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2022/06/20 22:21:26 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] am Samstag: Das historische St. Wendeler Landratsamt kann besichtigt werden |
Datum | 2022/06/22 13:34:16 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] „300 Jahre Mariahütte “ |
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2022/06/15 18:18:33 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Auf der Suche nach Peter Klein aus dem Köllertal, der in einer kalifornischen Goldgrube ar beitete |
Betreff | 2022/06/06 14:26:47 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Dorf und Bauernhaus im deutschsprachigen Lothringen und im Saarland. |
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2022/06/20 22:21:26 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] am Samstag: Das historische St. Wendeler Landratsamt kann besichtigt werden |
Autor | 2022/06/22 13:34:16 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] „300 Jahre Mariahütte “ |
Date: 2022/06/20 22:25:57
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Die Kleine Eiszeit (1430–1830) in Unterricht und Lehre. Perspektiven, Ansätze und Beispiele – Die Pfalz und ihre Nachbarregionen
Herausgeber Konersmann, Frank; Möller, Lenelotte
Reihe Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (120)
Erschienen Speyer 2020: Verlag der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften
Anzahl Seiten 192 S.
Preis € 17,50
ISBN 978-3-932155-44-4
Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-59799.pdf
Rezensiert für H-Soz-Kult
von Reinhard Ferdinand
Nießner, Institut für
Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie,
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Der hier anzuzeigende, von Frank Konersmann und Lenelotte Möller
herausgegebene
Sammelband Die Kleine
Eiszeit (1430–1830)
in Unterricht und Lehre gliedert sich in drei
Hauptteile: Auf eine
forschungszentrierte Einführung
(S. 11–40) von Frank Konersmann folgen Eindrücke
und Erfahrungen im schulischen Unterricht (S.
41–104) und schließlich
Eindrücke und Erfahrungen
in der
universitären Lehre und in anderen Berufsfeldern
(S. 105–168).
Dabei geht der zweite Teil auf eine zweitägige Tagung im Mai
2017 zurück, auf
der Ergebnisse eines zweijährigen Projekts zur Kleinen Eiszeit
zwischen den Herausgeber:innen
und einigen Gymnasien in der Pfalz präsentiert wurden.
Dieser Entstehungskontext des Sammelbandes ist von doppelter
Bedeutung. Denn
zum einen erlangte das Thema der Kleinen Eiszeit an den
beteiligten Gymnasien
einen gebührenden Stellenwert. Das Projekt kann somit als
Vorbild für die
Integration klimageschichtlicher Fragestellungen an Schulen
gelten. Dieser
Hintergrund ist zum anderen aber auch im Hinblick auf die im
Vorwort genannten
Projektziele und die Adressat:innen zu reflektieren. So war es
Ziel des
Projekts, Schüler:innen „mit Methoden und Konzepten der
Geschichtswissenschaft“
(S. 7) vertraut zu machen. Der Band richtet sich folglich 1.)
„an junge […]
Menschen“, um sie für Geschichte zu begeistern; 2.) an „Lehrer,
Berufsverbände
und Bildungspolitiker“, die sich für eine Verankerung der
„Historisierung der
Klimafrage“ in Lehrplänen einsetzen sollten; 3.) „sowohl [an,
RFN]
Berufsverbände und Schulbuchverlage als auch Landes- und
Regionalhistoriker“,
da „es bis heute an Lehrmaterial zu Themen der Historischen
Klimaforschung
mangelt“; und 4.) an „Dozenten und Forscher“ (S. 8).
Im Hinblick auf die zuletzt genannte Adressatengruppe verdienen
zwei Beiträge
eine inhaltliche Besprechung. Zunächst ist die Einführung von
Frank Konersmann
zu nennen. Darin reflektiert der Autor die grundlegenden
methodischen Probleme,
zwischen klimatisch feststellbaren Schwankungen und deren
gesellschaftlichen
Auswirkungen kausale Wirkungszusammenhänge herauszuarbeiten (S.
14f.). Für die
Modellierung dieser komplexen Zusammenhänge empfiehlt der Autor
das
Klimawirkungsmodell LIATIMP („Little Ice Age-type Impacts“) von
Christian
Pfister (S. 17–19). Konersmann setzt sich dabei kritisch mit
klimadeterministischen Deutungen der Hexenverfolgung auseinander
(S. 23–29), wie
sie etwa durch den Historiker Wolfgang Behringer vorgetragen
wurden.[1] Eine solch monokausale
Deutung dieses
Phänomens sei eine „höchst eigenwillige Konstruktion“ (S. 26),
welche die
vielschichtigen soziokulturellen und religiösen Grundlagen
frühneuzeitlicher
Gesellschaften systematisch ausblende. Abschließend betont
Konersmann die
Leistungen der Landes- und Regionalgeschichte, die sich bereits
lange vor der
Etablierung der Historischen Klimaforschung mit
klimageschichtlichen
Fragestellungen auseinandersetzte (S. 29–37).
Zweitens ist der Beitrag Klimageschichte
der Frühneuzeit als Topos der universitären Forschung und
Lehre (S.
105–125), verfasst von einem siebenköpfigen Autor:innen-Team um
den Freiburger
Physischen Geografen und Historischen Klimatologen Rüdiger
Glaser, all jenen zu
empfehlen, die sich in der universitären Lehre der
Klimageschichte annehmen
möchten. Aus dem umfassenden Erfahrungsschatz Glasers schöpfend,
werden
verschiedene methodische Zugänge zur Klimageschichte in der
Lehre didaktisch
anschaulich aufbereitet. Der Historischen Klimatologie weisen
die Autor:innen
eine „besondere Brückenfunktion“ (S. 107) zwischen Natur- und
Geisteswissenschaften zu. Dies könne mithilfe einer
Sensibilisierung für
geschichtswissenschaftliche Methodik und einer damit
einhergehenden Aufwertung
der „Archives of Societies“[2] erreicht werden.
Aus klimageschichtlicher Perspektive entspricht der im Titel
gesetzte Beginn
der Kleinen Eiszeit im Jahr 1430 allerdings nicht dem aktuellen
Forschungsstand. Vielmehr müsste er bereits um 1300 angesetzt
werden.[3] Zwei weitere
Inkonsistenzen und Fehler
sind bei der Datierung des Spörer- (1421–1550) und
Maunder-Minimums (1645–1715)
festzustellen. Die Periodisierung dieser Phasen geringerer
Sonnenaktivität, die
zur Verschlechterung des Klimas während der Kleinen Eiszeit
beitrugen, erfolgt
bei Konersmann und im relevanten Aufsatz von Michael Götzelmann
(S. 127–153)
nicht einheitlich. Die Datierung des Spörer-Minimums ist
innerhalb der
Forschung zwar nicht unstrittig[4], was Konersmann auch
reflektiert (S. 17,
Anm. 41), doch während er dieses Minimum „zwischen 1430 und
1460“ (S. 17)
datiert, geht es bei Götzelmann von 1415 bis 1534 (S. 131).
Ebenso setzt
Letzterer den Beginn des Maunder-Minimums in der Überschrift (S.
127) und im
Fließtext (S. 129) im Jahr 1630 und damit entgegen der Forschung
und
Konersmanns Angaben (S. 17) 15 Jahre zu früh an.
Darüber hinaus erschweren weitere inhaltliche, sprachliche und
gravierende
formale Mängel das Verständnis einiger Beiträge ungemein. Oft
ist guter Wille,
Empathie und kritische Hermeneutik gefragt, um den Texten Sinn
abzutrotzen. So
fällt es mitunter schwer, die Interpretation von Diagrammen im
Text mit den
Diagrammen selbst zur Deckung zu bringen, wie bei den Beiträgen
von Gerhard
Fieguth und Katharina Willig (S. 52–56, Abb. 14–18) und
Götzelmann (S. 143,
Grafik III; S. 144, Grafik IV, S. 146, Grafik VI), oder wenn
Verweise im Text
auf die Abbildungen fehlerhaft sind.[5]
In formaler Hinsicht ist die den gesamten Band durchziehende
uneinheitliche
Zitierweise zu kritisieren. Exemplarisch sei hierfür auf den
letzten Beitrag
von Pascal Kremer et al. (S. 155–168) verwiesen, in dem
mindestens acht
verschiedene Zitiervarianten Verwendung finden, und auf die
erste Seite der – im
Übrigen unvollständigen – Gesamtbibliografie, wo mindestens fünf
unterschiedliche Varianten ins Auge fallen. Auf sprachlicher
Ebene erschweren
immer wieder Tipp- und Flüchtigkeitsfehler sowie
grammatikalische
Ungenauigkeiten den Lesefluss. Auf eine gendergerechte Sprache
wurde ebenfalls
verzichtet. Der Sammelband hätte dringend einem gründlichen
Lektorat unterzogen
werden müssen.
Kommt man abschließend aber erneut auf den eingangs erwähnten
Entstehungskontext und die Zielsetzung des Sammelbandes zurück,
so dürfte es
sich ungeachtet der hier angeführten Kritikpunkte insgesamt doch
um ein
erfolgreiches Projekt handeln. Die Schüler wurden teils
innerhalb von nur vier
Tagen „in der letzten Schulwoche“ (S. 67) mit
geschichtswissenschaftlichen
Methoden, Ansätzen und Fragestellungen zur Kleinen Eiszeit
vertraut gemacht.
Die Beiträge von Noah Fußer et al. (S. 67–82), Alexander Weiland
et al. (S.
83–93) und Alisa Finkele et al. (S. 95–104) verdeutlichen, dass
die
Schüler:innen kritisches, wissenschaftliches Arbeiten erlernt
haben, da sie
adäquate Fragestellungen formulieren, Kriterien für das eigene
methodische
Vorgehen reflektieren und plausibel präsentieren sowie
Forschungsergebnisse der
Sekundärliteratur zu interpretieren wissen. Auch wenn die
Beiträge des zweiten
Teils für den wissenschaftlichen Gebrauch weniger geeignet
scheinen, so kann
der Sammelband insgesamt als gelungenes Anschauungsmaterial und
Richtschnur für
zukünftige Projekte gelten, um die „Historisierung der
Klimafrage“ auch im
schulischen Bereich voranzutreiben; wobei dann aber gezielt auf
die Fallstricke
bei der Arbeit mit Schülern zu achten wäre.
Anmerkungen:
[1] Wolfgang Behringer,
Kulturgeschichte des
Klimas. Von der Eiszeit bis zur globalen Erwärmung, 7. Aufl.,
München 2019, S.
165–195.
[2]
Stefan
Brönnimann / Christian Pfister / Sam White, Archives of Nature
and Archives of
Societies, in: Sam White / Christian Pfister / Franz Mauelshagen
(Hrsg.), The
Palgrave Handbook of Climate History, Basingstoke 2018, S.
27–36, hier S. 30.
[3] Vgl. White / Pfister /
Mauelshagen (Hrsg.), Climate
History, S. 181, 254, 268.
[4] Chantal Camenisch et al.,
The 1430s: a cold period of
extraordinary internal climate variability during the early
Spörer Minimum with
social and economic impacts in north-western and central Europe,
in: Climate of
the Past 12 (2016), S. 2107–2126, hier S. 2108, datieren das
Spörer-Minimum
zwischen 1421 und 1550.
[5] So im Beitrag von Gerhard Fieguth /
Katharina
Willig, Entwicklung der Getreideerträge in der Nordpfalz an der
Wende vom 15.
auf das 16. Jahrhundert (S. 41–66) auf S. 44, Abb. 1 (=Abb. 2);
S. 47, Abb. 1
(=Abb. 2 und 3); S. 51, Abb. 11–13 (=Abb. 11–15). Nur ein
besonders
augenfälliges Beispiel: Fieguth und Willig weisen einerseits
zwar darauf hin,
dass die Kellerei Landsburg in der Nordpfalz im Jahr 1536 bei
der Dinkelernte
einen „Totalausfall“ (S. 51) zu verzeichnen hatte, betonen aber
andererseits,
dass der Ernteertrag in diesem Jahr „nicht notiert“ (S. 51)
worden sei.
Letzteres lässt, vor allem weil nach 1536 die Überlieferung
ohnehin abbricht,
noch keineswegs gesichert auf einen „Totalausfall“ schließen,
auch wenn dieser
mit klimageschichtlichen Daten zu plausibilisieren versucht
wurde. Auf Abb. 15
(S. 54) staunt man entgegen den obigen Angaben zum
„Totalausfall“ bzw. zur
nicht erfolgten Registrierung der Ernte für 1536 über die
ergiebigste Ernte
(ca. 240 Malter) im Untersuchungszeitraum, die im Text (S. 54)
wiederum mit
205,75 Matern für das Jahr 1533 angesetzt ist.
Zitation
Reinhard Ferdinand Nießner: Rezension zu: Konersmann,
Frank; Möller,
Lenelotte (Hrsg.): Die
Kleine Eiszeit (1430–1830) in
Unterricht und Lehre. Perspektiven, Ansätze und
Beispiele – Die Pfalz und ihre
Nachbarregionen. Speyer 2020:
ISBN 978-3-932155-44-4, ,
In: H-Soz-Kult, 21.06.2022, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-94715>.