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[Regionalforum-Saar] Führung über den jüdi schen Friedhof Ottweiler

Date: 2019/05/06 09:56:56
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)...

„Verzeichnis einiger Verluste“

Erste Führung 2019 über den jüdischen Friedhof Ottweiler

Wie in den letzten Jahren bieten Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann in Absprache mit der Synagogengemeinde Saar und der Stadt Ottweiler in Zusammenarbeit mit der KVHS Ottweiler Führungen über den jüdischen Friedhof Ottweiler an.

Judith Schalansky veröffentlichte 2018 eine Essay-Sammlung mit dem Titel: „Verzeichnis einiger Verluste“. In einer „Vorbemerkung“ rief sie in Erinnerung, welche Ereignisse während der Niederschrift ihres Buches die Nachrichten beherrschten und kontrastierte dabei aktuelle Tagesereignisse mit Wiederentdeckungen historischer Vorgänge und/oder der Lösung offener Fragen. So verwies sie z.B. darauf, dass während der Niederschrift dieses Buches „eine Boing 777 spurlos auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking (verschwand)“ und zeitgleich „das vor 3800 Jahren in Steintafeln geritzte älteste Alphabet der Welt identifiziert (wurde).“ Diese beiden wahllos herausgegriffenen Beispiele deuten an, dass es naheliegt, Ereignisse in den Mittelpunkt einer Nachricht zu stellen, was vielleicht morgen schon der Vergessenheit anheimfällt oder im Laufe der Jahrtausende allmählich in Vergessenheit geriet. Dabei spielen oft Zufälligkeiten eine Rolle, oft greift Natur in Werden und Vergehen ein, oft der Mensch. Mit dem Zitat des assimilierten jüdischen Kulturphilosophen Theodor Lessing (1872-1933, ermordet): „Was bewahren die Geschichtsquellen? Nicht die Schicksale der bei der Eroberung von Lüttich zertretenen Veilchen, nicht die Leiden der Kühe beim Brande Löwens, nicht die Wolkenbildungen von Belgrad.“ leitet Schalansky zu der Feststellung über, dass Geschichte stets aus der Rückschau versucht, Vergangenes zu erklären, in Archiven zu sichern und es in einem an der Chronologie orientiertem System zu ordnen, um damit Sinnhaftigkeit vorzutäuschen.

Auch für Ottweiler lässt sich problemlos ein „Verzeichnis einiger Verluste“ erstellen, ohne allzu weit in die Vergangenheit zurückzuschauen. Einige Beispiele seien angedeutet: Schon oft hörten die Referenten die erstaunte Frage: Ein jüdischer Friedhof in Ottweiler? Wo findet man ihn denn? - Wann gründeten sich die Ottweiler die demokratischen Parteien nach dem 1. Weltkrieg? - Welche Persönlichkeiten prägten in der Gründungsphase 1919/20 die Parteiarbeit? - Wem sind die Verantwortlichen bekannt, die nach dem 8. Mai 1945, dem Tag der Befreiung Deutschlands von der NS-Diktatur, von Bürgermeister Jakob Zender als Mitglied des „Gemeindekomitees“, das zu seiner ersten Sitzung am 4.1.1946 zusammentrat, mit dem Neuaufbau der Verwaltung beauftragt wurden? Das „Verzeichnis einiger Verluste“ im kollektiven Gedächtnis Ottweilers ließe sich mühelos durch Ereignisse und Entwicklungen aus der jüngeren Zeit ergänzen.

Allen Bemühungen zum Trotz: Immer wieder gingen und gehen grundlegende Kenntnisse und Erkenntnisse verloren, werden Persönlichkeiten und ihre Leistungen für die Gesellschaft im kollektiven Gedächtnis verdrängt oder gar ausgelöscht. Dieser nahezu zwangsweisen Entwicklung versucht Schalansky zu begegnen: „Wie alle Bücher ist auch das vorliegende Buch von dem Begehren angetrieben, etwas überleben zu lassen, Vergangenes zu vergegenwärtigen, Vergessenes zu beschwören, Verstummtes zu Wort kommen zu lassen und Versäumtes zu betrauern.“

Etwas überleben zu lassen, Vergangenes zu vergegenwärtigen“ – darum bemühen sich auch die Referenten, indem sie die Entstehung und Entwicklung der jüdischen Gemeinde Ottweiler, aber auch ihre Vernichtung skizzieren.

Vergessenes zu beschwören, Verstummtes zu Wort kommen zu lassen“ – dazu bieten die Inschriften der Grabmale zahlreiche Ansatzpunkte.

Versäumtes zu betrauern“ – dazu mögen sich die Besucher nach der Führung über den jüdischen Friedhof Ottweilers ihre eigenen Gedanken machen.

Zur Aufarbeitung der NS-Zeit und zur Erinnerung an die letzten jüdischen Bewohner Ottweilers verfasste Hans-Joachim Hoffmann die Dokumentation „Seid vorsichtig mit der Obrigkeit...! Beitrag zur Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers“. Dieses 405 Seiten umfassende Buch (ISBN 978-3-946313-01-4) kann zum Preis von € 19.80 erworben werden bei:

Archäologie - Büro & Verlag - Glansdorp, Kantstraße 32, 66636 Tholey

Hans-Joachim Hoffmann, Adolf-Kolping-Weg 7, 66564 Ottweiler (06824-7990)

Sparkasse Neunkirchen, Filiale Wilhelm-Heinrich-Straße, 66564 Ottweiler

Presse-Shop Ottweiler, Inhaberin Hannelore Henn, Wilhelm-Heinrich-Straße 13, 66564 Ottweiler.

Die Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler erfolgt in Kooperation mit der KVHS Neunkirchen. Aus organisatorischen Gründen bittet die KVHS um vorherige Anmeldung. Eine Teilnahme ist jedoch auch ohne Anmeldung bei der KVHS möglich.

Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann sowie die KVHS und die Synagogengemeinde Saar freuen sich auf Ihren Besuch.

Termin: Sonntag, 12.05.2019                

Uhrzeit: 17.00 Uhr

Treffpunkt: Aufgang zum Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring (aus Richtung Schwimmbad kommend: Kreuzung Karl-Marx-Straße/Maria-Juchacz-Ring: rechts abbiegen - nach ca. 80 m linker Hand Aufgang zum Friedhof) Dauer: ca. 1 ½ Stunde.

Die nächste Führung ist am Sonntag, 16.06.2019.

 

 



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