Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Brot backen nach Römer Art

Date: 2012/03/01 09:33:43
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heute in der SZ:
 

Brot backen nach Römer Art

im Archäologiepark Reinheim

Reinheim. Sieben Großereignisse hat der deutsch-französische Archäologiepark in Bliesbrück-Reinheim für das Jahr 2012 vorgesehen. Sie sind vergnüglich, spielerisch und auch wissenschaftlich: Wie haben die Römer Brot gebacken? Wie sind ihre Krüge entstanden? Wie haben Kinder und Erwachsene gespielt? Das sind Fragen, auf die Kinder am 1. Mai im Archäologiepark von Bliesbrück-Reinheim Antworten finden können. Das Fest der Kinder ist eine von sieben Veranstaltungen, mit denen der deutsch-französische Römerpark in diesem Jahr auf sich aufmerksam machen will.

Zu den Veranstaltungen gehören Vorträge, eine Museumsnacht, ein Familienfest und kriegerische Spiele. Die alte Römerstadt, die vom ersten bis fünften Jahrhundert im Tal der Blies entstanden war, wurde 1977 durch Zufall wieder entdeckt. Ausgrabungen führten schnell über die deutsch-französische Grenze, machten den Ort wissenschaftlich berühmt. Im Jahre 1989 bildeten Deutsche und Franzosen eine Kommission zur gemeinsamen Verwaltung, die den Park 1991 in die Hände des Saarpfalz-Kreises und des Mosel-Départements legte.

„Bis zu 45 000 Besucher werden hier jährlich gezählt“, sagt der für Kultur zuständige Vizepräsident des Generalrates des Mosel-Départements, Bernard Hertzog, bei der Vorstellung des Programms in Metz. Der Park ist durch ein grenzüberschreitendes Wegenetz wieder zu einer Einheit zusammengefügt worden, als die die Römer ihre Stadt einst gegründet hatten. Auf französischer Seite sind Thermen ausgegraben und für Besucher hergerichtet worden, dazu ein Ausstellungspavillon mit Fundstücken. Auf deutscher Seite ist das Grab der keltischen Prinzessin von Reinheim rekonstruiert worden, um nur die beiden Kernpunkte des Parks zu nennen. Der Archäologiepark ist ab 15. März täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. wy.

[Regionalforum-Saar] unter dem vulkan

Date: 2012/03/01 09:34:47
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heute in der SZ:
 
 

Unter dem Vulkan

Eine große Pompeji-Ausstellung in Halle

Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zeigt bis 8. Juni die Ausstellung „Pompeji – Nola – Herculaneum. Katastrophen am Vesuv“ mit 500 Exponaten.

Von SZ-Mitarbeiterin Sophia Schülke

Halle. Den Teller mit den Datteln möchte man aus der Vitrine nehmen und es sich im Bankettsaal bequem machen, neben den Öllampen, um die roten Fresken zu betrachten. Dass die Datteln seit 79 nach Christus verkohlt sind und der Vesuv sie und den ganzen Saal mit Asche, Schlamm und Bimsstein konserviert hat, kann dem Besucher für einige Momente entfallen. Die Landesausstellung „Pompeji – Nola – Herculaneum. Katastrophen am Vesuv“ führt mit rund 500 Exponaten durch das alltägliche Leben in den antiken Vesuvstätten und die Naturkatastrophen am Golf von Neapel. Der Besucher blickt in die Augen des nackten bronzenen Läufers aus Herculaneum, staunt über Goldschmuck oder Operationsbesteck. Der Gipsabdruck einer Frau, die im Todesmoment ein Kind im Arm hält, wirkt gespenstisch. Aber die 26 000 Besucher in den ersten vier Wochen kamen wohl auch, weil es das Originalensemble der Wandmalereien aus dem Haus des Goldenen Armreifs zu sehen gibt. Diese zeigen einen Garten und gelten als die schönsten Fresken Pompejis.

Wie das Leben eines wohlhabenden Pompejaners ausgesehen haben muss, erschließt sich aus dem kompletten Inventar des Hauses des Menander. Ein nachgebautes Modell dieses Stadthauses zeigt, wie Wohn- und Empfangsräume, Küchen, Thermen und Sklavenunterkünfte getrennt waren und doch als kleine Welt funktionierten.

Ausgegraben und ausgestellt heißt nicht, dass die Katastrophen mit allein 2000 Toten im antiken Pompeji ad acta sind: Zwar befindet sich der aktive Vulkan nach seinem letzten Ausbruch 1944 in einer Ruhephase, aber 1999 ereigneten sich kleinere Erdbeben und vulkanische Gase traten aus. Was würden zukünftige Archäologen nach einem erneuten Ausbruch finden? Ein witziger Clou gibt Antwort: Neben Teilen einer ausgegrabenen Beinschiene eines Gladiatoren steht ein angekohlter Schienbeinschoner des Fußballvereins SSC Napoli, neben der Verkleidung eines Streitwagens liegt eine angebrannte Lancia-Stoßstange. Dass Naturkatastrophen das Leben am Golf von Neapel seit mehr als drei Jahrtausenden beeinflussen, zeigt diese Pompeji-Ausstellung erstmals diachron auf mehreren Zeitebenen. Mit Fußabdrücken von fliehenden Bewohnern, die um 1900 vor Christus in der bronzezeitlichen Stadt Nola um ihr Leben liefen, Filmaufnahmen des Ausbruchs von 1944 und aktuellen Karten der Gefahrenzone wird die kontinuierliche Bedrohung des Vulkans anschaulich.

Die Ausstellung, die einige Stücke wohl erst- und letztmalig außerhalb Italiens zeigt, ist nicht ohne Grund in Halle. In Sachsen-Anhalt wurde die Antikenrezeption nördlich der Alpen begründet: Der Archäologe Johann Joachim Winckelmann reiste ab 1758 nach Pompeji, Fürst Franz von Anhalt-Dessau bestieg 1766 den Vesuv und baute in seinem Wörlitzer Gartenreich eine künstliche Kopie. Die außergewöhnliche Ausstellung läuft bis zum 8. Juni.

lda-lsa.de/de

[Regionalforum-Saar] fünftes Epochenseminar am W ochenende

Date: 2012/03/01 09:37:01
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heute in der SZ.
 
 

Ausflug in die Vergangenheit

Kulturlandschaftsinitiative Sankt Wendeler Land widmet sich der Neuzeit

Das Epochenseminar, veranstaltet von der Kulturlandschaftsinitiative Sankt Wendeler Land in der Europäischen Akademie Otzenhausen, setzt sich am Samstag, 3. März, mit dieser Periode auseinander.

Otzenhausen. Die Neuzeit – eine Zeit großer Umbrüche und Revolutionen. Die europäische Entdeckung des amerikanischen Kontinents 1492 bildet gemeinhin den Fixpunkt, mit dem eine neue Zeit begann. Unter dem Titel „Die Europäische Epoche im St. Wendeler Land“ widmet sich das fünfte und letzte Epochenseminar, veranstaltet von der Kulturlandschaftsinitative Sankt Wendeler Land in der Europäischen Akademie Otzenhausen am Samstag, 3. März, dieser Periode. Manfred Peter, ehemaliger Direktor im Europäischen Parlament, wird einen Einstiegsvortrag über das neuzeitliche Europa halten. Der gebürtige Primstaler wird sich der Neuzeit anhand revolutionärer Umbrüche auf religiöser, politischer und technologischer Ebene annähern.

Den Auswirkungen dieser Revolutionen auf das St. Wendeler Land wird sich im Anschluss der Historiker Bernhard Planz widmen. Danach soll eine Exkursion an drei Ziele folgen, die stellvertretend für die religiösen, politischen und technologischen Wandel in der Region stehen: die evangelische Kirche in Wolfersweiler, das Schloss Dagstuhl in Wadern und die Nagelschmiede in Sitzerath. lk

Info: Die Europäische Epoche im St. Wendeler Land, fünftes Seminar der Reihe St. Wendeler Land steinreich: Beispiele einer 2500-jährigen europäischen Kulturentwicklung. Am Samstag, 3. März, von 9 bis 18.30 Uhr in der Europäischen Akademie Otzenhausen. Die Tagungsgebühr beträgt 50 Euro und umfasst die Programmkosten, die Exkursion und die Mahlzeiten (Mittag- und Abendessen). Eine Teilnahme nur an der Exkursion inklusive Abendessen kostet 25 Euro.

Kontakt: Europäische Akademie Otzenhausen, Europahausstraße 35, 66620 Nonweiler, Tel. (06873) 662447, E-Mail: matern(a)eao-otzenhausen.de.

[Regionalforum-Saar] Der unzerrüttbare deutsche Mythos Autobahn

Date: 2012/03/03 01:10:53
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Kam heute in Welt-Online, das ich via AOL erhalte:
 

Der unzerrüttbare deutsche Mythos Autobahn

Autor: Sven Felix Kellerhoff

 

München zeigt eine Ausstellung über die Reichsautobahnen in Bayern. Bis heute wirkt die Goebbels-Propaganda über diese vermeintlich geniale Idee Hitlers nach.

 

„Autobahn“ ist ein Reizwort. Natürlich für Umweltschützer, aber nicht nur für sie. Die Erwähnung der Reichsautobahnen kann auch im 21. Jahrhundert Karrieren beenden.

 

Zuletzt erlebte das im öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Nachrichtensprecherin Eva Herman, die in einer ZDF-Talkshow über ihre umstrittenen Äußerungen zur NS-Familienpolitik sagte: „Es sind auch Autobahnen gebaut worden damals, und wir fahren heute drauf.“

 

Die Reaktion anderer Gäste der Gesprächsrunde war einmütig: „Das kannst Du so nicht sagen“, befand Margarethe Schreinemakers, und Johannes B. Kerner stellte fest: „Autobahn geht halt nicht.“ Kurze Zeit später verwies der Gastgeber Kerner seinen Gast Herman des Studios.

 

Der Mythos von der guten Autobahn

 

Ganz gleich, was man von Eva Herman und ihrem Gerede halten mag: Die Erregung, die allein die Erwähnung des Straßenbau-Programms der Nazis auch sieben Jahrzehnte später hervorruft, ist erklärungsbedürftig. Und zwar gleich doppelt: Warum reagieren erstens wenigstens Teile der heutigen deutschen Öffentlichkeit so empfindlich? Und wie sehen die historischen Fakten hinter dem Reizwort „Autobahn“ aus?

 

Noch bis in die Sechziger-, teilweise Siebzigerjahre hinein waren, ergaben mehrfach repräsentative Umfragen von Meinungsforschungsinstituten, Relativierungsstrategien in der westdeutschen Öffentlichkeit verbreitet, die um die Autobahnen kreisten: Viel Schlimmes habe Hitler getan, gewiss, aber er habe doch auch die Autobahnen gebaut, konnte öfter gehört werden.

 

Wie ernst dieses erkennbar unsinnige Argument tatsächlich gemeint war, lässt sich rückschauend nicht klären. Denkbar ist natürlich auch, dass in Formeln wie dieser das Unbehagen der Erlebnisgeneration zusammenfloss – ähnlich wie Ende der Neunzigerjahre im Streit um die sogenannte Wehrmachtsausstellung und die Verbrechen deutscher Soldaten im Zweiten Weltkrieg.

 

Angesehene Historiker wie Wolfgang Benz warnen, solcher Irrglaube sei bis heute in der Öffentlichkeit verbreitet.

 

Eine Ausstellung in München

 

Eine neue Ausstellung des Staatsarchivs München über den Bau der Reichsautobahn in Südbayern, die jetzt aus Anlass des sechsten deutschlandweiten „Tages des Archivs“ entstand, präsentiert zeitgenössische Fotos, Konstruktionspläne und Aktenauszüge.

 

So sollen die bisher kaum zu trennenden Sphären von Realität und Überhöhung des Straßenbauprogramms deutlich unterscheidbar werden.

 

Ohne Zweifel instrumentalisierte die NS-Propaganda das Thema bewusst. Die reinen Auto- und Fernverkehrsstraßen, die Verkehrs- und Industriezentren miteinander verbinden sollten, wurden als das „alleinige Werk des Führers“ dargestellt.

 

In hunderttausendfacher Auflage wurden Plakate und Postkarten verbreitet. Darauf war im Vordergrund ein Bild des uniformierten Reichskanzlers bei seinem symbolischen „ersten Spatenstich“ an einer Autobahnbaustelle zu sehen, dahinter montiert war eine Fotografie einer bereits fertiggestellten Autobahntrasse. Die Schlagzeile lautete schlicht „Die Straßen Adolf Hitlers“.

 

Fast genauso wichtig wie das Motiv von Hitlers angeblicher Urheberschaft war eine zweite Botschaft der NS-Propaganda. Demnach sei vor allem dem beim Bau der Reichsautobahnen eingesetzten Reichsarbeitsdienst der schnelle Rückgang der Arbeitslosigkeit in Deutschland nach Hitlers Machtübernahme zu verdanken.

 

Beide Behauptungen setzten sich im Bewusstsein von Millionen Deutschen fest und wirkten bis weit in die Nachkriegszeit.

 

Dabei sind beide Motive schlicht unzutreffend. Die Autobahnen waren keineswegs eine Idee Hitlers. Die erste reine und vor allem kreuzungsfreie Autostraße war die Berliner „Automobil-Verkehrs- und Übungs-Straße“, besser bekannt als „Avus“, die ab 1913 gebaut und 1921 eingeweiht wurde.

 

Die erste tatsächlich als Verkehrsweg geplante Autobahn eröffnete der Kölner Oberbürgermeister und spätere erste Bundeskanzler Konrad Adenauer 1932.

 

Zwischen Köln und Bonn verlief die 20 Kilometer lange, vierspurige Strecke. Zur selben Zeit bereits weitgehend geplant war die erste echte Fernverkehrsstrecke, die „HaFraBa“ für „Autostraße Hansestädte-Frankfurt-Basel“; und sie war das erste Projekt, das sich die neue nationalsozialistische Regierung zu Eigen machte.

 

Obwohl Hitler selbst vor allem im Auto quer durch Deutschland fuhr, hatte er vor seiner Machtübernahme offensichtlich kein Interesse. Auf einen im Dezember 1932 eingereichten Vorschlag, „Reichsautostraßen“ zu bauen und die „Monopolisierung des Brennstoffverkaufes an diesen Straßen“ zu ihrer Finanzierung zu nutzen, reagierte der NSDAP-Chef nicht.

 

Stattdessen kam vom Partei-Ideologen Gottfried Feder eine Absage: Der Bau von „Reichsautostraßen“ käme „überhaupt nicht in Frage“.

 

Rasch sichtbare Erfolge beim Neubau

 

Der Literaturwissenschaftler Erhard Schütz und der Ausstellungskurator Eckhard Gruber haben in ihrem Buch „Mythos Reichsautobahn“ (Ch. Links Verlag, 180 S., 29,95 Euro) dargelegt, welche Rolle Hitler tatsächlich für das Straßenbauprogramm spielte. Es war vor allem seine Bereitschaft, Großprojekte ungeachtet begründeter oder unbegründeter Einwände durchzusetzen, die den Autobahnbau in Gang brachte.

 

Brachial zwang Hitler die staatliche Reichsbahn, ihren Widerstand gegen Fernverkehrsstraße einzustellen. Mit dem Ingenieur Fritz Todt stellte er einen Mann an die Spitze des Bauprogramms, der sich effizient und gegebenenfalls auch rücksichtslos für seinen Traum einsetzte.

 

Die langwierigen Meinungsfindungsprozesse und Verfahren, die im Rechtsstaat zwangsläufig Zeit kosten, schaffte der neue und beinahe allmächtige Reichskanzler einfach ab. Das Ergebnis waren rasch sichtbare Erfolge beim Neubau, allerdings zu einem hohen Preis.

 

Mehr ideologische denn strategische Gründe

 

Die wenigen Dutzend Kilometer Autobahn, die zum Jahreswechsel 1932/33 in Betrieb waren, wuchsen bis 1935/36 auf 108 Kilometer. Ein Jahr später waren es schon 1087 Kilometer und Ende 1938 sogar 3046 Kilometer. Geplant waren zu diesem Zeitpunkt bereits rund 10.000 Kilometer.

 

In Bayern hatte die Strecke Nürnberg – München – Salzburg höchste Priorität. Bis auf den Ring um München war sie 1939 weitgehend fertig gestellt. Natürlich spielte diese Verbindung zwischen der „Hauptstadt der Bewegung“ und der „Stadt der Reichsparteitage“ mit Verlängerung in die Reichshauptstadt auch ideologisch eine besondere Rolle.

 

Gleichwohl konzentrierte Todt nicht alle Energie seines Unternehmens Reichsautobahnen auf diese Strecke. Zugleich wurden zum Beispiel weniger aus verkehrs- als vielmehr aus ideologischen Gründen wichtige Strecken wie Königsberg – Danzig – Berlin oder Frankfurt (Oder) – Berlin in Angriff genommen.

 

Kein Mittel der Arbeitsbeschaffung

 

Auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit hatte das Riesenprojekt kaum messbaren Einfluss. Nie mehr als 130.000 Arbeiter waren am Straßenbau beteiligt – die Arbeitslosigkeit in Deutschland aber hatte Ende 1932 mit sechs Millionen Beschäftigungslosen eine ganz andere Dimension.

 

Im Jahresdurchschnitt 1933 sank diese Zahl wegen der noch unter den Vorgänger-Regierungen des Kabinetts Hitlers begonnenen aktiven Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen auf 4,8 Millionen. Einen deutlichen Fortschritt gab es erst 1935 mit einem Jahresdurchschnitt von 2,7 Millionen Beschäftigungslosen.

 

Viel wichtiger als der Autobahnbau war dabei die beginnende Aufrüstung und die Verdrängung zuvor arbeitender Frauen aus der Arbeitswelt. Vollbeschäftigung erreichte das Dritte Reich dann bald nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und der nochmaligen deutlichen Ausweitung der Rüstungsindustrie 1938: Der jährliche Durchschnitt an Arbeitssuchenden sank auf eine knappe halbe Million Menschen.

 

Trotz so klarer Fakten bleibt der Mythos Reichsautobahn lebendig. Daran wird auch die Ausstellung in München kaum etwas ändern können. Jedenfalls ist es gar keine gute Idee, das Wort „Autobahn“ in einem anderen Sinne als der ganz gegenwärtigen Bedeutung in den Mund zu nehmen.

 

Ausstellung: Staatsarchiv München, 3. März bis 30. April 2012

 

 

 

 

[Regionalforum-Saar] Kommunikation im Krieg im sp äten Mittelalter

Date: 2012/03/07 09:01:02
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Tagber: Kommunikation im Krieg im späten Mittelalter
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Centre for Medieval Studies, Akademie der Wissenschaften der
Tschechischen Republik, Praha; Arbeitsgruppe Regesta Imperii, Institut
für Mittelalterforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften,
Wien
01.12.2011-03.12.2011, Praha

Bericht von:
Petra Heinicker, Institut für Mittelalterforschung, Österreichische
Akademie der Wissenschaften
E-Mail: <petra.heinicker(a)oeaw.ac.at>

Anfang Dezember 2011 versammelten die Arbeitsgruppe Regesta Imperii und
das Centre for Medieval Studies in dessen Räumen in der Prager Altstadt
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus sieben europäischen Ländern
zu einem überaus dichten dreitägigen Programm, mit dem sie eine Tür zur
systematischen Erforschung von Kommunikation im Krieg im späten
Mittelalter aufstießen, deren bisheriges Fehlen Anlass zur Organisation
der Tagung gegeben hatte. Gleichsam als Überschrift galt die These, dass
Kommunikation während eines Krieges keineswegs abbrach, sondern sich im
Gegenteil intensivierte. Die Referierenden schritten in fünf
unterschiedlich langen Sektionen verschiedene Phasen bewaffneter
Konflikte ab. Dabei untersuchten sie Kommunikation zu Beginn und am Ende
von Kriegen, den Einsatz von Diplomatie und Propaganda, Kommunikation im
Feld, die Nachrichtenübermittlung während des Krieges sowie schließlich
in einer letzten kurzen Einheit den Nachhall des Krieges in der
Erinnerung. Die Tagung durchmaß einen geographischen Raum, der sich von
Frankreich und Burgund im Westen, über das Heilige Römische Reich und
Venedig, bis nach Polen-Litauen und zum Deutschordensstaat im Nordosten,
sowie nach Südosten über Ungarn und Bosnien bis Anatolien erstreckte.
Zeitlich konzentrierten sich die 25 Beiträge vornehmlich auf Konflikte
des 15. Jahrhunderts, wobei hier wiederholt die Hussitenkriege im
Zentrum der Untersuchungen standen. In seinem einführenden Vortrag
lenkte MALTE PRIETZEL (Berlin) den Blick auf die Vielfalt der möglichen
Forschungserkenntnisse, die sich aus der Beschäftigung mit dem
Tagungsthema ergeben könnten. Er exemplifizierte anhand der (auch) in
kriegerischen Konflikten eingesetzten Kommunikationsmedien Brief,
Zeichen und Ritual, dass nicht nur Aussagen über Kommunikation und
Krieg an sich, wie beispielsweise über dessen politische und
verwaltungstechnische Dimension, sondern stets auch Erkenntnisse über
die Gesellschaft, in der er geführt wird, ihre Epoche, Staatlichkeit und
Kultur gewonnen werden können.

Den ersten Weg in den Krieg beschritt ADAM SZWEDA (Torun), der das
Überbringen von Absagebriefen als ein etabliertes und
institutionalisiertes förmliches Verfahren zur Kriegserklärung in den
Beziehungen zwischen Polen-Litauen und dem Deutschen Orden bis 1454
vorstellte. Es wurde mittels Modulation seiner Elemente, wie
beispielsweise die Verzögerung einer Zustellung, auch als
kriegstaktisches Instrument eingesetzt. Dass der Ausbruch eines
bewaffneten Kampfes nicht immer das angestrebte Ziel der schließlich
Kriegführenden war, zeigten MANFRED HOLLEGGER (Graz) und MARTIN CAPSKÝ
(Opava). Hollegger brach die von Maximilian I. selbst inszenierte
Außendarstellung des ritterlichen Kriegshelden auf und zeigte
stattdessen das Bild eines doch mehr als bislang angenommen von
politischem Pragmatismus geleiteten Herrschers, der mitunter Kriege
führen musste, die er gern vermieden hätte. Ähnlich zeigte Martin
Capský, wie Sigismunds von Luxemburg eigene gegen die Hussiten
gerichtete Propaganda, für die er die Stadt Breslau als Drehscheibe
nutzte, seinen Konflikt mit den Hussiten noch verschärfte und ihn
letztendlich, anders als geplant, in den Kreuzzug gegen sie führte.

Auf welche Weise gegnerische Parteien aber auch Dritte Wege der
Verständigung suchten, die aus dem Krieg hinaus führen sollten, zeigten
PETR ELBEL (Brno/Wien), ROBERT ANTONÍN (Opava) und ANDREAS WILLERSHAUSEN
(Gießen). Elbel stellte heraus, dass Waffenstillstandsverträge, wie sie
um 1430 in Böhmen zwischen katholischen und hussitischen Parteien
geschlossen wurden, ein gängiges Mittel der mittelalterlichen
Gesellschaft zur Friedensfindung waren. Sie trugen mit ihrer
sprachlichen Gleichbehandlung der Vertragspartner zudem zur Entwicklung
der religiösen Toleranz in Böhmen bei. Nach diesem Blick in normative
Texte fächerte Robert Antonín anhand von erzählenden, ebenfalls
böhmischen Quellen die vielfältigen symbolischen Kommunikationselemente
bei Friedensschlüssen auf und illustrierte, wie sich Feinde
beispielsweise mit Schwüren, Friedensküssen und Händeschütteln nun in
Versöhnungsritualen gegenseitig Frieden zusicherten. Wie hingegen
Kommunikation im Bemühen um Frieden auch scheitern kann, zeigte Andreas
Willershausen. Er führte in das Jahr 1356 auf das Schlachtfeld von
Poitiers und beschrieb eindrücklich, mit welcher verbalen und gestischen
Emphase dort der Kardinal von Périgord den Kampf noch im letzten Moment
abzuwenden suchte. Er belieh geläufige, unter anderem
geistlich-liturgische Symbolik und bemühte sich kniend und Tränen
vergießend zwischen den sich gegenüberstehenden Parteien zu vermitteln.
Vergeblich.

MARTIN STEFÁNIK (Bratislava) leitete die zweite Sektion mit einem Blick
hinter die Kulissen der offiziellen Kommunikation im 1411-13 bewaffnet
geführten venezianisch-ungarischen Streit um Dalmatien ein. Nicht nur
Hintergrunddiplomatie, sondern auch Bestechung galt dem finanziell
potenten Venedig als Verständigungsweg und probates "alternatives
Kriegsmittel". In den 1470er-Jahren im Kampf gegen die Osmanen hingegen
setzte die christliche Republik auf Verbündete, wie GIORGIO ROTA (Wien)
zeigte. 1473 koordinierte Venedig gemeinsam mit den muslimischen Weißen
Hammeln unter Uzun Hasan den einzigen bislang bekannten
europäisch-persischen Militäreinsatz gegen die Osmanen. Neben Fragen zu
Strategie und politischer Propaganda beschäftigte Rota hier vor allem
die wechselseitige Verständigung der Bündnispartner durch den Austausch
zahlreicher Gesandtschaften im Vorfeld des Einsatzes gegen Mehmed II. in
Ost-Anatolien. Deren Bedeutung ist, nicht zuletzt wegen der
verschiedenen Herkunft der Gesandten, offensichtlich nicht allein
politisch-militärisch, sondern auch religiös-kulturell zu
interpretieren. JAROSLAV SVÁTEK (Praha) interessierten die Einflüsse auf
die Kreuzzugspolitik Philipps des Guten bis zur Niederlage der
Kreuzfahrer in der Schlacht bei Warna 1444. Der burgundische Herzog und
seine Berater gewannen ihr Bild vom Feind, wie den mutmaßlich furiosen
Türken, aus Berichten von Reisen in die Kreuzzugsgebiete im Nahen Osten
und auf den Balkan in den 1420er- und 1430er-Jahren, was sich auch auf
ihre Kriegsstrategie auswirkte. PREMYSL BAR (Brno), PAVEL SOUKUP (Praha)
und ANTONÍN KALOUS (Olomouc) demonstrierten, wie Absender politischer
Propaganda ihre Botschaften zielführend einsetzten und gegebenenfalls
auf ihre Adressaten zuschnitten. Sigismund, so legte Bar dar, entschied
je nach katholischen oder hussitischen Empfängern seiner
Propagandaschriften, ob er letztere als "Ketzer" oder nur als "Rebellen"
bezeichnete. Vor allem bei den Adressaten im Reich wollte sich der
Herrscher vom Verdacht befreien, den Kampf gegen die "Häretiker" zu
vernachlässigen, von diesen hingegen erhoffte er sich die Anerkennung
als böhmischer König. Eindeutig gegen die böhmischen "Ketzer" gerichtet
waren die Predigten Oswald Reinleins, mit denen Pavel Soukup die
Wirkkraft mündlicher Kommunikation in Gestalt der Predigt im Mittelalter
ins Blickfeld rückte. Der Augustiner Reinlein rief im Vorfeld des
Heerzuges Albrechts V. 1426 seine Wiener Zuhörerschaft zum Kreuzzug auf.
Die Predigten enthielten keine direkten Kriegsanweisungen, waren sie
auch nicht unmittelbar an (mögliche) Kriegsteilnehmer gerichtet, sondern
an finanzstarke religiös-sensitive städtische Schichten, die den
Kreuzzug bezuschussen sollten. Anhand von drei Kriegen des Matthias
Corvinus zeigte ANTONÍN KALOUS (Olomouc), wie der ungarische König
Propaganda in Form von öffentlichen Schriften, Briefen und von ihm
gelenkter Geschichtsschreibung bei Feinden wie Alliierten geschickt
einzusetzen wusste, "to invent his victories". So inszenierte sich
Matthias als Beschützer der Katholiken gegen die Hussiten, änderte diese
Strategie jedoch recht schnell, als er König von Böhmen wurde. Seine
verbale Auseinandersetzung mit dem Kaiser hingegen, auf die ANNE-KATRIN
KUNDE (Luxemburg) einging, unterlag der Dynamik des Dialogs. Die Quellen
zeichnen das Bild eines zunächst formalisierten Vater-Sohn-Verhältnisses
zwischen Matthias und Friedrich III. Es folgte in seiner sprachlichen
Ausgestaltung geregelten protokollarischen Konventionen, die sich jedoch
mit den diplomatischen und kriegerischen Konflikten zwischen beiden
Herrschern zunehmend auflösten. Die Korrespondenz wurde emotionaler, die
Höflichkeitsfloskeln erodierten.

Die nächste Sektion wandte sich weg von der Sprache hin zu Signalen und
Symbolen als Kommunikationsträger. ROBERT NOVOTNÝ (Praha) demonstrierte
vor dem Hintergrund der Hussitenkriege, wie Kriegsparteien den
kulturellen Konsens über die Bedeutung von symbolischen Handlungen für
sich nutzbar machten. Katholische Truppen starteten mit gesenkten,
Aufgabe signalisierenden Fahnen taktische Manöver. Die Hussiten brachten
mit der Aneignung der eigentlich dem Herrscher vorbehaltenen
Ritterpromotion ihr Selbstverständnis zum Ausdruck. Sie entwickelten
diese symbolische Handlung zudem durch das Mischen von Altem mit Neuem,
Profanem mit Sakralem zu einer neuen Qualität. Laut wurde der Krieg bei
MARTIN CLAUSS (Saarbrücken), der aus Christian Wierstraets Schilderung
der Belagerung von Neuss in den Jahren 1474-1475 die akustischen
Phänomene extrahierte. Glockengeläut, Rufe und Trompetensignale wurden,
so Clauss, von der Stadt als "Klanggemeinschaft" kollektiv rezipiert.
Über die akustische Ebene war so auch eine Kommunikation mit dem Feind
jenseits der Mauer möglich. Während hier also ein weitgehender Konsens
über die Bedeutung der akustischen Signale in der Schlacht herrschte,
mussten für andere, nicht eindeutig fassbare Kriegssituationen
allgemeinverständliche Deutungshilfen erst gefunden werden, wie JAN
BIEDERMAN (Praha) zeigte. Er suchte nach Kriterien, anhand derer im
Mittelalter unentschiedene Schlachten als gewonnene definiert wurden, so
beispielsweise am Ausmaß der Verluste, der Eroberung des Schlachtfeldes
oder des Lagers.

Die Sektion zur Nachrichtenübermittlung im Krieg begann mit zwei
Beiträgen zum Boten- und Spionagewesen. Im Krieg Polen-Litauens gegen
den Deutschen Orden, so SLAWOMIR JÓZWIAK (Torun), sei zwar der Einfluss
der beiderseitigen Aufklärungsmaßnahmen auf die politischen und
militärischen Handlungen aufgrund der Quellenlage nicht einfach zu
messen. Gleichwohl sprächen genug Indizien dafür, dass es sich um ein
gezieltes diplomatisches Spiel handelte. Aufseiten des Deutschen Ordens
konnte das beispielsweise bedeuten, dass kurzerhand ein polnischer
Amtsträger bestochen und für Spionagedienste angeworben wurde. DANIELA
DVORÁKOVÁ (Bratislava), die sich mit Spionage im spätmittelalterlichen
Ungarn beschäftigte, sensibilisierte dafür, dass die Quellen, in ihrem
Fall die Preßburger Rechnungsbücher, eine scharfe Trennung zwischen
einem Boten und einem Spion oftmals nicht zulassen. Für Dienste wie
ihre, die in der Regel aus Informationsbeschaffung gegen Geld bestanden,
wurden häufig einfache Leute, nicht selten auch Frauen oder Mitglieder
von Randgruppen angeworben. Für qualifiziertere Aufklärungstätigkeiten
war allerdings ein gewisser Grad an Professionalität erforderlich. War
beispielsweise ein ungarischer Spion verdeckt am Hof des türkischen
Sultans eingesetzt, musste er zumindest über die Fähigkeit zur
Konspiration verfügen. ANNA JAGOSOVÁ (Wien) und MÁRTA KONDOR (Budapest)
richteten in ihrem gemeinsamen Vortrag den Blick auf die
Geschäftstätigkeit der Kanzlei(en) Sigismunds zu Kriegszeiten, die dem
Herrscher in die Kriegsgebiete nach Bosnien, Italien und Böhmen
folgte(n). Auch hier brach die Produktion von Urkunden nicht ab.
Vielfach waren es Schenkungsurkunden für Kriegsteilnehmer, die neben
ihrem eigentlichen Rechtsinhalt auch Erkenntnisse über den Kriegsverlauf
liefern sowie die Möglichkeit eröffnen, einzelne Kanzleiangehörige zu
identifizieren, wie Jagosová mittels paläographischer Analyse
demonstrierte.

ALEXANDRA KAAR (Wien), DANIEL LUGER (Wien) und KLARA HÜBNER
(Fribourg/Bern) untersuchten aus unterschiedlichen Perspektiven die
städtische Kommunikation in bewaffneten Konflikten. Alexandra Kaar
fragte vor allem nach dem Verhältnis zwischen Mündlichkeit und
Schriftlichkeit in der städtischen Nachrichtenübermittlung. Sie
analysierte dazu typische kriegsbedingte Kommunikationssituationen, wie
beispielsweise die Aufbietung des Landesaufgebots. Für das von ihr
gewählte Beispiel der oberlausitzischen Städte während der
Hussitenkriege konstatierte sie ein Überwiegen der schriftlichen
Nachrichten. Wie sich eine Stadt in der Ausnahmesituation einer
Belagerung verhielt, interessierte Daniel Luger. Er warf einen Blick
über die Alpen nach Triest, das im Rahmen eines Handelskonfliktes 1463
von venezianischen Truppen belagert wurde. Luger zeigte, wie der
Kontaktbedarf des bedrängten Triest zu anderen Städten wie kaiserlichen
Vertretern deutlich zunahm. Anhand der städtischen Rechnungsbücher
belegte er, dass die Ausgaben für Gesandtschaften und Botengänge im Jahr
der Belagerung stark anstiegen, was eines besonders deutlich machte:
Kommunikation kostete Geld. Luger wie auch Klara Hübner, die hierfür das
Botenwesen der Schweizerischen Eidgenossenschaften um 1500 als Beispiel
wählte, zeigten zudem, mit welchen Unwägbarkeiten
Nachrichtenübermittlung mitunter verbunden sein konnte. So wurde in
Konflikten gezielt desinformiert. Es waren geographische Hürden, wie die
Alpen, zu überwinden. Diese sowie große Entfernungen konnten eine
Nachrichtenübermittlung mitunter erheblich verzögern. Die Boten waren
bisweilen Gefahren, wie Folter, ausgesetzt. Auch in UWE TRESPs (Potsdam)
Vortrag traten die Schwierigkeiten der Nachrichtenlogistik über große
Distanzen deutlich vor Augen. So vermochten es die Wettiner letztendlich
nicht, ihre als Reichshilfe für den Krieg Friedrichs III. gegen Ungarn
aufgestellten Truppen über die Entfernung zwischen Wien und Sachsen
hinweg wirksam zu steuern.

Was vom Krieg bleibt, zeigte ZDENEK VYBÍRAL (Tábor) im letzten Vortrag
der Tagung. Er hielt mehrere zu unterschiedlichen Zeitpunkten und aus
verschiedenen Perspektiven abgefasste Kriegsdarstellungen nebeneinander
und belegte damit, dass sowohl die kollektive als auch individuelle
Erinnerung an den Krieg durch mehrere Filter, wie das Vergessen,
Veränderungen unterworfen und letztlich konstruiert ist.

In seiner Schlusszusammenfassung ordnete Uwe Tresp die Tagungsbeiträge
noch einmal nach Art der Kommunikation den Bereichen Mündlichkeit und
Schriftlichkeit, symbolische Kommunikation und Propaganda zu. Er blieb
jedoch nicht bei diesem, so von ihm formuliert, "einfachen Ansatz",
sondern warf ergänzend dazu einen ganzen Katalog weiterführender Fragen
auf, so ob Kommunikationsmedien im Krieg anders als zu Friedenszeiten
funktionierten, wie die Wechselwirkung zwischen Kommunikation und Krieg
mit ihren jeweiligen Mechanismen einzuschätzen ist, und inwieweit die
verschiedenen Kommunikationsmedien der Geschichtsforschung als Quellen
für ihre Fragestellungen zum Thema Krieg nützen. Diese und andere Fragen
seien während der Tagung, wenngleich noch nicht erschöpfend, so doch in
unterschiedlichem Ausmaß angeschnitten und bearbeitet worden. Mit Uwe
Tresp ist darauf zu verweisen, dass die (im Übrigen sehr gut
organisierte) Tagung mit Kommunikation und Krieg zwei große
Forschungsfelder der Mediävistik zusammengeführt hat, die nicht
zwangsläufig zusammengehören müssen. Zu diesem komplexen Themenfeld
haben die Referierenden alles in allem mit ihren Beiträgen einen guten
Boden für weitere Forschungen bereitet.

Konferenzübersicht:

Einführungsvortrag
Malte Prietzel: Briefe, Zeichen, Rituale. Kommunikation in
spätmittelalterlichen Kriegen

Sektion I: Der Weg zum Krieg - der Weg zum Frieden
Moderation: Ivan Hlavácek und Christine Reinle

Adam Szweda: Was geschieht, bevor der Krieg beginnt? Das Beispiel der
Beziehungen zwischen Polen-Litauen und dem Deutschen Orden bis 1454

Manfred Hollegger: Die immer gleiche Verirrung der Menschen? Im Vorfeld
von Schweizer- oder Schwabenkrieg (1499), Landshuter Erbfolgekrieg
(1504) und Venezianerkrieg (1508)

Martin Capský: Kommunikationsstrategien Sigismunds von Luxemburg bei der
Ausrufung des ersten Kreuzzuges

Petr Elbel: Waffenstillstand als integrales Instrument des
spätmittelalterlichen Krieges. Das Beispiel der Hussitenkriege

Andreas Willershausen: Symbolische Kommunikation und Rhetorik des
Friedens bei der Konfliktintervention Kardinal Talleyrands de Périgord
im Vorfeld der Schlacht von Poitiers (1356)

Robert Antonín: Symbolische Kommunikation bei Friedensschlüssen in
erzählenden mittelalterlichen Quellen aus Böhmen

Sektion II: Diplomatie und Propaganda. Auf der Suche nach Verbündeten
Moderation: Manfred Hollegger und Karel Hruza

Martin Stefánik: Alternative Kriegsmittel. Hintergrunddiplomatie,
Bestechung und Handelssperre im venezianisch-ungarischen Krieg in den
Jahren 1411-1413

Giorgio Rota: The Aq Qoyunlu-Venetian joint military campaign of 1473 in
Anatolia and its background

Jaroslav Svátek: From Mamluks to Ottomans. Change of the Burgundian
later-crusade policy and propaganda (an example of two projected
military campaigns)

Premysl Bar: Der erste und zweite Hussitenkreuzzug in der Korrespondenz
und im Propagandaschrifttum König Sigismunds

Pavel Soukup: Aufforderung zum Krieg von der Kanzel. Die Wiener
Kreuzzugspredigten Oswald Reinleins von 1426

Antonín Kalous: Propaganda in the wars of Matthias Hunyadi in the late
1460s an 1470s

Anne-Katrin Kunde: Sunder des kunigs erdichten süssen schrifften und
wortten - Argumentationsformen im Konflikt zwischen Kaiser Friedrich
III. und König Matthias von Ungarn

Sektion III: Signale und Symbole. Kommunikation auf dem Schlachtfeld
Moderation: Malte Prietzel

Robert Novotný: Misslingen des Rituals? Symbolische Kommunikation in den
Hussitenkriegen

Martin Clauss: Der laute Krieg - die Laute des Krieges. Signale und
Geräusche in Kriegen des Mittelalters

Jan Biederman: The problem of defining the victor in undecided battle

Sektion IV: Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Nachrichtenübermittlung im
Krieg
Moderation: Wolfram Ziegler und Paul-Joachim Heinig

Slawomir Józwiak: Der Einfluss von Geheimdienstinformationen auf den
Verlauf militärischer Aktionen im Krieg Polens und Litauens gegen den
Deutschen Orden 1409-11

Daniela Dvoráková: Die Bedeutung der Spionage im spätmittelalterlichen
Ungarn

Anna Jagosová - Márta Kondor: Die Kanzlei im Feldlager. Die Tätigkeit
der königlichen Kanzleien während der Kriegszüge Sigismunds in Bosnien
(1410), Italien (1412-1413) und Böhmen (1420-1422 und 1425)

Alexandra Kaar: So fortiget dyssin knecht von stund myt der antwert her
weder - Mündlichkeit und Schriftlichkeit der Nachrichtenübermittlung in
der Oberlausitz während der Hussitenkriege

Daniel Luger: Umb diesem pfeil gewunden waz ain verschriben zedelein -
Städtische Kommunikation und Nachrichtenübermittlung vor, während und
nach einer Belagerung am Beispiel des "Assedio di Trieste" im Jahr 1463

Klara Hübner: Daz die potn hartt durchkomen - Städtische
Nachrichtenübermittlung in spätmittelalterlichen Konflikten

Uwe Tresp: Das ferne Heer. Die sächsische Reichshilfe für den Krieg
Kaiser Friedrichs III. gegen Ungarn (1481/1482) in den Berichten des
Sittich von Zedtwitz an die Wettiner

Sektion V: Sieger und Besiegte. Krieg in der Erinnerung
Moderation: Paul-Joachim Heinig

Zdenek Vybíral: Symbolic Communication on War in Bohemian Society at the
Turn of the Early Modern Era. Memory - Imagination - Narrative -
Fiction

[Regionalforum-Saar] Tagber: "Zwischen Windesheim und Bursfelde".

Date: 2012/03/13 23:27:28
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

From:    Volker Bauer <bauer(a)hab.de>
Date:    14.03.2012
Subject: Tagber: "Zwischen Windesheim und Bursfelde".  Klosterreform
         und Bibliotheksgeschichte in Norddeutschland (15.
         Jh.)
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Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel; Onderzoekinstituut voor
Geschiedenis en Cultuur, Universiteit Utrecht; Koninklijke Vereniging
voor Nederlandse Muziekgeschiedenis
15.12.2011, Wolfenbüttel

Bericht von:
Ulrike Hascher-Burger, Utrecht; Britta-Juliane Kruse/Bertram Lesser,
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
E-Mail: <u.hascher(a)uu.nl>; <kruse(a)hab.de>; <lesser(a)hab.de>

International erfreuen sich die Klosterreformen des Mittelalters in den
letzten Jahren des zunehmenden Interesses von Forschern und
Forscherinnen verschiedener Disziplinen. Neuere wissenschaftliche
Arbeiten zu diesen zentralen Paradigmenwechseln mittelalterlicher Kultur
lassen jedoch erkennen, dass das Hauptinteresse der Arbeiten auf den
Reformbestrebungen im süddeutschen Raum liegt. Die Phase der
norddeutschen Klosterreform des 15. Jahrhunderts, die weitgehend von den
großen Reformbewegungen der niederländischen Devotio moderna der Brüder
und Schwestern vom Gemeinsamen Leben und Augustiner-Chorherren und
-frauen sowie der Bursfelder Reformkongregation der Benediktiner
bestimmt war, ist bisher vor allem historisch und organisatorisch
erschlossen worden ("Monasticon Windeshemense", "Monasticon fratrum
vitae communis", "Germania Benedictina"). Eine Kontextualisierung der
behandelten fachspezifischen Aspekte fehlt ebenso wie eine adäquate
Gesamtdarstellung, die das Profil dieser bemerkenswerten
kirchengeschichtlichen und gesellschafts-politischen Vorgänge schärfen
würde. Dies gilt insbesondere für die zahlreichen Frauenkonvente, deren
materielle Kultur und Spiritualität seit der Bonner/Essener Ausstellung
"Krone und Schleier. Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstern" (2005)
verstärkt in das Zentrum der Forschung gerückt sind. Bislang zu wenig
Rechnung getragen wird jedoch ihrer spezifischen, kirchenrechtlich
bedingten Stellung im spätmittelalterlichen Religiosentum, da die
Frauenklöster unterschiedlicher Observanzen institutionell dem
jeweiligen Diözesanbischof unterstellt waren und von Vertretern der
Reformkongregationen geistlich betreut, visitiert und mit entsprechenden
Büchern für die Konventsbibliotheken ausgestattet wurden.

Dringend erforderlich ist eine Weitung des Blickwinkels mit dem Ziel
einer stärkeren Einbettung der norddeutschen Klosterreform in den
größeren Gesamtkontext der niederländisch-flämisch-norddeutschen Sprach-
und Kulturlandschaft des späten Mittelalters mit ihren Reformbewegungen
unter dem Einfluss der niederländischen Devotio moderna. In Deutschland
und den Niederlanden hatte in den letzten Jahren das Forschungsinteresse
an diesen Themen deutlich zugenommen. Bisher fehlte jedoch eine
weiterführende Vernetzung der einzelnen Forschungsprojekte und ihrer
Ergebnisse - darauf zielte das Arbeitsgespräch. Hervorzuheben ist auch
der Brückenschlag zu den Ordensreformen im benachbarten
Mitteldeutschland, der bisher wenig Aufmerksamkeit in der Forschung
fand. Die nunmehr vor allem vom Historischen Seminar der Universität
Leipzig und dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde
Dresden initiierten Arbeiten leisten notwendige Grundlagenforschung,
deren Verbindung mit den Initiativen in Norddeutschland und den
Niederlanden vielversprechend ist.

Das Arbeitsgespräch "'Zwischen Windesheim und Bursfelde'. Klosterreform
und Bibliotheksgeschichte in Niedersachsen (15. Jahrhundert)"[1] knüpfte
im Sinne einer Erweiterung und Fortführung an Arbeitsergebnisse an, die
aus anderen Kontexten hervorgegangen sind, und ergänzte diese. Es sollte
sowohl einen Überblick über die Forschung zur Klosterreform in
Norddeutschland anbieten als auch die Vernetzung der damit befassten
Wissenschaftler fördern. In vier thematischen Blöcken brachten 13
Impulsreferate aus den Fachgebieten Bibliotheks- und Buchgeschichte,
Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und
Theologie neueste Untersuchungsergebnisse zu Gehör. Sie dienten als
Diskussionsgrundlage für insgesamt 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus
Deutschland, den Niederlanden und England.

GUDRUN GLEBA (Osnabrück) stellte in ihrem Referat zur 'Neuordnung der
Wirtschaft in den Reformklöstern im späten 15. Jahrhundert Reformen als
causa scribendi für Wirtschaftsbücher' anhand von Wirtschaftsbüchern
dar, dass viele Konvente, die sich in dieser Zeit der Bursfelder Reform
anschlossen, ihre Wirtschaft neu organisierten. Wirtschaftsbücher
erscheinen zwar nur eingeschränkt - z.B. durch Buchkäufe - als Ausweis
einer (Reform-)Frömmigkeit. Sie werfen aber ein Schlaglicht auf die
verschiedenen Handlungsebenen, auf denen sich die Konvente als Arbeit-
und Kapitalgeber, Gabenempfänger und Schenker in ihrem sozialen und
wirtschaftlichen Netzwerk positionierten. Gleba plädierte dafür, weitere
Wirtschafts- und Rechnungsbücher der Reformklöster ebenso wie derjenigen
Konvente, die sich den Reformen des 15. Jahrhunderts nicht angeschlossen
haben, aufzubereiten, um die angesprochenen Netzwerke auf breiterer
Basis darzulegen. Auch WOLFGANG BRANDIS (Wienhausen) wies in seinem
Beitrag 'Exemplarische Befunde zur archivalischen Überlieferung in den
Lüneburger Klöstern nach der norddeutschen Klosterreform' auf die
Bedeutung dieser Quellengruppe hin. Rechnungsbücher der Klöster Ebstorf,
Isenhagen und Wienhausen sind in großer Zahl überliefert und können -
neben Urkunden und Chroniken - statistisch ausgewertet wertvolle
Information zur Schriftlichkeit dieser Klöster im Kontext der Reform
bieten.

DIRK MARTIN MÜTZE (Dresden) richtete in seinem Vortrag 'Das
Augustiner-Chorherrenstift St. Afra in Meißen. Zwischen Reform und
Reformation' den Blick auf den hinsichtlich der Klosterreform bisher
wenig erschlossenen sächsischen Raum und konstatierte, dass die Reformen
des Augustiner-Chorherrenordens, die im Spätmittelalter von Windesheim
ihren Ausgang nahmen, zwar den Anstoß zur Visitation gaben, die
Windesheimer Gewohnheiten in Meißen jedoch keinen Eingang fanden.

GISELA MUSCHIOL (Bonn), wies in ihrem Beitrag 'Zur Liturgie in der
norddeutschen Klosterreform' darauf hin, dass Reform in Frauenkonventen
des Spätmittelalters erheblich mehr bedeutete als Klausurierung und
erneuerte Regel. Reform bedeutete auch Veränderungen der Liturgie und
Bildung und führte zu einem veränderten Alltag - hier zeigt sich ein
Forschungsdesiderat. Reform wurde vermittelt durch "geistliche
Migrantinnen", die einem Netzwerk von Schwestern aus bereits
reformierten Konventen angehörten. Aufschlussreiche Einblicke in die
liturgische Musikpraxis vor und nach der Windesheimer Reform bietet
Johannes Buschs 'Liber de reformatione monasteriorum'. ULRIKE
HASCHER-BURGER (Utrecht) erläuterte in ihrem Beitrag 'Musik und Liturgie
in Johannes Buschs 'Liber de reformatione monasteriorum'', dass Busch
der Liturgiereform in den Frauenkonventen, die er ausführlicher
behandelte als die der Männergemeinschaften, einen hohen Stellenwert
beimaß. Die Windesheimer Reform bemühte sich um eine stromlinienförmige
und in ihrer Vielfalt stark eingeschränkte Musikpraxis im Dienste einer
liturgischen uniformitas aller augustinischen Konvente nach Windesheimer
Vorbild, doch wurden die normativen Vorgaben in der Praxis nicht
konsequent gehandhabt. Die Musik der Bursfelder Reform war Gegenstand
des Beitrags von KAREN THÖLE (Göttingen), die das im Herbst 2011 an der
Universität Göttingen begonnene Projekt 'Die Rolle der Musik in den
Bursfelder Klosterreformen' vorstellte. Das dreijährige, von der DFG
finanzierte Projekt geht der Frage nach, wie sich die Bursfelder
Klosterreform auf die Musikausübung, genauer: auf das liturgische
Singen, in den Klöstern ausgewirkt hat und wird der Forschung
entsprechende Quellen der Bursfelder Kongregation zugänglich machen.

HENRIKE LÄHNEMANN (Newcastle) machte in ihrem Referat 'Medinger Nonnen
als Schreiberinnen zwischen Reform und Reformation' deutlich, dass
'Schreiben' in einem Kloster nicht nur die manu propria-Tätigkeit in der
Schreibstube bedeutet, sondern eine ganze Palette von Tätigkeiten
umfasst, die konzeptuell wie materiell mit der Handschriftenproduktion
verbunden sind. Lähnemann konzentrierte sich auf die sprachliche Seite
des Schreibprozesses und zeigte anhand eines Textbeispiels aus der
Wolfenbütteler Handschrift Cod. Guelf. 300.1 Extrav., wie liturgische
Vergegenwärtigung, lateinische Tradition und volkssprachige Musikpraxis
ineinandergreifen. Dass mit der Reform auch neue Bibliotheken
konstituiert wurden, konnte HANS-WALTER STORK (Hamburg) nachweisen:
'Propst Tilmann von Bavenstedt und seine Bedeutung für die Einrichtung
einer Bibliothek in Kloster Medingen nach der Reform'. Dieser beschaffte
nicht nur Bücher zur Tischlesung während der in Medingen neu
eingeführten gemeinsamen Mahlzeiten, sondern gab auch Inkunabeln und
sechs Antiphonarien in Auftrag. Allerdings ist in den Bibliotheken
außerhalb der Zentren der Reformbewegungen, besonders der Windesheimer
Kongregation, keineswegs eindeutig zu erkennen, in welchem Umfang
Reformliteratur rezipiert wurde. Darauf verwies anhand einiger noch
vorhandener Buchbestände KERSTIN SCHNABEL (Wolfenbüttel) in ihrem
Beitrag 'Möglichkeiten und Grenzen der Erforschung reformierter
Bibliotheken in Norddeutschland'. Die erhaltenen Codices bieten kaum
signifikante Anhaltspunkte, wobei zwischen den privat genutzten Büchern
und denen in den Bibliotheken zu unterscheiden ist. Dies liegt zum einen
am Umgang mit dieser Art von Literatur, die nicht unbedingt Teil der
spätmittelalterlichen Studienbibliotheken war, ist aber in der Folge
auch der Überlieferungssituation geschuldet.

Eine wenig beachtete Gruppe reformierter Gemeinschaften, die Inklusen,
war Gegenstand des Beitrags von BRITTA-JULIANE KRUSE (Wolfenbüttel):
'Innere Einkehr, äußere Ordnung. Verhaltensregeln für Inklusen aus einem
spätmittelalterlichen Rapiarium'. Die Inklusenregel aus der ehemaligen
Büchersammlung des Augustiner-Chorfrauenstifts Steterburg vermittelt in
24 Gliederungspunkten Verhaltensvorgaben für die Lebensführung
männlicher und weiblicher Inklusen. Diese konnte bisher in keiner
anderen Überlieferung nachgewiesen und auch zu keiner anderen
Textvorlage in Beziehung gesetzt werden. Allerdings erwähnt Johannes
Busch in seinem 'Liber de reformatione monasteriorum' die Existenz
dieser normativen Schrift. Offensichtlich bestand Regelungsbedarf, denn
im 15. Jahrhundert existierten im südlichen Niedersachsen an
verschiedenen Orten Inklusorien. Eine Edition der Inklusenregel wird
2012 erscheinen. Welche innerhäuslichen und/oder externen Faktoren bei
der Regelannahme eines devoten Frauenkonvents eine Rolle spielen konnten
und wie die Hausmitglieder hiermit umgegangen sind, demonstrierte ANNE
BOLLMANN (Groningen) in ihrem Referat 'Zwischen Laienideal und
Klosterreform. Zu den Veränderungen devoter Gemeinschaften nach der
Regelannahme'. Dabei interessierte besonders die Frage, wie sich das
soziologische Profil einer Gemeinschaft durch die Regelannahme wandelte
und wie der Prozess der Neugestaltung der klösterlichen Ordnung im
Austausch mit den alttradierten "gewonten" verlief. Als Quellen dienten
vor allem die Schwesternbücher aus dem 'Deventer-kring'.

Die Reformversuche der beiden Reformkongregationen des Windesheimer
Kapitels und der Bursfelder Union, die in der 2. Hälfte des 15.
Jahrhunderts besonders in Niedersachsen vorgenommen wurden, haben bald
Beifall, bald Widerstand ausgelöst. Am Beispiel der Reform des Klosters
Wienhausen fragte RUDOLF TH. M. VAN DIJK (Nijmegen) ('Beifall und
Widerstand. Die Rezeption der Windesheimer Klosterreform aus
spiritualitätswissenschaftlicher Sicht: der Fall Wienhausen'), worum es
sich bei einer_sancta reformatio_ handelt. Ist eine beabsichtigte innere
Reform nicht öfter in äußeren Reformmaßnahmen steckengeblieben?
Begnügten sich die Reformer als Vollstrecker der bischöflichen
Verlautbarungen nicht zu schnell mit praktischen Verordnungen und haben
sie zu wenig dem eigenen Charisma und der Tradition des betreffenden
Klosters Rechnung getragen? Und wie haben sich die Interessen der
beteiligten Parteien (kirchliche Behörde, weltliche Obrigkeit, Konvent,
Reformer) zueinander verhalten?

Für den Windesheimer Klosterreformer und Chronist Johannes Busch bildete
die vorbildliche Übungspraxis der Windesheimer Väter eine wichtige Basis
der klösterlichen Reform. Davon zeugt die anonyme 'Epistola de vita et
passione domini nostri Jesu Christi', die er zwischen 1459 und 1464 aus
der Volkssprache in ein (nicht immer leicht verständliches) Latein
übertrug und ergänzte. BERTRAM LESSER (Wolfenbüttel), legte in seinem
Beitrag 'Ein niederländischer Meditationstext in Norddeutschland: Die
'Epistola de vita et passione Domini nostri'' anhand eines neugefundenen
Textzeugen in Cod. Guelf 62.16 Aug. 8o dar, dass Busch den Text durch
seine Übersetzung in die lateinische Gelehrtensprache gleichsam
nobilitieren wollte und ihm zugleich zu einer größeren Verbreitung
verhalf: Sowohl im Werkverbund seines 'Chronicon Windeshemense' als auch
in asketisch-spirituellen Sammelhandschriften gelangte der Text bis nach
Mittel- und Süddeutschland. In der Herzog August Bibliothek konnten
neben einer bereits bekannten Abschrift nunmehr zwei weitere Exemplare
der 'Epistola' nachgewiesen werden, deren Schriftheimat in jener Region
zu suchen ist, in der Busch als Reformator wirkte.

Die Tagung endete mit einem Ausblick in die Zukunft. Gemeinsam wurde
beschlossen, ein interdisziplinäres Netzwerk zur norddeutschen
Klosterreform zu gründen, mit dem Ziel einer Anregung der
interdisziplinären Forschung und einer verbesserten,
grenzüberschreitenden Kooperation. Dazu sollen ein jährlich
erscheinender digitaler Newsbrief sowie regelmäßig veranstaltete
Werkstattgespräche beitragen.

Konferenzübersicht:

I. Ökonomie und Reform

Gudrun Gleba (Osnabrück): Die Neuorganisation des Rechnungswesens und
der Wirtschaft als Resultate der spätmittelalterlichen Reformen

Wolfgang Brandis (Wienhausen): Exemplarische Befunde zur archivalischen
Überlieferung in den Lüneburger Klöstern nach der norddeutschen
Klosterreform

Dirk Martin Mütze (Dresden): Von der Reform zur Reformation im St.
Afra-Stift in Meissen

II. Auswirkungen der Klosterreform auf Musik und Liturgie

Gisela Muschiol (Bonn): Zur Liturgie in der norddeutschen Klosterreform

Ulrike Hascher-Burger (Utrecht): Musik und Liturgie in Johannes Buschs
'Liber de reformatione monasteriorum'

Karen Thöle (Göttingen) Projektvorstellung: "Die Rolle der Musik in den
Bursfelder Klosterreformen"

III. Klosterbibliotheken nach der Reform

Henrike Lähnemann (Newcastle): Medinger Nonnen als Schreiberinnen
zwischen Reform und Reformation

Hans-Walter Stork (Hamburg): Propst Tilmann von Bavenstedt und seine
Bedeutung für die Einrichtung einer Bibliothek in Kloster Medingen nach
der Reform

Kerstin Schnabel (Wolfenbüttel): Möglichkeiten und Grenzen der
Erforschung reformierter Bibliotheken in Norddeutschland

IV. Modifizierte Spiritualität

Britta-Juliane Kruse (Wolfenbüttel): Innere Einkehr, äußere Ordnung.
Verhaltensregeln für Inklusen aus einem spätmittelalterlichen Rapiarium

Anne Bollmann (Groningen): Zwischen Laienideal und Klosterreform: Zu den
Veränderungsprozessen devoter Gemeinschaften nach der Regelannahme

Rudolfus Th. M. van Dijk (Nijmegen): Beifall und Widerstand. Die
Rezeption der Windesheimer Klosterreform aus
spiritualitätswissenschaftlicher Sicht

Bertram Lesser (Wolfenbüttel): Ein niederländischer Meditationstext in
Norddeutschland: Die 'Epistola de vita et passione Domini nostri'

Gesamtdiskussion anhand eines Thesenpapiers, Zukunftsperspektiven,
Aufbau eines Netzwerks; zusätzliche Diskussionsteilnehmer: Nina Bartsch
(Bochum); Beate Braun-Niehr (Berlin); Christian Heitzmann
(Wolfenbüttel); Karl Kügle (Utrecht); Leo Lousberg (Utrecht); Ulrike
Matzke (Göttingen); Femke Prinsen (Wolfenbüttel); Hedwig Röckelein
(Göttingen); Simone Schultz-Balluff (Bochum); Andreas Waczkat
(Göttingen)

Anmerkung:
[1] Leitung: Ulrike Hascher-Burger, Utrecht, Britta-Juliane Kruse,
Wolfenbüttel, Bertram Lesser, Wolfenbüttel; gefördert von der Fritz
Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung.

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4113>

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[Regionalforum-Saar] Kaiser und Papst im Mittelalter

Date: 2012/03/13 23:28:19
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Mierau, Heike Johanna: Kaiser und Papst im Mittelalter. Köln: Böhlau
Verlag Köln 2010. ISBN 978-3-412-20551-5; geb.; 328 S.; EUR 24,90.


Inhaltsverzeichnis:
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_15600.pdf>

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Stefan Burkhardt, Historisches Seminar, Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg
E-Mail: <Stefan.Burkhardt(a)urz.uni-heidelberg.de>

Kaum ein anderes Thema war und ist für die deutsche Mediävistik in dem
Maße prägend wie die Geschichte der Beziehungen von Kaisern und Päpsten.
In den letzten Jahren wandte sich die Forschung eher Einzelaspekten -
wie etwa Kaiser- und Papsttreffen oder Krönungen - oder ausgewählten
Phasen - wie etwa 'Canossa' oder dem Frieden von Venedig - zu. Auch
fanden sowohl das Papsttum als auch das Kaisertum - nun durchaus auch im
transkulturellen Vergleich - wieder verstärkt Behandlung. Eine
Gesamtdarstellung des Verhältnisses von Kaiser und Papst in der Zeit von
Konstantin bis Friedrich III. sucht man bislang allerdings vergebens.

Heike Johanna Mierau macht sich mit ihrem Buch "Kaiser und Papst im
Mittelalter" an diese große Aufgabe. Zweifellos fordert ein solches
Unterfangen eine Schwerpunktsetzung, an die ein roter Faden angeknüpft
werden kann. Die Autorin findet diesen durchaus überzeugend in der
"Bipolarität der kaiserlichen und päpstlichen Gewalt" (S. 7), wie sie in
ihrem Einleitungskapitel "Gewaltenteilung als Prinzip" ausführt. Diese
Bipolarität habe zur Sicherung der christlichen Weltordnung gedient,
"indem die Machtbegrenzung und wechselseitige Korrektur als wichtige
Komponenten einer gerechten Gesellschaft institutionalisiert wurden" (S.
9).

Die Arbeit unterteilt sich in zwei Großkapitel mit unterschiedlichen
Gliederungsprinzipien. Das Großkapitel "Politik im Spannungsverhältnis
von Kaiser und Papst" (S. 15-161) widmet sich einer chronologischen
Darstellung der Geschichte von Kaisertum und Papsttum von der Spätantike
bis weit in die frühe Neuzeit. Auf die Darlegungen der Spätantike und
der Beziehungen des byzantinischen Kaisertums und des Papsttums folgt
die Zeit von Karolingern, Ottonen, Saliern und Staufern, aber auch das
Spätmittelalter findet mit Ludwig IV. und Karl IV. ebenso
Berücksichtigung wie mit Sigismund und Friedrich III. Die Ausführungen
dieses Kapitels enden mit der Reformation.

Zweifellos ist die Betrachtung eines solch großen Zeitraums und die
Auswahl der bedeutendsten Ereignisse und Konstellationen auf knapp 150
Seiten eine beachtliche Leistung. Man vermisst bei einer staunenswerten
Detailfülle keinen wichtigen Punkt und gewinnt gerade durch die
Konzentration großer Zeiträume neue Einsichten in bestimmte
Kontinuitätslinien über rund ein Jahrtausend Geschichte. Diese
Kontinuitätslinien deutlicher zu akzentuieren und den Bezug zu der im
einleitenden Kapitel aufgeworfenen Thematik stärker zu betonen, hätte
allerdings den Erkenntnisgewinn erleichtert. Mitunter tritt die
Chronologie in Form absatzweise verschränkter Papst- und Kaiserreihen
zulasten der Struktur allzu sehr in den Vordergrund. Eine große
Detaildichte und rasche Wechsel der Themen von Satz zu Satz erschweren
es mitunter, machen es aber nie unmöglich, dem roten Faden zu folgen.
Zusammenfassungen am Ende größerer Unterkapitel - und insbesondere ein
Abschluss des ersten Großkapitels - wären hier hilfreich gewesen.
Wünschenswert wäre zudem eine größere Dichte und Ausführlichkeit bei den
Anmerkungen, da nicht versierte Leser sonst Schwierigkeiten haben
könnten, die verwendeten Quellen und Werke der Forschung
nachzuvollziehen.

Ein zweites Kapitel folgt unter dem Titel "Kaiser und Papst im
Mittelalter - eine bipolare Weltordnung" (S. 163-248) einem sachlichen
Gliederungsschema. Behandlung finden Rechtsgrundlagen, politische
Theorie, Symbolik und Ritual sowie Handlungsbereiche des gemeinsamen
Wirkens von Kaiser und Papst. Die durchweg anregenden Ausführungen
tragen hier thematisch stark verdichteten Charakter, insbesondere in den
Bereichen, die das Recht und die politische Theorie behandeln. Es ist
sicherlich vor allem dem begrenzten Umfang des Werkes geschuldet, dass
die Abschnitte zur symbolischen Kommunikation nicht ausführlicher
dargelegt werden konnten. Das Kapitel zu den Handlungsbereichen
bipolarer Lenkung besticht durch Stringenz und klare Linienführung. Der
sorgfältig ausgewählte Tafelteil des Werkes illustriert in besonderer
Dichte die Ikonographie von Kaisern und Päpsten. Die Zusammenfassung
"Die Einheit der westlichen Christenheit zwischen Kaiser und Papst" (S.
249-263), eine chronologische Übersicht über Kaiser und Päpste und ein
Personenregister runden den Band ab.

Freilich stellt sich nach der Lektüre des Werkes die Frage nach den
Adressaten. Als einführendes Handbuch ist es nur bedingt geeignet, das
Werk ist voraussetzungsvoll und scheut auch klare Wertungen in
skizzenhaft knapper Argumentation nicht. Für ein Fachpublikum macht
gerade dieser Essaycharakter jedoch auch seinen Reiz aus: Das Buch
bietet eine Fülle von Details aus vielen Jahrhunderten, regt durch den
Blick auf die Wechselbeziehungen in der langen Dauer an, fordert
mitunter aber auch Widerspruch heraus. So scheiterte Friedrich
Barbarossa nicht nur an Alexander III., sondern vor allem auch an den
oberitalienischen Kommunen, und es ist zu diskutieren, ob der Kaiser
nach dem Frieden von Venedig "Herr in seinem imperium" (S. 86) geblieben
war. Aber dies sind nur Marginalien.

Reizvoll wäre zweifellos der Versuch gewesen, in die Untersuchung einen
Vergleich mit Konstellationen zu integrieren, die die traditionelle
Kaiser-Papst-Geschichtsschreibung transzendieren. Die Kontrastierung mit
anderen europäischen Herrschern fällt im besprochenen Werk weitgehend
weg: Zu denken wäre dabei nicht nur an die französischen Könige gewesen,
sondern auch an die Herrscher Süditaliens oder die Monarchen der
Iberischen Halbinsel. Anbieten würden sich auch Beispiele aus dem
byzantinischen, russischen oder arabischen Raum. Ein solches Vorhaben
hätte zweifellos den Rahmen des Gegebenen gesprengt, sollte als
Perspektive weiterer Forschungen jedoch im Auge behalten werden. Der
Band von Frau Mierau bietet hierzu eine gute Grundlage.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Harald Müller <mueller(a)histinst.rwth-aachen.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2012-1-182>

[Regionalforum-Saar] Kampf um Reputation. Kämp en, Fechtmeister und Duellanten

Date: 2012/03/13 23:30:56
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Tagber: Kampf um Reputation. Kämpen, Fechtmeister und
         Duellanten zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit
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Uwe Israel / Christian Jaser, DFG-Projekt 'Der mittelalterliche
Zweikampf als agonale Praktik zwischen Recht, Ritual und Leibesübung',
TU Dresden; DHI in Rom
19.01.2012-20.01.2012, Dresden

Bericht von:
Eric Burkart, Historisches Seminar, Universität Frankfurt am Main
E-Mail: <e.burkart(a)em.uni-frankfurt.de>

Unter dem Titel "Kampf um Reputation. Kämpen, Fechtmeister und
Duellanten zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit" fand am 19. und 20.
Januar im Dresdner Residenzschloss und im Albertinum eine Tagung statt,
in deren Zentrum die Akteure mittelalterlicher und frühneuzeitlicher
Zweikampfpraktiken standen. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung von dem
DFG-Projekt "Der mittelalterliche Zweikampf als agonale Praktik zwischen
Recht, Ritual und Leibesübung" unter Leitung von Uwe Israel und unter
Mitarbeit von Christian Jaser. Gefördert wurde die Tagung von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft in Kooperation mit dem Deutschen
Historischen Institut in Rom und der Technischen Universität Dresden.

Die wissenschaftliche Bearbeitung vormoderner Formen des Zweikampfes
stellt ein relativ junges Forschungsfeld dar, das vornehmlich aus
Ansätzen der historischen Gewalt- und Ritualforschung hervorgegangen
ist. Derzeit erfährt dieser Gegenstand ein breiteres Interesse sowohl
aus historischer, germanistischer wie auch kunstgeschichtlicher
Perspektive. Die Tagung verstand sich vor diesem Hintergrund in erster
Linie als Beitrag zu einer multiperspektiven Bearbeitung des Phänomens,
das in der älteren Forschung unter einseitigem Rekurs auf normative
Rechtsquellen abgehandelt wurde. Das so entstandene Geschichtsbild galt
es durch die Einbeziehung einer breiteren Quellenbasis und die
Untersuchung der konkreten Akteure und Praktiken des vormodernen
Zweikampfes zu relativieren. Die Notwendigkeit einer Kombination von
rechts-, sozial- und kulturgeschichtlichen Ansätzen in einer europäisch
vergleichenden Perspektive wurde dabei im Verlauf der Veranstaltung
besonders deutlich.

Eröffnet wurde die Tagung durch den öffentlichen Abendvortrag von
ANDREAS RANFT (Halle), der anhand von zahlreichen zeitgenössischen
Darstellungen die Entwicklung des adeligen Turnierwesens im späten
Mittelalter vorstellte. Ranft wies darauf hin, dass es sich bei dieser
aufwändigen, elitären und spektakulären Kampfpraxis um eine Möglichkeit
zur Bewahrung und Vermehrung der persönlichen Ehre der Kämpfenden, vor
allem aber um ein soziales Distinktionsmittel handelte. Entsprechend
entstand im ausgehenden 15. Jahrhundert eine Konkurrenzsituation
zwischen den Fürstenhöfen, dem städtischen Patriziat und dem Niederadel,
die sich alle um die Ausrichtung der prestigeträchtigen Veranstaltungen
bemühten. Besonders den reichsfreien Niederadel habe dies aufgrund der
hohen Kosten vor erhebliche Probleme gestellt, denen seine Mitglieder
durch die genossenschaftliche Organisation von Turnieren und die
Gründung von Turniergesellschaften zu begegnen versuchten. Ranft betonte
abschließend, dass es sich trotz der Parallelen zu heutigen sportlichen
Großereignissen beim Turnier um mehr als einen proto-sportlichen
Wettkampf handelte. Als konstitutiver Bestandteil adelig-ritterlicher
Kultur schuf das Turnier soziale Realitäten und stand im Kontext einer
Demonstration von Standeszugehörigkeit und der Bewahrung von
herrschaftlichen Rechten.

Den im städtischen Umfeld abgehaltenen Fechtschulen widmete sich DANIEL
JAQUET (Genf) in seinem Vortrag am zweiten Veranstaltungstag. Im
Gegensatz zu heutigen Einrichtungen bezeichnete eine Fechtschule im
späten Mittelalter keine ortsgebundene Institution, sondern ein
temporäres städtisches Ereignis. Fechtlehrer kamen beim "Schul halten"
zu einem durch "Schulrecht" geregelten und durch die Stadtregierung
bewilligten Treffen zusammen, bei dem sie ihre Künste vor Publikum
demonstrierten. Ob es sich dabei um bloße Vorführungen, öffentlichen
Unterricht oder Wettkämpfe zwischen verschiedenen Fechtern und Schulen
handelte, geht aus den von Jaquet untersuchten städtischen
Rechnungsbüchern jedoch nicht eindeutig hervor. Es ergeben sich aber
Parallelen zur Quellengattung der Fechtbücher, insbesondere zur ältesten
bekannten Quelle, die sich auf die Fechtlehre des populären Meisters
Johannes Liechtenauer beruft. Der Kompilator des Nürnberger Hausbuches
GNM 3227a kritisiert in seiner Vorrede nämlich die so genannten
"Leychmeister", die unnütze und spektakuläre Techniken erfinden würden,
um damit die Unwissenden zu beeindrucken. Diese Techniken würden nur zum
"Schulfechten", nicht aber zum "ernsten Fechten" taugen. Es zeige sich
damit ein deutlicher Unterschied zwischen dem Fechten "zu Schimpf" und
dem Fechten "zu Ernst", wobei die im städtischen Friedensraum und unter
obrigkeitlicher Kontrolle abgehaltenen Fechtschulen in die Nähe der
ersten Kategorie zu rücken sind.

Anhand des Vortrages von CHRISTIAN JASER (Dresden) wurde besonders
deutlich, dass ein differenzierter Blick auf den Zweikampf im
Mittelalter nur in europäisch vergleichender Perspektive erfolgen kann.
Jaser widmete sich der Rolle und der sozialen Stellung von
professionellen Kämpen, also bezahlten Stellvertretern beim
gerichtlichen Zweikampf. Im Gegensatz zur gängigen Forschungsmeinung,
die Lohnkämpfern unter Rekurs auf normative Rechtstexte wie den
Sachsenspiegel generell Unehrlichkeit attestierte, konnte er im
Vergleich zwischen Italien und dem Reich zeigen, dass die
gesellschaftliche Realität wesentlich komplexer war. Während im
italienischen Raum in mehreren Rechtstraktaten die Lohnkämpfer unter
Rekurs auf das römische Recht mit den Anwälten der streitenden Parteien
verglichen wurden, ließen sich etwa in den Rechnungsbüchern der Stadt
Aachen Kämpen nachweisen, die über Jahre hinweg fest durch den Magistrat
angestellt waren. Die generelle Zuordnung zu den unehrlichen Berufen sei
zudem aufgrund der in italienischen Rechtstraktaten enthaltenen
Bestimmungen zu hinterfragen, die Ehrlichkeit und guten Leumund als
Voraussetzung für die Zulassung als Stellvertreter beim Zweikampf
nennen. Grundsätzlich müsse daher in Bezug auf die Rolle des Kämpen und
den Status des gerichtlichen Zweikampfes von einer generellen
Mehrdeutigkeit ausgegangen werden, die nur anhand von regionalen
Einzelstudien konkretisiert werden könne. Aus der Diskussion ergab sich
die weiterführende Frage nach dem Einfluss des kirchlichen Verbots des
gerichtlichen Zweikampfes und dem zu vermutenden Zusammenhang mit der
Einführung des Inquisitionsprozesses, der ebenfalls eine Möglichkeit zur
eindeutigen Klärung von Rechtsstreitigkeiten darstellte. Ebenfalls zu
klären bleibt die Verbindung zwischen Lohnkämpfern, Fechtmeistern und
Fechtschulen und die Frage, ob die Fechtmeister des späten Mittelalters
sozialgeschichtlich als Nachfolger der professionellen Kämpen anzusehen
sind.

Aus explizit germanistischer Perspektive betrachtete MATTHIAS JOHANNES
BAUER (Duisburg-Essen) das Personal des "Kampfes um Reputation". Der
Gruppe der Fechtmeister näherte er sich dabei vor allem anhand von ihrer
Funktion als literarisches Motiv in den spätmittelalterlichen
Fechtbüchern. Als solches funktioniere die Zuschreibung einer Lehre zu
"mythischen" Gründerfiguren wie der des Johannes Liechtenauer als
Beglaubigungsstrategie und Autoritätsbeweis des Textes. Die Texte selbst
geben vor, eine ursprünglich mündlich in Form von Merkversen tradierte
Lehre zu fixieren, wobei die dem ursprünglichen Meister zugeschriebenen
Verse nicht verändert sondern lediglich ausgelegt und glossiert werden.
Damit würde die literarische Gattung der Fechtbücher in die Nähe einer
Pseudo-Bibelexegese gerückt, was auf eine Nähe der Verfasser zu
scholastisch gebildeten Kreisen hindeute. Diese Textstruktur gehe in den
Fechtbüchern mit synchroner Polemik gegen falsche ("Leych-")Meister und
der Erschaffung diachroner Traditionslinien einher. Besonders deutlich
zeige sich diese Tendenz im Werk des Fechtmeisters Paulus Kal, das in
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verfasst wurde. Kal führt in
seiner Vorrede mit der "Gesellschaft Liechtenauers" eine Gruppe von
direkten Schülern des "Meisters der Meister" auf, in die er seinen
eigenen Lehrer Stettner einreiht und sich selbst damit als
"Enkelschüler" der mythischen Gründerfigur Liechtenauer präsentiert. In
der Diskussion kam aufgrund der in den Fechtbüchern angewandten
Strategien die Frage nach einer möglichen Verbindung zwischen Studenten
und Fechtmeistern auf, besonders mit Blick auf die von Daniel Jaquet
präsentierten Einsichten zur Fechtschule als städtischem Ereignis.

Mit den Herolden rückte THORSTEN HILTMANN (Münster) eine Gruppe von
Fachleuten in den Fokus der Tagung, die nicht direkt am Kampfgeschehen
beteiligt war. Hervorgegangen war dieses höfische Amt aus einem
Personenkreis, der ursprünglich zu den Fahrenden gehörte. Im Zuge der
Ausdifferenzierung des Turnierwesens hatten die Herolde jedoch gegen
Ende des 14. und im Verlauf des 15. Jahrhunderts eine bedeutende soziale
Aufwertung erfahren und waren zu Experten ritterlicher Praktiken und
höfischer Etikette geworden. Hiltmann erläuterte zentrale Aufgaben des
Heroldsamtes anhand von einer Episode aus dem höfischen Roman "Tirant lo
Blanc",[1] in der Herolde ihr Spezialwissen für die Organisation eines
klandestinen Zweikampfes zweier Ritter einsetzen, um im Anschluss an den
Kampf ihrer Aufgabe der Deutung und Verbreitung des Geschehens gerecht
zu werden und damit die für Ehrangelegenheiten notwendige höfische
Öffentlichkeit herzustellen. Eine für die Einordnung ritterlicher
Zweikämpfe bedeutsame Unterscheidung muss dabei zumindest theoretisch
zwischen dem Wettkampf im Turnier, dem gerichtlichen Zweikampf zweier
Ritter im Streitfall und dem Zweikampf bei Ehrkonflikten getroffen
werden. Die überlieferten Zeugnisse sprechen jedoch weder für eine klare
Trennung der beiden letzten Kategorien, noch legen sie eine direkte
Ablösung des gerichtlichen Zweikampfes durch den Ehrenzweikampf nahe.
Vielmehr ist von einer generellen Amalgamierung von ritterlichem
Ehrenzweikampf und Gerichtskampf auszugehen, die mit einer allgemeinen
Aufwertung und ideologischen Überhöhung des Zweikampfes zur Verteidigung
oder Vermehrung der persönlichen Ehre im 14. und 15. Jahrhundert einher
geht. Damit stellt sich mit Blick auf weitere Forschung die Frage, ob
das frühneuzeitliche Duell als Fluchtpunkt dieser Entwicklung gesehen
werden kann.

Nahtlos an diese Problematik schloss der Vortrag von ULRIKE LUDWIG
(Dresden) an, die anhand von Gerichtsakten zu Duellkämpfen des 16.-19.
Jahrhunderts den Bogen zur frühen Neuzeit schlug. Das Duell erscheint in
den deutschsprachigen Quellen des 17. Jahrhunderts erstmals als
spezifischer Straftatbestand, die von Ludwig vorgenommene Untersuchung
lieferte jedoch ein äußerst heterogenes Bild der tatsächlich unter
diesem Begriff verhandelten Praktiken. Gekennzeichnet war diese Form des
Zweikampfes vor allem durch ihre Situationsabhängigkeit und Spontanität
sowie durch ihre Alltäglichkeit. Die Quellen lassen darauf schließen,
dass in den Gerichtsverhandlungen unter dem Begriff Duell körperliche
Auseinandersetzungen verhandelt wurden, die aus Ehrverletzungen
entstanden waren und bei denen die Beklagten sich nachträglich bemühten,
den Kampf als "ehrlich" geführten Zweikampf darzustellen. Dabei handelte
es sich bei diesen Duellen um ein sozial offenes Phänomen, das weder
eine besondere Verregelung aufweist, noch sich auf eine klare äußere
Form reduzieren lässt. Es erweist sich damit als trügerisch, die mit dem
Aufkommen des Konzeptes der Satisfaktionsfähigkeit im späten 18.
Jahrhundert erfolgende Ausdifferenzierung des Duellwesens rückwärts auf
das 16. und 17. Jahrhundert zu projizieren. Mit Blick auf die Frage nach
den Kontinuitätslinien zwischen ritterlichem Ehrenzweikampf und
neuzeitlichem Duell erscheint es daher geboten, auch unformalisierte
Formen der alltäglichen Gewaltanwendung im Mittelalter in die
Untersuchung einzubeziehen.

In seiner Zusammenfassung zog UWE ISRAEL (Dresden) eine positive Bilanz
der Tagung, die durch ihren sozialgeschichtlichen Fokus auf die Akteure
des Zweikampfes zu einer Relativierung älterer Forschungsnarrative
beitragen konnte. Nach weiteren in ähnlicher Weise durchzuführenden
Untersuchungen zur Praxis des Zweikampfes kann dann erneut der Rekurs
auf die normativen Quellen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
fruchtbar gemacht werden, weil klar wird, auf welche gesellschaftlichen
Situationen sie reagieren. Ebenfalls notwendig erscheinen Studien zur
Interdependenz von städtischem und höfischem Umfeld, besonders in Bezug
auf die Diffusion von Praktiken und Akteuren. Die Einbeziehung eines
möglichst breiten Quellenspektrums in einer europäisch vergleichenden
Perspektive stellt in jedem Fall die Voraussetzung für eine weitere
historische Bearbeitung des Zweikampfes dar, wobei neben Gerichtsakten,
Rechnungsbüchern und erzählenden Quellen auch Fachschriften wie die
Fechtbücher einbezogen werden sollten.

Die sich anschließende Abschlussdiskussion lieferte weitere Impulse für
zukünftige Forschungsprojekte. Hingewiesen wurde vor allem auf den zu
untersuchenden Entstehungs- und Verwendungszusammenhang der
spätmittelalterlichen Fechtbücher, wobei auch die Edition und
Kommentierung einzelner Handschriften sinnvoll erscheint. Zudem wurde
die Frage diskutiert, inwiefern man Kampfkunst als anthropologische
Konstante betrachten kann, deren Untersuchung in globalhistorisch
vergleichender Perspektive weiterführende Aussagen über die jeweilige
Gesellschaftsformation zulässt. Als Vergleichsmaterial bieten sich hier
zunächst die den europäischen Fechtbüchern ähnelnden Aufzeichnungen aus
dem asiatischen Raum an (insbesondere aus Indien und China, aber auch
aus Japan). Notwendig erscheinen ebenfalls Arbeiten zu
epochenspezifischen Konzeptionen von Männlichkeit und deren Verhältnis
zu Zweikampfpraktiken und Kampfkunst. Besonders mit Blick auf die
Entstehungsbedingungen des frühneuzeitlichen Duells besteht hier noch
erheblicher Forschungsbedarf.

Konferenzübersicht:

Andreas Ranft (Halle): Turnieradel. Von Stand, Ehre und der Bewahrung
von Recht

Daniel Jaquet (Genf): "Wer díe meisten vnd die höhsten blutrüre geton
hett" - Regel, Praxis und Herausforderung im Rahmen der städtischen
Fechtschulen und der Zusammenhang mit den Fechtbüchern des 15.
Jahrhunderts

Christian Jaser (Dresden): Randexistenz oder Festanstellung? 'Kommunale'
Kämpen in deutschen und italienischen Städten des Spätmittelalters

Matthias Johannes Bauer (Duisburg-Essen): Wer kämpft den Kampf um
Reputation? Fechtmeister als Protagonisten und als (fach-) literarische
Motive in frühneuhochdeutschen Fechtbüchern

Torsten Hiltmann (Münster): Wie Tirant einen Wappenkönig um Rat fragte.
Mittelalterliche Zweikämpfe und das Amt der Herolde

Ulrike Ludwig (Dresden): Haudegen, passable Fechter und Grünschnäbel.
Zum Stellenwert professioneller Kampftechniken und deren Vermittlung in
den Inszenierungen des frühneuzeitlichen Duells

Uwe Israel (Dresden): Zusammenfassung und Ausblick

Anmerkung:
[1] Joannot Martorell, Der Roman vom weißen Ritter Tirant lo Blanc. Aus
der altkatalanischen Sprache des Königreichs Valencia erstmals ins
Deutsche gebracht von Fritz Vogelgsang, 3 Bde., Frankfurt am Main 2007.

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4120>

[Regionalforum-Saar] heute abend: Vortrag über Maximilian in Wadern

Date: 2012/03/14 08:13:57
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 heute in der SZ:

Historiker referiert über den Besuch Kaiser Maximilians

Johannes Naumann berichtet heute im Oettinger Schlösschen über den Besuch Kaiser Maximilians auf Burg Dagstuhl und der Grimburg. Veranstalter ist der Verein für Heimatkunde Wadern, Beginn ist um 19 Uhr.

Wadern. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Treffpunkt Heimat des Vereins für Heimatkunde Wadern hält der Historiker Johannes Naumann am heutigen Mittwoch, 14. März, um 19 Uhr im Oettinger Schlösschen einen Vortrag über den Besuch Kaiser Maximilians auf Burg Dagstuhl und der Grimburg im Jahre 1512

Im Jahre 1512 hielt sich Kaiser Maximilian längere Zeit zur Vorbereitung und Durchführung eines Reichstages in Trier auf. Während dieses Aufenthaltes bereiste er meist mit kleinem Gefolge das Umland, oft zu Jagdausflügen. Dabei besuchte er auch etliche Orte im Saarland, so etwa St. Wendel, Beckingen, die Burg Dagstuhl und die Grimburg. Der Vortrag vermittelt Informationen über den Kaiser, der oft als letzter Ritter bezeichnet wird, seine Epoche, den Reichstag und die Situation auf Burg Dagstuhl zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

Die Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier geht auch auf den Besuch Kaiser Maximilians zurück, der 1512 das eingemauerte Gewand bergen und zur Verehrung ausstellen ließ.

Johannes Naumann, Jahrgang 1972, ist Historiker, Numismatiker und Publizist. Er studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Vor- und Frühgeschichte. Bekannt ist er unter anderem durch zahlreiche Veröffentlichungen zur Landesgeschichte, so zur Geschichte der Abtei Tholey und des Amtes Schaumburg sowie zu den Freiherren von Hagen zur Motte und zu genealogischen Themen.

Mit Treffpunkt Heimat hat der Verein für Heimatkunde Wadern eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, in der geschichtliche und kulturelle Themen rund um Wadern, der Region und dem Hochwaldraum im Mittelpunkt stehen. Der Eintritt ist frei. red

[Regionalforum-Saar] Forellen, Mandelsuppe und die Jagd auf den Seehund

Date: 2012/03/14 08:29:42
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Forellen, Mandelsuppe und die Jagd auf den Seehund

 

Im Anschluß an den Trierer Reichstag hat Peter Maier aus Regensburg, Sekretär des Trierer Kurfürsten, eine Materialsammlung zusammengestellt, in der er chronologisch das Rahmenprogramm des Reichstages aufführt:

 

Kein Wort zu den Themen des Reichstags, fast nichts über die Erhebung des Heiligen Rocks, aber ausführlich über die Teilnehmer des Reichstags, ihre repräsentativen Gottesdienste, ihre fischreichen Tafelfreuden in der Fastenzeit und Kaiser Maximilians besondere Wege beim Trierer Reichstag.

 

Dr. Margarete Stitz und Roland Geiger haben die Vorlage aus dem Landeshauptarchiv Koblenz besorgt und transkribiert. Nun ist dieses altertümliche Deutsch mit seinen vielen Abkürzungen und Auslassungen nicht jedermanns Sache. Deshalb hat Frau Stitz den Text behutsam in neueres Deutsch übertragen, die lateinischen Passagen übersetzt und – eine enorme Tüftelarbeit – die vielen Personen, die am Reichstag teilnahmen und in Maiers Originalbericht vorkommen, identifiziert. In einer Gegenüberstellung (Transkription links, Übertragung rechts) kann sich der Leser kundig machen, was so alles beim Reichstag geschehen ist.

 

U.a. über die Jagdausflüge des Kaisers, die oft mit dem Besuch einer besonderen Verehrungsstätte verknüpft waren (St. Wendel, Beckingen).

 

Die Aufzeichnungen des kurfürstlichen Sekretärs Peter Maier von 1512

 

im Originalwortlaut und in neuerem Deutsch.

 

mit Zusatzkapitel „Der Weg des Kaisers nach St. Wendel“, in dem es faszinierende neue Erkenntnisse über die Beweggründe des Kaisers gibt, ausgerechnet nach St. Wendel zu kommen – er war nämlich wahrscheinlich vier Jahre  zuvor schon einmal hier gewesen.

 

Forellen, Mandelsuppe und die Jagd auf den Seehund

Format A5, broschiert, 60 Seiten, Schwarz-Weiß-Abbildungen, wie immer kleine Auflage.

Preis 9 Euro.

 

Zu beziehen zur Zeit nur direkt bei Roland Geiger, rolgeiger(a)aol.com

[Regionalforum-Saar] Gronig feiert 750-jähriges Bestehen

Date: 2012/03/16 08:23:28
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

heute in der SZ (leider der übliche schwachsinnige Titel - das kriegen die nie auf die Reihe, aber da kann der Verfasser des Artikels nicht dafür - er macht den Titel nicht):
 
 

Gronig feiert 2013 750-jähriges Bestehen

Urkundlich wurde das Dorf erstmals 1263 erwähnt

2013 wird Gronig 750 Jahre alt. Urkundlich ist das Dorf am Momberg erstmals 1263 erwähnt worden. Ganz gewiss ist es jedoch wesentlich älter. Eines seiner Wahrzeichen ist die Donatus-Kapelle in der Dorfmitte.

Von SZ-Mitarbeiter Gerhard Tröster

Gronig. Wie und in welcher Form das 750-jährige Bestehen von Gronig im nächsten Jahr begangen wird, steht zurzeit noch nicht fest. Die Ortsvereine, die vor einiger Zeit darüber gesprochen haben, waren sich einig, das auf jeden Fall gefeiert wird. Die Vorbereitungen sollen demnächst beginnen. Erstmals ist Gronig in einer Urkunde aus dem Jahre 1263 aufgetaucht, nach der der Burggraf Wilhelm von Hudestoch der Abtei Tholey seine Groniger Lehen zurückgibt. „Dabei muss man sich vor Augen halten, dass eine Siedlung, die in einer Urkunde erstmals genannt wird, bedeutend älter sein kann“, heißt es im Groniger Ortsbuch. Der Name Gronig ist vermutlich aus dem keltischen „Kerenes“ abgeleitet, was soviel heißt wie „steiniger Vorberg“ und womit wohl der Momberg gemeint ist. 1335 taucht die Bezeichnung „Grunich“ auf der Steinkreuzinschrift an der Kapelle auf. 1361 wird das Dorf „Grunech“ genannt und 1621 wieder „Grunich“. Der Heimatschriftsteller Max Müller spricht von „caran“, das heißt „Steinriegel“, als Ursprung des Ortsnamens.

Die Abtei Tholey hatte Lehen in den Dörfern Gronig und Humweiler. Letzteres war einst ein selbstständiges Dorf, hieß „Homveiler“ und „Hunvillare“ und ist schon lange mit Gronig vereint. Die Zugehörigkeit zu Lothringen kann an der farblichen Grundgestaltung des Wappens erkannt werden. Die Farben rot und gold waren die der Lothringer Herzöge. Die beiden gekreuzten Absstäbe haben jeweils elf Knospen und sind Sinnbild der elf Wirtschaftshöfe, Zennereien genannt. Der Dreiberg versinnbildlicht den Momberg.

„Auf der Bergkuppe des Momberg ist früher Ackerbau betrieben worden“, sagte der Heimatkundler Franz-Josef Recktenwald im Gespräch mit der SZ. „Das ist bis heute an der Bezeichnung ,Kapellenwiese' für ein Stück Grünland zu erkennen. Die Jahrespacht war einst zweckgebunden für den Erhalt der Kapelle im Ort.“ Der Momberg ist mit seinen 499,4 Metern die höchste Erhebung auf der Groniger Gemarkung und besteht aus Eruptivgestein. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dort ein Kriegerehrenmal errichtet. Der nachgewiesene Ringwall besteht eigentlich aus zwei Wällen, deren Entstehung etwa 300 Jahre auseinanderliegen. „Nichts aber deutet auf eine dauerhafte Besiedlung hin“, glaubt Hans-Josef Recktenwald. „Eher war es eine Fliehburg oder ein militärischer Stützpunkt.“ Gefunden wurden ein römischer Leistenziegel und eine Haushaltsschale.

Früher waren auch in Gronig die Häuser mit Stroh gedeckt. Die Dächer mussten alle 20 bis 30 Jahre erneuert werden. So genannte „Ährendächer“ haben sich die Menschen meistens selbst angefertigt. Das letzte Groniger Strohdach wurde 1930 von einem Stall entfernt. Eines der Wahrzeichen des Ortes ist die Donatus-Kapelle. Die früheste Nachricht über eine Kapelle stammt von 1710. Vermutlich ist es der gleiche Bau, der 1835 in einem Visitationsbericht genannt wird. Patron ist der heilige Donatus aus Münstereifel. 1802 ist der Guss einer Glocke erwähnt. 1926 war die Kapelle baufällig und musste geschlossen werden. Nach der Renovierung war sie ab 1932 wieder geöffnet. Weitere Erneuerungen folgten später.

Am Rande

Wissenswertes aus der Groniger Geschichte:

Auf dem Momberg besaß die Dillinger Hütte früher eine Fläche, auf der sie Holz für die Eisenverhüttung einschlug. Deshalb heißt das Gelände bis heute „Dillinger Wald.“

Aus der nachantiken Zeit gibt es auf dem Groniger Bann noch immer Begriffe, die mit den Heiden, den nichtchristlichen Vorfahren, zusammenhängen. Erhalten sind die Namen „Heidenschanze“, „Heidendell“, „Heidenborn“ und „Heidenkupp“.

Die Flur „Wachsgut“ an der Banngrenze zu Theley, ein ehemals 90 Morgen großes Landgut, hatte nichts damit zu tun, dass dort alles gut gewachsen ist. Wer das Stück Land bewirtschaftete, musste als Zinsgabe jährlich drei Pfund Wachs an die Abtei Tholey liefern, die unmittelbar der Kirche St. Peter in Theley zugute kamen.

Zwischen Gronig und Humweiler gab es öfter gerichtliche Auseinandersetzungen. In einem Prozess wurden die Groniger dazu verpflichtet, innerhalb des Frondienstes die Weinvorräte für das Tholeyer Kloster regelmäßig aus Neumagen-Dhron an der Mosel zu besorgen. gtr

[Regionalforum-Saar] Forellen, Mandelsuppe und die Jagd auf den Seehund

Date: 2012/03/19 11:11:23
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

heute in der SZ:  

Forellen, Mandelsuppe und die Jagd auf den Seehund

Margarete Stitz bringt Publikation über Maximilians Besuch in St. Wendel im Jahre 1512 heraus

Aus Auszeichnungen de Landeshauptarchivs in Koblenz hat Margarete Stitz ein Buch zusammengestellt, in dem die Teilnehmer des Trierer Reichstags 1512 und ihre Sitten ausführlich beschrieben werden.

St. Wendel. Im Anschluss an den Trierer Reichstag 1512 hat Peter Maier aus Regensburg, Sekretär des Trierer Kurfürsten, eine Materialsammlung zusammengestellt, in der er chronologisch das Rahmenprogramm des Reichstages aufführt: kein Wort zu den Themen des Reichstags, fast nichts über die Erhebung des Heiligen Rocks, aber ausführlich über die Teilnehmer des Reichstags, ihre repräsentativen Gottesdienste, ihre fischreichen Tafelfreuden in der Fastenzeit und Kaiser Maximilians besondere Wege beim Trierer Reichstag.

Margarete Stitz und Roland Geiger aus St. Wendel haben die Vorlage aus dem Landeshauptarchiv Koblenz besorgt und transkribiert. Nun ist dieses altertümliche Deutsch mit seinen vielen Abkürzungen und Auslassungen nicht jedermanns Sache. Deshalb hat Margarete Stitz einerseits den Text behutsam in neueres Deutsch übertragen, die lateinischen Passagen übersetzt und die vielen Personen, die am Reichstag teilnahmen und in Maiers Originalbericht vorkommen, identifiziert. In einer Gegenüberstellung (Transkription links, Übertragung rechts) kann sich der Leser kundig machen, was so alles beim Reichstag geschehen ist. So auch über die Jagdausflüge des Kaisers, die oft mit dem Besuch einer besonderen Verehrungsstätte verknüpft waren. Die Aufzeichnungen des kurfürstlichen Sekretärs Peter Maier von 1512 im Originalwortlaut und in neuerem Deutsch mit Zusatzkapitel „Der Weg des Kaisers nach St. Wendel“, in dem es neue Erkenntnisse über die Beweggründe des Kaisers gibt, ausgerechnet nach St. Wendel zu kommen sind jetzt nachzulesen. red

Das Buch „Forellen, Mandelsuppe und die Jagd auf den Seehund“ gibt es im Format A5, broschiert,in kleiner Auflage zum Preis von neun Euro. Zu beziehen nur direkt bei Roland Geiger, E-Mail rolgeiger(a)aol.com.

[Regionalforum-Saar] Habt Ihr das eben auch gehö rt?

Date: 2012/03/19 13:02:54
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Habt Ihr das eben auch gehört?

 

Es muß relativ laut gewesen sein, sonst hätte ich es nie mitgekriegt, weil unser Schlafzimmer nach hinten raus liegt. Es ist außerdem noch ziemlich dunkel, die Sonne ist noch hinterm Bosenberg versteckt. Ich lag gerade im eigenen Mief im dunklen Schlafzimmer, als plötzlich ein Dröhnen aufkam.

 

Dumpf, rumorend.

 

Und jetzt beginnt alles zu vibrieren. Das Bett, der Boden, das ganze Haus – gleichwohl massiv gebaut – alles zitterte. Ein Erdbeben, denke ich, springe auf und stürze ans Fenster. Draußen ist nichts zu sehen.

 

Also gehe ich rüber ans Wohnzimmerfenster oben im ersten Stock, das zur Straße rausgeht. Die sieht man mittlerweile bei uns, weil wir vor drei Wochen die dicken, hohen Kiefern haben umlegen lassen. Hat das ganze Haus drinnen ziemlich hell werden lassen.

 

Die Straße ist menschenleer. Das heißt, nein, ist sie nicht. Dunkle Schatten bewegen sich dort; seht Ihr sie? Dort drüben. Und hier drüben auch. Eng an die Häuser gepreßt tänzeln sie quasi vorwärts, drehen sich nach links und rechts, als ob sie nach etwas Ausschau halten.

 

Männer. Hm, Soldaten. Einer duckt sich vor unserer Hecke unten an die Mauer und wift einen langen Blick durch die Hecke zu mir hinauf. Er muß mich gesehen haben, denn ein Ruf erklingt, und die auf der anderen Straßenseite schauen her und herauf.

 

Jerres, so schnell habe ich mich lange nicht mehr dünne gemacht. Ich springe zur Seite und reiße fast das Bücherbord um.

 

Das Dröhnen wird mittlerweile immer lauter; die Vibrationen kann ich unter den bloßen Füßen spüren, wie ein Mahlen, richtig unangenehm. Ich riskiert wieder einen Blick aus dem Fenster. Durch die Lücke zwischen den Häusern im Falkenbösch fahren kompakte dunkle Schatten. Panzer.

 

Die Soldaten unten auf der Straße schauen nicht mehr hoch, aber einer hantiert mit einem langen Rohr.

 

Oh, Exkrement, das sieht aus wie ne Bazooka, ne altmodische Panzerfaust. Der legt an und … ich mache einen Satz nach hinten über den Sessel … dann wird die Welt schwarz.

 

Ich wache in meinem Bett auf.

Und lache erleichtert.

 

Eins der zu groß geratenen Kuscheltiere auf dem Schrank, der graue Elefant, hat sich gelöst und ist runtergefallen.

 

Sonst geht’s mir gut. Naja, so ziemlich.

 

Alsfassen, Montag, 19. März 2012. Josefstag.

 

Der Tag, an dem die Amerikaner Alsfassen und dann St. Wendel besetzten.

 

Heute vor 67 Jahren. Soweit ich weiß – ohne einen Schuß abzufeuern.

Re: [Regionalforum-Saar] Habt Ihr das eben auch gehö rt?

Date: 2012/03/19 14:06:41
From: Elmar Peiffer <e.peiffer(a)gmx.net>

Mit ein wenig Fantasie und mit Geschichten kann Geschichte richtig Spaß machen....
Gruß
Elmar

*************************************************************************************************

-------- Original-Nachricht --------
Datum: Mon, 19 Mar 2012 08:02:32 -0400 (EDT)
Von: Rolgeiger(a)aol.com
An: regionalforum-saar(a)genealogy.net
Betreff: [Regionalforum-Saar] Habt Ihr das eben auch gehört?

Habt Ihr das eben auch gehört?

 

 

 

Es muß relativ laut gewesen sein, sonst hätte ich es nie mitgekriegt, weil unser Schlafzimmer nach hinten raus liegt. Es ist außerdem noch ziemlich dunkel, die Sonne ist noch hinterm Bosenberg versteckt. Ich lag gerade im eigenen Mief im dunklen Schlafzimmer, als plötzlich ein Dröhnen aufkam.

 

 

 

Dumpf, rumorend.

 

 

 

Und jetzt beginnt alles zu vibrieren. Das Bett, der Boden, das ganze Haus – gleichwohl massiv gebaut – alles zitterte. Ein Erdbeben, denke ich, springe auf und stürze ans Fenster. Draußen ist nichts zu sehen.

 

 

 

Also gehe ich rüber ans Wohnzimmerfenster oben im ersten Stock, das zur Straße rausgeht. Die sieht man mittlerweile bei uns, weil wir vor drei Wochen die dicken, hohen Kiefern haben umlegen lassen. Hat das ganze Haus drinnen ziemlich hell werden lassen.

 

 

 

Die Straße ist menschenleer. Das heißt, nein, ist sie nicht. Dunkle Schatten bewegen sich dort; seht Ihr sie? Dort drüben. Und hier drüben auch. Eng an die Häuser gepreßt tänzeln sie quasi vorwärts, drehen sich nach links und rechts, als ob sie nach etwas Ausschau halten.

 

 

 

Männer. Hm, Soldaten. Einer duckt sich vor unserer Hecke unten an die Mauer und wift einen langen Blick durch die Hecke zu mir hinauf. Er muß mich gesehen haben, denn ein Ruf erklingt, und die auf der anderen Straßenseite schauen her und herauf.

 

Jerres, so schnell habe ich mich lange nicht mehr dünne gemacht. Ich springe zur Seite und reiße fast das Bücherbord um.

 

 

 

Das Dröhnen wird mittlerweile immer lauter; die Vibrationen kann ich unter den bloßen Füßen spüren, wie ein Mahlen, richtig unangenehm. Ich riskiert wieder einen Blick aus dem Fenster. Durch die Lücke zwischen den Häusern im Falkenbösch fahren kompakte dunkle Schatten. Panzer.

 

 

 

Die Soldaten unten auf der Straße schauen nicht mehr hoch, aber einer hantiert mit einem langen Rohr.

 

 

 

Oh, Exkrement, das sieht aus wie ne Bazooka, ne altmodische Panzerfaust. Der legt an und … ich mache einen Satz nach hinten über den Sessel … dann wird die Welt schwarz.

 

 

 

Ich wache in meinem Bett auf.

Und lache erleichtert.

 

 

 

Eins der zu groß geratenen Kuscheltiere auf dem Schrank, der graue Elefant, hat sich gelöst und ist runtergefallen.

 

 

 

Sonst geht’s mir gut. Naja, so ziemlich.

 

 

 

Alsfassen, Montag, 19. März 2012. Josefstag.

 

 

 

Der Tag, an dem die Amerikaner Alsfassen und dann St. Wendel besetzten.

 

 

 

Heute vor 67 Jahren. Soweit ich weiß – ohne einen Schuß abzufeuern.




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Re: [Regionalforum-Saar] Habt Ihr das eben auch gehö rt?

Date: 2012/03/19 20:54:30
From: Werner Schmitt <wermitt1(a)googlemail.com>

Am 19.03.2012 14:06, schrieb Elmar Peiffer:
Mit ein wenig Fantasie und mit Geschichten kann Geschichte richtig Spaß machen....
Gruß
Elmar

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-------- Original-Nachricht --------
Datum: Mon, 19 Mar 2012 08:02:32 -0400 (EDT)
Von: Rolgeiger(a)aol.com
An: regionalforum-saar(a)genealogy.net
Betreff: [Regionalforum-Saar] Habt Ihr das eben auch gehört?

Habt Ihr das eben auch gehört?

 

 

 

Es muß relativ laut gewesen sein, sonst hätte ich es nie mitgekriegt, weil unser Schlafzimmer nach hinten raus liegt. Es ist außerdem noch ziemlich dunkel, die Sonne ist noch hinterm Bosenberg versteckt. Ich lag gerade im eigenen Mief im dunklen Schlafzimmer, als plötzlich ein Dröhnen aufkam.

 

 

 

Dumpf, rumorend.

 

 

 

Und jetzt beginnt alles zu vibrieren. Das Bett, der Boden, das ganze Haus – gleichwohl massiv gebaut – alles zitterte. Ein Erdbeben, denke ich, springe auf und stürze ans Fenster. Draußen ist nichts zu sehen.

 

 

 

Also gehe ich rüber ans Wohnzimmerfenster oben im ersten Stock, das zur Straße rausgeht. Die sieht man mittlerweile bei uns, weil wir vor drei Wochen die dicken, hohen Kiefern haben umlegen lassen. Hat das ganze Haus drinnen ziemlich hell werden lassen.

 

 

 

Die Straße ist menschenleer. Das heißt, nein, ist sie nicht. Dunkle Schatten bewegen sich dort; seht Ihr sie? Dort drüben. Und hier drüben auch. Eng an die Häuser gepreßt tänzeln sie quasi vorwärts, drehen sich nach links und rechts, als ob sie nach etwas Ausschau halten.

 

 

 

Männer. Hm, Soldaten. Einer duckt sich vor unserer Hecke unten an die Mauer und wift einen langen Blick durch die Hecke zu mir hinauf. Er muß mich gesehen haben, denn ein Ruf erklingt, und die auf der anderen Straßenseite schauen her und herauf.

 

Jerres, so schnell habe ich mich lange nicht mehr dünne gemacht. Ich springe zur Seite und reiße fast das Bücherbord um.

 

 

 

Das Dröhnen wird mittlerweile immer lauter; die Vibrationen kann ich unter den bloßen Füßen spüren, wie ein Mahlen, richtig unangenehm. Ich riskiert wieder einen Blick aus dem Fenster. Durch die Lücke zwischen den Häusern im Falkenbösch fahren kompakte dunkle Schatten. Panzer.

 

 

 

Die Soldaten unten auf der Straße schauen nicht mehr hoch, aber einer hantiert mit einem langen Rohr.

 

 

 

Oh, Exkrement, das sieht aus wie ne Bazooka, ne altmodische Panzerfaust. Der legt an und … ich mache einen Satz nach hinten über den Sessel … dann wird die Welt schwarz.

 

 

 

Ich wache in meinem Bett auf.

Und lache erleichtert.

 

 

 

Eins der zu groß geratenen Kuscheltiere auf dem Schrank, der graue Elefant, hat sich gelöst und ist runtergefallen.

 

 

 

Sonst geht’s mir gut. Naja, so ziemlich.

 

 

 

Alsfassen, Montag, 19. März 2012. Josefstag.

 

 

 

Der Tag, an dem die Amerikaner Alsfassen und dann St. Wendel besetzten.

 

 

 

Heute vor 67 Jahren. Soweit ich weiß – ohne einen Schuß abzufeuern.




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[Regionalforum-Saar] Spam>

Date: 2012/03/22 01:46:58
From: maderhans <maderhans(a)aol.com>

http://www.alidadeapparel.com/R2/themes/engines/phptemplate/alex.html
maderhans(a)aol.com
maderhans(a)aol.com
rgzm-confirm-20100728091300(a)mainz.kulturkurier.de
3/21/2012 5:47:01 PM


Re: [Regionalforum-Saar] Spam>

Date: 2012/03/22 07:38:17
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

In einer eMail vom 22.03.2012 01:47:05 Westeuropäische Normalzeit schreibt maderhans(a)aol.com:
http://www.alidadeapparel.com/R2/themes/engines/phptemplate/alex.html
maderhans(a)aol.com
maderhans(a)aol.com
rgzm-confirm-20100728091300(a)mainz.kulturkurier.de
3/21/2012 5:47:01 PM
Hallo, Hans,
 
ich glaub, da hat Dich einer gehackt.
 
Roland

Re: [Regionalforum-Saar] Spam>

Date: 2012/03/22 08:14:23
From: Hans Mader <MaderHans(a)aol.com>

Am 22.03.2012 07:38, schrieb Rolgeiger(a)aol.com:
Hallo, Hans,
 
ich glaub, da hat Dich einer gehackt.
 
Roland


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Hast recht-
trotz aller möglichen sicherungen ist es passiert.
sorry
Hans

[Regionalforum-Saar] Alterthümer im Raum Tholei - entdeckt 1795

Date: 2012/03/23 11:36:14
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Über die Pfalz am Rhein und deren Nachbarschaft.

Besonders in Hinsicht auf den gegenwärtigen Krieg, auf Naturschönheiten, Kultur und Alterthümer.

Von einem Beobachter, welcher die Feldzüge der verbündeten deutschen Heere gegen die Neufranken mitmacht.

 

Erstes Bändchen.

Brandenburg

in der Leichschen Buchhandlung. 1795.

 

Seite 21ff

 

Zweiter Brief.

 

Inhalt.

 

Ägyptischer Opferplatz in Deutschland – Bardengötze Arssum - Römischer Tempel der Diane - Katholischer Götze Wendel – Tholei – Heidenköpfe - Römische Heerstraße – Varuswald – Durchgrabener Todtenhügel - Beschreibung des darunter entdeckten Grabmales - Alterthümer unweit Saarlibre – und bei Saarbrück - Venustempel bei Saargemünde - Goldene Münze von Kaiser Nero – Ungewöhnliche Römerurnen – Spitzsäule bei St. Ingbert.

 

Kantonirungsquartier bei Zweibrück.

November 1793.

 

Mein Brief aus dem traurigen Lager bei Dutweiler enthielt die Begebenheiten unserer neuesten Kriegsgeschichte: in dem gegenwärtigen will ich nun einen Blick in die Vergangenheit thun, und Sie, bester Freund! Mit einigen hier noch sichtbaren Werke der ältesten uns bekannten Bewohner dieser Gegenden bekannt machen. Sie wissen, wie sehr ich Freund von Alterthümern aller Art bin, und verzeihen daher auch gewiss gerne einmal sehr uninteressanten Geschwätzigkeit dieses Briefes.

 

Eins der merkwürdigsten Altertumsstücke der Saargegenden ist unstrittig ein bei dem Dorfe Schwarzwerden zwischen Sankt Wendel und Kusel gelegener Felsen, den der gemeine Mann hier aus hergebrachter Gewohnheit das Grab Noa zu nennen pflegt. Er ragt aus der Erde mit einer glatten und senkrechten Fläche hervor, auf welcher eine Art Nische mit halberhabener Bildhauerarbeit eingehauen ist. Die sinnbildliche Vorstellung dieses uralten Kunstwerks bestehet hauptsächlich aus einem unbändigen Stiere, auf welchem ein Knabe reitet. Rund um dasselbe näher stehen Hyeroglyphen, z.B. Adler, Krokodill u. s. w. Lesbarere Inschriften sind, außer den Buchstaben: C. A. P., nichts daran.

 

Wem fällt bei diesem Stiere nicht Gott Apis ein? Aber wie ist es möglich, ägyptischen Gottesdienst auf deutschen Grund und Boden verpflanzt zu sehen - auf welchem zwar römische Eroberungssucht, aber nie ägyptische Könige, ihren Herscherzepter schwungen?

 

Professor Schöpflin - dieser große Altertumskenner – liefert in seinem geographisch historischen Werke Alsatia illustrata einen treuen Kupferstich von dem Allegorien dieses Felsens. Er vermutet nicht ohne viele Wahrscheinlichkeit, dass die thebaische Legion, welche ihren ägyptischen Gottesdienst auch im Solde der Römer beibehielt, und nebst mehreren anderen römischen Legionen, bald nach Christus Geburt, in diesen Gegenden hausete, vor diesem Felsen ihren Opferplatz gehabt habe.

 

Ein in Beziehung auf die Götterlehre der alten Deutschen nicht weniger rätselhaftes Altertumsstück ist das in dem zweibrückischen Dorfe Waldmohr – zwischen Kussel und Homburg - an der Ecke eines Bauernhauses eingemauerte Götzenbild. Es ist auf einem Sandsteine in halb erhabener Arbeit so vorgestellt, dass der Götze, bei dem man nicht errathen kann, ob er männlichen oder weiblichen Geschlechts sein soll, sich nur von hinten zeigt, indem er zugleich die Hände vor dem Gesichte hält. Lange zerbrachen sich die Altertumsforscher dieser Gegend vergebens die Köpfe, um auszuspähen, ob dieses Bild irgend eine heidnische Gottheit, und welche, es vorstellen möge. Endlich fand der zweibrückische Inspektor Ruppendahl zu Homburg - in dem alten Buche: Schauplatz der Gottheiten der alten Deutschen - einige Aufschluss hierüber. Den Abbildungen desselben zufolge stellt nämlich das erwähnte Bildniß den deutschen Götzen Arsum, vielleicht neben den diejenigen vor, den die Griechen den unbekannten Gott warten. Durch den vielleicht plattdeutschen Namen Ars=um führt, möchte der Eimolog fast in Versuchung gerathen, zu vermuthen, dass er von der sonderbaren Stellung des Götzen, vermöge welcher er den H… weiset, entstanden sei.

 

Auch entdeckte man vor einigen Jahren in dem Bergwald des nämlichen Dorfes Waldmoor bei dem Ausgraben eines  Baumstammes die Grundmauern und anderweitigen Überbleibsel eines ehemaligen heidnischen Opfertempels. Ungeachtet man nirgend näher eine Inschrift an demselben vorfand, ergab sich doch aus mehreren Umständen, dass er der Göttinn Diane geheiligt gewesen sein muss. Denn man fand unter andern in einer der dem Tempel angehangenen Kammern noch eine Menge halbverweseter Hirschgeweihe - wahrscheinlich die Reste der  dieser Göttinn dargebrachten Opfer.

 

Ferner ist hier das zweibrückische Städtchen Tholei ohnweit Saarlibre wegen seiner verschiedenen Alterthümer merkwürdig. Als ein Freund derselben machte ich blos in dieser Hinsicht eine eigene Reise dahin und fand mich reichlich dafür belohnt. Die hiesige Abtei hält man für die älteste in der umliegenden Gegend. Sie wurde nach Aussage der Urkunden schon im sechsten Jahrhunderte gestiftet. Der heilige Wendel - ein entlaufener schwedischer Königssohn und religiöser Schwärmer - wurde bei Trier im strengsten Inkognito Schweinehirt, dann Mönch und Art zu Tholei und endlich, wie sichs gebürte, ein Heiliger. Ihm dankt die Mönchsstadt Sankt Wendel und deren wunderthätige reich beschenkte, und noch immer fleißig heimgesuchte Wallfahrtkapelle, Dasein und Reichthum. Seine irdischen Überreste werden daselbst in einem silbernen Sarge aufbewahrt, nach welchem nun wohl bald selbst die gottesvergessenen Franzosen wallfahrten werden. Die katholische Christenheit aus dem Trierischen und der ganzen umliegenden Gegend stellt nun schon seit eilf Jahrhunderten zahlreiche Wallfahrten nach den Knochen des Heiligen an, denen Dummheit und Pfafferei älterer und neuerer Zeiten eine Menge Wunder angedichtet haben. So albern sie auch sein mögen, so werden sie doch im skandalösen Jahrzehnt des hellen Jahrhunderts noch geglaubt.

 

Einst trieb Sankt Wendel, da er s.v. noch Schweinehirt war, seine Herde des Abends nicht etwa nach altem Herkommen auf der alltäglichen Straße gewöhnlicher Hirten in das Dorf seines Herrn zurück - nein! der beliebten Kürze wegen, wählte er die Straße unserer Blanchards, und fuhr mit Säuen und Konsorten durch die Lüfte in den Schweinestall zurück. (siehe: Schicksale, Thaten und Wunder des h. Wendel. Trier, 1788).

 

An der Abteikirche Tholei steht in erhabener Steinschrift folgendes Chronodistichon in Bezug auf den Bauernkrieg des Jahres 1525:

 

CaptVs . erat . gaLLVs.

CoeVnt. CVM. rVre. Cohortes

 

Das Städtchen Tholei gehörte kurz vor dem Ausbruche der Revolution noch zu Frankreich, und wurde durch einen der französische Minister, der Geld brauchte, an Zweibrücken verschachert. Daher vielleicht die Geneigtheit der Einwohner zu jeder Art von Widersetzlichkeit; und daher das preußische Exekutionskommando, das zur Aufrechterhaltung der guten Ordnung hier steht. Der Ort liegt am Fuße eines sehr steilen und hohen Berges – die Schauenburg genannt. Ehemals stand ein sehr vestes römisches Kastel auf dem selben. Die Spuren dieser Bevestigung sind noch unverkennbar, und ohne lange zu suchen, fand ich mit dem Führer, den ich mitgenommen hatte, in dem Schutte eine kupferne und eine kleine silberne Münze mit einem sehr deutlichen Brustbilde und den Namen des Kaisers Domitianus Augustus. Sie kupfernen werden sehr häufig gefunden, und hier fast allenthalben ausgepflügt. Man nannte sie gewöhnlich Heideköpfe, ungeachtet ihrer wenig.

 

Von dieser erhabenen Schauenburg herab beherrscht das Auge eine ungemein schöne und weitläufige Gegend. Bei hellem Wetter sieht man nicht blos Saarlibre, sondern auch die 18 Stunden entlegene Bergveste Bitsch. Auf dem jetzt eingestürzten Wartethurm will man sogar die Rheinschifffahrt beobachtet haben, ungeachtet Mainz selbst in gerader Richtung gegen 30 Stunden entfernt ist.

 

Von dieser ehemaligen Burg herab sind noch die Überbleibsel einer römischen Kunststraße sichtbar. Sie führt nach dem eine Viertelstunde davon gelegenen, hier sogenannten Varuswalde. Dieser Wald liegt auf der Fläche eines Bergrückens, den sich Römer Varus einst zum bevestigten Winterlager gewählt hatte. Auf dem Schutte der ehemaligen Bevestigung uns auf den dicken Grundmauern der Lagergebäude stehen jetzt ziemlich dicke und hohe Buchen. Die mehresten römischen Münzen, welche man hier findet, führen Lucilla Imperatrix zur Umschrift, woraus erhellet, daß nicht Quintilius Varus, sondern Riccio Varus hier im Lager stand, und dem jetzigen Walde den Namen gab.

 

Etwa 1000 Schritte von diesem Lager bemerkte ich jenseits eines Thales am sanften Abhange des gegenübergelegenen Berges zwei gleichförmige ahnsehnliche Hügel, welche daselbst absichtlich aufgeworfen zu sein schienen. Wahrscheinlich Todtenhügel, dacht ich, oder Gräber der ehemaligen Inhaber dieser Gegenden. Ihre ungewöhnliche Größe ließ auch vermuthen, dass sie die Asche ausgezeichneter Männer, vielleicht römischer Legionenanführer, in sich schlösse. Herr Lieutenant von H…!, der hier auf Kommando stürmt, und nicht weniger Freund der Alterthümer ist, weiß ich selbst,  entschloss sich, diesem Fache der Wissenschaften einige Goldstücke zu opfern, und mehrere Arbeiter zum Durchgraben des einen Hügels anzunehmen. Der ganze kleine Berg bestand aus Lette – einer fetten Tonerde. Erst nach Verlauf von mehreren Tagen hatten die Arbeiter denselben in zwei verschiedenen Richtungen durchschnitten. Beim Werkräumen des Tons aus der Mitte des Hügels stießen wir in einer beträchtlichen Tiefe auf eine große Fläche von behauenen Quadratsteinen, deren jeder die Dicke eines Werkschues hatte, und wovon die mehresten 5 Fuß lang und halb so breit waren. Wir hielten diese Fläche anfangs für das Fundament eines Begräbnisses; da wir aber durchaus nichts als Lette auf derselben fanden, sahen wir wohl, dass sie vielmehr der Deckel desselben sein müsse. Es kostete den Tagelöhnern nicht wenig Mühe, diese Standfläche einzuräumen. Die Steinquadrate waren sehr vest in und neben einander gefuget, und jedes einzelne Muster erst mit allen eisernen Keilen gesprengt und dann mit dem Brechwerkzeuge mühsam herausgehoben werden.

 

Wir fanden nun rund umher eine zweite Lage noch einmal so dicker Quadratsteine. Auch in der Mitte waren dergleichen, jedoch also gelegt, dass in zweien gegen Mittag, und parallellaufenden Gängen, die auf dem mittäglichen Ende durch einen Quergang verbunden waren, einen mit Lette ausgefüllter Raum übrig blieb. In die massiven Seiten dieser drei Gänge waren in symmetrischer Ordnung mehrere ebenfalls mit Lette angefüllte Nischen. letztere schienen zum Aufbewahren von Urnen bestimmt zu sein, welche vielleicht von einer und derselben Familie späterhin noch hinein gesetzt werden sollte, welches irgend einen Zufall verhindert haben mag. In den beiden Ecken der drei Gänge standen zwei massive Urnenbehälter mit schweren Deckeln, ebenfalls von Stein, und oben mit metallenen Ringen versehen. Der eine Behälter war leer, wenigstens versicherten die Arbeiter, die ihn während unserer Abwesenheit gefunden und eröffnet hatte, dass er leer gewesen sei. In dem anderen stand eine große Urne von feiner rother Erde – terra sigilata. - Sie war mit Knochentheilen und einer schwarzen fettigen Asche angefüllt, in welcher allerlei verustetes Eisen und Messing lag. Das, was sich am besten erhalten hatte, waren römische Armspangen, Spere, Nägel und Hufeisen. Eine Steinschrift konnten wir nirgends entdecken. Auch fand sich zu unserem Leidwesen weder eine Münze noch sonst etwas, was uns über das Alter und den Bewohner dieser kühlen Gruft nähere Auskunft hätte geben können.

 

Endlich kam noch eine dritte Lage von gehauenen Sandsteinen. Sie diente zur Grundlage, glich in allen Stücken der obersten und ruhte auf kleingeschlagenen Kieselsteinen, die wahrscheinlich in der Absicht da hingelegt wurden, damit sich durch die kleinen Zwischenräume derselben die Feuchtigkeiten ungehindert durchziehen konnten, welche von dem Bergabhange, worauf der Grabhügel steht, in das nahe Thal hinabfließen.

 

Auf dem Wege von Tholei nach Saarlibre, bei Limburg, findet man auch noch eine römischen Heerstraße, und neben derselben ähnliche, aber kleinere Grabhügel und viele römische Denksteine mit Bildhauerverzierungen und Steinschriften. Unter anderem grub man hier einen sehr schönen, vier römischen Gottheiten geheiligten Opferstein mit den Abbildungen derselben aus der Erde. Dieser Stein wird jetzt nebst mehreren anderen Alterthümern auf dem Karlsberge bei Homburg aufbewahrt. Der dortige Herr Rath Reinhard hätte sie mir gern gezeigt; allein dies war für jetzt unmöglich, weil er sie in einem der Keller des abgebrannten Schlosses hatte bringen lassen, um sie so, wenigstens vor den ersten Anfällen des Mutwillens, und namentlich von der französischen Zerstörungssucht aller Kunstwerke aus den Zeiten tyrannischer Regierungen, in Sicherheit zu bringen; und in diesen Kellern lagen sie nun noch verschüttet und bedeckt von den Trümmern des durch den Feind kürzlich eingeäscherten Fürstensitzes.

 

Mehrere der bei Limburg gefundenen Alterthümer liegen noch auf dem Amtshofe zu Tholei. Der künstlichste darunter ist ein Gedächtnisstein, welchen nach Aussage der Inschrift ein römischer Offizier namens Aviola seiner hier gestorbenen Gattinn und sich lebend hat. (…)

 

----------------

 

(Samuel Christoph Wagener (* 11. April 1763 in Sandau (Elbe); † 12. Januar 1845 in Potsdam) war ein deutscher lutherischer, aufklärerischer Theologe und der Berliner Aufklärung nahestehender Schriftsteller)

 

 

Re: [Regionalforum-Saar] Alterthümer im Raum Tholei - entdeckt 1795

Date: 2012/03/23 15:42:36
From: Hans Mader <MaderHans(a)aol.com>

Am 23.03.2012 11:36, schrieb Rolgeiger(a)aol.com:

Über die Pfalz am Rhein und deren Nachbarschaft.

Besonders in Hinsicht auf den gegenwärtigen Krieg, auf Naturschönheiten, Kultur und Alterthümer.

 

Wo hast du das denn aufgetrieben??
Interessiert mich
Gruß
HJM

 

Re: [Regionalforum-Saar] Alterthümer im Raum Tholei - entdeckt 1795

Date: 2012/03/23 15:43:48
From: Hans Mader <MaderHans(a)aol.com>

Am 23.03.2012 11:36, schrieb Rolgeiger(a)aol.com:

Über die Pfalz am Rhein und deren Nachbarschaft.

Besonders in Hinsicht auf den gegenwärtigen Krieg, auf Naturschönheiten, Kultur und Alterthümer.

Von einem Beobachter, welcher die Feldzüge der verbündeten deutschen Heere gegen die Neufranken mitmacht.

 

Erstes Bändchen.

Brandenburg

in der Leichschen Buchhandlung. 1795.

Wo hast du das denn herß
Das Ganze interessiert mich doch ;)
Gruß
HJM

Re: [Regionalforum-Saar] Alterthümer im Raum Tholei - entdeckt 1795

Date: 2012/03/23 16:52:00
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

In einer eMail vom 23.03.2012 15:42:41 Westeuropäische Normalzeit schreibt MaderHans(a)aol.com:

Über die Pfalz am Rhein und deren Nachbarschaft.

Besonders in Hinsicht auf den gegenwärtigen Krieg, auf Naturschönheiten, Kultur und Alterthümer.

Hallo,
 
dies ist die digitale Quelle:
 
 
Roland

[Regionalforum-Saar] Konf: Urkundendigitalisierung und Mittelalterforschung

Date: 2012/03/23 22:07:16
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

DFG-Projekt "VdU"; Hessisches Staatsarchiv Marburg; Deutsche Kommission
für die Bearbeitung der Regesta Imperii; Abteilung Historische
Grundwissenschaften und Historische Medienkunde der LMU München
25.05.2012, Marburg

Digitalisierungsprojekte von Urkundenbeständen deutscher Archive nehmen
in den letzten Jahren zu. Urkunden eignen sich aus verschiedenen Gründen
sehr gut für Projekte zur Digitalisierung sowie zur Präsentation und
Bearbeitung im Internet. Das mit erheblichem Abstand größte Portal
seiner Art ist das virtuelle Urkundenarchiv Monasterium.net, an dem
neben vielen europäischen Partnern mittlerweile auch deutsche, vor allem
bayerische Archive mit ihren Beständen beteiligt sind. Größere deutsche
Projekte sind darüber hinaus etwa die von der DFG geförderten
"Württembergischen Regesten" mit ca. 8.000 Digitalisaten und die
ebenfalls von der DFG geförderten Projekte zu den Urkunden der Klöster
Fulda (abgeschlossen) und Hersfeld (in Bearbeitung) am Hessischen
Staatsarchiv Marburg. Institutionen der Forschung und der Bewahrung des
Kulturerbes arbeiten an der Retrodigitalisierung von existierenden
Erschließungsinformationen in Drucken (wie z.B. die systematische
Digitalisierung regionaler Urkundenbücher an der UB Heidelberg) und
forschungsinternen Sammlungen (z.B. die Digitale Westfälische
Urkunden-Datenbank mit 65.000 Urkunden) sowie an born-digital Projekten
(z.B. das Virtuelle preußische Urkundenbuch).

Im Frühjahr 2010 wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft das
Projekt "Virtuelles deutsches Urkundennetzwerk" (VdU) genehmigt. Das
Projekt will für die Quellengruppe der Urkunden einen Prototyp für eine
verteilte virtuelle Forschungsumgebung schaffen und in Forschung und
Lehre testen. Es geht im Projekt erstens um die Entwicklung von
Workflows, die eine sukzessive, langfristige, verteilte und vor allem
kooperative Digitalisierung des (gesamten) deutschen Urkundenbestandes
organisierbar machen. Zweites Projektziel ist die Entwicklung eines
technischen Instrumentariums, das eine Arbeitsumgebung im Sinne der
Informationstechnologie bildet. Drittens wird in wissenschaftlichen
Pilotprojekten die Verwendbarkeit der Arbeitsumgebung innerhalb von
Forschung und Lehre getestet.

Am Projekt beteiligt sind die Landesarchivverwaltungen der Bundesländer
Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz, dann das Institut für
geschichtliche Landeskunde (Universität Mainz), die Professur für
Historische Grundwissenschaften an der LMU München, die Forschungsstelle
für vergleichende Ordensgeschichte (Universität Eichstätt bzw. jetzt in
Dresden) und das Institut für Historisch-kulturwissenschaftliche
Informationsverarbeitung (Universität Köln). Hinzu kommen mehrere
Kommunalarchive (Mainz, Speyer, Worms und Würzburg) sowie ein
Diözesanarchiv (Archiv des Bistums Speyer).

Das Projekt möchte nun externen Sachverstand einbinden und gemeinsam mit
führenden Mediävisten, Archivaren und Digitalisierungsdienstleistern
Perspektiven der Urkundendigitalisierung im allgemeinen erörtern und
Vorschläge für ein wissenschaftlich und organisatorisch sinnvolles
nationales Programm entwickeln. Es soll dabei um folgende Fragen gehen:
- Welche Interessen hat die Forschung generell an der Digitalisierung
von Urkunden des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, insbesondere im
Verhältnis zu anderen Quellengruppen?
- Welche Bestandsgruppen sind für dringend anstehende Forschungsaufgaben
vordringlich? Welche Bestandsgruppen entfalten durch ihre
Digitalisierung besonderes Forschungspotential?
- Ist aus Sicht der Forschung der Bilddigitalisierungen oder der
Digitalisierung von Regesten der Vorzug zu geben?
- Welche Daten erwarten die Forscher von den Archiven (Erschließung,
Bildqualität)? Welche Informationen können die Archive bereitstellen?
Welchen Beitrag kann die Forschung zur Erschließungsarbeit der Archive
leisten?
- Welche Forschungsmethoden werden auf Urkunden angewendet? Welche
könnten besonders gut auf digitalisierte Urkunden angewendet werden?
- Welche Softwarefunktionalitäten sind für die Forschung wichtig, welche
wünschenswert, welche überflüssig? Wo fügt sich eine virtuelle
Forschungsumgebung für die Arbeit mit Urkunden in den mediävistichen
Forschungsalltag ein? Mit welchen anderen Forschungshilfsmitteln muß sie
zusammenarbeiten?
- Können digitalisierte Urkunden die universitäre Lehre verbessern?
- Wie läßt sich ein Urkundendigitalisierungsprojekt organisatorisch und
technisch effizient abwickeln? Welche Mindestanforderungen bestehen und
welche Risiken sind zu beherrschen?

------------------------------------------------------------------------
10.00 Begrüßung (Dr. Andreas Hedwig, Prof. Dr. Irmgard Fees)

10.30 Prof. Dr. Claudia Märtl (MGH): Die Relevanz der Beschäftigung mit
mittelalterlichen Urkunden heute

11.00 Prof. Dr. Enno Bünz (Universität Leipzig):
Digitalisierungsprojekte und die Probleme der Bearbeitung
spätmittelalterlicher Urkundenbestände

11.30 Prof. Dr. Michael Menzel (Humboldt-Universität Berlin): Welche
Prioritäten sind bei der Digitalisierung von Urkundenbeständen aus der
Sicht der Forschung zu setzen?

12.00 Diskussion

12.30 Mittagspause

14.00 Dr. Andreas Hedwig (Hessisches Staatsarchiv Marburg): Welche
Prioritäten sind bei der Digitalisierung von Urkundenbeständen aus der
Sicht der Archive zu setzen?

14.30 Prof. Dr. Franz Fuchs (Universität Würzburg): Was ist unbedingt
erforderlich, um mit digitalisierten Urkunden zu arbeiten?

15.00 Prof. Dr. Hedwig Röckelein (Universität Göttingen): Zur
Digitalisierung universitärer Lehrsammlungen

15.30 Dr. Daniel Jeller (ICARUS): Technische Details: Wie sehen
erschwingliche Lösungen aus?

16.00 Abschluß (Prof. Dr. Manfred Thaller)

------------------------------------------------------------------------
Hiltrud Zellner

Stadtarchiv Speyer
+49 (0) 62 32/14 22 65

hiltrud.zellner(a)stadt-speyer.de

Homepage
<http://www.hgw.geschichte.uni-muenchen.de/aktuelles/termine/urkundendigitalisierung/index.html>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=18793>

[Regionalforum-Saar] Vor 500 Jahren: Kaiser Maximilian in St. Wendel

Date: 2012/03/23 22:08:34
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Vor 500 Jahren: Kaiser Maximilian in St. Wendel

Stadtführungen und Vortrag

 

Am 31. März sind es 500 Jahre, dass Kaiser Maximilian I. einen Jagdausflug von Trier nach St. Wendel machte. Freunde der Stadtgeschichte möchten dieses Datum nicht unbeachtet vorübergehen lassen.

 

Am Samstag, dem 31.3., bietet Gästeführerin Anneliese Schumacher jeweils um 12 und 15 Uhr eine kostenlose Stadtführung an, die an den Kaiserbesuch erinnert. Treffpunkt: Hauptportal der Basilika, Dauer: 1 – 1 ½ Stunden.

 

Am Sonntag, dem 1. 4., stellen Margarete Stitz und Roland Geiger um 10.30 Uhr im Café Lerner den kulturgeschichtlich bemerkenswerten Bericht des kurfürstlichen Sekretärs Peter Maier über den Trierer Reichstag von 1512 vor.

 

Ein Schwerpunkt des Texts sind repräsentative Zusammenkünfte des Kaisers und der Fürsten bei Gottesdiensten und Essen, auch schon in den Wochen vor der Eröffnung des Reichstags am 16. April. Der noch nicht in seinem Amt als Kurfürst und Erzbischof bestätigte Richard von Greiffenklau ist dabei ein großzügiger Gastgeber.

 

Auf Grund mehrerer Quellen wird Roland Geiger darlegen, was über Maximilians Aufenthalt in St. Wendel bekannt ist.

[Regionalforum-Saar] SZ: Fußschale schmückt Touristinfo

Date: 2012/03/24 08:47:56
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

heute in der SZ:
 
 

Fußschale schmückt Touristinfo

Hochwaldkelten bringen keltische Geschichte in der Hochwaldregion

In mühevoller Detailarbeit haben die Hochwaldkelten vom Freundeskreis keltischer Ringwall nach Maß und Farbe die Otzenhausener Schale nachgebaut. Die Rekonstruktion der Fußschale ist ab sofort in der Nonnweiler Touristinfo ausgestellt.

Nonnweiler. Schritt für Schritt wächst der im Bau befindliche Keltenpark im Otzenhausen. Parallel dazu hat sich der Freudeskreis keltischer Ringwall als Ziel gesetzt, Touristen mit Hinguckern auf das Thema Kelten aufmerksam zu machen. Als erster Blickfänger ist nun eine Rekonstruktion des aus der Fachliteratur bekannten Typs „Otzenhausener Fußschale“ in der Touristinfo ausgestellt worden. Bruchstücke des Originals hat Wolfgang Dehn bei Grabungen am Ringwall in den 1930-er Jahren entdeckt.

Die Geschichte der Otzenhausener Schale geht bis auf die Gründungszeit des Ringwalls (Frühlatènezeit circa. 400/380 vor Christus), zeitgleich mit den Fürstengräbern in Schwarzenbach zurück. „Die Schale ist Anzeichen dafür, dass auf dem Ringwall auch Feste gefeiert wurden“, berichtete Michael Koch, der Vorsitzende des Freundeskreises keltischer Ringwall. Unter Vorlage von archäologischen Zeichnungen von Professor Alfred Haffner und Fotos aus dem Landesmuseum Trier hat die Hochwaldkeltin Gisela Groß in viermonatiger Entwicklungszeit die Schale nach Maß und Farbe nachgebaut. „Die Schale wurde Wulst für Wulst handaufgebaut und in einem speziellen Brennverfahren gebrannt, so ist der Rötelfarbstoff mit der schwarzen Farbe durch den reduzierten Brand unter Sauerstoffentzug erhalten geblieben“, erklärte die Hochwaldkeltin vom Arbeitskreis Keramik. Ihre Form entstamme aus dem Mittelmeerraum, charakterisierend für die Keltenzeit seien die liegenden Kreuze am Wulst.

„Bei Banketten oder Symposien diente die Schale als festliches und edles Geschirr, und bei Trinkgelage als Gefäß für den Met“, fügte Koch hinzu. Aus 100 Jahre altem Leinen hat Marled Mader am Webstuhl nach passendem Stoffmuster aus keltischer Zeit zwei Decken gefertigt, auf denen die Schale in einer gläsernen Vitrine ab sofort in der Touristinfo ausgestellt ist. „Es ist einangemessener Ort und passt wunderbar. Im Hinblick auf den Keltenpark ist die Schale mehr als hilfreich“, betonte Bürgermeister Franz Josef Barth (parteilos) bei der Übergabe. Koch kündigte an, künftig weitere Sachen als Blickfang in der Touristinfo dauerhaft auszustellen, frf

Auf einen Blick

Die Termine 2012 vom Freundeskreis keltischer Ringwall: 31. März/1. April Villa Borg (IRM) (Infostand-Betreuung), 9. April Nospelt (Luxemburg) „Emaischen“ Ausgriewer-Musée, 22. April Ausstellung Sitzerath, 26./27. Mai Neuhäusgen (Luxemburg) „Beltaine“ 24. Juni Grabungsfest Wareswald, 8./9. September Echternach (Luxemburg) „Europiade“, 14. Oktober Ausstellung Primstal. frf

[Regionalforum-Saar] Zu Ehren des Kaisers. Das g roße Turnier von St. Wendel.

Date: 2012/03/25 21:29:51
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

"Vor Halbtausend Jahren

 

Machen Sie mit uns eine Zeitreise.

 

500 Jahre zurück.

Als Kaiser Maximilian I. von Habsburg die Stadt St. Wendel besuchte.

Aus diesem historischen Anlass richtet die Stadt St. Wendel unter wissenschaftlicher Beratung ein authentisches ritterliches Turnier aus, das in dieser Qualität und Exklusivität seit Jahrhunderten nicht mehr zu sehen war. Neben dem mittelalterlichen Turnier-platz, der eigens in der Bosenbach errichtet wird, findet ein buntes Lager-leben statt, in dem man Handwerker, Landknechte, Adlige und Marketender jener Zeit hautnah erleben kann. Umrahmt wird das Turnier von mittelalterlichen Musikgruppen.

 

Das Hauptprogramm: (vom 31. August bis 02. September)

 

Das Turnier zeigt täglich drei Hauptelemente der ritterlichen Kampfkunst:

- Die Jagd zu Pferde mit Falke, Speer & Bogen

- Der Lanzengang zu Pferde Mann gegen Mann

- Der Massenkampf mit Schwert & Streitkolben

 

Das Rahmenprogramm:

- Vorführung von Waffen und Kriegspferden zwischen den Turnierblöcken

- Großes mittelalterliches Lager mit Adligen, Handwerkern und Landsknechten

 

Veranstaltungsort:

- Openair-Gelände in der Bosenbach, Missionshausstraße, 66606 St. Wendel

 

Tickets:

www.eventim.de

 

Hotline:

01805-570070

und angeschlossene Vorverkaufsstellen

Buch und Papier Klein

 

Eintrittspreise:

 

Vorverkauf:

Tagesticket                                     28,65 Eur*

Wochenendticket                              71,55 Eur*

 

(* inkl. VVG)

 

Tageskasse:

Tagesticket                                     30,00 Eur*

Wochenendticket                              75,00 Eur*

 

Kinder bis 14 Jahre Freitag

www.turnier.sankt-wendel.de"

 

 

[Regionalforum-Saar] Unsere Tür in die Geschicht e

Date: 2012/03/28 01:01:16
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Salü,

 

ich hatte heute Zeit und Muße, mir das neue Buch des Alsweiler Geschichtsvereins zu Gemüte zu führen. Die Machart per se gefällt mir ungemein gut. Ich halte griffiges Papier in Händen, eingepackt in einen ebenso griffigen Rahmen. Nicht das Hochglanzpapier, das man sonst so kennt.

 

Bei der Lektüre sind mir aber dann ein paar Sachen aufgefallen, die mir … nun … spanisch vorkommen.

 

Das geht los mit dem sog. „Wiederaufbau“ des Hiwwelhauses von 1712. Dafür gibt es nämlich nicht einen einzigen Beleg. Per Dendrochronologie wurde das Fälldatum eines Baumes auf 1712 festgestellt, und das ist wohl die ganze Basis. Weder ist bekannt, ob das Haus vorher zerstört war noch ob der Baum auch wirklich damals in diesem Haus eingebaut wurde. Abgesehen davon – wurde das Holz nicht erst noch eine Zeitlang gelagert, bis es getrocknet war und sich nicht mehr verformte (sorry, da bin ich nicht firm)?

 

Auf Seite 45 steht, der Standort läge am Verbindungsweg von Tholey nach St. Wendel. Meines Erachtens stimmt das nicht. Die vielgenannte Naudinkarte von 1735, deren Linien eh manchmal eher den Phantasien des Zeichners folgen als der Wirklichkeit, gibt tatsächlich einen Weg an, der über die heutige Trasse von Tholey nach Alsweiler hinunterführt (allerdings in Wirklichkeit nach Südosten, während der Weg auf der Karte nach Nordosten geht). Dann kommt ein Knick nach links, es geht über einen Bach, durch weitere Häuser, um eine Kehre (am „Storze“) nach rechts, dann gradaus und dann … ja, dann kommt die Karte völlig aus dem Ruder. Denn statt im Osten legt sie Winterbach in den Norden. Dort, wo Winterbach wirklich liegt, zeigt sie Remmesweiler. Ist das Hiwwelhaus eigentlich zweifelsfrei auf der Naudinkarte zu sehen? Egal.

 

Die alte Straße von Tholey nach St. Wendel verlief bis mindestens 1750 nicht über Alsweiler, sondern passierte dieses über den östlich gelegenen Höhenrücken. Dort verlief die alte Reinstraße. Selbst Tholey liegt nicht direkt an dieser Straße, sondern hat einen Zubringer durch den Wareswald. Auf den beiden Kopien (18. Jahrh.) der Arnold-Mercator-Karte von 1566 ist dieser Verlauf eindeutig zu sehen. Zugegeben, auch diese Karte hat ihre schwachen Momente (vor allem in den Randbezirken), aber sie ist wesentlich genauer und detaillierter als Naudins Karte. Mercators Karte wurde im 18. Jahrh. kopiert, als man zum Steinsatz zwischen der Grenze der Ämter St. Wendel und Schaumburgs schritt. Danach passierte die Straße von Tholey nach St. Wendel Alsweiler und bog bei Winterbach über den Wallesweilerhof nach Alsfassen ab (siehe die Kopie des Letixerant).

 

Die meisten Unstimmigkeiten finde ich im Artikel „Im Feuerstrahl des Sonnenkönigs“. Der Wiederaufbau der Kapelle ist belegt, der von Speiersch Haus und der Mühle wird behauptet, ohne daß ein Beweis erbracht wird (Seite 53). Seite 55: Ich dachte immer, die Burg auf dem Schaumberg sei im 30-jährigen Krieg völlig zerstört worden, nicht erst 1674. Ich mag mich täuschen. Aber die Franzosen haben St. Wendel definitiv schon am 2. Februar (Lichtmeß) angezündet, nicht erst am 10. Die Strohkränze, mit Pech eingefettet, hören sich ganz nach Max Müller an – aujah, das ist ganz Max Müller, der sich an seinen Brandphantasien ergötzt. Belege hat er natürlich keine, warum auch. Wer sollte ihm (zu Lebzeiten) widersprechen – umso notwendiger ist es heute, daß seine phantasiereichen Ausschmückungen vor dem Wiederveröffentlichen überprüft werden. Dann wäre der Autor nämlich gewahr geworden, daß außer der katholischen Kirche noch mindestens drei andere Gebäude stehen geblieben sind. Auch die Pest, die dabei eingeschleppt worden sei und die 200 Tote forderte, ist Müllersche Phantasie und läßt sich durch die Sterbebücher des Pfarrarchivs, die vollständig vorhanden sind, nicht aufrechterhalten.

 

Seite 57: Die Beamten des Sonnenkönigs schafften im St. Wendeler Land die Leibeigenschaft ab. Das passiert, wenn man im 17. Jahrh. vom St. Wendeler Land spricht, das es damals noch gut 250 Jahre (wenn das reicht) nicht geben sollte. In St. Wendel hat er die Leibeigenschaft nicht abgeschafft, denn damals gab es hier keine (außer in Hüttig- und Raßweiler), und auch die Fronarbeit hat er nicht eingeschränkt; darüber gibt es ebenso wenig einen Beweis wie für die Behauptung, daß die Fronarbeit verhaßt war. Sie mag nicht beliebt gewesen sein, aber das waren Steuern und Naturalabgaben nie – sind sie heute noch nicht. Aber Fronarbeit sollte man nicht mit Sklavenarbeit gleichsetzen; Frondienste sind unentgeltliche Dienste der Bürger für das Gemeinwesen. Schauen Sie sich die genauen Regelungen der Verpflegung für den Frondienst im Amt St. Wendel an, wie er im Salbuch von 1606 beschrieben ist.

 

Die Kartenwiedergabe im Buch ist Spitze – da hat Tom Störmer in alter Manier hervorragende Arbeit geleistet. Auch Bernd Brills Artikel über die Familie Laub, die 1773 das Hiwwelhaus bewohnte, in der er beschreibt, welche Positionen die einzelnen Familienmitglieder innehatten, ist stark. Was auch für die meisten anderen Artikel gilt.

 

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] zum Thema "Werden Hölzer vorm Verbauen abgelagert"

Date: 2012/03/28 18:52:27
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

schreibt Gerhard Müller:
 
HOLLSTEIN: Mitteleuropäische Eichenchronologie, Mainz 1980, S.35:
"Nach vielen Untersuchungen bin ich zur Ansicht gelangt, daß Bauhölzer früher — den heutigen Baubestimmungen — in der Regel ad hoc geschlagen und unmittelbar nach der Fällung saftfrisch verzimmert und eingebaut wurden."

Alte Eichenhölzer können sehr hart sein. Kein Schreiner wird erbaut sein, wenn Sie alte Eiche bearbeitet haben möchten. Ich pflege die Hölzer, die ich dendrochronologisch datiere, mit der Gesteinssäge (Diamantblatt) zu schneiden.

[Regionalforum-Saar] "Mit dem Nachtwächter nac h Amerika"

Date: 2012/03/30 10:51:26
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

"Mit dem Nachtwächter nach Amerika"

Soirée auf deutsch-amerikanischen Spuren

Szenischer Vortrag,

kulinarische Kostproben aus der Zeit George Washingtons und Herzog Christians IV, Stadtrundgang durch das Homburg des 18. Jahrhunderts

 

Freitag, 4. Mai 2012, 19 Uhr, in deutscher Sprache

Treffpunkt: Stadtcafé Homburg, Marktplatz 8, Homburg


1781 wurde in der Schlacht um Yorktown (Virginia) die Unabhängigkeit der USA erkämpft – nicht zuletzt mit Hilfe jenes legendären „Deutschen Königlich-Französischen Infanterie-Regiments von Zweybrücken oder Royal Deux-Ponts“, dessen Angehörige aus diesem Grund bis heute in den Vereinigten Staaten als die „unbesungenen Helden der Amerikanischen Revolution“ geehrt werden. Aufgestellt worden war diese Freiwilligeneinheit, die in der regionalen und deutschen Geschichte ebenso ihre Spuren hinterließ wie in den Annalen Europas und Nordamerikas, in Zweibrücken sowie in und rund um Homburg.

 

Vor diesem Hintergrund bietet der Deutsch-Amerikanische Freundeskreis (DAF) Saar-Pfalz am Freitag, 4. Mai 2012, in Homburg erneut die Gelegenheit, an dem Rundgang „Mit dem Nachtwächter nach Amerika“ sowie an einer ungewöhnlichen Soirée teilzunehmen. Dabei können sich die Gäste um 19 Uhr zunächst auf einen szenischen Vortrag und kulinarische Kostproben aus der Zeit Herzog Christians IV. und George Washingtons freuen. Im Anschluss daran nimmt der Homburger „Nachtwächter“ die Teilnehmer der Soirée auf eine Zeitreise in das 18. Jahrhundert mit und erschließt ihnen neben zahlreichen, ansonsten weitgehend verborgenen Originalschauplätzen eine Welt zwischen Rokoko und Revolution: überraschende Einblicke und Ausblicke inklusive.

 

Die Soirée „Mit dem Nachtwächter nach Amerika" beginnt um 19 Uhr im wieder eröffneten Stadtcafé Homburg, Marktplatz 8. Da die Teilnehmerzahl aus organisatorischen Gründen begrenzt ist, wird eine rechtzeitige Anmeldung dringend empfohlen! Anmeldungen sind möglich bis 16. April bei Beate Ruffing, Saarpfalz-Kreis, eMail beate.ruffing(a)saarpfalz-kreis.de oder Telefon (0 68 41) 1 04-8215. Im Kostenbeitrag von 9 Euro pro Person (zahlbar vor Ort im Stadtcafé) enthalten sind der szenische Vortrag, ein themenbezogener Imbiss mit Fisch, Fleisch und „Barock-Brot“ sowie die Teilnahme am „Nachtwächter“-Rundgang durch die Homburger Altstadt.

 

„Mit dem Nachtwächter nach Amerika“ ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Deutsch-Amerikanischen Freundeskreises Saar-Pfalz und der Saarpfalz-Touristik mit freundlicher Unterstützung durch Fisch Feinkost Flatter, Stadtverwaltung Homburg und Stadtcafé Homburg.

 

Die Themenveranstaltung „Mit dem Nachtwächter nach Amerika” ist Teil des Aktionsprogramms, mit dem der Saarpfalz-Kreis 2012 das Jubiläum „15 Jahre Partnerschaft mit Henrico County (Virginia, USA)“ würdigt und nimmt dabei Bezug auf die Rolle Henrico Countys während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. So hielt Patrick Henry hier am 23. März 1775 seine berühmte Rede, in der er unter anderem sagte „Give me liberty or give me death!” („Gebt mir die Freiheit oder gebt mir den Tod!”). In Folge dieses politischen, die dreizehn Neuengland-Staaten elektrisierenden „Fanfarenstoßes” kam es zum Unabhängigkeitskrieg gegen die britische Krone, an dem ab 1780 auch das „Deutsche Königlich-Französische Infanterie-Regiment von Zweybrücken oder Royal Deux-Ponts” teilnahm.

 

Der Saarpfalz-Kreis und Henrico County

Seit 1997 verbindet den Saarpfalz-Kreis eine Partnerschaft mit Henrico County, einer dem deutschen Landkreis vergleichbaren Gebietskörperschaft im amerikanischen Bundesstaat Virginia. Geburtshelfer waren das Deutsch-Amerikanische Institut Saarbrücken und der Deutsch-Amerikanische Freundeskreis Saar-Pfalz. Im Rahmen eines offiziellen Besuches einer Delegation aus Henrico County mit Vertretern der Verwaltung, der Schulbehörde und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft haben Landrat Clemens Lindemann und County Manager Virgil R. Hazelett am 5. Mai 1997 die offizielle Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Ziel der Partnerschaft ist der Aufbau und die Pflege von freundschaftlichen Beziehungen. Informationsveranstaltungen und Austauschprogramme sollen die Partnerschaft mit Leben füllen. "Wir wollen nationale Grenzen überwinden und in gegenseitigem Interesse voneinander lernen", heißt es in der Partnerschaftsurkunde. Henrico County ist bekannt für seine fortschrittliche Schulpolitik und seine erfolgreiche Wirtschaftsförderung.

 

Weitere Informationen:

www.saarpfalz-kreis.de

www.co.henrico.va.us

www.henrico400th.com

 

[Regionalforum-Saar] Kaiser Maximilian in St. Wendel - Vortrag am Sonntag

Date: 2012/03/30 10:56:05
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Vor 500 Jahren: Kaiser Maximilian in St. Wendel

Stadtführungen und Vortrag

 

Am 31. März sind es 500 Jahre, dass Kaiser Maximilian I. einen Jagdausflug von Trier nach St. Wendel machte. Freunde der Stadtgeschichte möchten dieses Datum nicht unbeachtet vorübergehen lassen.

 

Am Samstag, dem 31.3., bieten die Gästeführer Anneliese Schumacher und Ortwin Englert jeweils um 12 und 15 Uhr eine kostenlose Stadtführung an, die an den Kaiserbesuch erinnert. Treffpunkt: Hauptportal der Basilika, Dauer: 1 – 1 ½ Stunden.

 

Am Sonntag, dem 1. 4., stellen Margarete Stitz und Roland Geiger um 10.30 Uhr im Café Lerner den kulturgeschichtlich bemerkenswerten Bericht des kurfürstlichen Sekretärs Peter Maier über den Trierer Reichstag von 1512 vor.

 

Ein Schwerpunkt des Texts sind repräsentative Zusammenkünfte des Kaisers und der Fürsten bei Gottesdiensten und Essen, auch schon in den Wochen vor der Eröffnung des Reichstags am 16. April. Der noch nicht in seinem Amt als Kurfürst und Erzbischof bestätigte Richard von Greiffenklau ist dabei ein großzügiger Gastgeber.

 

Auf Grund mehrerer Quellen wird Roland Geiger darlegen, was über Maximilians Aufenthalt in St. Wendel bekannt ist.