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2025/04/16 09:00:15 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Mehr Amerikaner wollen Luxemburger werden |
Datum | 2025/04/17 11:14:41 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Die IGGP-Konferenz in Columbus, Ohio, betreffend |
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2025/04/16 09:00:15 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Mehr Amerikaner wollen Luxemburger werden |
Betreff | 2025/04/12 10:08:01 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Traueranzeige für Dr. Karl Ludwig Jüngst |
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2025/04/16 09:00:15 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Mehr Amerikaner wollen Luxemburger werden |
Autor | 2025/04/17 11:14:41 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Die IGGP-Konferenz in Columbus, Ohio, betreffend |
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Date: 2025/04/16 09:09:37
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Preußische Prinzessinnen.
Leben in Schlössern und Gärten der Romantik
Autor Rudolf G. Scharmann,
Erschienen Berlin 2024: BeBra
Verlag
Anzahl Seiten 239 S., ca. 200 farb. Abb.
Preis € 28,00
ISBN 978-3-89809-243-2
Rezensiert für H-Soz-Kult von Ulrike Marlow,
Anpassungsstrategien der späten
mitteleuropäischen Monarchie am preußischen Beispiel 1786–1918,
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Der ehemalige Kastellan des Charlottenburger Schlosses Rudolf G.
Scharmann, der
sich in seinen bisherigen Publikationen bereits den preußischen
Schlössern mit
ihren Bewohnern und Bewohnerinnen des Königshauses angenommen
hat1, verfolgt diesen Weg in
seinem neuesten
Buch weiter. Mit Ausnahme von Königin Luise und Kaiserin Auguste
Victoria
liegen biografische Darstellungen zu preußischen Königinnen
bislang nur in
populärwissenschaftlicher Form vor2, während die Biografien
preußischer
Prinzessinnen des 19. Jahrhunderts weiterhin im Dunkeln liegen.
In diese Lücke
stößt Scharmanns Buch vor. Im zu besprechenden Werk stellt er
zehn preußische
Prinzessinnen und ihre Schicksale vor.
Das Buch besteht aus einer Einleitung, die ein kurzes
Schlaglicht auf dynastisch-politische
Erwägungen bei Eheschließungen (S. 7–11) und den sich daran
anschließenden
Kulturtransfer wirft (S. 11–12). Der Hauptteil besteht aus zehn
in etwa gleich
langen Kapiteln zu den Lebensläufen von zehn preußischen
Prinzessinnen und ihren
materiellen Spuren in den von ihnen bewohnten Schlössern.
Ergänzt werden die
Texte mit üppigen Bildteilen, die den Fließtext durchbrechen und
farblich
abgehoben sind. Jede vorgestellte Prinzessin wird mit einem sie
charakterisierenden Schlagwort übertitelt. Zwei dieser Titel
sind wenig
aussagekräftig (Die Kaiserin, Die „Alte Hoheit“), da sie sich
nicht wie die
anderen auf Eigenschaften oder Interessen, sondern auf den
sozialen Status
beziehen. Die Kapitel bauen nicht aufeinander auf, sodass in
beliebiger Reihenfolge
gelesen werden kann. Im Anhang des Buches befindet sich ein
Stammbaum der
Königsfamilie unter Friedrich Wilhelm III., in dem die
Protagonistinnen des
Buches farblich hervorgehoben sind, eine Literaturauswahl sowie
ein
Abbildungsnachweis.
Unter den zehn vorgestellten Frauen befinden sich sieben, die
zwischen 1804 und
1830 in die preußische Königsfamilie einheirateten und damit zur
morganatischen
Ehefrau, Schwägerin, Schwiegertochter oder angeheirateten Nichte
von König
Friedrich Wilhelm III. wurden: Gräfin Auguste von Harrach
(1800–1873, mit
Heirat 1824 Fürstin Liegnitz), Marianne von Hessen-Homburg
(1785–1846),
Wilhelmine Luise von Anhalt-Bernburg (1799–1882,), Elisabeth von
Bayern
(1801–1873), Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811–1890),
Marie von
Sachsen-Weimar-Eisenach (1808–1877), Marianne von Oranien-Nassau
(1810–1883).
Der Autor porträtiert zudem die drei Töchter des Königs, die mit
ihren
Eheschließungen Preußen verließen: Charlotte von Preußen
(1798–1860),
Alexandrine von Preußen (1803–1892) und Luise von Preußen
(1808–1870).
Jedes der zehn Kapitel beginnt mit einem großen Porträt der
Protagonistin. Zur
Orientierung finden sich unter der Überschrift Lebensdaten und
Ehepartner;
wünschenswert wäre hier die Ergänzung des Hochzeitsdatums.
Anschließend folgt
eine chronologische Darstellung des gesamten Lebens. Nach einer
knappen Skizze
der dynastischen Herkunft bzw. Verwandtschaftsverhältnisse,
versucht Scharmann
Aussagen zur Ausbildung der Prinzessin zu machen. Für sieben
Prinzessinnen
gelang es ihm, Informationen in unterschiedlicher Qualität
zusammenzutragen (S.
37, 60, 75, 114, 144, 171, 190). Dies verdeutlicht das Problem,
das Leben von
Prinzessinnen vor ihrer Eheschließung biografisch zu erfassen,
für die eine
Überlieferung in der Regel nur bruchstückhaft existiert.3 Gründe der Eheschließung
und Verlauf der
Hochzeitsfeier werden kurz geschildert. Zur Charakterisierung
des Äußeren und
des Wesens der Prinzessinnen zitiert der Autor entsprechende
Aussagen der
preußischen Hofdame Caroline von Rochow aus ihren Memoiren (S.
15, 172–175,
195–198, 216).4 Sofern möglich, versucht
Scharmann
Interessen anzugeben. Im Zusammenspiel mit Abbildungen skizziert
Scharmann
parallel welche Schlösser im Jahres- und Lebensverlauf von den
Protagonistinnen
bewohnt wurden und gewährt durch zeitgenössische Zimmerbilder
einen Blick
durchs Schlüsselloch.
Schließlich fragt Scharmann nach dem Nutzen dieser dynastischen
Ehen für beide
Seiten und ob sich die Frauen in ihnen politisch betätigten.
Während er
Prinzessin Marianne in der Zeit der Napoleonischen Kriege
politische Betätigung
in Form des Frauenvereins und ihrer getragenen Mode überzeugend
zuschreibt,
wird dies bei den einheiratenden Prinzessinnen Wilhelmine Luise,
Marie und
Marianne (Oranien-Nassau) nicht thematisiert. Vor allem bei den
Prinzessinnen,
die eine Statuserhöhung zur Monarchengattin erlebten, nimmt er
politische
Betätigung wahr. Jedoch widerspricht sich Scharmann in der
Bewertung von
Charlottes politischer Betätigung: Charlotte sei eine Maklerin
von preußischen
und russischen Interessen gewesen, die sie zwischen ihren
Familien vermittelte
(S. 87, 92). Doch dann bilanziert er, dass Charlotte „fern der
großen Politik
und mit wenig Interesse für das Land, dessen Krone sie trug“,
lebte (S. 94).
Zudem arbeitet Scharmann zwar heraus, wie die Töchter von
Friedrich Wilhelm
III. sich in ihren neuen Familien für die Interessen Preußens
und des
Königshauses einsetzten (S. 138), wertet aber auch dies nicht
als politisches
Handeln. Diese Widersprüche ergeben sich aus einem engen
Politikbegriff, der
sich auf die Mitwirkung in politischen Institutionen bezieht,
wovon Frauen
ausgeschlossen waren. Demzufolge wertet Scharmann die
Repräsentationsaufgaben
der Prinzessinnen am Hof und in einer nicht-höfischen
Öffentlichkeit als
unpolitisch, obwohl er für manche der vorgestellten
Prinzessinnen andeutet, wie
umfangreich ihre im Namen des Herrscherhauses ausgeübte
Repräsentation ausfiel
und wie sich das auf das Ansehen des Hauses in der
Öffentlichkeit auswirkte (z.
B. S. 94, 130, 169). Dies ignoriert aktuelle Forschungsmeinungen
zu fürstlichen
Frauen, wonach für ihr Agieren kein enger, nur auf politische
Institutionen
begrenzter Politikbegriff genutzt werden kann. Dies hätte
Scharmann aufgreifen
sollen.5
Die Stärken des Buches liegen in der optischen Opulenz, die mit
einem geblümten
Vorsatz beginnt und sich mit hochauflösenden Farbabbildungen
durchzieht.
Begrüßenswert ist der Fokus auf Prinzessinnen, die bislang von
Forschung und
öffentlicher Wahrnehmung im Vergleich zu Monarchengattinnen
vernachlässigt
worden sind. Scharmanns Ansatz, ihr Leben über ihre
hinterlassenen Artefakte in
den preußischen Schlössern der Residenzregion Berlin-Potsdam zu
erzählen, ist
erfrischend und bereichernd.
Die Literaturauswahl (S. 234–239) zeigt, dass Scharmann die
verfügbaren
Sekundärquellen nutzte. Bedauerlich ist, dass ein
Nachweisapparat fehlt. Die
Zweiteilung in Fließtext und Bildbeschreibungstexten führt an
einigen Stellen
zu inhaltlichen Dopplungen (z. B. S. 23, 27–29, 34), die
vermutlich dem Umstand
geschuldet sind, dass beide Textarten getrennt gelesen werden
können. Die
analytische Unschärfe des genutzten Prinzessinnen-Begriffs wirkt
sich auf die
Darstellung der zehn Frauenleben aus. Zeitgenössisch wurden
darunter „die
Gemahlin od. Tochter eines nicht regierenden Fürsten“ und „die
Töchter eines
regierenden Fürsten“ 6 verstanden. Durch die
Eingrenzung auf die
Zeit der Romantik wäre es im Falle der Frauen, die noch eine
Statuserhöhung
erlebten, vertretbar gewesen, den Lebensabschnitt nach der
Statuserhöhung nicht
zu erzählen (betrifft: Charlotte, Alexandrine, Elisabeth,
Augusta). Unklar
bleibt, wie Gräfin Auguste von Harrach, die weder von ihrem
Geburtstand noch
als morganatische Ehefrau des Königs eine Prinzessin war, in
dieses Sample
passt.
Potential geht an den Stellen verloren, wo keine kritische
Auseinandersetzung
mit weiblichen Rollenstereotypen des 19. Jahrhunderts erfolgt,
sondern diese
unreflektiert übernommen werden. Etwa wenn der Autor schreibt,
dass Nikolaus I.
von Charlotte nur erwartete, Ehefrau und Mutter zu sein und
„alles Politische“
von ihr fernhielt (S. 86). Diese Haltung entsprach dem
Frauenbild, stand aber
zugleich im Widerspruch zur traditionellen Rolle dynastischer
Frauen. Vor
diesem Hintergrund ist Scharmanns Aussage zu relativieren, dass
Charlotte ihre
ehelichen Einflussmöglichkeiten auf die russische Politik nicht
genutzt habe
(S. 97). Auch mangelnde Kontextualisierung und
Sprachsensibilität führt zu
inhaltlichen Ungenauigkeiten (S. 126, 228).
Drei inhaltliche Fehler sollten bei Nachauflagen korrigiert
werden: Königin
Elisabeth wurde 1857 keine Regentschaft angetragen, die sie
hätte ablehnen
können (S. 167). In der Verfassung Preußens kam weder die Rolle
der Königin
vor, noch war sie für eine Regentschaft vorgesehen. Elisabeth
zögerte lediglich
für ihren Mann die Übertragung der Regentschaft auf dessen
Bruder hinaus.7 Augusta widmete sich
nicht erst und nur
der Wohltätigkeit „[n]ach dem weitgehenden Verlust ihres
politischen Einflusses“
und ihrer Gegnerschaft mit Bismarck (S. 193). Augustas
wohltätiges Engagement
begann 1850, als das Prinzenpaar in Koblenz residierte 8 und nahm vielmehr mit
ihrem Statuswechsel
als Königin und später als Kaiserin zu (S. 193) und gehörte zu
den Aufgaben
jeder Prinzessin und Monarchengattin.9 Prinzessin Marie war
nicht die einzige in
der preußischen Königsfamilie, die Teegesellschaften mit
Gelehrten und
Künstlern gab (S. 209). Der Teeabend gehörte zum höfischen
Alltag an allen
(preußischen) Höfen 10, aber auch zur
Repräsentationsstrategie
des Gesamthauses.
Insgesamt gelingt es Scharmann das Interesse auf preußische
Prinzessinnen und
ihre hinterlassenen Artefakte zu lenken. Das Buch bietet eine
unterhaltsame und
informative Lektüre. Wer sich künftig mit preußischen
Prinzessinnen
beschäftigt, wird wohl für einen ersten Überblick auf dieses
Buch
zurückgreifen. Auch wenn es wissenschaftlichen Ansprüchen nicht
genügt, gibt es
Anregung zur weitergehenden biografischen Erforschung der
vorgestellten Frauen.
Anmerkungen:
1 Vgl. z. B. Rudolf G.
Scharmann, Königin
Luise von Preußen. Ihre Schlösser und Gärten in Paretz,
Charlottenburg und auf
der Pfaueninsel, München 2010; Ders., Friedrich der Große. Seine
Schlösser und
Gärten, Berlin 2012.
2 Vgl. z. B. Karin
Feuerstein-Praßer, Die
preußischen Königinnen, 7. Aufl., München 2008 (1. Aufl. 2000).
3 Vgl. Andrea Mayr, Picturing
Empress Maria
Anna of Savoy-Sardinia on Medals in the First Half of the 19th
Century, in:
Marion Romberg (Hrsg.), Empresses and Queens in the Courtly
Public Sphere from
the 17th to the 20th Century (Brill's Studies on Art, Art
History, and
Intellectual History 56), Leiden 2021, S. 159–188, hier S.
163–165.
4 Luise von der Marwitz
(Hrsg.), Vom Leben am
preußischen Hofe 1815–1852. Aufzeichnungen von Caroline von
Rochow, geb. von
der Marwitz und Marie de la Motte-Fouqué, Berlin 1908.
5 Vgl. Katrin Keller, Die
Kaiserin. Reich,
Ritual und Dynastie, Wien 2021, S. 9–10, 13–14.
6 Pierer's Universal-Lexikon,
Band 13.
Altenburg 1861, S. 599, http://www.zeno.org/nid/20010682856
(10.03.2025).
7 Vgl. David E. Barclay,
Anarchie und guter
Wille. Friedrich Wilhelm IV. und die preußische Monarchie,
Berlin 1995, S. 390,
392–393.
8 Vgl. Susanne Bauer, Die
Briefkommunikation
der Kaiserin Augusta (1811–1890). Briefpraxis, Briefnetzwerk,
Handlungsspielräume, Berlin 2024, S. 76–77, 357–364.
9 Vgl. Helen
Watanabe-O’Kelly, Projecting
Imperial Power. New Nineteenth Century Emperors and the Public
Sphere, Oxfort
2021, S. 102–126; Ulrike Marlow, Das schöne Gesicht der
Monarchie. Zur
politischen Funktion von Monarchengattinnen im 19. Jahrhundert
in Preußen,
Sachsen und Österreich, in: Saxorum https://doi.org/10.58079/13c3a
(10.03.2025).
10 Vgl. Barclay, Anarchie und
guter Wille, S.
108–109; Marwitz, Vom Leben am preußischen Hofe, S. 166–169.
Zitation
Ulrike Marlow, Rezension zu: Scharmann, Rudolf G.: Preußische
Prinzessinnen.
Leben in Schlössern und Gärten der Romantik. Berlin 2024 , ISBN
978-3-89809-243-2,
in: H-Soz-Kult, 16.04.2025, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-151894.