Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] E. V. Steinbacher: Mord in der High Society

Date: 2025/06/01 20:03:29
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

E. V. Steinbacher: Mord in der High Society

Autor Steinbacher, Emanuel V.
Erschienen Göttingen 2022: Wallstein Verlag
Anzahl Seiten 448 S., 120 Abb.
Preis € 46,00
ISBN 978-3-8353-5213-1

Rezensiert für H-Soz-Kult von Heidi Sack, Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

„Mord in der High Society“ und „Sex, Wahnsinn, Mord“ – Titel und Klappentext des Buches von Emanuel V. Steinbacher lassen bereits vor der Lektüre erahnen, welche Faszination von dem untersuchten Fall für die Zeitgenossinnen und Zeitgenossen ausgegangen sein muss. Die genannten Ingredienzien machten bereits in der Mediengesellschaft vor gut 100 Jahren eine gute Story aus, ging es doch nicht nur um einen Todesfall und seine Verwicklungen, sondern auch um intime Einblicke in eine ansonsten verschlossene Gesellschaftsschicht.

Steinbacher widmet sich in seiner Studie, bei der es sich um die gekürzte Fassung seiner 2021 an der Ludwig-Maximilians-Universität München eingereichten Dissertation handelt, dem sogenannten Nesbit-Thaw-White-Skandal. Die Protagonisten: Evelyn Florence Nesbit (geb. 25. Dezember 1885), ein bekanntes Model und Schauspielerin der frühen 1900er-Jahre, ihr Ehemann Henry „Harry“ Kendall Thaw (geb. 12. Februar 1871) und der Star-Architekt Stanford White (geb. 9. November 1853). Thaw hasste White als Verführer und „Verderber“ seiner jetzigen Ehefrau, da dieser Jahre zuvor mit der damals noch minderjährigen Nesbit ein Verhältnis unterhalten und sie angeblich vergewaltigt hatte. Am 25. Juni 1906 erschoss der exzentrische Thaw den Architekten auf dem Dach des vollbesetzten und von ihm konzipierten Madison Square Garden während einer Theateraufführung. Der Prozess gegen Harry Thaw wurde zum ersten „massenmedialen Sensationsprozess des 20. Jahrhunderts“ (S. 222), der Themen wie Sex, Macht, Ruhm, psychische Gesundheit und Gerechtigkeit verhandelte und die Öffentlichkeit über Jahre hinweg faszinierte.

Doch geht es Steinbacher in seinem Buch nicht vorrangig darum, die öffentliche Faszination und Anteilnahme an diesem Fall zu erklären. Vielmehr möchte er am Beispiel dieses Skandals mit gesellschafts-, medien- und geschlechtergeschichtlichen Ansätzen sowie mit Fokus auf die Unterhaltungsindustrie das Phänomen der High Society und seine Genese erklären. Steinbacher verwendet High Society vornehmlich als Analysebegriff, da er im Untersuchungszeitraum noch nicht etabliert und stattdessen von „smart, fashionable oder ultra-fashionable set“ die Rede war (S. 16). Der Autor versteht darunter eine neue, sich am Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert in der US-amerikanischen Gesellschaft herausbildende gesellschaftliche Schicht, die sich von der exklusiven Upper Class abgrenzte und sich parallel zur aufsteigenden Gesellschaftsberichterstattung entwickelte. Mediale Sichtbarkeit und (vermeintlich) private Einblicke waren das zentrale In- und Exklusionskriterium der entstehenden High Society und wurden zu einem „Wechselspiel aus (Selbst-)Ermächtigung und Entmachtung“ (S. 18–19).

Steinbacher gliedert seine Arbeit in drei chronologisch aufeinander aufbauende Teile. Der erste widmet sich der Zeit zwischen 1894 und 1906 und zeichnet neben allgemeinen Ausführungen zur im Entstehen begriffenen High Society ausführlich und so auch mit gewissen Längen die unterschiedlichen Aufstiegswege der beiden Protagonisten Nesbit und Thaw in diese elitäre Gesellschaft nach. Beide stammten aus unterschiedlichen Milieus: Während dem aus der Upper Class kommenden Thaw dies mit rauschenden, opulenten Partys, Restaurantbesuchen und sozialen Netzwerken gelang, profitierte die aus bescheideneren Verhältnissen stammende Nesbit davon, dass für Frauen körperliche Schönheit in der Frühphase der High Society noch ein entscheidendes Zugangskriterium war. Sie wurde als Fotomodell, Werbegesicht und Schauspielerin Mitglied der elitären Gesellschaft. Steinbacher arbeitet überzeugend heraus, in welchem Maß die beiden den Vorstellungen von der frühen High Society entsprachen und diese gleichzeitig selbst mitprägten.

Der zweite und größte Teil der Studie beschäftigt sich mit dem nach den beiden Eheleuten benannten Skandal und den Prozessen gegen Thaw zwischen Juni 1906 und April 1908. Das erste Verfahren um das von der Presse ausgerufene „crime of the century“ (S. 443) geriet zum ersten „massenmedialen Sensationsprozess des 20. Jahrhunderts“ (S. 222). Es hatte Auswirkungen auf Formen medialer Berichterstattung und High Society als Medienphänomen gleichermaßen: Auch wenn Steinbacher dies nicht als methodischen Ansatz seiner Studie benennt, so trägt insbesondere der zweite Teil durchaus Züge einer mikrogeschichtlichen Untersuchung und einer Kulturgeschichte des Gerichtssaals. Minutiös zeichnet der Autor die Rollen der Eheleute im Prozess vom 21. Januar bis zum 12. April 1907 und ihre Deutung(en) in der Presse nach.

Im Zentrum der Berichterstattung stand jedoch nicht der Angeklagte, sondern seine Frau Evelyn Nesbit. Sie deckte mit ihrer Aussage die zeitgenössische Doppelmoral der Oberschicht auf, die von Frauen sexuelle Keuschheit erwartete, während sie Männern sexuelle Freiheiten einräumte. Die intensive mediale Aufmerksamkeit verschob die Grenzen des „Sagbaren“ dahingehend, dass Sexualität öffentlich thematisierbar wurde und sich die Grenzziehungen des Privaten neu justierten. Wie bei späteren Fällen in Deutschland, etwa der „Steglitzer Schülertragödie“ 1927/1928, war es weniger die zugrundeliegende Straftat, die die Öffentlichkeit vorrangig interessierte, sondern die im Gerichtsverfahren behandelten gesellschaftlichen Fragen. Die Presse hatte Nesbits Sexualleben schon vor dem Skandal thematisiert. Dieses Wissen nutzte Staatsanwalt William T. Jerome in seinem Kreuzverhör, sodass Nesbit gleichsam zur eigentlichen Angeklagten wurde, und zwar weniger justiziell als moralisch. Steinbacher kann hieran medienhistorisch sehr gut deutlich machen, wie insbesondere der erste Prozess gegen Thaw das Genre der Gerichtsberichterstattung neu definierte: als öffentliche Arena der Aushandlung von Normen und Werten.

Der dritte und letzte Teil widmet sich schließlich den „Möglichkeiten und Grenzen der High Society-Mitgliedschaft“ anhand des „Nachspiels“ des Skandals in der Zeit zwischen 1908 und 1915/1922. Die beiden Protagonisten verloren nach den Prozessen – gewollt oder ungewollt und trotz ihres professionellen Umgangs mit der Presse – zunehmend ihre mediale Sichtbarkeit. Nesbit war zeitweise im Unterhaltungsgeschäft und als „Influencerin“ in Sachen Kleidung und Make-Up tätig, erlitt dann jedoch private Krisen. Thaw wurde nach seiner Verurteilung und Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung, aus der er später flüchtete, durch einige unvorteilhafte öffentliche Auftritte endgültig zur persona non grata.

Steinbacher gelingt es in seiner Studie durchgängig überzeugend, die Ambivalenz der angestrebten Medienpräsenz für (potentielle) High-Society-Mitglieder herauszuarbeiten. So verselbständigte sich etwa bereits die Berichterstattung über die Anbahnung einer Beziehung zwischen Nesbit und Thaw, gleichzeitig war sie eine zentrale Währung im Streben nach gesellschaftlichem Status. So hatte Nesbit der Presseaufmerksamkeit zwar ihre Zugehörigkeit zur High Society zu verdanken, versuchte später aber zunehmend, den Journalisten zu entgehen.

Beeindruckend und für den methodischen Ansatz einer „erweiterten Mediengeschichte“ (S. 32) unumgänglich ist die breite Quellenbasis der Studie: Steinbacher hat nicht weniger als 93 Tageszeitungen seriell ausgewertet, dazu Beiträge aus 69 Zeitschriften sowie eine große Zahl an Archiven und gedruckten Quellen und eine Fülle an wissenschaftlicher Literatur – das Literaturverzeichnis umfasst allein 34 Seiten. Darüber hinaus wurden Filmbeiträge, Fotos und „Merchandise“-Artikel als Quellen in die Analyse einbezogen. Ein großer Mehrwert für die Lektüre sind die als Ergänzung im Internet bereitgestellten Quellen wie (Farb-)Fotografien und Filmbeiträge, die über im Buch abgedruckte QR-Codes zu erreichen sind.

Leider erliegt Steinbacher in Teilen seiner Studie selbst jener Gefahr, vor der er treffend warnt: „Historische Skandalanalysen bergen das Risiko, sich in den Details zu verlieren.“ (S. 144) Deutlich wird dies etwa an dem oftmals wenig analytischen, rein illustrativen Einsatz der zahlreichen Zitate. Auch scheint Steinbacher manchmal zu nah an seine Protagonisten gerückt – so detailliert schildert er Aussehen, Verhaltensweisen, Reiseziele usw. (so zum Beispiel auf den Seiten 80 ff.). Mitunter verleitet diese Nähe zu Schlüssen, die eine kritische Distanz vermissen lassen – etwa, wenn Steinbacher ohne weitere Ausführungen oder Belege ausführt, dass mit dem Ende der Medienpräsenz von Nesbit und Thaw auch die frühe High Society ende (S. 432). Hier und in anderen Fällen bekommt man durchaus den Eindruck, als habe Steinbacher die Protagonisten des Skandals „verabsolutiert“ und in ihnen nicht mehr die Fallstudie, sondern die Prototypen oder alleinigen Repräsentanten der High Society gesehen. An anderer Stelle wird der in aller Öffentlichkeit begangene Mord an White sehr weitreichend als typischer Teil eines „modernen städtischen Leben[s]“ gedeutet (S. 286). Auf der anderen Seite gelingt es Steinbacher immer wieder plausibel, Interdependenzen zwischen Medienakteuren und High Society, zwischen den beiden Protagonisten, ihrem Verhalten, ihrer (Medien-)Rezeption und ihrer Zugehörigkeit zur High Society herauszuarbeiten. Der zweite und umfangreichste Teil der Studie ist zweifellos der überzeugendste. Schwächen des ersten Teils und der Einleitung, wie etwa die wortgleiche Wiederholung von Thesen und formale Mängel, sind hier kaum mehr zu finden.

Insgesamt kann „Mord in der High Society“ als eine Bereicherung für die Kulturgeschichte des Gerichtssaals und mikrogeschichtlich angelegte Skandalanalysen gelten. Das Buch ermöglicht breite Einblicke in medien- und gesellschaftsgeschichtliche Neuerungen der Jahrhundertwende in den USA, die sich wenige Jahre später in Sensationsprozessen in Europa zeigen sollten. Insofern weist Steinbachers analytisch fundierte Studie deutlich über eine bloße Untersuchung des Nesbit-Thaw-White-Skandals hinaus.

Zitation
Heidi Sack, Rezension zu: Steinbacher, Emanuel V.: Mord in der High Society. Gesellschaft, Medien und Skandal in New York um 1900. Göttingen 2022 , ISBN 978-3-8353-5213-1, in: H-Soz-Kult, 02.06.2025, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-118693.


[Regionalforum-Saar] Einladung zur Buchvorstellung "Die Pfalz im Deutschen Kaiserreich", 3. Juli 2025, 19:00 Uhr, Landesarchiv Speyer

Date: 2025/06/08 19:14:46
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde des IPGV,

wir laden Sie hiermit herzlich zu einer Vorstellung des Handbuchs „Die Pfalz im Deutschen Kaiserreich“ nach Speyer ein. Die neue Publikation des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, herausgegeben von Dr. Christian Decker, Dr. Sabine Klapp, Prof. Dr. Wilhelm Kreutz, Dr. Dieter Schiffmann und Dr. Hannes Ziegler, beschäftigt sich mit der bislang wenig erforschten Epoche des Deutschen Kaiserreichs (1871-1918) und nimmt damit eine Zeit voller Widersprüche in den Blick. Als thematisch breit gefächerte regionale Fallstudie umfasst sie 25 Einzelbeiträge. Inhaltliche Schwerpunkte bilden unter anderem die innovativen Prozesse der Industrialisierung und Urbanisierung, ebenso die Entwicklung soziokultureller Milieus.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Landesarchiv Speyer am Donnerstag, 3. Juli 2025 um 19:00 Uhr im gemeinsamen Foyer von Landesarchiv und Landesbibliothekszentrum in Speyer, Otto-Mayer-Str. 9 statt. Herausgeber und Autor_innen werden an dem Abend ausgewählte Aspekte des Buchprojekts in schlaglichtartigen Kurzvorträgen vorstellen. 

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme.

Freundliche Grüße

Ihr IPGV-Team

Hinweis zu unseren Veranstaltungen: Wenn Sie Bedarf an Unterstützung haben, nehmen Sie gerne im Vorfeld telefonisch oder per E-Mail mit uns Kontakt auf.

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Das Werk ist für 49,90 Euro beim IPGV (Email: info(a)institut.bv-pfalz.de, Tel.: 0631-3647-303), im Onlineshop des Bezirksverbands Pfalz unter www.bv-pfalz.de/shop sowie im Buchhandel erhältlich:

Christian Decker/Sabine Klapp/Wilhelm Kreutz/Dieter Schiffmann/Hannes Ziegler (Hrsg.), Die Pfalz im Deutschen Kaiserreich. Wandel – Beharrung – Milieus – Netzwerke, Kaiserslautern 2024. 735 Seiten mit zahlreichen farbigen Abb., ISBN: 978-3-948913-08-3, Preis: 49,90 Euro.

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Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde

Benzinoring 6, 67657 Kaiserslautern 

 

Tel.: 0631-3647-303

E-Mail: info(a)institut.bv-pfalz.de

www.pfalzgeschichte.de

www.bv-pfalz.de

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[Regionalforum-Saar] Führung über den jüdi schen Friedhof Ottweiler

Date: 2025/06/11 10:43:55
From: Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Die versteinerte Lebensgeschichte der jüdischen Gemeinde Ottweiler

Die KVHS lädt in Absprache mit der Stadt Ottweiler, dem Stadtgeschichtlichen Museum Ottweiler e. V. und dem Heimat- und Kulturverein Ottweiler e. V. zu einer Führung über den jüdischen Friedhof ein.

Termin: Sonntag, 15. Juni 2025, Uhrzeit: 17.00 Uhr.

Auf die Frage, was sie dazu bewege, kann sie auf Ausführungen des Kenners jüdischer Friedhöfe in Deutschland, ja Europas, Prof. Dr. Michael Brocke, des ehemaligen Leiters des Steinheim- Instituts Duisburg, verweisen. Er betont, dass Friedhöfe kleiner jüdischer Gemeinden oft letztes erhaltenes Zeugnis ausgelöschten jüdischen Lebens darstellen. So vermittelt der Ottweiler jüdische Friedhof uns heute nicht nur Namen der Menschen, die die jüdische Gemeinde Ottweilers mit Leben erfüllten, sondern auch Wertvorstellungen der gewaltsam
vernichteten Kultur. Diese spiegeln sich - so Prof. Brocke - in Grabinschriften.
Die Führung bemüht sich darum, „der versteinerten Lebensgeschichte“ des Ottweiler Judentums mit ihren Veränderungen gerecht zu werden, aber auch anzuregen, sich mit der immer stärker auftretenden anonymen Bestattung auseinanderzusetzen und sich die Frage zu stellen, welcher Bedeutungsverlust – religiös und kulturell – mit der Veränderung der Bestattungskultur verbunden sein wird: „Die zeitgenössische Gesellschaft hat wenig Interesse an Grabinschriften, die über Namen und Daten hinausgehende Aussagen machen – ihre Friedhöfe sind verstummte und verstummende Orte.“

Eine Anmeldung bei der KVHS ist erwünscht, aber nicht notwendig.
kvhs(a)landkreis-neunkirchen.de – Tel. 06824/906 – 5218 oder 06824/906 - 5335

Die Teilnahme erfolgt auf eigenes Risiko. Die TeilnehmerInnen akzeptieren mit ihrer Teilnahme jeden Haftungsausschluss der Stadt Ottweiler/des Stadtgeschichtlichen Museums Ottweiler e. V., des Heimat- und Kulturvereins Ottweiler e. V.. der KVHS und des Referenten.

                            

[Regionalforum-Saar] Gewalt im Bauernkrieg

Date: 2025/06/12 23:34:24
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Organisatoren:
Gerd Schwerhoff, Technische Universität Dresden;
Andreas Pečar, Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg;
Historische Kommission für Sachsen-Anhalt; Gemeinde Südharz;
Standortentwicklungsgesellschaft Mansfeld-Südharz (Historische Kommission für Sachsen-Anhalt; Gemeinde Südharz;
Standortentwicklungsgesellschaft Mansfeld-Südharz)

Ausrichter
Historische Kommission für Sachsen-Anhalt; Gemeinde Südharz; Standortentwicklungsgesellschaft Mansfeld-Südharz


Ort Stadt Stolberg im Harz
Fand statt in Präsenz
Vom - Bis 10.04.2025 - 12.04.2025

Von Ingrid Würth, Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung, Mühlhausen (Thüringen)

Das Jahr 2025 ist an vielen Orten in Deutschland geprägt von der Erinnerung an den Bauernkrieg. Als Beitrag der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt zum Bauernkriegsgedenken hatte bereits im Oktober 2024 in Stolberg im Harz eine erste Tagung zu „Verketzerungsprozessen“ im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, vor allem im Umfeld Thomas Müntzers, stattgefunden. Eine zweite Tagung im April 2025 wandte sich nun dem in den Quellen und in der wissenschaftlichen Literatur sehr unterschiedlich eingeschätzten Phänomen der Gewalt im Bauernkrieg zu.

Einführend kontrastierte Andreas Pečar (Halle) den Untersuchungsgegenstand der Tagung mit dem aktuellen Trend der Erinnerungskultur, der die Begriffe Freiheit und Gerechtigkeit als Ziele der Bauern ins Zentrum des Bauernkriegsgedenkens stellt und damit identitätsstiftend für unsere heutige Gesellschaft wirken möchte. Die unterschiedlichen Formen der Gewaltanwendung – verbal, physisch, psychisch – hingegen verschließen sich diesem Zugang, standen aber lange Zeit im Zentrum der Betrachtungsweise und bedürfen einer neuen wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Gerd Schwerhoff (Dresden) gab einen Überblick über die Forschungsgeschichte zur Gewalt im Bauernkrieg, die in der älteren Forschung aus militärhistorischer Sicht und ereignisgeschichtlich eine Rolle gespielt hatte. Die Ergebnisse der neueren kulturwissenschaftlichen Debatte über Gewalt, nicht nur über deren Ursachen, sondern auch als Phänomenologie der Gewalt, haben jedoch bis auf wenige Ausnahmen kaum Resonanz in der Bauernkriegsforschung gefunden. Schwerhoff skizzierte ein theoretisches Raster für eine neue „Gewaltgeschichte des Bauernkriegs“, in dem etwa die Interaktion beider Akteursgruppen, der Obrigkeit und der Aufständischen, oder die instrumentellen und symbolischen Funktionen von Gewalt sowie deren mediale Repräsentation berücksichtigt werden müssen.

Drei Zugänge aus unterschiedlichen Richtungen bildeten den Auftakt der Tagung. LYNDAL ROPER (Oxford) wandte sich zu Beginn ihres Vortrags der Begriffsgeschichte zu, wobei sie sich auf zwei zeitgenössische Bezeichnungen für den Aufstand der Bauern konzentrierte: „Aufruhr“ als ursprünglich neutraler oder sogar positiver Begriff, der in der Diktion Martin Luthers negativ umgedeutet wurde; und lateinisch turbulentia, das vor allem ein Phänomen der unvorhersehbaren Bewegung beschreibt und u. a. in den Werken von Leonardo da Vinci und Lucas Cranach d. Ä. visualisiert wurde. In einem zweiten Teil interpretierte Roper die großformatigen „turbulenten“ Jagdgemälde Cranachs, die nach 1525 entstanden sind, als Verarbeitung des Bauernkriegs und seiner auf- und umwühlenden Ereignisse.

Ausgehend von modernen Deutungen der aufständischen Bauern als friedliebend und gewaltfrei in populären Darstellungen und in der wissenschaftlichen Literatur analysierte MATTHIAS BÄR (Münster / Dresden) deren Selbstdarstellung in den Quellen und kontrastierte diese mit überlieferten Gewaltandrohungen und -ausübungen. Er sieht in den aufständischen Bauernhaufen professionelle Gewaltakteure. Diese Tatsache wurde in der Wahrnehmung jedoch durch zwei Faktoren verdrängt: zum einen durch die selektive Editionspraxis, die das militärische Auftreten der Fürsten und des Adels bevorzugt darstellt; zum andern durch die Selbstinszenierung der Aufständischen, unter anderem in den 12 Artikeln.

ANDREAS PEČAR (Halle) stellte zwei Bauernkriegs-Schriften Martin Luthers, „Ermahnung zum Frieden“ (Ende April 1525) und „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“ (Anfang Mai 1525) ins Zentrum seines Vortrags. Er skizzierte das Bild der älteren und neueren Forschung von einem unpolitischen Luther, das dessen Positionierung gegen die Bauern als Ausdruck theologischer Bedenken deklariert hat. Durch eine detaillierte Analyse verschiedener Passagen, besonders der Aufrufe zur radikalen Verfolgung der Aufständischen und der Vorstellung Luthers von der Obrigkeit in den Bauernkriegs-Schriften im Abgleich mit späteren Äußerungen, wies Pečar auf Inkonsistenzen in der Argumentation des Reformators hin. Luthers Definition von Feindbildern – zunächst die geistlichen Fürsten, dann die Bauern und deren Verführer – folgte einer politischen Logik und wurde sehr flexibel gehandhabt.

In einem zweiten großen Block der Tagung wurden verschiedene Gewalthandlungen genauer betrachtet, zunächst von Seiten der obrigkeitlichen Gewaltakteure. HORST CARL (Gießen) präsentierte die Kriegsorganisation des Schwäbischen Bundes, dessen Gewaltausübung während des Bauernkrieges und dessen „Nachkriegsgewalt“, also Straf- und Polizeiaktionen. Er betonte, dass der Bund oft nicht allein, sondern in Verbindung mit anderen Herrschaften agierte; dass er den Bauern, trotz der Unzuverlässigkeit von Landsknechten, in der offenen Feldschlacht durch die aus Adligen bestehende Reiterei immer überlegen war; und dass die durch den Bund ausgeübte Strafgewalt nach dem Krieg, also die nachträgliche Verfolgung und Hinrichtung von Aufständischen, von den einzelnen Landesherren mitunter nur widerwillig geduldet wurde.

GERD SCHWERHOFF (Dresden) bot ein umfassendes Tableau der Kriegshandlungen verschiedener Fürstenheere im Bauernkrieg, die er einführend geographisch, zeitlich und personell zuordnete. Seine Ausführungen zum Gewalthandeln machten deutlich, dass die Fürsten gewaltbereiter waren als die Bauern und Verhandlungen oft nur als Hinhaltetaktik verwendeten. Neben wenigen ausgeglichenen Kämpfen überwogen die deutlichen und schnellen Siege der Fürstenheere, die durch Gewaltexzesse zu hohen Opferzahlen führten. Zur Analyse der Gewalthandlungen schlug Schwerhoff verschiedene Ansätze vor, u. a. die Untersuchung der sozialen und mentalen Lagerung der Adligen, die über Gewaltbefähigung und Gewaltbereitschaft verfügten. Betrachtet man die Heere als kollektive Gewaltakteure, die aufgrund ihrer professionellen Identität bereit zur Gewalt waren, wird nachvollziehbar, dass die Möglichkeit einer Eskalation immer bestand.

Die Unterschiede zwischen performativem Protest und politischer Gewalt lotete THOMAS ROTH (Darmstadt) in seinem Vortrag aus. Während etwa das Plündern von Naturressourcen wie das Ausfischen von Teichen zur Kommunikation der Anliegen der Bauern diente und auf eine Lösung des Konfliktes hinzielte, hatte politische Gewalt wie die Zerstörung von Burgen und Klöstern einen symbolischen Wert, der weder auf ökonomischen Nutzen noch auf eine Verständigung mit dem Gegner hin orientiert war. Einerseits kann politische Gewalt als spontane Eskalationsstufe bäuerlicher Gewalthandlungen gedeutet werden, andererseits gibt es jedoch Hinweise darauf, dass hinter der Plünderung eines Klosters auch Kalkül steckte und tieferliegende Konflikte ausgetragen wurden, wie Roth anhand des Beispiels des Klosters Rüti bei Zürich aufzeigte.

Dem Phänomen der Klosterplünderungen und der Gewalt gegen Mönche und Nonnen im Bauernkrieg widmete sich EDMUND WAREHAM WANITZEK (London). Er stellte als Ergebnis eines von der British Academy geförderten Forschungsprojekts eine Karte vor, in der die Klöster in den vom Bauernkrieg betroffenen Regionen des Reiches verzeichnet sind. 609 Einrichtungen, etwa die Hälfte aller Klöster (1235 sind insgesamt erfasst) wurden in irgendeiner Weise während der Kriegshandlungen in Mitleidenschaft gezogen. Jedoch gibt es gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Orden und in der räumlichen Verteilung der angegriffenen Klöster, die noch weiterer Forschungen bedürfen. Wareham Wanitzek legte auch dar, welche Gründe es für das seiner Meinung nach lange unterschätzte Phänomen der Klosterplünderungen im Bauernkrieg gegeben haben könnte, neben ökonomischen und politischen Ursachen etwa einen inhärenten Antimonastizismus der Reformatoren.

Anhand verschiedener Beispiele nahm LUCAS WÖLBING (Leipzig) Fehden im Kontext des Bauernkriegs in den Blick. Während des Bauernkriegs kam es unter anderem zu einer Instrumentalisierung des Fehdewesens, wie Wölbing am Beispiel der Stadt Magdeburg sehr eindrucksvoll aufzeigen konnte: Dort bildete sich eine regelrechte „Fehdebande“, der mehrere Bürger angehörten, die planmäßig Fehden gegen den Erzbischof, das Domkapitel oder die Markgrafen von Brandenburg führten und in diesem Zusammenhang deren Besitzungen plünderten. Der protestantische Rat der Stadt profitierte von diesen Angriffen, konnte aber offiziell nicht mit den Fehdeführern in Verbindung gebracht werden.

MAX WUNDERLICH (Kassel) konzentrierte sich in seinem Beitrag auf den Werrahaufen und untersuchte dessen Gewalthandlungen. Der Fokus lag dabei auf verbaler Gewalt: Drohungen gegenüber Städten und Dörfern, sich den Aufständischen anzuschließen, und gegenüber der Obrigkeit, in diesem Fall dem Grafen von Henneberg. Während erstere durchaus strategisch zur Vermeidung von physischer Gewalt eingesetzt wurde, förderten letztere auch die Identitätsstiftung innerhalb des Haufens und die Meinungsbildung, führten zu einem risikofreudigeren Verhalten und steigerten somit die Wahrscheinlichkeit physischer Gewaltanwendung. Drohungen bzw. Zwang wurden auch innerhalb des Haufens wirksam, um eine kritische Masse zu erhalten und der Auflösung des Haufens vorzubeugen.

Ebenfalls mit der inneren Organisation der Bauernhaufen beschäftigte sich JAKOB DEBELKA (Halle), indem er die Rolle der adligen Heerführer in den Bauernheeren untersuchte. Er konnte verschiedene Motive für deren Beteiligung als „Gewaltprofis“ auf der Seite der Bauern plausibel machen, etwa die Übereinstimmung mit den reformatorischen Zielen der Aufständischen, Geschäfts- oder Patronatsbeziehungen, das Vorgehen gegen gemeinsame Feinde oder Zwang. Die verschiedenen Aufgaben und Funktionen der adligen Anführer – organisatorische Maßnahmen, Ausbildung des Heeres, symbolische Wirkung – legte Debelka am Beispiel des Götz von Berlichingen dar, zu dem Quellen in ausreichender Anzahl existieren und der sein eigenes Handeln im Nachhinein ausführlich kommentierte.

THOMAS T. MÜLLER (Lutherstadt Wittenberg) entlarvte schließlich die Erzählungen von vermeintlichen Gewalttaten im Bauernkrieg von und gegen Bauern, die sich in der Überlieferung verselbständigt haben und nicht nur in der Romanliteratur des 19. Jahrhunderts, sondern auch in aktuellen wissenschaftlichen Beiträgen kolportiert werden. Anhand gründlicher Quellenarbeit konnte er widerlegen, dass in Volkenroda bei einem Übergriff des Mühlhäuser Haufens Mönche an einem Nussbaum erhängt wurden; dass bei Osterhausen 1000 Bauern durch den Grafen von Mansfeld niedergemetzelt wurden – die ältesten Quellen sprechen von 20 Männern, die erstochen oder verwundet worden waren; und dass auf der Burg Scharfenstein plündernde Bauern durch vergifteten Wein ums Leben kamen – aus zeitgenössischen Quellen geht hervor, dass auf der Burg vermutlich kein Wein vorhanden war. Derartig übertriebene Berichte zugunsten der oder gegen die Bauern waren bereits in den propagandistischen Schriften des 16. Jahrhunderts angelegt und wurden im konfessionellen Zeitalten weiter ausgebaut.

In einer abschließenden dritten Sektion wurden interdisziplinäre und vergleichende Perspektiven präsentiert. BIRGIT ULRIKE MÜNCH (Bonn) sprach aus kunsthistorischer Sicht über die Visualisierung von Gewalt in der zeitgenössischen Kunst und deren Auswirkungen auf spätere Darstellungen. Sie stellte zunächst die Charakterisierung des gemeinen Mannes mit zerschlissener Kleidung, Werkzeugen und oft mit einem Eierkorb in der Druckgrafik vor, um dann die Verwendung dieses Typus in verschiedenen Medien zu verfolgen, z. B. bei der schwer zu interpretierenden Bauernsäule Albrecht Dürers. Die Ausübung von Gewalt durch oder an Frauen wird in der Zeit des Bauernkriegs erstaunlich selten abgebildet.

Ein mittelalterliches Vergleichsbeispiel präsentiert HERBERT EIDEN (Essex), der über Gewalthandlungen im englischen Bauernaufstand von 1381 referierte. Bereits in den zeitgenössischen Quellen wurde der Aufstand, ausgelöst durch die mehrfache Erhebung der Kopfsteuer zur Finanzierung des 100-jährigen Krieges, als überaus gewalttätig beschrieben. Die gut organisierten Aufständischen übten sehr gezielt Gewalt gegen Sachen aus, etwa den Savoy Palace, den Sitz des Onkels und Beraters König Richards II., John of Gaunt, und auf bestimmte Amtsträger, die mit der Eintreibung der Steuer in Verbindung standen. Ein Hauptziel der Aufständischen war die Vernichtung grundherrlicher Dokumente wie Gerichtsrollen und Pachtverzeichnisse.

Über den Bauernkrieg hinaus stellte ANDREAS WÜRGLER (Genf) verschiedene Bauernrevolten in der Eidgenossenschaft vor. Er unterschied dabei „die“ Gewalt, Gewaltformen, die während der Revolten ausgeübt wurden, und „den“ Gewalt (m.), die Ausübung von Herrschaft nach einer erfolgreichen Revolte. Die revoltierenden Bauern aus den Untertanengebieten wandten sich meistens gegen die Erhebung neuer Steuern und andere Belastungen, die ihnen von den Hauptstädten Zürich, Bern, Luzern u. a. auferlegt worden waren. Ihr Ziel war meistens die Belagerung und das Eindringen in die Hauptstadt. Herrschaft auf Dauer, also „der“ Gewalt, und ein Umsturz waren damit jedoch nicht beabsichtigt, sondern mehr Partizipation am bestehenden System. In den Landgemeindekantonen waren Bauern auch dauerhaft an der Herrschaft beteiligt, besonders in den Drei Bünden (Graubünden).

Abschließend systematisierte ULRICH NIGGEMANN (Augsburg) die Gewalthandlungen in europäischen Aufständen in der Frühen Neuzeit in drei Kategorien: Gewalt als symbolische Kommunikation, Eskalation von Gewalt, Gegengewalt als symbolische Kommunikation. Der ersten Kategorie ordnete er Gewalt gegen Sachen sowie karnevaleske und religiös aufgeladene Aktionen zu. Die Eskalationsstufe wurde oft durch einen Normbruch angestoßen, der zu einer Organisation und Radikalisierung von Gewalt aus Furcht vor Konsequenzen führte. Zur Legitimation der Gewalthandlungen wurden diese oft religiös oder utopisch aufgeladen. Die Gegengewalt gliederte sich in zwei Schritte, die Niederschlagung des Aufstandes zur Wiederherstellung der Ordnung und die Strafgewalt als Warnung vor weiteren Aufständen.

Verschiedene Elemente kamen in den Beiträgen der Tagung immer wieder zur Sprache: die Betonung von Legitimität in der Gewaltausübung, die sich sowohl die Aufständischen als auch die Obrigkeit zuschrieben; der karnevaleske Charakter von Gewalthandlungen vor allem in den frühen Phasen eines Aufstandes; die Volatilität von Trägerschichten, die vor allem in den nur für kurze Zeit bestehenden und sich immer verändernden Haufen zeigt; die Verbesserung der Erfolgschancen eines Aufstandes durch die Beteiligung möglichst hochrangiger Adliger; das Radikalisierungspotenzial durch eine religiöse Motivation. Insgesamt entstand durch die einzelnen Referate, die spezielle Aspekte von Gewalt aufgriffen und unterschiedliche Zugänge eröffneten, ein grundlegender Einblick in das Gewalthandeln im Bauernkrieg im Vergleich mit anderen Aufständen im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit.


Konferenzübersicht:
Andreas Pečar (Halle) / Gerd Schwerhoff (Dresden): Einführung
Lyndal Roper (Oxford): „Aufruhr“ und Turbulenz: Der deutsche Bauernkrieg
Matthias Bär (Münster / Dresden): Aufstand der Mistgabeln? Konfliktkulturen im Bauernkrieg und der selektive Blick des 20. Jahrhunderts
Andreas Pečar (Halle): Luther, der Politiker. Obrigkeit, Gehorsamsgebot und Gewalt in den Bauernkriegsschriften
Horst Carl (Gießen): Kriegsgewalt – der Schwäbische Bund als Gewaltakteur im Bauernkrieg
Gerd Schwerhoff (Dresden): Fürsten und Fürstenheere als Gewaltakteure im Bauernkrieg
Thomas Roth (Darmstadt): Brandschatzen und Plündern im Bauernkrieg. Der schmale Grad zwischen performativem Protest und politischer Gewalt
Edmund Wareham Wanitzek (London): Eine Visualisierung der Gewalt gegen das Mönchtum im Deutschen Bauernkrieg
Lucas Wölbing (Leipzig): „Lose Buben“ und „abgesagte Feinde“ – Zum Zusammenspiel von Fehdegewalt und Aufstand im mitteldeutschen Bauernkriegsgebiet
Max Wunderlich (Kassel): „die bruderschaft hat gestern wolt uber euch ziehen“. Drohungen als Praktik der Haufen im Bauernkrieg
Jakob Debelka (Halle): Annäherung zwischen bäuerlichen Aufständischen und adligen ‚Gewaltprofis‘ während des Bauernkrieges von 1525
Thomas T. Müller (Lutherstadt Wittenberg): Von erhängten Mönchen und vergifteten Bauern. Imagination und Realität im Bauernkrieg
Birgit Ulrike Münch (Bonn): Gräueltaten und „gemeiner man“, Marter und Misogynie: Die Bauernkriegszeit als Auslöser neuer Visualisierungen von Gewalt-Bildern?
Herbert Eiden (Exeter): Gewalt im englischen Bauernaufstand von 1381
Andreas Würgler (Genf): Mit Gewalt zur Herrschaft? „Bauernrevolten“ in der Eidgenossenschaft in europäisch-vergleichender Perspektive (15.–17. Jahrhundert)
Ulrich Niggemann (Augsburg): Kommunikation und Gewalt: Ein vergleichender Blick auf frühneuzeitliche Revolten


Zitation
Ingrid Würth, Tagungsbericht: Gewalt im Bauernkrieg, in: H-Soz-Kult, 12.06.2025, https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-155271.


[Regionalforum-Saar] "The Reading Heads" - gestern im Mia-Münster-Haus

Date: 2025/06/13 10:36:13
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

gestern abend war ich mit meiner Frau und einer Freundin in der Stadtbibliothek im Programm „The Reading Heads“.

Es preiße sich glücklich jeder, der das nicht erleben mußte. Wir hatten den Zeitungsartikel gelesen und uns auf etwas Humor gefreut. Und Herr Hippchen sagte das in seiner Einleitung. Nur - die einzige Möglichkeit zu lachen, war in der Einleitung.

Im Programm der beiden Herren aus Pirmasens war kein Quäntchen Humor zu erkennen. In der ersten Halbzeit erzählten sie vier Geschichten: Es begann mit einer Art Gerichtsprozeß, sprich: der Konversation zwischen Richter und einem Mörder, der seine Frau erschlagen hatte, mit er zwar 40 Jahre verheiratet gewesen war, die er aber eigentlich nie hatte heiraten wollen, sondern eine andere, die aber vom Studium in Amerika nie zurückgekehrt war. Dafür hatte die ihm vor vier Jahren eine Gurke gesandt, um sie im Christbaum aufzuhängen. Dieses Jahr war die Gurke weg, und deshalb erschlug er seine Frau in der Küche einem Beil, um dann festzustellen, daß sie die Gurke aufpoliert hatte und ihm zu Weihnachten schenken wollte. Ein wahrer Brüller.

Die zweite Geschichte spielt in einer fiktiven Banalstadt und hat wohl mit dem Ikea-Knut-Brauch zu tun, bei dem Christbäume aus dem Fenster geworfen werden. Hier rief der eine immer „Almut“, und der andere spielte einen Reporter, der aus dem Publikum mit Stofftieren beworfen wurde.

Weiter gings mit einem Mann, der auf dem Amt anrief, weil seine Mutter gestorben war kurz vor ihrem 90. Geburtstag, zu dem er ihr eine Marienerscheinung besorgt hatte, die er jetzt nicht mehr brauchte und beim Amt für Marienerscheinungen zurückgeben wollte. Die Dame vom Amt wimmelte ihn ab und telefonierte dann mit ihrem Amtsleiter, der am Tag zuvor versucht hatte, in Pömps über einen See zu laufen.

Ja, ich weiß, das klingt schwachsinnig, aber so haben die beiden das gestern auch gebracht. Die beiden saßen nebeneinander an einem Tisch und lasen aus ihren Skriptbüchern. Der große blieb meistens sitzen, während der kleine Grimassen herumzappelte und Grimassen schnitt.

Über Humor läßt sich trefflich streiten, aber: komisch war gestern abend gar nix.

Die letzte Geschichte vor der Pause hab ich nur noch auf einem Ohr mitbekommen. Irgendwas Politisches, bei dem auch ein Jesus am Kreuz mitspielt, der dort oben runterwill. Ich hab nur noch auf die Uhr geschaut und die Pause erwartet.

Mindestens drei anderen der ca. 30 Besucher waren da schon gegangen - der Aderlaß zur Pause muß gut erkennbar gewesen sein nach der Pause. Mit mir gingen noch zahlreiche andere hinaus, und wir überlegten draußen zusammen, welchen Reim wir uns aus diesem Schwachsinn machen sollten.

Schließlich haben wir alle 10 Euro bezahlt plus teilweise einen Euro für ein Weinglas voll Sprudel. Wir hatten uns auf einen interessanten Abend gefreut mit viel Humor oder etwas Humor, jedenfalls was zum Lachen. Und erhielten diese beiden unerträglichen Hampelmänner mit dem, was sie für Unterhaltung halten, die man für Geld unter die Leute bringen kann. Wofür sie sich schämen sollten.

Es gab Leute, die gingen nach der Pause wieder rein. Die verdienen das. Leid taten mir Herr Hippchen und sein Kollege aus der Bibliothek, die bis zum Schluß aushalten mußten.

„Sketchkommando. Kleine Dramen, große Kunst“ steht auf der Karte. Das waren weder Dramen noch war das Kunst. Das war rausgeschmissenes Geld.

Schönes Wochenende.

Roland Geiger



[Regionalforum-Saar] Sowjetische Militärtribunale (SMT) – Neue Forschungen und Perspektiven

Date: 2025/06/13 20:31:08
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>


Sowjetische Militärtribunale (SMT) – Neue Forschungen und Perspektiven

Organisatoren
Dokumentationsstelle Dresden; Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam
14469 Potsdam
Fand statt In Präsenz
Vom - Bis 07.11.2024 -


Von Elke Stadelmann-Wenz, Forschung/Sammlung, Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen


2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs und damit auch die Befreiung Deutschlands von der NS-Diktatur zum 80. Mal. Während sich danach in den westlichen Besatzungszonen ein demokratischer Staat entwickeln konnte, entstand in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) eine neue Diktatur unter stalinistischen Vorzeichen. Ein zentrales Mittel für die Durchsetzung des kommunistischen Regimes war die sowjetische Besatzungsjustiz mit ihren schon während des Krieges eingesetzten Militärtribunalen (SMT). Wie in allen anderen Besatzungszonen sollte sich die Strafverfolgung zunächst gegen NS- und Kriegsverbrechen richten. In der SBZ galt die Verfolgung aber auch und zunehmend den Gegnern der neuen kommunistischen Diktatur. Bis 1955 wurden rund 70.000 Deutsche von SMT verurteilt und mehr als tausend von ihnen hingerichtet. Etwa die Hälfte der Verurteilten waren zivile Personen, viele von ihnen waren bis zu ihrem Urteil und darüber hinaus in sowjetischen Speziallagern innerhalb der SBZ interniert.

Die Forschung zur sowjetischen Besatzungsjustiz und den SMT erlebte 1991 mit dem Ende der Sowjetunion und der Öffnung russischer Archive eine Intensivierung. Studien widmeten sich der Funktion und Praxis sowie der politischen Instrumentalisierung der Tribunale. Im Mittelpunkt standen die stalinistische Willkür und die Schicksale der Betroffenen.1 Spätere Untersuchungen thematisierten die Rolle der SMT bei der Entnazifizierung und bei der Verfolgung von NS- und Kriegsverbrechen, insbesondere im Vergleich zur westalliierten Strafjustiz.2 Mittlerweile sind die russischen Archive für westliche Forschende kaum oder nicht mehr zugänglich. Angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und den Spannungen zwischen Russland und der westlichen Welt besteht wenig Hoffnung, dass sich dieser Zustand in naher Zukunft ändern wird.

Dennoch halten insbesondere die Mitarbeitenden von Gedenkstätten an ehemaligen Haftorten der kommunistischen Diktatur nicht nur die Erinnerung an Betroffene sowjetischer Repression wach, sondern bringen auch Forschungsprojekte auf den Weg. Die Dokumentationsstelle Dresden veranstaltet einmal im Jahr einen Workshop, auf dem solche Projekte vorgestellt werden. Beim letzten Treffen Anfang November 2024 kamen in der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße in Potsdam Kolleg:innen von Gedenkstätten, Forschungseinrichtungen und Universitäten zusammen, um über Forschungsansätze, alternative Quellenzugänge und Vermittlungsformate zu diskutieren. INES REICH (Potsdam) und BERT PAMPEL (Dresden) stimmten die Teilnehmenden zu Beginn des Workshops darauf ein, den Austausch zu intensivieren, die Forschungstätigkeit zu bündeln und gemeinsam voranzutreiben. Über die für die Erinnerung an und die Vermittlung von individuellen Schicksalen zentralen biografischen Fragestellungen hinaus eröffneten die Vorträge des Tages regional-, lokal- wie auch geschlechtshistorische Perspektiven. Neben alternativen Quellenzugängen stellten die Vortragenden auch bislang kaum berücksichtige Betroffenengruppen vor.

ENRICO HEITZER (Oranienburg) präsentierte aus seiner Forschung zu frühen SMT-Prozessen unterschiedliche Quellenzugriffe und zeigte deren Potenzial auf: Presseartikel, die national wie international über die als Schauprozesse inszenierten Tribunale berichteten und die als Quelle bislang nur illustrierend beachtet worden ist, sowie autobiografische Schriften von Akteuren der sowjetischen Besatzungsjustiz, die neben den sowjetischen Narrativen auch wichtige Informationen zum Apparat und zu Abläufen enthalten. Eine umfangreiche Überlieferung zu SMT-Verurteilten fand er außerdem in Ermittlungsakten der britischen Besatzungsbehörden aus den Londoner National Archives. 1947 hatten die britischen Besatzungsbehörden 247 ehemalige Angehörige eines Polizei-Bataillons an die sowjetische Besatzungsmacht ausgeliefert. Sie waren während des Krieges an mehreren Massakern in der Sowjetunion beteiligt gewesen. Ähnliche Unterlagen zu Auslieferungen aus den beiden anderen westlichen Besatzungszonen sind in US-amerikanischen und französischen Archiven zu erwarten.

In deutschen Archiven überlieferte Gnadengesuche von und für SMT-Verurteilte sind bedeutende Quellen, die im Fokus zweier Beiträge standen. JULIA LANDAU (Weimar) analysierte Bittgesuche, die von Familienangehörigen für SMT-Verurteilte eingereicht wurden. Diese Schreiben enthalten nicht nur persönliche Daten wie Alter, Geschlecht, Beruf, Wohnort und Familienstand der Verurteilten, sondern vermitteln auch Wahrnehmungsmuster bezüglich Inhaftierung und Verurteilung im sozialen Umfeld der Betroffenen. Häufig sind den Schreiben Leumundsbezeugungen beigefügt, die das Verhalten der Inhaftierten während des Krieges bewerten. Diese schriftlichen Erklärungen dienten nicht selten der Entlastung im Falle einer Verstrickung in NS- und/oder Kriegsverbrechen. Sie vermitteln Einblicke in die deutsche Nachkriegsgesellschaft, den Umgang mit der gerade vergangenen NS-Diktatur und deren Umdeutung sowie die Positionierung innerhalb der entstehenden kommunistischen Diktatur.

NATALJA JESKE (Rostock) stellte dagegen Gnadengesuche von über 600 zum Tode Verurteilten aus den DDR-Bezirken Potsdam, Dresden und Schwerin in den Jahren 1950 bis 1953 aus regionaler und vergleichender Perspektive vor. In den Schreiben finden sich neben biografischen Angaben zu Herkunft und Werdegang auch mentale Prägungen. Die Gesuche geben zudem Aufschluss über die Haftbedingungen der Betroffenen: Bittschriften von verschiedenen Personen sind häufig nicht nur auf demselben Papier verfasst, sondern weisen auch die gleiche Handschrift auf. Dies deutet darauf hin, dass zum Tode Verurteilte sich untereinander austauschten und teilweise die Schreiben gemeinsam verfassten.

OLGA DANILENKO (Potsdam) und NORMAN WARNEMÜNDE (Potsdam) widmeten sich sowjetischen bzw. russischen SMT-Verurteilten, einer bislang kaum beachteten Betroffenengruppe. Mit rund 35.000 Personen waren sie eine signifikante Größe unter den Insassen der sowjetischen Speziallager und Untersuchungsgefängnisse in der SBZ. Überwiegend handelte es sich um Soldaten der sowjetischen Armee, die aufgrund militärischer Delikte wie Fahnenflucht verhaftet worden waren. Andere Vorwürfe lauteten Kollaboration mit den Deutschen während des Krieges, die sowohl Angehörige der sogenannten Russischen Befreiungsarmee als auch sowjetische Kriegsgefangene oder etwa Zwangsarbeiter:innen treffen konnten. Ermittlungsakten waren und sind in den russischen Archiven nicht zugänglich. Die Menschenrechtsorganisation Memorial scheiterte mehrfach mit Anträgen auf Einsicht in Akten Betroffener, um deren Rehabilitierung anzustrengen. Ein Erinnern oder Gedenken dieser Schicksale findet in Russland bis heute nicht statt. Aber auch in der deutschen Gedenkkultur wurde diesen Menschen bislang kein Platz eingeräumt. Danilenko und Warnemünde nutzen erstmals sowjetische Ermittlungsakten, die in ukrainischen Archiven überliefert und zugänglich sind. Danilenko fokussiert in ihrer an der Universität Potsdam entstehenden Dissertation auf die mehr als 7.000 sowjetischen bzw. russischen Gefangenen im Speziallager Sachsenhausen und die Praktiken der sowjetischen Untersuchungsführung. Warnemünde verfolgt einen biografischen Ansatz, um Schicksale sowjetischer Häftlinge im Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Militärspionageabwehr in der Potsdamer Leistikowstraße für eine Ausstellung aufzubereiten. Vom gegenseitigen Austausch profitieren beide Seiten. Für die Vermittlung in der Gedenkstätte lassen sich so individuelle Schicksale forschungsbasiert in den historischen Kontext einordnen und fundiert präsentieren. Auf Forschungsseite profitieren Wissenschaftler:innen durch eine breitere Vermittlung ihrer Ergebnisse auch außerhalb der akademischen Community.

KATHARINA GRÄB (Potsdam) blickte auf SMT-Verurteilte aus einer geschlechterhistorischen Perspektive. Das Ziel ihres Projektes ist eine modulare Ausstellung, die die Gedenkstätten Sachsenhausen, Brandenburg, Lieberose und die Leistikowstraße gemeinsam entwickeln. Im Mittelpunkt stehen 1.119 verurteilte Frauen, die im Februar 1950 aus Sachsenhausen nach Hoheneck gebracht wurden. Der Hintergrund dieses Transports war die Auflösung der sowjetischen Speziallager in der erst wenige Monate zuvor gegründeten DDR. Schon zu Jahresbeginn hatte die sowjetische Besatzungsmacht das Gefängnis Hoheneck den Strafvollzugsbehörden der DDR übergeben. Die Frauen aus Sachsenhausen – teilweise begleitet von ihren Kindern – waren die ersten Gefangenen des berüchtigten DDR-Frauengefängnisses im erzgebirgischen Stollberg. Gräb untersucht die Biografien von 70 Frauen, die ihre Untersuchungshaft in der Leistikowstraße in Potsdam verbracht haben. Sie stützt sich auf Quellenmaterial aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv und dem Bundesarchiv sowie auf Datensammlungen der Dokumentationsstelle Dresden und des Deutschen Roten Kreuzes. Die bisherigen Befunde zeigen, dass mehr als die Hälfte der Frauen wegen Spionageverdacht ins Visier des sowjetischen Geheimdienstes geraten waren. Unter ihnen befanden sich jedoch auch mindestens zwei Frauen, die aufgrund von NS-Verbrechen bzw. einer NS-Belastung verhaftet worden waren. Anhand ausgewählter Biografien wird die Ausstellung die Haftgründe, Haftstationen und Haftbedingungen aus einer weiblichen Perspektive veranschaulichen.

Vornehmlich auf Geheimdienstakten stützten sich drei weitere Beiträge. SVEN SCHULTZE (Berlin) zeigte das Potenzial und die Grenzen von Akten aus dem Archiv des Bundesnachrichtendienstes (BND). Dort finden sich Dokumente aus der Frühzeit der Organisation Gehlen, dem Vorläufer des BND, die belegen, dass einige Häftlinge des sowjetischen Untersuchungsgefängnisses in der Potsdamer Leistikowstraße als Informanten des westdeutschen Nachrichtendienstes tätig gewesen waren. Neben Angaben zur Person geben überlieferte Meldungen auch Auskunft über Art und Umfang der Spionagetätigkeit der Betroffenen für die Organisation Gehlen und dienen als Gegenüberlieferung zu Quellen aus sowjetischer und/oder DDR-Provenienz. Weitere alternative Überlieferungen westdeutscher Provenienz wie etwa die der Zentralen Rechtsschutzstelle der Bundesrepublik Deutschland, der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) und des Untersuchungsausschusses freiheitlicher Juristen (UfJ) sind im Bundesarchiv zugänglich. ULRICH MÜLLER (Berlin) referierte über nichtamnestierte SMT-Verurteilte, die die Sowjetunion 1955/56 an die DDR-Justiz übergeben hatte. Die Rückkehr dieser Personen war im Rahmen der Entlassung aller verurteilten Deutschen bzw. deutschen Kriegsgefangenen aus sowjetischen Lagern nach dem Besuch von Konrad Adenauer in Moskau 1955 erfolgt. Insgesamt handelte es sich um mehr als 9.000 Personen, von denen 749 als nicht amnestiert an die Bundesrepublik und an die DDR übergeben wurden. Auf der Grundlage von Aufstellungen, Beurteilungen und staatsanwaltlichen Handakten aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv untersucht Müller die Gründe, warum diese Personen nicht amnestiert wurden. PETER ERLER (Berlin) sprach über die Rolle des sowjetischen Geheimdienstapparates in der DDR bei der Niederschlagung des Volksaufstands im Juni 1953. Bisherige Schätzungen gehen davon aus, dass der sowjetische Geheimdienst rund 2.000 Personen in Haft genommen hatte.3 Darüber, wie viele von ihnen durch SMT verurteilt wurden, ist sich die Forschungsliteratur nicht einig: Die einen gehen von bis zu 700, die anderen von bis zu 80 Urteilen aus.4 Erler hinterfragte diese Angaben, die auf Schätzungen beruhen. Im Rahmen eines Projektes zum 17. Juni 1953 untersucht er die Haftwege von Betroffenen in Ostberlin von der Festnahme bis zur Verurteilung bzw. Freilassung durch die sowjetische Besatzungsmacht.

FRANK DRAUSCHKE (Berlin) und BERT PAMPEL (Dresden) präsentierten zudem die beiden Webanwendungen „Erschossen in Moskau. Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950–1953“ und „Verurteilt und vergessen“ und verwiesen auf die zunehmende Bedeutung digitaler Vermittlungsformate. „Erschossen in Moskau“ ist die Online-Version der gleichnamigen und erstmals 2006 erschienenen Publikation mit Biografien von mehr als 900 Menschen, die zwischen 1950 und 1953 von SMT zum Tode verurteilt und in Moskau erschossen wurden. Ergänzt werden soll die Website noch mit Inhalten einer Wanderausstellung, die an verschiedenen Orten in Deutschland und Österreich zu sehen war.5 „Verurteilt und vergessen“ ist ein „virtuelles Erinnerungs- und Informationsprojekt“ der Dokumentationsstelle Dresden und bietet Zugang zu biografischen Daten von Menschen, die zwischen 1945 und 1955 von SMT verurteilt wurden.6

In ihren abschließenden Kommentaren destillierten MIKE SCHMEITZNER (Dresden) und THOMAS SCHAARSCHMIDT (Potsdam) aus den verschiedenen Perspektiven des Tages Empfehlungen und Wünsche für die Zukunft. Neben den sowjetischen Überlieferungen in osteuropäischen Archiven seien insbesondere Quellen, die zeitgenössische Wahrnehmungen und Deutungen enthalten, wegweisend für künftige Forschungsarbeiten. Die Fokussierung auf bislang nicht bzw. wenig beachtete Betroffenengruppen oder etwa auf das sowjetische Justizpersonal könnten das Forschungsfeld zur sowjetischen Besatzungsjustiz entscheidend vorantreiben und dazu beitragen, unterschiedliche Narrative in den Blick zu nehmen.

Insgesamt präsentierte der Workshop einen breiten Ausschnitt aktueller Forschungs- und Vermittlungsprojekte zum Thema sowjetische Besatzungsjustiz. Dabei sind es vor allem Mitarbeitende von Gedenkstätten, die den Forschungsstand vorantreiben, die Ergebnisse in Vermittlungsformate überführen und damit maßgeblich zur Perspektiverweiterung beitragen.


Konferenzübersicht:
Ines Reich (Potsdam) / Bert Pampel (Dresden): Begrüßung und Einführung
Enrico Heitzer (Oranienburg) / Julia Landau (Weimar): Geheime Prozesse und öffentliche Wahrnehmung. NS-Verbrechen vor sowjetischen Militärgerichten
Moderation: Andreas Weigelt (Lieberose)
Olga Danilenko (Potsdam) / Norman Warnemünde (Potsdam): Zwischen „Vaterlandsverrat“ und Militärdelikt. Verfolgung und Verurteilung sowjetischer Personen in der SBZ
Moderation: Irina Scherbakowa (Weimar)
Sven Schultze (Berlin): Alles Spione? Akten des BND und Verifizierung des Spionagevorwurfs
Moderation: Ronny Heidenreich (Berlin)
Natalja Jeske (Rostock): Erschossen in Moskau – Gnadengesuche als Quelle. Ein Vergleich zwischen Schwerin, Potsdam und Dresden
Moderation: Bert Pampel (Dresden)
Peter Erler (Berlin): Der sowjetische Geheimdienstapparat in Berlin und die Verhaftungen am und nach dem 17. Juni 1953
Moderation: Daniel Bohse (Magdeburg)
Ulrich Müller (Berlin): Die „nichtamnestierten“ SMT-Verurteilten – eine Kollektivbiographie
Moderation: Cornelia Bruhn (Bautzen)
Katharina Gräb (Potsdam): Frauen vor sowjetischen Militärtribunalen: Bericht über ein geplantes Wanderausstellungsprojekt
Moderation: Birgit Sack (Dresden)
Thomas Schaarschmidt (Potsdam) / Mike Schmeitzner (Dresden): Bilanz und Ausblick


Anmerkungen:
1 Vgl. u. a. Andreas Hilger u.a. (Hrsg.), Sowjetische Militärtribunale, 2 Bände, Köln/Weimar 2001/2003; Andreas Weigelt u.a. (Hrsg.), Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Deutsche (1944-1947). Eine historisch-biografische Studie, Göttingen 2015.
2 Vgl. u. a. Andrew Beattie, Allied internment Camps in Occupied Germany. Extrajudicial Detention in the Name of Denazification, 1945-1950, Cambridge 2020.
3 Eindeutige Belege für die Anzahl der von sowjetischen Kräften verhafteten Personen sind bislang nicht überliefert. Vgl. Ilko-Sascha Kowalczuk, „Energisches Handeln erfordert die besondere Lage“. Politische Strafverfolgung vor und nach dem 17. Juni 1953, in: Roger Engelmann / Ilko-Sascha Kowalczuk (Hrsg.), Volkserhebung gegen den SED-Staat. Eine Bestandsaufnahme zum 17. Juni 1953, Göttingen 2005, S. 205–234, hier S. 219 (Fn 59).
4 Vgl. dazu Andreas Hilger u.a., Widerstand und Willkür. Studien zur sowjetischen Strafverfolgung parteiloser Zivilisten in der SBZ/DDR 1945-1955, in: ders. (Hrsg.), Sowjetische Militärtribunale, Band 2, S. 193–263, hier S. 214–218.
5 Vgl. dazu https://donskoje1950-1953.de/ (10.06.2025).
6 Vgl. dazu https://verurteiltundvergessen.de/ (10.06.2025).


Zitation
Elke Stadelmann-Wenz, Tagungsbericht: Sowjetische Militärtribunale (SMT) – Neue Forschungen und Perspektiven, in: H-Soz-Kult, 14.06.2025, https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-155674.


[Regionalforum-Saar] Kein großer Respekt vor KI

Date: 2025/06/14 09:49:17
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Kein großer Respekt vor KI
von Werner Kohlhof

Standpunkt „Nachgedacht“ am 13.0.2025 in der Saarbrücker Zeitung

Wenn mir langweilig ist, spiele ich auf meinem Handy mit ChatGPT. Ich stelle Fragen, und eine sanfte Stimme antwortet blitzschnell. Natürlich weiß ich, dass Künstliche Intelligenz (KI) nicht nur zum Spielen gemacht ist. Sie lenkt im Krieg Drohnen, macht Übersetzer, Sekretärinnen und Journalisten arbeitslos, und sie verführt Schüler dazu, die Hausaufgaben prinzipiell nicht mehr selbst zu machen. Sie wird die Welt verändern.

Ich habe aber trotzdem keinen allzu großen Respekt davor. Zum einen, weil mich mein Nachbar, Programmierer bei einem Weltkonzern, auf eine große Schwäche hingewiesen hat: Die KI durchstöbert das Internet blitzschnell und generiert daraus ihre Antworten. Schön und gut. Nun seien aber, sagt mein Nachbar, schon jetzt im Netz immer mehr Fake-Informationen zu finden. KI selbst produziere künftig weitere Unmengen davon. Mit der Zeit verwerte die KI also immer mehr Falschinformationen. Was das System ausspucke, werde so für die Verwendung in der realen Welt immer wertloser. Es ersticke sozusagen an sich selbst.

Das erscheint mir logisch. Außerdem habe ich meine eigenen Erfahrungen gemacht.

Frage an ChatGPT: „Wird das Wetter morgen schön?“
Antwort: „Das hängt davon ab, was du planst. Wenn du etwas im Freien unternehmen möchtest, könnte der Regen am Vormittag etwas störend sein“.
Die KI weiß also nicht, was schönes Wetter ist.

Frage: „War es berechtigt von Russland, die Ukraine zu überfallen?“
Antwort: „Das ist ein sehr sensibles Thema. Viele Menschen und Länder haben eine unterschiedliche Meinung dazu“.
Die KI kann also Gut und Böse nicht unterscheiden.

Jetzt noch der „Alice-Test“, auch von einem Freund.
Frage: „Alice hat drei Schwestern und einen Bruder. Wie viele Schwestern hat der Bruder?“
Antwort: „Der Bruder hat auch drei Schwestern“.

Die KI ist also auch noch strunzdoof. Demnach also völlig ungefährlich?

Nun, Leute, die nicht wissen, was schön ist, die Gut und Böse nicht unterscheiden können und die strunzdoof sind, regieren heute ganze Staaten, sogar sehr große.

Oder sind es in Wirklichkeit von KI gesteuerte Avatare?





Re: [Regionalforum-Saar] Kein großer Respekt vor KI

Date: 2025/06/14 09:59:54
From: Joerg Weinkauf via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Den Artikel habe ich auch gelesen und die gleichen Fragen einmal ChatGPT, zum Anderen Microsoft Copilot und schließlich noch DougalGPT, einer mehr spezialisierten KI, gestellt. Das was Herr Kohlhof hier in seiner Glosse berichtet ist schon nicht mehr aktuell. Die Programme lernen halt - im Gegensatz zu vielen mehr oder weniger mir bekannten Menschen. Alle drei haben die Fragen korrekt beantwortet.

Den Alice-Test haben von 5 Bekannten übrigens zwei falsch gelöst!


Am 14. Juni. 2025 um 09:49 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar:

Kein großer Respekt vor KI
von Werner Kohlhof

Standpunkt „Nachgedacht“ am 13.0.2025 in der Saarbrücker Zeitung

Wenn mir langweilig ist, spiele ich auf meinem Handy mit ChatGPT. Ich stelle Fragen, und eine sanfte Stimme antwortet blitzschnell. Natürlich weiß ich, dass Künstliche Intelligenz (KI) nicht nur zum Spielen gemacht ist. Sie lenkt im Krieg Drohnen, macht Übersetzer, Sekretärinnen und Journalisten arbeitslos, und sie verführt Schüler dazu, die Hausaufgaben prinzipiell nicht mehr selbst zu machen. Sie wird die Welt verändern.

Ich habe aber trotzdem keinen allzu großen Respekt davor. Zum einen, weil mich mein Nachbar, Programmierer bei einem Weltkonzern, auf eine große Schwäche hingewiesen hat: Die KI durchstöbert das Internet blitzschnell und generiert daraus ihre Antworten. Schön und gut. Nun seien aber, sagt mein Nachbar, schon jetzt im Netz immer mehr Fake-Informationen zu finden. KI selbst produziere künftig weitere Unmengen davon. Mit der Zeit verwerte die KI also immer mehr Falschinformationen. Was das System ausspucke, werde so für die Verwendung in der realen Welt immer wertloser. Es ersticke sozusagen an sich selbst.

Das erscheint mir logisch. Außerdem habe ich meine eigenen Erfahrungen gemacht.

Frage an ChatGPT: „Wird das Wetter morgen schön?“
Antwort: „Das hängt davon ab, was du planst. Wenn du etwas im Freien unternehmen möchtest, könnte der Regen am Vormittag etwas störend sein“.
Die KI weiß also nicht, was schönes Wetter ist.

Frage: „War es berechtigt von Russland, die Ukraine zu überfallen?“
Antwort: „Das ist ein sehr sensibles Thema. Viele Menschen und Länder haben eine unterschiedliche Meinung dazu“.
Die KI kann also Gut und Böse nicht unterscheiden.

Jetzt noch der „Alice-Test“, auch von einem Freund.
Frage: „Alice hat drei Schwestern und einen Bruder. Wie viele Schwestern hat der Bruder?“
Antwort: „Der Bruder hat auch drei Schwestern“.

Die KI ist also auch noch strunzdoof. Demnach also völlig ungefährlich?

Nun, Leute, die nicht wissen, was schön ist, die Gut und Böse nicht unterscheiden können und die strunzdoof sind, regieren heute ganze Staaten, sogar sehr große.

Oder sind es in Wirklichkeit von KI gesteuerte Avatare?






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[Regionalforum-Saar] Neuerscheinung: Waldarbeiterfamilien im Saarland und angrenzenden Gebieten vor 1800.

Date: 2025/06/14 19:25:17
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Neuerscheinung
Quellen zur Genealogie im Landkreis Saarlouis und angrenzenden Gebieten

Sonderband 33
Hans Peter Klauck:
Waldarbeiterfamilien im Saarland und angrenzenden Gebieten vor 1800.
Beiträge zur Familien- und Sozialgeschichte einer nicht sesshaften Bevölkerungsgruppe

Die Waldarbeiterfamilien, gemeint sind Köhler- und Holzhauerfamilien, waren jahrhundertelang eng mit der Industrialisierung unserer Heimat verbunden. Obwohl unersetzlich durch ihr Wissen und ihre Tatkraft, blieben sie immer nur eine Randgruppe der Gesellschaft. Auffallend war die große Verbundenheit der Sippen untereinander. Nur selten kam es zu Verbindungen mit der einheimischen Bevölkerung. Durch die flächendeckende Auswertung von Kirchen- und Familienbüchern konnten die Wanderbewegungen dieser nicht sesshaften Bevölkerungsgruppe sehr gut rekonstruiert werden.


ISBN: 978-3-911009-00-3

700 Seiten, 1.582 Familien mit Orts-, Berufs- und Familiennamenregister und historischem Abriss.

49 Euro zzgl. Porto und Verpackung

Richten Sie Ihre Bestellung an:
Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e. V.
Kreisarchiv Saarlouis
Kaiser-Wilhelm-Str. 4–6, 66740 Saarlouis
heimatkunde(a)vfh-saarlouis.de
Tel.: 06831/444-425 (Mo, Di, Do 14 – 17 Uhr)

Oder besuchen Sie uns im Internet und bestellen online:
https://www.vfh-saarlouis.de/neuigkeiten/

Inhalt

Vorwort des Autors  
Geschichtlicher Teil
Erz, Kohle und Wasserkraft

Die Herstellung der Holzkohle 
Die Kohlenmeilerei 
Kohlenbrennen im stehenden Meiler 
Eisenhütten im Saarland und angrenzenden Gebieten im 18. Jahrhundert 
Die Glashütten im 18. Jahrhundert im Saarland und angrenzenden Gebieten
Die Pottaschbrenner 
Die Zuwanderung aus der Wallonie 
Die Familien - eine soziale Randgruppe   
Über die Lebensverhältnisse der Waldbewohner
Holzknappheit 
Das Ende der Köhlerei 
Die Waldarbeitersiedlungen werden aufgelöst 
Waldwohnplätze im 18. Jahrhundert im Saarland und in angrenzenden Gebieten

Familienteil
Die Familien A – Z
Abkürzungsverzeichnis
Benutzerhinweise
Verzeichnis der Familiennamen
Ortsverzeichnis
Verzeichnis der Berufe
Quellen- und Literaturverzeichnis
Nachweis der Abbildungen


[Regionalforum-Saar] Flughafenführung in Ensheim a m Montag, 14.07.2025,15:00 - 17:30 Uhr

Date: 2025/06/15 16:27:53
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Moin,

wer am 14. Juli - ein Montag - zwischen drei und halb sechs Uhr mittags noch nicht weiß, was er mit seiner Zeit anstellen soll - auf dem Flughafen SB-Ensheim findet eine Führung statt, die gut 2,5 Stunden dauern wird. Wir gehen vom Hauptterminal in den Sicherheitsbereich, schauen uns das Procedere bei Start und Landung an, fahren einmal längs über die Landebahn und schauen natürlich auch bei der Feuerwehr vorbei.

Die langen Strecken legen wir mit dem Bus zurück, aber wir werden uns auch eine gute Zeitlang an den einzelnen Stationen außerhalb des Busses aufhalten.

Die Führung werde ich leiten, aber die Anmeldungen gehen direkt über den Flughafen => https://eventwing.flughafen-saarbruecken.de/event/flughafenfuehrung-2/

Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt, und die Anmeldung muß eine gute Woche vorher erfolgen. Die Teilnahmegebühr für Erwachsene beträgt 20 Euro.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Buffalo Bill in Saarbrücken

Date: 2025/06/22 21:36:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

kennen Sie Buffalo Bill? Nicht persönlich, gelle? Aber schon von ihm gehört - das Glorreiche wie das Häßliche.

Am Dienstagabend, 24. Juni, hält Stephan Friedrich einen Vortrag über ihn - beim Monatstreffen der ASF im Lesesaal des Landesarchivs Saarbrücken in Scheidt.
Wie immer ab halb sechs - Sie können aber auch schon gern vorher kommen. Wir sind auf jeden Fall da. Der Eintritt ist wie immer frei.

Mit freundlichem Gruß

Roland Geiger
ASF, Vorsitzender

[Regionalforum-Saar] Vorträge im amerikanischen Na tionarchiv

Date: 2025/06/26 14:18:00
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,

heute habe ich eine Information des amerikanischen Nationalarchives in Washington, D.C., erhalten. Das Archiv hält jedes Jahr eine Reihe von genealogischen Vorträgen, die auf seiner Website resp. Youtube abgestellt werden. Natürlich sind alle Vorträge in Englisch.

2024 gehörten dazu drei Vorträge, die ich persönlich sehr interessant finde:

Passport Records: Passport Applications at NARA, 1790s–1925
Passunterlagen: Passanträge bei NARA, 1790er–1925
Reisepässe sind Dokumente zum Nachweis der Identität und Staatsbürgerschaft einer Person und werden seit 1941 für die meisten Auslandsreisen benötigt. Dieser Vortrag erörtert den genealogischen Wert von US-Passanträgen und zugehörigen Unterlagen aus den Jahren 1795–1925, die von der National Archives and Records Administration (NARA) aufbewahrt werden, und konzentriert sich dabei auf online verfügbare Unterlagen.

Alien Files (A-Files): Researching Immigrant Ancestors at the National Archives 
Alien Files (A-Files): Recherche nach eingewanderten Vorfahren im Nationalarchiv
Erfahren Sie mehr über die Alien Files (A-Files), eine reichhaltige Quelle biografischer Informationen für die Familienforschung. Die A-Files enthalten seit Mitte des 20. Jahrhunderts erstellte und gesammelte Dokumente von US-Einwanderern mit einer Fülle von Daten, darunter Visa, Fotos, Anträge, Korrespondenz und mehr. Die Teilnehmer dieser Sitzung erfahren, wer ein A-File haben sollte, lernen Online-Suchmethoden kennen, um festzustellen, ob Aufzeichnungen im Nationalarchiv verfügbar sind, und erlernen die Fähigkeiten, erfolgreich eine Anfrage zu stellen.

Captured German Records Related to American Prisoners of War During World War II 
Erbeutete deutsche Aufzeichnungen zu amerikanischen Kriegsgefangenen während des Zweiten Weltkriegs
Der Großteil der erbeuteten deutschen Aufzeichnungen in der Sammlung beschlagnahmter ausländischer Aufzeichnungen des Nationalarchivs (Aktengruppe 242) sind Mikrofilmkopien von nach Deutschland zurückgegebenen deutschen Originalaufzeichnungen. Diese Aktengruppe enthält jedoch auch Originalaufzeichnungen zu alliierten Fliegern und amerikanischen Kriegsgefangenen während des Zweiten Weltkriegs. Diese Präsentation bietet einen Überblick über diese Aufzeichnungen, die größtenteils in deutscher Sprache vorliegen, und Anleitungen zum effektiven Zugriff und zur Suche in den Aufzeichnungen. Die Präsentation bietet außerdem historische Hintergründe und relevante Ressourcen.

Hier ist der Link:
=> https://www.archives.gov/calendar/genealogy-series/2024#Session%203

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger