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2022/08/13 10:50:52 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Buchvorstellung "Wälder der Abtei Tholey im 18. Jahrhundert" |
Datum | 2022/08/23 08:54:37 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Vortrag „Ein apartes Loch . Friedhöfe in St. Wendel“ nächste Woche in St. Wendel und in Saarbrücken |
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2022/08/10 09:06:32 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Differenzerfahrung und Adressatenb ezug in Reisedarstellungen des 15.–18. Jahrhunderts |
Betreff | 2022/08/23 08:54:37 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Vortrag „Ein apartes Loch . Friedhöfe in St. Wendel“ nächste Woche in St. Wendel und in Saarbrücken |
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2022/08/13 10:50:52 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Buchvorstellung "Wälder der Abtei Tholey im 18. Jahrhundert" |
Autor | 2022/08/23 08:54:37 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Vortrag „Ein apartes Loch . Friedhöfe in St. Wendel“ nächste Woche in St. Wendel und in Saarbrücken |
Date: 2022/08/17 08:17:20
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Friedrich Wilhelm I.. Die vielen Gesichter des
Soldatenkönigs
Autor Frank Göse
Erschienen Darmstadt 2020: Wissenschaftliche
Buchgesellschaft
Anzahl Seiten 604 S.
Preis € 38,00
ISBN 978-3-8062-4106-8
Rezensiert für H-Soz-Kult von Holger Böning, Deutsche
Presseforschung,
Universität Bremen
Der zweite preußische König hat hier eine Biographie erhalten, die
den Leser
mit Gewinn daran teilhaben lässt, welche Urteile über dieses Leben
durch
Quellen gesichert sind und was tradierte Mutmaßungen und Wertungen
bleiben, die
zu korrigieren sind. Das beginnt bei der frühesten Kindheit, wo
der
psychologisch geschulte Blick manches erahnen kann, wenn
geschildert wird, wie
der Junge in seinen ersten Jahren an einem fremden Hof erzogen
wurde und im
Alter von drei Jahren, nun zurückgekehrt zu den Eltern, einen
vollständigen
Wechsel seiner Bezugspersonen erleben musste. Unaufgeregt
vermittelt Göse hier,
dass solche Erziehungsmethoden an den europäischen Höfen nicht
unüblich waren,
psychische Abnormalitäten sollten nach Auffassung des Biographen
daraus aber
nicht abgeleitet werden. Gleichzeitig wird aber deutlich, wie
prägend für die
Persönlichkeit des späteren Königs – übrigens wie später in
anderer Ausformung
auch für seinen Sohn – eine religiöse, sorgfältig auf die
reformierte
Konfession ausgerichtete Erziehung gewesen sein dürfte, die nicht
zuletzt davon
ausging, dass in der religiösen Bindung für einen der weltlichen
Gerichtsbarkeit nur bedingt oder gar nicht unterliegenden
Herrscher ein
entscheidender Zügel angelegt werden sollte, der eine
verantwortungsvolle
Herrschaft garantierte. Die Erziehung zur Gottesfurcht und die
Vermittlung der
reformierten Prädestinationslehre, an der Friedrich Wilhelm I. wie
sein Sohn
Zweifel entwickelten, habe den Zweck gehabt, dem Prinzen zu
vermitteln, dass
auch ein Herrscher vor Gott nur „Staub und Asche“ sei. (S. 19, 22)
Es ist kaum zu glauben, dass mit Frank Göses Biographie nach Carl
Hinrichs
Torso die erste umfassende Darstellung eines Lebens vorliegt, das
von der
Geschichtsschreibung mit seinen Leistungen bei der preußischen
Staatsbildung
sehr unterschiedlich bewertet wurde. Abwertungen hatten oft den
Zweck, das
Wirken seines Sohnes in desto hellerem Licht glänzen zu lassen.
Gerne hat man
die psychopathischen Züge dieses Menschen und Herrschers in den
Vordergrund
gestellt, Brüche wurden ebenso überbetont wie manche Berichte in
der
Autobiographie der Tochter Wilhelmine, so dass ein wichtiges
Ergebnis des
vorliegenden Werkes darin liegt, dass die Kontinuitäten in den
Amtszeiten der
drei ersten preußischen Könige im Ganzen wohl schwerer wiegen als
die offenen
Brüche. Gleichwohl hat der 300. Jahrestag der Thronbesteigung
Friedrich
Wilhelms I. 2013 fast kein Echo gefunden, wohingegen das zum 300.
Geburtstag
seines Sohnes umso dröhnender war.[1] Dabei kann Göse zeigen,
dass die
Leistungen seines Helden von erheblicher Bedeutung waren und
manches erst
ermöglichten, was sein Nachfolger in seinen auf öffentliche
Wirkung
berechneten, seine Vorgänger abwertenden Darstellungen oft
erfolgreich als
eigenes Verdienst beschrieb.
Ausdrücklich will Göse keine chronikalische Lebenserzählung
bieten, sondern
ausgewählte Handlungsbereiche vorführen, um so das Agieren
Friedrich Wilhelms
I. konzise vorstellen, erklären und im Kontext seiner
Herrschaftspraxis
gewichten zu können. Scheinbar klar auf der Hand liegende
Zuweisungen an diese
auf den ersten Blick so außergewöhnlich erscheinende und von den
zeittypischen
Normen so gravierend abstechende Herrscherpersönlichkeit sollen
auf den
Prüfstand gestellt werden. (S. 14f.)
Manches an den bekannten Urteilen über Friedrich Wilhelm I. kann
der Biograph
einsichtig und quellennah in die zeitgenössischen Zusammenhänge
stellen, um in
zuweilen eine harte, aber lohnende Lesekost bietenden Kapiteln
über den
„Inneren König“ mit seinen Herrschaftsvorstellungen und der
Regierungspraxis
sowie den Haushälter mit seiner Finanz-, Wirtschafts- und
Peuplierungspolitik
zu berichten. Auch des Königs Beziehung zu Wissenschaft und Kunst,
seine
religiöse Orientierung und die Konfessionspolitik, seine Sicht auf
das Reich
und seine Außenpolitik, seine Stellung zu den Ständen und sein
Wirken als „roi
sergeante“ im Kontext des altpreußischen Militärsystems sowie
zuletzt sein
Verhältnis zur Dynastie und Familie haben eigene Kapitel erhalten,
in denen
durch die Konzentration des Biographen auf die zeitgenössischen
Bedingungen,
unter denen der König sich entfalten konnte, die Sachpolitik sehr
im
Mittelpunkt steht und die Person vielleicht manchmal ein wenig
weit zurück
tritt. Alle Kapitel durchzieht die These Göses, dass die
Veränderungen in der
Potsdamer und Berliner Residenz bei weitem nicht so spektakulär
und einzigartig
waren, wie es oft dargestellt wurde. Dies gilt etwa dafür, dass
die oft
behauptete radikale und dauerhaft Reduktion der Hofausgaben dem
Quellenbefund
nicht standhält, auch könne von einer drastischen Veränderung der
materiellen
Hofkultur nicht gesprochen werden, der von Friedrich Wilhelm
angehäufte
Silberschatz etwa wurde erst in der finanziellen Krise von 1745
durch seinen
Sohn vermünzt. (S. 46, 48, 60f.)
Wie so oft, klebt an Legenden zumeist ein zutreffender Kern,
manchmal zeigt ein
genauerer Blick aber, dass es hinter den Legenden eine tiefere
Wahrheit gibt.
Keine Etikettierung Friedrich Wilhelms haftet so fest wie die des
„Soldatenkönigs“, kaum eine andere erscheint einsichtiger. Wenn
man nun aber
genauer auf dieses Leben schaut, dann könnte die aktive Teilnahme
des
Zwanzigjährigen an der Schlacht von Malplaquet und die
Zeugenschaft des
Blutzolls von 35.000 Verwundeten dazu beigetragen haben, dass
dieser König so
verantwortungsvoll war, niemals als Feldherr einen zweifelhaften
Ruhm zu
suchen. Offenbar liebte er seine Offiziere und Soldaten mehr als
seinen Sohn.
(S. 28) Ähnlich verhält es sich mit seinem Regierungs- und
Herrschaftsstil, der
nach Beobachtungen von Zeitgenossen darauf ausgerichtet war, alles
selbst und
allein tun zu wollen, mit seiner Sparsamkeit und der angeblich
radikalen und
dauerhaften Reduktion der Hofausgaben, die einhergegangen sei mit
einer
drastischen Veränderung der materiellen Hofkultur, der Distanz zur
höfischen
Etikette, der Bedeutungssteigerung des Militärischen im Hofleben,
dem
antihöfischen Politikstil, der asketischen Genussfeindschaft oder
der Aversion
gegen höfische Lustbarkeiten. (S. 40, 45f., 48, 53, 55f. 60, 129)
Göse zeigt
instruktiv und sehr überzeugend, was davon dem Quellenbefund
standhält oder was
mit dem Maßstab des an anderen europäischen Höfen Üblichen nicht
so
außergewöhnlich war wie oft dargestellt.
Zu den Leistungen des Monarchen zählt Göse, dass den von ihm
initiierten
Veränderungen eine große Nachhaltigkeit innewohnte, die von ihm
implementierten
Strukturen hätten größtenteils bis zum Ende des altpreußischen
Staats Bestand
gehabt. Zu den bleibenden Veränderungen seien jährliche
Haushaltsetats und eine
regelmäßige Rechnungskontrolle zu zählen. Die jährlichen
Staatseinnahmen
vergrößerten sich bis zum Tod Friedrich Wilhelms I. von 4,8 auf 7
Millionen
Taler. Dass sich am Ende seiner Regierungszeit 70 Prozent der
preußischen
Gesamtausgaben auf die Heereskosten bezogen und das Heer sich
während seiner
Regierungsjahre von 38.000 auf 71.000 Soldaten vergrößerte, kam
seinem Sohn
zustatten, der sich sogleich in kriegerische Abenteuer stürzen
konnte. Man
könne, so Göse, auf Friedrich Wilhelm anwenden, was Johann Gottlob
Heinrich von
Justi mit seinem Vergleich der Bewirtschaftung eines Staatswesens
durch einen
Fürsten mit dem ein großes Landgut verwaltenden „guten Wirth“ als
Ideal der
jungen Kameralwissenschaften propagiert habe. (S. 126, 131, 133,
151, 205)
Kritisieren könnte man, dass immer noch Biographien von Königen
geschrieben
werden, in denen deren Umgang mit den Medien weitgehend
ausgeblendet wird und
die Mitteilsamkeit sich darauf begrenzt, dass im Tabakskollegium
Zeitungen
gelesen bzw. vorgelesen wurden, inklusive eines sich daran
anschließenden
Diskurses mit dem König, dass die „Tabagie“ eine Nachrichtenbörse
gewesen sei
und dass der König ungnädig auf Berichte reagiert habe, die im
Potsdammischen
Staats- und gelehrten Mercurius erschienen waren (S. 65, 124).
Dies erscheint
etwas wenig an Information angesichts des Umstands, dass dieser
König mit dem
ganz Preußen überziehenden Intelligenzwesen seiner Herrschaft die
modernsten
Kommunikationsmittel dienstbar machte. Gerne hätte man etwas mehr
darüber erfahren,
dass Friedrich Wilhelm I. es nicht schätzte, wenn von seinen
Untertanen über
politische Angelegenheiten nachgedacht und räsonniert wurde, worin
sich sein
Sohn – trotz seines berühmten Wortes über die Gazetten, die,
sollten sie
interessant sein, nicht geniert werden dürften – mit dem Vater
vollständig
einig war. Eingeleuchtet aber hatten Friedrich Wilhelm die dem
Intelligenzwesen
zugrundeliegenden Ideen, auch erhoffte er sich eine Einnahmequelle
für die
Waisen seiner Soldaten im Potsdamer Militärwaisenhauses, dem die
aus dem
Intelligenzwesen erwirtschafteten Überschüsse zugutekommen
sollten. Endlich
erwartete er eine Verbesserung der innerstaatlichen Kommunikation.
Seine an den
Generalpostmeister Friedrich von Görne und den Geheimen
Oberfinanzrat Samuel von
Marschall gerichtete Kabinettsorder vom 6. Januar 1727 befahl die
Herausgabe
von Intelligenzblättern, die von den beiden Genannten als den
Verantwortlichen
für das Postwesen bewerkstelligt werden sollte. An diesem Projekt
lässt sich
manches zeigen, was Göse auch für andere Felder feststellt, dass
nämlich
nirgendwo sonst der Zeitraum zwischen einem königlichen Befehl und
der
Realisierung eines Projekts so kurz war wie in Preußen, dass bei
der Umsetzung
mit Einsicht Änderungen vorgenommen wurden, wenn bestimmte
Anordnungen sich als
untauglich erwiesen, und dass endlich solche Anordnungen nicht
unbedingt mit
der Realität übereinstimmen mussten. Vier Wochen dauerte es von
der
Kabinettsorder, damit es auf effektiv funktionierenden
administrativen Wegen am
Montag, den 3. Februar 1727, zum Erscheinen des ersten Berliner
Intelligenzblattes kam. Bereits nach einem Monat erkannte man,
dass
Intelligenzblätter auf eine lokale Orientierung und Verankerung
angewiesen waren.
In kürzester Frist – noch während des ersten Halbjahres 1727 –
wurden Blätter
in Stettin, Königsberg, Duisburg, Minden und Magdeburg gegründet,
aber
Jahrzehnte waren nötig, um gegen zähen Widerstand wenigstens
halbwegs das
Anzeigenmonopol der Intelligenzblätter gegenüber den Zeitungen und
den Bezugszwang
für bestimmte Behörden und Personengruppen durchzusetzen.
Ermahnung um
Ermahnung ließ Friedrich Wilhelm I. ergehen, aber nur wenig
änderte sich.[2] Hier ist zu beobachten,
was Göse mehrfach
konstatiert, dass es nämlich trotz markiger Resolutionen und
Kabinettsordren in
dem scheinbar so auf Effizienz getrimmten Räderwerk der
preußischen Verwaltung zu
Reibungsverlusten, Redundanzen und all den anderen Symptomen
frühneuzeitlicher
Regierungs- und Herrschaftspraxis kam. (S. 82–87) Zu Recht weist
der Autor
darauf hin, dass das Agieren des Königs entgegen dem oft
kolportierten Bild
nicht auf das rigide Einfordern der von ihm gewünschten
Amtsauffassung
beschränkt werden könne, vielfach sei auch eine gewisse Konzilianz
und ein
erstaunlicher Langmut angesichts der Praxis des „Aussitzens“
belegt, immer
wieder stoße man auf ein Amalgam aus strukturellen und
individuellen Grenzen,
die der Realisierung der königlichen Vorstellungen Grenzen
setzten, dies auch
etwa in seinem Verhältnis zu den Ständen und seiner Adelspolitik.
Ähnlich habe
auch das Schuledikt von 1717 für den Zustand des Niederen
Schulwesens kaum praktische
Konsequenzen gehabt, selbst bei der inneren Organisation und der
Professionalisierung der Armee seien trotz der königlichen
Detailversessenheit
solche Diskrepanzen feststellbar. (S. 98, 100, 111, 166–169, 202,
253)
Am Ende ist sich der Leser nicht ganz sicher, ob es sich bei
Friedrich Wilhelm
I. nach einem Wort Theodor von Schöns tatsächlich um den „größten
inneren
König“ handelte. Interessant bleibt, dass ihm nach Göse eine
ausgesprochen
adelsfreundliche Haltung wie seinem Sohn und Nachfolger nicht
nachgesagt werden
könne. (S. 177) Der Person des Königs kommt der Leser bei einer
Biographie, die
die Sachthemen so sehr in den Mittelpunkt stellt, nicht gerade
sehr nahe, am
ehesten vielleicht noch bei der Betrachtung des eindrucksvollen,
leider nicht farbig
abgebildeten Selbstporträts des Monarchen aus dem Jahre 1737 (S.
155), das viel
von dem Zustand des an seinen Krankheiten und Selbstmarterungen
Leidenden
zeigt, der nur 51 Jahre alt werden sollte. Man glaubt trotz aller
in
traditionellen Darstellungen in den Mittelpunkt gestellten
familiären
Konflikte, dass der Familienvater durchaus auch liebevoll mit
seinen vielen
Kindern und seiner Gattin umgehen konnte. Allerdings spricht Göse
hier wie an
zahlreichen weiteren Stellen seiner Biographie von kaum
bestreitbaren
Übergriffen und einzelnen menschlichen Tragödien, um dennoch den
mit solchen
Übergriffen verbundenen, vielfach tradierten Bildern zu
widersprechen, indem er
behauptet, der persönliche Anteil des Königs daran sei nicht immer
genau
bestimmbar. (S. 224) Insbesondere scheint dem Rezensenten das
letzte Wort der
Quellenkritik zu den Memoiren seiner Tochter Wilhelmine noch nicht
gesprochen
zu sein. In Göses Buch scheint etwas willkürlich, was davon als
Untermalung
oder Unterstreichung genutzt und was als von der Forschung
widerlegt
vorgestellt wird. (S. 425, 455; siehe des Weiteren das
Personenregister)
Ähnlich lautet die Bilanz des königlichen Agierens aus
moralisch-rechtlicher
Perspektive, aus der heraus Göse erkennbare Härte und
Rücksichtslosigkeit einräumt,
aber auch viele Belege findet, die auf eine aus seinem
christlichen
Menschenbild herrührende ausgleichende Rolle hindeuten und das
Bild eines
inhumanen Leuteschinders und prügelnden Korporals „doch erheblich
zu revidieren
vermögen“. (S. 253, 431) Immer wieder hat der Rezensent sich
gefragt, ob der
Biograph – eigentlich unvermeidbar – Sympathie für den von ihm
erforschten
Menschen empfunden hat.
Als Bilanz weist Göse auf einen in der Regierungszeit Friedrich
Wilhelms I.
beträchtlich gesteigerten und real wahrgenommenen Spielraum des
Monarchen hin,
auf eine höhere Professionalität in der Bürokratie, den starken
Ausbau des
Heeres sowie die Verfolgung finanz- und wirtschaftspolitischer
Neuansätze unter
Berücksichtigung der kameralistischen Praxis. Friedrich Wilhelms
Regierungszeit
war also weit mehr als Vorgeschichte der auf Ruhm setzenden
Herrschaft seines
Sohnes. Wie in einem Lehrstück, so der Biograph, führe sein Wirken
die große
Bedeutung der Einzelpersönlichkeit an der Spitze eines
monarchischen Staatswesens
vor Augen. (S. 472, 477)
Interessant vielleicht, dass Friedrich II. sich an den Ratschlag
seines Vaters
gehalten hat, die Juden aus dem Lande zu jagen, da diese
Heuschrecken eines
Landes seien und die Christen ruinierten, nicht aber an jenen, der
die
außenpolitische Zurückhaltung und eine Politik der
Kriegsvermeidung Friedrich
Wilhelms charakterisiert: „Bettet zu Gott und fanget niemahlen
einen
ungerechten Krieg an“, Gott habe die ungerechten Kriege verboten.
Das Verdienst
jedenfalls, der wohl friedfertigste preußische Herrscher des
Ancien Régime
gewesen zu sein, kommt dem Soldatenkönig sicherlich zu.
Beeindruckend auch,
dass er sich in den Leichenpredigten nach seinem Tod jedes Lob
verbittet, dem
Volk solle gesagt werden, „daß Ich als ein großer und armer Sünder
stürbe, der
aber Gnade bei Gott und seinem Heiland gesuchet“. (S. 259, 367,
370, 468)
Anmerkungen:
[1] Siehe dazu Holger Böning, 300
Jahre
Friedrich II. Ein Literaturbericht zum Jubiläumsjahr 2012.
Eingeschlossen
einige Gedanken zum Verhältnis des großen Königs zu seinen kleinen
Untertanen,
zu Volksaufklärung und Volkstäuschung sowie zur Publizistik
(Presse und
Geschichte. Neue Beiträge 75), Bremen 2013.
[2] Beispielhaft: Friedrich
Wilhelm I., Edikt
vom 14.4.1729, in: GSTA Dahlem, I. HA, Rep. 103, Nr. 992, Bl. 11b.
Die
Ermahnungen sind immer wieder auch in den Intelligenzblättern
selbst
abgedruckt.
Zitation
Holger Böning: Rezension zu: Göse, Frank: Friedrich Wilhelm I..
Die vielen
Gesichter des Soldatenkönigs. Darmstadt 2020: ISBN 978-3-8062-4106-8, , In: H-Soz-Kult,
17.08.2022, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-128545>.