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Hans-Joachim Hoffmann
[Regionalforum-Saar] Führung Jüdischer Friedh of
Datum 2017/05/18 22:09:29
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] zum Vortrag über die Auswande rungen
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Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Die anwesende Abwesenheit der Vergangenheit
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Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Führung durch den Wareswald a m 7. Mai
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Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] 4. Saarländisches Burgensy mposion
Autor 2017/05/18 22:09:29
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] zum Vortrag über die Auswande rungen

[Regionalforum-Saar] Die mittelalterlichen Stadtbefestigungen im deutschsprachigen Raum. Ein Handbuch

Date: 2017/05/17 00:51:08
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...

From:    Thomas Wozniak <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_26424.pdf>

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Thomas Wozniak, Seminar für mittelalterliche Geschichte, Eberhard Karls
Universität Tübingen 
E-Mail: Zu Recht verweist der Autor dafür auf stadtinterne Steuern
und Ungeld zur Finanzierung der Baumaßnahmen und externe Steuernachlässe
durch die Herrscher hin, wie etwa die bekannte staufische Steuerliste
von 1241 (S. 330f.). Er betont dabei den Umstand, dass die historische
Forschung zur städtischen Wehrhaftigkeit mehr als 70 Jahre alt ist (S.
337). Die prägnante Zusammenfassung der vorgestellten Erkenntnisse des
ersten Bandes (S. 347-359) eignet sich sehr gut für die universitäre
Lehre zu stadtgeschichtlichen Themen. Als ausgewiesener Burgenforscher
steht für Thomas Biller auch das Verhältnis zwischen dem ursprünglichen
Stadtherren und dem erstarkenden Bürgertum im Fokus, besonders
hinsichtlich der Befestigungsanlagen, welche die Stadt gegen die Burg
errichtete. Besonders eindrucksvoll wird dies am Beispiel des 50 Meter
hohen Rundturms "Mehlsack" in Ravensburg deutlich, der am Burgberghang
errichtet wurde und es ermöglichte, in die auf dem Gipfel liegende Burg
hineinzusehen (S. 248f.). Hinsichtlich der Frage von "Wehrkirchen"
betont der Autor, dass es dabei weniger um eine Verstärkung
fortifikatorischer oder geistlicher Wehrhaftigkeit ging, als vielmehr um
die Bewältigung von Platzmangel innerhalb der Stadt (S. 253).

Im zweiten Band werden die Stadtbefestigungen nach ihrer topographischen
Lage in 29 Regionen unterteilt vorgestellt (S. 6-291). Mit einem
ausführlichen Verzeichnis der Literatur (S. 292-328), einem hilfreichen
Glossar (329-335) und einem Orts- und Namenregister (S. 338-360) endet
dieser Band, der mit 529 Schwarz-Weiß-Abbildungen sehr reich bebildert
ist. Gerade in den Bildunterschriften finden sich häufig noch wichtige
Detailinformationen, wie etwa zum "Teufelsturm" in Goslar mit seiner
schwer fotografierbaren, aber überregional wichtigen Inschrift von 1280
(S. 168, Abb. 432). Der Zugriff auf die verwendete Forschungsliteratur
ist vorbildlich, auch wenn Regional- oder Landeshistoriker sicher das
eine oder andere Werk vermissen werden. In der Summe ermöglicht
besonders der zweite Band einen flächendeckenden Zugriff auf die weit
verstreuten Werke und ist dadurch ein sehr nützliches Hilfsmittel für
jegliche künftige Forschung in diesem Bereich. Gerade durch die breite
und vergleichende Herangehensweise werden viele Befunde klarer
analysiert als durch die bisherige regional orientierte punktuelle
Auswertung. Der Großteil der Abbildungen stammt vom Autor und zeigt die
rezenten Formen, es gibt aber auch immer wieder sehr beeindruckende
historische Aufnahmen, von denen die Abbildung des im Zweiten Weltkrieg
zerstörten "Krantores" in Danzig/Gdansk (S. 289, Abb. 527) sicher
heraushebenswert ist.

Fazit: Die beiden von Thomas Biller in jahrzehntelanger Arbeit
erstellten umfangreichen Bände sind wegweisend für die Forschung zu
mitteleuropäischen Stadtbefestigungen in Mittelalter und Frühneuzeit. In
dieser kompakten Form waren bisher weder die Typen oder die Kategorien
noch die dahinterstehenden Prozesse zusammengefasst worden, auch gab es
bisher keinen so übersichtlichen systematischen Zugriff auf die
Ergebnisse der bisherigen Forschung. Gerade die Autopsie der über 2000
Befestigungsanlagen durch den Autor und der Abgleich mit dem bisherigen
Forschungsstand ergeben ein monumentales Standardwerk, dessen Umfang
eigentlich eine ganze Forschergruppe hätte leisten müssen. Das Werk wird
sicherlich auf lange Zeit unterschiedlichste Impulse für die weitere
Erforschung mittelalterlicher Befestigungen geben.

Anmerkungen:
[1] Thomas Biller / Daniel Burger / Timm Radt, Montfort und der frühe
Burgenbau des Deutschen Ordens, Petersberg 2015; Thomas Biller,
Templerburgen, Darmstadt 2014; Thomas Biller / Daniel Burger / G. Ulrich
Großmann (Hrsg.), Der Crac des Chevaliers. Die Baugeschichte einer
Ordensburg der Kreuzfahrerzeit, Regensburg 2006.
[2] Gianni M. Perbellini / Flavio Rodeghiero (Hrsg.), Città murate del
Veneto. Scacchieri fortificati medievali. Un sistema-regione,
Sommacampagna 2011; Sante Bortolami (Hrsg.), Città murate del Veneto,
Cinisello Balsamo 1988.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Lioba Geis <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2017-2-105>

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