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2020/12/26 13:19:44 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Sütterlin |
Datum | 2020/12/30 09:56:44 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] marathon |
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2020/12/31 16:37:01 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Warum wir uns einen "guten Rutsc h" wünschen |
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2020/12/26 13:19:44 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Sütterlin |
Autor | 2020/12/30 09:56:44 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] marathon |
Date: 2020/12/29 14:35:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
St.
Wendeler Volksblatt, Nr. 29, 07.03.1918
St. Wendel, 8. März. In
diesem Kriege ist man zu mancher
alten einfachen Einrichtung zurückgekehrt, um der Not des
Tages steuern. Der
Haushalt der Urgroßmutter hat sich da recht oft als ein
Schatzkästlein bewährt,
in dem viele gute Dinge aufbewahrt wurden. Auch die Seifennot
lässt sich
steuern, wenn unsere Hausfrauen zu einem alten Waschverfahren
zurückkehren
wollen. Wir meinen das Bauchen, das, einst allgemein
angewandt, heute fast nur
mehr in der Bezeichnung Bauchbütte weiterlebt. Noch vor 40
Jahren befand sich
in jeder St. Wendeler Waschküche der Laugeständer. Das war ein
hölzerner
Dreifuß, auf dem ein Büttchen stand. Am Tage vor der großen
Jahreswäsche, denn
jede echte St. Wendeler Hausfrau reichte mit ihrem
Linnenvorrate ein ganzes
Jahr aus und hielt deshalb nur einmal im Jahr die große
Wäsche, setzte man in
diesem Büttchen aus Holzasche die Lauge an. Das Büttchen wurde
mit lauwarmem
Wasser gefüllt und darüber ein Tuch gebreitet, das über all
auf dem Wasser
auflag, auf dieses Tuch wurde feine Holzasche geschüttet, die
durch die
Verrührung mit dem Wasser ausgelaugt wurde. Diese Lauge
benützte man dann mit
einem geringen Seifenzusatze zum Reinigen der Wäsche. Dabei
brauchte man kaum
ein Viertel der Seife, die man heute nötig hat, und erzielte
damit eine
ausgezeichnete Wirkung. Zur großen Bauchwäsche gehörte aber
auch unbedingt die
Bleiche. Die
Wäsche wurde auf einem Wagen zur Kapelle gefahren, wo sich die
städtische Bleiche befand. Man setzte die Wäsche dort auf den
Rasen aus, begoß
sie mit Brunnenwasser und ließ sie über Nacht liegen, dann
wurde sie
getrocknet. Diese große Wäsche, die man nach dem
Laugeverfahren nur die
Bauchwäsche hieß, war geradezu ein Familienfest. Alt und Jung
tummelte sich auf
dem Rasen und trank den Kaffee im Freien. Wen der alte Bruder
Hahn gut leiden
konnte, erhielt Kirschen und Honig. Mit Gesang wurde die
Wäsche, fein sorgsam
in den weißen Waschkörben aufgeschichtet, heimgefahren. Die
Bleiche ist heute
in Unstand geraten. Die Waschkümpe (?) sind verschlammt, und
das über ihnen
angebrachte Dach ist zerfallen. Die Kirche würde sich ein großes Verdienst um unsere Hausfrauen erwerben, wenn sie die Bleiche wiederherstellen lassen wollte. Also zurück zur Bauchwäsche, die Lauge als Seifenersatz ist gut und billig!
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