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Datum | 2015/02/02 19:25:19 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Archäologentage Otzenhausen – Archäologie in der Großregion |
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2015/02/09 21:05:10 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Rez. ZG: B. Unfried: Vergangenes Unrecht |
Betreff | 2015/02/16 23:20:53 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Tagber: 'Teutsche Liedlein' des 16. Jahrhunderts. |
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2015/02/24 21:56:03 Helmut Müller Re: [Regionalforum-Saar] Ort gesucht: Erchen |
Autor | 2015/02/02 19:25:19 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Archäologentage Otzenhausen – Archäologie in der Großregion |
Date: 2015/02/01 19:38:43
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
gestern in der SZ:
St. Wendel rechnet mit 10 000 Besuchern bei RitterspektakelSt. Wendel. Am 5. und 6. September heißt es in St. Wendel „Donner in St. Wendel – Franz von Sickingen und seine Erben“. Dahinter verbirgt sich eine von 70 Veranstaltungen, die an das Jahr 1522 erinnern sollen. Damals belagerte der Reichsritter Franz von Sickingen im Zuge der „Trierer Fehde“ die Stadt und nahm sie mit seinen Artillerietruppen unter heftigen Beschuss. Gut 300 Darsteller werden an diesem Spektakel beteiligt sein, bei dem die historische Schlacht nachgestellt wird. 150 000 Euro soll die Veranstaltung kosten. Die Ausgaben sollen durch die Eintrittsgelder wieder zurück in die Stadtkasse kommen. Die Stadt St. Wendel rechnet mit 10 000 Besuchern. him --------------------- Da werden wir echt was lernen, ich wußte bisher nichts von einer Schlacht. Wer hat denn da wen geschlachtet? In den 150.000 Euro sind da die 50.000 Miese schon mit drin, die das letzte Ritterspektakel übrig gelassen hat. (siehe nachstehend)
Am 27. August 2014 in der SZ:
St. Wendel. St. Wendel, anno 1512: Maximilian I., Kaiser des Heiligen
Römischen Reiches, besucht die Stadt. St. Wendel, anno 2012: Um an dieses
historische Ereignis zu erinnern, treffen sich in St. Wendel die weltbesten
Ritter, das Bosenbachstadion verwandelt sich zu einem spätmittelalterlichen
Lager mit Handwerkern, Söldnern, Adeligen. Alles zu Ehren des Kaisers, der
seinerzeit fasziniert war von Ritterturnieren. Und so, wie es bei einem Turnier
vor 500 Jahren wahrscheinlich zuging, so sollte es auch 2012 in St. Wendel
zugehen, mit echten Kämpfen und authentischen Darstellern.
„Wir sind ein hohes finanzielles Risiko eingegangen, doch waren wir vom
Konzept überzeugt. Im Nachhinein bin ich mehr als zufrieden“, resümiert Thomas
Wüst, Leiter des Amtes für Stadtmarketing in St. Wendel.
Dabei war zu Beginn noch keine Rede von einem Turnier. Zwar wollte die Stadt
im Jubiläumsjahr an den Besuch des Kaisers erinnern, doch zunächst lediglich mit
einer Ausstellung im Museum. „Wir arbeiteten bei der Vorbereitung der
Ausstellung mit Alfred Geibig zusammen. Er hatte Ideen, wie das Jubiläum anders
gefeiert werden könne. Daraus ist dann das Turnier entstanden,“ erzählt Wüst.
„Ich veranstalte schon seit vielen Jahren historische Events“, sagt Geibig.
Er ist Leiter der Abteilung für historische Waffen in der Kunstsammlung der
Veste Coburg. Bei den Events – etwa historischem Fechten, Burgbelagerungen oder
der Präsentation alter Handwerkskunst – gehe es ihm vor allem um eins: Es muss
authentisch sein. „Solche Veranstaltungen sind die Fortsetzung der Museumsarbeit
mit anderen Mitteln“, fügt Geibig an. Denn Exponate, die im Museum stehen, könne
der Besucher nicht im Einsatz sehen. Geibig: „Wenn er sie aber im Gebrauch
sieht, werden diese Gegenstände zum Leben erweckt.“
Wie in St. Wendel: Ritter in glänzenden Rüstungen maßen sich im Lanzenbrechen
und im Massenkampf zu Pferde. Keine Waffen und Rüstungen, die in Vitrinen
verstauben. Dafür Hauen und Stechen auf höchstem Niveau, möglichst nah an der
Realität – jener vor 500 Jahren. „Wir wollten etwas, was es so in unseren Tagen
noch nicht gegeben hat“, betont Wüst. Es sei, so der Amtsleiter weiter, keine
der üblichen Stuntshows gewesen, die man auf Mittelaltermärkten und Sonstigem
serviert bekomme: „Es wurde mit scharfen Waffen gekämpft. Die Akteure haben sich
extra für St. Wendel mehrere Monate lang vorbereitet.“
„Um unsere Ansprüche zu erfüllen, musste alles Stimmen, das gesamte Ambiente.
Optisch und akustisch“, sagt Geibig. Er achtete besonders darauf, dass die
besten Gruppen, die die Zeit um 1500 repräsentieren, kamen: ob Fahnenschwenker
aus Italien oder die Artillerie aus Bretten mit ihren ohrenbetäubenden
Geschützen. Dennoch: Das Wichtigste waren die Ritter. Und hier sollten es auch
die Besten sein. Geibig: „Es ist ein Hochleistungssport, die Akteure müssen sehr
gute Reiter sein, sich in mittelalterlicher Waffentechnik auskennen.“
Schließlich fand man auf drei Kontinenten jene modernen Ritter, die sich in
St. Wendel auf Zeitreise begaben.
Einer davon: der Niederländer Arne Koets. „Wir hatten in St. Wendel das erste
Mal die Gelegenheit, Waffen, Rüstung und Techniken im richtigen Einsatz
auszuprobieren. Dies hat uns viele Erkenntnisse gebracht“, schwärmt Koets. Wie
brechen die Lanzen, wenn mit vollem Galopp aufeinander zugeritten wird? Welchen
Effekt hat ein Aufprall auf den Panzer? Wie ist es um die Beweglichkeit
bestellt, wenn die volle Montur im Einsatz ist? Erfahrungen, die in St. Wendel
gewonnen und genutzt wurden. Nicht nur in der historischen Forschung, sondern
ebenso während der vielen Nachfolgeturniere, an denen auch Koets teilgenommen
hat, sei es in Dänemark, Australien oder Moskau. „Wobei weder in Dänemark noch
Australien das Niveau von St. Wendel erreicht wurde“, sagt Koets. Die kleine
Stadt im Saarland habe die Latte sehr hoch gelegt. Diese sei auch nicht von der
Veranstaltung in Moskau gerissen worden. „Ich habe dort teilgenommen, allerdings
war alles auf Russisch, daher weiß ich gar nicht, wie ich abgeschnitten habe.
Doch einen Preis hat man mir in die Hand gedrückt“, schmunzelt Koets.
Die Fachwelt, jene, die sich mit dem Ritterwesen, mit der
spätmittelalterlichen Zeit in Theorie und Praxis beschäftigt, geizte laut Geibig
nicht mit Lob für das St. Wendeler Turnier. Kritik gab es hingegen von ganz
anderer Stelle: Tierschützer waren um das Wohl der Pferde besorgt. Geibig: „Dies
war unbegründet, denn der Schutz der Tiere stand an erster Stelle. Die Pferde
werden selbstverständlich sorgfältig ausgebildet, zwischen Reiter und Tier
besteht ein enges Vertrauensverhältnis.“ Um dies zu beweisen, sprach man während
des Turniers mit den Bedenkenträgern, leistete Überzeugungsarbeit.
Apropos Pferde: Transport und Unterbringung waren keine unbedeutenden
Kostenfaktoren. Hinzu kamen Ritter und Lager mit Schau- und Musikgruppen,
geschmückter Tribüne und Turnierfeld, Söldner und Kanonen. Thomas Wüst:
„Insgesamt kostete die Veranstaltung 440 000 Euro. Unterm Strich hatten wir
ein Minus von 40 000 Euro.“ Ein Defizit, das zu verschmerzen sei. Denn, so
Wüst weiter, das Turnier lockte zahlreiche TV-Sender an, die über das Spektakel
berichteten: „Eine derartige mediale Präsenz kostet normalerweise viel Geld.“
Zufrieden ist Wüst auch mit der Besucherzahl: 12 000 Menschen kamen an den
drei Turniertagen.
Diese Zuschauerzahl soll 2015 übertroffen werden. Denn dann wird das
Bosenbachstadion an zwei Tagen Schauplatz einer weiteren Veranstaltung mit
historischem Hintergrund sein – wenn es auch kein Ritterturnier sein wird. Wüst:
„Wenn sich ein passender Anlass findet, kann ich mir vorstellen, dass wir auf
dieser Schiene weitermachen. 2015 soll nicht das letzte Mal sein.“ Der Bezug zur
Stadtgeschichte ist bei der für den Spätsommer geplanten Veranstaltung gegeben:
1522 belagerte und eroberte Franz von Sickingen, ein Zeitgenosse Maximilians I.,
St. Wendel. Auch mit schweren Geschützen. Daher wird es 2015 laut. Nachbauten
von Kanonen aus verschiedenen historischen Epochen werden in der Kreisstadt
donnern. An der Organisation ist erneut Geibig beteiligt: „Es wird keine dumpfe
Ballerei. Zeigen wollen wir die breite Palette der Artillerie vom 14. bis zum
19. Jahrhundert.“ Wie bei den Rittern werde Geschichte erneut hautnah
erlebbar. Museumsarbeit mit anderen Mitteln. Zudem soll es ein Heerlager geben
und als Abendprogramm Auftritte von Musikgruppen der härteren Gangart. Wüst:
„Die Eintrittspreise werden unter denen von 2012 liegen, denn da war für manchen
die Schmerzgrenze erreicht.“ Ab Herbst soll die Werbung starten.
Übrigens: Maximilian I. und Franz von Sickingen kämpften einst gegeneinander.
Bei einem Turnier in Wien brachen sie die Lanzen. Zwei historische Gestalten,
die in der St. Wendeler Geschichte eine Rolle gespielt haben. Zwei
Persönlichkeiten, an die die Stadt erinnert. Auf eine ganz besondere Art und
Weise. lk
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