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[Regionalforum-Saar] Führung Jüdischer Friedh of

Date: 2017/05/09 08:59:06
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)...

Die versteinerte Lebensgeschichte der jüdischen Gemeinde Ottweiler
Erste Führung am Freitag, 12. Mai 2017, 19.00 Uhr

„Gräber sind Wege in die Vergangenheit.“ Mit dieser Feststellung eröffnet Leena Ruuskanen ihre Dokumentation über den Heidelberger Bergfriedhof („Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten“, Heidelberg 1992). Um diesen Weg in die historische Vergangenheit Ottweilers, insbesondere in die wortwörtliche Vergangenheit der jüdischen Gemeinde Ottweiler, mitzugehen, bieten Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann interessierten Besuchern eine Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler an und freuten sich über ein reges Interesse.
Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts lassen sich in Ottweiler erste Ansiedlungen von Juden nachweisen. Aber erst mit der Eroberung unserer Region durch Napoleon begann eine verstärkte Ansiedlung jüdischer Familien, überwiegend aus den grenznahen Regionen Frankreichs sowie aus Illingen. Die Familien nutzten den von Frankreich angebotenen Erwerb ehemals fürstlichen und kirchlichen Besitzes im Zuge der Zwangsversteigerungen dieser sog. Nationalgüter in Trier, der Hauptstadt des Departement Sarre, um sich in Ottweiler niederzulassen, so dass schrittweise eine funktionierende jüdische Gemeinde mit Synagoge und Elementarschule entstand. Diese Entwicklung skizziert Klaus Burr zu Beginn der Führung.
Ausgehend von einem besonderen Grabmal, der Stele „Gebrochene Säule“, die zugleich als Symbol für das kurze Leben der jüdischen Gemeinde Ottweiler steht, beschreibt Hans-Joachim Hoffmann einzelne Grabmale in Verbindung mit der Biographie der in diesen Gräbern bestatteten Personen. „Denn mit den Namen, die wir auf den Grabsteinen lesen, steigen in uns Bilder aus der Erinnerung auf, aus denen Vergangenes lebendig wird.“ (Heidelberger Bergfriedhof, S. 9). Damit Bilder aus der Erinnerung an die jüdische Gemeinde Ottweilers auftauchen konnten, bedurfte es zeitaufwändiger Recherchen, denn in Ottweiler leben heute nur noch wenige Menschen, die im Ort noch deutschen Staatsbürgern jüdischen Glaubens begegnet sind. Einige wenige Ottweiler BürgerInnen konnten noch Erinnerungen an die Familien Barth, Gäßling 42, Cahn, Wilhelm-Heinrich-Str. 12 sowie die Familien Marx-Salomon, Tensch 25 und Salm, Martin-Lutherstraße und Enggass 5 mitteilen. Mitglieder dieser Familien verloren ihr Heimatrecht in Ottweiler und damit zugleich ihr Leben im Zuge der nationalsozialistischen Herrschaft, sofern sie nicht frühzeitig die Gefahr für Leib und Leben erkannten und auswanderten. Ihnen begegneten einige, heute hochbetagte Ottweiler BürgerInnen in ihrer Kindheit und Jugend; heute erinnern an diese Familien „Stolpersteine“, die in den letzten Jahren verlegt wurden.
An die großen und einflussreichen jüdischen Familien der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Albert, Buxbaum, Coblenz und Levy erinnern in Ottweiler nur noch die erhaltenen Grabsteine. Die Verdienste dieser Familien fielen der Vergessenheit anheim, vielleicht auch deshalb, weil viele Nachkommen in zweiter und dritter Generation Ottweiler wieder verließen, vielleicht auch, weil eine nationalistische Geschichtsschreibung sie schlichtweg ignorierte. Wäre der jüdische Friedhof Ottweilers in der NS-Zeit zerstört worden, hätte Hoffmann in „Lebenswege jüdischer Mitbürger“ die biographischen Skizzen zu den Familien Coblenz und Levy nicht verfassen können, in denen er die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Leistungen dieser Familien für die jüdische Gemeinde Ottweiler, für die Stadt Ottweiler und die jüdische Religionsgemeinschaft in Deutschland zumindest ansatzweise andeutete. Die Ergebnisse dieser Nachforschungen stießen bzw. stoßen auf reges überregionales Interesse: So steht Hoffmann gemeinsam mit dem weitläufigen Nachfahren der Familie Coblenz, Dr. Franꞔois Van Menxel, Münster, in regem Kontakt mit der Dehmelhaus-Stiftung in Hamburg sowie dem Arbeitskreis Jüdisches Bingen, der eine Publikation über die Verzweigung der Ottweiler Familie Coblenz mit den beiden Forschern plant. Auf die angesprochenen Familien wird Hoffmann bei dem Rundgang über den jüdischen Friedhof eingehen und dabei auch auf Inschriften und Symbole verweisen.
Zur Aufarbeitung der NS-Zeit und zur Erinnerung an die letzten jüdischen Bewohner Ottweilers verfasste Hans-Joachim Hoffmann die Dokumentation „Seid vorsichtig mit der Obrigkeit...!“ Beitrag zur Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers. Dieses 405 Seiten umfassende Buch (ISBN 978-3-946313-01-4) kann zum Preis von € 19.80 erworben werden bei:
Archäologie - Büro & Verlag - Glansdorp, Kantstraße 32, 66636 Tholey
Hans-Joachim Hoffmann, Adolf-Kolping-Weg 7, 66564 Ottweiler (06824-7990)
Sparkasse Neunkirchen, Filiale Wilhelm-Heinrich-Straße, 66564 Ottweiler
Presse-Shop Ottweiler, Inhaberin Hannelore Henn, Wilhelm-Heinrich-Straße 13, 66564 Ottweiler.

Die Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler erfolgt in Kooperation mit der KVHS Neunkirchen. Aus organisatorischen Gründen bat die KVHS um vorherige Anmeldung. Eine Teilnahme ist jedoch auch ohne Anmeldung bei der KVHS möglich.
Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann sowie die KVHS freuen sich auf Ihren Besuch.
Termin: Freitag, 12.05.2017   
Uhrzeit: 19.00 Uhr
Treffpunkt: Aufgang zum Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring (ca. 80 m hinter der Abzweigung Karl-Marx-Straße) Dauer: ca. 1 ½ Stunde