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2022/01/24 13:24:45
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Testamentsbücher aus Bremen o nline!
Datum 2022/01/27 21:13:52
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[Regionalforum-Saar] Von verlorenen Kirchen und dem Septembertestament
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Autor 2022/01/27 21:13:52
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Von verlorenen Kirchen und dem Septembertestament

[Regionalforum-Saar] Evangelisches Zentralarchiv verr ät unzählige Geschichten

Date: 2022/01/27 08:19:14
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Guten Morgen,

der nachstehende Artikel, den ich heute morgen im St. Wendeler Teil der Saarbrücker Zeitung fand, befaßt sich mit dem „evangelischen Zentralarchiv Walpershofen“.

Es ist wichtig, sich die Konfession zu merken, denn mindestens zwei Aussagen treffen nur auf diese zu. Aus dem katholischen Pfarrarchiv in St. Wendel, das ich seit ein paar Jahren betreue, kenne ich das anders. In eckigen Klammern habe ich diese Passagen im Text ____ [sorry, mir fällt aufs Verrecken das Wort nicht ein; es war da, als ich den Satz anfing, jetzt isses weg.]

Schönen Tag.

Roland Geiger

„Evangelisches Zentralarchiv verrät unzählige Geschichten

RIEGELSBERG

Was uralte Kirchenakten verraten : Wie Inspektor Woytt beschämt auswanderte
Wenn Geschichte in Geschichten lebendig wird: Evangelisches Zentralarchiv Saar in Walpershofen bietet Blicke in die Vergangenheit.

Von Thomas Annen

Manchmal reicht schon ein kleiner Fehler, um tief zu fallen. Wegen einer Bagatelle ging es auch dem hohen Würdenträger Georg Christian Woytt vor etwa 250 Jahren an den Kragen. Woytt war Synodalinspektor in Ottweiler, heute würde er sich wohl Superintendent nennen. Seine Gutmütigkeit wurde ihm zum Verhängnis. Er hatte ein Darlehen gewährt, ohne sich durch einen Schuldschein abzusichern. Als das Geld nicht zurückgezahlt wurde, tobten die Oberen. Trotz seiner Verdienste feuerte die fürstliche Behörde den Inspektor. Nach der Demütigung wanderte Woytt nach Holland aus.

Professor Joachim Conrad hat die damaligen Geschehnisse mithilfe von Akten aus dem Evangelischen Zentralarchiv Saar für eine Publikation nachgezeichnet. Der evangelische Pfarrer aus Köllerbach ist nicht nur Nutzer, sondern auch ehrenamtlicher Leiter der Dokumentensammlung im Riegelsberger Ortsteil Walpershofen.

Erst 2019 zog das Archiv des evangelischen Kirchenkreisverbandes an der Saar, weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, von den beengten Verhältnissen im Gemeindehaus in Saarbrücken-Malstatt um ins Souterrain des evangelischen Gemeindehauses in Walpershofen. Zuvor hatte man die Räume in der Herchenbacher Straße fachgerecht sanieren und umbauen lassen: Unter anderem wurden Schwerlastregale und zwei Rollregalanlagen eingebaut. Um deren Gewicht tragen zu können, musste die Bodenplatte erneuert werden.

Kirchenhistoriker Professor Conrad hat das Archiv aufgebaut, unterstützt wird er von einer studentischen Hilfskraft. Herzstück ist das Magazin mit sechs Räumen. Hinzu kommen ein Büro und ein Leseraum, in dem Besucher in den Dokumenten recherchieren können.

Vor allem Heimatkundler und Doktoranden nutzen das Archiv. Verträge, Pläne, Gottesdienstordnungen, Briefe und Protokolle gehören zu den Quellen aus längst vergangenen Tagen, die dort lagern. Der Großteil des Materials besteht aus Verwaltungsakten der Kirchenkreise Saar-Ost und Saar-West. Aber auch Altakten der früheren Kirchenkreise Saarbrücken, Ottweiler, Völklingen und St. Johann werden im Gemeindehaus hinter der Kirche aufbewahrt.

Die gesammelten Dokumente belegen auch, dass die Dokumentationswut in den vergangenen 200 Jahren stark zugenommen hat. Die Jahresrechnung einer Kirchengemeinde mit den Einnahmen und Ausgaben passte im Jahr 1820 noch auf vier Blätter . „2020 sind es vier pressvolle Aktenordner“, klagt Synodalarchivpfleger Conrad.

[In St. Wendalinus, St. Wendel, bestehen diese Jahresrechnungen, die bei uns „Kirchenrechnung“ genannt werden, in der Regel aus meistens zwischen 10 und 20 Seiten. Die älteste von 1464-5, die im Landeshauptarchiv Koblenz liegt, hat alleine schon acht Seiten.]

Immerhin: Die Kontoauszüge aus den Finanzakten darf er nach zehn Jahren wegwerfen. Ihnen weint Conrad keine Träne nach. Die alten Kirchenbücher hingegen hütet er wie seinen Augapfel. „Sie sind der schönste Bestand“, schwärmt der Theologe. Die teilweise kunstvoll gestalteten Bände dokumentieren Taufen, Trauungen, Konfirmationen und Beerdigungen. Ein Exemplar aus dem Kreis Ottweiler hat sogar den Dreißigjährigen Krieg schadlos überstanden. Der erste Eintrag stammt von 1617. „Es ist das älteste mir bekannte Kirchenbuch im Saarland“, betont der Experte.

[Hier fehlt definitiv das Wort „evangelisch“, denn unsere katholischen Kirchenbücher in St. Wendel beginnen - was die Taufen und Heiraten betrifft - im Jahre 1580.]

Beim kurzen Rundgang durch das Zentralarchiv zeigt sich: Auf Conrad wartet noch viel Arbeit. Etliche Schriftstücke aus alten Tagen sind noch nicht in die sogenannten Findbücher eingetragen: Die Verzeichnisse enthalten alle wichtigen Angaben zum Archivgut. Der Nutzer sieht, was vorhanden ist. Und wo er es findet. Die Findbücher liegen nicht nur gedruckt vor, sie können auch digital am Computer durchforstet werden.

Kummer bereitet Joachim Conrad ein Raum, in dem alte Akten aus Dörrenbach und aus dem Ottweiler Nachkriegsbestand lagern: „Das muss ich alles noch ordnen“, seufzt er mit Blick auf das Durcheinander. Etwa 800 Stunden braucht er, um die Papiere eines Kirchenkreises fertig zu machen. Danach ist dann aber auch wieder mehr Platz im Archiv. Denn etwa ein Drittel des gesichteten Materials landet im Altpapier. Und alle Fremdkörper kommen in den Müll. Schnüre, mit denen die Papiere zusammengebunden sind, werden entfernt. Auch rostige Büroklammern und Klarsichtfolien schädigen die Archivalien. Gelagert werden die Schriftstücke in säurefreien Kartons. Und für wie lange? „Sie bleiben ewig hier“, sagt Conrad. Er freut sich immer, wenn er Akten findet, die ihm etwas verraten über das Leben in früheren Zeiten. So wie die Dokumente über den etwas leichtsinnigen Inspektor Woytt. Um das verlorene Geld wieder reinzuholen, wurde dessen theologische Bibliothek versteigert. Die bis heute erhaltene Bücherliste lässt jeden Historiker jubeln. Denn sie zeigt, was der Kirchenmann gelesen hat. Die Lektüre gibt Einblicke in die Frömmigkeit und den Bildungsstand der damaligen Pfarrer. „Durch Herrn Woytt wissen wir, was damals theologisch in Mode war“, betont Conrad und spricht von einem Sensationsfund.