlichkeit als Vertreter der bayerischen Autonomie wahrgenommen. Er näherte sich der Mehrheitspartei des bayerischen Zentrums an, was einen Schritt auf dem Weg zur Parlamentarisierung bedeutete. Die ebenfalls öffentlich demonstrierte Wohltätigkeit half ein Kapital an „sanfter Macht“ aufzubauen. Gleichzeitig lag die politische Bedeutung der Thronfolger in der Zukunftssicherung des Systems durch behutsame Reformen.

Das letzte Kapitel ist unter der originellen Überschrift „Vom ‚Tschingdada‘ zum Weltkrieg“ der Militarisierung der Monarchien bis 1914 vorbehalten. Besonders in Preußen, aber auch in den anderen europäischen Staaten fand gegen Ende des langen 19. Jahrhunderts eine immer intensivere Militarisierung statt, die von manchen Monarchen wie Kaiser Wilhelm II. nach Kräften vorangetrieben wurde. Freilich ging dies mit einer zunehmenden Professionalisierung des Militärwesens einher, die eine faktische Führung durch fürstliche Befehlshaber zumindest erschwerte, wenn nicht ausschloss. Diese Diskrepanz sollte zum Untergang der mitteleuropäischen Kaiserreiche beitragen. Müller zeigt dies am Beispiel des preußisch-deutschen Kronprinzen Wilhelm, der aus dynastischen Gründen in die Position eines Armeeoberbefehlshabers geschoben wurde, ohne dafür im Mindesten qualifiziert zu sein. Sein auch während des Weltkrieges unverändert unbekümmertes öffentliches Auftreten und die Neigung zu einem exzessiven Privatleben trugen nachhaltig zum Schwinden des Ansehens der preußischen Monarchie bei. Auch ein pflichtbewusster Oberbefehlshaber wie Kronprinz Rupprecht von Bayern, der für seine Position qualifiziert war und sich hoher Beliebtheit erfreuen durfte, konnte dem nicht nachhaltig entgegensteuern. Sein Vater König Ludwig III. von Bayern wurde wie die übrigen Bundesfürsten und der Kaiser von Österreich von den Revolutionen am Ende des Weltkrieges beiseitegeschoben. Zu Recht weist Müller am Ende seiner Darstellung auf die Ironie hin, dass die monarchische Propaganda den Krieg als besondere Domäne der Fürsten gefeiert habe, während eben die Niederlage in diesem Krieg die Kronen hinwegfegte (S. 383).

Gestützt auf eigene Archivarbeiten, gedruckte Editionen, die Auswertung zahlreicher Presseorgane und einen souveränen Überblick über die reiche Literatur erarbeitet Müller eine meisterhafte Darstellung der Entwicklung und Veränderungen der Positionen der europäischen Thronfolger, wobei er die individuellen Besonderheiten nicht vergisst. Der Blick auf alle Kronprinzen und einige Kronprinzessinnen vermag erstaunliche Gemeinsamkeiten zu verdeutlichen. Der Verfasser fragt aber auch nach der Macht und Zukunft der Monarchie als Staatsform. Im 19. Jahrhundert sei es der Monarchie über alle sozialen und wirtschaftlichen Umbrüche hinweg gelungen, sich gleichzeitig als Bewahrer von Tradition und Impulsgeber für Reformen zu inszenieren. Dadurch konnte die Staatsform stabilisiert werden, wobei den Thronfolgern als Hoffnungsträgern eine zentrale Rolle zukam, Müller spricht von „Europas royaler Spätblüte“ (S. 14). Gerade darauf aufmerksam gemacht zu haben, ist das Verdienst dieses Bandes. Müller betont, dass der Untergang der mitteleuropäischen Monarchien 1918 nicht zwangsläufig war, hatte diese Staatsform nicht zuletzt durch ihre Thronfolger im langen 19. Jahrhundert ihre Anpassungsfähigkeit und Reformierbarkeit angesichts veränderter Zeitumstände bewiesen. Noch 1918 waren gerade viele Sozialdemokraten Anhänger eines reformierten Volkskönigtums. Der Band wird durch ein ausführliches Personenregister erschlossen und durch aussagekräftige Abbildungen illustriert. Es ist ein intelligentes Buch, es ist ein gut lesbares Buch und es ist ein Buch mit Anregungen zu weiteren Forschungen – es ist vor allem auch ein Buch, das die Notwendigkeit und den Nutzen der Monarchieforschung aufzeigt.

Zitation

Dieter Weiß: Rezension zu: Müller, Frank Lorenz: Die Thronfolger. Macht und Zukunft der Monarchie im 19. Jahrhundert. München  2019. ISBN 978-3-8275-0071-7, In: H-Soz-Kult, 26.10.2020, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-29708>.

[Regionalforum-Saar] Seminarband

Date: 2020/10/26 13:23:38
From: H. Brachmann <fambrach(a)t-online.de>

Hallo Herr Geiger,

bitte senden Sie mir den heute angekündigten Seminarband auf Rechnung zu.

Mit freundlichen Grüßen

Hermann Brachmann
Uhlandstraße 31
89179 Beimerstetten

PS: Wie kam es, dass Sie neulich eine an Sie persönlich gerichtete Mail auf der Saarlandliste veröffentlichten?

[Regionalforum-Saar] Ehedispensen im oberen Erzbistum Trier 1731-1748

Date: 2020/10/28 16:46:09
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Ehedispensen  im oberen Erzbistum Trier 1731-1748
von Karl-Heinz Bernardy

„Wer Familienforschung betreibt, wird bald erkennen, dass die Quellen nicht unerschöpflich sind und man an Grenzen stößt. Für die Zeit vor Einführung der zivilen Beurkundung von Geburten, Heiraten und Sterbefällen sind die Kirchenbücher die wichtigsten Quellen, um von Lebensdaten und familiären Zusammenhängen der Generationen vor uns zu erfahren. Dennoch ist hin und wieder festzustellen, dass Kirchenbücher im Laufe der Zeit verloren gingen, zeitweise nicht geführt wurden oder nicht die erhofften Informationen enthalten.

Eine wenig beachtete Quelle für die Familienforschung sind die Protokolle, welche die Generalvikariate der Bistümer über erteilte Ehedispensen angefertigt haben. Ich hatte mir daher zum Ziel gesetzt, zumindest einen Teil der Generalvikariatsprotokolle des alten Erzbistums Trier über Ehedispensen so zu bearbeiten, dass sie für die Familienforschung von Nutzen sein würden.

Die Protokolle ersetzen nicht die Heiratseintragungen in den Kirchenbüchern, können jedoch bei Fehlen der Kirchenbücher oder Lücken in den Kirchenbüchern eine Hilfe sein, um tote Punkte zu überwinden. Die Protokolle wurden mit nur wenigen Worten verfasst, enthalten aber in aller Regel die vollständigen Namen der Brautleute, deren Herkunftsorte oder -pfarreien und den Grund für die Dispensierung. In dem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass bei Dispensen, die wegen Blutsverwandtschaft oder Schwägerschaft erteilt wurden, aus den Protokollen nicht ersichtlich ist, weshalb und wie die Brautleute blutsverwandt oder verschwägert waren. Ich bitte daher die geneigten Leserinnen und Leser, von diesbezüglichen Anfragen abzusehen.“

Aufgrund des Zuschnitts des damaligen Erzbistums Trier sind auch etliche Orte im Saarland enthalten, z.B. die in der alten Pfarrei St. Wendel im Alten Reich lagen. Ich habe im Register wahllos einige Ortseinträge ausgewählt und die Einträge gezählt.

St. Wendel und Theley haben 9 Einträge, Tholey 8, Thalexweiler bei Lebach 12, Urweiler 2, Wadern 8, Wadgassen 2, Wadrill 21, die Stadt Trier 39, Wolfersweiler 3, Schwarzenholz 1, Sotzweiler 2, Püttlingen 2, Rehlingen 4, Saarlouis 27, Saarwellingen 3Nonnweiler 2, Namborn 1, Nennig 1, Mettnich 13, Hermeskeil 16, Imweiler, OT Oberthal, 2, Bous 5, Bettingen 2, Alsweiler 1.

Ein Eintrag lautet z.B. so:
„Nr. 822, 31.01.1838, Wendelin Weisgerber u. Margaretha Angel aus Urweiler, Pfarrei St. Wendel. Blutsverwandtschaft 4. Grad gleiche Linien“.

Um was es sich bei den Graden und Linien dreht, erklärt Herr Bernardy recht anschaulich in seiner Einleitung. Wie sich diese genealogisch auswirken, das festzustellen bleibt unsere Aufgabe. Ich kann z.B. die Blutsverwandtschaft im Beispiel nicht nachweisen, insofern hat sich die Anschaffung des Buches für mich schon rentiert.

Erschienen bei der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde in Köln, Veröffentlichungen, Band 342.
Format A5, gebunden, 218 Seiten
Preis: 12 Euro für Mitglieder, 18 Euro für Normalsterbliche.
=> https://www.wgff-shop.de/sammelwerke/generalvikariatsprotokolle/2683/gvp-ehedispensen-im-oberen-erzbistum-trier-1731-1748?c=11

Das Buch ist frisch erschienen, deshalb halte ich es wie Herr Bernardy: Ich bitte daher die geneigten Leserinnen und Leser, von Anfragen abzusehen. Ich schaue weder nach, ob ein Ort noch ob ein Name enthalten ist => weil das alles über den Link zu erfahren ist.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] über das Leerzeichen und sein e Anwendung

Date: 2020/10/29 19:48:01
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

im Netz fand ich eben eine interessante Anweisung in puncto "Leerzeichen"
=> https://www.annika-lamer.de/beliebte-rechtschreibfehler-das-leerzeichen/

-- 
Mit freundlichen Grüßen
 
Roland Geiger
 
--------------------

Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
Tel. 06851-3166
email alsfassen(a)web.de
www.hfrg.de

[Regionalforum-Saar] über das Leerzeichen und sein e Anwendung

Date: 2020/10/29 19:48:04
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

im Netz fand ich eben eine interessante Anweisung in puncto "Leerzeichen"
=> https://www.annika-lamer.de/beliebte-rechtschreibfehler-das-leerzeichen/


--
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

--------------------

Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
Tel. 06851-3166
email alsfassen(a)web.de
www.hfrg.de

[Regionalforum-Saar] Mittelalterliche Geschichte - Eine Digitale Einführung in das Studium.

Date: 2020/10/30 21:10:47
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Mittelalterliche Geschichte - Eine Digitale Einführung in das Studium.

Hrsg. v. Kluge, Mathias <mathias.kluge(a)mittelalter-augsburg.de>

URL http://www.mittelalterliche-geschichte.de/

 

Rezensiert für H-Soz-Kult von Silke Schwandt, Universität Bielefeld


Die hier vorgestellte digitale Einführung in das Studium der mittelalterlichen Geschichte wird durch Mathias Kluge von der Universität Augsburg bereitgestellt und wendet sich nicht allein an Studierende, sondern an alle, die an der geschichtswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Mittelalter interessiert sind.

Das Projekt wird von verschiedenen nationalen wie internationalen Institutionen [1] unterstützt und widmet sich verschiedenen Themen, in den Kategorien „Einführung“, „Historische Hilfswissenschaften“ und „Quellen und Quelleneditionen“. Die Artikel wurden von mehreren Expert/innen in den jeweiligen Feldern geschrieben und werden fortlaufend ergänzt. Daher erweitert sich der Inhalt der Seite kontinuierlich, sodass die Leser auch die Entwicklung der Mediävistik und ihrer Fachvertreter/innen verfolgen können. Der neuste Beitrag von Daniela Kah zu Reiseberichten als Quelle ist, noch während diese Rezension entstand, 2020 erschienen. Insgesamt sind 22 solcher Kapitel online.

Auf der Startseite wird der Zweck der Seite erläutert. Zudem wird eine Publikation beschrieben, die vom Autor der Seite herausgegeben wurde – „Handschriften des Mittelalters. Grundwissen Kodikologie und Paläographie“, erschienen 2019 in der dritten Auflage. Zu dieser Publikation gehört eine DVD mit kurzen Lehrfilmen, die auch auf der Webseite eingepflegt wurden und dort abrufbar sind.

Die einzelnen Kapitel sind über das „Inhaltsverzeichnis“ ansteuerbar, das sich im Menü am oberen Ende der Seite befindet. Die Nutzer/innen-Führung ist intuitiv und einfach. Das Inhaltsverzeichnis ist erneut in verschiedene Abschnitte gegliedert. Die Themen der bisherigen Einträge haben einen deutlichen Schwerpunkt auf Fragen der Historischen Hilfswissenschaften und der Quelleneditionen – hier sind auch die Videos eingebunden. Ein zweiter Schwerpunkt firmiert unter der Überschrift „Einführung“ und widmet sich verschiedenen Forschungsperspektiven, die Einblick in die mittelalterliche Geschichte und deren spezifischen Fragestellungen geben sollen. Mit ihrer Ausrichtung auf Fragen der Handschriften- und Quellenkritik und der Einbindung von Expert/innen-Interviews füllt die Webseite insbesondere für die Lehre eine Lücke. Die Videos können leicht in Lehrveranstaltungen eingebunden werden und liefern eine gut verständliche Einführung.

Die Darstellung im Bereich „Einführung“ mit einem Artikel zur Frage der Epochengrenzen und sechs Einträgen zu verschiedenen Forschungsansätzen ist darum bemüht, auf wenig Raum möglichst konzise Informationen bereitzustellen und forschungsrelevante Fragen zu skizzieren. Die Struktur der Artikel ist einheitlich und übersichtlich. Die dem Format geschuldete, notwendige Reduktion führt an manchen Stellen zu einer etwas holzschnittartigen Darstellung der mitunter komplexen Themen. Aus der Perspektive von Studierenden und interessierten Leser/innen vermittelt der Stil der Darstellung aber gesichertes Wissen und Anregungen zum Weiterdenken. Dies gilt insbesondere für die Einführungen in Forschungsansätze, die von verschiedenen, im Fach auch bekannten Kolleg/innen geschrieben wurden. Hierzu zählen etwa: Epochengrenzen (Johannes Burkhardt), Vergleichende Geschichte (Martin Kaufhold), Mentalitätsgeschichte (Knut Görich), Papst- und Kirchengeschichte (Claudia Zey), Landesgeschichte (Susanne Ullmann), Frauen- und Geschlechtergeschichte (Martina Hartmann) und Kulturgeschichte (Andrew Gow). Es werden grundlegende Annahmen und Fragerichtungen vermittelt, die in der Auseinandersetzung mit mittelalterlicher Geschichte eine Rolle spielen. In allen Artikeln dieser Art werden die Forschungsansätze als allgemeine Ansätze der Geschichtswissenschaft vorgestellt und dann anhand von Beispielen auf ihre Leistungsfähigkeit für die Erforschung der mittelalterlichen Geschichte geprüft. Diese Verbindung ist besonders gelungen und macht deutlich, wie Fragestellungen, die zur Erforschung der Geschichte ab der Moderne entwickelt wurden, für die Analyse vormoderner Geschichtsepochen genutzt werden können, aber auch adaptiert werden müssen.

Die Beiträge zum Abschnitt „Historische Hilfswissenschaften“ beinhalten fast alle kurze Lehrvideos, die aus dem Kontext der eingangs beschriebenen Publikation zur Einführung in Kodikologie und Paläographie stammen. Ausnahmen sind die Beiträge zu „Orientierung im Text“ und „Illustrierung“, die beide zur Einführung in die Kodikologie gehören. Die Zusammenstellung der Themen ist sicher nicht abschließend, fehlen doch andere Bereiche der Historischen Hilfswissenschaften – wie etwa Diplomatie oder Sphragistik – als eigene Texte. Urkunden und Siegel spielen in den vorhandenen Beiträgen aber durchaus eine wichtige Rolle. Im Sinne der dynamischen Entwicklung der Webseite ist dies aber nicht als Defizit, sondern eher als Wunsch zu verstehen, dass dieses Format dazu genutzt wird, fortlaufend neue Beiträge zu anderen Unterthemen zu publizieren. Das gilt auch für die anderen beiden Hauptabschnitte der Webseite.

Die Videos selbst sind aufwendig und professionell produziert. Sie eignen sich gut für einen ersten Einblick in die präsentierten Techniken und die damit verbundenen Fragestellungen. Auch hier wird deutlich, dass die Verantwortlichen sehr daran interessiert sind, stets den Bezug zur Forschung herzustellen und nicht allein Fakten über das Mittelalter und sein Schriftgut zu vermitteln. Gerade hier zeigt sich, wie die Möglichkeiten digitaler Vermittlung gut genutzt werden können. Alle Videos werden von Texten begleitet, die von Expert/innen verfasst wurden, welche auch selbst in den Videos erscheinen. Die Texte sind zum Teil Transkriptionen der audiovisuellen Beiträge, gehen aber stets darüber hinaus. Erneut sind die Verantwortlichen sehr darauf bedacht, unterschiedliche Medien entsprechend ihrer jeweiligen Leistungsfähigkeit zu nutzen. Auf diese Weise entsteht eine gelungene multimediale Plattform.

Beide Bereiche, „Kodikologie“ und „Paläographie“, fokussieren auf mittelalterliches Schriftgut und erklären am Beispiel, wie man mittelalterliche Urkunden liest, auf welche Layout-Aspekte man achten sollte, wie Tinte und Beschreibstoffe gewonnen werden und welche historischen Entwicklungen berücksichtigt werden müssen. Auch hier kommen wieder Expert/innen aus der Wissenschaft zu Wort, die in ihren Beiträgen auch auf den Forschungsstand zu ihren Themen eingehen. Besonders interessant und unerwartet ist der Beitrag zur Farbgewinnung, der spannende Informationen für die interessierte Leserin bereithält und über das hinausgeht, was man aus anderen Einführungen digitaler oder gedruckter Art gewöhnt ist. Die Beiträge sind gut aufeinander abgestimmt und Redundanzen werden weitestgehend vermieden.

Der dritte Teil der Seite „Quellen und Quelleneditionen“ konzentriert sich bis auf einen einzelnen Beitrag ausschließlich auf die Monumenta Germaniae Historica (MGH). Es gibt Videos und Texte zur Geschichte der MGH (mit Rudolf Schieffer), zur Arbeitsweise der Institution und ihren Publikationen (Quelleneditionen, Urkundeneditionen, Schriftenreihen). Hier wird den Nutzer/innen ein guter Einblick in eine der wichtigsten Institutionen für die Erforschung der mittelalterlichen Geschichte in Deutschland gegeben. Gleichzeitig lernt man aber auch etwas über die Art und Weise, wie Urkunden und andere Schriften im Mittelalter genutzt und sogar gefälscht wurden.

Zuletzt zur Webseite hinzugefügt wurde der Beitrag zur Quellengattung der Reiseberichte. Hier sieht man, dass die Seite durchaus so angelegt ist, die Sammlung von Beiträgen kontinuierlich zu erweitern. Hier liegt der Fokus auf den Texten einerseits und auf deren Nutzen im Rahmen der Forschung sowie der Quellenkritik andererseits.

Die Webseite überzeugt insgesamt sehr. Das gilt insbesondere für Einsatzszenarien in der Lehre. Die Seite richtet sich explizit an Studierende und andere Interessierte, liefert daher wenig bis keine eigenen Forschungsbeiträge. Das liegt aber auch außerhalb der Intentionen der Autor/innen und Verantwortlichen. Die einzelnen Seiten haben immer eine Botschaft, eine Kernaussage, die durch die gut strukturierten Informationen gut vermittelt wird. Für eine Webseite zur Einführung ins Studium hätte man eventuell noch Linksammlungen oder weiterführende Literaturangaben einfügen können, damit sich die Nutzer/innen selbst noch weiter mit den Themen beschäftigen könnten, ähnlich wie es etwa auf den Seiten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf [2] geschieht – dort fehlt allerdings die umfangreiche Darstellung.

Hervorzuheben ist der dynamische Charakter der Webseite „Mittelalterliche Geschichte“, der besonders durch fortlaufende Ergänzungen der Beiträge zum Ausdruck kommt. Für Studierende, die am Anfang ihrer Auseinandersetzung mit der mittelalterlichen Geschichte stehen, ist eine Lektüre besonders zu empfehlen.

Anmerkung:
[1] Genannt werden die DFG, die Fördergesellschaft der Universität Augsburg, die Kurt-Bösch-Stiftung sowie das German Historical Institute in Washington, D.C., und die University of Alberta in Edmonton.
[2] Vgl.: https://www.geschichte.hhu.de/abteilungen/mittelalterliche-geschichte/studium-lehre-sommerakademien/faecherspezifische-materialien/links-fuer-mediaevistinnen-und-mediaevisten.html (letzter Zugriff: 30.07.2020)

Zitation

Silke Schwandt: Rezension zu: Mittelalterliche Geschichte - Eine Digitale Einführung in das Studium, in: H-Soz-Kult, 31.10.2020, <www.hsozkult.de/webreview/id/rezwww-202>.