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2018/11/25 20:05:35
Edwin Schäfer
Re: [Regionalforum-Saar] Halleluja - das neue Hochzeitslied
Datum 2018/11/26 13:33:55
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Himmelsgewölbe x 3
2018/11/26 16:43:27
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Heute um 19 Uhr wird in Spiesen die Trommel geschlagen
Betreff 2018/11/26 13:33:55
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Himmelsgewölbe x 3
2018/11/25 19:49:50
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Freiherr von Stumm
Autor 2018/11/26 13:33:55
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Himmelsgewölbe x 3

[Regionalforum-Saar] Himmelsgewölbe

Date: 2018/11/26 13:32:36
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...

heute in der SZ, Land, B3

Himmlische Schönheit mit irdischer Nachhilfe

 

Unangefochten ist es das prächtigste Buch, das diesen Herbst in der Region erschienen ist. Der opulente Bildband „Himmelsgewölbe“ des Saarlouiser Fotografen Werner Richner lenkt den Blick auf die Kirchendecken des Landes. Wunderbares gilt es zu entdecken!

Von Oliver Schwambach

 

Wie man sich Werner Richner vorstellen muss? Vielleicht ja so: als leidenschaftlichen Hans Guck-in-die-Luft. Den Kopf stets im Nacken streift er durch die Kathedralen dieser Welt, aber auch durch die Kirchen des kleinen Saarlandes. „Zum Glück nimmt mir die Kamera meist den Blick nach oben ab“, meint der Saarlouiser Fotograf. Berufsbedingte Genickstarre ist also nicht zu fürchten bei seiner Arbeit, seiner Passion, die ihn seit Jahren schon gefangen nimmt. Und wohl so schnell auch nicht auslässt.

 

Der Foto-Profi, der Jahrzehnte schon für Magazine wie „GEO“ international unterwegs ist, hat nun einen Bildband aus der Heimat vorgelegt, für den das Wörtchen „spektulär“ nach Untertreibung klingen muss. „Himmelsgewölbe“ heißt der. Er zeigt uns Kirchendecken von rund 120 saarländischen Gotteshäusern: etwa die bestechende Klarheit der grau-roten Kassettendecke in der Pfarrkirche Sankt Peter/Sankt Hubertus in Bous genauso wie das sparsam, aber effektvoll farbig akzentuierte Kreuzrippengewölbe der Reisbacher Pfarrkirche Mariae Offenbarung. Ein Augenschmaus nach dem anderen.

 

Doch wie kam’s dazu? Vor zehn Jahren führte Richner wieder mal ein Reiseführer-Job ins Herz Frankreichs. Kirchen sind dann Pflichtorte. Auch die mächtige Kathedrale von Bourges war so einer. Plötzlich aber entdeckte Richner dort, was „sich alles an einer Kirchendecke abspielen kann“: Baumeister- und Steinmetzkunst, die das kühne und doch für Jahrhunderte unerschütterliche Zusammenspiel von Säulen, Pfeilern und Bogen dirigiert. Oder das in Farbe gebannte Heiligen- und Gotteslob. All das kam für Werner Richner, sonst eher Gelegenheits-Katholik, fast einem Erweckungserlebnis gleich. Ihm war klar: Künftig muss er Kirchendecken, Himmelsgewölbe fotografieren.

 

Richners Kamerablick geht dabei durch lichtstarke Objektive fast immer frontal himmelwärts. Er zeigt uns Decken wie Gemälde – als Sinnbilder göttlicher Ordnung. Säulen, Pfeiler, Gewölbe, selbst Lampen fügen sich zur „Geometrie der Transzendenz“, so der Untertitel des Bandes. Nach Bourges nahm Richner weitere Kathedralen auf seine Agenda. Denn er wollte vor allem das machtvollste architekonische Gotteslob ablichten. Da auch mal in der Heimat nach oben zu schauen, kam ihm nicht in den Sinn. Bis ihn der Saarbrücker Theologie-Professor Joachim Conrad just auf eine Dorfkirche stieß: die Martinskirche Kölln in Köllerbach. Sie schmückt sich mit dem größten gotischen Deckengemälde des Landes, Szenen aus dem Leben des Heiligen Martin. Richner war elektrisiert, begann auch hier zu fotografieren. „Und ich entdeckte so viel Sensationelles“, sagt der 70-Jährige.

 

 Fast 300 Buchseiten, bereichert durch die Erläuterungen Joachim Conrads, bezeugen dies. Manchmal wirken die Aufnahmen so überirdisch, dass sie dem Alltagsblick des normalen Kirchgängers entrückt scheinen. Und zu fern für Fotografen, die Dokumentaristen sein wollen. Werner Richner sieht sich als künstlerischen Dokumentarfotografen, dem Nachbearbeitung am Rechner nicht als Teufelswerk gilt: Etwas irdische Nachhilfe eben für himmlische Schönheit.

 

„Himmelsgewölbe“: Bildband von Werner Richner, Texte: Joachim Conrad, 280 Seiten, 135 Fotos, Geistkirch, 55 Euro.

 

Die Ausstellung „Himmelsgewölbe“ mit Fotografien aus dem Bildband ist vom 1. bis 31. Dezember in der Saarbrücker Ludwigskirche zu sehen, täglich außer Mo 12 bis 17 Uhr.