10.
Tag
der Landesgeschichte „Erinnerungskultur urbaner Eliten.
Städtische Friedhöfe
des 15.-17. Jahrhunderts“
Historische Kommission für Sachsen-Anhalt
07.11.2020
- 07.11.2020
Von Historische Kommission für Sachsen-Anhalt
Die Veranstaltung findet digital statt. Unter dem Link https://us02web.zoom.us/j/87233611379
können Sie an der Veranstaltung teilnehmen. Ton und Bild von
Ihnen werden nicht
übertragen. Sie können über einen Chat Fragen an die
Referent/innen stellen.
Der Tag der Landesgeschichte wird aufgezeichnet. Im Anschluss
können die
Vorträge der Tagung online angesehen werden.
Städtische
Friedhöfe, die ursprünglich an den mittelalterlichen
Pfarrkirchen in den
Städten gelegen hatten, wurden seit dem ausgehenden 15.
Jahrhundert vielfach
außerhalb der Stadtmauern neu angelegt. Die Gründe dafür reichen
von
seuchenhygienischen Maßnahmen über Umbauprojekte des
innerstädtischen Raums bis
hin zu einem neuen Verständnis des Friedhofs als Andachts- und
Besinnungsort im
Zuge der Reformation.
Nachdem dörfliche Friedhofsanlagen zuletzt intensiv im Fokus der
Forschung
lagen, widmet sich der Tag der sachsen-anhaltischen
Landesgeschichte den
städtischen Einrichtungen. Zum Thema gehören die Überlieferung
an originalen
Friedhofsbauten und Grabmälern des 15. bis 17. Jahrhunderts
sowie die
diesbezügliche kopiale Überlieferung in Schrift und Bild. In
exemplarischen
Einzelstudien wie auch in regional bzw. überregional
ausgerichteten Untersuchungen
sollen auch ältere außerstädtische Friedhofsanlagen wie z. B.
Seuchen- und
Spitalfriedhöfe, die den neuangelegten oftmals vorausgingen,
betrachtet werden.
Der räumliche Schwerpunkt liegt in Mitteldeutschland, aber im
Vergleich mit
Friedhöfen in anderen Teilen Deutschlands. Im Mittelpunkt steht
der
Stadtgottesacker von Halle (Saale) als exemplarischer Fall:
seine
Vorgeschichte, Entstehung und Ausgestaltung im 16. und 17.
Jahrhundert sowie
seine Rettung und partielle Neugestaltung in den vergangenen
vier Jahrzehnten.
Tagungsziel ist eine Darstellung der ständischen Sepulkralkultur
der
städtischen Oberschichten und oberen Mittelschichten, deren
Sepulkralkultur
allein überliefert ist. Sowohl für die spätmittelalterlichen
innerstädtischen
als auch für die neuen außerstädtischen Friedhöfe werden die
Positionierung der
Gräber, die bauliche Absonderung durch Arkaden, Grüfte u. a.
sowie die
Ausgestaltung mit skulptierten und beschrifteten Gedächtnismalen
in den Blick
genommen. Daran knüpft sich die Frage, wie sich welcher Stand
durch Lage,
Schrift und Bild des Grabes präsentiert, und welches Bild die
Synthese aller
historischen Zeugnisse von der Sepulkralkultur der städtischen
Oberschichten
ergibt – ein wichtiges öffentlichkeitswirksames Medium zur
Vorstellung und
Behauptung ständischer Positionen in der städtischen
Gesellschaft im Übergang
vom Mittelalter zur Neuzeit. Bauten, Bilder und Texte an den
Gräbern hielten
Herkunft und Verwandtschaft der Familie sowie die Verdienste der
Vorfahren, auf
denen die ständische Position gegründet war, im öffentlichen
Gedächtnis.
Darüber hinaus bot die Öffentlichkeit des Friedhofs die beste
Gelegenheit, sich
im ethischen wie im kirchlichen Sinne als rechtgläubige
Mitglieder der
christlichen Gemeinschaft darzustellen.
Programm
9.00
Uhr Begrüßung durch den Vorsitzenden der Historischen Kommission
Andreas Pečar
9.15 Uhr Grußwort der Staatssekretärin im Ministerium für
Inneres des Landes
Sachsen-Anhalt Anne Poggemann
9.25 Uhr Klaus Krüger
Einführung in das Thema
9.45 Uhr Volker Herrmann
Die Ausgrabungen auf dem ehemaligen spätmittelalterlichen
Marienkirchhof am
Markt von Halle (Saale)
10.15 Uhr Reiner Sörries
Aufblühen und Staub werden / Das ist das ewige Gesetz der Natur.
Inschriften,
Symbole und Bilder am Friedhofstor
10.45 Uhr Arnd Reitemeier
Herrscher und ihre Gräber in der Stadt der Vormoderne
13.00 Uhr Bernd Hofestädt
Die soziale Stratigraphie des Stadtgottesackers: Stand und
Versippung der
Bauherren und Besitzer der ältesten „Schwibbögen“ auf dem
Stadtgottesacker von
Halle (Saale)
13.30 Uhr Franz Jäger
Formen ständischer Repräsentation an den architektonisch
ausgestalteten
Grabstätten des hallischen Stadtgottesackers und vergleichbarer
mitteldeutscher
Friedhöfe
14.00 Uhr Christian Feigl
Die Rettung des Stadtgottesackers von Halle durch eine
Bürgerinitiative in der
DDR
14.30 Uhr Thomas Zaglmaier
Restaurierungs- und Wiederherstellungskonzepte des
Stadtgottesackers nach 1990
16.00 Uhr Sabine Zinsmeyer
Ständische Sepulkralkultur auf dem vorstädtischen
Nikolaikirchhof zu Görlitz
16.30 Uhr Peter Knüvener
Ständische Sepulkralkultur auf den inner- und außerstädtischen
Friedhöfen von
Zittau
17.00 Uhr Dominik Gerd Sieber
Friedhofsverlegungen und Sepulkralkultur im städtischen Milieu
in Oberschwaben
17.30 Uhr Schlussdiskussion
Kontakt
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- Arbeitsstelle -
c/o Franckesche Stiftungen zu Halle
Franckeplatz 1 / Haus 24
06110 Halle / Saale
Tel.: (0345) 21 27 429
www.historische-kommission-fuer-sachsen-anhalt.de
https://www.historische-kommission-fuer-sachsen-anhalt.de/
Zitation
10. Tag der Landesgeschichte „Erinnerungskultur urbaner Eliten.
Städtische
Friedhöfe des 15.-17. Jahrhunderts“. In: H-Soz-Kult, 05.11.2020,
<www.hsozkult.de/event/id/event-94176>.