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Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] "The Reading Heads" - gestern im Mia-Münster-Haus

[Regionalforum-Saar] Gewalt im Bauernkrieg

Date: 2025/06/12 23:34:24
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Organisatoren:
Gerd Schwerhoff, Technische Universität Dresden;
Andreas Pečar, Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg;
Historische Kommission für Sachsen-Anhalt; Gemeinde Südharz;
Standortentwicklungsgesellschaft Mansfeld-Südharz (Historische Kommission für Sachsen-Anhalt; Gemeinde Südharz;
Standortentwicklungsgesellschaft Mansfeld-Südharz)

Ausrichter
Historische Kommission für Sachsen-Anhalt; Gemeinde Südharz; Standortentwicklungsgesellschaft Mansfeld-Südharz


Ort Stadt Stolberg im Harz
Fand statt in Präsenz
Vom - Bis 10.04.2025 - 12.04.2025

Von Ingrid Würth, Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung, Mühlhausen (Thüringen)

Das Jahr 2025 ist an vielen Orten in Deutschland geprägt von der Erinnerung an den Bauernkrieg. Als Beitrag der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt zum Bauernkriegsgedenken hatte bereits im Oktober 2024 in Stolberg im Harz eine erste Tagung zu „Verketzerungsprozessen“ im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, vor allem im Umfeld Thomas Müntzers, stattgefunden. Eine zweite Tagung im April 2025 wandte sich nun dem in den Quellen und in der wissenschaftlichen Literatur sehr unterschiedlich eingeschätzten Phänomen der Gewalt im Bauernkrieg zu.

Einführend kontrastierte Andreas Pečar (Halle) den Untersuchungsgegenstand der Tagung mit dem aktuellen Trend der Erinnerungskultur, der die Begriffe Freiheit und Gerechtigkeit als Ziele der Bauern ins Zentrum des Bauernkriegsgedenkens stellt und damit identitätsstiftend für unsere heutige Gesellschaft wirken möchte. Die unterschiedlichen Formen der Gewaltanwendung – verbal, physisch, psychisch – hingegen verschließen sich diesem Zugang, standen aber lange Zeit im Zentrum der Betrachtungsweise und bedürfen einer neuen wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Gerd Schwerhoff (Dresden) gab einen Überblick über die Forschungsgeschichte zur Gewalt im Bauernkrieg, die in der älteren Forschung aus militärhistorischer Sicht und ereignisgeschichtlich eine Rolle gespielt hatte. Die Ergebnisse der neueren kulturwissenschaftlichen Debatte über Gewalt, nicht nur über deren Ursachen, sondern auch als Phänomenologie der Gewalt, haben jedoch bis auf wenige Ausnahmen kaum Resonanz in der Bauernkriegsforschung gefunden. Schwerhoff skizzierte ein theoretisches Raster für eine neue „Gewaltgeschichte des Bauernkriegs“, in dem etwa die Interaktion beider Akteursgruppen, der Obrigkeit und der Aufständischen, oder die instrumentellen und symbolischen Funktionen von Gewalt sowie deren mediale Repräsentation berücksichtigt werden müssen.

Drei Zugänge aus unterschiedlichen Richtungen bildeten den Auftakt der Tagung. LYNDAL ROPER (Oxford) wandte sich zu Beginn ihres Vortrags der Begriffsgeschichte zu, wobei sie sich auf zwei zeitgenössische Bezeichnungen für den Aufstand der Bauern konzentrierte: „Aufruhr“ als ursprünglich neutraler oder sogar positiver Begriff, der in der Diktion Martin Luthers negativ umgedeutet wurde; und lateinisch turbulentia, das vor allem ein Phänomen der unvorhersehbaren Bewegung beschreibt und u. a. in den Werken von Leonardo da Vinci und Lucas Cranach d. Ä. visualisiert wurde. In einem zweiten Teil interpretierte Roper die großformatigen „turbulenten“ Jagdgemälde Cranachs, die nach 1525 entstanden sind, als Verarbeitung des Bauernkriegs und seiner auf- und umwühlenden Ereignisse.

Ausgehend von modernen Deutungen der aufständischen Bauern als friedliebend und gewaltfrei in populären Darstellungen und in der wissenschaftlichen Literatur analysierte MATTHIAS BÄR (Münster / Dresden) deren Selbstdarstellung in den Quellen und kontrastierte diese mit überlieferten Gewaltandrohungen und -ausübungen. Er sieht in den aufständischen Bauernhaufen professionelle Gewaltakteure. Diese Tatsache wurde in der Wahrnehmung jedoch durch zwei Faktoren verdrängt: zum einen durch die selektive Editionspraxis, die das militärische Auftreten der Fürsten und des Adels bevorzugt darstellt; zum andern durch die Selbstinszenierung der Aufständischen, unter anderem in den 12 Artikeln.

ANDREAS PEČAR (Halle) stellte zwei Bauernkriegs-Schriften Martin Luthers, „Ermahnung zum Frieden“ (Ende April 1525) und „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“ (Anfang Mai 1525) ins Zentrum seines Vortrags. Er skizzierte das Bild der älteren und neueren Forschung von einem unpolitischen Luther, das dessen Positionierung gegen die Bauern als Ausdruck theologischer Bedenken deklariert hat. Durch eine detaillierte Analyse verschiedener Passagen, besonders der Aufrufe zur radikalen Verfolgung der Aufständischen und der Vorstellung Luthers von der Obrigkeit in den Bauernkriegs-Schriften im Abgleich mit späteren Äußerungen, wies Pečar auf Inkonsistenzen in der Argumentation des Reformators hin. Luthers Definition von Feindbildern – zunächst die geistlichen Fürsten, dann die Bauern und deren Verführer – folgte einer politischen Logik und wurde sehr flexibel gehandhabt.

In einem zweiten großen Block der Tagung wurden verschiedene Gewalthandlungen genauer betrachtet, zunächst von Seiten der obrigkeitlichen Gewaltakteure. HORST CARL (Gießen) präsentierte die Kriegsorganisation des Schwäbischen Bundes, dessen Gewaltausübung während des Bauernkrieges und dessen „Nachkriegsgewalt“, also Straf- und Polizeiaktionen. Er betonte, dass der Bund oft nicht allein, sondern in Verbindung mit anderen Herrschaften agierte; dass er den Bauern, trotz der Unzuverlässigkeit von Landsknechten, in der offenen Feldschlacht durch die aus Adligen bestehende Reiterei immer überlegen war; und dass die durch den Bund ausgeübte Strafgewalt nach dem Krieg, also die nachträgliche Verfolgung und Hinrichtung von Aufständischen, von den einzelnen Landesherren mitunter nur widerwillig geduldet wurde.

GERD SCHWERHOFF (Dresden) bot ein umfassendes Tableau der Kriegshandlungen verschiedener Fürstenheere im Bauernkrieg, die er einführend geographisch, zeitlich und personell zuordnete. Seine Ausführungen zum Gewalthandeln machten deutlich, dass die Fürsten gewaltbereiter waren als die Bauern und Verhandlungen oft nur als Hinhaltetaktik verwendeten. Neben wenigen ausgeglichenen Kämpfen überwogen die deutlichen und schnellen Siege der Fürstenheere, die durch Gewaltexzesse zu hohen Opferzahlen führten. Zur Analyse der Gewalthandlungen schlug Schwerhoff verschiedene Ansätze vor, u. a. die Untersuchung der sozialen und mentalen Lagerung der Adligen, die über Gewaltbefähigung und Gewaltbereitschaft verfügten. Betrachtet man die Heere als kollektive Gewaltakteure, die aufgrund ihrer professionellen Identität bereit zur Gewalt waren, wird nachvollziehbar, dass die Möglichkeit einer Eskalation immer bestand.

Die Unterschiede zwischen performativem Protest und politischer Gewalt lotete THOMAS ROTH (Darmstadt) in seinem Vortrag aus. Während etwa das Plündern von Naturressourcen wie das Ausfischen von Teichen zur Kommunikation der Anliegen der Bauern diente und auf eine Lösung des Konfliktes hinzielte, hatte politische Gewalt wie die Zerstörung von Burgen und Klöstern einen symbolischen Wert, der weder auf ökonomischen Nutzen noch auf eine Verständigung mit dem Gegner hin orientiert war. Einerseits kann politische Gewalt als spontane Eskalationsstufe bäuerlicher Gewalthandlungen gedeutet werden, andererseits gibt es jedoch Hinweise darauf, dass hinter der Plünderung eines Klosters auch Kalkül steckte und tieferliegende Konflikte ausgetragen wurden, wie Roth anhand des Beispiels des Klosters Rüti bei Zürich aufzeigte.

Dem Phänomen der Klosterplünderungen und der Gewalt gegen Mönche und Nonnen im Bauernkrieg widmete sich EDMUND WAREHAM WANITZEK (London). Er stellte als Ergebnis eines von der British Academy geförderten Forschungsprojekts eine Karte vor, in der die Klöster in den vom Bauernkrieg betroffenen Regionen des Reiches verzeichnet sind. 609 Einrichtungen, etwa die Hälfte aller Klöster (1235 sind insgesamt erfasst) wurden in irgendeiner Weise während der Kriegshandlungen in Mitleidenschaft gezogen. Jedoch gibt es gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Orden und in der räumlichen Verteilung der angegriffenen Klöster, die noch weiterer Forschungen bedürfen. Wareham Wanitzek legte auch dar, welche Gründe es für das seiner Meinung nach lange unterschätzte Phänomen der Klosterplünderungen im Bauernkrieg gegeben haben könnte, neben ökonomischen und politischen Ursachen etwa einen inhärenten Antimonastizismus der Reformatoren.

Anhand verschiedener Beispiele nahm LUCAS WÖLBING (Leipzig) Fehden im Kontext des Bauernkriegs in den Blick. Während des Bauernkriegs kam es unter anderem zu einer Instrumentalisierung des Fehdewesens, wie Wölbing am Beispiel der Stadt Magdeburg sehr eindrucksvoll aufzeigen konnte: Dort bildete sich eine regelrechte „Fehdebande“, der mehrere Bürger angehörten, die planmäßig Fehden gegen den Erzbischof, das Domkapitel oder die Markgrafen von Brandenburg führten und in diesem Zusammenhang deren Besitzungen plünderten. Der protestantische Rat der Stadt profitierte von diesen Angriffen, konnte aber offiziell nicht mit den Fehdeführern in Verbindung gebracht werden.

MAX WUNDERLICH (Kassel) konzentrierte sich in seinem Beitrag auf den Werrahaufen und untersuchte dessen Gewalthandlungen. Der Fokus lag dabei auf verbaler Gewalt: Drohungen gegenüber Städten und Dörfern, sich den Aufständischen anzuschließen, und gegenüber der Obrigkeit, in diesem Fall dem Grafen von Henneberg. Während erstere durchaus strategisch zur Vermeidung von physischer Gewalt eingesetzt wurde, förderten letztere auch die Identitätsstiftung innerhalb des Haufens und die Meinungsbildung, führten zu einem risikofreudigeren Verhalten und steigerten somit die Wahrscheinlichkeit physischer Gewaltanwendung. Drohungen bzw. Zwang wurden auch innerhalb des Haufens wirksam, um eine kritische Masse zu erhalten und der Auflösung des Haufens vorzubeugen.

Ebenfalls mit der inneren Organisation der Bauernhaufen beschäftigte sich JAKOB DEBELKA (Halle), indem er die Rolle der adligen Heerführer in den Bauernheeren untersuchte. Er konnte verschiedene Motive für deren Beteiligung als „Gewaltprofis“ auf der Seite der Bauern plausibel machen, etwa die Übereinstimmung mit den reformatorischen Zielen der Aufständischen, Geschäfts- oder Patronatsbeziehungen, das Vorgehen gegen gemeinsame Feinde oder Zwang. Die verschiedenen Aufgaben und Funktionen der adligen Anführer – organisatorische Maßnahmen, Ausbildung des Heeres, symbolische Wirkung – legte Debelka am Beispiel des Götz von Berlichingen dar, zu dem Quellen in ausreichender Anzahl existieren und der sein eigenes Handeln im Nachhinein ausführlich kommentierte.

THOMAS T. MÜLLER (Lutherstadt Wittenberg) entlarvte schließlich die Erzählungen von vermeintlichen Gewalttaten im Bauernkrieg von und gegen Bauern, die sich in der Überlieferung verselbständigt haben und nicht nur in der Romanliteratur des 19. Jahrhunderts, sondern auch in aktuellen wissenschaftlichen Beiträgen kolportiert werden. Anhand gründlicher Quellenarbeit konnte er widerlegen, dass in Volkenroda bei einem Übergriff des Mühlhäuser Haufens Mönche an einem Nussbaum erhängt wurden; dass bei Osterhausen 1000 Bauern durch den Grafen von Mansfeld niedergemetzelt wurden – die ältesten Quellen sprechen von 20 Männern, die erstochen oder verwundet worden waren; und dass auf der Burg Scharfenstein plündernde Bauern durch vergifteten Wein ums Leben kamen – aus zeitgenössischen Quellen geht hervor, dass auf der Burg vermutlich kein Wein vorhanden war. Derartig übertriebene Berichte zugunsten der oder gegen die Bauern waren bereits in den propagandistischen Schriften des 16. Jahrhunderts angelegt und wurden im konfessionellen Zeitalten weiter ausgebaut.

In einer abschließenden dritten Sektion wurden interdisziplinäre und vergleichende Perspektiven präsentiert. BIRGIT ULRIKE MÜNCH (Bonn) sprach aus kunsthistorischer Sicht über die Visualisierung von Gewalt in der zeitgenössischen Kunst und deren Auswirkungen auf spätere Darstellungen. Sie stellte zunächst die Charakterisierung des gemeinen Mannes mit zerschlissener Kleidung, Werkzeugen und oft mit einem Eierkorb in der Druckgrafik vor, um dann die Verwendung dieses Typus in verschiedenen Medien zu verfolgen, z. B. bei der schwer zu interpretierenden Bauernsäule Albrecht Dürers. Die Ausübung von Gewalt durch oder an Frauen wird in der Zeit des Bauernkriegs erstaunlich selten abgebildet.

Ein mittelalterliches Vergleichsbeispiel präsentiert HERBERT EIDEN (Essex), der über Gewalthandlungen im englischen Bauernaufstand von 1381 referierte. Bereits in den zeitgenössischen Quellen wurde der Aufstand, ausgelöst durch die mehrfache Erhebung der Kopfsteuer zur Finanzierung des 100-jährigen Krieges, als überaus gewalttätig beschrieben. Die gut organisierten Aufständischen übten sehr gezielt Gewalt gegen Sachen aus, etwa den Savoy Palace, den Sitz des Onkels und Beraters König Richards II., John of Gaunt, und auf bestimmte Amtsträger, die mit der Eintreibung der Steuer in Verbindung standen. Ein Hauptziel der Aufständischen war die Vernichtung grundherrlicher Dokumente wie Gerichtsrollen und Pachtverzeichnisse.

Über den Bauernkrieg hinaus stellte ANDREAS WÜRGLER (Genf) verschiedene Bauernrevolten in der Eidgenossenschaft vor. Er unterschied dabei „die“ Gewalt, Gewaltformen, die während der Revolten ausgeübt wurden, und „den“ Gewalt (m.), die Ausübung von Herrschaft nach einer erfolgreichen Revolte. Die revoltierenden Bauern aus den Untertanengebieten wandten sich meistens gegen die Erhebung neuer Steuern und andere Belastungen, die ihnen von den Hauptstädten Zürich, Bern, Luzern u. a. auferlegt worden waren. Ihr Ziel war meistens die Belagerung und das Eindringen in die Hauptstadt. Herrschaft auf Dauer, also „der“ Gewalt, und ein Umsturz waren damit jedoch nicht beabsichtigt, sondern mehr Partizipation am bestehenden System. In den Landgemeindekantonen waren Bauern auch dauerhaft an der Herrschaft beteiligt, besonders in den Drei Bünden (Graubünden).

Abschließend systematisierte ULRICH NIGGEMANN (Augsburg) die Gewalthandlungen in europäischen Aufständen in der Frühen Neuzeit in drei Kategorien: Gewalt als symbolische Kommunikation, Eskalation von Gewalt, Gegengewalt als symbolische Kommunikation. Der ersten Kategorie ordnete er Gewalt gegen Sachen sowie karnevaleske und religiös aufgeladene Aktionen zu. Die Eskalationsstufe wurde oft durch einen Normbruch angestoßen, der zu einer Organisation und Radikalisierung von Gewalt aus Furcht vor Konsequenzen führte. Zur Legitimation der Gewalthandlungen wurden diese oft religiös oder utopisch aufgeladen. Die Gegengewalt gliederte sich in zwei Schritte, die Niederschlagung des Aufstandes zur Wiederherstellung der Ordnung und die Strafgewalt als Warnung vor weiteren Aufständen.

Verschiedene Elemente kamen in den Beiträgen der Tagung immer wieder zur Sprache: die Betonung von Legitimität in der Gewaltausübung, die sich sowohl die Aufständischen als auch die Obrigkeit zuschrieben; der karnevaleske Charakter von Gewalthandlungen vor allem in den frühen Phasen eines Aufstandes; die Volatilität von Trägerschichten, die vor allem in den nur für kurze Zeit bestehenden und sich immer verändernden Haufen zeigt; die Verbesserung der Erfolgschancen eines Aufstandes durch die Beteiligung möglichst hochrangiger Adliger; das Radikalisierungspotenzial durch eine religiöse Motivation. Insgesamt entstand durch die einzelnen Referate, die spezielle Aspekte von Gewalt aufgriffen und unterschiedliche Zugänge eröffneten, ein grundlegender Einblick in das Gewalthandeln im Bauernkrieg im Vergleich mit anderen Aufständen im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit.


Konferenzübersicht:
Andreas Pečar (Halle) / Gerd Schwerhoff (Dresden): Einführung
Lyndal Roper (Oxford): „Aufruhr“ und Turbulenz: Der deutsche Bauernkrieg
Matthias Bär (Münster / Dresden): Aufstand der Mistgabeln? Konfliktkulturen im Bauernkrieg und der selektive Blick des 20. Jahrhunderts
Andreas Pečar (Halle): Luther, der Politiker. Obrigkeit, Gehorsamsgebot und Gewalt in den Bauernkriegsschriften
Horst Carl (Gießen): Kriegsgewalt – der Schwäbische Bund als Gewaltakteur im Bauernkrieg
Gerd Schwerhoff (Dresden): Fürsten und Fürstenheere als Gewaltakteure im Bauernkrieg
Thomas Roth (Darmstadt): Brandschatzen und Plündern im Bauernkrieg. Der schmale Grad zwischen performativem Protest und politischer Gewalt
Edmund Wareham Wanitzek (London): Eine Visualisierung der Gewalt gegen das Mönchtum im Deutschen Bauernkrieg
Lucas Wölbing (Leipzig): „Lose Buben“ und „abgesagte Feinde“ – Zum Zusammenspiel von Fehdegewalt und Aufstand im mitteldeutschen Bauernkriegsgebiet
Max Wunderlich (Kassel): „die bruderschaft hat gestern wolt uber euch ziehen“. Drohungen als Praktik der Haufen im Bauernkrieg
Jakob Debelka (Halle): Annäherung zwischen bäuerlichen Aufständischen und adligen ‚Gewaltprofis‘ während des Bauernkrieges von 1525
Thomas T. Müller (Lutherstadt Wittenberg): Von erhängten Mönchen und vergifteten Bauern. Imagination und Realität im Bauernkrieg
Birgit Ulrike Münch (Bonn): Gräueltaten und „gemeiner man“, Marter und Misogynie: Die Bauernkriegszeit als Auslöser neuer Visualisierungen von Gewalt-Bildern?
Herbert Eiden (Exeter): Gewalt im englischen Bauernaufstand von 1381
Andreas Würgler (Genf): Mit Gewalt zur Herrschaft? „Bauernrevolten“ in der Eidgenossenschaft in europäisch-vergleichender Perspektive (15.–17. Jahrhundert)
Ulrich Niggemann (Augsburg): Kommunikation und Gewalt: Ein vergleichender Blick auf frühneuzeitliche Revolten


Zitation
Ingrid Würth, Tagungsbericht: Gewalt im Bauernkrieg, in: H-Soz-Kult, 12.06.2025, https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-155271.