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2012/03/25 21:29:51
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Zu Ehren des Kaisers. Das g roße Turnier von St. Wendel.
Datum 2012/03/28 18:52:27
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] zum Thema "Werden Hölzer vorm Verbauen abgelagert"
2012/03/13 23:27:28
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Tagber: "Zwischen Windesheim und Bursfelde".
Betreff 2012/03/01 09:34:47
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[Regionalforum-Saar] unter dem vulkan
2012/03/25 21:29:51
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Zu Ehren des Kaisers. Das g roße Turnier von St. Wendel.
Autor 2012/03/28 18:52:27
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] zum Thema "Werden Hölzer vorm Verbauen abgelagert"

[Regionalforum-Saar] Unsere Tür in die Geschicht e

Date: 2012/03/28 01:01:16
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Salü,

 

ich hatte heute Zeit und Muße, mir das neue Buch des Alsweiler Geschichtsvereins zu Gemüte zu führen. Die Machart per se gefällt mir ungemein gut. Ich halte griffiges Papier in Händen, eingepackt in einen ebenso griffigen Rahmen. Nicht das Hochglanzpapier, das man sonst so kennt.

 

Bei der Lektüre sind mir aber dann ein paar Sachen aufgefallen, die mir … nun … spanisch vorkommen.

 

Das geht los mit dem sog. „Wiederaufbau“ des Hiwwelhauses von 1712. Dafür gibt es nämlich nicht einen einzigen Beleg. Per Dendrochronologie wurde das Fälldatum eines Baumes auf 1712 festgestellt, und das ist wohl die ganze Basis. Weder ist bekannt, ob das Haus vorher zerstört war noch ob der Baum auch wirklich damals in diesem Haus eingebaut wurde. Abgesehen davon – wurde das Holz nicht erst noch eine Zeitlang gelagert, bis es getrocknet war und sich nicht mehr verformte (sorry, da bin ich nicht firm)?

 

Auf Seite 45 steht, der Standort läge am Verbindungsweg von Tholey nach St. Wendel. Meines Erachtens stimmt das nicht. Die vielgenannte Naudinkarte von 1735, deren Linien eh manchmal eher den Phantasien des Zeichners folgen als der Wirklichkeit, gibt tatsächlich einen Weg an, der über die heutige Trasse von Tholey nach Alsweiler hinunterführt (allerdings in Wirklichkeit nach Südosten, während der Weg auf der Karte nach Nordosten geht). Dann kommt ein Knick nach links, es geht über einen Bach, durch weitere Häuser, um eine Kehre (am „Storze“) nach rechts, dann gradaus und dann … ja, dann kommt die Karte völlig aus dem Ruder. Denn statt im Osten legt sie Winterbach in den Norden. Dort, wo Winterbach wirklich liegt, zeigt sie Remmesweiler. Ist das Hiwwelhaus eigentlich zweifelsfrei auf der Naudinkarte zu sehen? Egal.

 

Die alte Straße von Tholey nach St. Wendel verlief bis mindestens 1750 nicht über Alsweiler, sondern passierte dieses über den östlich gelegenen Höhenrücken. Dort verlief die alte Reinstraße. Selbst Tholey liegt nicht direkt an dieser Straße, sondern hat einen Zubringer durch den Wareswald. Auf den beiden Kopien (18. Jahrh.) der Arnold-Mercator-Karte von 1566 ist dieser Verlauf eindeutig zu sehen. Zugegeben, auch diese Karte hat ihre schwachen Momente (vor allem in den Randbezirken), aber sie ist wesentlich genauer und detaillierter als Naudins Karte. Mercators Karte wurde im 18. Jahrh. kopiert, als man zum Steinsatz zwischen der Grenze der Ämter St. Wendel und Schaumburgs schritt. Danach passierte die Straße von Tholey nach St. Wendel Alsweiler und bog bei Winterbach über den Wallesweilerhof nach Alsfassen ab (siehe die Kopie des Letixerant).

 

Die meisten Unstimmigkeiten finde ich im Artikel „Im Feuerstrahl des Sonnenkönigs“. Der Wiederaufbau der Kapelle ist belegt, der von Speiersch Haus und der Mühle wird behauptet, ohne daß ein Beweis erbracht wird (Seite 53). Seite 55: Ich dachte immer, die Burg auf dem Schaumberg sei im 30-jährigen Krieg völlig zerstört worden, nicht erst 1674. Ich mag mich täuschen. Aber die Franzosen haben St. Wendel definitiv schon am 2. Februar (Lichtmeß) angezündet, nicht erst am 10. Die Strohkränze, mit Pech eingefettet, hören sich ganz nach Max Müller an – aujah, das ist ganz Max Müller, der sich an seinen Brandphantasien ergötzt. Belege hat er natürlich keine, warum auch. Wer sollte ihm (zu Lebzeiten) widersprechen – umso notwendiger ist es heute, daß seine phantasiereichen Ausschmückungen vor dem Wiederveröffentlichen überprüft werden. Dann wäre der Autor nämlich gewahr geworden, daß außer der katholischen Kirche noch mindestens drei andere Gebäude stehen geblieben sind. Auch die Pest, die dabei eingeschleppt worden sei und die 200 Tote forderte, ist Müllersche Phantasie und läßt sich durch die Sterbebücher des Pfarrarchivs, die vollständig vorhanden sind, nicht aufrechterhalten.

 

Seite 57: Die Beamten des Sonnenkönigs schafften im St. Wendeler Land die Leibeigenschaft ab. Das passiert, wenn man im 17. Jahrh. vom St. Wendeler Land spricht, das es damals noch gut 250 Jahre (wenn das reicht) nicht geben sollte. In St. Wendel hat er die Leibeigenschaft nicht abgeschafft, denn damals gab es hier keine (außer in Hüttig- und Raßweiler), und auch die Fronarbeit hat er nicht eingeschränkt; darüber gibt es ebenso wenig einen Beweis wie für die Behauptung, daß die Fronarbeit verhaßt war. Sie mag nicht beliebt gewesen sein, aber das waren Steuern und Naturalabgaben nie – sind sie heute noch nicht. Aber Fronarbeit sollte man nicht mit Sklavenarbeit gleichsetzen; Frondienste sind unentgeltliche Dienste der Bürger für das Gemeinwesen. Schauen Sie sich die genauen Regelungen der Verpflegung für den Frondienst im Amt St. Wendel an, wie er im Salbuch von 1606 beschrieben ist.

 

Die Kartenwiedergabe im Buch ist Spitze – da hat Tom Störmer in alter Manier hervorragende Arbeit geleistet. Auch Bernd Brills Artikel über die Familie Laub, die 1773 das Hiwwelhaus bewohnte, in der er beschreibt, welche Positionen die einzelnen Familienmitglieder innehatten, ist stark. Was auch für die meisten anderen Artikel gilt.

 

Roland Geiger