Suche Sortierung nach Monatsdigest


Datum 2019/09/05 08:07:08
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Steine des Anstoßes oder norm iertes Ritual. Zur Rolle des Stolperstein-Projekts in den Eri nnerungskonflikten der Gegenwart
2019/09/24 16:01:07
Hans-Joachim Hoffmann
[Regionalforum-Saar] Führung Jüdischer Friedh of Ottweiler
Betreff 2019/09/26 13:47:44
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Glosse : Erzwungenes Du


Autor 2019/09/24 16:01:07
Hans-Joachim Hoffmann
[Regionalforum-Saar] Führung Jüdischer Friedh of Ottweiler

[Regionalforum-Saar] Führung über den jüdi schen Friedhof Ottweiler

Date: 2019/09/04 13:21:57
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)...

„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“
Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler


Am Sonntag, den 8.September 2019, bieten Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann um 17.00 Uhr eine weitere Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler an. Während die Stadtführungen, gestaltet von historischen Figuren, wie z.B. dem Oberamtmann oder dem Stadtschreiber, die „Glanzzeiten“ der historischen Entwicklung Ottweilers aufzeigen, erinnern die Führungen über das „unbequeme Denkmal Jüdischer Friedhof“ an eine dunkle Seite der Stadtgeschichte, nämlich an das Werden und die gewaltsame Auslöschung des jüdischen Lebens. Die Referenten stellen jedoch nicht den letzten Aspekt in den Mittelpunkt ihrer Erläuterungen, sondern sie bemühen sich vielmehr darum, einerseits die untergegangene Kultur des Judentums, zwar eingegrenzt auf den jüdischen Totenkult und die Grabkultur, andererseits den positiven Beitrag der jüdischen Gemeinde Ottweiler während der Dauer ihres Bestehens den Besuchern zu vermitteln. Dabei lassen sie sich von der Überzeugung leiten, die August Bebel (1840–1913), der Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, als notwendige Voraussetzung für politisches Gestalten formulierte: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“


Klaus Burr beschreibt zu Beginn der Führung die Entstehung und Entwicklung der jüdischen Gemeinde Ottweiler, bevor Hans-Joachim Hoffmann an Beispiel dieser Gemeinde, also auf lokaler Ebene, aufzeigt, dass sich Zuwanderer mit anderem kulturellen Hintergrund in eine Gemeinschaft integrieren können, um dadurch auch ihren Beitrag zur positiven Entwicklung in der lokalen Gesellschaft zu leisten. Stellvertretend seien an dieser Stelle Samuel Levy, der Lehrer der jüdischen Elementarschule Ottweiler von 18251875, sowie sein Sohn, der Sanitätsrat Dr. Bernhard Levy (1831–1885), genannt: Dr. Bernhard Levy übernahm auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung 1877 auch die Stelle des Armenarztes der Stadt Ottweiler gegen ein festes jährliches, bescheidenes Honorar. Die Familie Levy dient jedoch auch als Beispiel dafür, dass staatliche Wertschätzung, die ihren Ausdruck in der Verleihung von Auszeichnungen, Orden und Ehrentiteln fand und findet, nicht zwingend hoch zu schätzen sind. Dies verdeutlicht das Schicksal der Enkelin Samuel Levys bzw. der Tochter Bernhard Levys: Der Staat dankte Samuel Levy 1875 für seinen unermüdlichen Einsatz für die jüdische Elementarschule Ottweiler, den Augenarzt Bernhard Levy ernannte der preußische König 1882 wegen seiner Verdienste in der Augenheilkunde zum Sanitätsrat. Doch die Verdienste ihrer Vorfahren retteten Anna Amalia Levy, die Tochter Bernhard Levys, nicht vor der Verfolgung durch den Nationalsozialismus. Sie hatte den Ottweiler Seminarlehrer für Musik und Turnen Karl Christian Becker 1886 geheiratet, der u.a. „Rheinische Volkslieder für vierstimmigen Männerchor“ bearbeitet und 1899 herausgegeben hatte. Die assimilierte Anna Amalia Levy erhielt jedoch in der NS-Zeit wegen des frühen Todes ihres Mannes am 31.8.1928 nicht den Status der „Mischehe“, da die Ehe auch kinderlos geblieben war. Deshalb musste sie, seit 1908 mit ihrem Mann in Berlin lebend, in das „Judenhaus“ in der Gervinusstraße 24 umziehen. Von dort erfolgte ihr Abtransport in das Alters-KZ Theresienstadt, wo sich ihre Spur verliert.

Neben der Skizzierung der Lebenswege der Familie Levy gibt Hoffmann Informationen zu Grabinschriften und einzelnen Symbolen.

Mit der als Motto gewählten Aussage August Bebels sprechen die Friedhofsführer dieses Mal ganz bewusst auch einmal insbesondere die Mitglieder der Ortsräte und des Stadtrates Ottweiler an und laden sie ein, durch ihre Teilnahme an dieser Friedhofsführung zu dokumentieren, dass ihnen die Aufarbeitung der NS-Zeit in Ottweiler im Zuge der „Aktion Stolpersteine“, die mit der Erforschung der politisch Verfolgten aus den Reihen der SPD und KP fortgesetzt wird, am Herzen liegt.






Zur Aufarbeitung der NS-Zeit und zur Erinnerung an die letzten jüdischen Bewohner Ottweilers verfasste Hans-Joachim Hoffmann die Dokumentation „Seid vorsichtig mit der Obrigkeit...! Beitrag zur Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers“. Dieses 405 Seiten umfassende Buch (ISBN 978-3-946313-01-4) kann zum Preis von € 19.80 erworben werden bei:


Archäologie-Büro & Verlag - Glansdorp, Kantstraße 32, 66636 Tholey

Hans-Joachim Hoffmann, Adolf-Kolping-Weg 7, 66564 Ottweiler (06824-7990)

Sparkasse Neunkirchen, Filiale Wilhelm-Heinrich-Straße, 66564 Ottweiler

Presse-Shop Ottweiler, Inhaberin Hannelore Henn, Wilhelm-Heinrich-Straße 13, 66564 Ottweiler.

Henn’sche Buchhandlung Köhler, Enggass, 66564 Ottweiler.


Die Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler erfolgt in Kooperation mit der KVHS Neunkirchen. Aus organisatorischen Gründen bat die KVHS um vorherige Anmeldung. Eine Teilnahme ist jedoch auch ohne Anmeldung bei der KVHS möglich.

Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann sowie die KVHS freuen sich auf Ihren Besuch.
Termin: Sonntag, 8.9.2019  

Uhrzeit: 17.00 Uhr

Treffpunkt: Aufgang zum Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring (ca. 80 m hinter der Abzweigung Karl-Marx-Straße - Nähe Wohnheim AWO) Dauer: ca. 1 ½ Stunde.


Virenfrei. www.avast.com