Guten Abend
vor ein paar Monaten habe ich im
Landesarchiv Saarbrücken die Personalakte des ehemaligen
Lehrers, Schulrats und Lokalhistorikers Johann Engel
durchgearbeitet und meine recht umfangreichen Notizen auf
meiner Website abgestellt.
=> http://www.hfrg.de/index.php?id=1001
Heute erhielt ich dazu einen interessanten Hinweis, der leider
anonym einging. Schade. Dem unbekannten Verfasser trotzdem
meinen herzlichen Dank.
Ich habe eben meinen Eintrag wie nachstehend ergänzt:
Roland Geiger
12. November 2020
„Sehr geehrter Herr Geiger,
unter dem Titel „Historische Forschungen" haben Sie sich
ausführlich mit dem Leben von Johann Engel aus
Rimlingen/Baltersweiler beschäftigt und dies im Internet
veröffentlicht.
Johann Engel hat eine sehr interessante und umfassende Chronik
von Rimlingen geschrieben.
In dieser Chronik ist zu lesen:
„Juden haben niemals
im Dorf gewohnt. Sie waren in Brotdorf ansäßig und handelten
von dort aus mit den Dorfbewohnern, denen sie manches
Goldstückchen aus der Tasche schwatzten. Der Isak und der
Abraham werden noch lange im Gespräch der Dorfleute
vorkommen und mancher Vater wird seinem Jungen erzählen
können, wie er einmal einen Moses vor die Tür setzte. Und
sie sind alle vor die Tür Großdeutschlands gesetzt worden
und niemand, der ein wenig deutsches Blut in seinen Adern
hat, wird ihnen eine Träne nachweinen."
Wäre dies bekannt gewesen hätte er das Bundesverdienstkreuz
wohl nicht bekommen.“
Es wäre interessant zu wissen, was Engel nach dem Krieg zu
diesen Zeilen gesagt hätte. Wie er haben auch andere namhafte
Lokalhistoriker einiges verfaßt, was zu ihrer Zeit zumindest
opportun war und aus heutiger Sicht völlig unmöglich. Ich
denke da an Friedrich Hoppstädters „Der Jude in der Geschichte des Saarlandes“,
erschienen 1943, oder Dr. Robert Mörsdorfs in seinem 1939
erschienen Buch „Die Auswanderung aus dem Birkenfelder
Land“, wo er auf Seite 176 u.a. schreibt: „Ungemein
vorteilhaft ist, erbbiologisch betrachtet, die Auswanderung
des seines Blutes bewußt-völkisch, zionistischen Juden aus
unserem Land.“ Und im gleichen Abschnitt ein bißchen später:
„In der Zeit von 1800 bis 1890 sind etwa 250 Juden
desertiert, d.h. 1/3 der Auswanderer dieses Zeitabschnitts
waren Juden. Wir weinen ihnen nicht nach.“ Mir tat es weh,
solche Zeilen in einem für meine Forschungen sehr
hilfreichen Buch zu finden.
Leider können wir keinen von ihnen mehr dazu fragen.
Andererseits bin ich fast froh, nicht erfahren zu müssen,
was man in einigen Dekaden über das sagen wird, was ich
heute schreibe, wenn sich der Zeitgeist mal wieder völlig
verändert haben mag.