Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Ritterspektakel

Date: 2015/02/01 19:38:43
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

gestern in der SZ:
 
 

St. Wendel rechnet mit 10 000 Besuchern bei Ritterspektakel

St. Wendel. Am 5. und 6. September heißt es in St. Wendel „Donner in St. Wendel – Franz von Sickingen und seine Erben“. Dahinter verbirgt sich eine von 70 Veranstaltungen, die an das Jahr 1522 erinnern sollen. Damals belagerte der Reichsritter Franz von Sickingen im Zuge der „Trierer Fehde“ die Stadt und nahm sie mit seinen Artillerietruppen unter heftigen Beschuss. Gut 300 Darsteller werden an diesem Spektakel beteiligt sein, bei dem die historische Schlacht nachgestellt wird. 150 000 Euro soll die Veranstaltung kosten. Die Ausgaben sollen durch die Eintrittsgelder wieder zurück in die Stadtkasse kommen. Die Stadt St. Wendel rechnet mit 10 000 Besuchern. him

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Da werden wir echt was lernen, ich wußte bisher nichts von einer Schlacht. Wer hat denn da wen geschlachtet? In den 150.000 Euro sind da die 50.000 Miese schon mit drin, die das letzte Ritterspektakel übrig gelassen hat. (siehe nachstehend)

Am 27. August 2014 in der SZ:

Stadtgeschichte zum Leben erwecken

Nach dem Erfolg des Ritterturniers 2012 ist für 2015 in St. Wendel wieder eine Großveranstaltung geplant

Aufsehen erregte das Ritterturnier 2012 in St. Wendel. Denn das, was es zu sehen gab, war bis dahin einzigartig. Die Stadt ist rückblickend mehr als zufrieden mit der Veranstaltung. Und hat für nächstes Jahr etwas Neues in petto.

St. Wendel. St. Wendel, anno 1512: Maximilian I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, besucht die Stadt. St. Wendel, anno 2012: Um an dieses historische Ereignis zu erinnern, treffen sich in St. Wendel die weltbesten Ritter, das Bosenbachstadion verwandelt sich zu einem spätmittelalterlichen Lager mit Handwerkern, Söldnern, Adeligen. Alles zu Ehren des Kaisers, der seinerzeit fasziniert war von Ritterturnieren. Und so, wie es bei einem Turnier vor 500 Jahren wahrscheinlich zuging, so sollte es auch 2012 in St. Wendel zugehen, mit echten Kämpfen und authentischen Darstellern.

„Wir sind ein hohes finanzielles Risiko eingegangen, doch waren wir vom Konzept überzeugt. Im Nachhinein bin ich mehr als zufrieden“, resümiert Thomas Wüst, Leiter des Amtes für Stadtmarketing in St. Wendel.

Dabei war zu Beginn noch keine Rede von einem Turnier. Zwar wollte die Stadt im Jubiläumsjahr an den Besuch des Kaisers erinnern, doch zunächst lediglich mit einer Ausstellung im Museum. „Wir arbeiteten bei der Vorbereitung der Ausstellung mit Alfred Geibig zusammen. Er hatte Ideen, wie das Jubiläum anders gefeiert werden könne. Daraus ist dann das Turnier entstanden,“ erzählt Wüst.

„Ich veranstalte schon seit vielen Jahren historische Events“, sagt Geibig. Er ist Leiter der Abteilung für historische Waffen in der Kunstsammlung der Veste Coburg. Bei den Events – etwa historischem Fechten, Burgbelagerungen oder der Präsentation alter Handwerkskunst – gehe es ihm vor allem um eins: Es muss authentisch sein. „Solche Veranstaltungen sind die Fortsetzung der Museumsarbeit mit anderen Mitteln“, fügt Geibig an. Denn Exponate, die im Museum stehen, könne der Besucher nicht im Einsatz sehen. Geibig: „Wenn er sie aber im Gebrauch sieht, werden diese Gegenstände zum Leben erweckt.“

Realität vor 500 Jahren

Wie in St. Wendel: Ritter in glänzenden Rüstungen maßen sich im Lanzenbrechen und im Massenkampf zu Pferde. Keine Waffen und Rüstungen, die in Vitrinen verstauben. Dafür Hauen und Stechen auf höchstem Niveau, möglichst nah an der Realität – jener vor 500 Jahren. „Wir wollten etwas, was es so in unseren Tagen noch nicht gegeben hat“, betont Wüst. Es sei, so der Amtsleiter weiter, keine der üblichen Stuntshows gewesen, die man auf Mittelaltermärkten und Sonstigem serviert bekomme: „Es wurde mit scharfen Waffen gekämpft. Die Akteure haben sich extra für St. Wendel mehrere Monate lang vorbereitet.“

„Um unsere Ansprüche zu erfüllen, musste alles Stimmen, das gesamte Ambiente. Optisch und akustisch“, sagt Geibig. Er achtete besonders darauf, dass die besten Gruppen, die die Zeit um 1500 repräsentieren, kamen: ob Fahnenschwenker aus Italien oder die Artillerie aus Bretten mit ihren ohrenbetäubenden Geschützen. Dennoch: Das Wichtigste waren die Ritter. Und hier sollten es auch die Besten sein. Geibig: „Es ist ein Hochleistungssport, die Akteure müssen sehr gute Reiter sein, sich in mittelalterlicher Waffentechnik auskennen.“ Schließlich fand man auf drei Kontinenten jene modernen Ritter, die sich in St. Wendel auf Zeitreise begaben.

Einer davon: der Niederländer Arne Koets. „Wir hatten in St. Wendel das erste Mal die Gelegenheit, Waffen, Rüstung und Techniken im richtigen Einsatz auszuprobieren. Dies hat uns viele Erkenntnisse gebracht“, schwärmt Koets. Wie brechen die Lanzen, wenn mit vollem Galopp aufeinander zugeritten wird? Welchen Effekt hat ein Aufprall auf den Panzer? Wie ist es um die Beweglichkeit bestellt, wenn die volle Montur im Einsatz ist? Erfahrungen, die in St. Wendel gewonnen und genutzt wurden. Nicht nur in der historischen Forschung, sondern ebenso während der vielen Nachfolgeturniere, an denen auch Koets teilgenommen hat, sei es in Dänemark, Australien oder Moskau. „Wobei weder in Dänemark noch Australien das Niveau von St. Wendel erreicht wurde“, sagt Koets. Die kleine Stadt im Saarland habe die Latte sehr hoch gelegt. Diese sei auch nicht von der Veranstaltung in Moskau gerissen worden. „Ich habe dort teilgenommen, allerdings war alles auf Russisch, daher weiß ich gar nicht, wie ich abgeschnitten habe. Doch einen Preis hat man mir in die Hand gedrückt“, schmunzelt Koets.

Pferde beim Turnier

Die Fachwelt, jene, die sich mit dem Ritterwesen, mit der spätmittelalterlichen Zeit in Theorie und Praxis beschäftigt, geizte laut Geibig nicht mit Lob für das St. Wendeler Turnier. Kritik gab es hingegen von ganz anderer Stelle: Tierschützer waren um das Wohl der Pferde besorgt. Geibig: „Dies war unbegründet, denn der Schutz der Tiere stand an erster Stelle. Die Pferde werden selbstverständlich sorgfältig ausgebildet, zwischen Reiter und Tier besteht ein enges Vertrauensverhältnis.“ Um dies zu beweisen, sprach man während des Turniers mit den Bedenkenträgern, leistete Überzeugungsarbeit.

Apropos Pferde: Transport und Unterbringung waren keine unbedeutenden Kostenfaktoren. Hinzu kamen Ritter und Lager mit Schau- und Musikgruppen, geschmückter Tribüne und Turnierfeld, Söldner und Kanonen. Thomas Wüst: „Insgesamt kostete die Veranstaltung 440 000 Euro. Unterm Strich hatten wir ein Minus von 40 000 Euro.“ Ein Defizit, das zu verschmerzen sei. Denn, so Wüst weiter, das Turnier lockte zahlreiche TV-Sender an, die über das Spektakel berichteten: „Eine derartige mediale Präsenz kostet normalerweise viel Geld.“ Zufrieden ist Wüst auch mit der Besucherzahl: 12 000 Menschen kamen an den drei Turniertagen.

Diese Zuschauerzahl soll 2015 übertroffen werden. Denn dann wird das Bosenbachstadion an zwei Tagen Schauplatz einer weiteren Veranstaltung mit historischem Hintergrund sein – wenn es auch kein Ritterturnier sein wird. Wüst: „Wenn sich ein passender Anlass findet, kann ich mir vorstellen, dass wir auf dieser Schiene weitermachen. 2015 soll nicht das letzte Mal sein.“ Der Bezug zur Stadtgeschichte ist bei der für den Spätsommer geplanten Veranstaltung gegeben: 1522 belagerte und eroberte Franz von Sickingen, ein Zeitgenosse Maximilians I., St. Wendel. Auch mit schweren Geschützen. Daher wird es 2015 laut. Nachbauten von Kanonen aus verschiedenen historischen Epochen werden in der Kreisstadt donnern. An der Organisation ist erneut Geibig beteiligt: „Es wird keine dumpfe Ballerei. Zeigen wollen wir die breite Palette der Artillerie vom 14. bis zum 19. Jahrhundert.“ Wie bei den Rittern werde Geschichte erneut hautnah erlebbar. Museumsarbeit mit anderen Mitteln. Zudem soll es ein Heerlager geben und als Abendprogramm Auftritte von Musikgruppen der härteren Gangart. Wüst: „Die Eintrittspreise werden unter denen von 2012 liegen, denn da war für manchen die Schmerzgrenze erreicht.“ Ab Herbst soll die Werbung starten.

Übrigens: Maximilian I. und Franz von Sickingen kämpften einst gegeneinander. Bei einem Turnier in Wien brachen sie die Lanzen. Zwei historische Gestalten, die in der St. Wendeler Geschichte eine Rolle gespielt haben. Zwei Persönlichkeiten, an die die Stadt erinnert. Auf eine ganz besondere Art und Weise. lk

[Regionalforum-Saar] Archäologentage Otzenhausen – Archäologie in der Großregion

Date: 2015/02/02 19:25:19
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 
Hallo,
 
vom Donnerstag, 19ten, bis Sonntag, 22ten, finden an der Europäischen Akademie Otzenhausen die „Archäologentage Otzenhausen – Archäologie in der Großregion“ statt.
 
Das Programm finden Sie unter http://www.eao-otzenhausen.de/fileadmin/user_upload/EAO/Veranstaltungen/Programme_2015/2002-2202/Programm_Archaeologentage_de.pdf
 
Anmeldungen bitte an:
 
Europäische Akademie Otzenhausen gGmbH
Frau Katja Kammer
Europahausstraße 35, 66620 Nonnweiler
Tel. 06873 662-444, Fax 06873 662-350
kammer(a)eao-otzenhausen.de
 

 
 
 

[Regionalforum-Saar] Dörrenbacher Heimatbund bek ommt neuen Vorsitzenden

Date: 2015/02/03 08:26:17
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:
 
 

Reimund Benoist gibt Vorsitz im Heimatbund an Rainer Hopf ab

Dörrenbach. Eine Änderung im Vorstand gab es bei der Mitgliederversammlung des Dörrenbacher Heimatbundes. Nach mehr als 40 Jahren kandidierte Reimund Benoist nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden. Neuer Vereinschef ist Rainer Hopf.

Zum Abschied aus dem Amt ließ Benoist seine Zeit als Vorsitzender Revue passieren. Er erinnerte an die Veranstaltung „Gruß an St. Wendel“, die von allen Heimatvereinen der Stadt nach der Gebiets- und Verwaltungsreform organisiert wurde. Ebenso wurden die Gründung des Buchfestringes und die zahlreichen Buchfeste erwähnt, bei denen der Verein mitwirkte, die heimatkundlichen Wanderungen, und Vereinsausflüge.

Genannt wurde auch die Eröffnung des Dörrenbacher Heimatmuseums 1979. Der Dörrenbacher Bahnhof war 21 Jahre als Vereinsheim in den Sommermonaten geöffnet. Die Eröffnung fand jährlich an Hexennacht statt, verbunden mit einer Maifeier und einem riesigen Maifeuer. Der neue Vereinschef Hopf stammt aus Dörrenbach und ist seit 2002 im Vorstand des Dörrenbacher Heimatbundes. red

[Regionalforum-Saar] Konf: Heilsökonomie und E xklusivität: der Ablass im 13ten/14ten Jahrhundert

Date: 2015/02/03 22:47:13
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Angesichts des 500. Jahrestages des Ausbruches der Reformation häufen
sich europaweit die Initiativen für ein besseres Verständnis eines der
wichtigsten Ereignisse der Geschichte Europas. Der Streit um die
damalige Ablasspraxis gilt bekanntlich als den Auslöser der
reformatorischen Tätigkeit Martin Luthers. Als aber der Eislebener
Augustinermönch seine 95 Thesen verfasste (1517), stellte der Ablass
seit mehr als zwei Jahrhunderten eine der erfolgreichsten Komponenten
kirchlicher Frömmigkeit dar: Die Wurzeln dieses Erfolges lassen sich bis
ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen, als zunehmende Elemente von
Verrechtlichung und Hierarchisierung die katholische Kirche durchdrangen
und das Ablassinstitut sich als eine besonders zeitgemäße
Frömmigkeitspraxis erwies.

Im Gegensatz zur weiteren Entwicklung hat die Geschichtswissenschaft die
ursprüngliche Phase erstaunlicherweise vernachlässigt. Das Symposium
will daher mit Hilfe einer interdisziplinären Herangehensweise aus der
Perspektive der Geschichte, Theologie, Kanonistik und Kirchengeschichte
einen Beitrag zum Verständnis dieses epochalen Phänomens liefern. Im
Mittelpunkt der Veranstaltung steht insbesondere die Wechselwirkung
zwischen der Entfaltung des Ablassinstituts im 13. Jahrhundert und der
Durchsetzung einer hierarchischen und exklusiven Heilsökonomie.


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Donnerstag 26. Februar
15.00 Uhr Grußworte und Einführung
15.30 Uhr Prof. Dr. Martin Ohst (Bergische Universität Wuppertal):
Unklarheiten des Anfangs - Die Anfänge des Ablasses
16.15 Uhr Prof. Dr. Maria Pia Alberzoni (Università Cattolica Milano):
Die neue Pastoral der Kirche nach dem vierten Laterankonzil
17.00 Uhr Kaffeepause
17.30 Uhr Alexander Wolny (Universität Heidelberg): Die Quantifizierung
von Frömmigkeit. Kumulierung und Wertung in der Ablasspraxis des 13.
Jahrhunderts
18.15 Uhr Prof. Dr. Jochen Johrendt (Bergische Universität Wuppertal):
Der Ablass für römische Kirchen als Mittel der Distinktion

Freitag 27. Februar
09.00 Uhr Étienne Doublier (Bergische Universität Wuppertal): Der
Umschwung in der Seelenheilsauffassung am Beispiel der
Laienbruderschaften
09.45 Uhr Dr. Lukas Wolfinger (Universität Göttingen): Der Ablass in
fürstlicher Politik und Heilsökonomie
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Dr. Jan Hrdina (Archiv der Hauptstadt Prag): Wallfahrt, Ablass
und Konkurenz im vorhussitischen Prag
12.00 Uhr Ende


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Etienne Doublier

Gaußstr. 20, 42097 Wuppertal

doublier(a)uni-wuppertal.de

[Regionalforum-Saar] Männer in der Nacht

Date: 2015/02/06 21:14:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Als ich eben (vor 30 min) auf der Südseite der Wendalinusbasilika im El Corazon war, fielen dem Wirt drei Gestalten auf, die auf der südlichen Chorseite am Dom herumliefen. Einer schoß Fotos. Da meinte der Wirt, die sind in der Kirche verschwunden. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich ging zur Tür und sah hinüber, und da kamen zwei Männer - klein, gedrungen, dicke blaue Winterjacke, Jeans, Wollmütze - aus der Treppenecke heraus, wo es zur Sakristei geht. Einer Gast des Corazon, ehemaliger Polizist, rief sie scharf an. Beim zweiten Ruf drehte sich einer der Männer um und machte eine Handbewegung. Dann verschwanden die beiden um die Biegung der Kirche.

Da fiel mir ein, daß es nächstes Jahr 300 Jahre her sind, daß Stanislaus Leszczyńskis Männer den St. Wendeler Kirchenschatz klauten.

Sonst war niemand zu sehen, und auch der diensttuende Nachtwächter hatte - vermutlich ob der Kälte - längst das Weite gesucht.

Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger
 

[Regionalforum-Saar] Rez. ZG: B. Unfried: Vergangenes Unrecht

Date: 2015/02/09 21:05:10
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Unfried, Berthold: Vergangenes Unrecht. Entschädigung und Restitution in
einer globalen Perspektive. Göttingen: Wallstein Verlag 2014. ISBN
978-3-8353-1531-0; 541 S.; EUR 46,00.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Michael Heinlein, Institut für Soziologie,
Ludwig-Maximilians-Universität München
E-Mail: <michael.heinlein(a)soziologie.uni-muenchen.de>

Je weiter sich der Zweite Weltkrieg und der Holocaust im Zeitverlauf
entfernen, desto näher scheinen diese schrecklichen Ereignisse uns zu
rücken: Diese für die mit Fragen der kollektiven Erinnerung befassten
Geschichts-, Sozial- und Kulturwissenschaften nicht neue Einsicht[1]
trifft auch dort zu, wo es um die materielle Entschädigung und
Wiedergutmachung von Eigentum geht, das im "Dritten Reich" seinen
rechtmäßigen Besitzern entzogen wurde. In den 1990er-Jahren fand eine
Reihe von Entschädigungs- und Restitutionsprozessen statt, die,
ausgehend von der Restitution nationalsozialistischen Unrechts, den
gesamten Globus erfasste; sie machte unterschiedliche Dimensionen und
Formen historischen Unrechts sichtbar. Diese Beobachtung stellt den
Ausgangspunkt der umfassenden Studie des österreichischen
Zeithistorikers Berthold Unfried dar, der von 1999 bis 2003 als Mitglied
der österreichischen Historikerkommission unmittelbar mit Fragen der
Entschädigung und Restitution jüdischen Vermögens befasst war. Bereits
im Vorwort des Buches wird deutlich, dass es nicht allein die
wissenschaftliche Neugier ist, die den Autor umtreibt, sondern auch die
Chance, aus der Arbeit des Historikers heraus zur Herstellung von
Gerechtigkeit beizutragen. Selbst wenn Unfried letzteres mittlerweile
kritisch sieht, macht diese Gemengelage den besonderen, zum Teil
provokativen Reiz des Buches aus.

Der Band ist in dreizehn Kapitel unterteilt, die einzelne Puzzlestücke
der globalen "Entschädigungskonjunktur" (S. 15) um die Jahrtausendwende
präsentieren - vom Autor etwas umständlich
"Millenniumsentschädigungsbewegung" getauft (S. 30). Unfried setzt sich
sowohl mit den der globalen Entschädigungskonjunktur zugrunde liegenden
Diskursen, Argumentationsstrukturen und Legitimationsmustern auseinander
als auch mit den institutionellen Strukturen und Akteuren, die dabei
eine zentrale Rolle spielen. Besonderes Augenmerk legt der Autor auf die
Differenz der Millenniumsentschädigung zur unmittelbaren
Nachkriegsentschädigung. In jedem Kapitel werden die wesentlichen
Unterschiede thematisch konzentriert herausgearbeitet und diskutiert.
Bei der Fallauswahl rückt Unfried - verständlicherweise - Österreich
sowie Frankreich und die Schweiz in den Vordergrund; alle drei Länder
wurden insbesondere von US-amerikanischer Seite für ihre mangelnde
Aufarbeitung vergangenen Unrechts kritisiert. Im Verlauf des Buches
kommen jedoch auch immer wieder andere Beispiele zur Sprache, die die
globale Dimension der Entschädigungsbewegung um die Jahrtausendwende
sowie die dort wirkenden Mechanismen und Strukturen illustrieren sollen.
Dass der Autor damit nicht jedem Einzelfall gerecht werden kann, liegt
auf der Hand.

Das Wechselspiel von eigenem Engagement und wissenschaftlicher
Distanziertheit zeigt sich insbesondere dort, wo Unfried die
erinnerungspolitischen Voraussetzungen der aktuellen
Entschädigungsprozesse diskutiert - er analysiert die Rolle der
Historikerinnen und Historiker, die von staatlicher oder privater Seite
mit der "Aufarbeitung" vergangenen Unrechts betraut worden sind. Bei der
späten Entschädigungswelle handelt es sich für Unfried nicht um eine
simple Fortsetzung der Restitutionsbemühungen, die unmittelbar nach dem
Ende des Zweiten Weltkriegs stattgefunden haben. Vielmehr habe sich
insbesondere durch den Zusammenbruch des sowjetischen Herrschaftssystems
die "Geopolitik der 'Erinnerung'" (S. 268) dahingehend verändert, dass
die US-amerikanische Deutung bzw. Erinnerung des Holocaust zur
Referenzfolie der Vergangenheits- und Gedächtnispolitik europäischer
Nationalstaaten geworden sei. In diesem Zusammenhang zeichnet Unfried
nach, welche Folgen dies für die Selektivität des nationalstaatlich
gerahmten, auf eigenen Traditionen beruhenden österreichischen und
französischen Erinnerns hat und welche neuen Erwartungen an politische
und institutionelle Akteure herangetragen werden. Mit der Verschiebung
des Gedächtnisrahmens weg vom Nationalen und hin zum Globalen ändern
sich die institutionellen Bedingungen des Entschädigungsdiskurses sowie
damit auch die Interessen und Konstellationen der beteiligten Akteure.
Die auf den ersten Blick unscheinbare Frage, wer wen wofür entschädigt,
wird dadurch zu einem hochbrisanten Politikum, das sich einfachen
Lösungen und Antworten entzieht. Unfried gelingt es, diese Spannung
aufrechtzuerhalten, wenn er die Interessen und Praktiken derjenigen
Akteure beschreibt, die sich nicht nur in einem ebenso unübersichtlichen
wie rechtlich, politisch und moralisch schwierigen Feld zurechtzufinden
suchen, sondern dieses durch ihr Tun immer auch verändern und neu
gestalten.

Seine eigene Profession - die Geschichtswissenschaft - nimmt Unfried von
der kritischen Analyse nicht aus; das Gegenteil ist der Fall. Anhand
verschiedener Beispiele arbeitet er heraus, welche Rollen
Historikerinnen und Historiker im Spannungsfeld von wissenschaftlich
begründeten, einer geschichtlichen Wahrheit verpflichteten Ansprüchen
und privaten materiellen Interessen einnehmen. Nicht selten erweisen
sich öffentlichkeitswirksame Historiker als "Erinnerungsvirtuosen,
Erinnerungsmanager und Erinnerungsunternehmer" (S. 299), die als
Experten für Restitutions- und Entschädigungsfragen bisweilen auch "als
Anwälte und Richter" (S. 315) auftreten. Der Leserin und dem Leser
bleibt dabei nicht verborgen, dass Unfried mit dem Gebaren seiner
Kolleginnen und Kollegen nicht immer einverstanden ist. Gleichwohl
lassen sich die Beobachtungen des Autors als Hinweis darauf lesen, dass
in der Entschädigungswelle um die Jahrtausendwende nicht nur kollektive
Täter- und Opferidentitäten auf neue Weise verhandelt, sondern den von
dieser Welle erfassten Akteuren auch vielfältige, zum Teil
widersprüchliche Positionierungen und Standpunkte eröffnet werden. Dazu
gehört eben auch, dass sich in historiographisch gerahmten Erinnerungen
die partikularen Interessen spezifischer Expertenkulturen widerspiegeln
- etwa "Moralexperten" (S. 285) oder Hüter der "Volksbildung" (S. 288).

Mit dem Regierungswechsel in den Vereinigten Staaten (vom Demokraten
Bill Clinton zum Republikaner George W. Bush) und den Anschlägen vom 11.
September 2001 ebbte die Entschädigungskonjunktur ab, wobei derartige
Forderungen und Debatten keineswegs völlig endeten. Was bleibt zurück?
Unfrieds Fazit fällt ebenso zwiespältig wie streitbar aus. Als
fortwirkendes Ergebnis sieht er nicht die Herstellung von Gerechtigkeit,
sondern die Überformung national spezifischer und gewachsener
Vergangenheitsbezüge durch globalisierte Erinnerungen: "Vormals
eigenständige und relativ neutrale Staaten wie Frankreich oder
Österreich haben eine Version des erinnerungspolitischen
transatlantischen Holocaust-Bezugs angenommen." (S. 506, "Holocaust" im
Original kursiv) Was als Grundbedingung dafür gesehen werden kann, dass
es überhaupt zu einer Aufarbeitung vergangenen Unrechts in diesen
Ländern gekommen ist, interpretiert Unfried als Preisgabe und Verlust
von erinnerungspolitischer Autonomie und staatlicher Neutralität. Mit
Blick auf die beiden genannten Länder erscheint ein solches Fazit
diskutabel. Zumindest wäre zu überlegen, welchen Verlauf die jeweiligen
Entschädigungsdebatten in Frankreich und Österreich ohne normativen
Druck von außen genommen hätten. Ob sich die zitierte These über die
beiden Länder hinaus verallgemeinern lässt, wäre allerdings gesondert zu
prüfen.

Berthold Unfried hat eine ebenso detailreiche wie voluminöse Studie
vorgelegt, die nicht verleugnet, dass sie jenseits der
wissenschaftlichen Objektivität einen engagierten subjektiven Standpunkt
vertritt. Das ist erfrischend, eröffnet Räume zum Widerspruch und
verleiht dem Werk einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Gleichwohl ist nicht immer klar, wo dieser subjektive Standpunkt
angesiedelt ist; mehr Transparenz hätte der Arbeit gut getan. Ein
solcher Einwand ändert aber nichts daran, dass Unfried ein Buch
geschrieben hat, an der die geschichts- und sozialwissenschaftliche
Auseinandersetzung mit Entschädigung, Restitution und globaler
Holocaust-Erinnerung nicht vorbeisehen kann.

Anmerkung:
[1] Vgl. etwa Aleida Assmann, Erinnerungsräume. Formen und Wandel des
kulturellen Gedächtnisses, München 1999, rezensiert von Brigitte Meier,
in: H-Soz-Kult, 20.04.2000,
<http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-235>
(18.01.2015), und Norbert Frei, 1945 und wir. Das Dritte Reich im
Bewußtsein der Deutschen, München 2005, rezensiert von Konrad H.
Jarausch, in: H-Soz-Kult, 13.04.2005,
<http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-6009>
(18.01.2015).

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Jan-Holger Kirsch <kirsch(a)zzf-pdm.de>

[Regionalforum-Saar] Konf: Heilige und geheiligte Dinge. Formen und Funktionen -

Date: 2015/02/09 21:08:47
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart; DFG-Forschungsprojekt:
Sakralität und Sakralisierung in Mittelalter und Früher Neuzeit.
Interkulturelle Perspektiven in Europa und Asien
22.04.2015-25.04.2015, Stuttgart-Hohenheim, Akademie der Diözese
Rottenburg-Stuttgart, Tagungshaus Weingarten, Kirchplatz 7, 88250
Weingarten
Deadline: 06.04.2015

"Heilige Dinge sind, was die Verbote schützen und isolieren. Profane
Dinge sind, worauf sich diese Verbote beziehen und die von den heiligen
Dingen Abstand halten müssen." (Durkheim 1994). Nicht nur die Definition
Émile Durkheims wird im Rahmen der Tagung auf den Prüfstand gestellt.
Neben der Heiligkeit von Personen führt die Sakralität und
Sakralisierung von Dingen zu ganz spezifischen Fragen. Deshalb räumt die
Tagung den methodischen Problemfeldern eine eigene Sektion ein.
Erschwert werden griffige oder endgültige Definitionen auch durch die
Vielfalt der Erscheinungsformen. Zwischen einer Körperreliquie, einer
Berührungsreliquie oder einem Pilgerzeichen bestehen deutliche
Unterschiede. Was unterscheidet zum Beispiel geweihte katholische von
evangelischen Glocken? Insgesamt kann die langfristige Bedeutung
heiliger Dinge bis in die heutige Zeit kaum überschätzt werden, denkt
man nur an Kultobjekte von bekannten Pop- oder Schlagerstars. Auch aus
dieser Perspektive dürfte die Definition Durkheims zu Fragen führen.

Die Tagung beschränkt sich keinesfalls nur auf den christlichen Bereich,
sondern nimmt weitere Religionen in einer abschließenden, eigenen
Sektion in den Blick. Einen Grenzfall könnten Bücher darstellen, wenn
nicht der Text, sondern das Buch oder sogar die Schrift in der
jeweiligen Materialität als heilig gelten - und das nicht nur im
Christentum.


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Dienstag, 21. April 2015

18.30 Uhr
Abendessen, danach informelle Runde in der Trinkstube

Mittwoch, 22. April 2015

ab 8.00 Uhr
Frühstück

Nachwuchsworkshop
9.15 Uhr
Begrüßung durch die Moderatoren
Prof. Dr. Klaus Herbers, Erlangen
Dr. Uta Kleine, Hagen
Dr. Miriam Czock, Duisburg-Essen

9.30 Uhr
Kirchtürme, Qafees und Pagoden
Indische Sakralität in drei portugiesischen Reiseberichten
Sebastian Stinzing M.A., Würzburg

10.15 Uhr
Vom Umgang mit Charismatikern
Gründerheiliger und Klosterregel bei den Kartäusern und Grandmontensern
Daniela Hoffmann M.A., Mannheim

11.00 Uhr
Kaffee/Tee

11.30 Uhr
Hagiographie als Medium der Gruppenbildung
Kommunikationsgeschichtliche Perspektiven auf die monastische
Reformbewegung im spätangelsächsischen England
Stephan Bruhn M.A., Kiel

12.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Martyrs of "Our" Faith
Identity and the Cult of Saints in Post-Hussite Bohemia
Dr. Katerina Hornickova, Salzburg

15.00 Uhr
Kaffee/Tee

Moderation Nachwuchsworkshop
Prof. Dr. Klaus Herbers, Erlangen
Dr. Uta Kleine, Hagen
Dr. Miriam Czock, Duisburg-Essen

Beginn der Tagung
16.00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Petra Kurz M.A., Stuttgart
Prof. Dr. Klaus Herbers, Erlangen

I. Methodische Orientierung
Sektionsleitung: Prof. Dr. Susanne Köbele, Zürich

16.15 Uhr
Was ist uns heilig?
Kulturwissenschaftliche Anmerkungen zu "sakralen" Dingen
Prof. Dr. Peter J. Bräunlein, Göttingen

17.15 Uhr
Materialität, Ästhetik und Zuhandenheit sakraler Objekte.
Religionswissenschaftliche Perspektiven
PD Dr. Anne Koch, München

18.30 Uhr
Abendessen

Donnerstag, 23. April 2015

8.00 Uhr
Frühstück

9.00 Uhr
Mittelalterliche Pilgerzeichen
Heiligung von Zeichen und Heiligung durch Zeichen
Dr. Hartmut Kühne, Berlin

10.00 Uhr
Körper und Ding
Wesen und Wahrnehmung von mittelalterlichen Reliquien
Prof. Dr. Michele Ferrari, Erlangen

11.00 Uhr
Kaffee/Tee

11.30 Uhr
Führung in der Basilika

12.30 Uhr
Mittagessen

II. Dinglichkeit und Körperlichkeit
Sektionsleitung: Dr. Uta Kleine, Hagen

14.30 Uhr
Verhüllen und Verbergen.
Strategien der Sakralisierung von und mit Reliquien
Prof. Dr. Hedwig Röckelein, Göttingen

15.30 Uhr
Kaffee/Tee

16.00 Uhr
Der verschwundene Körper Vidyatirthas und Gott Siva
Südindische Befunde zur Wechselwirkung zwischen heiligem Objekt und
Person
Prof. Dr. Karin Steiner, Würzburg

17.00 Uhr
Die Stigmatisierung der Hl. Katharina von Siena
Hagiographie, Ikonographie und die Verehrung der Croce dipinta aus Pisa
Prof. Dr. Heidrun Stein-Kecks, Erlangen

18.00 Uhr
Abendessen

Freitag, 24. April 2015

8.00 Uhr
Frühstück

III. Dinge und Liturgie
Sektionsleitung: Prof. Dr. Felicitas Schmieder, Hagen

9.00 Uhr
Der frühchristliche und frühmittelalterliche Altar als Sakralobjekt und
Kultzentrum
Prof. Dr. Stefan Heid, Rom

10.00 Uhr
Vasa sacra und Paramente in liturgischen und normativen Quellen
Dr. Miriam Czock, Duisburg-Essen

11.00 Uhr
Kaffee/Tee

11.30 Uhr
"Est mea vox bam bam, potens repellere Satan"
Die Glockenweihe im Spiegel mittelalterlicher Inschriften und
konfessionalistischer Polemik
PD Dr. Michael Oberweis, Mainz

12.30 Uhr
Mittagessen

IV. Erscheinungsformen
Sektionsleitung: Prof. Dr. Johanna Mierau, Erlangen

14.00 Uhr
Der heilige Mantel des Propheten (Hirka-i Saâdet) und der
Reliquienschrein im Topkapi Sarayi
Patrick Franke, Bamberg

15.00 Uhr
Heiliges zum Mitnehmen
Überlegungen zur Mobilität heiliger Dinge in Spätantike und
Frühmittelalter
Prof. Dr. Carola Jäggi, Zürich

16.00 Uhr
Kaffee/Tee

16.30 Uhr
Cities, Saints, and Sacred Matter in Medieval Byzantium
Towards a New Understanding of Sanctity as Material and Spatial
Practice
Prof. Dr. Holger Klein, New York

17.30 Uhr
Wie wird ein Ding heilig?
Dr. Roger Thiel, Erlangen

18.30 Uhr
Abendessen

Samstag, 25. April 2015

8.00 Uhr
Frühstück

V. Heiligkeit in Schrift
Sektionsleitung: Prof. Dr. Georges Tamer, Erlangen

9.00 Uhr
Der Buchstabe als heiliges Ding
Dr. des. Berenike Metzler, Erlangen

10.00 Uhr
Warum tragen Heiltümer Inschriften?
Dr. Rüdiger Fuchs, Mainz

11.00 Uhr
Kaffee/Tee

11.30 Uhr
Heiligkeit im Narrativ
Der Fall einer Schriftrolle aus dem Nildelta
Ursula Bsees M.A., Wien

12.30 Uhr
Zusammenfassung

Prof. Dr. Andreas Nehring, Erlangen
13.00 Uhr
Mittagessen, danach Ende der Tagung

Tagungsleitung
Prof. Dr. Klaus Herbers, Erlangen
Andrea Beck M.A., Erlangen
Petra Kurz M.A., Stuttgart


------------------------------------------------------------------------
Kerstin Hopfensitz

Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Im Schellenkönig 61, 70184
+49 711 1640-752
+49 711 1640-852
Hopfensitz(a)akademie-rs.de

Homepage der Akademie
<http://www.akademie-rs.de/ge-veranstaltungen.html>

[Regionalforum-Saar] Kaiser und Kalifen. Karl de r Große und die Mächte am Mittelmeer um 800

Date: 2015/02/11 15:09:15
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Stiftung Deutsches Historisches Museum (Hrsg.): Kaiser und Kalifen. Karl
der Große und die Mächte am Mittelmeer um 800. Darmstadt: Philipp von
Zabern Verlag 2014. ISBN 978-3-8053-4774-7; 423 S.; EUR 39,95.

Inhaltsverzeichnis:
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_23043.pdf>

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Wilfried Hartmann, Historisches Seminar, Eberhard-Karls-Universität
Tübingen
E-Mail: <wilfried.hartmann(a)uni-tuebingen.de>

Mit dem vorliegenden Band möchte das Deutsche Historische Museum in
Berlin einen Beitrag "zur Frage der historischen und
kulturgeschichtlichen Bedeutung der Person Karls des Großen und seiner
Politik im Rahmen einer [...] vergleichenden Betrachtung mit den beiden
anderen Großmächten des Mittelmeerraums und des Vorderen Orients" (S. 9)
leisten. Da die ursprünglich über dieses Thema geplante Ausstellung im
Karlsjahr 2014 nicht zustande kam, wurden die im Februar 2013 gehaltenen
Beiträge des Workshops "Karl der Große und die Mächte um 800" hier
publiziert. Im Zentrum des Bandes steht die Frage nach Karl dem Großen
als "Akteur im Mittelmeerraum" (vgl. den einleitenden Beitrag von
Barbara Segelken und Tim Urbach auf S. 10-13).

Die 24 Beiträge sind in vier Großkapitel aufgeteilt: 1. Mächte am
Mittelmeer: Karl der Große, Byzanz, Juden, Karl und die Päpste und
Aufstieg der Araber; 2. Begegnungen der Kulturen: Kaisertum und
Priestertum, Karl, Byzanz und der Islam, Italien, Sachsen, Kriegswesen
und Handel; 3. Kulturelle Praktiken: Pfalzen Karls, islamische Stadt,
Mobilität, Grenzen, Textilhandwerk, byzantinische Kultur, Austausch in
der Architektur, Theoderich in Aachen und Bauten in Asturien und in
Aachen; sowie 4. Moderne Perspektiven: Karl als Vorbild, Karl und
Europa, Karl in modernen Medien und Aktualität Karls.

Mehrere Beiträge (vor allem von Borgolte, Drews und Scior) beziehen sich
auf die vor kurzem erschienene Untersuchung von Michael McCormick[1], in
der der Autor eine kommentierte Edition eines Zeugnisses vorlegt, das im
frühen 9. Jahrhundert entstanden ist und das eine Bestandsaufnahme der
Kirchen in Jerusalem und in Palästina enthält.

Zu 1.: Für Michael Borgolte (S. 16-23) erweist sich Karl der Große
dadurch als "global player", "dass er Mönche und Nonnen seines Reiches
in Jerusalem unterstützte oder gar selbst ansiedelte" (S. 23). Wenn dies
als "Symbiose lateinischer Christen mit Fremden" (S. 21) gedeutet wird,
so scheint mir das eine Überinterpretation. Auch möchte ich bezweifeln,
ob Borgolte (in der Erläuterung zur Abbildung 13, einer Ansicht der
Fossa Carolina) recht hat, wenn er Karls Vorhaben, einen Kanal zwischen
Main und Donau zu bauen, auf die Absicht zurückführt, "den Handel
zwischen West und Ost zu erleichtern" (S. 23). Im Beitrag von Michael
Grünbart über Byzanz (S. 24-37) irritieren widersprüchliche Aussagen
über die Macht des Oströmischen Reiches: Während es auf S. 33 heißt, "in
den folgenden Jahrhunderten operierte das Oströmische Reich als
Weltmacht", lautet der letzte Satz (auf S. 37): "Das Byzantinische Reich
wurde [...] auf den Ägaisraum mit angrenzenden Landgebieten auf der
Balkanhalbinsel und in Kleinasien konfiniert". Johannes Heil beklagt in
seinem interessanten Beitrag (S. 38-49), dass sich über die Geschichte
und die innere Verfassung der Juden in der Zeit seit der Spätantike bis
ins 9. Jahrhundert nur wenige Fakten beibringen lassen. Er glaubt nicht
an eine generelle Privilegierung der Juden für die Karolingerzeit und
hält die Behauptung von einer großen Judengemeinde in Köln für eine
unbewiesene Hypothese. Bei Matthias Becher, der über die Päpste und Karl
den Großen schreibt (S. 50-61), bleibt unklar, was die Karte (Abbildung
41) auf S. 55 illustrieren soll: Ist hier die wachsende Ausdehnung des
Kirchenstaats kartiert oder handelt es sich um eine Umsetzung der
(angeblichen) Schenkungen Pippins? Anna Akasoy gibt einen Überblick über
die politische und religiöse Geschichte des Islam (S. 62-73) unter
Betonung des Gegensatzes zwischen den Gebieten im Westen und im Osten.

Zu 2.: Jan-Markus Kötter befasst sich mit der Entstehung der
gelasianischen Zweigewaltenlehre und ihrer Nachwirkung bis ins 9.
Jahrhundert (S. 76-85). Wolfgang Drews (S. 86-99) hebt hervor, dass es
direkte Handelsbeziehungen zwischen Nordafrika und dem Karolingerreich
gegeben haben müsse, wie Münzfunde und das durch Michael McCormack
edierte Textstück belegen. Drews befasst sich auch mit den Geschenken
des Kalifen an Karl den Großen und vermutet, dass der Elefant ein
Begleitgeschenk eines Ehrengewandes sein könnte; damit hätte der Kalif
symbolisch seinen Überlegenheitsanspruch über den fernen barbarischen
Herrscher zum Ausdruck gebracht. Stefano Gasparri (S. 100-115) behandelt
die langobardischen beziehungsweise byzantinischen Teile Italiens vor
allem im 8. Jahrhundert und geht auf die wirtschaftlichen und sozialen
Verhältnisse ein. Rom wird nur sehr kurz am Ende des Beitrags, das
karolingische Italien überhaupt nicht behandelt. Der Beitrag von
Matthias Wemhoff über Sachsen (S. 116-129) befasst sich mit der
Entwicklung der sächsischen Sakrallandschaft, wobei man sich allerdings
fragt, was dieser Beitrag in dem Band zu suchen hat. Hans-Henning Kortüm
geht in seinem gehaltvollen Essay über das Kriegswesen (S. 130-143) auf
eine ganze Reihe von umstrittenen Themen ein, so auf die Bedeutung der
Freien oder der Vasallen für das karolingische Heer, auf die Größe der
Heere oder auf die Kampfesweise und die Waffen. Er wendet sich gegen den
anachronistischen "Mythos vom karolingischen Panzerreiter" (S. 137) und
scheint der Meinung zu sein, dass Karls militärische Erfolge eher mit
kleinen Heeren errungen wurden. Eine Auseinandersetzung mit den Büchern
von Bernhard S. Bachrach[2] wird leider nicht geboten. Lutz Ilisch
schreibt über die Bedeutung von arabischen Münzen und Edelmetallen
(Gold, Silber und Kupfer) für den Handel des Karolingerreichs (S.
144-154).

Zu 3.: Holger Grewe behandelt vor allem die neuen archäologischen
Erkenntnisse über die Pfalzen Ingelheim, Aachen und Paderborn (S.
158-180). Peter Feldbauer und Ilja Steffelbauer (S. 182-200) bezeichnen
die Abwertung der Bedeutung der Städte im islamischen Bereich als
ideologisches Konstrukt. Volker Scior (S. 202-212) behandelt das
Mittelmeer als wichtige Kontaktzone und geht auf Pilger (wie den
heiligen Willibald) und Gesandte (wie Amalarius von Trier) ein. Obwohl
es nicht viele Belege gibt, glaubt er sagen zu können, "dass die
Fernkommunikation im Mittelmeerraum zwischen Europa und der islamischen
Welt zwischen 750 und 900 zunahm" (S. 213). Sciors Ausführungen beruhen
vor allem auf seiner noch nicht veröffentlichten Habilitationsschrift
über "Boten im frühen Mittelalter. Studie zur zeitgenössischen Praxis
von Kommunikation und Mobilität". Stuart Airlie (S. 214-229) geht in
seinem Beitrag über äußere und innere Grenzen vom berühmten Silberdenar
mit dem Bild Karls des Großen aus und befasst sich mit dem Wandern von
Informationen über den Herrscher. Ulrike Koenen (S. 230-241) befasst
sich anhand von Objekten, die wahrscheinlich aus dem Ägypten des 7. oder
8. Jahrhunderts stammen, mit der Motivübertragung bei Textilien. Arne
Effenberger (S. 242-255) behandelt die byzantinische Kultur der Jahre
von 787 bis 815 und geht dabei auf das Wiedererwachen des Interesses an
den Wissenschaften, auf die Neuerungen im byzantinischen Kirchenbau, auf
Stiftungen von Kirchen und die Ikonenmalerei ein. Sehr schön hat Lorenz
Korn (S. 256-277) den künstlerischen Austausch im Mittelmeerraum
beschrieben: Sowohl die islamische Welt als auch das
frühmittelalterliche Europa haben Formen der spätantik-römischen
Architektur tradiert und weiterentwickelt. So kann die Pfalzkapelle
Karls des Großen auch als Kopie des im 8. Jahrhundert erbauten
Felsendoms in Jerusalem verstanden werden. Horst Bredekamp (S. 278-289)
versucht nachzuweisen, dass die aus Ravenna geholte Reiterstatue
Theoderichs des Großen in Aachen als Brunnenfigur im Bereich der Thermen
aufgestellt wurde. Stefan Trinks (S. 290-307) vergleicht die Aachener
Pfalzkapelle mit der Palasthalle und der Palastkirche, die König Ramiro
I. zwischen 842 und 850 in Oviedo errichten ließ.

Zu 4.: Nicht so recht zum Thema des Bandes passen die vier
abschließenden Beiträge im "Moderne Perspektiven" überschriebenen Teil.
Bernd Schneidmüller (S. 310-321) schreibt über die mittelalterliche
Nachwirkung Karls als einen geträumten, gefälschten und erfundenen Karl.
Rudolf Schieffer (S. 322-329) geht auf die realen Hintergründe der
Vorstellung von Karl als dem "Vater Europas" ein. Bernhard Jussen (S.
330-349) wendet die Ergebnisse seiner Studien über die "Ikonologie der
Geschichtswissenschaft"[3] auf Karl den Großen an. Johannes Fried (S.
350-359) bietet eine etwas beliebig anmutende Sammlung von Karlsbildern
aus dem 20. und dem 21. Jahrhundert.

Das Werk enthält auch (unterschiedlich ausführlich gestaltete)
Anmerkungen zu den einzelnen Beiträgen, ein Verzeichnis der erwähnten
Quellen und Literatur sowie ein Register der vorkommenden Namen.

Besonders erwähnenswert sind die zahlreichen vorzüglichen Abbildungen.
Zu den ebenfalls reichlich vorhandenen Karten muss allerdings kritisch
Stellung genommen werden: Schon auf dem vorderen Vorsatz, dann auf S. 13
(Abbildung 4), auf S. 44 (Abbildung 40) und auf Abbildung 47 (S. 64 f.)
ist die Ostgrenze des Reiches Karls des Großen falsch eingezeichnet.
Richtig sind dagegen die Karten auf S. 96 (Abbildung 67), S. 204 und S.
216: Wenn den Kartendarstellungen im Anfangsteil des Bandes neue
Erkenntnisse der Forschung zugrunde liegen sollten, dann hätte das
irgendwo gesagt werden müssen.


Anmerkungen:
[1] Michael McCormick, Charlemagne's Survey of the Holy Land. Wealth,
Personnel, and Buildings of a Mediterranean Church between Antiquity and
the Middle Ages, Washington 2011.
[2] Vgl. etwa Bernard S. Bachrach, Charlemagne's early campaigns
(768-777). A diplomatic and military analysis, Leiden 2013.
[3] Vgl. dazu Bernhard Jussen, Plädoyer für eine Ikonologie der
Geschichtswissenschaft. Beobachtungen zur bildlichen Formierung
historischen Denkens, in: Hubert Locher (Hrsg.), Reinhart Koselleck -
Politische Ikonologie. Perspektiven interdisziplinärer Bildforschung
(Tagungsakten Marburg 2010), München 2013, S. 260-279.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Lioba Geis <lioba.geis(a)uni-koeln.de>

[Regionalforum-Saar] Rez. MA: R. Schmitz-Esser: Der Leichnam im Mittelalter

Date: 2015/02/11 15:09:50
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Schmitz-Esser, Romedio: Der Leichnam im Mittelalter. Einbalsamierung,
Verbrennung und die kulturelle Konstruktion des toten Körpers (=
Mittelalter-Forschungen 48). Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag 2014. ISBN
978-3-7995-4367-5; geb.; 783 S., XV; EUR 82,00.

Inhaltsverzeichnis:
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_23178.pdf>

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Jörg Rogge, Historisches Seminar, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
E-Mail: <rogge(a)uni-mainz.de>

Die Münchener Habilitationsschrift will eine Forschungslücke füllen und
zeigen, wie der menschliche Leichnam im Früh- und Hochmittelalter sozial
und kulturell manipuliert wurde. Schmitz-Esser strebt dabei eine
"Gesamtschau" (S. 16) der physischen Präsenz der Toten an, in der er
Forschungen der Medizingeschichte, der Religions- und
Liturgiegeschichte, der Realienkunde, der Rechtsgeschichte, der
Archäologie und Paläoanthropologie zusammenführt und diese mit eigenen
Forschungen und neuen Interpretationen bekannter Beispiele noch
erweitert. Für ihn ist die physische Existenz der Toten mehr als nur der
Gegenstand von makabren Anekdoten; indem er den gesellschaftlichen
Umgang mit dem Leichnam im jeweiligen Kontext untersucht, eröffnen sich
kulturhistorische Erklärungsmöglichkeiten. Ihn interessiert nicht so
sehr, was tatsächlich geschehen ist, sondern wie der Umgang mit dem
Leichnam in der historischen Überlieferung dargestellt wird. So ist es
konsequent, dass er eine Analyse der in den Quellen imaginierten
Inszenierungen der Leichname (in zehn Kapiteln) anbietet.

Diese zehn Kapitel sind so angeordnet, dass sie den ausdauernden Leser
von der Bestattung der ganzen Leiche bis hin zum Umgang mit
Leichenteilen (Herz, Kopf, Hand) führen. Die einzelnen Kapitel sind
jedoch auch sehr gut separat benutzbar; und weil jedes Kapitel mit einer
Zusammenfassung endet, kann man sich schnell über die darin von
Schmitz-Esser erarbeiteten Ergebnisse orientieren. Man kann sich über
die Bestattungen ebenso informieren wie über Leichenschändungen und den
Umgang mit exkommunizierten Toten, liest über heilige Leichname,
erfährt, wie sie als Legitimationsmittel beziehungsweise als Arznei und
Wundermittel eingesetzt wurden oder welchen rechtlichen Status eine
Leiche hatte. In diesen Kapiteln bietet Schmitz-Esser gute
Zusammenfassungen der jeweils einschlägigen Forschung an und aufgrund
seines geradezu enzyklopädischen Ansatzes gelingt es ihm dabei,
weiterführende Beobachtungen zu machen. Die Präsenz der toten Körper in
der visuellen Kultur des späten Mittelalters ist nach Schmitz-Esser
keine Konsequenz der Pesterfahrung, sondern beruht auf einer schon
früher einsetzenden, gesteigerten Aufmerksamkeit für den Leichnam (S.
114). Im Hinblick auf die um 1300 zumal in England zunehmende
Zerstückelung der Leichen von als Hochverrätern hingerichteten Männern
gibt er zu bedenken, ob sich diese Praxis nicht in die "Ausweitung der
Körperstrafen und insbesondere der Verbrennungsstrafe für Häretiker im
12. und 13. Jahrhundert" einordnen lässt (S. 549).

In dem Kapitel "Der lebende Leichnam" setzt sich Schmitz-Esser kritisch
mit der Vorstellung auseinander, im Mittelalter habe die Angst vor
lebenden Leichnamen, Wiedergängern und Vampiren zu den Überzeugungen
breiter Bevölkerungsschichten gehört. Zum Beleg für diese Annahme wird
in der Forschung häufig auf das Überleben von heidnischen oder
germanischen Traditionen verwiesen, die man anhand der Maßnahmen zur
Verhinderung des Wiederganges (Steine auf dem Leichnam beziehungsweise
Sarg, Abtrennen der Beine, Enthauptung, Pfählen, Annageln oder
Verbrennen) belegen zu können meint. Auf der Grundlage archäologischer
Forschungsergebnisse relativiert Schmitz-Esser diese Annahmen. Er
besteht zu Recht darauf, an den wenigen Einzelfunden keine
Gesamtinterpretation über die Furcht vor den Toten im Mittelalter
aufzuhängen, denn "oftmals bieten sich andere, plausiblere Begründungen
für die Befunde an" (S. 454). Auch für eine zentrale schriftliche Quelle
in diesem Zusammenhang, nämlich die Erzählungen des Wilhelm von Newburgh
(Ende des 12. Jahrhunderts) über vier Wiedergänger, von denen sich einer
als Blutsauger betätigt hatte, schlägt der Autor eine Neubewertung vor.
Diese Erzählungen berichten von einem genuin hochmittelalterlichen
Phänomen, nämlich der "Vorstellung von der negativen Wirksamkeit der
Toten" (S. 457). Das sei die korrespondierende Vorstellung zu der Idee
von der Realpräsenz der Heiligen in den Reliquien. "So wie die Leichen
der Heiligen durch ihren Duft heilen, so verdirbt der Gestank der bösen
Leichen die Lebenden" (S. 458).

Das längste Kapitel dieses Buches behandelt die "Einbalsamierung und
Leichenerhaltung". Ausgehend von antiken und biblischen Methoden der
Leichenkonservierung arbeitet sich Schmitz-Esser durch Belege und
Literatur, um eine Entwicklungsgeschichte der einschlägigen Praktiken
bis in das späte Mittelalter zu schreiben. Hierzu gehörte das
Einbalsamieren (samt der dazu verwendeten Mittel wie Wachs, Leinen,
Quecksilber, Gips, Kalk), das Kochen der Leichen (1299 von Papst Bonifaz
VIII. verboten), die Leichenwaschung und die Leichensektion; im 14.
Jahrhundert sei eine Professionalisierung der Einbalsamierung zu
beobachten. Schließlich benennt er vier Gründe für die kurz- oder auch
langfristige Konservierung von Leichen. Es ging zunächst um die
kurzfristige Verhinderung des Verfalls des Leichnams, im Hochmittelalter
wurde die Einbalsamierung zu einem sozialen Privileg. Drittens spielten
religiöse Gründe eine Rolle und schließlich betont Schmitz-Esser, dass
der Leichnam nicht nur für das Jenseits, sondern auch für das Diesseits
eine wichtige Bedeutung hatte (S. 304f.).

Den Forschungsstand zu seinem Thema, dem Umgang mit der menschlichen
Leiche, verortet Schmitz-Esser in seiner Einleitung "zwischen populärem
Hype und historischem Desinteresse" (S. 12). Die damit gekennzeichnete
Forschungslücke kann er aufgrund seiner enormen Überlieferungs- und
Literaturkenntnis sowie seiner Fähigkeit, diese Kenntnisse mithilfe
kulturwissenschaftlicher Methoden zu strukturieren und zu reflektieren,
weitgehend schließen. Darüber hinaus bieten seine kritischen Wertungen
der bisherigen Forschung und Neuinterpretationen bekannter Quellen
Ansätze für weitere Spezialforschungen zum Umgang mit und zur
Konstruktion des Leichnams im Mittelalter.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Florian Eßer <esser(a)histinst.rwth-aachen.de>

[Regionalforum-Saar] Die Küste der Freiheit

Date: 2015/02/13 21:33:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Buchvorstellung und Lesung mit Maria W. PETER, St. Augustin/Schiffweiler

aus dem Roman „Die Küste der Freiheit“


Donnerstag, den 5. März 2015, 19:30 Uhr

Stadtbibliothek St. Wendel im Mia-Münster-Haus, Wilhelmstraße 11



 

Kooperationsveranstaltung der Stadtbibliothek mit Buch und Papier Klein, St. Wendel

 

Die Mennonitin Anna, Hauptdarstellerin in „Die Küste der Freiheit“, macht sich von der Pfalz auf den Weg in ein freies Amerika. Auf vielen Wegen dies- und jenseits des großen Teichs trifft sie immer wieder auf den hessischen Leutnant Lorenz von Tannau, der mit seinem Regiment auf britischer Seite gegen die amerikanischen Patrioten kämpft. Neben der Lesung gibt es Hintergrundinformationen zum Auswandererleben im 19. Jahrhundert und dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg mit den Reenactors Peter Weiser, René Schwarz und Stefan Scheu vom „Régiment la Sarre“. Ein Kostproben-Büffet mit historischen und regionaltypischen Snacks lässt die ZuhörerInnen in die Vergangenheit eintauchen.

 

Weitere Informationen im Anhang sowie

[Regionalforum-Saar] Wir sind dann mal weg!

Date: 2015/02/13 21:36:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Wir sind dann mal weg! -

Auf dem Caminho Português von Portugal nach Spanien

Ein Bildervortrag von Anne Geiger

 

Wann: am Dienstag, 10. März um 19.00 Uhr

Wo: Im Gemeindehaus Jakobskirche Alt-Saarbrücken

Eintritt frei

 

Im Mai 2014 unternahm ich mit meiner Freundin Margret eine Pilgereise auf dem Jakobsweg von Porto in Portugal nach Santiago de Compostela in Spanien. In 11 Tagen legten wir insgesamt 250 Kilometer zurück - natürlich zu Fuß, nur mit unserem Rucksack auf dem Rücken und gerade mit dem Nötigsten versehen, was man für eine solche Tour benötigt.

 

Wir haben viel gesehen und viele Leute getroffen, und davon werde ich im Vortrag erzählen.

[Regionalforum-Saar] Konf: Kriegserfahrungen erz ählen - Wien 03/15

Date: 2015/02/16 23:18:52
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) an der
Kunstuniversität Linz, Wien, in Kooperation mit dem FSP Historische
Kulturwissenschaften an der JGU Mainz
12.03.2015-13.03.2015, Wien, IFK Wien, Reichsratsstraße 17, 1010 Wien

Können Kriegsteilnehmer ihre Erfahrungen vermitteln? Walter Benjamin
beobachtete,  wie die Kriegsheimkehrer des Ersten Weltkriegs "verstummt
aus dem Felde" kamen, "[n]icht reicher, ärmer an mittelbarer Erfahrung".
Diese Feststellung einer (vermeintlich) allgemeinen Sprachlosigkeit, der
Unmöglichkeit, die persönliche Erfahrungen mitzuteilen, sie zu
objektivieren und gegebenenfalls gar ins 'Archiv' einzuspeisen,
verhärtete sich im Laufe der Jahrzehnte nach Benjamin. Unter dem
Eindruck der Shoa entstand der Topos einer generellen Undarstellbarkeit
der Erfahrung (Agamben). Allerdings hat dieser Topos seit einigen Jahren
seine dominierende Position verloren, die Verbrechen der Wehrmacht und
der Einsatzgruppen hatte er immer  schon ausgeblendet, den Unterschied
zwischen Tätern und Opfern verwischt. George DidiHuberman hat treffend
dargelegt, dass das Pathos der Undarstellbarkeit (ohne es zu wollen) der
damnatio memoriae-Strategie der Nationalsozialisten in die Hände
spiele. Doch auch jenseits der spezifischen Fragestellungen der Shoa
wird die kulturwissenschaftliche Debatte um den Erfahrungsbegriff, die
persönliche Erfahrung und die Möglichkeit von deren Darstellung
intensiv geführt. Mit der Tagung fragen wir, wie in verschiedenen
Epochen und Kriegen  (100-jähriger Krieg, 30-jähriger Krieg, Zweiter
Weltkrieg) die Erfahrungen von Soldaten und der Zivilbevölkerung in
bestimmten Mustern schriftlich vermittelt wurden. Dabei wird es auch
darum gehen, Epochen übergreifend narrative Strukturen freizulegen, die
(bewusst oder unbewusst) von den Erzählern genutzt werden, um eine
Objektivierung der persönlichen Erfahrung voranzutreiben. Im Sinne einer
generellen Narrativ-Kritik soll dies auch eine Frage nach den
Machtstrukturen sein, die darüber entscheiden, welche Erfahrungen einen
"historiografischen" Wert haben und welche (angeblich) nicht.

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Do., 12. März 2015

15.00
Begrüßung, Helmut Lethen    
Einführung, Jörg Rogge  
 
HUNDERTJÄHRIGER KRIEG
Moderation: Jörg Rogge 

15.30 Martin Clauss: Krieg der Ritter - Erzählmuster des Heroischen in
den Chroniken zum Hundertjährigen Krieg

16.30 Kaffeepause

17.00 Matthias Däumer: Arthurische Archivierung. Die Objektivierung
subjektiver Kriegserfahrungen am Beispiel von Thomas Malorys "Le Morte
d'Arthur"

18.00 Ende

19.00 Gemeinsames Abendessen aller ReferentInnen/ModeratorInnen 

Fr., 13. März 2015

DREISSIGJÄHRIGER KRIEG 
Moderation: Maren Lorenz

10.00 Matthias Schnettger: Der Sacco di Mantova (1630) aus Täter- und
Opfersicht

11.00 Kaffeepause

11.30 Ulrich Breuer: "beichtsweis erzählen". Krieg und Bekenntnis in
Grimmelshausens "Courasche"

12.30 Mittagspause

ZWEITER WELTKRIEG (EUROPÄISCHER KRIEGSSSCHAUPLATZ) Moderation: Christa
Karpenstein-Eßbach

14.30 Sönke Neitzel: Kämpfen, Töten und Sterben. Kameradengespräche über
Krieg und Holocaust

15.30 Kaffeepause

16.00 Matías Martínez: Der trivialisierte Krieg. Über
Authentizitätsstrategien in "Landser"-Heften

17.00 Ende  


KONZEPTION Jörg Rogge (Historisches Seminar, Johannes Gutenberg
Universität Mainz) 

TEILNEHMERINNEN Ulrich Breuer (Deutsches Institut, Johannes Gutenberg
Universität Mainz) Martin Clauss (Institut für europäische Geschichte,
Technische Universität Chemnitz) Matthias Däumer (FSP Historische
Kulturwissenschaften, Johannes Gutenberg Universität Mainz) Christa
Karpenstein-Eßbach (Seminar für deutsche Philologie, Universität
Mannheim) Maren Lorenz (Historisches Institut, Ruhr-Universität Bochum)
Matías Martínez (Germanistik, Bergische Universität Wuppertal) Sönke
Neitzel (Department of International History, London School of Economics
and Political Science) Matthias Schnettger (Historisches Seminar,
Johannes Gutenberg Universität Mainz)

------------------------------------------------------------------------
FSP Historische Kulturwissenschaften

Jakob-Welder-Weg 11
55099 Mainz

hkw(a)uni-mainz.de

[Regionalforum-Saar] Tagber: 'Teutsche Liedlein' des 16. Jahrhunderts.

Date: 2015/02/16 23:20:53
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Achim Aurnhammer, Deutsches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg; Susanne Rode-Breymann, Hochschule für Musik, Theater und
Medien Hannover
13.10.2015-15.10.2015, Wolfenbüttel

Bericht von:
Achim Aurnhammer, Deutsches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg; Susanne Rode-Breymann, Hochschule für Musik, Theater und
Medien Hannover
E-Mail: <achim.aurnhammer(a)germanistik.uni-freiburg.de>;
<s.rode-breymann(a)gmx.de>

Die Jahrestagung des Wolfenbütteler Arbeitskreise für
Renaissanceforschung, geleitet von Achim Aurnhammer (Freiburg im
Breisgau) und Susanne Rode-Breymann (Hannover), widmete sich den
'Teutschen Liedlein' des 16. Jahrhunderts. Gefragt wurde erstens nach
den vielfältigen Bezügen zwischen Text und Musik, zweitens nach dem
sozialen Ort des Liedes im Spannungsfeld höfischer, städtischer oder
universitärer Kunstausübung und Unterhaltungskultur, drittens nach den
Konvergenzen mit anderen Gattungen (vor allem dem Drama) und viertens
nach den wirkungsgeschichtlichen Aspekten der 'teutschen Liedlein'.

Eröffnet wurde die Tagung mit einem abendlichen Gesprächskonzert in der
Augusteerhalle der Herzog August Bibliothek. Nach der Begrüßung durch
den Direktor der Herzog August Bibliothek, Helwig Schmidt-Glintzer
(Wolfenbüttel), und der Einführung durch den Vorsitzenden des
Arbeitskreises, KLAUS BERGDOLT, wechselten Vorträge von SUSANNE
RODE-BREYMANN (Hannover) und SVEN LIMBECK (Wolfenbüttel) mit der
Aufführung von 'Teutschen Liedlein' des 16. Jahrhunderts, präsentiert
von The Schoole of Night (Maria Skiba und Frank Pschichholz). Susanne
Rode-Breymann umriss das Thema der Tagung ausgehend von Quellen, die
sich in der Herzog August Bibliothek befinden und einerseits, wie Georg
Forsters Frische teutsche Liedlein, auf die zentrale Rolle verweisen,
die das Lied in der höfischen Musikkultur hatte, andererseits, wie
Andreas Hakenbergers Newe Deutsche Gesänge, Zeugnis von einer reichen
Liedproduktion im städtischen Kontext geben. Sven Limbeck ordnete diese
Quellen in die Sammlungs-Geschichte der Musikalien in der Herzog August
Bibliothek ein.

Am Anfang des ersten Sitzungstages gab ANDREA LINDMAYR-BRANDL (Salzburg)
einen Bericht über das von ihr geleitete Datenbank-Projekt "Früher
Notendruck in deutschsprachigen Ländern: Studien zur Entwicklung von
Drucktechnik und Repertoire / Early Music Printing in German Speaking
Lands". Auf der Basis eingehender quantitativer und statistischer
Erhebungen ging Lindmayr-Brandl der Frage nach, wie sich das Repertoire
der ,Teutschen Liedlein' im Untersuchungszeitraum 1501 bis 1540
entwickelte und suchte auf der ,big data'-Grundlage ihres Projekts nach
Erklärungen für den starken Rückgang des weltlichen Liedes im Dezennium
zwischen 1521 und 1530.

NICOLE SCHWINDT (Trossingen) beleuchtete in ihrem Vortrag das
metrisch-rhythmische Phänomen des oft am Liedende eingesetzten,
sogenannten ,Dreiers'. Anhand eines Korpus von Liedern aus dem späten
15. und frühen 16. Jahrhundert, die meist während der Regierungszeit
Kaiser Maximilians I. entstanden sind, bestimmte sie den ,Dreier' als
ein den Verlauf der Lieder proportionierendes Verfahren, dessen Einsatz
sowohl durch textliche Vorgaben wie durch musikalische Strukturen
bestimmt sei. Zudem fragte sie nach der Herkunft des ,Dreiers' aus der
Romania und nach seinem erstmals bei Heinrich Issac belegten Transfer in
das deutsche Lied.

Der folgende Vortrag von ARMIN BRINZING (Salzburg) widmete sich Chanson
und Lied in der musikalischen Praxis des 16. Jahrhunderts und richtete
sein besonderes Augenmerk auf ein außergewöhnliches Flugblatt, das zu
einem weltlichen Liedtext zwei alternative Melodien angibt: neben der
Melodie eines geistlichen Liedes wird vorgeschlagen, den Text auf den
vierstimmigen Satz eines französischen Chansons zu singen. In seiner
Analyse erörterte Brinzing die möglichen Rückschlüsse aus dem
bemerkenswerten Quellenbefund im Blick auf den Adressatenkreis des
Flugblatts und dessen geographisch-konfessionelle Verbreitung, auf den
Einfluss der Romania auf die deutschsprachige Liedkultur sowie auf das
Verhältnis von Text und Musik.

IZABELA BOGDAN (Poznan) behandelte die Liedersammlung Concentus novi
trium vocum (1540) von Hans Kugelmann und stellte sie in den Kontext des
geistlichen Liedrepertoires an protestantischen Schulen in der
Reformationszeit. Um Kugelmanns angeblich konservativen Kompositionsstil
zu charakterisieren, analysierte Bogdan exemplarisch sieben lateinische
und deutschsprachige Stücke. Bei präziser Berücksichtigung des
Entstehungskontextes, der Vorlagen und der Funktion des Cantus firmus
erscheine Kugelmanns Sammlung in einem differenzierteren, weniger
,rückschrittlichen' Licht.
   
GRANTLEY MCDONALDs (Salzburg) Referat zu Leonhard Pamingers Liederbuch
rückte den Aspekt der Autorschaft ins Zentrum. Er charakterisierte
Paminger als Dichterkomponisten, der sich einerseits ältere Texte und
Kompositionen bearbeitend angeeignet hat, dessen Sammlung aber
andererseits nach seinem Tod durch seinen Sohn Sophonias Paminger
redigiert und herausgegeben wurde. Als Beispiel für diese Praxis führte
McDonald geistliche Lieder an, die beim protestantischen Vater noch
deutlich Luthers theologische Positionen transportierten und vom Sohn
dann an die jeweiligen Adressaten angepasst wurden, wenn dieser die
Stimmbücher an verschiedene, auch katholische, Höfe schickte.

Orlando di Lassos Mein Frau Hilgart stellte BIRGIT LODES (Wien) als
parodistisches Lied auf den Ehestand vor. Um die traditionelle Abwertung
von Lassos deutschen Liedern zu revidieren und eine differenziertere
Sichtweise zu ermöglichen, kontextualisierte sie das Lied nicht nur mit
zeitgenössischen Geschlechterdiskursen, sondern ordnete es auch der
außerordentlich reich bezeugten Liedfamilie "Maria zart" zu. Erst vor
diesem liedgeschichtlichen Hintergrund, auf den markante Cantus
firmus-Zitate referierten, könne der parodistische Text seine Wirkung
entfalten. Die Einfachheit des Satzes sei daher nicht kritisch zu
beurteilen, sondern in ihrer Funktion für die Textaussage zu würdigen.

Für eine terminologische Neufassung der Stilregister plädierte SONJA
TRÖSTER (Wien) mit ihrem Vortrag über die mehrstimmigen
Liedkompositionen Ludwig Senfls. Nach einem forschungsgeschichtlichen
Rückblick entwickelte sie Vorschläge für eine neue Klassifizierung.
Statt Text und Musik sogleich gemeinsam zu typisieren, solle zunächst
der Liedsatz anhand von drei musikalischen Stilregistern differenziert
werden: zu unterscheiden seien das ,formelle', das ,kombinative' und das
,schlichte' Register. Gerade solche historisch nicht ,vorbelasteten'
Begriffe erlaubten, so Tröster, eine genauere Charakterisierung und
damit die Möglichkeit eines präziseren Vergleichs zwischen den Liedern.

SUSAN LEWIS HAMMOND (Victoria, VA) eröffnete den zweiten Sitzungstag,
indem sie Valentin Haussmann als Dichter, Komponisten und Übersetzer
vorstellte. Ihr Korpus bildeten Haussmanns Neue teutsche weltliche
Lieder (1592-1597) sowie seine ab 1606 erschienenen Übersetzungen von
italienischen Canzonetten und englischen Kompositionen. Hammond würdigte
Haussmanns übersetzerische Leistungen anhand seiner Adaptionen von
Dichtungen Tassos und Vecchis und zeigte exemplarisch auf, wie sein
Konzept einer ,freien Übersetzung' mit den musikalisch-strukturellen
Gegebenheiten des deutschen Liedes korrelierte. An Haussmanns
übersetzerischem Oeuvre lasse sich zudem nachzeichnen, wie die
aemulative Aneignung italienischer Vorlagen den Bildungsprozess der
deutschen Dichtersprache beförderte.

Die antike Mythologie in den 'teutschen Liedlein' untersuchte ACHIM
AURNHAMMER (Freiburg im Breisgau). Obschon mythologische Inhalte im
Liedrepertoire insgesamt nicht dominant hervortreten, lasse sich im
späten 16. Jahrhundert eine Entwicklung nachzeichnen, in deren Verlauf
die mythologischen Themen und Motive signifikant zunehmen und sich
zugleich funktional verändern. Während der Mythos bei Lechner (1577)
narrativ gestaltet und mit einer 'moralisatio' abgeschlossen werde,
tendieren spätere Sammlungen (Harnisch 1587; Haß 1602; Abraham von Dohna
1600-1616) zu selektiver, deutungsoffener, mitunter variierender und
korrigierender Rezeption sowie zu einer verlebendigenden Darstellung,
die auf die Lyrik des Barock vorausweise.

IMGARD SCHEITLER (Würzburg) erörterte auf breiter Quellenbasis den
Gebrauch des deutschen Liedes im Drama des 16. Jahrhunderts. Gerade die
Aufarbeitung einer zuvor noch nicht systematisch erschlossenen
Überlieferung erlaubte es ihr, hergebrachte Kategorisierungen kritisch
zu hinterfragen: Die Liedverwendung im Drama lasse weder eine klare
Trennung zwischen ,Hofweise', ,Gesellschaftslied', ,Humanistenode' oder
,Bergreihen', noch die Bevorzugung bestimmter Strophenformen erkennen.
Auch zeige der Gebrauch älterer Lieder im Drama des 17. Jahrhunderts
eine viel stärkere Kontinuität der literarischen Entwicklung, als es
gängige literaturgeschichtliche Periodisierungen mit dem
überakzentuierten Neubeginn der deutschen Dichtung durch ihren ,Vater'
Martin Opitz nahelegten.

Im abschließenden Vortrag von DIETER MARTIN (Freiburg im Breisgau) stand
die Rezeption der ,teutschen Liedlein' in der Zeit um 1800 im Zentrum,
die sich nach seiner Analyse im Spannungsfeld von politischer Intention,
philologischer Edition und poetischer Inspiration bewegte. Einerseits
steht der vor allem, aber längst nicht nur in Arnims und Brentanos
Sammlung Des Knaben Wunderhorn zu belegende Rückgriff auf Liederbücher
der voropitzischen Zeit im Kontext der nationalpatriotischen Bewegung
der Zeit. Andererseits werden die Liedertexte in graduell stark
unterschiedlicher Weise bearbeitet: konservativer, nahezu editorischer
Treue stehen nicht nur Liedcollagen gegenüber, die Strophen
verschiedener Provenienz miteinander kombinieren, sondern auch
nachahmende Um- und freie Weiterdichtungen, mit denen die Romantiker das
poetische Potential gerade des voropitzischen Liedes freilegten.

Konferenzübersicht:

Öffentliches Gesprächskonzert
Teutsche Liedlein des 16. Jhd.; The Schoole of Night: Maria Skiba, Frank
Pschichholz mit Vorträgen von Susanne Rode-Breymann (Hannover) / Sven
Limbeck (Wolfenbüttel)

Vorsitz: Gerrit Walther (Wuppertal)

Andrea Lindmayr-Brandl (Salzburg), Deutsche Lieder im frühen Notendruck:
ein neuer Blick

Nicole Schwindt (Trossingen), Dreier im Lied des frühen 16.
Jahrhunderts

Vorsitz: Jürgen Leonhardt (Tübingen)

Armin Brinzing (Salzburg), "In der Composition Don vincela mit 4.stimmen
zusingen". Chanson und Lied in der musikalischen Praxis des     16.
Jahrhunderts

Izabela Bogdan (Poznan), Concentus novi trium vocum (1540) by Hans
Kugelmann in the context of sacred song repertoire in Protestant schools
of the    Reformation period

Vorsitz: Thomas Kaufmann (Göttingen)


Grantley McDonald (Salzburg), Leonhard Pamingers Liederbuch

Vorsitz: Klaus Bergdolt (Köln)

Birgit Lodes (Wien), Orlando di Lassos Mein Frau Hilgart - ein
parodistisches Lied auf den Ehestand

Sonja Tröster (Wien), Stilregister der mehrstimmigen Liedkomposition bei
Ludwig Senfl

Vorsitz: Andreas Mahler (Berlin)

Susan Lewis Hammond (Victoria, VA), Valentin Haussmann as Poet,
Composer, and Translator: The Neue teutsche weltliche Lieder
(1592-1597)

Achim Aurnhammer (Freiburg im Breisgau), Antike Mythologie in den
"teutschen Liedlein"

Vorsitz: Susanne Rode-Breymann (Hannover)

Irmgard Scheitler (Würzburg), Liedverwendung und Kontrafakturpraxis im
Drama

Dieter Martin (Freiburg im Breisgau), Nationalpoetische Aneignung: Aus
"Frischen Teutschen Liedlein" werden "Alte deutsche Lieder"

Schlussbesprechung

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5837

[Regionalforum-Saar] Buchbinder Anspach (Ansbach)

Date: 2015/02/17 11:20:53
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,
 
ich suche Informationen über eine Buchbinderfamilie namens Anspach (wahlweise auch mit "b").
 

Andreas Anspach

* ca. 1810

Buchbinder

 

oo

Christiana Maul

* ca 1808

 

Ihre Kinder:

Eleonora Wilhelmina Carolina      * 31.05.1839 St. Wendel

Juliana Maria Katharina   * 02.02.1841 St. Wendel

Richard Jakob      * 05.02.1843 St. Wendel

Paul Anton      *12.03.1845 St. Wendel

 

Die Familie ist evangelisch.

 

Die Ehefrau hat einen Bruder namens Philipp Maul, Kaster-Condukteur in Nohfelden (1858).

Am 1. Oktober 1858 verkauft Andreas Anspach sein Haus in St. Wendel und zieht mit seiner Familie fort.

 

Mich interessiert, wo sie herkamen und wo sie hingingen.

 

In Saarbrücken gibt es eine Buchbinderei Anspach, mit deren Juniorchef ich heute telefonierte. Ob es da eine Verbindung gibt, ist nicht bekannt. Ggf. sind die Anspachs nach St. Wendel nach Ottweiler gezogen.

 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Anspach die 2te

Date: 2015/02/17 16:25:18
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salve, 

zunächst vielen Dank an  alle, die bisher auf meine Ansprach-Anfrage 
reagiert haben. 

Heute  bin ich auf einen weiteren Hinweis gestoßen. Danach ist Andreas 
Anspach um das  Jahr 1837 aus Kastellaun im Hunsrück nach St. Wendel gekommen. 
Ob er jetzt von  dort kam oder dort geboren wurde, steht nicht in der  
Quelle. 

Mit freundlichen Grüßen

Roland  Geiger

[Regionalforum-Saar] zurück in die zeit von 1522

Date: 2015/02/18 08:47:36
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ: 

Feuer frei fürs Event-Jahr 2015

Rund 70 Veranstaltungen hat die Stadt St. Wendel im Angebot

Ob Sport oder Musik, das Angebot in St. Wendel ist vielfältig. Einige Events sind „Leuchttürme, die das Stadtmarketing ausmachen“, erklärte der Erste Beigeordnete Peter Klär, als er gemeinsam mit Thomas Wüst vom Amt für Stadtmarketing die Veranstaltungen vorstellte.

Von SZ-Redakteurin Melanie Mai

St. Wendel. Das gab es schon seit vielen Jahren nicht. Selbst Thomas Wüst vom Stadtmarketing kann sich nicht mehr erinnern, wann es zuletzt ein Jahr ohne große Radsport-Veranstaltung in St. Wendel gegeben hat. 2015 gibt es keine Weltmeisterschaft, keine Deutsche Meisterschaft. Aber stattdessen rund 70 andere Veranstaltungen, die den städtischen Haushalt mit rund 80 000 Euro belasten, wie der Erste Beigeordnete Peter Klär erklärt. Die Kosten sind wesentlich höher, allerdings werde ein großer Betrag durch Sponsoren und Eintrittsgelder refinanziert.

Zurück in die Zeit von 1522

Allein das „zentrale Ereignis“, wie es Wüst bezeichnet, kostet rund 150 000 Euro. „Donner über St. Wendel – Franz von Sickingen und seine Erben“ soll am 5. und 6. September die Zeit anno 1522 wieder lebendig werden lassen. Damals belagerte Ritter Franz von Sickingen im Zuge der „Trierer Fehde“ St. Wendel und nahm die Stadt mit seinen Artillerietruppen unter Beschuss. 20 bis 30 Artillerietruppen aus ganz Europa – unter anderem aus Italien, Belgien, Holland – werden erwartet, etwa 300 Darsteller und 100 Geschütze.

Es sei, so Wüst, die größte Veranstaltung dieser Art in Europa im Jahr 2015. Und das sorge im wahrsten Sinne des Wortes auch für Zündstoff, weiß Wüst. „Es wird sehr laut, das allein bietet schon Konfliktpotenzial.“ Aber er spricht auch andere Kritiker an: „Das ist nicht kriegsverherrlichend, das ist Geschichte.“ Und weiter: „Es ist Museumsarbeit mit anderen Mitteln.“ Über die Bühne gehen wird das Artillerieevent auf dem alten Hartplatz in der Bosenbach. Erwartet werden 10 000 zahlende Gäste, der Eintritt liegt zwischen zehn und 20 Euro pro Tag.

Die Veranstaltung sei laut Wüst mit „erheblichen Auflagen“ verbunden. Und mit organisatorischen Hürden. Denn in Deutschland, so Wüst weiter, dürften nur 20 Kilo Schwarzpulver an einer Stelle gelagert werden. Es sei denn, in einem Munitionsdepot. Glücklicherweise gibt es bei der HIL in St. Wendel noch ein solches Depot.

Zu den weiteren „Leuchtturm-Veranstaltungen“, wie es Klär ausdrückt, gehört neben den Dauerbrennern ADAC Saar-Pfalz-Rallye (6. und 7. März), dem Ostermarkt (19. bis 22. März), dem Marathon (19. April) und Viking Heros Challenge ( 23. und 24. Mai) auch der Weihnachtsmarkt vom 5. bis 13. Dezember. Auf vielfachen Wunsch überlegen die Organisatoren, die Schlusszeiten des Weihnachtsmarktes nach hinten zu verlegen.

Auch kulturell gibt es 2015 hochkarätige Veranstaltungen. Die Musikfestspiele Saar machen in St. Wendel Station: Am 6. Juni gastiert Roger Cicero in der Mott. Für 2500 Besucher werde bestuhlt. Das Besondere dabei: Der Jazz-Sänger werde auch Chopin interpretieren. Stichwort Chopin: Am 7. Juni geht es mit dem Klassik-Open-Air „Chopin Night of the Proms“ weiter, das vom polnischen Orchester der Podkarpacka-Philharmonie Rzeszów unter Leitung von Wojciech Rajski aufgeführt wird.

Die Veranstaltungen, das betonte der Beigeordnete, seien Teil des Stadtmarketings. Denn dank ihnen kommen Menschen in die Stadt. Und besonders vor dem Hintergrund des wachsenden Online-Handels könne St. Wendel so mit Erlebnis-Charakter punkten und die Kunden zu den Händlern bringen.

[Regionalforum-Saar] Doris Seck gestorben

Date: 2015/02/18 08:49:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:
 
 

SZ-Journalistin Doris Seck im Alter von 91 Jahren gestorben

Saarbrücken. Im ganzen Saarland war sie als Urgestein des lesernahen Lokaljournalismus und als Buchautorin geschätzt. Jetzt ist die überzeugte Saarbrückerin Dr. Doris Seck im Alter von 91 Jahren gestorben. Und zahllose Vereine und Verbände erinnern sich zurück, wie die kleine, menschenfreundliche und selbstbewusste Frau bei vielen ihrer Veranstaltungen anwesend war und darüber berichtete. Ob Saarlandhalle, Congresshalle oder Staatstheater: An vielen Orten mit Fastnachtsstimmung, Musik, Kommunal- oder Landespolitik war sie „bekannt wie ein bunter Hund“, wie die Saarländer Popularität gern in Worte kleiden. Am „Quattorze Juillet“ 1923 im ehemaligen Saargebiet geboren, zog es die reiselustige und wissbegierige Journalistin mit dem Autoren-Kürzel „ds“ in die weite Welt auf alle Kontinente. Immer blieb sie dabei ihrer „Saarbrücker Zeitung“ verbunden, für die sie ein Aushängeschild für Verlässlichkeit war. Ihren ersten Artikel schrieb sie mit 17 Jahren. Zu den Glanzlichtern gehören ihre Texte über die saarländischen Kriegs- und Nachkriegsjahre. as

[Regionalforum-Saar] Grundsteinlegung der Wendelskapelle 1699

Date: 2015/02/18 23:21:27
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,
 
diese Notiz kannte ich schon lange:
 

St. Wendeler Volksblatt (1906

Aus Stadt, Provinz und Nachbargebiet.

 

"St. Wendel, 19. Januar. Das Gründungsjahr der ersten Wendelsbrunnenkapelle war bisher unbekannt. Die heutige Kapelle wurde im Jahre 1755 an Stelle einer älteren erbaut. Wie eine jetzt aufgefundene sichere Nachricht besagt, ist der Grundstein zur ersten Kapelle im Jahre 1699 gelegt worden. Damals war Pastor Keller hier Stadtpfarrer, welche auch als erste Wendelsbüchlein verfaßte. Wahrscheinlich hängt die Herausgabe dieses Büchelchens mit dem Bau der Kapelle zusammen."

 

Ich dachte immer an die übliche Phantasie unserer Altvorderen, die irgendjemand von ihnen durchgegangen ist.

 

Heute fand ich im Stadtarchiv dazu:

 

1699

Item alß der Erste stein an St. Wendelß Cappell ist gelächt worden. ist auf befelch H. Ambtman bey Michel Josep an brant Wein gezalt

worden undt von arbeits leite hinaus gedragen worden vor    24 alb

Quelle: Stadtarchiv St. Wendel, A73 Bürgermeistereirechnungen, Seite 190

 

und:

 

01.09.1686

Item den 16ten September Herr Dechen Zahlt Vor Ein möss so die bürger schafft hatt lesen lasen in St. Wendelß Capell Zu ehren deß Heiligen St. Wendellß    12 alb

Quelle: Stadtarchiv St. Wendel, A73 Bürgermeistereirechnungen, Seite 80

 

 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Beständeübersicht Stadtar chiv St. Wendel

Date: 2015/02/19 00:05:44
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salve,

die Repertorien der Bestände A und B im Stadtarchiv St. Wendel wurden aktualisiert. Sie können als pdf-Dateien abgefragt werden:

http://www.sankt-wendel.de/kultur/einrichtungen/stadtarchiv/bestaendeuebersicht/
 

Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] 1686

Date: 2015/02/19 19:17:23
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salve,

heute fand ich im Stadtarchiv St. Wendel in den Bürgermeistereirechnungen von 1686 diesen interessanten Eintrag:

Item den 9ten Mirtz 1686
Einem Neuwbekerten auß Engellandt
auf befelch Herren Amptmanß dem selben geben  12 albus
 
Quelle: Stadtarchiv St. Wendel, A73 Bürgermeistereirechnungen, Seite 77
 
Ich habe heute im hiesigen Pfarrarchiv nachgeschaut. Die Taufeinträge der Jahre 1684 bis 1688 sind nicht mehr vorhanden.
 
Schade.

Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger
 

Re: [Regionalforum-Saar] Buchbinder Anspach (Ansbach)

Date: 2015/02/21 12:49:46
From: Brigitte Schubert <schubertbrigitte(a)t-online.de>

Lieber Roland
Die untenstehende Familie habe ich auch so notiert. Der jüngste Sohn * 12.03.1845 heißt bei mir Paul Andreas.
Juliana u Richard sterben in St Wendel am 10.09.1844 bzw 06.05.1847;
 
Ein Paul ANSPACH findet sich mit Familie in Wittlich.
Paul A. oo Friederike Elisabeth Franziska GERLACH (* 20.08.1850 Wetzlar)
Kinder:1. Paul Andreas
    * 10.04.1874 Wittlich (StaA 3. Kind)
    Paten: Andreas ANSPACH, Buchbinder u Fotograf Bitburg oo Elisabeth Justina GERLACH;
    2. Julius
    * 1876 err.
    + 23.04.1881 Ottweiler 5 J.(StaA Otw +#1881/33);
Den Buchbinder Markward ANSPACH habe ich in Saarbrücken besucht (ca 2000). Er führt seine Vorfahren auf den Bürgermeister von Brüssel zurück, nach dem ein Boulevard in Brüssel benannt ist , * um1820, + 18.05.1879 ( Zeitungs ausschnitt LeSoir 04.08.1997);
Es existiert eine Veröffentlichung über verschiedene Zweige ANSPACH, die ich besitze, und zwar:
 
Hans JUNG
Herkunft, Wanderwege und Wirken der südwestdeutschen Familien ANSPACH
Schriften zur Wanderungsgeschichte der Pfälzer, Folge 4, 1958;
 
Meine Suche damals galt der Familie GERLACH; in Wittlich oder Bitburg habe ich nicht weiter gesucht. Der alte Herr Markward ANSPACH in Sbr hatte mir zwar versprochen, in seinen Papieren zu kramen , aber nach mehreren Versuchen habe ich beschlossen, ihm nicht lästig zu fallen. Den Juniorchef kenne ich nicht.
 
Grüße und frohes Schaffen
Brigitte
 
 
---- Original Message -----
Sent: Tuesday, February 17, 2015 11:20 AM
Subject: [Regionalforum-Saar] Buchbinder Anspach (Ansbach)

Guten Morgen,
 
ich suche Informationen über eine Buchbinderfamilie namens Anspach (wahlweise auch mit "b").
 

Andreas Anspach

* ca. 1810

Buchbinder

 

oo

Christiana Maul

* ca 1808

 

Ihre Kinder:

Eleonora Wilhelmina Carolina      * 31.05.1839 St. Wendel

Juliana Maria Katharina   * 02.02.1841 St. Wendel

Richard Jakob      * 05.02.1843 St. Wendel

Paul Anton      *12.03.1845 St. Wendel

 

Die Familie ist evangelisch.

 

Die Ehefrau hat einen Bruder namens Philipp Maul, Kaster-Condukteur in Nohfelden (1858).

Am 1. Oktober 1858 verkauft Andreas Anspach sein Haus in St. Wendel und zieht mit seiner Familie fort.

 

Mich interessiert, wo sie herkamen und wo sie hingingen.

 

In Saarbrücken gibt es eine Buchbinderei Anspach, mit deren Juniorchef ich heute telefonierte. Ob es da eine Verbindung gibt, ist nicht bekannt. Ggf. sind die Anspachs nach St. Wendel nach Ottweiler gezogen.

 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger


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[Regionalforum-Saar] vom alten rom ins mittelalter

Date: 2015/02/24 09:02:53
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:
 

Vom alten Rom ins Mittelalter

Eine reiche Themenvielfalt begleitete die zweiten Archäologentage in Otzenhausen

Zu den zweiten Archäologentagen strömten wieder zahlreiche Altertumsforscher, Geologen und Laien in die Europäische Akademie von Otzenhausen. In 19 Vorträgen wurden die Besucher über den aktuellen Stand der Forschung in der Großregion informiert und über laufende Projekte in Kenntnis gesetzt.

Von SZ-Mitarbeiter Daniel Ames

Otzenhausen. Die Großregion Saarlorlux, Rheinland-Pfalz, Elsass und Wallonie ist gekennzeichnet von einem reichen Schatz römischer Kulturhinterlassenschaft. Stefan Seiler von der Universität Trier referierte über die reiche Villenlandschaft im Trierer Land während der römischen Kaiserzeit. „Die römische Kaiserzeit ist von einem deutlichen Wirtschaftswachstum geprägt“, berichtete er. Das zeige sich beispielsweise an der Großvilla von Wittlich, mit prachtvoller Marmorbekleidung und Mosaik-Reliefs. Am häufigsten sei der gängige Typ der Resalitvillen mit zentraler Wohneinheit anzutreffen. Seiler stellte für seine Dissertation einen Katalogband mit dem verfügbaren archäologischen Villenbefund zusammen.

Wie lebten römische Industrielle? Darüber gab Angelika Hunold vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz (RGZM) anhand der Osteifel Auskunft. Dort hat die Vulkanaktivität reiche Basalt- und Tuffsteinvorkommen geschaffen, die bereits Hunderte Jahre vor der römischen Herrschaft (zwischen dem ersten und vierten Jahrhundert nach Christus) abgebaut wurden. Hunold: „Die Bausteine gelangten über den Fernhandel in weite Teile Europas“ – von den englischen Inseln bis ins Alpengebiet. Im Untertagebau bei Kruft seien zwei Millionen Tonnen Tuffstein abgebaut worden, der über die kleinen Flüsse nach Andernach auf den Rhein gelangte. Dies sorgte bei den Steinbruchbesitzern und Minenbesitzern für Wohlstand, auszumachen an vier Villen, deren Landgut zu klein war, um ausschließlich der Landwirtschaft zu dienen. „Für die Versorgung der vielen Arbeiter wurde Nahrung in die Region importiert“, berichtet Hunold. In Mayen habe sich ein Handwerkerviertel entwickelt; sieben Mühlsteinwerkstätten seien nachgewiesen worden.

„Die Archäologentage in Otzenhausen sollen dazu dienen, voneinander zu lernen“, berichtete Stefan Mörsdorf, Geschäftsführer der Europäischen Akademie Otzenhausen. Er freute sich darüber, dass für die zweite Tagung dieser Art eine Zusammenarbeit mit dem Metzer Institut Inrap (Institut national de recherches archéologiques préventives) und dem SRA (Service Régional de l'Archéologie) zustande kam.

Vernetzung über die Grenzen

Mörsdorf lobte die guten Strukturen im Nachbarland. „Die Tagung bietet eine gute Möglichkeit der Vernetzung“, sagte Inrap-Direktor Claude Gitta. Magister und Doktoranden bekämen in Otzenhausen die Möglichkeit, ihre Forschungen einem größeren Publikum vorzustellen und Kontakte über die Grenzen hinweg zu knüpfen. Zudem hatten Laien und Heimatforscher die Chance, sich mit den Wissenschaftlern auszutauschen.

Insgesamt wurden 19 Vorträge am Freitag und Samstag gehalten. Die Referenten stammten aus allen Teilen der Großregion. Der Themenschwerpunkt des ersten Tages drehte sich um das römische Erbe. Der Samstag stand im Zeichen des Keltentums und des Mittelalters. Am Sonntag ging es zur Exkursion in den europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim und anschließend nach Metz. Am Rande der Archäologentage wurde das Tagungsbuch des vergangenen Jahres vorgestellt. Darin sind auf 300 Seiten alle Vorträge mit zahlreichen Bildern und Karten nachzulesen. Es kostet 25 Euro und ist in der Bücherei der Europäischen Akademie erhältlich. Auch für die zweiten Archäologentage wird wieder ein Sitzungsbuch aufgelegt und im Laufe des Jahres veröffentlicht.

[Regionalforum-Saar] Ort gesucht: Erchen

Date: 2015/02/24 21:01:36
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend zusammen,

ich bin auf der Suche nach dem Ort Erchen, der in Lothringen gelegen sein soll, kann aber dazu nichts Passendes finden.

So heißt es z. B. auf einem Totenzettel: "Auf dem Ehrenfriedhof zu Erchen wurden am 21. Juni seine sterblichen Ueberreste begesetzt."

Bekannt ist mir lediglich der Ort Erching/Erchingen im Bitscher Land. Hat vielleicht jemand eine Idee?
Vorab vielen Dank.

Gruß,

Stefan Reuter

Re: [Regionalforum-Saar] Ort gesucht: Erchen

Date: 2015/02/24 21:56:03
From: Helmut Müller <helmut.mueller(a)mueller-ee.de>

Hallo Herr Reuter,

siehe in Wikipedia http://de.m.wikipedia.org/wiki/Erching_(Moselle)

Gruß
Müller Helmut

Am 24.02.2015 um 21:01 schrieb "Stefan Reuter via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>:

> Guten Abend zusammen,
> 
> ich bin auf der Suche nach dem Ort Erchen, der in Lothringen gelegen sein soll, kann aber dazu nichts Passendes finden.
> 
> So heißt es z. B. auf einem Totenzettel: "Auf dem Ehrenfriedhof zu Erchen wurden am 21. Juni seine sterblichen Ueberreste begesetzt."
> 
> Bekannt ist mir lediglich der Ort Erching/Erchingen im Bitscher Land. Hat vielleicht jemand eine Idee?
> Vorab vielen Dank.
> 
> Gruß,
> 
> Stefan Reuter
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> Regionalforum-Saar(a)genealogy.net
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> 

Re: [Regionalforum-Saar] Ort gesucht: Erchen

Date: 2015/02/25 08:03:42
From: Friedrich.Denne(a)t-online.de <Friedrich.Denne(a)t-online.de>

Hallo Herr Reuter,
wie mir unser Mitglied Norbert Schneider aus Bitsch mitgeteilt hat, gibt es nur ein Erching neben Rimling.

Viele Grüße
Friedrich Denne
Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS)






-----Original-Nachricht-----
Betreff: [Regionalforum-Saar] Ort gesucht: Erchen
Datum: Tue, 24 Feb 2015 21:01:48 +0100
Von: "Stefan Reuter via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
An: regionalforum Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend zusammen,

ich bin auf der Suche nach dem Ort Erchen, der in Lothringen gelegen 
sein soll, kann aber dazu nichts Passendes finden.

So heißt es z. B. auf einem Totenzettel: "Auf dem Ehrenfriedhof zu 
Erchen wurden am 21. Juni seine sterblichen Ueberreste begesetzt."

Bekannt ist mir lediglich der Ort Erching/Erchingen im Bitscher Land. 
Hat vielleicht jemand eine Idee?
Vorab vielen Dank.

Gruß,

Stefan Reuter
_______________________________________________
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http://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar



[Regionalforum-Saar] Arbeiterexistenzen und Arbeiterbewegung

Date: 2015/02/26 23:36:56
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Fabian Trinkaus, Arbeiterexistenzen und Arbeiterbewegung in den Hüttenstädten Neunkirchen/Saar und Düdelingen/Luxemburg (1880-1935/40). Ein historischer Vergleich, Saarbrücken 2014 (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte, Band 46).

639 Seiten, Hardcover

ISBN 978-3-939150-07-7

Preis: 29,80 Euro

 

zu erwerben im

Buchhandel oder

direkt bestellen bei der

Kommission für Saarländische Landesgeschichte e.V.

Geschäftsstelle: Dudweilerstr. 1, 66133 Saarbrücken

Tel.: 0681-501-1938

Fax: 0681-501-1920

Mail: kommission(a)landesarchiv.saarland.de

Internet: www.kommission.saarland.de

 

Inhalt:

Die Eisen- und Stahlindustrie bildete neben dem Bergbau den zweiten Leitsektor, der maßgeblich zur Profilbildung des grenzüberschreitenden Montanreviers beitrug. Während die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Hüttenindustrie sowie die Verflechtungen zwischen beiden Revieren schon gründlich erforscht wurden, gibt es bisher nur wenige Studien zu den in den Hüttenwerken arbeitenden Menschen.

Trinkaus schließt diese seit langem bestehende Lücke der Sozialgeschichtsschreibung, indem er die Hüttenarbeiterschaft an zwei exponierten Industriestandorten beider Reviere vergleichend untersucht. Dazu wurden bislang unerschlossene Quellenbestände systematisch ausgewertet. Sowohl das saarländische Neunkirchen als auch das luxemburgische Düdelingen übernahmen in ihren Revieren eine technologisch-ökonomische Pionierfunktion. Außerdem wurden beide von herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten (Karl-Ferdinand Stumm, Emile Mayrisch) geprägt. Daneben kam es aber auch zu sehr unterschiedlichen Entwicklungen, einmal hinsichtlich der Rekrutierung der Arbeiterbelegschaften zum anderen hinsichtlich der politisch-gewerkschaftlichen Organisationsgeschichte.

 

Fabian Trinkaus, geboren 1980, studierte Geschichte und Germanistik an der Universität des Saarlandes. Von 2009 bis 2012 war er Mitarbeiter des Projektes PARTIZIP. Nationenbildung und Demokratie an der Universität Luxemburg. Er erforscht Arbeitergeschichte, Mentalitätsgeschichte und Geschichte der erweiterten Saarregion unter vergleichender Fragestellung. Neben mehreren Beiträgen in regionalen und überregionalen Fachzeitschriften veröffentlichte er 2013 eine Monographie über die Mentalitätsgeschichte im Deutschen Kaiserreich. Die vorliegende Untersuchung ist seine Dissertation.

[Regionalforum-Saar] Landesherrliche Finanzen und Finanzverwaltung im Spätmittelalter

Date: 2015/02/26 23:37:56
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hans-Joachim Kühn, Landesherrliche Finanzen und Finanzverwaltung im Spätmittelalter. Die Rechnungen der Kellerei Kirkel im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken (1434/35-1503/04), Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte, Band 47,

Saarbrücken 2015, 846 S., Hardcover

 

ISBN 978-3-939150-08-4

Preis: 29,80 €

 

Die vorliegende Edition rückt eine bislang vernachlässigte Quellengattung in den Focus der landesgeschichtlichen Forschung, die für die Entwicklung des Finanzwesens der territorialstaatlichen Landesverwaltung wie auch für zahlreiche Aspekte der spätmittelalterlichen Alltagsgeschichte von großem Interesse ist. Der Autor hat annähernd 2000 beschriebene Seiten von 30 Rechnungsheften der Kellerei Kirkel aus dem 15. Jahrhundert ediert, die den umfangreichsten erhaltenen Bestand spätmittelalterlicher landesherrlicher Rechnungen aus dem südlichen Westdeutschland (Rheinland-Pfalz, Saarland) darstellen. Sie geben zunächst Auskunft über Einnahmen und Ausgaben der landesherrlichen Verwaltung an Geld, Roggen, Hafer, Wein und anderen Naturalien, enthalten darüber hinaus aber auch zahlreiche Informationen über Einwohner, Steuern und Abgaben, Landwirtschaft und Ernährung, Handwerk und Fronarbeit, Währung, Löhne und Preise.

Der 685seitige Editionsteil wird durch einen 65seitigen Kommentarteil ergänzt, der wichtige einführende Informationen zum territorialstaatlichen Rechnungswesen und zur Verfassung von Land und Leuten der Kellerei Kirkel enthält.

Ein Literaturverzeichnis, ein Glossar einschlägiger Begriffe und ein umfangreiches Orts- und Personenregister erschließen den 846 Seiten umfassenden Band. Abbildungen ausgewählter typischer Seiten der Rechnungshefte veranschaulichen die Textgliederung und die Transkriptionsweise.

 

 

 

Zu beziehen über den Buchhandel oder Direktbestellung bei der:

Kommission für Saarländische Landesgeschichte e.V.

Geschäftsstelle Dudweilerstr. 1 (c/o Landesarchiv), 66133 Saarbrücken

Tel.: 0681-501-1938; Fax: 0681-501-1920

E-Mail: kommission(a)landesarchiv.saarland.de

[Regionalforum-Saar] Ort Erchen gefunden

Date: 2015/02/27 14:57:35
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo zusammen,

vielen Dank an H. Müller und F. Denne für die Hinweise auf meine Suchanfrage vom 25.02.2015.

Die Suche hat sich allerdings zwischenzeitlich erledigt, da ich von einem Franzosen darauf hingewiesen worden bin, dass es sich bei dem gesuchten Ort um Ercheu-Libermont (Erchen-Libermont) gehandelt haben muss - der Ort liegt aber in der Picardie, nicht in Lothringen, wie mir ursprünglich gesagt wurde!

Nochmals vielen Dank und ein schönes Wochenende.

Stefan Reuter

[Regionalforum-Saar] Ottweilers Erbe

Date: 2015/02/27 23:41:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:
 
 

Ottweiler hält sein geistiges Erbe am Leben

Schulmuseum in Ottweiler hat Schriften des Geistlichen Georg Christian Woytt aus dem 18. Jahrhundert digital aufbereitet

Georg Christian Woytt sticht in der langen Reihe der Theologen, die das Residenzstädtchen Ottweiler geprägt haben, besonders hervor. Heute sind Kopien von dreien seiner Werke wieder an ihrem Entstehungsort verfügbar.

Ottweiler. In der Geschichte der kleinen gräflichen Residenzstadt Ottweiler bleibt die Zahl herausragender Persönlichkeiten überschaubar; Georg Christian Woytt gehört ohne Zweifel dazu, doch er scheint heute vergessen. Zumindest eine Erinnerungstafel hätte er verdient, schreibt Professor Horst Schiffler, Leiter des Saarländischen Schulmuseums Ottweiler, „am besten am ehemaligen Pfarrhaus bei der Kirche, das er fast 40 Jahre bewohnt und wo er bemerkenswerte Werke geschaffen hat“.

Mit der Übernahme der Herrschaft über die Grafschaft Ottweiler 1574 durch Graf Albrecht von Nassau-Weilburg wurde in seinem neuen Herrschaftsbereich die Reformation eingeführt. Zur Durchführung der Maßnahme berief er den ihm freundschaftlich verbundenen Pfarrer Lorenz Stephani. Mit diesem begann in dem Residenzstädtchen eine lange Kette von Theologen, die das geistliche und kulturelle Leben am Ort und in der Umgebung beeinflusst haben. Eine herausragende Rolle in dieser Reihe spielte im 18. Jahrhundert Georg Christian Woytt, so schreibt Schiffler.

Am 30. August 1718 wurde dieser junge Theologe durch Graf Friedrich Ludwig von Nassau-Saarbrücken, Ottweiler und Idstein zum Stadtpfarrer von Ottweiler berufen. Der 21-Jährige war 1715 nach seinem theologischen Examen als Lehrer an das Zweibrücker Gymnasium gekommen und drei Jahre später dort zum Konrektor ernannt worden. 1725 widmete Woytt seinem Landesherrn ein Buch, das dem jungen Pfarrer außer literarischen Fähigkeiten auch einen hohen finanziellen Aufwand abgefordert haben muss. Das Werk mit dem Titel „Drey Sinn-Bilderliche Centifolien-Rosen“ enthält fast 300 Kupferstiche mit gereimten Sprüchen. Es ist in Augsburg bei Jeremias Wolffs Kunsthändler seel. Erben gedruckt worden.

„Das wertvolle Buch hat damals sicher nur eine begrenzte Verbreitung gefunden, da es sehr teuer gewesen sein muss und der Druck von Kupferstichen keine große Auflage zulässt“, so Schiffler weiter. Ein Exemplar wird derzeit in einem Amsterdamer Antiquariat für über 8000 Euro angeboten. Am 25. Mai 1728 war Graf Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler gestorben und am 30. Mai in der herrschaftlichen Gruft der evangelischen Kirche beigesetzt worden. Woytt hielt eine umfangreiche Predigt, die auf Wunsch der Witwe, Gräfin Louisa Sophia, bearbeitet und erweitert wurde. So entstand ein theologisch-literarisches Werk mit vielen, oft umfangreichen Fußnoten, das mehr als 200 Seiten umfasste. Professor Schiffler konnte die drei Bücher Georg Christian Woytts mit Hilfe digitalisierter Vorlagen faksimilieren; so sind zumindest Kopien dieser Werke wieder am Ort ihrer Entstehung verfügbar, teilt er mit. In verschiedenen Quellen werden weitere Werke, die Woytt in Ottweiler verfasst hat, genannt, unter anderem ein verschollenes Schulbuch und eine zweibändige kommentierte Bibel. bea