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2021/11/22 16:23:16
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Monatstreffen der ASF am Dienstag , 30. November, fällt aus
Datum 2021/11/29 21:47:08
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Jahresband SFK 2021 der ASF erschienen
2021/11/15 12:49:18
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[Regionalforum-Saar] Hexen und Aberglauben in den Akten des Stadtarchivs St. Wendel.
2021/11/22 16:23:16
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[Regionalforum-Saar] Monatstreffen der ASF am Dienstag , 30. November, fällt aus
Autor 2021/11/29 21:47:08
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[Regionalforum-Saar] Hachschara und Jugend-Alija. We ge jüdischer Jugend nach Palästina 1918–1941

Date: 2021/11/23 10:24:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Guten Morgen,

die nachstehende Rezension erreichte mich heute morgen komplett in Englisch. Ich habe sie deshalb von Herrn Google übersetzen lassen.

Roland Geiger

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U. Pilarczyk u.a. (Hrsg.): Hachschara und Jugend-Alija
Hachschara und Jugend-Alija. Wege jüdischer Jugend nach Palästina 1918–1941

Herausgeber Ulrike, Pilarczyk; Ashkenazi, Ofer; Arne, Homann
Reihe Steinhorster Beiträge zur Geschichte von Schule, Kindheit und Jugend (1)
Erschienen Gifhorn 2020: Gemeinützige Bildungs- und Kultur GmbH des Landkreises Gifhorn

Anzahl Seiten 228 S.
Preis € 9,95

ISBN 978-3-929632-99-6

Rezensiert für H-Soz-Kult von Hagit H. Lavsky, The Hebrew University of Jerusalem



Dieser Band präsentiert das erste Produkt des deutsch-israelischen DFG-Forschungsprojekts "Nationaljüdische Jugendbewegung und zionistische Erziehung in Deutschland und Palӓstina zwischen den Weltkriegen". Es erscheint im Anschluss an die Konferenz "Hachschara und Jugend-Alija in Deutschland und Palästina" im Schulmuseum Steinhorst, begleitet von einer Ausstellung.

Ziel des Projekts ist es, das zionistische Bildungsunternehmen in Deutschland zu erforschen: Den Transformationsprozess zu verfolgen, den die deutsch-jüdisch-zionistische Jugend in Deutschland und Palästina erlebt hat. Sie entstand aus zwei integrierten Wurzeln: der deutschen Jugendkultur und der zionistischen Ideologie. Die Forschung versucht, den Prozess in zwei Bildungsprojekten zu betrachten – Hachshara und Youth Aliya. Hachshara (hebräisch für Ausbildung) hat im zionistischen Kontext eine besondere Bedeutung in Bezug auf körperliche und spirituelle Ausbildung zur Vorbereitung auf Aliya (Aufstieg; hebräischer Begriff für jüdische Einwanderung nach Palästina) und landwirtschaftliche Siedlungen erlangt. Die Landwirtschaft erschien Ende des 19. Jahrhunderts auf der jüdischen Agenda in Mittel- und Osteuropa mit dem Ziel, die jüdische Berufsstruktur zu verändern. Der Zionismus hat die Landwirtschaft als Schlüssel zur nationalen Erlösung im Land Israel angenommen.[1]

Nach dem Ersten Weltkrieg eröffneten sich unter britischem Mandat in Palästina neue Horizonte für die zionistische Verwirklichung in der nationalen Heimat. Der wachsende Druck auf Aliya durch Flüchtlinge aus dem turbulenten Osteuropa führte zur Strukturierung einer obligatorischen und zionistischen selektiven Einwanderungspolitik, die junge Erwachsene begünstigte, die sich auf die Ansiedlung in Palästina vorbereiteten. Hachschara wurde zu einem wesentlichen Schlüssel für die Einwanderung, und die internationale Hehalutz-Bewegung (Der Pionier) wurde mit dem Ziel gegründet, Hachshara-Zentren zu errichten. In den 1920er Jahren konzentrierte sich die Hauptnachfrage nach Hachshara und Alija auf Osteuropa. Im Gegensatz zu Hachshara entstand Youth Aliya (Jugend-Alija) in Deutschland, später mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus. Es begann als Programm zur Vorbereitung der Jugend auf Aliya und die Ansiedlung und wurde zu einem großen Weltunternehmen unter der Jewish Agency for Palestine. Hachshara und Youth Aliya entwickelten sich in Nazi-Deutschland und waren miteinander verwoben, was die hier vorgestellte kombinierte Forschung rechtfertigt.

Der Band besteht aus acht Artikeln, die auf umfangreichen Bänden neu entdeckter oder erstmals verwendeter Quellen in Deutschland und Israel basieren. Hachshara ist das Thema von fünf Artikeln. Zwei Artikel untersuchen die Jugend-Aliya. Der letzte Artikel stellt die durch das Projekt entstandene Sonderausstellung im Schulmuseum Steinhorst vor. Viele Fotos begleiten die Texte und ein Glossar mit hebräischen Begriffen ist beigefügt.

Dieser Band ist ein wegweisender Schritt in der Geschichtsschreibung des Zionismus und insbesondere des deutschen Zionismus. Hachshara, Aliya und Youth Aliya wurden bisher fast ausschließlich aus der Perspektive des Nationalen Siedlungsprojekts in Palästina untersucht. Das Studium des deutschen Zionismus hatte die Hachshara und die Jugend-Aliya völlig vernachlässigt. Die Betrachtung des zionistischen transformativen pädagogischen Prozesses von unten nach oben durch das Prisma der Jugendbildungsaktivität und -erfahrung eröffnet neue Perspektiven der zionistischen Rolle und Macht innerhalb des deutschen Judentums und innerhalb des allgemeinen zionistischen Unternehmens. Besonders aufschlussreich ist die Methodik der meisten Artikel, die sich auf Fallstudien konzentriert.

Eine große Errungenschaft dieses Buches liegt in der Erforschung von Hachshara in Deutschland in den 1920er Jahren, als es sowohl aus zionistischer als auch aus deutscher Sicht marginal war. Sie wird in Knut Bergbauers Artikel „’Auf eigener Scholle’ .Frühe Hachschara und jüidische Jugendbewegung in Deutschland“ überblickt und in zwei Fallstudien vorgestellt: Bernhard Gelderblom in seinem Artikel „’Ich kann schon nicht mehr die Zeit der Alijah erwarten’. Der Kibbuz Cherut in den Dorfern um Hameln 1926–1930" rückt die vielen einzelnen jungen hingebungsvollen Zionisten in den Vordergrund, die auf verschiedene Farmen verstreut sind, aber am Geist der Gruppe festhalten und es schließlich schaffen, den Kibbuz Yagur mit zu gründen. Marco Kissling in seiner Der Artikel „Die Anfӓnge der religiösen Hachschara in Deutschland“ zeigt die Beharrlichkeit junger religiöser Zionisten, trotz aller Widrigkeiten und ohne viel Hilfe „von oben“ eine religiöse Hachshara-Farm zu gründen. Diese frühen Hachshots, basierend auf kleinen unabhängigen Initiativen von Einzelpersonen oder Gruppen, verleihen prägten das Hachshara- und Siedlungsprojekt und legten maßgeblich die Grundlage für die Expansion unter dem NS-Regime.

Eine weitere wichtige Neuerung ist, dass das pädagogische Unternehmen der Jugend-Aliya aus deutsch-jüdischen pädagogischen Einstellungen und Erfahrungen hervorgegangen ist. Beate Lehmann zeigt in ihrem Artikel „Die Jugend-Alija als Herausforderung für das Kinder- und Jugenddorf Ben Schemen“ den ersten Schritt auf, ein kommunales Sozialprojekt für meist Ostjuden-Waisenkinder in ein pädagogisch-zionistisches Projekt umzuwandeln. Sie enthüllt hiermit die Galerie deutscher Zionisten, die in Deutschland und in Palästina den Grundstein für diese Transformation gelegt haben, insbesondere Siegfried Lehman, der Gründer des Jugenddorfes Ben-Shemen 1927. Die anfänglichen Bedürfnisse und Konflikte der Jugend-Aliyah in der Kontext eines Kibbuz behandelt Miriam Szamet in „Das erste Jahr. Ideologische Grundlagen und Perspektiven der Bildung in der Jugend-Alija im vorstaatlichen Israel“, die sich auf die persönliche Geschichte von Ilse Michelsohn konzentriert, einer Gruppe von Teenagern, die 1934 in den Kibbuz Ein Charod einwanderten. Dieser Fall offenbart die Konflikte zwischen Ideologie und Realität , zwischen pädagogischen Überlegungen und den wirtschaftlichen und sozialen Interessen des Kibbuz.

Und nicht zuletzt bezieht sich ein wichtiger Beitrag dieses Bandes auf die entscheidende Rolle der Bildungsinitiativen in den schweren Zeiten der späten 1930er Jahre. Hachshara ermöglichte den Auszubildenden, ihre verbleibende Zeit in Deutschland vor der Auswanderung oder Abschiebung in einer Oase der kreativen Arbeit, im Lernen und in der Kameradschaft junger Juden zu verbringen. Für den verstorbenen Historiker Avraham Barkai war Hachshara „die glücklichste Zeit meines Lebens in Nazi-Deutschland“.[2]

Was in diesem Band fehlt, ist der Kontext des Gebens und Nehmens zwischen den Führungen der Zionistischen Organisation, des Yishuv (der organisierten palästinensischen jüdischen Gemeinde), der zionistischen Arbeiterbewegung und der Kibbuz-Bewegung. Sie aus dem Bild zu lassen, erweckt den falschen Eindruck, dass Hachshara und Youth Aliya in Deutschland auf einer Insel gelebt und gehandelt haben.

Während die Produktion des Hardcopy-Bandes mit winzigen Schriftarten und schwerem Papiermaterial alles andere als „leserfreundlich“ ist, ist die Entscheidung willkommen, den Band in einer vollständig frei zugänglichen und kostenlos herunterladbaren Version online zu stellen. Die deutsche Sprache ist jedoch ein Hindernis für das Potenzial, ein breites interessiertes Publikum zu erreichen. Eine Übersetzung wäre sehr willkommen, um diesen innovativen Band der breiten Öffentlichkeit und dem wissenschaftlichen Publikum zugänglich zu machen, wie er es verdient.

Anmerkungen:

[1] Hagit Lavsky, Jewish Agricultural Training in Germany: Its Context and Changing Role, in: Tal Alon-Mozes / Irene Aue-Ben-David / Joachim Wolschke-Bulmahn (Hrsg.), Jüdische Gartenbauschulen und Ausbildungsstätten in Deutschland und ihr Einfluss auf Gartenbau und Landschaftsarchitektur in Palästina / Israel, München 2020, S. 13–22.

[2] Avraham Barkai, Jewish Self-Help in Nazi Germany, 1933–1939: The Dilemmas of Cooperation, in: Francis R. Nicosia / David Scrase (Hrsg.), Jewish Life in Nazi Germany Dilemmas and Responses, New York 2010, S. 71–88.

Zitation
Hagit H. Lavsky: Rezension zu: Ulrike, Pilarczyk; Ashkenazi, Ofer; Arne, Homann (Hrsg.): Hachschara und Jugend-Alija. Wege jüdischer Jugend nach Palästina 1918–1941. Gifhorn  2020. ISBN 978-3-929632-99-6, In: H-Soz-Kult, 23.11.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-95493>.