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2024/01/01 20:31:48
Christa Lippold
Re: [Regionalforum-Saar] Sebastianstag 2024
Datum 2024/01/02 13:42:46
gerald-sabine . linn
Re: [Regionalforum-Saar] Der Lothringische Amtmann Payen zu Tholey.
2024/01/28 22:40:27
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Das Wissen vom Erben und Vererben. Perspektiven und Quellen seit 1800
Betreff 2024/01/02 13:42:46
gerald-sabine . linn
Re: [Regionalforum-Saar] Der Lothringische Amtmann Payen zu Tholey.
2024/01/01 19:02:25
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Sebastianstag 2024
Autor 2024/01/02 23:12:10
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Wer unterschreibt denn da?

[Regionalforum-Saar] Der Lothringische Amtmann Payen zu Tholey.

Date: 2024/01/02 12:07:33
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Der Lothringische Amtmann Payen zu Tholey.

Folgender Vorfall, welcher vom Pater Benedikt Burg aus Trier, weiland Profeß der Abtei Tholey und Propst zu Werdenstein, um das Jahr 1775 aufgezeichnet wurde, und demselben mit wenigen Abänderungen hier nacherzählt wird, dürfte für die Leser des Wochenblattes nicht ohne Interesse sein.

„Die Herrschaft Werdenstein, zu welcher Hobstetten, Bleiderdingen, Weiersbach, Leizweiler, Heimbach und früherhin noch viele andere Orte unserer Gegend auf beiden Seiten der Nahe gehörten, besaß im ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts Christian von Rossillon als Lothringisches Lehen. In den Jahren 1727 bis 1730 entstanden in der ganzen Herrschaft erstaunliche Grenzstreitigkeiten mit den Nachbarn und Bauernkrieg, also daß auch Einige todt blieben. Herr von Rossillon wehrte sich mit seinen Unterthanen anfänglich rechtschaffen, und, obgleich drei Lothringische und Zweibrückische Commissionen zu Freisen geschahen, so behauptete er sein Land=, sein Holzungs= und Jagdrecht auf dem Früdesweiler Bann. Endlich erhielt der schalklistige Amtskeller Haud von Nohfelden vom Herzog Gustav von Zweibrücken den Befehl, ihn mit List gefangen zu nehmen und zu überliefern, und der Streich wurde folgendermaßen gespielt:
Der Pfarrer Euler zu Wolfersweiler war gut Freund mit Herrn von Rossillon und lud ihn eines Tags höflichst zum Mittagessen ein. Er erschien und zugleich der Amtskeller Haud; man divertirte sich aufs Beste und trieb an zum Trinken bis gegen Abend. Als Christian nun nach Hause wollte, hieß es verstellter Weise: „Noch eins, Herr Nachbar! Sie müssen noch trinken, wir lassen Sie nicht gehen, wir halten Sie hier in Arrest, Sie müssen über Nacht bleiben!“ worauf er jedoch erwiederte; „ich kann nicht, ich muß nach Hause.““. Endlich, da die Wache zur Hand und Alles in Ordnung war, sagte man ihm im Ernst, daß er Arrestant sei, und legte ihm, als er es nicht glaubte und es für Kurzweil hielt, den Herzoglichen Befehl vor und sagte ihm die Ursache. Er gerieth nun in Eifer und sprach: „Das ist kein ehrlicher Streich! gebt mir Papier und Feder her, auf daß ich dem Amtmann Payen und meiner Frau hiervon Nachricht geben kann.“ Dies wurde ihm erlaubt, er schickte noch in der Nacht seinen Bedienten zu Pferde auf das Schloß Schaumburg, und wurde dann einige Stunden nachher auf Nebenwegen und wohl verwahrt nach Cusel geführt.
Des Morgens kam die Antwort des Amtmanns Payen zu Schaumburg, der ein alter Offizier und Lothringer war, auch die Juden zuerst henken ließ, und dann den Prozeß instruirte; er tröstete und munterte Herrn von Rossillon auf, versprach ihm baldige Erlösung und erinnerte ihn besonders einen recht cavaliermäßigen Tisch zu führen, woran täglich 10 bis 12 Personen wären; er wolle ihm in diesen Tagen Geld schicken, um solchen bestreiten zu können. In der That fiel Payen am folgenden Tage mit seinen Hatschieren, und Bauern des Tholeyer und Bliesener Kirchspiels auf den Bann von Eizweiler, Zweibrückischen Gebiets, und nahm die ganze Heerde Kühe jung und alt hinweg, führte Alles nach Freisen und versteigerte es öffentlich, so gut er konnte. Das Geld aber wurde Tags darauf an Herrn von Rossillon geschickt, mit der Zusicherung, wenn dasselbe verzehrt wäre, noch Mehreres senden zu wollen.
Die Lothringischen Berichte gingen nun nach Lüneville, die Nohfeldischen nach Zweibrücken; weil man aber dort den Amtmann Payen und seine Gewalt kannte, so wurde beschlossen, dem Herrn von Rossilon seine Freiheit wieder zu geben, aus Furcht, daß er noch mehrere Heerden Kühe verzehren könnte. Er kam also nach wenigen Tagen nach Schloß Werdenstein zurück, und späterhin wurde 1730 der ganze Grenzstreit— obwohl nicht zu seinem Vortheile— durch Commissarien geschlichtet.

Quelle: Wochenblatt für die Kreise St. Wendel und Ottweiler 9.1.1839