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2017/02/02 20:06:41
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Ein Jubiläum der besonderen A rt
Datum 2017/02/05 18:44:17
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] 1816 - das Jahr ohne Sommer
2017/02/12 10:48:18
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Bohnentaler Heimathefte, Nr. 6/2016 erschienen
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[Regionalforum-Saar] Die Peutinger Tafel in Neuauflage in einem Buch mit Kartenteil
2017/02/02 20:06:41
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[Regionalforum-Saar] Ein Jubiläum der besonderen A rt
Autor 2017/02/05 18:44:17
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] 1816 - das Jahr ohne Sommer

[Regionalforum-Saar] das schwarze gebräu der musel manen

Date: 2017/02/03 20:59:17
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...

Hallo,

der nachstehende Artikel - stand heute morgen in der SZ - gehört vielleicht nicht wirklich ins Forum, aber ich fand ihn interessant - auch die historische Anmerkung. Man möge es mir verzeihen.

Roland Geiger


Das pädagogische Muselmann-Kaffee-Desaster

Die Holländer haben ihn den Arabern und den Türken geklaut. Das ist zwar schon etwa 400 Jahre her, aber die Holländer haben seitdem bei uns Deutschen eigentlich etwas gut, denn wir mögen mehr als fast alle anderen Europäer kaum etwas lieber als ihn. Es geht um Kaffee.

Die Warnung vor den miesen Angewohnheiten dieses Muselmanns war zwar sehr melodisch, aber ich hatte schon früh den Verdacht: Da stimmt etwas nicht. „C-a-f-f-e-e, trink nicht so viel Kaffee!“, lautetet die Warnung. Der „Türkentrank“ schwäche die Nerven, mache „blass und krank“. „Sei doch kein Muselmann, der ihn nicht lassen kann!“, sangen wir in der Klasse. Und im Lehrerzimmer roch es nach Kaffee.

Meine Oma sprach immer vom „guten Bohnenkaffee“. Lange bevor ich selbst meine erste Tasse bekam, durfte ich bei der Zubereitung helfen, das Wasser in den Filter aufs Pulver schütten, dem Tröpfelgeräsuch zuhören und den Duft einatmen. Als ich dann meinen ersten Kaffee hinter mir hatte, entwickelte ich mich schnell zum guten Enkel und warnte meine Oma: Nicht die weißen Papierfilter nehmen, die braunen sind besser. Sie ließ sich überzeugen.

Das ließ ich mich auch, als mir Thomas Brinkmann von der Kaffeeschule in Hannover vor ein paar Tagen erklärte: Nicht die braunen Filter nehmen, die weißen sind besser. Die werden nämlich inzwischen nicht mehr mit Chlor, sondern mit Sauerstoff gebleicht und verändern den Geschmack des Kaffees nicht so sehr wie die braunen Filter. Außerdem habe ich gelernt: Kaffeewasser sollte nicht kochen, sondern nur etwa 90 bis 96 Grad heiß sein. Kaffee wird besser, wenn man den leeren Papierfilter erstmal mit heißem Wasser begießt. Und am besten ist Kaffee, wenn man ihn nicht länger als eine Viertelstunde vor dem Brühen mahlt. Denn mehr als die Hälfte der wundervollen Kaffeearomen verflüchtigen sich nach dem Mahlen ruck, zuck.

Und der Muselmann? Der hatte eine Art Kaffeemonopol – die Türken und Araber verkauften nur Bohnen, die nicht mehr keimen konnten. Clever. Bis die Holländern 1616 im damals osmanischen Jemen, wo wohl schon 1454 der erste Kaffee angebaut wurde, Kaffeepflanzen klauten, um selbst welchen in Ceylon und Java anzubauen.

Es gibt viele solcher Geschichten, aber das ist die glaubwürdigste. Ganz sicher ist: Kaffee ist nach Wasser und vor Bier das Lieblingsgetränk der Deutschen. 162 Liter davon trinken wir pro Kopf im Jahresdurchschnitt. Die Warnung vor dem muselmanischen Kaffeelaster scheint also nicht nur bei mir ein pädagogisches Desaster gewesen zu sein.

Wie machen Sie Kaffee? Was trinken Sie am liebsten? Sagen Sie dem Autor Ihre Meinung. Postadresse: Gutenbergstraße 11-23, 66103 Saarbrücken, E-Mail