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2012/03/03 01:10:53
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Der unzerrüttbare deutsche Mythos Autobahn
Datum 2012/03/13 23:27:28
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Tagber: "Zwischen Windesheim und Bursfelde".
2012/03/13 23:30:56
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[Regionalforum-Saar] Kampf um Reputation. Kämp en, Fechtmeister und Duellanten
Betreff 2012/03/23 22:07:16
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[Regionalforum-Saar] Konf: Urkundendigitalisierung und Mittelalterforschung
2012/03/03 01:10:53
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[Regionalforum-Saar] Der unzerrüttbare deutsche Mythos Autobahn
Autor 2012/03/13 23:27:28
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Tagber: "Zwischen Windesheim und Bursfelde".

[Regionalforum-Saar] Kommunikation im Krieg im sp äten Mittelalter

Date: 2012/03/07 09:01:02
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Tagber: Kommunikation im Krieg im späten Mittelalter
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Centre for Medieval Studies, Akademie der Wissenschaften der
Tschechischen Republik, Praha; Arbeitsgruppe Regesta Imperii, Institut
für Mittelalterforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften,
Wien
01.12.2011-03.12.2011, Praha

Bericht von:
Petra Heinicker, Institut für Mittelalterforschung, Österreichische
Akademie der Wissenschaften
E-Mail: <petra.heinicker(a)... Dezember 2011 versammelten die Arbeitsgruppe Regesta Imperii und
das Centre for Medieval Studies in dessen Räumen in der Prager Altstadt
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus sieben europäischen Ländern
zu einem überaus dichten dreitägigen Programm, mit dem sie eine Tür zur
systematischen Erforschung von Kommunikation im Krieg im späten
Mittelalter aufstießen, deren bisheriges Fehlen Anlass zur Organisation
der Tagung gegeben hatte. Gleichsam als Überschrift galt die These, dass
Kommunikation während eines Krieges keineswegs abbrach, sondern sich im
Gegenteil intensivierte. Die Referierenden schritten in fünf
unterschiedlich langen Sektionen verschiedene Phasen bewaffneter
Konflikte ab. Dabei untersuchten sie Kommunikation zu Beginn und am Ende
von Kriegen, den Einsatz von Diplomatie und Propaganda, Kommunikation im
Feld, die Nachrichtenübermittlung während des Krieges sowie schließlich
in einer letzten kurzen Einheit den Nachhall des Krieges in der
Erinnerung. Die Tagung durchmaß einen geographischen Raum, der sich von
Frankreich und Burgund im Westen, über das Heilige Römische Reich und
Venedig, bis nach Polen-Litauen und zum Deutschordensstaat im Nordosten,
sowie nach Südosten über Ungarn und Bosnien bis Anatolien erstreckte.
Zeitlich konzentrierten sich die 25 Beiträge vornehmlich auf Konflikte
des 15. Jahrhunderts, wobei hier wiederholt die Hussitenkriege im
Zentrum der Untersuchungen standen. In seinem einführenden Vortrag
lenkte MALTE PRIETZEL (Berlin) den Blick auf die Vielfalt der möglichen
Forschungserkenntnisse, die sich aus der Beschäftigung mit dem
Tagungsthema ergeben könnten. Er exemplifizierte anhand der (auch) in
kriegerischen Konflikten eingesetzten Kommunikationsmedien Brief,
Zeichen und Ritual, dass nicht nur Aussagen über Kommunikation und
Krieg an sich, wie beispielsweise über dessen politische und
verwaltungstechnische Dimension, sondern stets auch Erkenntnisse über
die Gesellschaft, in der er geführt wird, ihre Epoche, Staatlichkeit und
Kultur gewonnen werden können.

Den ersten Weg in den Krieg beschritt ADAM SZWEDA (Torun), der das
Überbringen von Absagebriefen als ein etabliertes und
institutionalisiertes förmliches Verfahren zur Kriegserklärung in den
Beziehungen zwischen Polen-Litauen und dem Deutschen Orden bis 1454
vorstellte. Es wurde mittels Modulation seiner Elemente, wie
beispielsweise die Verzögerung einer Zustellung, auch als
kriegstaktisches Instrument eingesetzt. Dass der Ausbruch eines
bewaffneten Kampfes nicht immer das angestrebte Ziel der schließlich
Kriegführenden war, zeigten MANFRED HOLLEGGER (Graz) und MARTIN CAPSKÝ
(Opava). Hollegger brach die von Maximilian I. selbst inszenierte
Außendarstellung des ritterlichen Kriegshelden auf und zeigte
stattdessen das Bild eines doch mehr als bislang angenommen von
politischem Pragmatismus geleiteten Herrschers, der mitunter Kriege
führen musste, die er gern vermieden hätte. Ähnlich zeigte Martin
Capský, wie Sigismunds von Luxemburg eigene gegen die Hussiten
gerichtete Propaganda, für die er die Stadt Breslau als Drehscheibe
nutzte, seinen Konflikt mit den Hussiten noch verschärfte und ihn
letztendlich, anders als geplant, in den Kreuzzug gegen sie führte.

Auf welche Weise gegnerische Parteien aber auch Dritte Wege der
Verständigung suchten, die aus dem Krieg hinaus führen sollten, zeigten
PETR ELBEL (Brno/Wien), ROBERT ANTONÍN (Opava) und ANDREAS WILLERSHAUSEN
(Gießen). Elbel stellte heraus, dass Waffenstillstandsverträge, wie sie
um 1430 in Böhmen zwischen katholischen und hussitischen Parteien
geschlossen wurden, ein gängiges Mittel der mittelalterlichen
Gesellschaft zur Friedensfindung waren. Sie trugen mit ihrer
sprachlichen Gleichbehandlung der Vertragspartner zudem zur Entwicklung
der religiösen Toleranz in Böhmen bei. Nach diesem Blick in normative
Texte fächerte Robert Antonín anhand von erzählenden, ebenfalls
böhmischen Quellen die vielfältigen symbolischen Kommunikationselemente
bei Friedensschlüssen auf und illustrierte, wie sich Feinde
beispielsweise mit Schwüren, Friedensküssen und Händeschütteln nun in
Versöhnungsritualen gegenseitig Frieden zusicherten. Wie hingegen
Kommunikation im Bemühen um Frieden auch scheitern kann, zeigte Andreas
Willershausen. Er führte in das Jahr 1356 auf das Schlachtfeld von
Poitiers und beschrieb eindrücklich, mit welcher verbalen und gestischen
Emphase dort der Kardinal von Périgord den Kampf noch im letzten Moment
abzuwenden suchte. Er belieh geläufige, unter anderem
geistlich-liturgische Symbolik und bemühte sich kniend und Tränen
vergießend zwischen den sich gegenüberstehenden Parteien zu vermitteln.
Vergeblich.

MARTIN STEFÁNIK (Bratislava) leitete die zweite Sektion mit einem Blick
hinter die Kulissen der offiziellen Kommunikation im 1411-13 bewaffnet
geführten venezianisch-ungarischen Streit um Dalmatien ein. Nicht nur
Hintergrunddiplomatie, sondern auch Bestechung galt dem finanziell
potenten Venedig als Verständigungsweg und probates "alternatives
Kriegsmittel". In den 1470er-Jahren im Kampf gegen die Osmanen hingegen
setzte die christliche Republik auf Verbündete, wie GIORGIO ROTA (Wien)
zeigte. 1473 koordinierte Venedig gemeinsam mit den muslimischen Weißen
Hammeln unter Uzun Hasan den einzigen bislang bekannten
europäisch-persischen Militäreinsatz gegen die Osmanen. Neben Fragen zu
Strategie und politischer Propaganda beschäftigte Rota hier vor allem
die wechselseitige Verständigung der Bündnispartner durch den Austausch
zahlreicher Gesandtschaften im Vorfeld des Einsatzes gegen Mehmed II. in
Ost-Anatolien. Deren Bedeutung ist, nicht zuletzt wegen der
verschiedenen Herkunft der Gesandten, offensichtlich nicht allein
politisch-militärisch, sondern auch religiös-kulturell zu
interpretieren. JAROSLAV SVÁTEK (Praha) interessierten die Einflüsse auf
die Kreuzzugspolitik Philipps des Guten bis zur Niederlage der
Kreuzfahrer in der Schlacht bei Warna 1444. Der burgundische Herzog und
seine Berater gewannen ihr Bild vom Feind, wie den mutmaßlich furiosen
Türken, aus Berichten von Reisen in die Kreuzzugsgebiete im Nahen Osten
und auf den Balkan in den 1420er- und 1430er-Jahren, was sich auch auf
ihre Kriegsstrategie auswirkte. PREMYSL BAR (Brno), PAVEL SOUKUP (Praha)
und ANTONÍN KALOUS (Olomouc) demonstrierten, wie Absender politischer
Propaganda ihre Botschaften zielführend einsetzten und gegebenenfalls
auf ihre Adressaten zuschnitten. Sigismund, so legte Bar dar, entschied
je nach katholischen oder hussitischen Empfängern seiner
Propagandaschriften, ob er letztere als "Ketzer" oder nur als "Rebellen"
bezeichnete. Vor allem bei den Adressaten im Reich wollte sich der
Herrscher vom Verdacht befreien, den Kampf gegen die "Häretiker" zu
vernachlässigen, von diesen hingegen erhoffte er sich die Anerkennung
als böhmischer König. Eindeutig gegen die böhmischen "Ketzer" gerichtet
waren die Predigten Oswald Reinleins, mit denen Pavel Soukup die
Wirkkraft mündlicher Kommunikation in Gestalt der Predigt im Mittelalter
ins Blickfeld rückte. Der Augustiner Reinlein rief im Vorfeld des
Heerzuges Albrechts V. 1426 seine Wiener Zuhörerschaft zum Kreuzzug auf.
Die Predigten enthielten keine direkten Kriegsanweisungen, waren sie
auch nicht unmittelbar an (mögliche) Kriegsteilnehmer gerichtet, sondern
an finanzstarke religiös-sensitive städtische Schichten, die den
Kreuzzug bezuschussen sollten. Anhand von drei Kriegen des Matthias
Corvinus zeigte ANTONÍN KALOUS (Olomouc), wie der ungarische König
Propaganda in Form von öffentlichen Schriften, Briefen und von ihm
gelenkter Geschichtsschreibung bei Feinden wie Alliierten geschickt
einzusetzen wusste, "to invent his victories". So inszenierte sich
Matthias als Beschützer der Katholiken gegen die Hussiten, änderte diese
Strategie jedoch recht schnell, als er König von Böhmen wurde. Seine
verbale Auseinandersetzung mit dem Kaiser hingegen, auf die ANNE-KATRIN
KUNDE (Luxemburg) einging, unterlag der Dynamik des Dialogs. Die Quellen
zeichnen das Bild eines zunächst formalisierten Vater-Sohn-Verhältnisses
zwischen Matthias und Friedrich III. Es folgte in seiner sprachlichen
Ausgestaltung geregelten protokollarischen Konventionen, die sich jedoch
mit den diplomatischen und kriegerischen Konflikten zwischen beiden
Herrschern zunehmend auflösten. Die Korrespondenz wurde emotionaler, die
Höflichkeitsfloskeln erodierten.

Die nächste Sektion wandte sich weg von der Sprache hin zu Signalen und
Symbolen als Kommunikationsträger. ROBERT NOVOTNÝ (Praha) demonstrierte
vor dem Hintergrund der Hussitenkriege, wie Kriegsparteien den
kulturellen Konsens über die Bedeutung von symbolischen Handlungen für
sich nutzbar machten. Katholische Truppen starteten mit gesenkten,
Aufgabe signalisierenden Fahnen taktische Manöver. Die Hussiten brachten
mit der Aneignung der eigentlich dem Herrscher vorbehaltenen
Ritterpromotion ihr Selbstverständnis zum Ausdruck. Sie entwickelten
diese symbolische Handlung zudem durch das Mischen von Altem mit Neuem,
Profanem mit Sakralem zu einer neuen Qualität. Laut wurde der Krieg bei
MARTIN CLAUSS (Saarbrücken), der aus Christian Wierstraets Schilderung
der Belagerung von Neuss in den Jahren 1474-1475 die akustischen
Phänomene extrahierte. Glockengeläut, Rufe und Trompetensignale wurden,
so Clauss, von der Stadt als "Klanggemeinschaft" kollektiv rezipiert.
Über die akustische Ebene war so auch eine Kommunikation mit dem Feind
jenseits der Mauer möglich. Während hier also ein weitgehender Konsens
über die Bedeutung der akustischen Signale in der Schlacht herrschte,
mussten für andere, nicht eindeutig fassbare Kriegssituationen
allgemeinverständliche Deutungshilfen erst gefunden werden, wie JAN
BIEDERMAN (Praha) zeigte. Er suchte nach Kriterien, anhand derer im
Mittelalter unentschiedene Schlachten als gewonnene definiert wurden, so
beispielsweise am Ausmaß der Verluste, der Eroberung des Schlachtfeldes
oder des Lagers.

Die Sektion zur Nachrichtenübermittlung im Krieg begann mit zwei
Beiträgen zum Boten- und Spionagewesen. Im Krieg Polen-Litauens gegen
den Deutschen Orden, so SLAWOMIR JÓZWIAK (Torun), sei zwar der Einfluss
der beiderseitigen Aufklärungsmaßnahmen auf die politischen und
militärischen Handlungen aufgrund der Quellenlage nicht einfach zu
messen. Gleichwohl sprächen genug Indizien dafür, dass es sich um ein
gezieltes diplomatisches Spiel handelte. Aufseiten des Deutschen Ordens
konnte das beispielsweise bedeuten, dass kurzerhand ein polnischer
Amtsträger bestochen und für Spionagedienste angeworben wurde. DANIELA
DVORÁKOVÁ (Bratislava), die sich mit Spionage im spätmittelalterlichen
Ungarn beschäftigte, sensibilisierte dafür, dass die Quellen, in ihrem
Fall die Preßburger Rechnungsbücher, eine scharfe Trennung zwischen
einem Boten und einem Spion oftmals nicht zulassen. Für Dienste wie
ihre, die in der Regel aus Informationsbeschaffung gegen Geld bestanden,
wurden häufig einfache Leute, nicht selten auch Frauen oder Mitglieder
von Randgruppen angeworben. Für qualifiziertere Aufklärungstätigkeiten
war allerdings ein gewisser Grad an Professionalität erforderlich. War
beispielsweise ein ungarischer Spion verdeckt am Hof des türkischen
Sultans eingesetzt, musste er zumindest über die Fähigkeit zur
Konspiration verfügen. ANNA JAGOSOVÁ (Wien) und MÁRTA KONDOR (Budapest)
richteten in ihrem gemeinsamen Vortrag den Blick auf die
Geschäftstätigkeit der Kanzlei(en) Sigismunds zu Kriegszeiten, die dem
Herrscher in die Kriegsgebiete nach Bosnien, Italien und Böhmen
folgte(n). Auch hier brach die Produktion von Urkunden nicht ab.
Vielfach waren es Schenkungsurkunden für Kriegsteilnehmer, die neben
ihrem eigentlichen Rechtsinhalt auch Erkenntnisse über den Kriegsverlauf
liefern sowie die Möglichkeit eröffnen, einzelne Kanzleiangehörige zu
identifizieren, wie Jagosová mittels paläographischer Analyse
demonstrierte.

ALEXANDRA KAAR (Wien), DANIEL LUGER (Wien) und KLARA HÜBNER
(Fribourg/Bern) untersuchten aus unterschiedlichen Perspektiven die
städtische Kommunikation in bewaffneten Konflikten. Alexandra Kaar
fragte vor allem nach dem Verhältnis zwischen Mündlichkeit und
Schriftlichkeit in der städtischen Nachrichtenübermittlung. Sie
analysierte dazu typische kriegsbedingte Kommunikationssituationen, wie
beispielsweise die Aufbietung des Landesaufgebots. Für das von ihr
gewählte Beispiel der oberlausitzischen Städte während der
Hussitenkriege konstatierte sie ein Überwiegen der schriftlichen
Nachrichten. Wie sich eine Stadt in der Ausnahmesituation einer
Belagerung verhielt, interessierte Daniel Luger. Er warf einen Blick
über die Alpen nach Triest, das im Rahmen eines Handelskonfliktes 1463
von venezianischen Truppen belagert wurde. Luger zeigte, wie der
Kontaktbedarf des bedrängten Triest zu anderen Städten wie kaiserlichen
Vertretern deutlich zunahm. Anhand der städtischen Rechnungsbücher
belegte er, dass die Ausgaben für Gesandtschaften und Botengänge im Jahr
der Belagerung stark anstiegen, was eines besonders deutlich machte:
Kommunikation kostete Geld. Luger wie auch Klara Hübner, die hierfür das
Botenwesen der Schweizerischen Eidgenossenschaften um 1500 als Beispiel
wählte, zeigten zudem, mit welchen Unwägbarkeiten
Nachrichtenübermittlung mitunter verbunden sein konnte. So wurde in
Konflikten gezielt desinformiert. Es waren geographische Hürden, wie die
Alpen, zu überwinden. Diese sowie große Entfernungen konnten eine
Nachrichtenübermittlung mitunter erheblich verzögern. Die Boten waren
bisweilen Gefahren, wie Folter, ausgesetzt. Auch in UWE TRESPs (Potsdam)
Vortrag traten die Schwierigkeiten der Nachrichtenlogistik über große
Distanzen deutlich vor Augen. So vermochten es die Wettiner letztendlich
nicht, ihre als Reichshilfe für den Krieg Friedrichs III. gegen Ungarn
aufgestellten Truppen über die Entfernung zwischen Wien und Sachsen
hinweg wirksam zu steuern.

Was vom Krieg bleibt, zeigte ZDENEK VYBÍRAL (Tábor) im letzten Vortrag
der Tagung. Er hielt mehrere zu unterschiedlichen Zeitpunkten und aus
verschiedenen Perspektiven abgefasste Kriegsdarstellungen nebeneinander
und belegte damit, dass sowohl die kollektive als auch individuelle
Erinnerung an den Krieg durch mehrere Filter, wie das Vergessen,
Veränderungen unterworfen und letztlich konstruiert ist.

In seiner Schlusszusammenfassung ordnete Uwe Tresp die Tagungsbeiträge
noch einmal nach Art der Kommunikation den Bereichen Mündlichkeit und
Schriftlichkeit, symbolische Kommunikation und Propaganda zu. Er blieb
jedoch nicht bei diesem, so von ihm formuliert, "einfachen Ansatz",
sondern warf ergänzend dazu einen ganzen Katalog weiterführender Fragen
auf, so ob Kommunikationsmedien im Krieg anders als zu Friedenszeiten
funktionierten, wie die Wechselwirkung zwischen Kommunikation und Krieg
mit ihren jeweiligen Mechanismen einzuschätzen ist, und inwieweit die
verschiedenen Kommunikationsmedien der Geschichtsforschung als Quellen
für ihre Fragestellungen zum Thema Krieg nützen. Diese und andere Fragen
seien während der Tagung, wenngleich noch nicht erschöpfend, so doch in
unterschiedlichem Ausmaß angeschnitten und bearbeitet worden. Mit Uwe
Tresp ist darauf zu verweisen, dass die (im Übrigen sehr gut
organisierte) Tagung mit Kommunikation und Krieg zwei große
Forschungsfelder der Mediävistik zusammengeführt hat, die nicht
zwangsläufig zusammengehören müssen. Zu diesem komplexen Themenfeld
haben die Referierenden alles in allem mit ihren Beiträgen einen guten
Boden für weitere Forschungen bereitet.

Konferenzübersicht:

Einführungsvortrag
Malte Prietzel: Briefe, Zeichen, Rituale. Kommunikation in
spätmittelalterlichen Kriegen

Sektion I: Der Weg zum Krieg - der Weg zum Frieden
Moderation: Ivan Hlavácek und Christine Reinle

Adam Szweda: Was geschieht, bevor der Krieg beginnt? Das Beispiel der
Beziehungen zwischen Polen-Litauen und dem Deutschen Orden bis 1454

Manfred Hollegger: Die immer gleiche Verirrung der Menschen? Im Vorfeld
von Schweizer- oder Schwabenkrieg (1499), Landshuter Erbfolgekrieg
(1504) und Venezianerkrieg (1508)

Martin Capský: Kommunikationsstrategien Sigismunds von Luxemburg bei der
Ausrufung des ersten Kreuzzuges

Petr Elbel: Waffenstillstand als integrales Instrument des
spätmittelalterlichen Krieges. Das Beispiel der Hussitenkriege

Andreas Willershausen: Symbolische Kommunikation und Rhetorik des
Friedens bei der Konfliktintervention Kardinal Talleyrands de Périgord
im Vorfeld der Schlacht von Poitiers (1356)

Robert Antonín: Symbolische Kommunikation bei Friedensschlüssen in
erzählenden mittelalterlichen Quellen aus Böhmen

Sektion II: Diplomatie und Propaganda. Auf der Suche nach Verbündeten
Moderation: Manfred Hollegger und Karel Hruza

Martin Stefánik: Alternative Kriegsmittel. Hintergrunddiplomatie,
Bestechung und Handelssperre im venezianisch-ungarischen Krieg in den
Jahren 1411-1413

Giorgio Rota: The Aq Qoyunlu-Venetian joint military campaign of 1473 in
Anatolia and its background

Jaroslav Svátek: From Mamluks to Ottomans. Change of the Burgundian
later-crusade policy and propaganda (an example of two projected
military campaigns)

Premysl Bar: Der erste und zweite Hussitenkreuzzug in der Korrespondenz
und im Propagandaschrifttum König Sigismunds

Pavel Soukup: Aufforderung zum Krieg von der Kanzel. Die Wiener
Kreuzzugspredigten Oswald Reinleins von 1426

Antonín Kalous: Propaganda in the wars of Matthias Hunyadi in the late
1460s an 1470s

Anne-Katrin Kunde: Sunder des kunigs erdichten süssen schrifften und
wortten - Argumentationsformen im Konflikt zwischen Kaiser Friedrich
III. und König Matthias von Ungarn

Sektion III: Signale und Symbole. Kommunikation auf dem Schlachtfeld
Moderation: Malte Prietzel

Robert Novotný: Misslingen des Rituals? Symbolische Kommunikation in den
Hussitenkriegen

Martin Clauss: Der laute Krieg - die Laute des Krieges. Signale und
Geräusche in Kriegen des Mittelalters

Jan Biederman: The problem of defining the victor in undecided battle

Sektion IV: Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Nachrichtenübermittlung im
Krieg
Moderation: Wolfram Ziegler und Paul-Joachim Heinig

Slawomir Józwiak: Der Einfluss von Geheimdienstinformationen auf den
Verlauf militärischer Aktionen im Krieg Polens und Litauens gegen den
Deutschen Orden 1409-11

Daniela Dvoráková: Die Bedeutung der Spionage im spätmittelalterlichen
Ungarn

Anna Jagosová - Márta Kondor: Die Kanzlei im Feldlager. Die Tätigkeit
der königlichen Kanzleien während der Kriegszüge Sigismunds in Bosnien
(1410), Italien (1412-1413) und Böhmen (1420-1422 und 1425)

Alexandra Kaar: So fortiget dyssin knecht von stund myt der antwert her
weder - Mündlichkeit und Schriftlichkeit der Nachrichtenübermittlung in
der Oberlausitz während der Hussitenkriege

Daniel Luger: Umb diesem pfeil gewunden waz ain verschriben zedelein -
Städtische Kommunikation und Nachrichtenübermittlung vor, während und
nach einer Belagerung am Beispiel des "Assedio di Trieste" im Jahr 1463

Klara Hübner: Daz die potn hartt durchkomen - Städtische
Nachrichtenübermittlung in spätmittelalterlichen Konflikten

Uwe Tresp: Das ferne Heer. Die sächsische Reichshilfe für den Krieg
Kaiser Friedrichs III. gegen Ungarn (1481/1482) in den Berichten des
Sittich von Zedtwitz an die Wettiner

Sektion V: Sieger und Besiegte. Krieg in der Erinnerung
Moderation: Paul-Joachim Heinig

Zdenek Vybíral: Symbolic Communication on War in Bohemian Society at the
Turn of the Early Modern Era. Memory - Imagination - Narrative -
Fiction