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2011/02/21 00:54:21
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[Regionalforum-Saar] Neue Rechtsurkunden aus Pompeji
Datum 2011/02/21 10:35:55
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Autor 2011/02/21 10:35:55
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[Regionalforum-Saar] SZ: Zeitmaschine Internet

Date: 2011/02/21 09:02:26
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Zeitmaschine Internet

Online-Portal dokumentiert private Aufzeichnungen aus dem Zweiten Weltkrieg

Eine beliebte Kommunikationsform im Internet ist das Blog, das Web-Tagebuch. Dass das moderne Medium auch für klassische Tagebücher ein guter Ort ist, zeigt das Internet-Projekt Zeitstimmen.de. Hier werden Tagebücher aus der Kriegszeit gezeigt.

Von dpa-Mitarbeiter

Jens Twiehaus

Potsdam. Ihre Worte klingen aus heutiger Sicht bizarr. Aber als Hildegard Muschan aus Rathenow am Abend des 26. September 1946 ihr Tagebuch aufklappte, schrieb sie diese Zeilen wohl aus ihrem tiefsten Empfinden heraus: „Heute war Sonnenschein. Ich ging im Garten spazieren u. saß auf der Bank bei den Massengräbern. Bis zum Abendbrot saß ich auf der Terrasse u. danach konnte ich schlafen.“ Sonnenschein und Massengräber, der Tod und das Abendbrot: Krasse Gegensätze wie diese – aus privaten Tagebüchern und Briefen – veröffentlicht das neue Internetportal www.zeitstimmen.de für jedermann nachlesbar im Netz.

Das nach eigenen Angaben einzige Internetportal für deutschsprachige Tagebücher und Briefsammlungen im Netz ging vor kurzem an den Start. Insgesamt 120 Tagebücher und Briefsammlungen erreichten Projektleiter Peter Walther vom Brandenburger Literaturbüro. Mal waren es zwei Seiten Aufzeichnungen eines Soldaten aus dem Jahr 1945, auf denen er einen Erlebnisbericht von der Schlacht im Oderbruch liefert. Ein anderes Mal waren auch ganze Sammlungen aus 13 oder 14 Bänden unter den Einsendungen. Meistens schickten ihm die Nachfahren Schriften ihrer Mutter, des Großvaters oder der Tante, wie Walther sagt. Zwei Drittel der Texte stammen aus Kriegstagen von 1944 und 1945 sowie der frühen Nachkriegszeit.

Akribisch übertrug etwa ein Dutzend Freiwilliger viele Hundert Seiten handschriftlicher Aufzeichnungen in den Computer, einen Teil der Arbeit übernahmen bezahlte Kräfte. „Anders wäre das bei der Masse nicht zu schaffen gewesen“, sagt Walther. Die „Abschreiber“ kämpften nicht nur gegen vergilbtes Papier, sondern vor allem mit den vielen Tagebucheinträgen in schwer lesbarer Sütterlinschrift. Ein Rentner habe sogar die Aufgabe gemeistert, die so genannte deutsche Kurrentschrift aus einem Tagebuch von 1813 zu transkribieren.

Die Texte sind auf Zeitstimmen.de nicht nur nachzulesen. Die rund 4800 Einträge können auch mit wenig Aufwand durchsucht werden. Eine Suchmaske bietet dem Nutzer zahlreiche Vorschläge, zum Beispiel zu den Orten, an denen der Text geschrieben wurde. Doch auch eine Volltextsuche wie bei einer Suchmaschine führt oft zu einem Treffer: Hildegard Muschans Eintrag etwa erscheint gleich bei der Suche nach dem Begriff „Massengräber“.

Zusätzlich sind Tagebucheinträge, die am selben Tag verfasst wurden, auch auf der Internetseite miteinander verknüpft. „Es ist nämlich sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich verschiedene Menschen dieselben historischen Momente wahrnehmen“, sagt Walther. Doch der 45-jährige Literaturwissenschaftler wollte es nicht bei Texten allein belassen. Fotos illustrieren und begleiten viele Einträge, auch sie wurden in den meisten Fällen von den Verwandten eingesandt.

Die zeitliche Nähe zum beschriebenen Geschehen mache die besondere Qualität der Texte aus, sagt Walther. Sie vermittelten im Gegensatz zu faktenschweren Lehrbüchern eine sehr viel lebendigere Vorstellung vom Leben der Menschen etwa im Zweiten Weltkrieg. „Das historische Gerüst ist ja bekannt. Aber das Erleben der Leute in bestimmten Momenten, diesen gefrorenen Augenblick, kann kein historischer wissenschaftlicher Text bieten“, erläutert Walther die Idee hinter dem Zeitstimmen-Projekt. Die Fülle der subjektiven Eindrücke habe schließlich auch eine „objektivierende Wucht“.

www.zeitstimmen.de