Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg

Date: 2011/02/01 08:43:56
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Einladung
zur Ausstellungseröffnung am
07.02.2011, 18:00

Haus der Stiftung Demokratie Saarland, Bismarckstr. 99, 66121 Saarbrücken

„Die 3. Welt im 2. Weltkrieg“

 

Kooperationsveranstaltung mit Aktion 3. Welt Saar und der Heinrich-Böll-Stiftung

 

Millionen Soldaten aus Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika haben im Zweiten Weltkrieg gekämpft, um die Welt vom deutschen und italienischen Faschismus sowie vom japanischen Großmachtwahn zu befreien. Allein Indien stellte 2,5 Millionen Kolonialsoldaten und China hatte mehr Opfer zu beklagen als Deutschland, Italien und Japan zusammen. Frankreich sowie Großbritannien rekrutierten auch in ihren afrikanischen Kolonien jeweils mehr als eine Million Kolonialsoldaten für Kriegseinsätze vom Maghreb über Europa bis nach Indien und Burma.

Sowohl die faschistischen Achsenmächte als auch die Alliierten rekrutierten in ihren Kolonien Hilfstruppen und Hilfsarbeiter oftmals mit Gewalt. Japanische Militärs verschleppten zudem Hunderttausende Frauen aus Asien in ihre Frontbordelle. Rekruten aus den Kolonien, ob Freiwillige oder Zwangsverpflichtete, mussten sich mit weniger Sold, schlechteren Unterkünften und geringeren Kriegsrenten als ihre „weißen Kameraden“ abfinden.

Weite Teile der Dritten Welt – von der lateinamerikanischen Küste, West-, Nord- und Ostafrika über den Nahen Osten und Indien bis nach Südostasien und Ozeanien – dienten als Schlachtfelder und blieben nach Kriegsende verwüstet und vermint zurück. Bei der Befreiung der philippinischen Hauptstadt Manila von den japanischen Besatzern starben mehr Zivilisten als in Berlin, Dresden oder Köln. Aus ihren Kolonien bezogen die kriegführenden Mächte zudem Nahrungsmittel für die kämpfenden Truppen und Rohstoffe für die Rüstungsproduktion. Oft musste die einheimische Bevölkerung deshalb Hunger leiden.


Auch das NS-Regime bezog kriegswichtiges Material aus den französischen Kolonien in Afrika und Indochina, die unter der Kontrolle der Kollaborationsregierung in Vichy standen. Die Nazis wollten nach der Unterwerfung Osteuropas zudem ein Kolonialreich in Zentralafrika erobern und über Nordafrika in den Nahen Osten vorstoßen. Hunderttausende Juden in dieser Region mussten deshalb um ihr Leben fürchten. 1942 landete ein SS-Kommando in Tunesien, das die Juden in Palästina vernichten sollte und noch im chinesischen Shanghai sahen sich Zehntausende jüdische Flüchtlinge von Gestapo-Verfolgern bedroht.

In der Dritten Welt gab es allerdings nicht nur Opfer, sondern auch Kollaborateure der faschistischen Achsenmächte, die an deren Seite kämpften – von Nordafrika und Palästina über den Irak und Indien bis nach Thailand und Indonesien.

Ausstellungseröffnung: 18:00 Uhr

Begrüßung

Einführung in die Ausstellung:

Karl Rössel

Rheinisches Journalistenbüro Köln

Im Rahmen der Ausstellung finden verschiedene Veranstaltungen statt:

MITTWOCH,  16.02.2011,18:00 Uhr 

Stiftung Demokratie Saarland,
Bismarckstr. 99, 66121 Saarbrücken

Vortrag mit Birgit Morgenrath, Rheinisches JournalistInnenbüro Köln

"Die Kolonialpläne der Nazis"

DONNERSTAG,  17. 02. 2011, 20:00 Uhr

im Filmhaus Saarbrücken,  Mainzerstr. 8

"Indigènes (Tage des Ruhms) , Regie: Rachid Bouchareb, Film

DONNERSTAG, 24.02.2011, 20:00 Uhr

im Filmhaus, Saarbrücken,
Mainzerstr. 8

"63 years on .... (63 Jahre danach...), Regie: Kim Don-Won, Film

anschließend Diskussion mit Nataly Jung-Hwa Han, Berlin

MITTWOCH, 02.03.2011, 20:00 Uhr
im Filmhaus Saarbrücken, Mainzerstr.

"Deutsch arabische Pläne zur Vernichtung der Juden im Nahen Osten",

Vortrag von Martin Cüppers, Forschungsstelle Ludwigsburg

MITTWOCH, 16.03.2011, 18:00 Uhr

im Haus der Stiftung Demokratie Saarland,Bismarckstr. 99, 66121 Saarbrücken,

"Lateinamerika und Karibik im 2. Weltkrieg", Vortrag von Gerd Eisenbürger, Informationsstelle Lateinamerika, Bonn

MITTWOCH, 23. März 2011, 19:30 Uhr
Filmhaus Saarbrücken, Mainzerstr. 8

"Unterwegs als sicherer Ort", Regie Dietrich Schubert, Film

anschließend Diskussion mit Peter Finkelgruen, Köln

Nähere Informationen über die einzelnen Veranstaltungen finden Sie im Internet. www:a3wsaar.de, www:boell-saar.de

Die Ausstellung wird gezeigt bis 31.03.2011

Öffnungszeiten: Montag - Donnerstag  09.00 Uhr - 16.00 Uhr

Freitag: 09.00 Uhr - 14.00 Uhr

Eintritt frei!

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Christa Reidenbach

Stiftung Demokratie Saarland

Bismarckstr. 99

66121 Saarbrücken

Tel.: 0681/90626-10

Fax.: 0681/90626-25

eMail: c.reidenbach(a)stiftung-demokratie-saarland.de

www.stiftung-demokratie-saarland.

[Regionalforum-Saar] SZ: Hunnenring ist Buch-Thema

Date: 2011/02/01 08:49:42
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Hunnenring ist Buch-Thema

Die Gemeinde Nonnweiler präsentiert am Donnerstag, 10. Februar, eine neue Veröffentlichung aus dem Insitut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Mainz. Herausgeberin Sabine Hornung, Uni Mainz, stellt das Buch „Archäologische und naturwissenschaftliche Forschungen zum Wandel der Kulturlandschaft um den Hunnenring bei Otzenhausen“ vor. Vorträge halten Martin Schönfelder, Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz, und Andreas Kronz, Geowissenschafliches Zentrum Uni Göttingen. Der Eintritt ist frei. red

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Salü,

letztens habe ich antiquarisch eine ziemlich zerfledderte Ausgabe von Rudolf Pförtners "Bevor die Römer kamen", erschienen 1961,erstanden. Darin findet sich auf den Seiten 320 bis 342 ebenfalls eine längere Abhandlung über den Hunnenring.

Weiß jemand zufällig, wo der o.a. Vortrag stattfindet?

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Steininger über die Ringw älle, 1845

Date: 2011/02/01 09:05:31
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Geschichte der Trevirer unter der Herrschaft der Römer

von J. Steininger

Trier, 1845

(Seite 193ff)

 

Wollte man dagegen annehmen, dass der Landgraben erst zur Zeit des Honoriüs, als Grenzwall des römischen Gebietes gegen die Franken, errichtet worden sei, dass er also auch die Grenze des fränkisch gewordenen Unter-Germaniens bezeichne; so wäre wohl gegen Letzeres schwerlich viel einzuwenden, indem der Land graben über den Rücken hinzieht, der das Brohlthal auf seiner Ostseite begrenzt; und die Brohl, in deren Nähe Olbrück liegt, könnte die Obringa des Ptolemaeus, die Grenze Unter-Germaniens, sein. Aber alsdann würden die Verbindung des Landgrabens mit der Langmauer, und der Lauf dieser letztern so nahe an Trier vorbei, unerklärt bleiben; indem man diese doch nicht wohl als eine Grenze Unter-Germaniens betrachten kann. Wie wir aber hier sehen, dass im Nordwesten von Trier grosse Anstalten getroffen waren, um die Zugänge zur Stadt und um das Land der Trevirer zu decken, so finden wir auch auf der Südseite des Hundsrückens, im Südosten von Trier, eine Reihe von verschanzten Lagern, von ringförmigen Steinwällen auf Berggipfeln, welche zum Theile neben den römischen Strassen liegen, und ohne Zweifel die Zugänge nach Trier von dieser Seite her schützen sollten. Alle diese Steinringe haben das gemein, dass der Wall auf derjenigen Seite am stärksten ist, wo der Berg am leichtesten erstiegen werden kann; wo aber die Bergabhänge so steil und felsig sind, dass sie nicht erstiegen werden können, da ist der Wall entweder schwach, oder er fehlt gänzlich.

 

Der erste von diesen Steinringen, welche hier noch angeführt werden sollen, ist die Ringmauer auf dem Berge Mumerich, zwischen Grunig und Selbach, nahe bei Tholei. Die Römerstrasse von Trier über Wadern und Tholei nach Bingen, führt an der Nordseite des Berges vorüber; und in der Nähe von Grunig werden viele römische Alterthümer in den Feldern aufgegraben; so wie auch der Varus-Wald, wo viele Alterthümer gefunden werden, nicht weit davon entfernt ist.

 

Da der Berg nur von der Nordseite her zugänglich ist, so findet sich der ungefähr fünf Schuh hohe Stein-Wall, mit einem Wallgraben davor, auch nur auf dieser Seite. Der Berg besteht aus rothem Thon-Porphyr und ist nun mit Wald bedeckt; aber der Wall ist im Walde noch gut erhalten.

 

Der zweite und imposanteste Steinring befindet sich auf der Nordost-Seite des Dorfes Otzenhausen, in der Nähe der Römerstrasse von Trier nach Birkenfeld. Der Ringberg ist von der Nordost-Seite am zugänglichsten; und auf dieser Seite ist der Gipfel des Berges durch einen, wenigstens zwanzig bis dreissig Schuh hohen Steinwall umgeben, dessen Breite in der Grundfläche ungefähr fünfzig Schuh betragen mag. Auf der SüdostSeite ist der Steinwall doppelt, indem gegen die Mitte des Berges ein zweiter Wall um den Berg herumzieht, und sich gegen Ost und Südwest an den Wall anschliesst, welcher den Gipfel des Berges umgiebt. Dieser untere Wall bildet den kleinen Ring, welcher an der Ostseite des Berges selbst für einen Wagen offen und zugänglich ist. Der Abhang des Berges ist unter dem kleinen Ringe ganz mit Steinen überdeckt. Auf der West-Seite kann man ebenfalls zwischen Felsen in den kleinen Ring gelangen; und der grosse Ring ist über dem ziemlich steilen Abhange daselbst nicht ganz geschlossen. Durch den Steindamm führt auf der Südost-Seite ein enger Weg aus dem grossen Ringe in den kleinen Ring hinab, und man behauptet, im grossen Ringe sei ein Brunnen-Schacht gewesen, der nun verschüttet ist. Indessen fand ich noch jetzt, nach anhaltend trocknem Wetter, in einer Vertiefung auf dem grossen Ringe, ziemlich reichliches Wasser; und der Brimsbach (Prinsbach) fliesst auf der Nordseite des hier sehr steilen Ringberges ungefähr drei- bis vierhundert Fuss tief unter dem Ringe vorüber, nach dem eine halbe Stunde südwestlich vom Ringe gelegenen Dorfe Prins-Castel, welches vielleicht das Princastellum des Anonymus Ravennas ist (Bouqet. Recueil des historiens des Gaules et la France, tome I. p. 120.), das von dem ungenannten Geographen des siebenten Jahrhunderts an die Mosel versetzt, und gewöhnlich für Berncastel (Berincastel; Gesta Treviror., c. 190.) genommen wird.

 

Da Prinscastel im Thale liegt, und keine andere römische Befestigung in der Nähe ist, so scheint dasselbe seinen Namen von dem Ringe bei Otzenhausen, diesem grossen, verschanzten Lager, erhalten zu haben. Eine gut gearbeitete Diana von Bronze, welche auf diesem Ringe gefunden wurde, wird in der Sammlung der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier aufbewahrt; und noch vor wenigen Jahren wurden Urnen und andere römische Alterthümer in der Nähe des Ringes ausgegraben. Vor ungefähr vierzig Jahren wurde daselbst auch eine Kupferplatte mit einer Inschrift gefunden, und zu Nonnweiler eingeschmolzen, ohne dass sie von irgend einem Sachverständigen untersucht worden wäre. Wenn aber auch dieser Verlust zu bedauern ist, so glaube ich doch, dass man über die Bedeutung des Ringes nicht in Zweifel sein könne. Eine solche ungeheuere Verschanzung kann nur eine militaerische Bestimmung gehabt haben, und wurde wahrscheinlich in den alemannischen Kriegen unter Valentinian, gegen das Jahr 369, errichtet, um Trier, die Winterresidenz des Kaisers, gegen einen Ueberfall von Mainz her zu decken; so wie schon Constantin die Strasse von Bingen über Neumagen nach Trier durch das Lager (vermuthlich auf dem Nieder-Emmeler Berge) bei Neumagen schützte.

 

Ein dritter Ringwall befindet sich auf dem Ringkopfe, in einem Walde nordöstlich von Leisel, zwei Stunden nordöstlich von Birkenfeld. Er ist viel kleiner, als der Ring bei Otzenhausen; besteht aber gleichfalls, so wie jener, aus QuarzfelsMassen, welche bei beiden Ringen an Ort und Stelle die Gipfel und Abhänge der Berge bedeckten, und nur durch Menschenhand zum Walle zu ordnen und aufzuhäufen waren.

 

Man hat von diesem Ringe eine schöne Aussicht über die niedrigere Gegend um Allenbach, zu deren Schutz er, so wie ein vierter Ring östlich von der Wildenburg, gegen Herstein, angelegt zu sein scheint. Letztern habe ich nicht selbst gesehen; aber er ist in der Gegend allgemein bekannt, und wird auch in der statistisch-topographischen Beschreibung des Regierungsbezirks Trier p. 182, im trierischen Adresskalender für das Jahr 1844, angeführt.

Einen fünften Ringwall sieht man bei Bondenbach, auf der rechten Seite des Hahnenbaches, in der Gegend von Rhaunen; und einen sechsten, in der Nähe von Bingen, kenne ich nur aus Ukerts Germania p. 312. Ukert sagt: „Im Taunus, auf „dem Altkönig, dem Thalwegsberge, bei den alten Höfen, auf „der Goldgrube bei Wiesbaden, auf dem Kellers- und Schäferskopfe, in der Nähe der grossen und kleinen Kentmauer, der Steinrassel und des Würzberges sind ebenfalls Ringwälle. Im Rheingau „ist ein solcher auf dem Rabenkopf und bei Bingen (Man vergleiche auch die Ringwälle auf dem Taunus und in der Wetterau: Philipp Dieffenbach: Zur Urgeschichte der Wetterau. Darmstadt. 1843, p. 41-61)."

 

Die Ringwälle des Taunus dürften wohl während der Kriege errichtet worden sein, welche von Drusus an, im Jahre 10 v. Chr., bis auf Probus, gegen 282 n. Chr., in diesen Gegenden zu verschiedenen Zeiten geführt wurden. Wenigstens erachte ich es in keinem Falle für nöthig, die Meinung derjenigen zu widerlegen, welche in den oben beschriebenen Ringwällen etwas anderes, als verschanzte Lager, erkennen wollen. Ich glaube, dass der ringförmige Steinwall zu Landscheid, in der Nähe der Langmauer, und der Ring zu Otzenhausen, den Vergleich mit den heiligen Steinkreisen der Druiden durchaus nicht zulassen, und dass durch diese zwei Ringwälle die Bedeutung der übrigen, welche ich gesehen, und oben angegeben habe, unzweifelhaft bestimmt wird. Da aber diese Ringwälle sich theils in der Nähe römischer Strassen befinden; und da theils viele Spuren römischer Niederlassungen bei ihnen vorkommen; so halte ich es für wahrscheinlich, dass sie römischen, nicht gallischen Ursprungs sind, und dass sie vielleicht zu den Castris gehören, welche Valentinian im Jahre 369 n. Chr. bauen liess. Ich mag sie daher nicht gerne mit den oppidis der Britannier vergleichen, welche Caesar allerdings ihnen sehr ähnlich beschreibt (Caesar, B. G. V., 21). Ich nehme um so mehr Anstand, einen solchen Vergleich gelten zu lassen, als wir aus Caesar (Caesar, B. G. VII, 23) die Befestigungen der Gallier auf eine Weise kennen lernen, die sich damit gar nicht würde vereinigen lassen. Auch scheinen den unsern ganz ähnliche Befestigungen an der obern Mosel und Maas vorzukommen, welche auf den Karten zu der Histoire de Lorraine par Dom Calmet, tome I; Nancy 1745; ringförmig gezeichnet sind, und von dem Verfasser dieser Karten, dem Ingenieur Didier Bugnon, als römische Lager (camps romains) betrachtet werden.

 

Quelle: http://books.google.de/books?ei=IbtHTaW0F6KShAeZq8XsBA&ct=result&dq=steininger%20treverer&q=hunnenring&pg=PA194&id=5ZhbAAAAQAAJ&output=text

Re: [Regionalforum-Saar] Steininger über die Ringw älle, 1845

Date: 2011/02/01 09:12:39
From: Hans Mader <MaderHans(a)aol.com>

*G*

Das Buch steht bei mir im Regal ;))

Re: [Regionalforum-Saar] SZ: Hunnenring ist Buch-Thema

Date: 2011/02/01 10:07:14
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>

Die Homepage der Gemeinde Nonnweiler enthält auch den Veranstaltungsort.


Buchpräsentation

Beginn Datum
Donnerstag den 10.02.11
Beginn Uhrzeit
19:00 Uhr
 

Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie, aus dem Insitut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Mainz, Band 192.

 

Die Gemeinde Nonnweiler präsentiert im Rahmen einer Buchvorstellung am Donnerstag, dem 10.02.2011 den neuen Band aus dem Insitut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Mainz. Herausgeberin Dr. Sabine Hornung, Uni Mainz, stellt das Buch "Archäologische und naturwissenschaftliche Forschungen zum Wandel der Kulturlandschaft um den "Hunnenring" bei Otzenhausen" vor.

 

Vorträge: Dr. Martin Schönfelder, Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz
                  Dr. Andreas Kronz, Geowissenschafliches Zentrum Uni Göttingen

 

Musikalische wird die Veranstaltung durch die Musikschule im Landkreis St. Wendel e.V. umrahmt.

Ort

Kurhalle Nonnweiler

Preise
Der Eintritt ist frei!

-----Original Message-----
Date: Tue, 01 Feb 2011 08:49:27 +0100
Subject: [Regionalforum-Saar] SZ: Hunnenring ist Buch-Thema
From: Rolgeiger(a)aol.com
To: regionalforum-saar(a)genealogy.net

Hunnenring ist Buch-Thema

Die Gemeinde Nonnweiler präsentiert am Donnerstag, 10. Februar, eine neue Veröffentlichung aus dem Insitut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Mainz. Herausgeberin Sabine Hornung, Uni Mainz, stellt das Buch „Archäologische und naturwissenschaftliche Forschungen zum Wandel der Kulturlandschaft um den Hunnenring bei Otzenhausen“ vor. Vorträge halten Martin Schönfelder, Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz, und Andreas Kronz, Geowissenschafliches Zentrum Uni Göttingen. Der Eintritt ist frei. red

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Salü,

letztens habe ich antiquarisch eine ziemlich zerfledderte Ausgabe von Rudolf Pförtners "Bevor die Römer kamen", erschienen 1961,erstanden. Darin findet sich auf den Seiten 320 bis 342 ebenfalls eine längere Abhandlung über den Hunnenring.

Weiß jemand zufällig, wo der o.a. Vortrag stattfindet?

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Konf: Die monastische Klausur - Bronnbach im Taubertal 03/11

Date: 2011/02/01 20:42:34
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

From:    P. Alkuin Schachenmayr <nota(a)schachenmayr.net>
Date:    30.01.2011
Subject: Konf: Die monastische Klausur - Bronnbach im Taubertal 03/11
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Europainstitut für cisterciensische Geschichte, Spiritualität, Kunst und
Liturgie (EUCist), Bronnbach im Taubertal
04.03.2011-05.03.2011, Kloster Bronnbach

Die klösterliche Klausur wird mit Beiträgen aus den Fachgebieten
Ordensrecht, Spiritualität, Architektur, Musikwissenschaft und
Ordensgeschichte behandelt. Der Veranstalter (siehe Link zur Homepage)
fördert den Kontakt zwischen Zisterziensern und Laieninteressenten und
rekrutiert Nachwuchsforscher für die Cistercienser-Forschung.

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Freitag, 4. März 2011

9.15 Uhr: Einleitende Bemerkungen durch P. Alkuin Schachenmayr O.Cist.a

9.30 Uhr: Forschungsgeschichte des Klosters Bronnbach - Leonhard Scherg

10.15 Uhr: Klausurbegriff und Klosterreform im 15. Jh. - Meta
Niederkorn

11.30 Uhr: Die Umgestaltung von Klausurbauten im 15./16. Jh. im
ordensübergreifenden Vergleich - Katinka Krug

14 Uhr: Generalabt Boucherat (1604-1625) und die Klausur - Bertrand
Marceau

15 Uhr: Die Klausur in den Cistercienserinnenklöstern der frühen
Neuzeit: Vorschriften, Wahrnehmung und Praxis - Jan Zdichynec

16 Uhr: Musikpflege im Frauenstift Nonnberg des 17./18. Jh.s - Monika
Kammerlander

19:30 Uhr: Konzert für zwei Cembali im Bernhardsaal. Meister und Schüler
- Regelpoeten und Originalgenies. Komponierende Zisterziensermönche des
Barock im Kontext ihrer Zeitgenossen


Samstag, 5. März 2011

9.30 Uhr: Klösterliche Gebärdensprache, Zeichen der Stille - Radka
Lomicková

10.30 Uhr: Spannungsverhältnis Klausur und Öffentlichkeit(en) - Georg
Schrott

11.30 Uhr: Klausur und Wirtschaftsweise der Cistercienserinnen - Maria
M. Rückert

15.15 Uhr: Das Privileg des Klausureintritts für Staatsoberhäupter und
Mitglieder regierender Häuser - Peter Wiesflecker

16.15 Uhr: Klausur in Klarissenkonventen im 16. Jh. - Babette Reicherdt

------------------------------------------------------------------------
P. Dr. Alkuin Schachenmayr O.Cist.
Institutsvorstand EUCist
Stiftsplatz 1
A-2532 Heiligenkreuz

Mobil: (0043) 664-848-0058
E-Mail: nota(a)schachenmayr.net

"EUCist News" Blog <http://cistercium.blogspot.com/>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=15622>


_________________________________________________
    HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE
           H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU
Redaktion:
E-Mail: hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de
WWW:    http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de
_________________________________________________

[Regionalforum-Saar] Tagber: Von der Eigenkirche zur Pfarreiengemeinschaft.

Date: 2011/02/02 18:26:03
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>


Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg; Würzburger
Diözesangeschichtsverein; Historisches Seminar der Universität Leipzig
26.11.2010-27.11.2010, Würzburg

Bericht von:
Wolfgang Weiß, Institut für Historische Theologie,
Julius-Maximilians-Universität Würzburg; Diözesangeschichtsverein,
Würzburg
E-Mail: <w.weiss(a)uni-wuerzburg.de>

In dieser in Kooperation der Katholischen Akademie Domschule, des
Archivs und der Bibliothek des Bistums Würzburg, des Würzburger
Diözesangeschichtsvereins und des Historischen Seminars der Universität
Leipzig am 26./27. November 2010 veranstalteten Tagung wurden diachron
zentrale Aspekte der Entwicklung des Pfarreiwesens bzw. der
Organisierung der Seelsorge vor Ort seit den Anfängen des Bistums
Würzburg bis hin zum gegenwärtigen Ringen um die Errichtung sogenannter
Pfarreiengemeinschaften in den Blick genommen.

Mit WILFRIED HARTMANN (Tübingen) konnte einer der besten deutschen
Kenner der Geschichte des Frühmittelalters und des frühen Kirchenrechts
für die Tagung gewonnen werden. Sein Referat spannte den Bogen "Vom
frühen Kirchenwesen (Eigenkirche) zur Pfarrei (8. - 12. Jahrhundert)"
und schloss dabei - so der Untertitel - "strukturelle und
kirchenrechtliche Fragen" ein. Die Notwendigkeit der Taufe und der
Teilnahme der Gläubigen am Gottesdienst führte nördlich der Alpen seit
dem 4. Jahrhundert zum Aufbau der Kirchenorganisation zunächst in den
römischen "civitates", seit dem 6. Jahrhundert auch auf dem Land im
Rahmen der Grundherrschaften. Das 741/42 gegründete Bistum Würzburg
wurde vom Hausmeier Karlmann mit 26 Königskirchen ausgestattet, die
damals schon länger bestanden. Auch der Retzbacher Vertrag (815)
zwischen dem Bischof von Würzburg und dem Abt des Klosters Fulda zeigt,
wie weit verbreitet das Eigenkirchenwesen war, dessen Entwicklung sich
im Bistum Würzburg aber bei weitem nicht so genau nachzeichnen lässt,
wie es im karolingerzeitlichen Bistum Freising dank der dort erhaltenen
Traditionsaufzeichnungen möglich ist. Auf den Grundlagen des
Eigenkirchenwesens entwickelte sich im Hochmittelalter - befördert vom
Kampf gegen die Investitur von Geistlichen durch Laien seit dem
Zeitalter des Investiturstreits (Laterankonzil 1059) - eine
Pfarreiorganisation, die durch Zugriffsrechte des Bischofs, räumliche
Abgrenzung (Pfarrsprengel) und Pfarrzwang (verbindlich erst seit 1215)
gekennzeichnet war. Das Dekret Gratians ließ dem Eigenkirchenherrn seit
dem 12. Jahrhundert nur noch wenige Verfügungsmöglichkeiten in Gestalt
des Patronatsrechts.

An diese Ausführungen schloss der Vortrag von ENNO BÜNZ (Leipzig) an,
der sich mittlerweile in zahlreichen Regionalstudien von Nord- über
Mittel- bis Süddeutschland mit der Entwicklung der Pfarrei im
Mittelalter beschäftigt hat. Sein Referat mit dem Thema "Kirchliche
Blüte oder Krise?" rückte die "Pfarreien, Seelsorger und Gemeinden im
Bistum Würzburg um 1500" in den Mittelpunkt, knüpfte aber chronologisch
an die Ausführungen von Wilfried Hartmann an. Im 11./12. Jahrhundert
bildete sich die Pfarrei nicht nur institutionell heraus, sondern setzte
in dieser Zeit auch eine Welle von Pfarreigründungen ein, die in manchen
Regionen des sehr ausgedehnten Bistums Würzburg freilich bis zum frühen
16. Jahrhundert anhielt, wie am Beispiel des Landkapitels Coburg gezeigt
wurde. Um 1500 gab es im Bistum Würzburg etwa 870 Pfarreien, und in
zahlreichen Pfarrkirchen, aber auch in Kapellen bestanden darüber hinaus
1.444 Benefizien für Messpriester, darunter allein 231
Frühmessstiftungen, die mancherorts wiederum Ausgangspunkt für eine
Pfarreigründung wurden. Kirchenbauten und Pfründenstiftungen wären ohne
die Spendenbereitschaft der Menschen vor Ort gar nicht möglich gewesen.
Nicht der Diözesanbischof, sondern vor allem der Ortsadel, aber auch
viele Landgemeinden spielten im späten Mittelalter eine entscheidende
Rolle, um die Kirche ins Dorf zu holen. In zahlreichen städtischen
Pfarrkirchen wurden seit dem 15. Jahrhundert auch von Laien Prädikaturen
gestiftet, um theologisch ausgebildete Geistliche für eine gelehrte
Predigt und damit für die religiöse Unterweisung zu gewinnen. Gewiss gab
es im Kirchenwesen vor der Reformation auch Missstände, die
beispielsweise daran ablesbar sind, dass Pfarrgeistliche weitere
Benefizien innehatten oder das Konkubinat nicht beachteten. Bünz hob
allerdings hervor, dass ein abschließendes Urteil nicht möglich sei, da
das alltägliche Pfarreileben im Bistum Würzburg sowohl aus geistlicher
wie aus laikaler Perspektive noch näherer Erforschung bedürfe. Schon
jetzt sei aber auch im Bistum Würzburg um 1500 ein blühendes kirchliches
Leben sichtbar, das die Gläubigen allerdings auch eher aufnahmebereit
für die lutherische Lehre gemacht habe.

Auf die umfassenderen Grundlagenreferate zur mittelalterlichen
Entwicklung folgten jeweils halbstündige Kurzreferate zu zentralen
frühneuzeitlichen Themen. Ausgangslage der Tagungskonzeption war
hierbei, dass große Teile des Bistums Würzburg im 16. Jahrhundert von
der Reformation erfasst wurden, was in den weltlichen Territorien die
Einrichtung eines evangelischen Kirchenwesens zur Folge hatte. Dagegen
konnte im Hochstiftsgebiet die katholische Konfession durch die
Gegenreformation Fürstbischof Julius Echters gesichert werden und sich
durch Aktivitäten in Sinne der katholischen Reform, die bis in die
Schönbornzeit festzustellen sind, festigen.

Der Stadtarchivar UWE MÜLLER (Schweinfurt) beleuchtete als Beispiel für
einen evangelischen Reichsstand das Verhältnis von "Geistlichkeit und
Rat in der protestantischen Reichsstadt Schweinfurt". Ausgehend von dem
im Vortragstitel erwähnten Zitat "daß ein Erbar Rath in keine Wege
widerwertige Predig leiden wölle" - aus einem Gutachten Melanchthons und
anderer Wittenberger Theologen in Lehrstreitigkeiten innerhalb der
Schweinfurter Geistlichkeit - legte er die wiederholten Konflikte
zwischen der reichstädtischen Obrigkeit und ihrer Geistlichkeit im
Zeitraum von der Einführung der Reformation 1542 bis zur
Konsolidierungsphase nach dem Westfälischen Frieden dar. Bei der
Berufung des Oberpfarrers Johannes Piccart 1654 kam es letztmals zu
einer prinzipiellen Auseinandersetzung um die Ausübung des
Summepiskopats, der "iura episcopalia", speziell um das Recht des Rates
zur Bestellung der Geistlichen, um die Ausübung der Kirchenhoheit durch
die weltliche Obrigkeit, die diese erfolgreich reklamiert. Weitere
Konfliktfelder - Wahrung der reinen Lehre, des "genus doctrinae",
Ausgestaltung der Kirchenordnung, Ausübung von Kirchenzucht und
Schulaufsicht - wurden einbezogen.

VERONIKA HEILMANNSEDER (München/Würzburg), die an einer historischen
Dissertation arbeitet, die vergleichend den Würzburger und Freisinger
Geistlichen Rat in der Zeit der Gegenreformation und Katholischen Reform
behandelt, konnte anhand des Fallbeispiels der würzburgischen Landstadt
und Pfarrei Seßlach zeigen, wie sich im frühneuzeitlichen Bistum
Würzburg die diözesanen Kommunikationskanäle zu einem engmaschigen Netz
der Informationsübermittlung und Kontrollnahme verdichteten. Als
kennzeichnend stellte sie das Ineinandergreifen von Zentral- und
Mittelbehörden sowie der unteren Organisationseinheiten der Pfarreien
heraus. Diese Ausdifferenzierung von umfassenden Verantwortlichkeiten
auf jeder Verwaltungsebene stellte einerseits die Pfarrei im Allgemeinen
in erweiterte Kommunikationsräume, ermöglichte andererseits der
Diözesanspitze eine erleichterte Einflussnahme auf das Pfarreiwesen.

Chronologisch schloss unmittelbar WINFRIED ROMBERG (Würzburg) -
Mitarbeiter am Germania-Sacra-Projekt zur Fortsetzung der von Alfred
Wendehorst bis Julius Echter vorangetriebenen Würzburger Bischofsreihe -
in seinem Referat über das Würzburger "Pfarrwesen vom Dreißigjährigen
Krieg bis zur Aufklärungszeit (1617/18-1803)" an. Zentral war dabei die
Zusammenschau der Veränderungen im institutionellen und pastoralen
Bereich. Er führte aus, dass in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges
das von Julius Echter reformierte Pfarrwesen nahezu vollständig
zusammenbrach. Eine Neuformierung der gesamten Kirchenorganisation
einschließlich der Pfarrebene fand in den Jahren von 1660 bis kurz vor
1700 mittels territorialrechtlicher Kirchenordnungen (1670/1693), welche
an die zurückliegende Reformära Julius Echters anknüpften, statt. Das
insgesamt wiederauflebende Pfarrwesen war dadurch in hohem Maße
obrigkeitlich geregelt, streng hierarchisch verfasst und auf die
Amtsperson des Pfarrers orientiert. Die Aufklärungszeit ab den
1750er-Jahren erbrachte neue Impulse einer stärker human orientierten
Pastoral wie des sozialen Fortschritts.

In wichtige Themen und Fragestellungen der Entwicklung im 19. und 20.
Jahrhundert führten drei Statements ein. Dabei griff WOLFGANG WEIß
(Würzburg) die von Olaf Blaschke geprägte Kennzeichnung der Pfarrer bzw.
der Geistlichen als "Milieumanager" auf. Blaschke wollte damit
zuspitzend zum Ausdruck bringen, dass diese fast im Alleingang das
ultramontane Milieu zu verantworten hätten. Weiß warnte vor der Neigung
der Sozialgeschichte zu vereinfachenden Forschungskonstrukten (zum
Beispiel bei der Milieuvorstellung) und mahnte an, die innere
Differenzierung des Katholizismus ernst zu nehmen. So seien im 19.
Jahrhundert unter den Würzburger Geistlichen bis über die
Jahrhundertmitte ultramontane "Neokonservative" und Spätaufklärer bzw.
liberale Altkonservative in den verschiedensten Schattierungen und
Übergängen zu erkennen. Die durch den Außendruck des Kulturkampfs
erzwungene Binnenhomogenisierung (bzw. Ghettoisierung) trete nur eine
relativ kurze Phase der 1870er- und 1880er-Jahre als dominierendes
Phänomen hervor, sei aber keineswegs vollständig erfolgt. Schon in den
1890er-Jahren ließen sich milieu- und reformkatholische Richtungen
deutlich unterscheiden.

CHRISTIANE STOCK und MATTHIAS FINSTER (beide Würzburg) setzten sich mit
der Seelsorgeplanung im Bistum Würzburg ab den 1970er-Jahren
auseinander. Stock thematisierte hierbei die Errichtung der
Pfarrverbände. Sie ging dabei auf die Fragen ein, warum diese neuen
pastoralen Strukturen Mitte der 1970er-Jahre geplant und zum Teil auch
eingeführt wurden sowie woran deren Umsetzung letztendlich scheiterte.
Im Anschluss an die Ausführungen von Christiane Stock stellte Matthias
Finster die Neugliederung der Dekanate in den 1970er-Jahren vor. Nach
einer kurzen Rückschau auf die Veränderungen der Dekanate im Bistum
Würzburg seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die treibenden Kräfte,
der Verlauf, die wesentlichen Prozesse und die Ergebnisse der Reform
dargestellt. Den Abschluss bildete ein Ausblick auf mögliche neue
Veränderungen hinsichtlich der Dekanate durch die Errichtung der
Pfarreiengemeinschaften.

Wie im Bischöflichen Kommissariat Meiningen, also dem südthüringischen
Bereich des Bistums Würzburg, die Seelsorge auf die veränderten
Verhältnisse nach 1945 angepasst werden musste, legte KATRIN SCHWARZ
(Würzburg) dar. Das Diasporagebiet nahm aufgrund territorialer wie
konfessioneller Hintergründe bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts
einen besonderen Status in der Diözese Würzburg ein, der nach 1945
fortgesetzt wurde, da das kirchliche Gebiet getrennt vom Mutterbistum
innerhalb der sowjetischen Besatzungszone lag. Aus diesem Grund waren
besondere Strukturen notwendig, um die seelsorgliche Versorgung der
mitunter zehntausenden Flüchtlinge und Vertriebenen, die nach 1945 in
das Bischöfliche Kommissariat einströmten, aufrecht zu erhalten. Vor
diesem Hintergrund skizzierte Katrin Schwarz den Aufbau zahlreicher
neuer Seelsorgestellen und Gottesdienststationen und sprach dabei auch
die kirchenrechtlichen Grundlagen an.

Die beiden letzten Referate wandten sich dann Gegenwartsfragen zu. Der
Würzburger Lehrstuhlinhaber des Kirchenrechts HERIBERT HALLERMANN
(Würzburg) behandelte aus kanonistischer Sicht den gegenwärtigen Umbruch
"Von der Territorialpfarrei zur Pfarreiengemeinschaft" zu. Er mahnte
hierbei an, dass sich gegenwärtige Organisationsformen pfarrlicher
Seelsorge immer noch mehr am alten Codex Iuris Canonici (CIC)/1917 als
am geltenden CIC/1983 orientierten. Der neue Codex gehe nämlich von der
Gemeinschaft der Gläubigen aus und nicht von territorialen Grundlagen;
auch räume er der pfarrlichen Hirtensorge als gemeinsame Aufgabe des
Hirten (Pfarrers) und der Gemeinde(mit)glieder den Vorrang vor den
Strukturen ein. Vor diesem Hintergrund kam Hallermann auf die Bildung
von Pfarreiengemeinschaften im Bistum Würzburg zu sprechen. Dies sei ein
recht halbherziges Unternehmen, da eine rechtlich verbindliche
Neustrukturierung vermieden worden wäre, eine Reihe von
kirchenrechtlichen Unstimmigkeiten damit verbunden und in pastoraler
Hinsicht wenig gewonnen sei. Sie würde sogar neue Schwierigkeiten in
sich bergen, denn letztlich bestehe die Gefahr, dass sich sogar das
Gegenüber von Pfarrer und Gemeindemitglieder vertiefe und die
Mitverantwortung der Laien keineswegs wachse.

Der Würzburger Domkapitular CHRISTOPH WARMUTH (Würzburg), innerhalb der
Diözesanleitung hauptverantwortlich für den Weg zu den neuen
Pfarreiengemeinschaften zuständig, referierte über die Überlegungen und
Schritte auf dem Weg zu den neuen Pfarreiengemeinschaft. Schwerpunkte
des Vortrags waren die Schilderung der Ausgangslage, der
Errichtungsprozess mit den damit verbundenen Konfliktfeldern, der
aktuelle Stand sowie die Zukunftsperspektiven der neuen unteren
pastoralen Ebene. Im Anschluss daran entstand eine interessante
Diskussion zwischen Christoph Warmuth und Heribert Hallermann zu den
rechtlichen Grundlagen der Pfarreigemeinschaften.

Die Tagung unterstrich das Wort von Wolfgang Petke, dass die Pfarrei
eine Institution und ein Forschungsgegenstand von langer Dauer sei. Der
Blick in die einzelnen Epochen verdeutlichte, dass die Organisierung der
Seelsorge vor Ort unterhalb der Diözesanebene ständigen
Anpassungsprozessen ausgesetzt war. Sie stand jeweils unter besonderem
Bewährungsdruck. Immer wieder war es notwendig, die verschiedenen
Interessen der Beteiligten bzw. Betroffenen (Diözesanleitung,
theologische Leitlinien, weltliche Obrigkeit, Laien) oder soziologische
Verhältnisse zu berücksichtigen. Nicht zu verkennen ist auch, dass der
obrigkeitliche Zugriff in der Neuzeit wuchs, besonders der Bischof,
seine Diözesankurie sowie seine Pfarrer ausschlaggebend wurden und
selbst in der Gegenwart wirkliche Mit- oder gar Eigenverantwortung der
Laien nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Konferenzübersicht:

Wilfried Hartmann (Tübingen): Vom frühen Kirchenwesen (Eigenkirche) zur
Pfarrei (8. - 12. Jh.): strukturelle und kirchenrechtliche Fragen

Enno Bünz (Leipzig): Kirchliche Blüte oder Krise? Pfarreien, Seelsorge
und Gemeinden im Bistum Würzburg um 1500

Uwe Müller (Schweinfurt): "...daß ein Erbar Rath in keine Wege
widerwärtige Predige leiden wölle" - Geistlichkeit und Rat in der
protestantischen Reichsstadt Schweinfurt

Veronika Heilmannseder (München/Würzburg): Kommunikationsräume einer
würzburgischen Pfarrei um 1600

Winfried Romberg (Würzburg): Das Pfarrwesen im Zeitalter des
Konfessionalismus und der Aufklärung (1618-1803)

Wolfgang Weiß (Würzburg): Der Pfarrer im ultramontanen Milieu: Vom
Kirchen- und Staatsdiener zum "Milieumanager" - Realität oder
Forschungskonstrukt?

Christiane Stock, Matthias Finster (beide Würzburg): Entwicklung der
Seelsorgeplanung im Bistum Würzburg seit den 1970er-Jahren
(Pfarrverband, Dekanatsreform)

Katrin Schwarz (Würzburg): Seelsorgerische Strukturen im Bischöflichen
Kommissariat Meiningen nach 1945

Heribert Hallermann (Würzburg): Von der Territorialpfarrei zur
Pfarreiengemeinschaft. Anmerkungen aus kanonistischer Sicht

Christoph Warmuth (Würzburg): Die Errichtung der Pfarreiengemeinschaft
im Bistum Würzburg als Antwort auf die aktuellen pastoralen
Herausforderungen


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[Regionalforum-Saar] m Kolonialismus zur Globalisierung. Europa und die Welt seit 1500

Date: 2011/02/03 20:24:32
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Wendt, Reinhard: Vom Kolonialismus zur Globalisierung. Europa und die
Welt seit 1500 (= UTB 2889). Paderborn: UTB 2007. ISBN
978-3-8252-2889-7; 440 S.; EUR 22,90.

Rezensiert für geschichte.transnational und H-Soz-u-Kult von:
Friedrich Edelmayer, Universität Wien
E-Mail: <friedrich.edelmayer(a)univie.ac.at>

In den letzten Jahren geht einer der Trends in der Geschichtsforschung
hin zu Studien, die unter dem Etikett von "Globalgeschichte" oder "neuer
Weltgeschichte" firmieren. Es soll also nicht nur mehr die Geschichte
der europäischen Expansion dargestellt werden, sondern vielmehr soll von
den Interaktionen berichtet werden, die zunehmend ab dem 15. Jahrhundert
die einzelnen Teile der Welt immer mehr zusammen wachsen ließen zu jenem
"globalisierten" System, das heute nicht nur Zustimmung, sondern auch
zahlreiche Kritik hervorruft. Reinhard Wendt steht in der Tradition
dieser neueren Geschichtsschreibung, auch wenn er im ersten Satz seiner
Einführung schreibt: "Dies ist ein eurozentrisches Buch" (S. 11). Zum
Glück stellt sich dies bald als eine mehrheitliche Schutzbehauptung
heraus, auch wenn natürlich die Weltregion Europa, der lange Zeit
wichtigste Motor für die Globalisierungsprozesse, im Buch immer wieder
vorkommen muss.

Wendt hat sich für seine sehr lesenswerte Zusammenfassung der
Globalisierungsprozesse ein originelles System der Darstellung einfallen
lassen. Seine vier Hauptkapitel untergliedert er jeweils in drei Teile,
die er auch gleich benennt: A. Nord-Süd; B. Süd; C. Süd-Nord. In den
A-Teilen wird jeweils die europäische oder "nördliche" Welt in ihrer
Expansion in die und ihrer zunehmenden Vernetzung mit den anderen Welten
beschrieben. In den B-Teilen werden die Veränderungen in den anderen
Welten analysiert. Und in den C-Teilen zeigt der Autor, wie sich der
Norden, der in den letzten fünfhundert Jahren beträchtlich gewachsen ist
- heute zählt dazu beispielsweise der größte Teil Nordamerikas - durch
den Süden seinerseits verändert hat. Wendt hat damit eine sehr tragbare
Konstruktion gefunden, um den äußerst heterogenen Stoff übersichtlich zu
gliedern und von einer Darstellungsweise wegzukommen, die die gesamte
Menschheitsgeschichte einzig aus dem europäischen Blickwinkel
betrachtet.

Nach seiner sehr lesenswerten Einführung und einem kurzem Kapitel über
die mittelalterlichen Interaktionen im afro-eurasischen Raum kommt Wendt
zu seinem ersten Hauptteil, der iberischen Phase, die er als jene des
Kronmonopolismus bezeichnet. Der Beginn dieser Phase am Ende des 15.
Jahrhunderts ist eindeutig, das Ende, das der Autor im Jahre 1820
ansetzt, wirkt etwas künstlich. Er meint damit wohl den Zusammenbruch
der spanischen und portugiesischen Systeme in den Amerikas. Für den
Rezensenten ist diese Einteilung etwas artifiziell und nur mit der
amerikanischen Weltregion begründbar. Dem Autor scheint es nicht
unähnlich ergangen zu sein, nennt er doch seinen zweiten Hauptteil die
nordwesteuropäische Phase oder die Zeit der "Chartered Companies", die
er 1600 beginnen und 1857 enden lässt. Es ergeben sich hier also
zeitliche, wenn auch nicht wirklich räumliche Überschneidungen.

Letztlich handelt es sich um nicht ganz geglückte Kapitelüberschriften,
die nicht davon ablenken sollten, dass Wendt ganz großartig die
einzelnen Globalisierungsprozesse beschreibt. Dabei beschränkt er sich
nicht nur auf politische Ereignisse, religiöse Änderungen oder das, was
früher unter dem Begriff "Entdeckungsgeschichte" subsumiert wurde,
sondern berichtet detailreich Prozesse, die in anderen Darstellungen nur
marginal erwähnt werden. Pars pro toto sei der globale Pflanzenaustausch
erwähnt, der im Buch immer wieder auftaucht. Hier überrascht der Autor
mit Detailkenntnissen, die oft nur in der regionalhistorischen
Forschungsliteratur zu finden sind. Meines Wissens wurde beispielsweise
noch nicht globalhistorisch kontextualisiert, dass der Benediktinerabt
Caspar Plautz im Kloster Seitenstetten in Niederösterreich schon 1621
Kartoffelrezepte publizierte[1], wie Wendt beschreibt (S. 189).

Auch bei seinem dritten Hauptteil, den der Autor als die Phase der
europäischen Dominanz (1857-1930) bezeichnet, behält er sein oben
genanntes Gliederungsschema bei. Im Teil A berichtet er über Freihandel
und Imperialismus, die Aufteilung der Welt sowie Missionen und
Imperialismus. Im Teil B beschreibt er unter anderem die von ihm so
genannte "Verdichtung" des europäischen Weltsystems, die Aufhebung der
Sklaverei und die kolonialen Gesellschaften. Im Teil C kommt er wieder
auf Kolonialwaren oder überseeische Pflanzen zurück und widmet auch den
Migrationen den nötigen Raum.

Im letzten Hauptteil beschreibt Wendt die Dekolonisierung, den
Neokolonialismus und die endgültige Globalisierung im 20. und 21.
Jahrhundert. Auch hier scheut er nicht davor zurück, unangenehme Fragen
zu stellen, beispielsweise nach der "Biopiraterie", also der Verwendung
pflanzlicher Stoffe für die Pharmaindustrie, ohne die Länder, in denen
die betreffenden Pflanzen gewonnen werden, an den Gewinnen zu beteiligen
(S. 373). Sehr kritisch setzt er sich auch mit den kolonialen Erblasten
in den postkolonialen Gesellschaften auseinander (S. 345-349).

Versöhnlich wirkt der Schluss des Buches. Dort werden nicht nur die
Gesamtergebnisse der Arbeit noch einmal knapp zusammengefasst, sondern
es fehlt auch nicht der Hinweis auf einzelne regionale Küchen, die
italienische Pasta mit Tomaten, das steirische Kürbiskernöl, die
englischen "Fish and Chips", den ungarischen Paprika, die Polenta, die
Schokolade etc. etc. All diese Produkte sind keine europäischen, auch
wenn sie hier schon identitätsstiftend wirken und manchmal als
"national" wertvoll gegen alles "Ausländische" verteidigt werden müssen.
Gerade die letzten Zeilen von Wendt regen noch einmal sehr zum
Nachdenken an.

Das Buch ist also ein gelungener Wurf. Einzig das an sich illustrative
Kartenmaterial gerät manchmal etwas zu klein und unlesbar. Die
Abbildungen dagegen sind äußerst illustrativ und klug ausgewählt. Das
anregend geschriebene Werk ist als Pflichtlektüre im universitären
Neuzeitunterricht unbedingt zu empfehlen.

Anmerkung:
[1] Honorius Philoponus [= Pseudonym von Caspar Plautz], Nova Typis
Transacta Navigatio. Novi Orbis Indiae Occidentalis ..., [Linz] 1621.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Katja Naumann <knaumann(a)uni-leipzig.de>

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Diese Rezension entstand im Rahmen des Fachforums
geschichte.transnational.
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[Regionalforum-Saar] Fahrt in die Geschichte Kerneuropas: Tagesfahrt nach Luxemburg

Date: 2011/02/04 17:02:39
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Fahrt in die Geschichte Kerneuropas: Tagesfahrt nach Luxemburg am 25. März 2011

In Zusammanarbeit mit Europe Direct LHS Saarbrücken

 

 

Programmablauf:

 

·         Freitag, 25.März 2011, Abfahrt in Saarbrücken (genauer Abfahrtsort wird noch bekanntgegeben)

·         Stadtrundgang in Luxemburg:

Constitutionsplatz, Kathedrale mit Besuch der Krypta des "Blinden Königs" Johann von Böhmen, Besichtigung der evangelischen Kirche, der früheren Jesuitenkirche mit der Großherzoglichen Loge, durchs Regierungsviertel und zum "Knuedler" mit dem Reiterdenkmal von Wilhelm II., zum Bockfelsen mit der Ruine der gräflichen Burg und den Casematten mit Blick auf den Grund und die Corniche.

Abschluß auf der Plâce d`Armes, dem historischen Stadtzentrum mit dem Gouverneurspalais.

·         Mittagspause

·         Besichtigung der Ausstellung "Unter vollen Segeln" in der Villa Vauban mit Führung und Erklärung des modellhaften Projekts der Rekonstruktion der Villa.

Die Ausstellung ist einer der bedeutendsten Epochen der niederländischen Geschichte gewidmet. Luxemburg gehörte bis zur französischen Revolution zu den habsburgischen Niederlanden, deren nördlicher Teil sich nach den Freiheitskriegen im 17. Jahrhundert zu einer respektablen Seemacht entwickelt hatte. Diesem Zeitalter mit den beeindruckenden Schifffahrts-Gemälden aus der klassischen niederländischen Maler-Geschichte ist die Ausstellung gewidmet.

·         anschließend: Freizeit

·         Ankunft in Saarbrücken gegen 19.00h

 

Für die Stadtführung wird festes und flaches Schuhwerk empfohlen.

 

Teilnahmebeitrag: 25,00 Euro

 

 

Der Reisebegleiter:

 

Ulrich Andres, geb. 1940 in Bonn. Gelernter Sozialarbeiter mit langjähriger Erfahrung in sozialen Brennpunkten und der Jugend- und Kulturarbeit im Rheinland und in der Pfalz. Aktiv in gewerkschaftlicher und berufsständischer Arbeit auf Landesebene. Ab 1985 Angestellter der Landeshauptstadt Saarbrücken und Orientierung in die Erwachsenenbildung mit Schwerpunkt im regionalen grenzüberschreitenden Bereich und ab 1995 zur Senioren-Kulturarbeit. Seit Juni 2005 Rentner und weiterhin, auch ehrenamtlich, in der regionalen Kulturarbeit tätig.

 

 

Schriftliche Anmeldung ist erforderlich! (Anmeldefrist bis zum 25.Februar 2011)

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Saskia Recktenwald

 

Stiftung Demokratie Saarland

Bismarckstr. 99

66121 Saarbrücken

 

Telefon: 0681/90626-22

S.Recktenwald(a)stiftung-demokratie-saarland.de

 

 

[Regionalforum-Saar] Meisterwerke antiker Technik

Date: 2011/02/06 20:34:23
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Grewe, Klaus: Meisterwerke antiker Technik. Mainz am Rhein: Philipp von
Zabern Verlag 2010. ISBN 978-3-8053-4239-1; 168 S.; EUR 34,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Peter Kritzinger, Institut für Altertumswissenschaften,
Friedrich-Schiller-Universität Jena
E-Mail: <peter.kritzinger(a)uni-jena.de>

Klaus Grewe - seit über vier Jahrzehnten in der Erforschung antiker
Technikentwicklung tätig - hat sich mit dem zu besprechenden Buch zum
Ziel gesetzt, antiken Bauwerken und ihren Schöpfern ein Denkmal zu
setzen (S. 8). Da sich kaum schriftliche Zeugnisse erhalten haben, kommt
dabei den Überresten antiker Bauwerke natürlich eine herausragende
Bedeutung zu. Tatsächlich lassen sich auch heute noch viele
Errungenschaften und Leistungen antiker "Ingenieurskunst" bewundern. Es
liegt also nahe, diese beeindruckenden Zeugnisse für sich sprechen zu
lassen.

Der kurzen Einleitung folgen acht thematische Kapitel, welche wohl die
wichtigsten Bereiche antiken Ingenieurwesens abdecken. Staudämme lassen
sich für die gesamte Antike (ab etwa 2600 v.Chr. im Wadi Garawi in
Ägypten) beinahe im ganzen Mittelmeerraum belegen [1], von denen einige
selbst heute noch in Funktion sind. Abgesehen von den zum Teil
beeindruckenden Dimensionen der Staumauern (bis zu 40 Meter hoch und
mehrere 100 Meter lang), war auch die Bautechnik auf einem Niveau, das
erst im 20. Jahrhundert wieder erreicht wurde; man denke nur an die
Bogenstaumauer. Grewe beschreibt exemplarisch in Autopsieberichten
konkrete Beispiele von Staumauern in Ägypten, Spanien, Syrien und der
Türkei aus unterschiedlichen Epochen (S. 10-24).

Wasserleitungen dienten in der Antike vornehmlich dazu, Häuser, Städte
bzw. ganze Landstriche mit Trinkwasser oder - seltener und
eingeschränkter - mit Wasserenergie zu versorgen. Der Bau dieser
Leitungen stellte an die Bauleiter ganz besondere Herausforderungen, die
Grewe vor allem anhand der Eifelwasserleitung nach Köln exemplifiziert
(S. 58-65). Aufgrund mangelnder technischer Alternativen waren antike
Baumeister gezwungen, das natürliche Gefälle auszunutzen, was dazu
führte, dass Wasserleitungen nicht selten über viele Kilometer hinweg
durchschnittlich nur wenig über ein Promille Gefälle aufweisen. Eine
Folge war die Errichtung imposanter Aquädukte, die Höhen von bis zu 50
Meter (so der Pont du Gard, S. 85-89) erreichen konnten. Alternativ
wurden Druckleitungen eingesetzt (S. 48-50), die dabei halfen, unnötige
Höhenverluste zu vermeiden. Teilweise wurde das Wasser aber auch durch
Berge hindurch verlegt, wobei die Tunnelanlagen mehrere Kilometer lang
sein konnten (S. 139-160).

Die Nutzung der Wasserenergie erfuhr vor allem im Römischen Reich einen
in der Wissenschaft lange Zeit unterschätzten Höhepunkt. Getreide wurde
in geradezu industriellem Ausmaß (so in den Mühlen von Barbegal bei
Arles) mit Hilfe von Wasserkraft gemahlen. Turbinentechnik war im
Römischen Reich (so in Simitthus in Africa) ebenso wie das Getriebe
bekannt, das den Betrieb etwa von Steinsägen ermöglichte (S. 67-72).
Zudem wurde Wasser auch für (Heil-)Bäder genutzt, deren Überreste
wiederum von der hohen Kunst antiker Baumeister künden (S. 73-76).

Der Transport besaß im "globalisierten" Imperium Romanum eine geradezu
lebenswichtige Bedeutung, weshalb das Transportnetz großzügig ausgebaut
wurde. Straßen und Straßenbrücken aus der Antike lassen sich nahezu
überall rund um das Mittelmeer nachweisen. Dabei sind eine nicht geringe
Anzahl der Brücken gegenwärtig noch in Benutzung, woraus unschwer eine
verlorene und nicht mehr erreichte Qualität im Bauwesen zu erkennen ist
(S. 91-122). Die großen Römerstraßen waren zumeist mit einem aufwendigen
Fundament und einer hochwertigen Pflasterung versehen, die sich
ebenfalls verschiedentlich erhalten hat (S. 126). Zudem zeigte ein
ausgeklügeltes System (mittels Stadiasmus bzw. Meilensteinen) dem
Reisenden die Entfernungen zu den verschiedenen Städten an. Um die
Distanzen möglichst klein und den Straßenverlauf weitestgehend gerade zu
halten, scheute man auch nicht davor zurück, buchstäblich Berge zu
versetzen (S. 125 u. 133). Doch nicht nur für den Landverkehr wurde
höchster Aufwand betrieben: Diverse Kanalanlagen sind überliefert, wovon
die spektakulärste wohl die Verbindung zwischen Nil und Rotem Meer sein
dürfte (S. 161-163). Am Ende des Buches findet sich ein knappes
Abkürzungs- bzw. Literaturverzeichnis.

Durch diese und noch weitere Aspekte antiker Ingenieursleistungen führt
Grewe seine Leser anhand von Zeugnissen aus der Zeit vom 8. Jahrhundert
v.Chr. bis in die Spätantike. Durch den unprätentiösen Stil liest sich
das reich bebilderter Buch wie ein archäologischer Führer. In der Tat
animiert Grewe seine Leser immer wieder durch knappe, aktuelle,
topographische Hinweise zu den jeweiligen Befunden diese persönlich zu
besuchen. Die zumeist vom Verfasser beigesteuerten Bilder lenken dabei
den Blick der Betrachter auch auf ausgefallene, interessante Details.
Ganz ohne Zweifel hat Grewe das selbstgesteckte Ziel erreicht: Das Buch
ist eine fesselnde Hommage an antike Ingenieure, das sich vor allem an
den interessierten Laien wendet. Allerdings macht die Tatsache, dass
Grewe die Überreste antiker Ingenieurskunst ausschließlich aus der
Perspektive des praxisorientierten Technikers betrachtet, das Buch auch
für Studenten der Altertumswissenschaften durchaus lesenswert.


Anmerkung:
[1] Beeindruckend sind allein die Zahlen für die römische Zeit: in der
Türkei 30, in Spanien 23, in Nordafrika 34 und in Syrien 23 Staudämme.


Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Udo Hartmann <hartmannu(a)geschichte.hu-berlin.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
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[Regionalforum-Saar] Menschen in Bewegung – Aus wanderung, Einwanderung, Binnenwanderung

Date: 2011/02/08 10:23:25
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

2. Tag des Geschichtsunterrichts:
Menschen in Bewegung – Auswanderung, Einwanderung, Binnenwanderung
 
Dienstag, 15. Februar 2011 (das ist am Dienstag nächster Woche!)
8 bis 16 Uhr

Universität des Saarlandes
Uni-Aula (Gebäude A3 3) und verschiedene Räume des Historischen Instituts (Gebäude B3 1)
 
Fernsehsendungen wie „N24 History“ oder die Doku-Reihe „Die Deutschen“ kennt fast jeder. Historische Filme und Dokudramen prägen die Medienlandschaft. Zuschauer mit einem reflektierten Geschichtsbewusstsein können aktuelle gesellschaftliche Phänomene in einen historischen Zusammenhang stellen. Um ein solches Bewusstsein zu wecken, ist das Schulfach Geschichte besonders gefordert. Das Historische Institut der Universität des Saarlandes organisiert deswegen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung Saarbrücken (ILF), dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) und dem Saarländischen Geschichtslehrerverband zum zweiten Mal einen Tag des Geschichtsunterrichts für Studierende, Lehrer und Referendare.
 
Thema der Fortbildung ist die Migration.

Ein Schwerpunkt am Tag des Geschichtsunterrichts liegt auf der Pfalz als Migrationsland. Dazu wird ein öffentlicher Vortrag in der Aula ab 9 Uhr angeboten:
 
Roland Paul, der stellvertretende Leiter des Instituts für pfälzische Geschichte in Kaiserslautern, spricht über „Die Pfalz als Beispiel eines Migrationslandes vom 16. bis 20. Jahrhundert.“ Danach erfahren die Teilnehmer in verschiedenen Workshops, wie sie das Thema Migration in den Unterricht einbetten können. Viele der Workshops haben dabei einen Bezug zur Region.
 
Unter anderem geht es im Workshop von Karl-Werner Desgranges um die Hugenotten im Warndt,
Dr. Johannes Schmitt behandelt die Auswanderung in der Saarregion im vorindustriellen Zeitalter.
 
Im Workshop von Professor Peter Thorau erfahren die Teilnehmer, ob der erste Kreuzzug eine Migrationsbewegung war.
 
Nicholas Williams hält einen Workshop zum Thema „Evakuierung und Flucht im Zweiten Weltkrieg: Zeitzeugenberichte“.
 
In Workshops zum interkulturellen Lernen mit Neuen Medien und zum Geschichtsbewusstsein bei Schülern mit Migrationshintergrund werden aktuelle fachdidaktische Ansätze vorgestellt.

Kontakt:
Dr. Eva Kell
Tel.: 0681 / 302-2966
E-Mail: e.kell(a)mx.uni-saarland.de

[Regionalforum-Saar] SZ: Vortrag über Fuchsh übel

Date: 2011/02/09 09:34:38
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Vortrag über keltisches Fürstengrab

Start einer Veranstaltungsreihe über die Kelten-Geschichte in der Schaumbergregion

Die Gemeinde Tholey lädt zu einer Veranstaltungsreihe ein, die das Leben der Kelten vor 2000 Jahren näherbringen soll. Den Auftakt bildet am morgigen Mittwoch ein Vortrag über das Fürstengrab.

Tholey. Vor 2000 Jahren war die Saar-Lor-Lux-Großregion ein wichtiges Zentrum Europas. Hier lebten die Kelten. Ihre Fürstinnen und Fürsten waren mächtige Herrscher und gefürchtete Krieger, ihre Druiden hüteten den Schatz des Wissens um die Magie des Universums, ihre Schmiede beherrschen die Kunst, Eisen zu gefürchteten Waffen und innovativen Werkzeugen zu formen. Die Ausstellung „Die Kelten – Druiden, Fürsten, Krieger“, die seit November im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu sehen ist, hat dieses Thema in den Mittelpunkt gerückt.

Die Gemeinde Tholey hat eine Veranstaltungsreihe konzipiert, die das Wissen um diese reiche und bedeutende Kultur vor 2000 Jahren in der Schaumbergregion aufarbeitet. Zum Start der Reihe referiert Thomas Fritsch, der Terrex-Projektleiter des „keltischen Ringwalls von Otzenhausen“ am Mittwoch, 9. Februar, um 19.30 Uhr im Tholeyer Rathaussaal über das keltische Fürstengrab „Fuchshübel“ bei Theley, den größten erhaltenen Grabhügel des Saarlandes.

Der mächtige Grabhügel zwischen Theley und Selbach von 60 Metern Durchmesser und fünf Metern Höhe wurde 1835 ausgegraben. Entdeckt wurde eine reiche Ausstattung: Schmuck und Waffen aus Bronze, Eisen oder Gold und die Überreste eines Wagens. Zu sehen sind die Schätze des Fuchshübels heute im Rheinischen Landesmuseum in Trier. Dr. Thomas Fritsch informiert über die Kultur der Kelten in der Region und beleuchtet in einem Exkurs den vermeintlichen Fürstensitz auf dem Momberg bei Gronig. Die Veranstaltungsreihe wird am 19. Februar mit einer Fahrt in die Keltenausstellung in Völklingen fortgesetzt, am 24. März findet ein Vortrag von Dr. Sabine Hornung über „Die Kelten im St. Wendeler Land“ im Hasborner Alten Rathaus statt. Am 31. März referiert Dr. Meinrad Maria Grewenig in der Erweiterten Realschule Theley über die „Kelten im Saarland“. Wanderungen zu keltischen Fundstellen und eine Demonstration keltischer Handwerkskunst runden die Reihe ab. red

Ein Flyer mit allen Terminen ist bei der Gemeinde Tholey erhältlich, Tel. (0 68 53) 50 80.

[Regionalforum-Saar] SZ: Kulturgeschichte in f ünf Epochen

Date: 2011/02/09 09:35:35
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

vorgestern in der SZ:  

Kulturgeschichte in fünf Epochen

Leitprojekt soll die Geschichte des St. Wendeler Landes zum Anfassen und Mitmachen aufbereiten

Die Vergangenheit erzählen und gleichzeitig die Zukunft beschreiben. Das will die Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land mit einer Erzählung über die Region erreichen. Die Geschichten über die Geschichte sollen dabei von den Menschen aus dem St. Wendeler Land beigesteuert werden.

Von SZ-Redakteur

Volker Fuchs

St. Wendel. Historische Romane sind auch deshalb so beliebt, weil sie Geschichte bildhaft erzählen, weil Menschen in diesen Erzählungen lebendig werden, die Vergangenheit Gestalt annimmt statt der nüchternen Aufzählung von Daten und Fakten.

Nun ist auch das St. Wendeler Land reich an Geschichte. Und wer diese kennt, wer weiß, warum sich die Kulturlandschaft so und nicht anders entwickelt hat, der kann seine Zukunft besser gestalten. Dieser Gedanke steht hinter einem neuen Leitprojekt der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land in Zusammenarbeit mit der Europäischen Akademie Otzenhausen. Es trägt den Titel: „St. Wendeler Land steinreich: Auf den Spuren einer 2500-jährigen europäischen Kulturentwicklung“.

„Wir wollen eine Erzählung machen“, sagt der Vorsitzende der Kulturlandschaftsinitiative Werner Feldkamp im SZ-Gespräch in der Akademie. Dort stellt er gemeinsam mit Kerstin Adam von der Akademie die Idee vor. „Wir wollen die Vergangenheit erzählen und gleichzeitig die Zukunft beschreiben“, führt er aus. Die Geschichten dazu sollen interessierte Menschen aus der Region beisteuern.

Wie soll das konkret passieren? Am Samstag, 14. Mai, gibt es zum Start einen Aktionstag in der Europäischen Akademie. Durch Vorträge sowie Auftritte von Darstellern aus verschiedenen Epochen der letzten 2500 Jahre wird das Projekt vorgestellt. Es folgen fünf thematische Folgekonferenzen zu den einzelnen Epochen. Experten werden ihre Ergebnisse vorstellen, möglichst viele interessierte Laien sollen mitarbeiten. Kerstin Adam: „Wir wollen Geschichte zum Anfassen und Mitmachen.“ Das Vorhaben ist insgesamt auf mehrere Jahre hin angelegt. Die Struktur dieser geplanten Erzählung ist vorgegeben. Die 2500 Jahre werden in fünf Epochen aufgeteilt: die keltische, die römische, die fränkische und die deutsche. Die jüngste ist dann die der europäischen Nationalstaaten. Jeder dieser Epochen sollen starke Symbole, Landmarken, also historische Spuren, und interessante Persönlichkeiten zugeordnet werden.

Dazu soll es thematische Erzählungen geben. Wie war das mit der Energieversorgung in den 2500 Jahren, mit der Wald- und Landwirtschaft, der Ernährung und Wasserversorgung? Welche Mineralien und Erze spielten wann und wie eine Rolle und prägten die Region. Schließlich schmolzen schon die Kelten Eisen.

Weitere Themen können die Gesellschaftsentwicklung, Kunst, Kultur und Religion sein. Nicht umsonst ist das St. Wendeler Land nach seinem Volksheiligen benannt. Und schließlich soll aus dieser vielfältigen Geschichte die Brücke zur Zukunft der Region geschlagen werden.

Wichtig ist Feldkamp und Adam, dass bei dieser Aufarbeitung möglichst viele zum Mitmachen gewonnen werden. Heimatkundler und ihre Vereine ebenso wie interessierte Laien. Geplant ist deshalb im zeitigen Frühjahr eine Befragung. Die Menschen in der Region sollen sich dabei zu den Besonderheiten des St. Wendeler Landes äußern. Welche kennen sie, welche würden sie mit Bekannten und Gästen besuchen? Was wissen sie über diese?

[Regionalforum-Saar] Vortrag "Die Kolonialplän e der Nazis"

Date: 2011/02/11 12:54:16
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Einladung zu dem Vortrag
„Die Kolonialpläne der Nazis“
am 16. Februar 2011, 18:00 Uhr im
Haus der Stiftung Demokratie Saarland, Bismarckstr. 99, 66121 Saarbrücken

 

Nach dem Ersten Weltkrieg musste das Deutsche Reich "seine" Kolonien an die Siegermächte abtreten. Doch schon 1933 richtete die NSDAP wieder ein Kolonialpolitisches Amt (KPA) ein, um die Verwaltung eines "germanischen Kolonialreichs" in Afrika vorzubereiten. Dieses sollte von der Atlantikküste im Westen bis zum Indischen Ozean im Osten des Kontinents reichen. Seine Eroberung gehörte zu den erklärten Kriegszielen der Nazis und sollte nach der Unterjochung Osteuropas erfolgen. Auch der in Saarlouis geborene Kolonialmilitär Paul von Lettow-Vorbeck setzte sich in der NS-Zeit massiv für die Rückeroberung der ehemaligen deutschen Kolonien ein.

 

Referentin: Birgit Morgenrath, Rheinisches JournalistINNenbüro, Köln

 

Dieser Vortrag ist Teil einer Veranstaltungsreihe im Rahmen der Ausstellung "Die 3. Welt im 2. Weltkrieg":
Die Ausstellung wird in  in Kooperation mit der Aktion 3. Welt Saar und der Heinrich-Böll-Stiftung
vom 7.2.2011 bis 31. März 2011 im Haus der Stiftung Demokratie Saarland, Bismarckstr. 99, 66121 Saarbrücken gezeigt.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Christa Reidenbach

Stiftung Demokratie Saarland

Bismarckstr. 99

66121 Saarbrücken

Tel.: 0681/90626-10

Fax.: 0681/90626-25

eMail: c.reidenbach(a)stiftung-demokratie-saarland.de

www.stiftung-demokratie-saarland.de

 

 

[Regionalforum-Saar] Rezension (deutsch): From Tribe to Province to State

Date: 2011/02/13 23:21:18
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>



de Vingo, Paolo: From Tribe to Province to State. An
Historical-ethnographic and Archaeological Perspective for
Reinterpreting the Settlement Processes of the Germanic Populations in
Western Europe between Late Antiquity and the Early Middle Ages (=
British Archaeological Reports International Series 2117). Oxford u.a.:
Archaeopress 2010. ISBN 978-1-407-30658-2; XXI, 303 S.; £ 52,00.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Oliver Schipp, Mainz
E-Mail: <OliverSchipp(a)web.de>

Seit Edward Gibbon in seinem Hauptwerk "The History of the Decline and
Fall of the Roman Empire" die Herrschaftsgründungen durch die
germanischen Stämme auf den Trümmern des Römischen Reiches als ein
unabwendbares Ereignis, verschuldet von der christlich-römischen
Dekadenz, betrieben von schwachen Kaisern und starken Königen,
beschrieben hat, arbeitet sich die Forschung an dieser brillanten
Vorlage ab. Jede Forschergeneration fügt neue Theorien und Thesen hinzu.
Wenn Gibbon auch vielfach nicht erreicht wird, so sind seine
Einschätzung und Bewertung doch inzwischen überholt. Daran sind die
verschiedenen historischen, anthropologischen, juristischen und
archäologischen Forschungsdisziplinen gleichermaßen beteiligt. Erschwert
wird die Erforschung des 4. bis 9. Jahrhunderts aber immer noch durch
die imaginäre Epochengrenze zwischen Spätantike und Mittelalter, der an
den Universitäten eine entsprechende Aufteilung der Arbeitsbereiche
entspricht. Zudem ist die Völkerwanderungszeit seit jeher Gegenstand
internationaler Forschung. Die Beschäftigung mit dieser setzt folglich
eine gewisse Mehrsprachigkeit voraus.

Paolo de Vingo geht in seiner Dissertation, die nun als Monographie
vorliegt, der Frage nach, wie aus Stämmen Staaten wurden, und legt
erstmals eine detaillierte Studie vor, in welcher die historischen
Quellen und archäologischen Befunde sowie die Ergebnisse der Forschung
über sprachliche, sachliche und methodische Grenzen hinweg dargestellt
werden. Dabei nimmt er nicht das gesamte Gebiet des vergehenden
Westreiches in den Blick, sondern fokussiert seine Untersuchung auf
Franken, Burgunder, Ostgoten und Langobarden. Als territorialen
Schwerpunkt wählt er den Alpenraum und Norditalien. Dieses Vorgehen ist
mit der Quellenfülle und der disparaten Befundsituation gut begründet,
wenngleich man feststellen muss, dass der weitgesteckte Rahmen der
ersten Kapitel immer mehr eingeengt wird, je weiter die Untersuchung
voranschreitet. Es entsteht mithin der Eindruck, dass die ursprüngliche
Konzeption der Arbeit größer angelegt war. Auf der Grundlage der
archäologischen Analyse sollen schließlich eine detaillierte historische
Bewertung und eine Beschreibung der Entwicklung der einzelnen ethnischen
Gruppierungen möglich werden.

Am Anfang der Studie steht eine Präsentation der Arbeit durch die
Archäologin M. M. Negro Ponzi (S. IIIf.), gefolgt von einem Vorwort des
Archäologen M. Rotili (S. V-XVIII) und einer Einführung von Paolo de
Vingo (S. 1-5). Die anschließende eigentliche Untersuchung gliedert sich
in vier Kapitel und eine Zusammenfassung. Eine umfassende Bibliographie
schließt das Werk ab. Im ersten Kapitel der Untersuchung wird die
historische Situation vom 5. bis zum 8. Jahrhundert mit besonderem
Schwerpunkt auf das Gebiet Norditaliens dargestellt (S. 7-36). De Vingo
beginnt mit der Ansiedlung der Sarmaten im 3. Jahrhundert und spannt den
Bogen über die Wanderungen der Burgunder, Franken und Goten bis zu Karl
dem Großen. Er unterscheidet bei der Ansiedlung von 'Barbaren' auf dem
Boden des Römischen Reiches mehrere personenrechtliche Kategorien wie
dediticii, foederati, laeti, gentiles und inquilini.[1] Die Gruppen
werden aber nur vage differenziert; auch die rechtliche Entwicklung
dieser personenrechtlichen Stellungen berücksichtigt de Vingo nicht
weiter, sodass nicht deutlich wird, was es für die jeweilige Gruppe
bedeutete, unter einer der erwähnten Rechtsstellungen im 3., 4. oder 5.
Jahrhundert angesiedelt worden zu sein. So hatte etwa die Ansiedlung der
'Barbaren' als Inquilinen im 3. Jahrhundert nicht, wie de Vingo
schreibt, die Bodenbindung zur Folge (S. 8), da diese erst im 4.
Jahrhundert eingeführt wurde.[2] Hier hätte man differenzierter
darstellen müssen.

Im zweiten Kapitel werden der kulturelle Kontext und die Ethnogenese der
'Barbaren' erörtert (S. 37-87). Untergliedert in die Ethnogenese der
Burgunder, Franken, Langobarden und Goten skizziert de Vingo auf der
derzeitigen Forschungsgrundlage diesen vielschichtigen Prozess, den
Wenskus einst als "Stammesbildung" bezeichnete, der mit Wolfram
inzwischen "Ethnogenese" genannt und neuerdings als Transformation
begriffen wird. Es gelingt dem Autor, auf wenigen Seiten die wichtigsten
Quellen (Jordanes, Gregor von Tours und Paulus Diaconus) anzusprechen
und die Ethnogenese der jeweiligen Gruppierung auf der Grundlage der
aktuellen Forschung zu schildern. Dabei werden sowohl die Ergebnisse der
deutschsprachigen Forschung, insbesondere der "Wiener Schule", vertreten
durch Herwig Wolfram und Walter Pohl, als auch der englischsprachigen
Forschungen, vor allem von Ian Wood und Peter Heather, einbezogen.
Leider geht de Vingo nicht auf Forschungskontroversen ein und erklärt
sich auch nicht in der 'Gretchenfrage' der gotischen Ethnogenese - wie
man es nämlich mit der Historizität der bei Jordanes beschriebenen
Wanderung der Goten hält. Das Kapitel wird mit einer Zusammenfassung
abgeschlossen, in der de Vingo vier Typen der Ethnogenese
unterscheidet.

Nachdem nun die Stämme gebildet sind, wird im dritten Kapitel unter
Verwendung aller Quellengattungen die Staatsgründung der Burgunder
beschrieben (S. 89-169); die literarischen Quellen werden dabei ebenso
herangezogen wie das geschriebene Recht der Burgunder (Lex Burgundionum
und Lex Romana Burgundionum). Des Weiteren werden die materiellen
Hinterlassenschaften untersucht und das Siedlungsgebiet anhand von
Grabbefunden abgesteckt. Einen besonderen Reiz besitzt die Darstellung
der burgundischen Gesellschaft mittels der Rechtsbücher und des
archäologischen Befundes in den beiden Burgunderstädten Genf und Lyon.
Theoretischer Herrschaftsanspruch und Sozialordnung werden hierbei den
tatsächlichen Hinterlassenschaften gegenübergestellt. Durch die
Kontrastierung der Textquellen mit den archäologischen Befunden kommt de
Vingo zu einer umfassenden Darstellung sowie zu soliden
Schlussfolgerungen bezüglich der Ausgestaltung der burgundischen
Herrschaft in der Sapaudia.

Die Brücke zum Frühmittelalter wird schließlich im vierten Kapitel
geschlagen, in dem de Vingo die Siedlungsprozesse in Norditalien
untersucht, wobei die Romanen, Ostgoten, Byzantiner und Langobarden in
den Fokus genommen werden (S. 171-261). Die Begräbnisbräuche und die
Grabbeigaben lassen nicht nur die topographische Verbreitung eines
bestimmten Typs erkennen, sondern de Vingo kann an diesen Zeugnissen
auch die sozialen Veränderungen aufzeigen. Dabei darf man aber als
Nicht-Archäologe skeptisch sein, ob es möglich ist, Föderaten, Laeten,
Franken oder Burgunder anhand der Grabbefunde klar voneinander
unterscheiden zu können.

Das Buch ist in einem unhandlichen und kopierunfreundlichen DIN-A4
Format gedruckt. Register fehlen; die Bibliographie weist bei den
deutschen Titeln zahlreiche Rechtschreibfehler auf. Der Band ist reich
bebildert, wobei nicht nur historische Karten zur Erläuterung der
Wanderbewegungen, Pläne von archäologischen Befunden und Zeichnungen
archäologischer Artefakte, sondern auch Rekonstruktionszeichnungen von
Föderaten, Burgundern, Langobarden, Franken und einer Begräbnisszene
beigegeben wurden. Über Sinn und Zweck solcher Darstellungen kann man
geteilter Meinung sein. In einer wissenschaftlichen Monographie wirken
sie jedenfalls ein wenig deplatziert; hübsch und dekorativ sind sie aber
allemal.

Es ist das Verdienst de Vingos, die weit verstreute Forschungsliteratur
über Sprachgrenzen hinweg akribisch gesammelt, geordnet und ausgewertet
zu haben, wobei eine kritischere Haltung gegenüber den
Forschungsergebnissen wünschenswert gewesen wäre. Der Band liefert dem
Leser aber einen reichen Fundus der literarischen Quellen und
archäologischen Befunde aus der Völkerwanderungszeit zur Frage der
Ansiedlung von Franken, Burgundern und Langobarden im alpinen Raum und
in Norditalien.

Anmerkungen:
[1] Zum Gebrauch des Terminus "Barbaren" vgl. Walter Pohl, Vom Nutzen
des Germanenbegriffes zwischen Antike und Mittelalter: Eine
forschungsgeschichtliche Perspektive, in: Dieter Hägermann / Wolfgang
Haubrichs / Jörg Jarnut (Hrsg.), Akkulturation. Probleme einer
germanisch-romanischen Kultursynthese in Spätantike und frühem
Mittelalter, Berlin 2004, S. 18-34.
[2] Zum Inquilinus-Begriff und zur Entwicklung der Bodenbindung von
Kolonen und Inquilinen zuletzt Oliver Schipp, Der weströmische Kolonat
von Konstantin bis zu den Karolingern (332 bis 861), Hamburg 2009, S.
23-27 u. 34-96.


Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Udo Hartmann <hartmannu(a)geschichte.hu-berlin.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2011-1-105

[Regionalforum-Saar] Spätantike im Heimatmuseum Neipel

Date: 2011/02/13 23:28:36
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Zum Thementag:

Vor- und Frühgeschichte im Heimatmuseum Neipel

laden wir Sie herzlich ein

 

E I N L A D U N G

 

Autorenlesung:

Michael Kuhn M.A., Aachen,

Autor des historischen Romans „Marcus“

liest in Begleitung und historischer Gewandung.

 

Heimatmuseum Neipel – Sonntag 13.03.2011 um 16.00 Uhr

 

Thema: Der in drei Teilen verfasste historische Roman „Marcus“ spielt in den Wirren der Spätantike in unserer Region, in der Zeit um 350 n.Chr. und gibt Einblick in das Spannungs­feld zwischen Römern/Gallo-Römern, Franken und Alamannen.

 

„Von Liebe und Leidenschaft, Helden und Verrätern.

Eine spannende Zeitreise in die spätrömische Welt an Rhein und Mosel.“

 

Die Lesung ist Teil der Sonderausstellung: Die „Birg“ bei Schmelz-Limbach  -         Höhenbe­festigung der Gallier – Gallorömer – Romanen und Ritter im Heimatmuseum Neipel.

Die spätrömische Höhenbefestigung „Birg“ bei Schmelz-Limbach ist wie weitere saarländische Ausgrabungsstätten z.B. villa Borg, Quellheiligtum von Ihn; spätrömisches Kastell Pachten, vicus Wareswald, vicus Schwarzenacker, Kastell und Mithräum Saarbrücken und die villa von Reinheim in Band III der Roman­serie als Handlungsorte mit eingeflossen.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem ArchaeologieServiceSaar.de

 

 

Heimatmuseum Neipel, Kantstraße, 66636 Tholey-Neipel

Betreiber: Interessengemeinschaft Ortsgeschichte Neipel

Ansprechpartner:

Dr. Edith Glansdorp

Kantstraße 32

66636 Tholey-Neipel

Tel.: 06888/580763

e-mail: museum(a)neipel.de

www.neipel.de

[Regionalforum-Saar] Rezension: Das Amt und die Vergangenheit. Rezi 1

Date: 2011/02/14 21:08:31
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Conze, Eckart; Frei, Norbert; Hayes, Peter; Zimmermann, Moshe: Das Amt
und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der
Bundesrepublik. München: Karl Blessing Verlag 2010. ISBN
978-3-89667-430-2; 879 S.; EUR 34,95.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Gisela Diewald-Kerkmann, Fakultät für Geschichtswissenschaft,
Philosophie und Theologie, Universität Bielefeld
E-Mail: <gisela.diewald-kerkmann(a)uni-bielefeld.de>

[Anm. der Red.: Nach mehrjähriger Forschungsarbeit ist Ende Oktober 2010
die umfangreiche Studie "Das Amt und die Vergangenheit" erschienen, in
der die Geschichte des Auswärtigen Amts während der NS-Zeit dokumentiert
wird, zugleich aber auch der schwerfällige Wandel dieser Institution in
den Jahrzehnten nach 1945. Das Buch ist eines von mehreren neueren
Beispielen, bei denen die (zeit)historische Forschung inhaltlich autonom
bleibt, ihren Auftrag und ihre Finanzierung jedoch von der Politik
erhält (in anderen Fällen auch von der Wirtschaft) und in
"Expertenkommissionen" organisiert wird. Dies mag einer der Gründe dafür
sein, warum das Buch in der breiteren Öffentlichkeit eine ungewöhnlich
große Resonanz gefunden hat. (Siehe die Presseschau unter
<http://www.zeitgeschichte-online.de/portals/_rainbow/documents/pdf/auswaertigesamt/pressespiegel.pdf>.)
Die Redaktion von H-Soz-u-Kult hat sich entschieden, das Werk mit zwei
parallelen Rezensionen vorzustellen. Dabei geht es um eine fachliche
Würdigung, die in der Presse schon aus Platzgründen kaum zu leisten und
in herkömmlichen wissenschaftlichen Zeitschriften erst etwas später
möglich ist. Der "Kampf um die Deutungshoheit" hingegen, d.h. die
mitschwingenden persönlichen und institutionellen Rivalitäten, sollen
hier in den Hintergrund treten. Gisela Diewald-Kerkmann skizziert in
ihrer Rezension noch einmal die Genese der Studie und ordnet diese in
die bisherige Forschung ein. Stefan Troebst legt den Akzent seiner
Lektüre und Bewertung auf Ostmittel- und Südosteuropa als "Aktionsfeld
NS-deutscher Diplomatie". Selbstverständlich sind noch manche andere
Perspektiven denkbar, und so ist zu hoffen, dass das Buch auch der im
engeren Sinne wissenschaftlichen Diskussion weitere Impulse gibt.]

~~~~~

Setzt man sich mit dem Ergebnis der "Unabhängigen Historikerkommission"
zur Geschichte des Auswärtigen Amts auseinander, stößt man nicht nur auf
zahlreiche Kommentare oder Rezensionen, sondern auch auf eine
ungewöhnlich breite Medienpräsenz, die teilweise schon den Charakter
einer medialen Inszenierung annimmt. Beschäftigt man sich dann
intensiver mit der Vorgeschichte der Studie respektive mit den
Kontroversen seit dem Regierungsantritt der rot-grünen Koalition im Jahr
1998, werden als Ausgangspunkt - auch des medialen Echos - kaum
überbrückbare "Differenzen zwischen der alten Diplomatenriege und dem
neuen Außenminister" (S. 698), strukturelle Rahmenbedingungen und
spezifische Dynamiken sichtbar.

Obwohl der damalige neue Außenminister Joschka Fischer darauf
verzichtete, einen parteipolitisch motivierten Personalaustausch
vorzunehmen, und obwohl sogar seine Haltung im Kosovo-Konflikt bei
etlichen Diplomaten auf Akzeptanz stieß, kam es zu erheblichen
Spannungen. Ein Nachruf im Frühjahr 2003 auf den verstorbenen Beamten
Franz Nüßlein in der Hauszeitschrift "InternAA" löste eine Kontroverse
aus, die die Debatte über die "Ehemaligen" im Auswärtigen Amt (AA)
überhaupt erst in Gang setzte. Nüßlein, bis zu seiner Pensionierung 1974
Generalkonsul in Barcelona, hatte seine Mitverantwortung für
Todesurteile der NS-Strafjustiz im Protektorat Böhmen und Mähren stets
bestritten. In der Tschechoslowakei wurde er nach Kriegsende zu 20
Jahren Gefängnis verurteilt, jedoch 1955 im Rahmen der Entlassung
Kriegsgefangener als nicht amnestierter Kriegsverbrecher in die
Bundesrepublik abgeschoben und noch im selben Jahr in den Auswärtigen
Dienst übernommen. Seine Akte wurde erst aus dem Archiv geholt, als sich
die Dolmetscherin und frühere AA-Mitarbeiterin Marga Henseler im Mai
2003 persönlich an Fischer wandte. Sie könne nicht verstehen, "warum das
AA einen Mann wie Nüßlein ehre [...], wo er doch in Wirklichkeit ein
'gnadenloser Jurist' gewesen sei" (S. 707). Dieser Brief wurde Fischer
nicht vorgelegt, sondern vielmehr an das Referat Höherer Dienst und das
Politische Archiv weitergeleitet. In einem zweiten Brief wandte sich
Marga Henseler direkt an Gerhard Schröder; sie bezeichnete den Nachruf
als "Geschichtsfälschung". Vom Bundeskanzleramt gelangte das Schreiben
ins Außenministerium und wieder an das Referat Höherer Dienst, wobei
eine nachträgliche Korrektur des Nachrufs nicht notwendig erschien.
Allerdings wurden die Mitarbeiter des AA Ende September 2003 von der
Entscheidung Fischers in Kenntnis gesetzt, dass für ehemalige Mitglieder
der NSDAP oder einer ihrer Unterorganisationen grundsätzlich keine
Glückwünsche oder Nachrufe mehr vorgesehen seien.

Nachdem 2004 zwei verstorbene Angehörige des AA, das frühere NSDAP- und
SS-Mitglied Franz Krapf - nach 1945 Botschafter in Tokio und Leiter der
Ständigen Vertretung bei der Nato - und der ehemalige Generalkonsul von
Hongkong, Wilhelm Günter von Heyden, ebenfalls früheres NSDAP-Mitglied,
keine amtlichen Nachrufe mehr erhielten, kam es Anfang 2005 zum
"Aufstand der Pensionäre gegen den Minister" (S. 709). So erschien im
Februar 2005 in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" eine großformatige
Todesanzeige für Krapf, unterzeichnet von mehr als 130 ehemaligen
Diplomaten. Vor diesem Hintergrund setzte der Außenminister im Juli 2005
eine "Unabhängige Historikerkommission" ein. Die nun vorliegende Studie
und ihr Zustandekommen sind in der Tat "unauflöslich verbunden mit der
Thematik, die es [d.h. das Buch] behandelt" (S. 10). Aber die
auffallende Medienaufmerksamkeit erklärt sich nicht nur vor dem
Hintergrund der lang andauernden Deutungskämpfe. Eng damit verknüpft
sind unmittelbare Reaktionen des AA selbst - angefangen von einem
Runderlass, der sämtliche Vertretungen anwies, Publikationen und die auf
Internetseiten enthaltenen Informationen zur Geschichte der jeweiligen
Botschaften zu überprüfen, bis zur Anweisung, dass "Ahnengalerien"
einheitlich zu gestalten seien und "im Regelfall" nur noch diejenigen
dargestellt werden dürften, "die seit 1951 [...] ins Ausland entsandt
worden seien".[1] Weiter kündigte Außenminister Guido Westerwelle bei
der Übergabe des Buches durch die Mitglieder der Historikerkommission
an, es werde eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Staatssekretärs Peter
Ammon gebildet, die aus der Studie für das Auswärtige Amt "die richtigen
Konsequenzen zu ziehen" habe.[2] Der "historische Dopplereffekt"[3] -
die Vorstellung des Buches im Auswärtigen Amt durch den jetzigen
Außenminister Westerwelle respektive im "Haus der Kulturen der Welt"
durch die früheren Außenminister Fischer und Steinmeier - forcierte die
Neugier einer breiten Öffentlichkeit zusätzlich.

Das Werk ist in zwei große Schwerpunkte untergliedert. Während der erste
Teil die Zeit des Nationalsozialismus bis 1933, den Zweiten Weltkrieg
und den Holocaust behandelt, angefangen von Traditionen und Strukturen
des Amts über Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung der Juden bis zur
"Lösung der Judenfrage", konzentriert sich der zweite Teil auf die
Auflösung des alten Dienstes nach 1945, auf Prozesse und Urteile, aber
auch auf den Neuanfang im Jahr 1951. Die Verfasser verfolgen das Ziel,
individuelle Verhaltensmuster bzw. biografische Kontexte (Dispositionen,
Überzeugungen, Handlungsspielräume) mit strukturellen Rahmenbedingungen
(institutionelle Bedingungen und Rivalitäten, Handlungszwänge in einer
Diktatur) zu verknüpfen. Allerdings gewinnt man beim Lesen partiell den
Eindruck, dass die individuelle Ebene dominiert.

Unbestritten sind etliche der hier behandelten Themenfelder schon seit
längerem erforscht. Dass das Amt an den Verbrechen des NS-Regimes und an
der Ermordung der europäischen Juden beteiligt war und dass es - wie
andere Institutionen auch - nach 1945 eine hohe personelle Kontinuität
aufwies, haben die Historiker Christopher Browning[4] und Hans-Jürgen
Döscher[5] bereits vor Jahrzehnten differenziert nachgewiesen. Bekannt
ist zudem, dass ein enger Informationsaustausch mit dem
Reichssicherheitshauptamt bestand. Kompetenzverflechtungen und
Rivalitäten der einzelnen Instanzen forcierten die radikalisierende
Dynamik der Judenvernichtung. Darüber hinaus sind zahlreiche Quellen
seit längerer Zeit zugänglich, etwa in der Aktenedition zur Auswärtigen
Politik der Bundesrepublik[6] oder der Dokumentation von Léon Poliakov
und Joseph Wulf.[7] Ebenso zutreffend hat Rainer Blasius darauf
hingewiesen, dass bereits in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom
18. März 1952 über die Reisekostenabrechnung von Franz Rademacher
(Reisezweck: "Liquidation von Juden in Belgrad") berichtet wurde.[8]

Obwohl also viele Fakten bekannt sind, ist man trotzdem erstaunt über
die nach 1933 zügig erfolgte "Selbstgleichschaltung" des AA ohne
besonderen Druck von außen. Das Amt scheint nicht nur die Kooperation
und Abstimmung mit anderen Behörden gesucht, sondern oft auch die
Initiative ergriffen zu haben. Angesichts der Auseinandersetzung mit
konkurrierenden Institutionen ging es dem AA zweifellos darum, "die
eigene Unentbehrlichkeit ständig unter Beweis zu stellen. Auch deshalb
wurden zahlreiche Meldungen ohne Einschränkung direkt an das Geheime
Staatspolizeiamt und andere Behörden weitergeleitet." (S. 81) Wie ein
roter Faden zieht sich durch den ersten Teil der Studie die Erkenntnis,
dass die Diplomaten weder erkennbar gegen die Repressions- und
Gewaltpraxis des NS-Regimes protestierten noch ihre Anpassung
verweigerten. Vor diesem Hintergrund erklärt sich, warum das "Auswärtige
Amt [...] bei der rapiden Erosion zivilisatorischer Standards und bei
der Entwicklung hin zu einem mörderischen Eroberungs- und
Vernichtungskrieg nicht abseits" stand (S. 167). Auf der Basis etlicher
Quellen wird dokumentiert, dass das AA nicht nur über die
verbrecherischen Praktiken der deutschen Besatzungspolitik und über das
Massensterben von mehr als drei Millionen sowjetischer Kriegsgefangener
informiert war, sondern dass es auch an der "Endlösung der Judenfrage"
mitwirkte (S. 185ff.). An der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 war
das AA durch Unterstaatssekretär Luther beteiligt.

Zu Recht machen die Verfasser deutlich, dass die nach 1945 konstruierte
Dichotomie - die Zweiteilung in ein "gutes" und ein "schlechtes" Amt -
der Komplexität der historischen Situation nicht gerecht wird. Zwar gab
es auch im AA Einzelne - etwa die infolge des 20. Juli 1944
hingerichteten Adam von Trott zu Solz, Ulrich von Hassel und Hans Bernd
von Haeften -, die Widerstand gegen das NS-Regime leisteten. Aber dieser
Widerstand "blieb individuell und die Ausnahme" (S. 16). Dass das
Auswärtige Amt weder eine "Widerstandszelle" noch ein "Hort des
Widerstands" war (S. 305f.), hatte bereits das Nürnberger
US-Militärtribunal im Wilhelmstraßen-Prozess 1948/49 festgestellt. So
wurden die Beteuerungen des ehemaligen Staatssekretärs Ernst von
Weizsäcker, "dass man Lippendienst geleistet, jedoch insgeheim Sabotage
betrieben [...] habe" (S. 398), mit Skepsis aufgenommen. Er wurde als
Kriegsverbrecher zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt.

Umso mehr verwundert es, in welchem Maße nach der Neugründung 1951 die
"Selbstentschuldigung" der Diplomaten gelang - wobei die Relevanz
gezielter Netzwerkbildung einzelner Protagonisten nicht unterschätzt
werden darf. Gerade die Diplomaten sollten nach den Vorschriften des
Alliierten Kontrollrats automatisch als "Hauptschuldige" vor den
Spruchkammern und Entnazifizierungsausschüssen angeklagt werden. Somit
erklärt sich, warum etliche Diplomaten darauf insistierten, dass die
Verbindungen zur NSDAP "rein nomineller Natur" gewesen seien (S. 343).
Dass ein "gigantisches Entlastungswerk" gelang, hing zwar auch damit
zusammen, dass die Alliierten bereits 1948 die Gesamtverantwortung für
die Entnazifizierung an die Deutschen abgegeben hatten. Aber zahlreiche
Schwerbelastete - wie beispielsweise der eingangs erwähnte
NS-Staatsanwalt Franz Nüßlein - gelangten vor allem auf der Grundlage
der Gesetzesregelungen für Spätheimkehrer "problemlos auf höchste
Posten" (S. 583).

In diesem Kontext werden wichtige Detailfunde deutlich. So konnten
schwer belastete Diplomaten - nicht zuletzt wegen des weit verbreiteten
Bilds vom "sauberen Kern" des AA - ihre Karrieren nach der Neugründung
1951 fortsetzen. Demgegenüber wurden Kritiker des NS-Regimes bzw.
nichtkonforme Diplomaten ausgegrenzt; gleichzeitig wurde die Aufnahme
jüdischer Emigranten erschwert. Das belegt exemplarisch der Fall von
Fritz Kolbe, der 1925 in den diplomatischen Dienst trat, sich bei
Kriegsbeginn weigerte, der NSDAP beizutreten, und angesichts der
nationalsozialistischen Verbrechen ab 1943 geheime Informationen an den
amerikanischen Geheimdienst lieferte. Der Wiedereinstieg in das neu
gegründete AA wurde ihm nicht nur verweigert, sondern er wurde darüber
hinaus als "Verräter" stigmatisiert. Erst seit 2004 wird seine
Widerstandstätigkeit im NS-Regime auch offiziell anerkannt.

Dass die Berufung Willy Brandts zum Außenminister und Vizekanzler der
Großen Koalition im Dezember 1966 eine Zäsur bedeutete, muss nicht
besonders betont werden. Aber galt diese Zäsur auch für das
Außenministerium? Hier ist der Befund von Egon Bahr aufschlussreich
(damals Leiter des Planungsstabes), dass die gezielte Nachwuchsförderung
im AA nicht nur spezifische Strukturen und Mentalitäten gefestigt,
sondern sogar obrigkeitsstaatliche und elitäre Haltungen verstärkt habe.
Offensichtlich betrachteten die meisten Beamten des AA das "ungleiche
Bündnis aus Konservativen und Sozialdemokraten nur als temporäre
Zweckgemeinschaft in Zeiten der Krise" (S. 658).

Insgesamt leistet die Studie einen wichtigen Beitrag, um Mechanismen
einer systematischen "Selbstentschuldigung" des Auswärtigen Amts zu
durchleuchten. Das gilt auch, obwohl etliche Forschungsergebnisse
bereits früher vorlagen respektive zahlreiche Quellen seit Jahren
zugänglich sind. Wahrscheinlich trifft die Aussage des heute 88-jährigen
Bahr zu, dass in seiner Zeit (1966-1969) eine solche Studie nicht
möglich gewesen sei, "mit einem ehemaligen NSDAP-Mitglied als
Bundeskanzler und einem ehemaligen Migranten als Außenminister".[9]
Vielleicht war hierzu ein Quereinsteiger wie Joschka Fischer nötig, "um
die Gelegenheit zu erkennen, die sich mit Marga Henseler bot".[10]


Anmerkungen:
[1] rab [= Rainer Blasius], Auswärtiges Amt lässt "Ahnengalerien"
abhängen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.11.2010, S. 1f.
[2] Zit. nach ebd.
[3] Marcus Jauer / Alard von Kittlitz / Andreas Platthaus, Der
historische Dopplereffekt, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung,
30.10.2010, S. 33.
[4] Christopher R. Browning, The Final Solution and the German Foreign
Office. A Study of Referat D III of Abteilung Deutschland 1940-43, New
York 1978; dt. Fassung (mit einem Vorwort von Jürgen Matthäus und einer
zusätzlichen Einleitung von Browning): Die "Endlösung" und das
Auswärtige Amt. Das Referat D III der Abteilung Deutschland 1940-1943,
Darmstadt 2010.
[5] Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie
im Schatten der "Endlösung", Berlin 1987 (Tb.-Ausg. Frankfurt am Main
1991); ders., Verschworene Gesellschaft. Das Auswärtige Amt unter
Adenauer zwischen Neubeginn und Kontinuität, Berlin 1995; ders.,
Seilschaften. Die verdrängte Vergangenheit des Auswärtigen Amts, Berlin
2005.
[6] Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik, hrsg. im Auftrag
des Auswärtigen Amts vom Institut für Zeitgeschichte, München 1993-2009
(einschließlich der beiden Vorläufer liegen bis jetzt 48 Teilbände
vor).
[7] Léon Poliakov / Joseph Wulf, Das Dritte Reich und seine Diener,
Berlin 1956.
[8] Rainer Blasius, Seit 1952 bekannt, in: Frankfurter Allgemeine
Zeitung, 12.11.2010, S. 10.
[9] So paraphrasiert von Jauer / Kittlitz / Platthaus, Dopplereffekt.
[10] Ebd.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Jan-Holger Kirsch <kirsch(a)zeitgeschichte-online.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2011-1-109

[Regionalforum-Saar] Rezension: Das Amt und die Vergangenheit, Rezi 2

Date: 2011/02/14 21:11:38
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

From:    Stefan Troebst <troebst(a)uni-leipzig.de>
Date:    15.02.2011
Subject: Rez. NS: E. Conze u.a.: Das Amt und die Vergangenheit
------------------------------------------------------------------------

Conze, Eckart; Frei, Norbert; Hayes, Peter; Zimmermann, Moshe: Das Amt
und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der
Bundesrepublik. München: Karl Blessing Verlag 2010. ISBN
978-3-89667-430-2; 879 S.; EUR 34,95.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Stefan Troebst, Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur
Ostmitteleuropas (GWZO), Universität Leipzig
E-Mail: troebst(a)uni-leipzig.de


"Die deutschen Außenminister unter Außerachtlassung der Zeit zwischen
dem 4. Februar 1938 und dem 8. Mai 1945" - so sollte der Band IVc der
fiktiven Aktenserie "Beiträge zur Popularisierung bundesdeutscher
Behörden, Reihe A: Das Auswärtige Amt" betitelt sein.[1] Der auf die
Amtszeit von Joachim von Ribbentrop als Reichsaußenminister bezogene
Scherz (west)deutscher Diplomaten aus dem Jahr 1974 nimmt sich im
Zeichen der medialen Erregung, welche der Bericht der "Unabhängigen
Historikerkommission" zur Geschichte des Auswärtigen Amts seit dem
Oktober 2010 ausgelöst hat, als politisch inkorrekt aus. Zugleich aber
belegt er das Vorhandensein von zumindest rudimentärem
Problembewusstsein in demjenigen generationellen Segment des
Diplomatenstandes, das heute kritisiert wird.

So zentral in der öffentlichen Diskussion über das Buch Mentalitäts- und
Kontinuitätsfragen sind, so marginal ist die Medienaufmerksamkeit für
den Gehalt an neuen quellenbasierten Erkenntnissen. Die fachhistorische
Kritik an allzu vollmundigem Eigenlob, an nur vermeintlichen Trouvaillen
oder an der mangelnden Heranziehung von Aktenpublikationen des
Auswärtigen Amtes dringt hier naheliegenderweise nicht durch. Diese
Kritik ist im Einzelfall berechtigt, aber entwertet sie deshalb das
Buch? Ein Blick auf den ersten, bis 1945 reichenden Teil mit einem Fokus
auf dem östlichen Europa als Aktionsfeld NS-deutscher Diplomatie kann
hier Aufschluss geben.

Bezüglich Ostmittel- und Osteuropas muss die Antwort differenziert
ausfallen, denn weder in den vom Deutschen Reich annektierten Gebieten
Polens, Litauens (Memel), Jugoslawiens (Slowenien) und der
Tschechoslowakei noch im Generalgouvernement noch in den okkupierten
Territorien der Sowjetunion war das Reichsaußenministerium mit
Gesandtschaften, Konsulaten oder anderen Untergliederungen ständig
präsent. (Dass auch Angehörige dieses Ministeriums von der Wehrmacht
eingezogen bzw. als SS-Angehörige aktiviert und dorthin abkommandiert
wurden und etliche in diesen Funktionen Kriegsverbrechen verübten, ist
dabei unstrittig.) Der Aktionsradius des Ministeriums war folglich auf
denjenigen Teil des östlichen Europas beschränkt, der im NS-Jargon als
"Südosten" figurierte. Hierzu gehörten die verbündeten Staaten Ungarn,
Rumänien und Bulgarien sowie der neue Satellit Slowakei, weiter das
deutsch-italienische Kondominium des Unabhängigen Staates Kroatien,
welches Bosnien mit einschloss, das übrige deutsch, ungarisch,
italienisch und bulgarisch besetzte bzw. annektierte Jugoslawien,
desgleichen Griechenland unter deutsch-italienisch-bulgarischer
Besatzung sowie das italienische Albanien. Der Donau-Balkan-Raum war
aber zugleich diejenige Großregion des "Neuen Europas"
nationalsozialistischer Prägung, in der das Reichsaußenministerium
weniger mit Karrierediplomaten als vielmehr mit Immediaten aus der SA
vertreten war: 1941 wurden an die Spitze der Gesandtschaften in der
Slowakei, Ungarn, Bulgarien, Kroatien und Rumänien mit Hanns Elard
Ludin, Dietrich von Jagow, Adolf Heinz Beckerle, Siegfried Kasche und
Manfred von Killinger sämtlich SA-Gruppenführer gestellt, die dort bis
Kriegsende verblieben und die entweder gar keine oder nur kurzfristige
diplomatische Erfahrung besaßen. Im Zuge der deutschen Besetzung Ungarns
im März 1944 trat dann SS-Brigadeführer Eduard Veesenmayer als
"Reichsbevollmächtigter in Ungarn" an die Stelle des Gesandten von
Jagow.

Diese Dominanz von SA- und SS-Chargen in der Südosteuropadiplomatie des
"Dritten Reichs" während des Zweiten Weltkriegs wird allerdings nur
erkennbar, wenn man die über das Buch verteilten Informationssplitter
gleichsam eigenhändig zusammensetzt. Eine Ausnahme bildet der Abschnitt
über die Tätigkeit des österreichischen Nationalsozialisten und ersten
Wiener Bürgermeisters nach dem "Anschluss", Hermann Neubacher.
Kurzzeitig als Gesandter in Zagreb, dann als Sonderbeauftragter für
wirtschaftliche und finanzielle Fragen in Griechenland tätig, wurde er
im August 1943 zum Sondergesandten des Reichsaußenministeriums für den
Südosten ernannt und kurz darauf von Hitler speziell mit dem "Kampf
gegen den Kommunismus", sprich: Partisanenbekämpfung, dort betraut.
Seine Tätigkeit ist ebenso kritisch wie differenzierend beschrieben (S.
252-259). Ebenfalls erhellend ist der Abschnitt über den
Legationssekretär Eberhard von Künsberg, der im Unterschied zu den
Genannten ein waschechter Karrierediplomat war. Zunächst im September
1939 ins besetzte Warschau geschickt, um für die deutsche Außenpolitik
bedeutsame Archivbestände zu konfiszieren, baute er ein aus mehreren
Hundert Angehörigen bestehendes "Sonderkommando Künsberg" auf, welches
von Frankreich über Norwegen bis in die Sowjetunion Kulturgüter,
Kunstgegenstände, Edelmetall etc. beschlagnahmte. Die Klassifizierung
als amtseigene "Räuberbande" (S. 215) erscheint vollauf gerechtfertigt.
Beim Vernichtungskrieg im Osten und in denjenigen Teilen des östlichen
Europas, in und aus denen Millionen Juden ermordet wurden, spielte das
Reichsaußenministerium dennoch nur eine Nebenrolle. Aktiv war es
hingegen mit der Deportation der Juden Südosteuropas befasst, wobei
jedoch in den diplomatischen Vertretungen vor Ort wie in der Berliner
Zentrale die eigentlichen Entscheidungsträger ganz überwiegend nicht
Karrierediplomaten, sondern Seiteneinsteiger des NS-Regimes waren.

Dass in einer thematisch breit angelegten sowie einen längeren Zeitraum
umfassenden Untersuchung wie der vorliegenden keine Spezialliteratur in
osteuropäischen Sprachen herangezogen wurde, ist nachvollziehbar. Dass
aber auch die historiographische Produktion in leichter zugänglichen
Sprachen wie Englisch oder Deutsch streckenweise ignoriert wird,
erstaunt und kann auch durch einzelne Archivquellen nicht immer
wettgemacht werden. Ein Beispiel: Im Abschnitt "Verbündete und Vasallen"
des Kapitels "Besatzung - Ausplünderung - Holocaust" wird die
Beteiligung der Wilhelmstraße an der "Endlösung der Judenfrage" im
verbündeten Bulgarien behandelt (S. 282ff.). In 15 Fußnoten werden
Dokumente des Reichssicherheitshauptamts und des Reichsaußenministeriums
(einschließlich der Gesandtschaft Sofia) angeführt - riskanterweise
allerdings nach im Yad Vashem Archive in Jerusalem befindlichen
Mikrofilmen, nicht hingegen nach den in Berlin leicht zugänglichen
Originalen.

Zitiert werden zudem (S. 748) Christopher Brownings klassische Studie
über Franz Rademacher und die von diesem geleitete ministerielle
Abteilung D III ("Judenfragen")[2] sowie die englische Übersetzung einer
zuerst 1986 auf Serbisch erschienenen journalistischen Darstellung zur
Geschichte der Juden Vardar-Makedoniens.[3] Kein Gebrauch gemacht wurde
indes von den zahlreichen Untersuchungen israelischer, makedonischer,
bulgarischer, US-amerikanischer und deutscher Historiker zur
Judenpolitik der bulgarischen Regierung samt Deportation der jüdischen
Bewohner der 1941 annektierten Teile Jugoslawiens.[4] Keine Erwähnung
findet auch Hans-Joachim Hoppes grundlegende Darstellung der
Bulgarien-Politik NS-Deutschlands.[5] Folglich figurieren als Akteure
ausschließlich Ribbentrop, sein Unterstaatssekretär Martin Luther,
Beckerle und Rademacher. Bulgarischerseits werden zwar Außen- und
Innenminister genannt, aber lediglich als Befehlsempfänger Berlins. Dass
das Land seit 1941 mit dem "Gesetz zum Schutz der bulgarischen Nation"
eine antisemitische Gesetzgebung besaß und dass seit 1942 ein
bulgarisches "Kommissariat für Judenfragen" tätig war, bleibt ebenso
ausgespart wie der Umstand, dass es im Frühjahr 1943 in Bulgarien zu
einer dramatischen innenpolitischen Krise kam - wegen der deutscherseits
ultimativ eingeforderten Deportation sämtlicher Juden. Bulgarische
Akteure wie König Boris III., Ministerpräsident Bogdan Filov oder
Parlamentsvizepräsident Dimitar Pesev, die im Zentrum
historiographischer wie geschichtspolitischer Kontroversen in Bulgarien,
Israel und andernorts stehen - vor wie nach 1989/90 -, werden nicht
einmal namentlich genannt. Selbst Hitler und Himmler werden nicht als
Promotoren nationalsozialistischen Drängens auf Deportation sämtlicher
Juden des seit 1941 beträchtlich vergrößerten Bulgariens nach Treblinka
erwähnt.

Ähnliche Defizite sind bezüglich des deutsch besetzten, im
NS-Sprachgebrauch so bezeichneten Rest-Serbiens festzustellen: Zwar ist
Walter Manoscheks einschlägige Monographie genannt, die aufgrund ihrer
Erkenntnisse zu den bereits 1942 angestellten Experimenten der Wehrmacht
bezüglich (proto)industrieller Vernichtung von Juden und Roma mittels
Gas Aufsehen erregt hat.[6] Doch wird auf die dort zu findende
eingehende Darstellung der im hier anzuzeigenden Buch so hervorgehobenen
Belgrader Mission Rademachers - Stichwort Abrechnung von Reisekosten
zwecks "Liquidation von Juden in Belgrad" - nicht eingegangen (S.
252ff., S. 743f.). Das beruht entweder auf Unkenntnis oder auf
Oberflächlichkeit. Dies betrifft im Übrigen auch die fehlende
Thematisierung der personellen "Ostmark-" bzw. österreichischen
Komponente in der Südosteuropapolitik des "Dritten Reichs", auch im
diplomatischen Apparat. Die Militärgeschichtsschreibung ist
diesbezüglich bereits weiter.

Wie sind solche Blindstellen der Autoren von "Das Amt" zu erklären? Vor
allem wohl dadurch, dass es sich um dezidierte Deutschlandhistoriker
handelt. Dies lag zweifelsohne in der Natur der Sache, birgt aber die
genannte Gefahr der Einseitigkeit. Partiell wurde dieses Manko
ausgeglichen, etwa durch die Verpflichtung eines ausgewiesenen
Polen-Experten als wissenschaftlichem Kommissionsmitarbeiter. Diesem
stand indes kein Südosteuropa-Fachmann zur Seite, auch keine
Balkan-Fachfrau, was sich nicht zuletzt wegen der besagten Bedeutung
dieser Großregion als Aktionsfeld NS-deutscher Diplomatie negativ
auswirkte. Zugleich sagt diese Lücke einiges über das Verhältnis der
Disziplin Geschichte zu ihrem Teilfach Ost- und Südosteuropäische
Geschichte.

Unbestritten ist schließlich der Wert des Buches als prosopographisches
Hilfsmittel, zumal die beiden ausstehenden, die Buchstaben S bis Z
enthaltenden Bände des vom Historischen Dienst des Auswärtigen Amts
erarbeiteten "Biographischen Handbuchs des deutschen Auswärtigen
Dienstes 1871-1945" noch nicht erschienen sind.[7] Allerdings waltete im
hier besprochenen Buch nicht immer die notwendige Sorgfalt. So wird etwa
"der deutsche Generalkonsul Witte", der "am 18. März 1943 über die
'Aussiedlung der Juden aus Mazedonien'" "[a]us Skopje im bulgarisch
besetzten Mazedonien" berichtete (S. 283), im Namensregister als "Witte,
Barthold" identifiziert (S. 879). Irrtümlich wird er also mit dem (1928
geborenen und erst 1971 ins Auswärtige Amt eingetretenen) Diplomaten,
Kulturpolitiker und Publizisten Barthold C. Witte verwechselt (S. 640).
Der deutsche Generalkonsul im Skopje des Jahres 1943 hingegen trug den
Vornamen Arthur. (Er taucht übrigens an anderer Stelle des Buches als
einer derjenigen deutschen Diplomaten auf, gegen die Fritz Bauer als
hessischer Generalstaatsanwalt in den 1950er-Jahren ermittelte; S. 665).
Dies mag ein einzelner Lapsus sein, doch reduziert er das Vertrauen in
die Zuverlässigkeit der Indexierung. Und dass die im Anmerkungsteil
vorkommenden Namen diplomatischer, militärischer und politischer Akteure
nicht in das Register aufgenommen wurden, schmälert den Nachschlagewert
des Bandes.

Ein Resümee aus den Stärken und Schwächen des öffentlich so heftig
diskutierten Buches zu ziehen fällt schwer. Allerdings bietet sich eine
Analogie an: Wer sich noch an die Goldhagen-Debatte im Deutschland der
1990er-Jahre erinnert, wundert sich heute wohl weniger darüber, dass
"Hitlers willige Vollstrecker" und die Aufregung darum weitgehend in
Vergessenheit geraten sind, als vielmehr darüber, dass der damalige
Bestseller mittlerweile als einer von vielen Beiträgen zum Thema wieder
herangezogen und gleichsam unbefangen zitiert wird. Ganz ähnlich wird es
sich in ein bis zwei Jahrzehnten wohl mit dem Buch "Das Amt und die
Vergangenheit" verhalten: Dass es laut Klappentext mit dem hehren
Anspruch angetreten ist, eine der "langlebigsten Legenden über das
Dritte Reich" zu widerlegen - und zwar vorgeblich gestützt "auf
zahlreiche, zum Teil bis heute unter Verschluss gehaltene Akten" -,
sowie mit dem Ziel, "das Geschichtsbild einer der wichtigsten
politischen Funktionseliten des Landes" zu korrigieren, wird dann gnädig
vergessen sein. Sein Wert als einer von mehreren grundlegenden Beiträgen
zu den Aktionsformen, zur Organisation und zum Personal der Außenpolitik
NS-Deutschlands sowie zu den Adaptionsstrategien von Diplomaten im
Dienst einer Diktatur indes wird bleiben.


Anmerkungen:
[1] Ministerialdirigent a.D. Dr. h.c. Edmund F. (Friedemann) Dräcker.
Leben und Werk. Vom Kaiserlichen Reserveoffizier zum indischen Guru.
Eine Dokumentation (= Beiträge zur Popularisierung bundesdeutscher
Behörden. Reihe A: Das Auswärtige Amt. Bd. IVd: Herausragende Angehörige
des Auswärtigen Dienstes. Erste Lieferung), München 1974, S. 2.
[2] Christopher R. Browning, Final Solution and the German Foreign
Office. A Study of Referat D III of Abteilung Deutschland 1940-43, New
York 1978.
[3] Jennie Lebel [Ženi Lebl], Tide and Wreck. History of the Jews of
Vardar Macedonia. Translated from Serbian by Paul Münch, Bergenfield
2008.
[4] Aleksandar Matkovski, The Destruction of Macedonian Jewry in 1943,
in: Yad Vashem Studies 3 (1959), S. 203-258; Siegfried Fauck, Das
deutsch-bulgarische Verhältnis 1939-1944 und seine Rückwirkung auf die
bulgarische Judenpolitik, in: Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte
II, Stuttgart 1966, S. 46-59; Nissan Oren, The Bulgarian Exception: A
Reassessment of the Salvation of the Jewish Community, in: Yad Vashem
Studies 7 (1968), S. 83-106; Frederick B. Chary, The Bulgarian Jews and
the Final Solution, 1940-1944, Pittsburgh 1972; Hans-Joachim Hoppe,
Bulgarien, in: Wolfgang Benz (Hrsg.), Dimension des Völkermords. Die
Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1991, S.
274-310; Vladimir Paunovski / Yosif Iliel, The Jews in Bulgaria between
the Holocaust and the Rescue, Sofia 2000; Jens Hoppe, Zwangsarbeit von
Juden in Bulgarien während des Zweiten Weltkriegs. Die jüdischen
Arbeitsbataillone 1941-1944, in: Südost-Forschungen 63/64 (2004/05), S.
311-338; Björn Opfer, Im Schatten des Krieges. Besatzung oder Anschluss
- Befreiung oder Unterdrückung? Eine komparative Untersuchung über die
bulgarische Herrschaft in Vardar-Makedonien 1915-1918 und 1941-1944,
Münster 2005; Ethan J. Hollander, The Final Solution in Bulgaria and
Romania: A Comparative Perspective, in: East European Politics and
Societies 22 (2008), S. 203-248.
[5] Hans-Joachim Hoppe, Bulgarien - Hitlers eigenwilliger Verbündeter.
Eine Fallstudie zur nationalsozialistischen Südosteuropapolitik,
Stuttgart 1979.
[6] Walter Manoschek, "Serbien ist judenfrei". Militärische
Besatzungspolitik und Judenvernichtung in Serbien 1941/42, München 1993,
2. Aufl. 1995.
[7] Maria Keipert / Peter Grupp (Hrsg.), Biographisches Handbuch des
deutschen Auswärtigen Dienstes 1871-1945, Bd. 1: A-F, Paderborn 2000;
Bd. 2: G-K, Paderborn 2005; Bd. 3: L-R, Paderborn 2008.

[Regionalforum-Saar] SZ: das günstige Osterges chenk für jeden Heimatforscher

Date: 2011/02/16 08:49:33
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 heute morgen in der SZ:
 
Vorbemerkung: Schade, daß die Kollegen von Etzels Kleinod nicht miteinander zu reden scheinen. Sonst hätte Dr. Fritsch in seinem Roman "Der Herr des Ringwalls" diesen schon damals bekannten Unfug von den Lebacher Eiern als Basis der Eisenerzgewinnung sicher nicht gebracht - obwohl ... hm ... das war ein Jugendbuch. Die Kinder merken das eh nicht, gelle?
 
Roland Geiger
 
Hier nun der Artikel über das günstige Ostergeschenk:

„Lebacher Eier“ machten Kelten nicht reich

Sabine Hornung präsentiert neue Forschungsergebnisse

Von neuen belegten Erkenntnissen rund um den Hunnenring berichtete Dr. Sabine Hornung von der Universität Mainz, anlässlich der Präsentation des Buches „Mensch und Umwelt I“. Die 39-jährige Herausgeberin stellte die ersten Ergebnisse des 2006 laufenden interdisziplinären Forschungsprojektes vor.

Von SZ-Mitarbeiter

Frank Faber

Nonnweiler. 45 Wochen habe das Forschungsteam am Hunnenring gegraben, 13 Wochen prospektiert. 16 Grabungsflächen sind geöffnet worden, und rund 5000 Fotos vom Nordwall geschossen worden. „So langsam begreifen wir, was der Hunnenring gewesen ist, und wie die Menschen dort gelebt haben“, sagte die Archäologin bei der Buchpräsentation in der Nonnweiler Kurhalle. Mit belegbaren Erkenntnissen werde das Bild der Zeit von damals immer klarer. Eine erste keltische Besiedelung datierte sie auf das 4. Jahrhundert vor Christus. „Mehr oder weniger zeitgleich mit den Fürstengräber in Schwarzenbach“, ergänzte Dr. Martin Schönfelder vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, mit einer neuen Erkenntnis.

Die erste Entwicklung keltischer Kunst biete viele Möglichkeiten. Die Einbindung des Umfeldes und deren Ressourcen sei dazu ganz wichtig. Schönfelder stellte den Hunnenring in Kontext zu den Grabfeldern in Hermeskeil, dem Vicus „Spätzrech“, dem Gräberfeld „In der Kripp“ zwischen Schwarzenbach und Sötern, und den Fürstengräbern. Er berichtete, dass die Mauern des Nordwalles zwischen den Jahren 80 und 70 vor Christus entstanden seinen. Die Forscher gehen davon, dass der Hunnenring bis etwa 50 vor Christus dicht besiedelt war. „Die Römer sind schuld daran, dass die Menschen vom Hunnenring vertrieben wurden“, schilderte Hornung.

Kein anderer Wirtschaftszweig hat die Landschaft unmittelbar um den Hunnenring so nachhaltig geprägt wie die Eisenindustrie. Hornung beschrieb ein Handelszentrum, dass Schmiedearbeiten produzierte. In der Vergangenheit wurde immer behauptet, dass die Eisenerzverhüttung in der Region den Kelten zu Wohlstand verholfen hat. Als Beleg dafür sind in der Regel die so genannten Lebacher Eier (Toneisenerzsteine) angeführt worden. Diese These, wie auch der Aufsatz von Jürgen Driehaus (1965), „Fürstengräber“ und Eisenerze zwischen Mittelrhein, Mosel und Saar, wurden nun durch geochemische Forschungen widerlegt und erstmals richtig publiziert.

„Das Eisen der frühen Kelten sind nicht die Lebacher Eier“, stellte Schönfelder klar. Untersuchungen ergaben, dass die chemische Zusammensetzung der alten Schlacken und die der Lebacher Eier nicht passt. Dr. Andreas Kronz, von der Uni Göttingen präzisierte. „Die Lebacher Eier sind nicht der Ausgangspunkt für das keltische Eisen. Sie enthalten zu wenig Eisengehalt, dass sie in dieser Zeit ausgebeutet wurden“. Die Eier habe man mit der in keltischer Zeit verfügbaren Methode gar nicht verhütten können. Dies sei erst später mit der Einführung der Hochofentechnologie möglich geworden. „Das hat man schon längere Zeit vermutet“, bestätigte Professor Alfred Haffner, der als die Forscher-Ikone für die Eisenzeit schlechthin gilt.

Überhaupt so der ausgewiesene Experte weiter, „scheint mir das Buch ein großartiges Werk zu sein“. Hornungs Intension darin ist es, den Hunnenring von der wissenschaftlichen Seite in ein neues Licht zu rücken. „Wir hatten dafür die Chance erhalten, durch die Bündelung von Forschungsteams das ganze Gebiet zu untersuchen“, bedankte sich die Projektleiterin. Der Hunnenring habe die durchgeführten Forschungen einfach verdient.

Zur Person

Sabine Hornung (39). Hochschul-Ausbildung mit dem Studiengang der Vor- und Frühgeschichte, klassische Archäologie und Ägyptologie an der Universität Mainz. Aktuelles Projekt: Landschaftsarchäologie im Umfeld des keltischen Oppidums von Otzenhausen. frf

Auf einen Blick

Das Buch „Mensch und Umwelt I – Archäologische und naturwissenschaftliche Forschungen zum Wandel der Kulturlandschaft um den „Hunnenring“ bei Otzenhausen“ 382 Seiten, herausgegeben von Dr. Sabine Hornung. Der Band 192 ist eine Publikation aus der Reihe „Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie“, aus dem Institut für Vor - und Frühgeschichte der Universität Mainz. Erhältlich ist das Buch bei der Tourist-Information der Gemeinde Nonnweiler und im Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH in Bonn. Der Verkaufspreis beträgt 75 Euro.

 

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Eine echte Alternative (zwar kosten die DVDs je 9,99 Euro, dafür braucht man nicht viel nachzudenken): 

Zehn Heimatfilme auf einen Streich

„Ein Stück Heimat zum Sammeln“ erscheint am 17. Februar auf DVD

St. Wendel. Die zehn erfolgreichsten Heimatfilme im Verleih von „Kinowelt“ erscheinen am 17. Februar in einer limitierten Sammelreihe: Jede DVD enthält ein nostalgisches Blechschild vom gemalten Original-Kinoplakat. Außerdem haben die DVD's Extras wie Dokumentationen, Trailer und Interviews zu bieten.

Die Filme allesamt sind Klassiker der deutschen Kino-Geschichte, schön anzusehen, unterhaltsam. Die Filme im Einzelnen: „Das Erbe von Björndal“, „Der Förster vom Silberwald“, „Die Geierwally“, „Ich denke oft an Piroschka“, „Im weißen Rössl“, „Immer die Radfahrer“, „Kohlhiesels Töchter“, „Und ewig singen die Wälder“, „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ und „Züricher Verlobung“. Zu sehen sind Schauspieler wie Romy Schneider, Lieselotte Pulver, Heinz Erhardt, Magda Schneider, Peter Kraus oder Johannes Heesters. him

 

[Regionalforum-Saar] Lesung „Ich bin dann mal H artz IV“

Date: 2011/02/18 17:48:53
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

21. Februar, 18:00 Uhr, Haus der Stiftung Demokratie Saarland

 

Lesung „Ich bin dann mal Hartz IV“

mit Brigitte Vallenthin

 

 

Nach jahrelanger persönlicher Erfahrung hält Brigitte Vallenthin „Hartz IV“ den Spiegel vor. Ihr Buch „Ich bin dann mal Hartz IV“ schildert ihre Erfahrungen mit Sozialbehörden und Sozialgerichten. Ihre Geschichte ist kein Einzelfall, deshalb wirft sie für andere Betroffene einen Blick hinter die Kulissen.

 

Neben der Diskussion um die Höhe der Regelsätze ist die Berechnung aus ihrer Musterklage gegen Hartz IV ein wichtiger Inhalt.

 

Außerdem räumt sie mit dem Missverständnis auf, als ginge es bei Hartz IV alleine um mehr Geld und als sei damit bereits die Notlage der Betroffenen behoben.

 

 

Brigitte Vallenthin ist Soziologin in der Marktforschung und PR sowie als Journalistin tätig. Für Mütter nach Tschernobyl im Vorstand des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). Als Autodidaktin der Ernährungswissenschaften selbständig in Ernährungsberatung und Bio-Feinkost-Einzelhandel sowie im eigenen FitFood Verlag für Bio-Einkaufs- und Gastronomie-Führer. Gründerin der überregional tätigen Bürgerinitiative Hartz4-Plattform und der Initiative Grundeinkommen-Wiesbaden.

 

 

Wir bitten um Anmeldung.

 

[Regionalforum-Saar] Geschichte der Archäologie in Deutschland

Date: 2011/02/18 23:10:52
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

From:    Ingo Wiwjorra <wiwjorra(a)gmx.de>
Date:    17.02.2011
Subject: CFP: Archäologie und Nation: Kontexte der Erforschung
         "vaterländischen Alterthums". Eine Tagung zur
         Geschichte der Archäologie in Deutschland,
         Österreich und der Schweiz, 1800-1860 - Nürnberg
         02/12
------------------------------------------------------------------------

Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Ingo Wiwjorra, Dietrich Hakelberg
01.02.2012-03.02.2012, Nürnberg
Deadline: 15.05.2011

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm das Interesse an
einheimischen archäologischen Funden sprunghaft zu. Hunderte, zum Teil
reich illustrierte Monographien und Zeitschriftenbeiträge zeugen von
einer mit großem Engagement betriebenen archäologischen Forschung. Neu
entdeckte heidnische Urnen, römische Mauerreste oder fossile Knochen
wurden beschrieben, gezeichnet, datiert und mit Leidenschaft
interpretiert. Mittelalterliche Ruinen und vorgeschichtliche
Geländedenkmäler in der Landschaft galten jetzt als bewahrenswert und
wurden erstmals unter staatlichen Schutz gestellt. Neu gegründete
Geschichts- und Altertumsvereine boten einen organisatorischen und
gesellschaftlichen Rahmen, um das 'vaterländische Alterthum' zu erkunden
und publik zu machen.

Ausgrabung, Sammlung und Publikation archäologischer Funde stehen in
einer frühneuzeitlichen Gelehrtentradition und haben einen
überschaubaren Literaturkanon hinterlassen. Wie aber ist der regelrechte
'Altertümer-Boom' zu erklären, der sich ab dem Beginn des 19.
Jahrhunderts beobachten läßt? Schon die Zeitgenossen haben die
'vaterländische Altertumskunde' mit einem nach den Befreiungskriegen
"neu erwachten Nationalbewußtsein" legitimiert. Diesen bis in die
jüngste Zeit verwendeten Topos gilt es kritisch zu hinterfragen: Wie
hängen die seinerzeit aufkommenden Nationsvorstellungen mit dem rapide
anwachsenden Interesse am einheimischen Altertum zusammen? In welcher
Weise konkurrierten oder ergänzten sich hier altständisches oder
partikularstaatliches Landesbewußtsein mit dem modernen Nationsgedanken?
Inwieweit war die Beschäftigung mit den Schrift- und Sachaltertümern
eine Reaktion auf Traditionsverluste nach dem Untergang des Alten
Reiches?

Ziel der geplanten Tagung ist es, die politischen und sozialen Kontexte
der archäologischen Altertumskunde zwischen ca. 1800 und 1860
differenzierter herauszuarbeiten. Hierbei gilt es, den Blick für die
Beweggründe der grabenden, sammelnden und publizierenden Akteure zu
schärfen. Leitende Fragen sollen sein:

1. Unter welchen politischen und sozialen Rahmenbedingungen
institutionalisiert und professionalisiert sich die archäologische
Praxis in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts?

2. Welchen Stellenwert hat das Ausgraben, Bewahren und Sammeln
archäologischer Funde im Tätigkeitsspektrum der Geschichts- und
Altertumsvereine?

3. Inwieweit läßt die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit
archäologischen Funden und ihren ethnischen Interpretationen Bezüge zum
Nationsdiskurs (der 'Rede über die Nation' ab ca. 1780) in Deutschland,
Österreich und der Schweiz erkennen?

4. Inwieweit spielen soziale Herkunft, Selbstverständnis und
Berufsgruppen der Initiatoren archäologischer Forschung eine Rolle für
ihre Initiative?

Für die Untersuchung dieser Fragen sind voraussichtlich die folgenden
thematischen Schwerpunkte vorgesehen:

- Archäologische Forschung und moderner Staat. Denkmalschutz und
historisches Selbstverständnis in Ländern/Kantonen und Territorien
- Erkenntnisinteressen im Wettstreit? Archäologien der Römer, Kelten,
Slawen, usw.
- Der fossile Mensch: Debatten bis zur Entdeckung des 'Neandertalers'
1856
- Methodische Innovationen: Datierung (Dreiperiodensystem);
Grabungstechnik; Kartographie
- Profis und Dilettanten: Entwicklung und Wandel gelehrten
Selbstverständnisses
- Bildliche Darstellungen archäologischer Funde, Reproduktionstechniken
und Publikationswesen (Lithographie und Kupferstich, Verlage und
Buchproduktion usw.)
- Biographien der Akteure
- Altertümersammlungen und Bibliotheken von Altertumsforschern und
Altertumsvereinen
- Institutionen: Altertumsvereine und Universitäten
- Popularisierung archäologischer Forschung (in Zeitungen, Kalendern,
Schulbüchern usw.)
- Quellen für die Geschichte der Archäologie: Nachlässe, Briefwechsel,
Tagebücher

Die Tagung ist fächerübergreifend ausgerichtet und richtet sich nicht
nur an Archäologen, sondern besonders auch an Germanisten, Volkskundler,
Historiker und andere interessierte Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler. Sie soll anstelle einer 'klassischen'
Forschungsgeschichte (im Sinne einer Erfolgsgeschichte der modernen
Archäologien) neuen und weiterführenden Interpretationen ein Forum
bieten, die den historischen Kontext archäologischer Forschungen
einbeziehen. Die Referenten sollten bevorzugt Primärquellen, Archivalien
und die gedruckten zeitgenössischen Publikationen auswerten bzw.
ausgewertet haben. Vor allem die gedruckte Überlieferung läßt sich nun
einfach recherchieren, neu lesen und interpretieren. Die wichtigsten
Schriften wurden und werden im Rahmen des DFG-Projekts "Archäologische
Forschungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz von der Auflösung
des Alten Reichs bis 1852" bibliographiert, digitalisiert und
erschlossen: <http://forschung.gnm.de/htm/htm2/dlib/p01.html>

Interessierte Referentinnen und Referenten wenden sich bitte mit einer
kurzen Zusammenfassung des Tagungsbeitrages bis spätestens 30.04.2011 an
unten stehende Kontaktadresse. Besonders die Autorinnen und Autoren
jüngerer Forschungsarbeiten sind willkommen! Eine Übernahme der Kosten
für An- und Abreise sowie für die Unterbringung ist vorgesehen. Die
Publikation eines Tagungsbandes ist geplant.

------------------------------------------------------------------------
Ingo Wiwjorra

Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1, 90402 Nürnberg

0911-1331-153

i.wiwjorra(a)gnm.de

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=15767>


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           H-SOZ-U-KULT(a)H-NET.MSU.EDU
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WWW:    http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de
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[Regionalforum-Saar] absurd

Date: 2011/02/19 23:34:00
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Salü,
 
eben habe ich durch Zufall das Wort zum Sonntag im Ersten gesehen. Das ist an sich kein Thema für dieses Forum, also - wer's nicht lesen will, einfach löschen. Aber ich fand die Ansprache schon stark (im positiven Sinn).
 
Roland Geiger
 
----------------------
 

Das Wort zum Sonntag vom 19. Februar 2011,
gesprochen von Monsignore Stephan Wahl, Trier

Absurd ...?

Es wird immer absurder. Jetzt hat schon ein bayrischer Pfarrer den Zölibat für Politiker gefordert. Vielleicht wäre es in manchem Fall wirklich Schadensbegrenzung, aber dieser Vorschlag ist nun doch eher etwas für Karneval.

Aber im Ernst: Ich habe diese Zölibatsdiskussion im doppelten Sinne satt. Jeder Normalsterbliche würde es sich verbitten, wenn jemand so in sein ganz persönliches Leben eingreift.

Es ist schon etwas her, da war ich Gast in einer Talkshow und der Moderator fragte mit fast mitleidigem Augenaufschlag, ob ich mir denn ganz sicher sei, dass ich den Zölibat ein Leben lang durchhalten könnte. Was soll man da antworten? Ich hab' dann zurückgefragt, ob er sich denn sicher sei, dass er mit seiner Frau ein Leben lang zusammen sein würde.

Das Gesicht des Moderators entgleiste, die Kamera reagierte, ließ ihn Sekunden unbeobachtet, bis er ganz schnell das Thema wechselte. Einige Wochen später konnte ich seine überraschte Reaktion verstehen. Die Medien berichteten vom Ende seiner Ehe.

Das ist das Eine. Lasst doch die über den Zölibat diskutieren, die es betrifft und nicht die, die zu allem und jedem etwas zu sagen haben. Ist denn jeder, der – aus welchen Gründen auch immer – allein lebt, nicht zurechnungsfähig? Ist doch völlig absurd.

Zölibat, Ehelosigkeit ist und bleibt eine kostbare Lebensform. Aber eben nicht für jeden. Auch für nicht für jeden, der gerne mit Leidenschaft als Priester wirken möchte. Es gibt großartige evangelische verheiratete Seelsorger und nicht überzeugende katholische Einzelkämpfer. Und genauso umgekehrt!

Deshalb bin ich der festen Überzeugung: Der Zölibat in seiner positiven Bedeutung kann nur bestehen, wenn er freigestellt wird. Dann wird er auch in der Gesellschaft mehr respektiert als jetzt. Ohne Hintergedanken, als ganz persönliches Zeugnis, neben anderen ebenso glaubwürdigen und kostbaren Lebensformen.

Ich habe diese Diskussion aber auch aus einem zweiten Grund satt: Es gibt so viele drängend wichtige Themen, die Menschen zutiefst bewegen und für die sie zu recht Orientierung durch ihre Kirche erwarten. Zum Beispiel beim Thema Freiheitswillen von Völkern, die nach jahrzehntelanger Bevormundung auf die Straße gehen und ihre Rechte einfordern. Oder beim Thema Atomkraft, und unsere Verantwortung für spätere Generationen, und und und…

Ich schäme mich dafür, welche Energie wir im Blick darauf für innerkirchliche Themen verschwenden. Und mit denen wir die Gesellschaft erbarmungslos nerven.

Ich bin mir sicher, um nur einige Streitthemen zu nennen, weder verheiratete Priester, noch respektierte wiederverheiratete Katholiken, noch verantwortungsvoll lebende homosexuelle Menschen werden die Kirche ins Wanken bringen.

Sondern: das um Sich Selbst Kreisen, die formelhafte Härte, das Ende vom gemeinsamen Suchen nach der Wahrheit, die uns alle umtreibt und leidenschaftlich bewegt. Dieses Suchen ist nichts anderes als die Sehnsucht nach Gott, der größer ist als unsere engen menschlichen Vorstellungen. Und bei dieser Suche sind mehr Menschen an unserer Seite, als wir vermuten.

Darüber sollten wir mehr reden und weniger über Sexualmoral. Zu dem Thema wären ein paar Jahre kirchliche Redepause gar nicht schlecht. Miteinander reden, ohne sich pauschal zu verdächtigen: das Evangelium hat dafür eine Methode, die uns zwar sehr schnell über die Lippen kommt, aber umso schwerer gelebt wird: Die Methode Liebe. Sie zeigt sich auch im offenen fairen Streit, im Respekt vor anderen Positionen und im barmherzigem Umgang mit menschlichem Scheitern.

Und sie ist mehr als eine Methode. In ihr wirkt Gott selbst. Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und allen, die zu Ihnen gehören, einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

 

[Regionalforum-Saar] Antikatholizismus

Date: 2011/02/21 00:53:33
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Borutta, Manuel: Antikatholizismus. Deutschland und Italien im Zeitalter
der europäischen Kulturkämpfe (= Bürgertum Neue Folge 7). Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht 2010. ISBN 978-3-525-36849-7; geb.; 488 S.; EUR
61,95.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Wolfram Kaiser, European Studies, University of Portsmouth
E-Mail: <Wolfram.Kaiser(a)port.ac.uk>

Der Kulturkampf ist von der deutschen Historiographie überwiegend als
ein spezifisch deutsches Phänomen behandelt worden. Die
Politikgeschichte der Gründungsphase des Deutschen Reichs hat sich in
erster Linie mit den preußischen Kulturkampfgesetzen der ersten Hälfte
der 1870er-Jahre, beginnend mit dem Kanzelparagraphen von 1871 und dem
Jesuitengesetz 1872, beschäftigt. Danach strebte die Kooperation der
Liberalen mit Reichskanzler Bismarck eine moderate Säkularisierung an
und war in erster Linie darauf ausgerichtet, den gesellschaftlichen
Einfluss der katholischen Kirche zurückzudrängen. In ihrem
Sonderwegsnarrativ hat die Gesellschaftsgeschichte dem deutschen
Katholizismus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lange Zeit einen
Modernisierungsrückstand bescheinigt. Die Kulturkampfmaßnahmen
erschienen in ihrer autoritär-polizeilichen Durchsetzung vielfach als
illiberale Verirrung der Liberalen und die Kooperation mit Bismarck als
Pakt mit dem Teufel auf dessen Sonderweg, grundsätzlich aber als
normativ gerechtfertigt. Schließlich hat sich die katholische
Bismarck-kritische Historiographie mehr mit dem - sehr effektiven -
katholischen Widerstand beschäftigt als mit den Vorstellungswelten und
Motiven der antikatholischen Kulturkämpfer.

In seiner ausgezeichneten Berliner Dissertation hat Manuel Borutta den
Forschungsstand in dreifacher Hinsicht erheblich erweitert. Erstens wagt
er den Vergleich mit Italien, für das er zumindest mit Blick auf Piemont
von einem preußenähnlichen Kulturkampf spricht. Damit unterstützt das
Buch die Überwindung der einseitigen Fixierung der
Gesellschaftsgeschichte auf den Vergleich mit Großbritannien und
Frankreich, der bis in die 1980er-Jahre der Unterfütterung der
Sonderwegsthese diente. Zweitens thematisiert er
beziehungsgeschichtliche Dimensionen des Transfers von Topoi
antikatholischer Rhetorik und Mobilisierung, wofür er auch auf die
wichtige Rolle antikatholischer Polemik aus Frankreich für die Diskurse
in Deutschland und Italien eingeht. Drittens bezieht sich Boruttas
primäres Erkenntnisinteresse auf kulturgeschichtliche Aspekte des
Antikatholizismus in beiden Ländern, vor allem dessen diskursive Topoi
sowie mediale Inhalte und Inszenierungsformen.

Im ersten Hauptteil des Buches rekonstruiert Borutta die Genese des
Antikatholizismus in der Aufklärung im 18. Jahrhundert und seine weitere
Entwicklung im 19. Jahrhundert. Dieser Abschnitt ist weitgehend
literaturbasiert. Hier distanziert sich Borutta deutlich von der
Bielefelder Gesellschaftsgeschichte und ihrer "konfessionellen Verengung
des deutschen Bildungsbegriffs" (S. 76), in der er einen wichtigen Grund
für deren implizite Sympathie für den Antikatholizismus der Liberalen
erblickt.

Neue Forschungsergebnisse stellt Borutta vor allem im zweiten und
dritten Hauptteil seines Buches vor. Dabei geht es ihm zunächst um
Formen der medialen Visualisierung und Inszenierung. Hier diskutiert
Borutta kompetent die verschiedenen Medien des Antikatholizismus, von
Romanen über Skandalchroniken bis zu Satirezeitschriften. Danach
behandelt er Visualisierungsformen wie Historiengemälde, Genremalereien
und Karikaturen. Die Topoi - wie das Bild des "perversen Geistlichen"
(S. 183) - sind aus früheren Forschungen wohl bekannt, ihre
Visualisierung und strategische Nutzung wird hier jedoch erstmals in
dieser empirischen Breite überzeugend beschrieben und belegt - ebenso
die Bedeutung von Transfers aus anderen kulturellen und nationalen
Kontexten. Vor allem, so schreibt Borutta überzeugend, war die
"Moralisierung des Konflikts" nicht "bloß propagandistisch" gemeint,
sondern zielte auf die "Universalisierung der bürgerlichen
Lebensführung" ab (S. 264).

Im dritten Hauptteil geht es Borutta anhand mehrerer empirischer
Beispiele um die Geschlechtergeschichte des Kulturkampfes und die
Verweiblichung des Katholizismus durch das "progressive Lager" (S. 387)
in Abgrenzung zu dessen männlich-bürgerlich-protestantischem Leitbild
einer säkularisierten Gesellschaft - ein Leitbild, von dem Borutta
meint, es habe wie bei Max Weber "Eingang in die Selbstbeschreibung der
Moderne" gefunden und letztlich auch die Gesellschaftsgeschichte stark
geprägt. Hierzu, so schränkt der Autor allerdings sogleich selbst ein,
"bedarf es weiterer, auch wissenschaftshistorischer Untersuchungen" (S.
414).

Borutta hat eine im Vergleich Deutschlands und Italiens, in der
Einbeziehung transnationaler Aspekte, in ihrer thematischen Breite und
ihren empirischen Belegen überaus lesenswerte Studie vorgelegt. Noch
lesenswerter wäre das Buch allerdings, wenn es durchweg in deutscher
Sprache geschrieben wäre. Begriffe wie "sexcrimes" (S. 155), "classing",
"aging" und "gendering" (S. 388) scheinen in weiten Kreisen der
deutschen Geschichtswissenschaft jedoch inzwischen leider als ein
Ausweis von Internationalität der Forschung zu gelten. Gerade wegen der
vor allem für eine Dissertation sehr breiten Anlage kann Borutta
außerdem nicht immer so tief schürfen, wie es wünschenswert wäre.
Transnationale Aspekte werden zwar berücksichtigt, aber die breitere
europäische Dimension des Antikatholizismus über Deutschland und Italien
hinaus nur angedeutet. Insofern bleibt die Studie vielleicht noch immer
zu sehr Jürgen Kockas und Heinz-Gerhart Haupts Konzeptualisierung einer
transnationalen Einbettung des historischen Vergleichs verpflichtet, die
grenzüberschreitende beziehungsgeschichtliche Aspekte aus pragmatischen
wissenschaftspolitischen Motiven subsidiär in den Vergleich integriert
hat. Außerdem stößt Borutta mit seiner These zur Genealogie der
Säkularisierungsthese, die er im vergangenen Jahr in einem Aufsatz in
"Geschichte und Gesellschaft" vertieft hat und die auch von Rebekka
Habermas auf dem letzten Historikertag vertreten wurde, eine hoffentlich
interessante Debatte an, ohne seine These jedoch - vorerst - hinreichend
belegen zu können. Immerhin wird hier deutlich, dass in der
Historiographie eine - in diesem Fall zumindest teilweise gescheiterte -
Revolution nicht immer ihre Kinder frisst, sondern die Kinder der
Bielefelder Gesellschaftsgeschichte die beabsichtigte Revolution. Statt
von Friedrich II. zu Bismarck und Hitler ist Deutschlands Sonderweg
offensichtlich von den Antikatholiken des Kulturkampfes zu Weber und
Wehler verlaufen. Das ist, von außen betrachtet, immerhin amüsant.

[Regionalforum-Saar] Neue Rechtsurkunden aus Pompeji

Date: 2011/02/21 00:54:21
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Wolf, Joseph Georg (Hrsg.): Neue Rechtsurkunden aus Pompeji. Tabulae
Pompeianae novae. Lateinisch und deutsch (= Texte zur Forschung 98).
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2010. ISBN
978-3-534-23236-9; 240 S.; EUR 49,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Kathrin Jaschke, Historisches Institut, Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: <kathrin.jaschke(a)ruhr-uni-bochum.de>

Pompeji wartet immer wieder mit sensationellen, einzigartigen Funden
auf, die für das Verständnis gerade der römischen Alltagswelt von
größter Bedeutung sind. Dies war auch bei dem Wachstäfelchen-Archiv der
Sulpicii der Fall, das mit seinen Rechtsurkunden einen direkten Blick in
die Geschäftswelt einer in der Hafenstadt Puteoli agierenden familia von
libertinen Bankiers im 1. Jahrhundert n.Chr. gewährt. Mit dem Archiv des
Lucius Caecilius Iucundus aus Pompeji sind zwar ähnliche Täfelchen
bekannt [1], doch beinhalten diese hauptsächlich Quittungen. Auch in
Herculaneum wurden bislang weitgehend unbekannte Täfelchen geborgen,
deren Publikation nach einigen unbefriedigenden Versuchen nun in die
Hände von Giuseppe Camodeca gelegt ist.[2] Das Archiv der Sulpicii
hingegen enthält vor allem Kredit- und verwandte Rechtsgeschäfte wie
Bürgschaften oder Verpfändungen von Naturalien mit zugehörigen
Speichermieten aus den Jahren 29 bis 61 n.Chr.; es wirft Licht auf die
vielfältigen Interessen und Geschäftsverbindungen von Freigelassenen in
einer der wichtigsten Hafenstädte des Römischen Reiches und ergänzt so
das Bild, das aus den anderen tabulae gewonnen werden konnte.

Obwohl bereits bei Ausgrabungen in Murecine im Jahre 1959 entdeckt, zog
sich die Publikation der wegen fehlender Erfahrung unsachgemäß
konservierten Täfelchen über mehrere Jahrzehnte hin. Aufgrund ihrer
Fragilität konnte nur mit Fotografien gearbeitet werden, wobei offenbar
nicht alle Seiten erfasst wurden und somit bis heute Unklarheit über die
genaue Anzahl der tabulae besteht. Die erste, leider oft fehlerhafte
Edition - die Tabulae Pompeianae (TP) - wurde in den 1960er- und
1970er-Jahren in den "Rendiconti della Accademia di Archeologia, Lettere
e Belle Arti" (Napoli) abgedruckt. Eine hervorragende kritische Ausgabe
brachte 1999 Giuseppe Camodeca mit den Tabulae Pompeianae Sulpiciorum
(TPSulp) mit 127 Texten heraus, die allerdings keine Übersetzung bietet
und aufgrund der italienischen Sprache nur einem kleineren Kreis
zugänglich ist.[3] Joseph Georg Wolf schließt nun diese Lücke, indem er
die Texte von 118 tabulae mit einer deutschen Übersetzung und einem
textkritischen Apparat in der Reihe "Texte zur Forschung" herausgibt und
somit einem breiteren Leserkreis erschließt. In Abgrenzung zu den 1875
ebenfalls in Pompeji gefunden Täfelchen des Caecilius Iucundus nennt er
die Urkunden Tabulae Pompeianae Novae (TPN).

Die einführenden Kapitel zum Fund (S. 17-18 u. 22-24), zur Technik (S.
19f.), zu den Typen der Urkunden (S. 20-22), den Editionen (S. 24f.),
der Datierung (S. 25f.), den Personen (S. 26-28) sowie der
Schriftlichkeit (S. 29f.) und den Geschäften eines Bankhauses (S. 30-32)
sind recht knapp gefasst und konzentrieren sich auf die Fundstücke,
weniger auf ihre historische Einordnung. Offen bleibt dabei unter
anderem die Frage, wieso sich ein Korb mit einer mindestens 15 Jahre
alten Auswahl an Geschäftsunterlagen aus Puteoli in einem, von Wolf als
Sitz eines collegium interpretierten Gebäude in Pompeji befand. Offenbar
hatten die Sulpicii das Gebäude erstanden und ließen noch die Schäden
des Erdbebens von 62 n.Chr. beseitigen, als in Folge des Vesuvausbruches
von 79 n.Chr. Schlamm in das Gebäude einbrach und so für den
außerordentlichen Erhaltungszustand der Täfelchen sorgte. Wolf
unterscheidet zudem bei der Einführung in die Urkundentypen nur zwischen
der testatio als Geschehensbericht und kombiniertem Urkunden- und
Zeugnisbeweis sowie dem chirographum als Erklärung einer Person. Die
Urkundentexte selbst hingegen sind feiner in vadimonia, testationes
sistendi, mutua, fideiussiones, apochae und tabulae ad auctiones
pertinentes unterteilt, um nur die größeren Gruppen zu nennen. Die
Charakteristika der einzelnen Untergruppen werden jedoch nicht
erläutert, was den Zugang zu den Texten für jeden erschwert, der sich
noch nicht mit der römischen Rechtsgeschichte auseinandergesetzt hat.

Die Texte sind in der ursprünglichen Zeilenfolge wiedergegeben; die
zweifelsfrei lesbaren Buchstaben werden durch Majuskeln dargestellt, die
nicht zweifelsfrei lesbaren durch Minuskeln und kursive Schreibweise
ergänzt. Zu jeder Urkunde sind die TP- und die TPSulp-Nummer der
vorherigen Editionen genannt, was die Zuordnung der Texte erleichtert.
Es folgen der textkritische Apparat, der teilweise durch Erklärungen,
die das Textverständnis erleichtern, erweitert wird, sowie die
Übersetzung ins Deutsche, die sich - so der Autor in den Erläuterungen
der Edition - als "Lesehilfe" versteht und sich "an den lateinischen
Wortlaut so eng wie möglich" anschließt (S. 13). Als äußerst hilfreich
erweisen sich die Indices, in denen nach verschiedenen
Namensbestandteilen von Kaisern, Konsuln, Privatpersonen und Sklaven
gesucht werden kann. Sklaven schlossen recht häufig Geschäfte im Namen
und in Abwesenheit ihrer Herren ab oder fungierten als deren Schreiber,
wenn diese Analphabeten waren. Des Weiteren umfassen die Indices die
Konsuldatierungen, die lateinischen und griechischen Wörter und deren
unterschiedliche Schreibweisen sowie Berufe, Gebäude und Zahlen und
schlussendlich eine Konkordanz.

Einige Täfelchen lassen sich zu Gruppen zusammenschließen, aus denen
ganze Geschäftsvorgänge der Sulpicii mit einem bestimmten
Geschäftspartner rekonstruiert werden können. Da diese oftmals
verschiedene Arten von Urkunden umfassen, sind Verweise unbedingt
erforderlich und werden von Wolf meist auch vorgenommen, wenn eine
Person in anderen Urkunden ebenfalls auftaucht. Eine Ausnahme bilden die
Täfelchen, in denen Lucius Marius Iucundus genannt wird. Zwar bringt
Wolf TPN 69, die Übergabe eines Pfandes in Naturalien für einen Kredit,
und TPN 87, die Anmietung des Lagerraums für den Pfand durch den
Gläubiger Caius Sulpicius Faustus, in Verbindung, das chirographum über
den eigentlichen Kredit über 20.000 Sesterzen (TPN 45), der in TPN 69
erwähnt wird, verbindet er dagegen nicht mit dieser Urkunde, wie dies
noch Camodeca tat. Im Gegensatz zu diesem hält Wolf das Datum der
Urkunde für unsicher und ordnet daher konsequenterweise TPN 45 nicht dem
Geschäftsvorgang von TPN 69 und 87 zu. Dennoch wäre ein Verweis an
dieser Stelle hilfreich, um sich selbst ein Bild machen zu können.

Die Kommentierung der teilweise recht komplexen Texte fällt sehr knapp
aus, was wahrscheinlich dem begrenzten Umfang des Bandes geschuldet ist.
Umso wichtiger wären weiterführende Literaturhinweise, die eine weitere
Beschäftigung mit den Texten und ihre historische Einordnung
ermöglichen. Hier bleibt Wolf leider hinter der Edition von Camodeca
zurück, dessen Literaturangaben allerdings nun mehr als zehn Jahre alt
sind. Wolf führt in der Literaturauswahl hauptsächlich die Editionen und
Ausgrabungsberichte an und verzichtet auf einschlägige
Forschungsarbeiten zu den einzelnen Urkunden. Dies fällt besonders bei
einem der umstrittensten Texte des Archivs auf, dem sogenannten
Seefrachtvertrag des Menelaos, einer Urkunde nach hellenistischem
Vorbild, die nicht so recht zu den bislang bekannten Verträgen passen
will und zu der Wolf nur einen eigenen Aufsatz nennt. Noch
schwerwiegender ist das Fehlen jedweder Literaturangabe zu den Urkunden,
die das Kreditgeschäft zwischen Caius Sulpicius Faustus und Caius Novius
Eunus betreffen (TPN 43, 44, 58 u. 59), das auf Spekulationen mit
Getreide aus Alexandria hindeutet und sowohl von Camodeca als auch von
Wolf selbst bereits ausführlich behandelt worden ist.[4] Somit bleibt
die weiterführende Literaturrecherche dem Leser selbst überlassen; ein
bei der unterschiedlichen Nennung und Nummerierung der tabulae nicht
immer leichtes Unterfangen.

Die Vorlage der Texte des Sulpicii-Archivs mit deutscher Übersetzung und
einer, wenn auch knappen Kommentierung ist insgesamt zu sehr begrüßen,
da dieser gut strukturierte und übersichtliche Band sicherlich dazu
beitragen wird, diese einzigartige Quellengattung, die viele neue
Informationen nicht nur zur römischen Rechtsgeschichte, sondern im
besonderen Maße auch zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte liefert,
einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.


Anmerkungen:
[1] CIL IV, Suppl. I; Jean Andreau, Les affaires de Monsieur Jucundus,
Rome 1974.
[2] Vgl. Giuseppe Camodeca, Magistrati municipali e "datio tutoris"
dalla riedizione delle "Tabulae Herculanenses", in: Rendiconti,
Pontificia Accademia Romana di Archeologia 79 (2006-2007), S. 57-81.
[3] Giuseppe Camodeca (Hrsg.), Tabulae Pompeianae Sulpiciorum (TPSulp.).
Edizione critica dell'archivio puteolano dei Sulpicii, 2 Bde., Roma
1999.
[4] Giuseppe Camodeca, Puteoli porto annorario e il commercio del grano
in età imperiale, in: Le ravitaillement en blé de Rome et des centres
urbains des débuts de la République jusqu'au Haut-Empire, Naples 1994,
S. 103-128; Joseph Georg Wolf / John Anthony Crook Rechtsurkunden in
Vulgärlatein aus den Jahren 37-39 n. Chr., Heidelberg 1989.

[Regionalforum-Saar] SZ: Zeitmaschine Internet

Date: 2011/02/21 09:02:26
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

 

Zeitmaschine Internet

Online-Portal dokumentiert private Aufzeichnungen aus dem Zweiten Weltkrieg

Eine beliebte Kommunikationsform im Internet ist das Blog, das Web-Tagebuch. Dass das moderne Medium auch für klassische Tagebücher ein guter Ort ist, zeigt das Internet-Projekt Zeitstimmen.de. Hier werden Tagebücher aus der Kriegszeit gezeigt.

Von dpa-Mitarbeiter

Jens Twiehaus

Potsdam. Ihre Worte klingen aus heutiger Sicht bizarr. Aber als Hildegard Muschan aus Rathenow am Abend des 26. September 1946 ihr Tagebuch aufklappte, schrieb sie diese Zeilen wohl aus ihrem tiefsten Empfinden heraus: „Heute war Sonnenschein. Ich ging im Garten spazieren u. saß auf der Bank bei den Massengräbern. Bis zum Abendbrot saß ich auf der Terrasse u. danach konnte ich schlafen.“ Sonnenschein und Massengräber, der Tod und das Abendbrot: Krasse Gegensätze wie diese – aus privaten Tagebüchern und Briefen – veröffentlicht das neue Internetportal www.zeitstimmen.de für jedermann nachlesbar im Netz.

Das nach eigenen Angaben einzige Internetportal für deutschsprachige Tagebücher und Briefsammlungen im Netz ging vor kurzem an den Start. Insgesamt 120 Tagebücher und Briefsammlungen erreichten Projektleiter Peter Walther vom Brandenburger Literaturbüro. Mal waren es zwei Seiten Aufzeichnungen eines Soldaten aus dem Jahr 1945, auf denen er einen Erlebnisbericht von der Schlacht im Oderbruch liefert. Ein anderes Mal waren auch ganze Sammlungen aus 13 oder 14 Bänden unter den Einsendungen. Meistens schickten ihm die Nachfahren Schriften ihrer Mutter, des Großvaters oder der Tante, wie Walther sagt. Zwei Drittel der Texte stammen aus Kriegstagen von 1944 und 1945 sowie der frühen Nachkriegszeit.

Akribisch übertrug etwa ein Dutzend Freiwilliger viele Hundert Seiten handschriftlicher Aufzeichnungen in den Computer, einen Teil der Arbeit übernahmen bezahlte Kräfte. „Anders wäre das bei der Masse nicht zu schaffen gewesen“, sagt Walther. Die „Abschreiber“ kämpften nicht nur gegen vergilbtes Papier, sondern vor allem mit den vielen Tagebucheinträgen in schwer lesbarer Sütterlinschrift. Ein Rentner habe sogar die Aufgabe gemeistert, die so genannte deutsche Kurrentschrift aus einem Tagebuch von 1813 zu transkribieren.

Die Texte sind auf Zeitstimmen.de nicht nur nachzulesen. Die rund 4800 Einträge können auch mit wenig Aufwand durchsucht werden. Eine Suchmaske bietet dem Nutzer zahlreiche Vorschläge, zum Beispiel zu den Orten, an denen der Text geschrieben wurde. Doch auch eine Volltextsuche wie bei einer Suchmaschine führt oft zu einem Treffer: Hildegard Muschans Eintrag etwa erscheint gleich bei der Suche nach dem Begriff „Massengräber“.

Zusätzlich sind Tagebucheinträge, die am selben Tag verfasst wurden, auch auf der Internetseite miteinander verknüpft. „Es ist nämlich sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich verschiedene Menschen dieselben historischen Momente wahrnehmen“, sagt Walther. Doch der 45-jährige Literaturwissenschaftler wollte es nicht bei Texten allein belassen. Fotos illustrieren und begleiten viele Einträge, auch sie wurden in den meisten Fällen von den Verwandten eingesandt.

Die zeitliche Nähe zum beschriebenen Geschehen mache die besondere Qualität der Texte aus, sagt Walther. Sie vermittelten im Gegensatz zu faktenschweren Lehrbüchern eine sehr viel lebendigere Vorstellung vom Leben der Menschen etwa im Zweiten Weltkrieg. „Das historische Gerüst ist ja bekannt. Aber das Erleben der Leute in bestimmten Momenten, diesen gefrorenen Augenblick, kann kein historischer wissenschaftlicher Text bieten“, erläutert Walther die Idee hinter dem Zeitstimmen-Projekt. Die Fülle der subjektiven Eindrücke habe schließlich auch eine „objektivierende Wucht“.

www.zeitstimmen.de

[Regionalforum-Saar] SZ: Pater Benedikt Hermesdorff gestorben

Date: 2011/02/21 10:35:55
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Pater Benedikt Hermesdorff ist tot

Am gestrigen Sonntag verstarb nach langer Krankheit Pater Benedikt (Elmar) Hermesdorff OSB im Alter von 87 Jahren. Pater Benedikt wurde am 16. August 1923 in Koblenz geboren. Nach seinem Kriegseinsatz begann er am 16. Dezember 1946 sein Noviziat in der Abtei St. Matthias in Trier. 1949 kam er unter der Leitung von Abt Petrus Borne mit einigen Mönchen aus St. Matthias nach Tholey, um die Abtei wieder zu errichten. Am 24. Mai 1950 legte er seine Feierliche Profess ab und wurde ein Jahr später von Weihbischof Bernhard Stein zum Priester geweiht. Das Sterbeamt mit anschließender Beerdigung ist am Mittwoch, 23 Februar, 14.30 Uhr in der Abteikirche. Der Rosenkranz wird am Dienstag, 18 Uhr, gebetet. ddt

--------------------------

Ich habe Pater Benedikt vor vielen Jahren kennengelernt, als ich nach Tholey in die Abtei ging, um Familienforschung zu betreiben. Pater Benedikt setzte mich in einen großen halbdunklen Raum und gab mir die alten Kirchenbüchern, in denen ich nach Herzenslust schmökern konnte.

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Welche Gelehrsamkeit!

Date: 2011/02/21 19:11:39
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Salü,
 
jüngst stieß ich auf den Brief eines jungen Mannes aus St. Wendel, den er ganz im Bann der ersten Tage an der Universität Bonn an seine Eltern verfaßte.
 
Silvester Dreger, geboren am 20. Mai 1823 auf der Felsenmühle im St. Wendeler Stadtteil Alsfassen (damals noch eigenständig), war das fünfte von neun Kindern des Müllerehepaares Josef Dreger und Elisabeth Deutscher.
 
Nach seinem Studium wurde er katholischer Pfarrer; erst in Aach bei Trier, dann in Oberehe (ca. 10 km nordöstlich von Gerolstein in der Eifel). Am 14. Juni 1860 ist er katholischer Geistlicher in Hamburg-Altona.
 
"Herrn Josef Dreger

Wohlgeboren

auf d. Felsenmühle bei St. Wendel

 

Bonn den 31.10.(18)45

 

Liebe Eltern!

 

Das jetzige studentische Leben, worin es sich

vom gymnasiastischen unterscheidet, mag

in der Behandlung der Herren Professoren

und der Lehrer bestehen und nicht minder

in der Achtung, die einem die Bonner

zollen. Jeder Vortrag beginnt mit den

wichtigen Worten: „Meine Herren“ und

während des Vortrages wird so oft die

Einschiebsel: „wie Ihnen wohl bekannt sein

wird, Meine Herren“ wiederholt, daß

man sich Anfangs nicht genug wundern

kann, besonders wenn es heißt, „wie sie

wohl wissen, meine Herren“, bei Sachen,

die man noch nie gehört hat. Dies als

Nebensache betrachtend, möchte wohl der

Hauptunterschied sein in der schönen und

erhabenen Sprache der Herren Professoren,

in der vielseitig ausgebreiteten Ge-

lehrsamkeit, die sie in allem Gesagten

an den Tag legen. Bei diesem Urtheile

lasse ich mich keineswegs von ihren

gelehrten Wortschwal(l)en oder den cannibalischen

Ausdrücken, als vom Inhalte der Vorträge

selbst leiten. So z. B. spricht Herr Fischbach (?)

in der Einleitung zur griechischen  Ge-

schichte über die Quellen Ansichten aus,

die ich noch in keinem Rottek oder

Becker, etc. gefunden habe; er characteri-

sirt die Geschichtsschreiber der Griechen

von den ältesten Zeiten bis jetzt so, daß

solche Beurtheilung nur der fällen kann,

der die meisten der Werke selbst

gelesen hat. Welche Gelehrsamkeit!

 

Meinen Gruß.

Euer Sohn

Silvester

 

per Adresse: Herrn Paul Keuch, Bonngasse

No 331 ist meine Adresse. "

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Familien- und Wappenkundler im BSW und Eisenbahn-Geschichte

Date: 2011/02/27 13:31:30
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>

2 Nachrichten aus der Zeitschrift der Stiftung Bahn-Sozialwerk


Familien- und Wappenkundler vielerorts aktiv


Sie gehören zu den BSW-Gruppen, die seit Jahrzehnten eine hochinteressante Arbeit leisten, aber nicht so sehr im Licht der Eisenbahneröffentlichkeit stehen wie andere: In diesem Jahr hält der Bereich Familien- und Wappenkunde vom 31. März bis 03. April in Magdeburg seine 38. Jahrestagung ab, zu der auch Gäste herzlich eingeladen sind.

Die Ausrichter erwarten dazu renommierte Familienforscherinnen und Familienforscher aus Deutschland und Frankreich. Die Sparte Familien- und Wappenkunde zählt derzeit gut 630 Mitglieder, die in zwölf Bezirksgruppen aktiv sind. Neben Fachvorträgen und dem Austausch darüber werden auch eine Stadt- und Domführung in Magdeburg und ein Ausflug zum berühmten Halberstädter Domschatz geboten. Zudem ist bei geselligen Abendveranstaltungen Gelegenheit zum persönlichen und fachlichen Miteinander.

Weitere Informationen gibt Dieter Leusche, Eisvogelstr. 7, 39110 Magdeburg, Telefon 0391 72351-03

e-Mail: RoDiLeusche(a)arcor.de

Wer mehr über die Familien- und Wappenforscher im BSW und über das Tagungsprogramm erfahren möchte, wird auf der eigenen Homepage der Gruppe fündig:

http:\\gfw.genealogy.net


Schatzkammer der Eisenbahn-Geschichte


Es ist im Laufe der Jahre zu einer wahren Schatzkammer geworden, das Archiv zur Eisenbahngeschichte im BSW-Kulturzentrum am Alexanderplatz in Berlin. BSW_Förderer haben es im Jahre 2004 unter dem Dach des BSW-Kulturbereichs Eisenbahnerbe/Modellbau gegründet.

Dür dieses "Gedächtnis der Eisenbahn", wie die DB Welt schrieb, sammeln, ordnen und betzreuen Dieter Kroschmann, Siegfried Krause und Gerold Langner vor allem historische Eisenbahnschriften, Dokumente, Vorschriften, Fach- und Jahrbücher. Hier ist sogar ein Student aus Cottbus für seine Doktorarbeit erfolgreich fündig geworden. Besonders stolz sind die BSW-Archivare auf die gesammelten Schriften des Eisenbahnpioniers Friedrich List und auch auf den Bücherschrank, in dem diese ausgestellt sind. Der stammt aus den 20er-Jahren und stand einst in der Generaldirektion der Deutschen Reichsbahn in der Berliner Voßstraße. Aber auch kleinere Modelle von Loks und Bahnhöfen, Münzen und Videos sind in diesem Archiv zu finden. Ihre Sammlungen speisen Dieter Koschmann, Siegfried Krause und Gerold Langner vor allem aus Überlassungen von Eisenbahnern. Und sie freuen sich auch über jede weitere Spende. Nähere Informationen mittwochs telefonisch unter Telefon 030 8321821-88.

[Regionalforum-Saar] Vergessene Texte des Mittelalters

Date: 2011/02/28 23:56:16
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>

Nathanael Busch (Marburg); Björn Reich (Göttingen), Göttingen
02.12.2011-04.12.2011, Historische Sternwarte
Deadline: 04.04.2011

Vergessene Texte des Mittelalters - man kennt sie und kennt sie doch
nicht. Ihre Titel sind oft noch bekannt, gelesen werden sie selten. Wer
abseitige Literatur sucht, findet sie in allen Sprachen und Gattungen:
selten intonierte Minnesänger (Bernger von Horheim, Graf Kraft von
Toggenburg), von ihren Zeitgenossen noch vielgelesene geistliche Autoren
des Spätmittelalters (Otto von Passau, Marquard von Lindau) oder
Anleitungen zum Turnier-und Ritterwesen (Geoffroi de Charny) genauso wie
unbeachtete Erzähltexte in Deutsch (die Minneromane Bertholds von Holle,
der Artusroman 'Wigamur', der 'Malagis' aus der späten chanson de geste,
die enfance-Geschichte 'Johann aus dem Baumgarten' oder die
'Weberschlacht'), Latein (Hugos von Mâcon 'gesta militum', Stephans von
Rouen historisches Epos 'Draco Normannicus' oder die 'Historia Alexandri
Magni' des Quilichinus von Spoleto), Französisch (Geoffrois de Nés
Heiligenviten) oder Englisch/Schottisch (John Lydgates Antikenromane,
Gavin Douglas' Traumallegorie 'Palis of Honoure'). Einige von ihnen sind
schon bald nach ihrer Entstehung wieder in Vergessenheit geraten, andere
wurden weit rezipert und sind doch heute weitgehend unbekannt.

Vor nicht allzu langer Zeit war es in der Forschung verpönt, sich mit
solchen Texten zu beschäftigen. Schnell konnte es das Todesurteil einer
wissenschaftlichen Karriere bedeuten, wenn sich jemand allzu genau für
sie interessierte. Sie dienten und dienen vielleicht gerne noch als
Dokumente für Zeitgeschichte oder wurden als Steinbruch für
realienkundliche oder mentalitätshistorische Fragen (Hofzucht,
Waffengattungen, Kleidung etc.) ausgewertet, in der
Literaturgeschichtsschreibung dagegen wurden sie teils aus ästhetischen
Gründen abqualifiziert, teils aus ethischen Gründen als 'unanständig'
zurückgewiesen.

Glücklicherweise hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein Wandel
vollzogen. Die Anzahl der Forschungsarbeiten zu 'Randtexten' hat
zugenommen und einige der früher weniger beachteten Werke sind
mittlerweile fest in der Forschung etabliert. Dieser Wandel darf nicht
über die Masse von Texten, die in Forschungspublikationen nur geringe
Beachtung finden, hinwegtäuschen. Trotz des Aufbrechens früherer
Wertungen hat sich gerade in der Durchsetzung neuer Studiengänge in der
universitären Lehre ein Kanon von Klassikern festgesetzt, der gegenüber
früheren Vorlieben nur geringfügig verändert ist und abermals Autoren an
den Rand drängt - nun aber vordergründig nicht mehr aus ästhetischen,
sondern aus Gründen des Zeitmanagements.

Mit der Tagung wollen wir solchen von der Forschung vergessenen Texten
ein Forum bieten. Unser Interesse ist vorrangig ein literarhistorisches.
Wir fragen danach, wie eine intensive Beschäftigung mit ihnen die
Literaturgeschichte differenzieren und ergänzen kann. Dabei verzichten
wir bewusst auf theoretische Zwänge, um die Relektüre dieser Werke als
Chance für neue Perspektiven zu begreifen. Gesucht werden Beiträge zu
einzelnen Texten, die vor dem Hintergrund ihrer Tradition in ihrer
Eigenart gewürdigt werden sollen und zu denen nur wenig
Forschungsliteratur existiert. Vorschläge (max. 1 Seite) für 30-minütige
Vorträge, gerne auch von Nachwuchswissenschaftlern, bitte bis zum
4.4.2011 an:

VergesseneTexte(a)gmx.de

Nathanael Busch (Marburg)
Björn Reich (Göttingen)

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Björn Reich
Graduiertenkolleg für Expertenkuklturen; Goßlerstraße 15a; 37073
Göttingen
0551-39-5119
VergesseneTexte(a)gmx.de