Date: 2020/12/01 11:54:42
From: schubertbrigitte(a)t-online.de <schubertbrigitte(a)t-online.de>
Hallo Roland
Den ASF Sonderband 2020 bestelle ich hiermit bei Dir
Danke im voraus
Grüße Brigitte
-----Original-Nachricht-----
Betreff: [Regionalforum-Saar] Jahresband der ASF 2020 erschienen
Datum: 2020-11-30T14:10:44+0100
Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
An: "Regionalforum" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten (Vorsicht: ein Anglizismus) Nachmittag,
wieder ist das Jahr fast zu Ende, und obwohl die meisten unserer geplanten Vorträge nicht durchgeführt werden konnten, ist der Jahresabschlußband SFK 2020 der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienforschung (ASF) ziemlich dick geworden.
Dies sind die Beiträge:
Helmut PRIEWER
Die Spanische Grippe 1918/19
Ferdinand MÜLLER
Wer waren die Vorfahren und Nachkommen der "Von Schwalpach" in Saarbrücken im 13./14. Jahrhundert?
Helmut LISSMANN
Die ersten Vorfahren namens Lissmann in der Baillage d'Allemagne des Herzogtums Lothringen (Oberamt Schaumberg)
Marta KNOBLOCH
Die „Ingenios" von Miera. Vorfahren im 17. Jahrhundert S.
Markus DETEMPLE
Der Streit um das Herrengut in Hirtel 1731 S.
Klaus PACK
Auswanderer von 1741 anhand seiner Unterschrift identifiziert
Christa LIPPOLD
Ein Offizier, im Heer Napoleons verloren
Roland GEIGER
Von der standesamtlichen Ehe im 19. Jahrhundert
Roland GEIGER
Was bei einer Auswanderung nach Nordamerika und Australien zu beachten ist
Jos KALDENBACH
Von Pestels auch in Holland
Nikolaus GRÜN / Annemarie BRETTAR
Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71
Jugenderinnerungen über die Kriegserlebnisse in Kleinblittersdorf S
Paul GLASS
Der Bliesgau als bevorzugtes Gebiet für die Binnenmigration nach Ensheim im 18. und 19. Jahrhundert — Dargestellt am Beispiel meiner eigenen Familiengeschichte.
Jenny ASHCRAFT
Was die amerikanischen Volkszählungen beinhalten
Roland GEIGER
1904 ... dafür ist das Loch zu elend
Paul GLASS
Festschriften zu Vereinsjubiläen und Kleintierzuchtausstellungen als Familienkundliche Quelle — Aufgezeigt am Beispiel des Kaninchenzuchtvereins Saarbrücken-Ensheim
Da nach der Fütterung der Raubtiere (Versand an die Mitglieder) noch ein paar Exemplare da sind, bieten wir diese wohlfeil für 10 Euro plus Versand (2) zum Verkauf an. Da es andererseits dann doch nicht sooo viele Exemplare übrig sind, gilt das altbekannte Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ oder andersrum „Wer zuletzt kommt, muß sein Geld woanders loswerden“.
Ergebenst
Roland Geiger
an den die Bestellungen offlist => „alsfassen(a)web.de“ zu richten sind.
Date: 2020/12/02 21:28:23
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Thingstätten. Von der Bedeutung der
Vergangenheit für die
Gegenwart -- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger -------------------- Roland Geiger Historische Forschung Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel Tel. 06851-3166 email alsfassen(a)web.de www.hfrg.de |
Date: 2020/12/02 21:33:29
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Forum: Zeiterfahrung: S. Patzold: Covid-19 und
die Folgen
für die Mittelalterforschung |
Date: 2020/12/04 21:41:18
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Thomas P. und ich im Landesarchiv
Saarbrücken. -- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger -------------------- Roland Geiger Historische Forschung Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel Tel. 06851-3166 email alsfassen(a)web.de www.hfrg.de |
Date: 2020/12/06 10:22:05
From: Robert Morsch <robert.morsch(a)gmx.de>
Du kannst es und mir gefällt auch dein Stil, Roland. Hoffentlich wusste das auch der Nikolaus zu schätzen und belohnte dich! Ciao- Robert Am 04.12.2020 um 21:41 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar: xyz -- Diese E-Mail wurde von Avast Antivirus-Software auf Viren geprüft. https://www.avast.com/antivirus
Date: 2020/12/06 11:03:04
From: Paul Glass via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Hallo Roland, > *Thomas P. und ich im Landesarchiv Saarbrücken.* Herrlich, Dein Corona-Bericht! Ja, man muss auch solche Erlebnisse für die Nachwelt hüten ... ;-) Und danke für die Vorwarnung, denn ich habe demnächst zwei Archivtage im LA SB vor mir ... Genau die gleichen Erfahrungen habe ich Anfang November bei einem zweitägigen Besuch im Staatsarchiv Landshut gemacht. Nur zu zweit im riesigen Lesesaal (plus hinter Spuckschutz residierende Aufsicht)und weit auseinander platziert, aber dennoch die Verpflichtung, durchgängig mit Maske zu arbeiten. Und ich war, um die Zeit in der Ferne zu nutzen, einmal 6 und das andere Mal 7 1/2 Stunden zu Gange. Da nervt die Maske, aber noch mehr hat mich die Kälte genervt, die beim Lüften alle halbe Stunde entstand. Ich bin am ersten Tag direkt nach meiner »Schichte«, ganz gegen meine Überzeugung, in eine meinem Hotel benachbarte Filiale einer Billig-Textilkette gegangen und habe mir einen warmen Pullover für den zweiten Archivtag gekauft, weil auch ich befürchten musste, mich ansonsten heftig zu erkälten. Aber was macht man nicht alles für die Wissenschaft! ;-) Dir und allen anderen eifrigen Archivgängern trotzdem viel Vergnügen und vor allem reichliche Ausbeute! Nichts wäre schlimmer fast erfroren zu sein für nix und wieder nix ... ;-) Schöne Grüße aus dem Schwäbisch-Fränkischen Wald ins Saarland, Paul
Date: 2020/12/06 23:09:14
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Entnazifizierungsgeschichten.
Die Auseinandersetzung mit der eigenen NS-Vergangenheit in der
frühen
Nachkriegszeit
Autor Hanne Leßau
Erschienen in Göttingen 2020: Wallstein
Verlag
Anzahl Seiten 526 S.
Preis € 46,00
ISBN 978-3-8353-3514-1
Inhalt => meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-58427.pdf
Rezensiert für H-Soz-Kult von Stefanie Rauch, Institute of
Advanced Studies,
University College London
Die frühe Nachkriegszeit ab 1945 rückt seit einigen Jahren
wieder vermehrt ins
Blickfeld. In dieser historischen Phase füllten mindestens 16
Millionen
Deutsche im Rahmen der Entnazifizierung einen Fragebogen aus,
davon 13
Millionen in den amerikanisch besetzten Gebieten (S. 78f.).
Hanne Leßaus an der
Ruhr-Universität Bochum entstandene Dissertation analysiert die
Entnazifizierung als Auseinandersetzung von Deutschen nicht nur
mit den
Behörden, sondern auch mit der eigenen Vergangenheit. Die
Autorin leistet damit
einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Nachkriegsgeschichte
und des
Umgangs mit dem Nationalsozialismus.
Die Deutungen ihrer Vergangenheit, die Deutsche in dieser Zeit
entwarfen,
hätten sowohl im ersten Jahrzehnt nach dem Ende des Krieges als
auch darüber
hinaus „das Sprechen über das eigene Leben während des
Nationalsozialismus“ (S.
13) in der Öffentlichkeit und ebenso im Privaten geprägt. Mit
einem
erfahrungsgeschichtlichen Zugang fragt Leßau danach, wie sich
Deutsche auf ihre
Entnazifizierung vorbereiteten, welche Gespräche und auch
Auseinandersetzungen
sie mit Bekannten oder Verwandten führten und welche
Auswirkungen das Verfahren
und das jeweilige Ergebnis auf sie hatten. Anhand des Beispiels
Nordrhein-Westfalen konzentriert sich Leßau auf die bislang
untererforschte britische
Besatzungszone. Dazu dient ihr eine Zufallsstichprobe von 800
Fällen aus
unterschiedlichen Berufsgruppen und sozioökonomischen Schichten.
Anhand von
Fallakten, Tagebüchern, Notizzetteln, Briefen und
Zeitungsartikeln wird
erörtert, wie sich Deutsche durch die Praxis der
Entnazifizierung vom
Nationalsozialismus distanzierten.
Nach dem einführenden Überblick umreißt das zweite Kapitel die
Entwicklung des
Fragebogens und bietet eine nützliche Synthese der Forschung auf
diesem Gebiet.
Leßau legt eindrücklich dar, wie sich die Erwartungshorizonte
der Befragten
unterschieden. Das Ausfüllen des Fragebogens war dabei
keineswegs nur eine
lästige Pflichtübung. Das Verfahren war aufwendig, und die
Befragten mussten
sich bei ihren Recherchen aktiv mit der eigenen Vergangenheit
beschäftigen. So
erfolgte auch eine Deutung der eigenen Rolle im
Nationalsozialismus (S. 94).
Der Autorin geht es explizit nicht um den „Nachweis objektiver
Falschaussagen“,
sondern um die „subjektive Wahrhaftigkeit der
Entnazifizierungsgeschichten“ (S.
34). Sie stellt aber heraus, dass gezielte Falschauskünfte kein
Massenphänomen
gewesen seien. Nicht zuletzt wussten Befragte nicht, inwieweit
ihre Angaben
automatisch überprüft würden, und Zeitungsberichte über die
Ahndung von
Falschaussagen hatten vermutlich eine abschreckende Wirkung (S.
106–108). Viele
der Befragten gaben sich Mühe, belastende Angaben zu erklären.
Aber sie mussten
auch selbst an ihre Ausführungen glauben können (S. 118f.).
Leßau stuft den
„subjektiven“ Wahrheitsgehalt daher als hoch ein.
Das dritte Kapitel zielt auf eine „Neubewertung“ (S. 123)
insbesondere der
Entlastungsbescheinigungen ab. Die meisten Leumundszeugnisse
wurden von
Personen im Bekannten- und Freundeskreis ausgestellt, oder von
KollegInnen; nur
ein kleiner Teil dagegen von Institutionen, ehemaligen
Verfolgten oder gar
seriellen EntlastungsschreiberInnen. Leßau zeigt, dass die
historische
Bewertung der sogenannten „Persilscheine“ oft auf Spekulation
und dem
Generalisieren von Einzelbeispielen basiert (S. 140). Die Bitte
um ein
Entlastungsschreiben war vielen zu überprüfenden Personen
unangenehm und führte
nicht in allen Fällen zum Ziel. Die zu Überprüfenden konnten die
AdressatInnen
nicht immer von ihrer Sicht auf die eigene NS-Vergangenheit
überzeugen. Leßau betont,
dass die Zeugnisse gemeinsam ausgehandelte Verfertigungen waren,
deren
„Erzählprinzipien“ (S. 180) vor allem auf der Darstellung
einzelner Ereignisse
beruhten. Die Episoden galten entweder als exemplarisch – als
Ausdruck von
Charaktereigenschaften –, oder sie standen im Zusammenhang einer
breiteren
Darstellung, wie sich der oder die zu Überprüfende zum
Nationalsozialismus
verhalten habe.
Im vierten Kapitel arbeitet Leßau die Bedeutung des
biografischen Erzählens für
die Distanzierung vom Nationalsozialismus heraus. Ein besonderes
Merkmal war
die Unterscheidung zwischen äußeren Beweggründen und innerer
Haltung. Gestützt
auf Moritz Föllmers Forschungen zu Individualität und Moderne
argumentiert
Leßau, dass die von den Alliierten und von deutschen
Widerstandszirkeln
vertretene Deutung des Nationalsozialismus als kollektivistisch
und
antiindividualistisch auch durch die deutsche
Mehrheitsgesellschaft
aufgegriffen wurde. So lasse sich die Betonung individueller,
innerer
Integrität in den Entnazifizierungsgeschichten erklären.
Indessen zeige das
Themenspektrum „eine spezifische historische Erfahrung“ in den
Jahren 1933–1945
(S. 234). Die Hauptthemenbereiche waren Äußerungen von Kritik,
Konflikte mit
der Partei oder deren Funktionären und die Weigerung, das eigene
Leben an den
Nationalsozialismus anzupassen (S. 235). Leßau nimmt an, dass es
sich mitunter
um Schutzbehauptungen handelte, die aber auf tatsächlich
gemachten Erfahrungen
in den 1930er-Jahren beruhten und einen „starken
Wirklichkeitsbezug“ besaßen (S.
251). In der Nachkriegszeit wurden jene „Uneindeutigkeiten“, die
die eigene
Zuordnung zum NS-Regime erst ermöglicht hatten, zu
grundsätzlicher Distanz
uminterpretiert (S. 252). Abgesehen von den Novemberpogromen
1938 oder dem
Boykott jüdischer Geschäfte fanden die NS-Verbrechen und auch
die Kriegsjahre
dagegen kaum Erwähnung. Neben den strategischen Gründen lag dies
laut Leßau
unter anderem daran, dass die Gewalt in den 1940er-Jahren keine
direkte
Positionierung der Deutschen zum Nationalsozialismus gefordert
habe. Dem könnte
man durchaus widersprechen. Millionen wurden Zeugen von Gewalt
oder waren
selbst daran beteiligt, nahmen sie aber nicht immer als Unrecht
wahr. Es liegt
nahe, dass sich zu Überprüfende nach 1945 vor allem nicht selbst
belasten
wollten. Die Entpolitisierung der Kriegsjahre in den
Nachkriegsgeschichten
würde ebenso eine genauere Untersuchung verdienen.
Leßau zeigt im fünften Kapitel, wie das Verfahren in der
britischen Zone, das
nicht auf einem zentralen Rechtstext basierte, der Logik von
Verwaltungsvorgängen folgte und bis Ende 1947 nicht öffentlich
einsehbar war,
sich auf die zu Überprüfenden auswirkte. Zwar sei das Verfahren
weitaus
ambitionierter gewesen als gemeinhin anerkannt wird, aber es
mangelte an
einheitlichen Richtlinien, an Effizienz und Gleichbehandlung.
Die zu
Überprüfenden versuchten daher, sich auf informellen Wegen
Informationen zu
beschaffen, die aber fragmentarisch und unverbindlich blieben.
Für die
insgesamt milde Entscheidungspraxis sei ausschlaggebend gewesen,
dass auch die
Ausschussmitglieder in ihrer Bewertung zwischen formalen,
äußeren Kriterien und
innerer Haltung trennten. In den Berufungsverfahren kamen
erstmals juristische
Prinzipien zum Einsatz, oftmals zu Gunsten der zu Überprüfenden,
die nun auch
wussten, was ihnen vorgeworfen wurde, und einen Rechtsbeistand
hinzuziehen
konnten. Die Überprüfung und Entnazifizierung aufgrund formaler
Belastung trat
so in den Hintergrund. Die Selbstdarstellungen der zu
Überprüfenden änderten
sich dadurch auch. Sie ähnelten nun den Schreiben in der
amerikanischen Zone,
wo das Verfahren von Anfang an juristisch geprägt war. Aber auch
in den
Berufungsverfahren betonten die zu Überprüfenden Individualität
und Distanz zum
„kollektivistischen Zwangssystem“ des Nationalsozialismus (S.
391). Bei den
Darstellungen handelte es sich um „zugleich rechtliche als auch
biografische
Deutungen“ (S. 397).
Im sechsten Kapitel argumentiert die Autorin, dass die
„Entnazifizierungsgeschichten“ nach dem offiziellen Ende der
Entnazifizierung
eine fortdauernde Wirkung hatten. Anhand der Berichte einer
Feldstudie des
Instituts für Sozialforschung aus den 1950er-Jahren konstatiert
sie eine
nachhaltige Prägung der Überprüften durch die
Entnazifizierungsgeschichten,
insbesondere die Distanzierung vom Nationalsozialismus. Leßau
zufolge handelte
es sich weder um eine rein verbale Abgrenzung vom
Nationalsozialismus, noch
änderten sich die Einstellungen der Überprüften. Vielmehr habe
eine Umdeutung
der eigenen Vergangenheit stattgefunden, die Kontinuität
ermöglichte (S. 457).
Allerdings werden hier im Vergleich zu den Interpretationen der
vorangehenden
Kapitel weder die Studie und ihre ProtagonistInnen noch die
1950er-Jahre
hinreichend kontextualisiert. So bleiben die Fragehorizonte und
die gemeinsame
Verfertigung von Interviews weitgehend außen vor. Dieser Teil
des Buches ist
insofern weniger systematisch und fundiert. Leßaus zentrales
Argument, dass die
Entnazifizierungsgeschichten „langfristig zur Distanzierung
zahlreicher
Deutscher vom Nationalsozialismus“ beitrugen (S. 457), klingt
zwar schlüssig,
bedarf aber weiterer Studien, die sich speziell diesem Thema
widmen und sich
auf eine breitere Quellenbasis stützen.
Die anschauliche Diskussion einer Erinnerungsschrift aus den
1960er-Jahren,
verfasst von einem Mann, dessen Entnazifizierungsgeschichte
Leßau zuvor
behandelt hat, lässt offen, warum nicht zumindest punktuell auch
Akten aus der
NS-Zeit einbezogen wurden. Leßau plädiert dafür,
Entnazifizierungsgeschichten
als Ego-Dokumente ernstzunehmen und sie nicht nur auf
historischen
Wahrheitsgehalt zu untersuchen. Allerdings wäre der Rückbezug
zur NS-Geschichte
zumindest hier von Interesse: Die Abkehr vom Nationalsozialismus
und der
Übergang zur Demokratie lassen sich besser einordnen, wenn man
auch das
Verhalten einer Person während der NS-Zeit betrachtet. Gerade im
Gebiet des
neuen Landes Nordrhein-Westfalen waren die
Entnazifizierungsverfahren außerdem
nicht der erste Kontakt mit der alliierten Besatzung, die
bereits ab Herbst
1944 ins Rheinland eingerückt war und Tausende von Deutschen
noch vor
Kriegsende verhört hatte. Eine Einordnung der Entnazifizierung
in diesen
breiteren Kontext steht noch aus. Des Weiteren wäre es
interessant gewesen,
herauszuarbeiten, inwieweit sich öffentliche Diskussionen, etwa
im Zuge der Nürnberger
Prozesse oder der Berichterstattungen zur Entnazifizierung in
der
amerikanischen Besatzungszone, in der Kommunikation und den
Eingaben
widerspiegeln.
Leßaus These, dass der Entnazifizierungsprozess zur
Distanzierung vom
Nationalsozialismus beigetragen habe, ist überzeugend und gibt
der Forschung
wichtige Impulse, lässt sie doch die Nachkriegszeit und die
„Umerziehung“ der
Deutschen in einem neuen Licht erscheinen, jenseits der bloßen
Frage nach
„Scheitern“ oder „Erfolg“. Die Rahmung der
Entnazifizierungsvorgänge als
Kommunikationsprozesse gibt Einblicke in ein Kapitel der
deutschen
Nachkriegsgeschichte, das vielen schon als ausgeforscht galt.
Leßau zeigt, wie
sich das gegenwärtige Interesse an Erfahrungswelten,
Handlungsspielräumen und
Erzählmustern auch produktiv auf die frühe Nachkriegszeit
anwenden lässt.
Künftige Studien zu den anderen Besatzungszonen, zu regionalen
Unterschieden
und zu Österreich werden diese Impulse hoffentlich aufgreifen.
Als Mittel zur Personalsäuberung, die verhindern sollte, dass
ehemalige
Parteimitglieder und FunktionärInnen den Aufbau der deutschen
Nachkriegsgesellschaft mitgestalten konnten, ist die
Entnazifizierung gewiss
gescheitert – dabei bleibt es. Aber Hanne Leßau zeigt in ihrer
gründlichen
Studie, dass die Entnazifizierung de facto als Mittel der
Auseinandersetzung
und „Umerziehung“ wirkte, die es Millionen von Deutschen
ermöglichte, ihr Leben
vor 1945 nach dem Ende des Krieges an die Demokratie
anzuschließen. Bis heute
prägt „die diskursive Umwertung der Beziehung zwischen Einzelnem
und NS-Regime,
die am Ende des Krieges eingesetzt hatte“ (S. 480), die
Auseinandersetzung mit
der NS-Zeit.
Zitation
Stefanie Rauch: Rezension zu: Leßau, Hanne:
Entnazifizierungsgeschichten. Die
Auseinandersetzung mit der eigenen NS-Vergangenheit in der
frühen
Nachkriegszeit. Göttingen 2020. ISBN 978-3-8353-3514-1, In: H-Soz-Kult,
07.12.2020, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-29575>.
Date: 2020/12/07 17:59:49
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Abend,
geweiht 22.9.1770 Trier |
Date: 2020/12/07 20:27:55
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Abend, die folgende Besprechung betrifft ein Buch, das in englischer Sprache verfaßt ist. Die Chance, daß es jemand von uns liest, ist relativ gering. Aber ich fand den Rezensionstext per se interessant, weil er relativ stark auf das Thema eingeht. Roland Geiger -------------------- Autor David Parrott |
Date: 2020/12/10 12:42:06
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Acht Tage im Mai. Die letzte Woche des Dritten
Reiches
AutorVolker Ullrich
Erschienen München 2020: C.H.
Beck Verlag
Anzahl Seiten 317 S.
Preis € 24,00
ISBN 978-3-406-74985-8
Rezensiert für H-Soz-Kult von Sabine Kittel, Institut für
Stadtgeschichte,
Gelsenkirchen
Mit seinem neuesten Buch nimmt der langjährige Ressortleiter der ZEIT
und Hitler-Biograf Volker Ullrich „Die letzte Woche des Dritten
Reiches“ in den
Blick. Dafür hat er aus einer Vielzahl an mitunter bereits
veröffentlichten
Tagebüchern, Briefen und biografischen Erinnerungen, darunter auch
publizierte
Erinnerungsberichte einstiger Hitler-Getreuer, einen dichten Text
gewoben, in
den er auch die breite Forschungsliteratur hat miteinfließen
lassen. Keine
Frage, Ullrich kennt sein Material und versteht es, für das
historisch
interessierte Publikum flüssig die Ereignisse jener Mai-Tage 1945
und das
Kriegsende selbst breit aufzuarbeiten. Dabei ist er darum
bestrebt, „das
Nebeneinander widersprüchlichster Empfindungen und Gefühle“ (S.
14) zu zeigen.
In seinem Prolog beschreibt er zunächst detailreich die Ereignisse
am 30. April
1945: Adolf Hitler verabschiedet sich von seinen engsten
Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern. Die gespenstischen letzten Stunden im „Führerbunker“
werden etwa
durch seine Sekretärin Traudl Junge beschrieben. Und auch Hitlers
Kammerdiener
Heinz Linge, der die Leichname von Hitler und seiner zuvor
angetrauten Ehefrau
Eva Braun verbrannte, kommt zu Wort. Diese zuvor schon häufig
beschriebenen
Szenen dienen auch Ullrich als Einstieg in das Ende. Sodann
schwenkt er auf die
oberirdischen Ereignisse um: die Eroberung Berlins durch die
sowjetische Armee
einschließlich des berühmten Hissens der sowjetischen Fahne auf
dem Reichstag,
das am 2. Mai fotografisch nachgestellt wurde. Mit der
Beschreibung der
Besetzung Münchens durch US-amerikanische Truppen, der Befreiung
des
Konzentrationslagers Dachau und der telegrafischen Benennung von
Großadmiral
Karl Dönitz als Nachfolger Hitlers beginnt der Mai.
Ullrich lässt das 1. Mai-Kapitel in Berlin beginnen. Die Stadt ist
inzwischen
von den Truppen der sowjetischen Armee eingenommen, die Gruppe im
Führerhauptquartier berät über eine Teilkapitulation der
Wehrmacht, um
Heeresgruppen und Flüchtlinge an der Ostfront zu retten.
Großadmiral Dönitz’
Rede im Radio und die Nachricht des „Heldentods“ von Adolf Hitler
kontrastiert
Ullrich mit Kommentaren aus verschiedenen Tagebüchern: spöttisch
der
Schriftsteller Erich Kästner – „Der Mann an der Drehorgel hat
gewechselt“ –
oder fassungslos deutsche Generäle in britischer
Kriegsgefangenschaft, die
Dönitz „als Rindvieh“ bezeichnen, hochbewegt die Journalistin
Ursula von
Kardorff, die das Deutschlandlied wieder mit „Sentimentalität“
hört (S. 41f.).
Stilmittel der Publikation ist das Aneinandersetzen solcherart
persönlicher
Einblicke, deren Entstehungszusammenhang kaum erläutert wird. Die
Gleichzeitigkeit widersprüchlicher Ereignisse – die Freude über
das Ende auf
der einen Seite, Verzweiflung, Fanatismus und Entsetzen auf der
anderen – macht
er anhand der Beschreibung des massenhaften Suizids in Demmin,
einer Kleinstadt
in Mecklenburg-Vorpommern deutlich. Hier nutzt Ullrich historische
Forschungserkenntnisse. Auch wenn die tatsächliche Zahl der
Selbsttötungen
nicht eindeutig geklärt ist, kann von mindestens 900 Menschen
ausgegangen
werden, vor allem Frauen und Kinder, die die antisowjetische
Propaganda, aber
auch die plündernden und marodierenden Soldaten in kollektive
Panik versetzt
hatte. Viele Frauen hatten offenbar auch Vergewaltigung am eigenen
Leibe
erlebt. Die Tagebuchnotiz einer Lehrerin, „Freitote, am Sinn des
Lebens irre
geworden“ (S. 49), irritiert hier, soll aber vermutlich das Grauen
auf einen
Punkt bringen.
Anhand des 2. Mai 1945 beschreibt Ullrich die definitive
„Entzauberung“
Hitlers. Hierfür zitiert er bekannte Hitler-Gegnerinnen wie etwa
Ruth
Andreas-Friedrich und aus den „Berliner Aufzeichnungen 1945“ von
Karla Höcker,
die im Luftschutzkeller vom Tod Hitlers erfährt. Ihr zufolge
kommentiert eine
Frau nüchtern „na denn is ja jut“ und erntet dafür „dünnes
Gelächter“ (S. 62).
„Ein Großer“ sei „von dieser Welt gegangen“ schreibt dagegen
zeitgleich der
Chefredakteur der Hamburger Zeitung in einem Nachruf (S.
63). Mit der
inneren Leere, die der 16-jährige Hitlerjunge Lothar Loewe
verspürt, stellt
Ullrich eine weitere Facette der Gefühle dieser Nachkriegstage
dar. Rund um den
2. Mai erzählt Ullrich auch vom Zerfall der „Volksgemeinschaft“,
der Rückkehr
der Politemigranten aus Moskau, über die militärischen
Entwicklungen und die
Verhaftung Wernher von Brauns; hier fasst der Historiker die
Ereignisse auf
Basis der Forschungsliteratur zusammen. Am Ende des Kapitels lässt
er auch
Victor Klemperer zu Wort kommen, dessen Tagebuchnotizen die
Gefühle der
Befreiung wiedergeben.
Durch Montage der unterschiedlichsten zeitgenössischen
Beobachtungen und
historischen Erkenntnisse bietet der Historiker den Lesenden ein
buntes
Panorama an Ereignissen dieser ersten Mai-Woche 1945. Die Auswahl
der Themen
fügt sich zwar der groben Chronologie, scheint häufig aber vor
allem mit Blick
auf eine innere Dramaturgie erfolgt zu sein. Die
Massenvergewaltigung von
Frauen durch Soldaten der Roten Armee etwa thematisiert Ullrich
umfassend im
Kapitel zum 3. Mai 1945, auch wenn unklar bleibt, weshalb die
kriegsbedingte
sexuelle Gewalt just für diesen Tag abgehandelt wird. Hier
diskutiert Ullrich
zudem das Tagebuch der „Anonyma“, eine in der Vergangenheit schon
oft
hinterfragte Quelle, deren Authentizität er prüft und bestätigt.
Die Besetzung
des Obersalzbergs durch die US-amerikanische Armee setzt er im
Kapitel des 4.
Mai 1945 in Szene, behandelt umfassend auch die Geschichte und
Gesellschaft auf
Hitlers privatem Wohnsitz, dem Berghof. An jenem 4. Mai 1945
beschreibt Klaus
Mann in einem Brief an seinen Vater Thomas das einstige Reich
Hitlers als einen
„Trümmerhaufen. Sonst ist nichts mehr da“ (S. 128). Am selben Tag
wird Ullrichs
Darstellung zufolge Konrad Adenauer als Oberbürgermeister von Köln
eingesetzt
und der junge Offizier Helmut Schmidt notiert im britischen
Kriegsgefangenenlager in seinem Taschenkalender Gedanken über das
Kriegsende.
Die KZ-Häftlinge von Dachau finden in diesem Kapitel ebenfalls
Erwähnung, ihre
Befreiung fand jedoch bereits Ende April 1945 statt. Doch diese
Spitzfindigkeit
nur am Rande.
Volker Ullrich verbindet auf diese Weise „Endzeitstimmung“ und
„Aufbruchstimmung“ (S. 14) als parallele Erfahrungswelten. Dies
kombiniert er
besonders gut im Kapitel zum 5. Mai 1945, in dem das hektische
Festhalten der
NS-Elite an ihrer Macht und die Situation der befreiten
KZ-Häftlinge und
Displaced Persons nebeneinander beschrieben werden. Dass dabei
auch die
Biografie Simon Wiesenthals ausführlich wiedergegeben wird,
irritiert und
verwirrt. Einmal mehr vermischen sich Daten und Zeitpunkte mit den
Vor- und
Nachgeschichten. Der Eindruck verdichtet sich, dass es Ullrich nur
vordergründig um die Ereignisse jener Mai-Woche geht und diese
lediglich als
Anker dienen, um so viel wie möglich über die NS-Zeit zu erzählen.
Ullrich ist
mit seiner Montage zudem allzu oft an der Oberfläche oder im
Plakativen
verhaftet. Er mag nicht wirklich ergründen, was einem sein
Material über den
ersten Blick hinaus zu erzählen vermag. So gerät beispielsweise
seine
Thematisierung des inzwischen weithin bekannten Fotos der
US-amerikanischen
Fotojournalistin Lee Miller in der Badewanne von Hitlers Münchener
Wohnung,
fotografiert von ihrem Kollegen David Scherman, viel zu kurz.
Ullrich nutzt das
Bild lediglich als Illustration und Schnappschuss, um Miller eine
„makabre
Inszenierung“ zu unterstellen, die sich aus dem „Überschwang des
Triumphgefühls“ (S. 127) ergeben habe. Hier hätte man sich mehr
über die
Entstehungsgeschichte des Bildes gewünscht, das an jenem Tag in
großer Eile
entstanden war (auch Scherman ließ sich übrigens in der Badewanne
fotografieren). Auch die Geschichte von Lee Miller selbst hätte
etwas mehr
Hintergrund verdient, beendete sie doch nach ihrer Rückkehr aus
Deutschland
ihre Karriere als Fotojournalistin – und dies wohl aufgrund ihrer
Erfahrungen
als Fotografin der befreiten Konzentrationslager Dachau und
Buchenwald.
Neben den skizzierten Einwänden ist auch Ullrichs Umgang mit den
zeitgenössischen Quellen problematisch. Sie werden in den
seltensten Fällen
quellenkritisch kommentiert, kaum einmal wirklich als Ausdruck
einer
subjektiven Realität diskutiert, sondern in der Regel als bloße
Tatsachenberichte gelesen, die unhinterfragt nach Absicht und
Motiv eins zu
eins übernommen werden. Besonders eklatant fällt dies bei den
herangezogenen
Tagebuchauszügen und autobiografischen Darstellungen ehemaliger
Hitler-Getreuer
ins Auge, deren Entstehungskontexte an keiner Stelle aufgezeigt
werden. Hier
wäre deutlich mehr Distanz und Einordnung gefordert gewesen, was
der
Zusammenstellung der Erfahrungen keinen Abbruch getan hätte und
sicherlich auch
für das nicht-wissenschaftlich geschulte Publikum lesenswert
gewesen wäre. Das
Fazit zu Volker Ullrichs Buch fällt in Anbetracht der geäußerten
Kritik eher
verhalten aus. Zwar ist es Ullrich gelungen, Endzeit und Aufbruch
in den ersten
Mai-Tagen 1945 dicht darzustellen. Doch stellt sich die Frage, ob
die
Publikation durch eine klarere inhaltliche Strukturierung und mit
einem
stärkeren analytischen Blick nicht einen nachhaltigeren Eindruck
der Ereignisse
jener acht Tage im Mai hinterlassen hätte.
Zitation
Sabine Kittel: Rezension zu: Ullrich, Volker: Acht Tage
im Mai. Die letzte Woche des Dritten Reiches. München
2020. ISBN 978-3-406-74985-8,
In: H-Soz-Kult, 10.12.2020, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-29383>.
Date: 2020/12/11 14:04:47
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Die Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit
im Saarland hat
eine Website über das Lager Gurs erstellt:
Beim Studieren der Site ist mir aufgefallen,
daß getschändert
wurde auf Teufel-komm-raus. Dabei kommen dann z.B. im „Glossar“
solche
Satzkonstrukte heraus, was mich zu der Frage verleitet hat, wer
einen solchen Satz
lesen kann, ohne den Kopf zu schütteln? |
Date: 2020/12/12 21:55:39
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Abend, -- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger -------------------- Roland Geiger Historische Forschung Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel Tel. 06851-3166 email alsfassen(a)web.de www.hfrg.de |
Date: 2020/12/12 22:11:49
From: Stephan Friedrich <stephanfriedrich(a)onlinehome.de>
Guten Abend,
normalerweise dauert es ein gutes Dreivierteljahr, bis die Texte der Vorträge des letzten Seminars auf Schloß Dhaun zu Papier gebracht und gedruckt sind. Aber was war in diesem Jahr schon normal - außer, daß nix normal ist bzw. war.
Da meine Stadtführungen und Volleyballtermine ausfielen und mein Lieblingscafé dauernd geschlossen war - seit dem Wochenende nach Dhaun auf jeden Fall und was jetzt für Weihnachten kommen soll, daran will ich gar nicht denken noch spekulieren - deshalb hatte ich bannig Zeit, und deshalb wird gegen Ende der kommenden Woche - d.h. so um den 19. Xber herum - der Tagungsband gedruckt fertig sein, welcher den Titel trägt „Schiedsmänner, Hebammen und die Spanische Grippe“ und den Untertitel „Sieben Vorträge des Seminars „Vertiefende Familienforschung“ am 21. u. 22. Oktober 2020 in der Schloßakademie Dhaun zum Nachlesen incl. eines älteren Artikels“ und die folgenden Beiträge enthalten wird:
Dr. Helmut Priewer
Die Spanische Grippe
Roland Geiger
Beleidigungen und üble Nachrede - das preußische Schiedsmannswesen anhand praktischer Beispiele aus St. Wendel
Markus Detemple
Die Hebammen des Köllertals
Roland Geiger und David Ouimette
Erzählte Familienforschung in Afrika
Markus Detemple
Stammen wir alle von Karl dem Großen ab?
Alexandra-Brigitte Scholz
The Kuhn Connection - eine genealogische DNA Spur
Roland Geiger
Cum Decreto Consistoriali
Markus Detemple
Eine kalendarische Verwirrung in der Grafschaft Saarbrücken
Auf 144 Seiten wird das bebilderte A5-Opus es diesmal bringen, broschiert wie immer und gedruckt bei meiner Lieblingsdruckerei wir-machen-druck.
Kosten wird es wie gehabt die Teilnehmer am Seminar 10 Euro (plus 2 Euro fürs Porto). Nichtteilnehmer werden 15 Euro dafür latzen müssen. Mitverfasser kriegens natürlich kostenlos.
Wer eins haben möchte, möge sich bei mir melden.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
PS: Cool, ich hab schon einen Tippfehler gefunden; den kriegt Ihr für Umme dazu.
-- Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger -------------------- Roland Geiger Historische Forschung Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel Tel. 06851-3166 email alsfassen(a)web.de www.hfrg.de_______________________________________________ Regionalforum-Saar mailing list Regionalforum-Saar(a)genealogy.net https://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar
Date: 2020/12/16 09:15:04
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Berümtes
aus der Weltliteratur „siehe, die Somme Homers, sie lächelt auch uns“. (Schiller, Spaziergang, 1795) „Die ich rief, die Geister,/ Werd ich nun nicht los“ (Goethe, Zauberlehrling, 1827) „Die ihr schwebt in den Zweigen, Engel des Himmels“ (de Vega, Wiegenlied, ca. 1588) „und ich bin der Tod geworden, Zertrümmerer der Wirtschaft.“ (Hans M., Maß-nahmen, 773 A.U.C.) „Besonnen leise reiht mein Schritt sich ein in den Zug der Sonnenblumen der Sonne zu, geleitet von der Sehnsucht nach ewigem Sommer.“ (Udo L., Wimper, 2020) |
Date: 2020/12/16 09:15:37
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute
in
der SZ: Mit den Wanderungen kam die Kreativität St. Wendel Der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald bringt seinen ersten Gedichtband heraus. Von Marion Schmidt „Das war schon immer mein Traum, mein eigenes Buch in der Hand zu halten. Das ist etwas anderes als online veröffentlichte Texte. Das ist wie Weihnachten und Ostern zusammen“, verrät Udo Recktenwald mit einem Glänzen in den Augen. Stolz hält er seinen ersten gedruckten Gedichtband in den Händen, der Anfang Dezember erschienen ist. Auf seinen Wanderungen, die er in den zurückliegenden Monaten mit Ehefrau Andrea unternommen hat, hat er sich zu seinen Gedichten inspirieren lassen. Wenn nicht gerade eine Pandemie den Alltag in vielen Bereichen stilllegt, hat er als Landrat des Landreises St. Wendel gewöhnlich eng durchgetaktete Wochenenden. Viele Termine wollen abgearbeitet werden. Doch von einem auf den anderen Tag war alles anders. Was des einen Leid, ist des anderen Freud. „Die Coronazeit hat überraschende Veränderungen gebracht. Plötzlich keine Vereinsfeste mehr an den Wochenenden. Plötzlich hatte ich viel Freiraum für private Unternehmungen gewonnen“, erinnert sich der CDU-Politiker an den Beginn des ersten Lockdowns. Freiraum, den er mit vielen Wanderungen durch die Heimat ausfüllte. Freiraum, den es brauchte, um den Gedanken freien Lauf zu lassen – auf dem Weg zu seinem Gedichtband. „Die Kreativität, die man für den Prozess des Schreibens braucht, kam bei meinen Wanderungen. Beim Laufen denkt es sich besser.“ Seit seiner Kindheit liebt er das Spiel mit der Sprache: „Mit unserer Sprache lässt sich eine wunderbare Brücke schlagen von dem, was man sieht, zu dem, was man schreibt.“ Er erzählt von seiner Grundschulzeit: „Oft war ich bei den Klassenarbeiten schon früh fertig. Da habe ich dann zur Verwunderung meiner Lehrer auf die Rückseite der Arbeiten kleine Geschichten niedergeschrieben.“ Mit neun Jahren fing er an, Tagebuch zu schreiben. Später, auf dem Gymnasium, habe er eine Interpretation von Lessings „Minna von Barnhelm“ in dem für das Lustspiel typischen Sprachstil verfasst. „Das hatte meinen Deutschlehrer überhaupt nicht überzeugt, dass ich die Sprache des Dichters benutzt hatte. Er quittierte die Arbeit mit einer Vier“, erinnert sich Recktenwald und schmunzelt dabei. Das Talent zum Schreiben liegt wohl in der Familie. „Letztlich habe ich, zumindest ein wenig, das Talent meines Urgroßvaters Jacob Bohlinger geerbt, der es meisterlich verstand, die Feder zu führen, Erlebtes und Geschehenes zu Papier zu bringen, in Worte zu fassen“, verrät Recktenwald in seinem Vorwort zum Gedichtband. Dass er später Germanistik studierte und als freier Mitarbeiter für die Saarbrücker Zeitung tätig war, war die logische Antwort auf seine Leidenschaft für das Spiel mit der Muttersprache. Dass er, der sonst berufsbedingt wenig Zeit zum Frönen seines Hobbys hatte, ausgerechnet in diesem Jahr durch die Corona-Pandemie, dazu kommen sollte, war nicht vorherzusehen. Auf den vielen Wanderungen „reduzierte sich das Leben auf das Wesentliche, nämlich auf uns selbst“. Und weiter: „Hat man Zeit und Muße, nimmt man die Umwelt und die Natur bewusster wahr“. In dem Gedicht „Sonnenblumenzug“ hat der Leser die Szenerie quasi vor Augen, wenn Recktenwald schreibt: „Besonnen leise reiht mein Schritt sich ein in den Zug der Sonnenblumen der Sonne zu, geleitet von der Sehnsucht nach ewigem Sommer.“ Entstanden ist ein Band mit 25 Gedichten auf 68 Seiten. Realisiert wurde der Gedichtband mit dem Alsweiler Verlag Edition Schaumberg. Verleger Tom Störmer, sofort angetan von den Gedichten, kümmerte sich persönlich um das Layout des Buches. Jedem Gedicht stellte er ein passendes Foto gegenüber. Dem Titel „Die Wimper schlägt, kurz nur, doch ohn‘ Unterlass“ ist das erste Gedicht gewidmet. Die Gedichte wollen beides sein, eine Liebeserklärung an das Sein in der Natur und eine Mahnung, sich besonnen die Zeit zu nehmen, die Natur und das Sein zu achten. In einer bildhaften Sprache geht es nicht nur um die Schönheiten und Ruhe, die der Mensch in der Natur finden kann. In seinen Metaphern entdeckt der Leser viele Gedanken über das Leben an sich, über Wege und Umwege, über Vergehen und Entstehen von Leben. Gedichte wie „Silberfäden“ und „Lautlaub und Dünnicht“ lassen die Zweisamkeit und tiefe Verbundenheit erahnen, die der Autor nicht nur auf den Wanderungen mit Ehefrau Andrea empfindet. Gerne spielt er mit der Sprache, mit den Wörtern, wie in dem Gedicht „Sonnenfall“: „Sonnenfall fällt ins Wasser. Wasserfall der Sonne.“ Die Corona-Zeit war für Udo Recktenwald ein Türöffner zum Schreiben seiner Gedichte und hat einen wahren Flow ausgelöst. Als nächstes soll sein erster Krimi erscheinen, den zu schreiben er schon längst begonnen hat. Udo Recktenwald: Die Wimper schlägt, kurz nur, doch ohn‘ Unterlass. Gedichte und Gedanken, 68 Seiten mit 24 Fotos. 15 Euro. Erhältlich in St. Wendel bei Klein Buch und Papier sowie im Internet bei: www.edition-schaumberg.de |
Date: 2020/12/16 11:00:00
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
-----Original-Nachricht-----
Betreff: [Regionalforum-Saar] Berümtes aus der Weltliteratur
Datum: 2020-12-16T09:25:08+0100
Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
An: "Regionalforum" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Date: 2020/12/20 15:20:54
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Salve, |
Date: 2020/12/24 15:47:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Hallo, seit ein paar Jahren erhalte ich "alle Gebott" eine Email aus der Vatikanischen Bibliothek mit einem Link zu einer pdf, die sich Informationen der Bibliotheksleitung befaßt. Die Dateien sind stets reich bebildert, die Texte allesamt in englischer Sprache. Heute gibt es einen Artikel über Bernini sowie über die ersten Weltumsegler => https://www.vaticanlibrary.va/newsletter/202012EN.pdf Roland Geiger
Date: 2020/12/26 12:45:36
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
NAHE=
UND
BLIES=ZEITUNG, Nr. 141, 06.12.1919 Seltsamen Besuch hatten wir gestern Morgen in unserer Redaktionsstube. Nach Anklopfen an der angelehnten Tür tanzte mit elegantem Sprunge Nachbars weißer, wohlgepflegter, schön behörnter Ziegenbock in die Stube, uns mit freundlichen Blicken beäugend. Nach einem kleinen Rundgange durch den Raum entdeckte der Eindringling den hinterm warmen Ofen schlummernden "Hector" und wollte sich gerade anschicken, den Schlafenden zu attackieren, als wir diesen ungleichen Kampf noch eben vereiteln konnten, um kein teueres Blutvergießen in unserer Redaktion zu erleben. Als Mann von Welt legte der Besucher dann beim Abschiednehmen noch seine Visitenkarte nieder. |
Date: 2020/12/26 12:54:30
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
NAHE= UND BLIES=ZEITUNG, Nr. 138, 23.11.1918 Doch "nichts ist so
fein gesponnen...". Der Totengräber öffnete das Grab und wirklich, die Kartoffeln waren weg. |
Date: 2020/12/26 13:19:44
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
NAHE=
UND
BLIES=ZEITUNG, Nr. 125, 24.10.1919 Trier, 28. Oktober. Mit der Sütterlinschen Steilschrift sollen auch in Trierer Schulen Versuche angestellt werden. Die Schrift zeichnet sich durch besondere Klarheit aus und ist deshalb gerade für kaufmännische Berufe geeignet. Charakteristisch für die neue Schrift ist, daß die Mittellänge der Buchstaben die gleiche Größe hat wie die Ober= und Unterlänge. In unserem Regierungsbezirk wird die neue Schrift seit längerer Zeit schon an den Mittelschulen der Stadt St. Wendel mit gutem Erfolg geschrieben. |
Date: 2020/12/29 14:35:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
St.
Wendeler Volksblatt, Nr. 29, 07.03.1918
St. Wendel, 8. März. In
diesem Kriege ist man zu mancher
alten einfachen Einrichtung zurückgekehrt, um der Not des
Tages steuern. Der
Haushalt der Urgroßmutter hat sich da recht oft als ein
Schatzkästlein bewährt,
in dem viele gute Dinge aufbewahrt wurden. Auch die Seifennot
lässt sich
steuern, wenn unsere Hausfrauen zu einem alten Waschverfahren
zurückkehren
wollen. Wir meinen das Bauchen, das, einst allgemein
angewandt, heute fast nur
mehr in der Bezeichnung Bauchbütte weiterlebt. Noch vor 40
Jahren befand sich
in jeder St. Wendeler Waschküche der Laugeständer. Das war ein
hölzerner
Dreifuß, auf dem ein Büttchen stand. Am Tage vor der großen
Jahreswäsche, denn
jede echte St. Wendeler Hausfrau reichte mit ihrem
Linnenvorrate ein ganzes
Jahr aus und hielt deshalb nur einmal im Jahr die große
Wäsche, setzte man in
diesem Büttchen aus Holzasche die Lauge an. Das Büttchen wurde
mit lauwarmem
Wasser gefüllt und darüber ein Tuch gebreitet, das über all
auf dem Wasser
auflag, auf dieses Tuch wurde feine Holzasche geschüttet, die
durch die
Verrührung mit dem Wasser ausgelaugt wurde. Diese Lauge
benützte man dann mit
einem geringen Seifenzusatze zum Reinigen der Wäsche. Dabei
brauchte man kaum
ein Viertel der Seife, die man heute nötig hat, und erzielte
damit eine
ausgezeichnete Wirkung. Zur großen Bauchwäsche gehörte aber
auch unbedingt die
Bleiche. Die
Wäsche wurde auf einem Wagen zur Kapelle gefahren, wo sich die
städtische Bleiche befand. Man setzte die Wäsche dort auf den
Rasen aus, begoß
sie mit Brunnenwasser und ließ sie über Nacht liegen, dann
wurde sie
getrocknet. Diese große Wäsche, die man nach dem
Laugeverfahren nur die
Bauchwäsche hieß, war geradezu ein Familienfest. Alt und Jung
tummelte sich auf
dem Rasen und trank den Kaffee im Freien. Wen der alte Bruder
Hahn gut leiden
konnte, erhielt Kirschen und Honig. Mit Gesang wurde die
Wäsche, fein sorgsam
in den weißen Waschkörben aufgeschichtet, heimgefahren. Die
Bleiche ist heute
in Unstand geraten. Die Waschkümpe (?) sind verschlammt, und
das über ihnen
angebrachte Dach ist zerfallen. Die Kirche würde sich ein großes Verdienst um unsere Hausfrauen erwerben, wenn sie die Bleiche wiederherstellen lassen wollte. Also zurück zur Bauchwäsche, die Lauge als Seifenersatz ist gut und billig!
|
Date: 2020/12/30 09:56:44
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten
Morgen, normalerweise bin ich mit der Saarbrücker Zeitung schnell fertig. Im Weltteil fliege ich über die Überschriften, lese „Corona“ und bin schon weiter, schaue mir die Karikatur an und meistens die Glosse, versuche, die Leserbriefe zu meiden (was nicht immer gelingt). Den Landesteil verbrauche ich noch schneller, kaum mal etwas dabei, was mich interessiert. Im St. Wendeler Lokalteil achte ich schon ein wenig mehr auf Details, sie könnten mich ja direkt betreffen. Aufmerksam lese ich dort eigentlich nur den Hägar und - wenn ich richtig mies drauf bin - noch mein Horoskop. Und im Sportteil schaue ich nur auf den - meistens - Schwachsinn, der auf der letzten Seite in Panorama sich darbietet; das sind oft Sachen, die man wirklich (nicht) wissen muß. Heute war das anders. Da bin ich im Landesteil regelrecht hängen geblieben. Dort gab es fünf Artikel, die mich faszinierten. Und kommen jetzt nacheinander. Im Forum ist eh nicht viel los, also werdet Ihr das hoffentlich ertragen. Ist vermutlich eh das letzte Mal für dieses Jahr. CU Roland Geiger |
Date: 2020/12/30 09:58:31
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Jede
Geschichte hat mehr als eine Geschichte Saarbrücken Ist Geschichte eine Sammlung von Zahlen und Fakten, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat? Überhaupt nicht, argumentiert der Historiker Achim Landwehr – für ihn ist Geschichte ein Prozess im ständigen Wandel. Von Christoph Schreiner Was wir Geschichte nennen, ist kein Ganzes, in dem unsere millionenfachen Einzelschicksale vereint, aufgehoben und abrufbar sind als eine gemeinsame, lineare, verlässliche und leicht abzuspulende Geschichte – festgemacht an historischen Daten, Ereignissen und Persönlichkeiten. Was wir so leichthin Geschichte nennen, als gäbe es dieses eine, nicht anzweifelbare kollektive Gedächtnis, unterliegt in Wahrheit vielmehr einem permanenten Wandel und ist für jeden von uns im Grunde immer eine andere Geschichte. Diese erfrischende, unserer tatsächlichen Weltaneignung nahekommende These vertritt seit einigen Jahren der Düsseldorfer Historiker Achim Landwehr. In seinem jüngsten Buch „Diesseits der Geschichte“ bündelt Landwehr noch einmal seine überzeugenden und außerordentlich anregenden Argumente, um eine nicht-lineare Geschichtswissenschaft zu etablieren und dem angeblichen „Kollektivsingular“ Geschichte den Garaus zu machen. Gleich zu Anfang macht Landwehr klar, dass die soziale und kulturelle Bedingtheit dessen, was wir Geschichte nennen, üblicherweise ausgeblendet und stattdessen so getan wird, als gäbe es einen objektiven historischen Verlauf. Doch ungeachtet aller Vereinheitlichung unserer Zeitmessung und Zeitorganisation und aller Zeitstrahl-Illusionen: Tatsächlich gibt es keine für uns alle gleichermaßen gültige Zeiterfahrung, weil sich jeder unentwegt seine eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft konstruiert. „Man könnte auch sagen: Die Zeiten ändern sich mit der Zeit. Bestimmte Begebenheiten in der Gegenwart können die Vergangenheiten und Zukünfte eines Systems total verändern“, zitiert Landwehr den Soziologen Armin Nassehi, der vor Jahren für seine Profession – die Soziologie – eine ganz ähnliche Theorie der Zeit wie Landwehr entwickelt hat. So wie man also zu unterschiedlichen Zeiten, ja manchmal auch an einem einzigen Tag anders auf sein Leben oder das Jetzt blickt, so unterliegt auch der Blick auf unsere Umgebung oder das große historische Ganze einem beständigen Wandel. Landwehr prägt dafür den Begriff der „Pluritemporalität“. Völlig zu recht konstatiert er: „Gesellschaften leben nicht im Kokon eines einheitlichen Zeitregimes, kennen also nicht nur eine singuläre Form der Gleichzeitigkeit, sondern pflegen zahlreiche, parallel zueinander bestehende Zeitformen, existieren also in einer Welt der Vielzeitigkeit.“ Lässt man sich auf diese Sichtweise ein, werden sogleich die weitreichenden Folgen dieses zeitlichen Relativismus deutlich: Historische Vorgänge lassen sich dann ebenso wenig noch monokausal (bzw. unilinear) deuten noch in ,,epochale Zwangsjacken“ (Landwehr) stecken. Mit anderen Worten: Fortan entfällt eine starre Deutungshoheit über die Lesarten der Geschichte. Dementgegen entpuppt sich unser Blick auf die Vergangenheit als das, was er de facto auch ist: nämlich als interessengeleitet und zeitgebunden. Dies aber bedeutet, dass unsere Zeit- und Geschichtsvorstellungen reversibel sind: Jede Zeit konstruiert sich ihre eigene Vergangenheit. Genauso wie jedes Individuum sich seine eigene Gegenwart schafft. Sollten wir mithin allem zwei Zeitbegriffe zugrundelegen? Etwa in dem Sinne, wie der Philosoph John McTaggart von den „A- und B-Serien der Zeit“ sprach? Das heißt: Während wir Zeit subjektiv als permanenten Veränderungsprozess wahrnehmen (die A-Seite), halten wir andererseits an scheinbar objektiven, temporalen Ordnungen wie Daten oder historischen Zuordnungen fest (die B-Seite). Nein, Landwehrs geschichtsphilosophischer Ansatz geht weit darüber hinaus. Vergangenheit und Zukunft stellen für ihn immer nur „Horizonte der Gegenwart“ dar. Das (Erkenntnis-)Licht, das auf diese Horizonte fällt, verändert sich und ergibt folglich immer ein anderes Bild: Nicht nur das Hier und Heute wird unentwegt moduliert, es bringt unter der Hand auch immer neue Vergangenheiten und Zukünfte hervor. Für dieses uns eigentlich allgegenwärtige Phänomen hat Landwehr den Begriff der Chronoferenz geprägt. Gemeint ist damit, dass wir nicht-gegenwärtige Zeiten auf eine Weise imaginieren, die sie zugleich anwesend und abwesend sein lassen. Abwesend deshalb, weil sie nicht mehr (oder noch nicht) wirklich sind. Und anwesend, weil wir sie aktualisieren, sie aus unserer heutigen Perspektive neu betrachten und umdeuten. Wobei noch dazu die Vergangenheit unentwegt wächst, während die Gegenwart beständig verschwindet. Was heißt das nun für unsere Erkenntnisprozesse? Für Landwehr folgt daraus, dass alle Beschreibungen der Vergangenheit oder Zukunft immer nur an frühere Beschreibungen derselben anschließen können. Weshalb Geschichtswissenschaft für ihn konsequenterweise eine Gegenwartswissenschaft ist, weil Historiker es nicht mit abgeschlossenen Vergangenheiten zu tun hätten, sondern „mit gegenwärtigen Bezügen auf abwesende Zeiten“. Nach Ansicht Landwehrs handelt es sich dabei um einen wechselseitigen Prozess: „Eine bestimmte Gegenwart ist also nie die alles dominierende Spinne im Netz der Chronoferenzen. Die Bezüge bereits etablierter Chronoferenzen reichen vielmehr immer schon in eine Gegenwart hinein, indem Pfadabhängigkeiten gelegt und Strukturen bereits festgeschrieben wurden.“ Gegenwart schließt Vergangenheit also nicht ab, sondern erneuert sie. Wie meinte schon Herder vor 200 Jahren: „Keine zwei Dinge in der Welt haben dasselbe Maß der Zeit (….) Es gibt also (man kann es eigentlich und kühn sagen) im Universum zu einer Zeit unzählbar viele Zeiten.“ Statt Geschichte also chronologisch und konsekutiv zu erzählen, wäre es mit Landwehr zu sprechen daher weitaus angemessener, die heute verpönten Anachronismen wieder ins Recht zu setzen, weil sie das widerspiegeln, was Landwehr uns nahelegt: Zeit als Möglichkeitsbedingung für Widersprüche zu verstehen. |
Date: 2020/12/30 10:00:01
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Interessant: Im Online-Artikel steht mehr drin
als in der Druckausgabe Forscher graben antike „Snackbar“ in Pompeji aus Rom Immer wieder gibt Pompeji verschüttete Geheimnisse preis. Diesmal sind Archäologen in einer antiken Imbissbude fündig geworden. Von dpa Archäologen haben im italienischen Pompeji einen intakten Tresen in einer antiken Imbissbude aus der Zeit des Untergangs der Stadt ausgegraben. Die „Snack Bar“, wie sie das Museum bezeichnete, sei eine der ältesten in Pompeji, teilte der Parco Archeologico mit. „Die Möglichkeiten, dieses Thermopolium zu studieren, sind außerordentlich, weil zum ersten Mal ein Areal dieses Typs in seiner Gesamtheit ausgegraben wurde“, sagte ein Vertreter des Museums. Ein Thermopolium ist eine römische Gaststätte. Der Tresen war schon 2019 in Teilen ausgegraben worden. Bei den Arbeiten fanden die Experten auch Essensreste und Knochen von Menschen und Tieren, die in der Antike Opfer der Vulkan-Katastrophe am Golf von Neapel wurden. Bei den menschlichen Überresten handelt es sich ersten Erkenntnissen zufolge um die eines damals etwa 50 Jahre alten Menschen, der vermutlich zum Zeitpunkt der Katastrophe auf einer Art Bett lag. Weitere Überreste würden noch untersucht. Der gelb bemalte Tresen ist mit Bildern von Tieren, der Darstellung einer Alltagssituation und dem Abbild einer Nereide, einer Nymphe des Meeres, auf einem Seepferdchen, verziert. Die abgebildeten Enten und ein Hahn waren wohl Tiere, die in der Verkaufsstätte geschlachtet und verkauft wurden. In dem Steintisch sind außerdem Löcher eingekerbt, bei denen die Forscher davon ausgehen, dass darin die Lebensmittel zum Verkauf auslagen. Auch ein Witzbold schien sich an dem Tresen seiner Zeit zu schaffen gemacht zu haben. „Nicias schamloser Scheißer“ ist wörtlich übersetzt neben einem der Gemälde in Latein eingeritzt. Nicias könnte zum Beispiel der Ladenbesitzer gewesen sein. Pompeji war bei Ausbrüchen des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus untergegangen. Asche, Schlamm und Lava begruben die Siedlungen. Im 18. Jahrhundert wurde die historische Stadt wiederentdeckt. Seitdem kommen immer wieder neue Erkenntnisse ans Licht. Die Ausgrabungsstätte gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Italien. Zuletzt gelang den Archäologen die aufsehenerregende Rekonstruktion zweier Männer, die der Ausbruch vermutlich überrascht hatte. |
Date: 2020/12/30 10:01:05
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
„Cancel
Culture“ – Tatsache oder Kampfbegriff? Frankfurt Shitstorms im Netz, Blockade von Vorträgen – auch viele linke Intellektuelle wie etwa Noam Chomsky sehen die Meinungsfreiheit massiv bedroht. Der Begriff „Cancel Culture“ (Kultur des Absagens) bezeichnet den Versuch, angeblich diskriminierendes oder beleidigendes Verhalten öffentlich zu ächten. Im Internet wird zum Boykott von Vorträgen, Vorlesungen oder Werken der „gecancelten“ Person aufgerufen. Sie soll ihre Wirkungsmöglichkeiten und gegebenenfalls ihre Anstellung verlieren. Entstanden ist der Begriff 2014 auf Twitter. Unter dem Hashtag #CancelCulture fordern meist links-identitäre Gruppen seither Veranstaltungs- und Berufsverbote sowie Boykotts von Wissenschaftlern, Publizisten und Künstlern, die ihrer Ansicht nach gegen die „Political Correctness“ verstoßen. Besonders in den USA und in Großbritannien führte das schon zum Jobverlust. So sah sich der Meinungsseiten-Chef der „New York Times“, James Bennet, zum Rücktritt genötigt. Er hatte den Kommentar eines republikanischen Senators zu den Ausschreitungen nach dem Tod des Schwarzen George Floyd zu verantworten. Der Politiker hatte mit seiner Forderung nach einem Militäreinsatz gegen „Black Lives Matter“-Demonstranten Empörung auslöst. In Großbritannien musste der Lehrer Will Knowland im Eton-College seinen Platz am Pult räumen: Er hatte das Pro und Kontra der Gender-Theorien thematisiert und aus seiner Position keinen Hehl gemacht, dass es biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt. Unter dem Stichwort „Cancel Culture“ werden auch in Deutschland Einschränkungen der Meinungsfreiheit diskutiert. So verhinderten kleine Gruppen Vorträge von Thomas de Maizière (CDU), Christian Lindner (FDP) und des Ökonomen Bernd Lucke (früher AfD). Studenten griffen Professoren wie Herfried Münckler, Jörg Baberowski und Susanne Schröter, deren Position im linken Spektrum aneckten, an und forderten ihre Absetzung. Ein Teil der Linken kritisiert die Rede von der „Cancel Culture“ und bezweifelt, ob es eine Verbotskultur wirklich gibt. Und fürchten nicht diejenigen, die sie beschwören, eher den Verlust ihrer Meinungsführerschaft? Die Autorin Samira El Ouassil spricht von einem rechtspopulistischen „Kampfbegriff“. Andere halten den Begriff für zu vage, damit würden unterschiedliche Vorfälle in Verbindung gebracht. Aber auch viele linke Intellektuelle wie etwa Noam Chomsky sehen die Meinungsfreiheit massiv bedroht. |
Date: 2020/12/30 10:02:45
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Die
Gedanken sind frei, heißt es doch Riskiert man Reputation und gar seine Anstellung, wenn man gegen die sogenannte politische Korrektheit verstößt? Um die Meinungsfreiheit bei uns wird gestritten – immer heftiger. Von Renate Kortheuer-Schüring Im zu Ende gehenden Jahr 2020 sehen nicht wenige die Meinungsfreiheit im Land bedroht. Wissenschaftler, Publizisten und Künstler in Deutschland, aber auch in anderen westlichen Demokratien, klagen über einen enger werdenden Meinungskorridor, Repressalien und Anpassungsdruck. Mindest genauso heftig ist die Kritik an diesen Vorwürfen. Strittig ist, ob es die oft beklagte „Cancel Culture“ überhaupt gibt, ob missliebige Stimmen wirklich stummgeschaltet und Kritik mit Auftrittsverboten und Jobverlust bestraft wird. Manche sehen im Begriff der „Cancel Culture“ ausschließlich einen Kampfbegriff der Rechten. „Es gibt in der Tat ein extrem verengtes Denken, das unbequeme Meinungen verstärkt als rechts labelt“, sagt die Philosophin Svenja Flaßpöhler, die selbst nach einem kritischen Buch zu #MeToo als „rechtsreaktionär“ beschimpft wurde. Sie macht sich Sorgen um das geistige Klima. Ein Stummschalten aber habe sie nicht erlebt. Der Kabarettist Dieter Nuhr etwa könne weiter auftreten, der schwer angefeindete Professor Jörg Baberowski sei sicher ein Grenzfall. Nuhr hatte im Herbst ein Video für eine Wissenschaftskampagne verfasst, in dem er den Klimaschützer-Appell „Folgt der Wissenschaft!“ kritisierte. Es löste einen Shitstorm aus, seine Videobotschaft wurde daraufhin von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zeitweilig gelöscht. Baberowksi, dem linke Studenten Geschichtsfälschung, Rassismus und Rechtsradikalismus vorwerfen, wird zu Talkshows nicht mehr eingeladen. Auftritte von ihm begleiten jeweils heftige Proteste. Laut einer Untersuchung des Allensbach-Instituts von 2019 sind zwei Drittel der Deutschen davon überzeugt, dass sie bei bestimmten Themen „aufpassen“ müssen, was sie sagen. Im Auftrag der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und des Deutschen Hochschulverbandes befragte das Institut für eine andere Untersuchung gut 1000 Wissenschaftler: Jeder Fünfte gab eine kritische Beurteilung zur Wissenschaftsfreiheit ab. In den Geistes-, Rechts- und Sozialwissenschaften fühlte sich sogar jeder Dritte durch Vorgaben zur politischen Korrektheit eingeschränkt. Der Frankfurter Ethnologin Susanne Schröter zufolge muss, wer dem „Mainstream“ nicht folgt, Konsequenzen für die Uni-Karriere fürchten – etwa die Ablehnung von Forschungsanträgen. Der Heidelberger Theologe Philipp Stoellger schätzt das Problem der „Cancel Culture“ im akademischen Bereich dagegen als „noch überschaubar“ ein: Es gebe „Umbrüche in der Sagbarkeit“. Was sagbar sei, verschiebe sich mit den Generationen. Doch treibe der Trend manchmal skurrile Blüten, sagt auch der Leiter des Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST): So warf ihm eine Studentin Rassismus vor, weil seine Lektüreliste zur Vorlesung keine „Transgender- und Black Voices“ enthielt. Er sei auch schon als „sexistisches Schwein“ beschimpft worden, als er einer Studentin die Tür aufgehalten hatte, sagt der Dogmatik-Professor: „Das Kränkungspotenzial ist oft zu groß. Und die gefühlte Kränkung wird dann benutzt, um die eigene Aggression zu legitimieren.“ Dann kippe der Diskurs, und das Problem dahinter werde „unverhandelbar“. Flaßpöhler kritisiert ein „ideologisches Denken“ an den Hochschulen, das die eigenen Annahmen nicht hinterfrage: „Wer nicht Texte etwa mit Gender-Sternchen versieht, wird als antifeministisch oder gar rechtsreaktionär ausgewiesen. Gerade die Universitäten sollte aber Orte sein, wo differenziert gedacht und Sprache genau daraufhin angeschaut werden sollte, was sie leisten kann.“ Wie der Diskurs sich zuungunsten von Freiheit und offenem Streit zu verändern droht, zeigt punktuell eine Ende Oktober publizierte Studie zum Fachbereich Sozialwissenschaften der Uni Frankfurt: Linksgerichtete Studenten sind demnach „weniger bereit, umstrittene Standpunkte zu Themen wie Gender, Einwanderung oder sexuelle und ethnische Minderheiten zu tolerieren. Studierende rechts der Mitte neigen eher dazu, sich selbst zu zensieren“. Es gebe „keine Sprachverbote“, sondern nur „Veränderungen in der Debattenkultur“, die durch die Rede von Zensur und Verboten abgewehrt würden, erklärte indes die Gender-Professorin Andrea Geier im Deutschlandfunk. Ähnlich argumentierte der Soziologe Floris Biskamp im „Tagesspiegel“: An deutschen Universitäten gebe es „keinen Hinweis auf eine virulente Kultur des Absagens, bei der missliebige Meinungen mundtot gemacht würden“. Das Reden von „Meinungsdiktatur, Diskurswächtern und Cancel Culture“ gebe denen, die davon sprechen, die Möglichkeit, sich als Opfer linker Hegemonie zu inszenieren. Die Chefredakteurin des „Philosophie-Magazins“, Flaßpöhler, kritisiert dagegen einen „vorauseilenden Gehorsam“ auch in Institutionen und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. In den Redaktionen gebe es Anpassungsdruck. Sensibilisierung sei zwar ein gesellschaftlicher Fortschritt und kein „Firlefanz“, betont sie: „Da muss man berührbar bleiben.“ Problematisch sei aber, dass man schon als „rechts“ gelte, wenn man sachlich gegen das Gendern argumentiere. „Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht darauf, den Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen“, schrieb George Orwell 1945 zu seiner dystopischen Fabel „Animal Farm“. Im Jahr 2020/21 klingt das überaus aktuell. „Die USA und Großbritannien führen uns vor, was passieren kann; es sind warnende Beispiele“, sagt Flaßpöhler zu umstrittenen Kündigungen von Journalisten in New York und einem Lehrer in Eton, die als nicht mehr tragbar galten: „Es ist notwendig, aus ideologischen Verhärtungen herauszukommen.“ |
Date: 2020/12/30 10:04:12
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Warum
mir
Dieter Nuhr so wichtig ist Dieter Nuhr finde ich nicht mehr komisch. Warum ich das schreibe? Weil so ein erster Satz eines Kommentars Leserinnen und Leser auch herausfordern soll. Idealerweise. So habe ich das zumindest mal gelernt. Von Oliver Schwambach, Leiter Landespolitik und Kultur Aber es ist eben auch meine Meinung. Zugegeben auch ein bisschen polemisch, wie alte weiße Männer das eben so schreiben. Nuhrs Jahresrückblick aber kürzlich in der ARD war definitiv eine der müdesten Satirevorstellungen seit langem. Oft bemüht, selten pointiert. Wie gesagt, meine Meinung. Trotzdem würde ich jederzeit dafür plädieren, dass Dieter Nuhr auftreten darf, ja auftreten soll. Gerade, weil er vieles sagt, was ich nicht teile. Genau darum geht’s nämlich – um den Widerstreit von Meinungen. In der Kultur wie in der Politik, argumentativ, engagiert, pointiert, egal auf welcher Bühne. Aber auch darum, eben das auszuhalten. Tatsächlich aber sehen viele das mittlerweile anders. Wer nicht der eigenen Meinung ist, wird im Internet mit Schimpf und Schande überzogen. Persönliche Empörung weicht Argumenten, die Sprache, das Denken wird regelrecht durchforstet nach Anlässen, sich aufzuregen. Und wen man nicht auf seiner Seite wähnt, möchte man am liebsten verbieten. Cancel Culture nennt sich das dann. Schon als Begriff ein Unding, weil es genau mit Kultur nichts zu tun hat, anderen das Wort zu nehmen. Zugleich hat sich – leider auch in vielen Medien – eine Hasenfüßigkeit sondergleichen breit gemacht. Aus Angst vor Shitstorms fürchten offenbar viele anzuecken, wenn sie den „falschen“ Künstler auftreten lassen. Oder nicht jedes Wort mit der Goldwaage abwiegen. Wie Nachrichtensprecher, die „Zuschauer*innen“ neuerdings mit Kunstpause sprechen. Nichts als Sprachverhunzung letztlich. Denn, wem Gendergerechtigkeit wirklich wichtig ist, sollte auch die Zeit für „Zuschauerinnen und Zuschauer“ haben. Und nicht reden wie mit Schluckauf. Tatsächlich ist die Meinungsfreiheit in Deutschland und erschütternd wenig weiteren Ländern ein so ungeheures Privileg, dass frau wie man vor Stolz darüber platzen müsste. Diese wunderbare Freiheit steht aber dann auf dem Spiel, wenn wir sie uns nehmen lassen und nicht mehr offen reden. Es ist an uns, sie durch strittige, hitzige Debatten immer wieder neu zu beleben. Und wer glaubt, sie sei bereits perdu, sollte vielleicht mal genauer hinschauen. Und damit sind wir wieder bei Dieter Nuhr. Ist es nicht großartig, dass der eine ARD-Sender, der RBB nämlich, Nuhr auftreten lässt und in einem anderen ARD-Sender ein Kabarettkollege, in diesem Fall Philip Simon beim WDR, in den „Mitternachtsspitzen“ über Dieter Nuhr herzieht. Das ist Meinungsfreiheit. |
Date: 2020/12/31 16:37:01
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Warum
wir uns einen
"guten Rutsch" wünschen |