Suche Sortierung nach Monatsdigest
2012/03/13 23:27:28
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Tagber: "Zwischen Windesheim und Bursfelde".
Datum 2012/03/13 23:30:56
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Kampf um Reputation. Kämp en, Fechtmeister und Duellanten
2012/03/30 10:56:05
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Kaiser Maximilian in St. Wendel - Vortrag am Sonntag
Betreff 2012/03/13 23:30:56
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Kampf um Reputation. Kämp en, Fechtmeister und Duellanten
2012/03/13 23:27:28
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Tagber: "Zwischen Windesheim und Bursfelde".
Autor 2012/03/13 23:30:56
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Kampf um Reputation. Kämp en, Fechtmeister und Duellanten

[Regionalforum-Saar] Kaiser und Papst im Mittelalter

Date: 2012/03/13 23:28:19
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Mierau, Heike Johanna: Kaiser und Papst im Mittelalter. Köln: Böhlau
Verlag Köln 2010. ISBN 978-3-412-20551-5; geb.; 328 S.; EUR 24,90.


Inhaltsverzeichnis:
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_15600.pdf>

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Stefan Burkhardt, Historisches Seminar, Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg
E-Mail: <Stefan.Burkhardt(a)... ein anderes Thema war und ist für die deutsche Mediävistik in dem
Maße prägend wie die Geschichte der Beziehungen von Kaisern und Päpsten.
In den letzten Jahren wandte sich die Forschung eher Einzelaspekten -
wie etwa Kaiser- und Papsttreffen oder Krönungen - oder ausgewählten
Phasen - wie etwa 'Canossa' oder dem Frieden von Venedig - zu. Auch
fanden sowohl das Papsttum als auch das Kaisertum - nun durchaus auch im
transkulturellen Vergleich - wieder verstärkt Behandlung. Eine
Gesamtdarstellung des Verhältnisses von Kaiser und Papst in der Zeit von
Konstantin bis Friedrich III. sucht man bislang allerdings vergebens.

Heike Johanna Mierau macht sich mit ihrem Buch "Kaiser und Papst im
Mittelalter" an diese große Aufgabe. Zweifellos fordert ein solches
Unterfangen eine Schwerpunktsetzung, an die ein roter Faden angeknüpft
werden kann. Die Autorin findet diesen durchaus überzeugend in der
"Bipolarität der kaiserlichen und päpstlichen Gewalt" (S. 7), wie sie in
ihrem Einleitungskapitel "Gewaltenteilung als Prinzip" ausführt. Diese
Bipolarität habe zur Sicherung der christlichen Weltordnung gedient,
"indem die Machtbegrenzung und wechselseitige Korrektur als wichtige
Komponenten einer gerechten Gesellschaft institutionalisiert wurden" (S.
9).

Die Arbeit unterteilt sich in zwei Großkapitel mit unterschiedlichen
Gliederungsprinzipien. Das Großkapitel "Politik im Spannungsverhältnis
von Kaiser und Papst" (S. 15-161) widmet sich einer chronologischen
Darstellung der Geschichte von Kaisertum und Papsttum von der Spätantike
bis weit in die frühe Neuzeit. Auf die Darlegungen der Spätantike und
der Beziehungen des byzantinischen Kaisertums und des Papsttums folgt
die Zeit von Karolingern, Ottonen, Saliern und Staufern, aber auch das
Spätmittelalter findet mit Ludwig IV. und Karl IV. ebenso
Berücksichtigung wie mit Sigismund und Friedrich III. Die Ausführungen
dieses Kapitels enden mit der Reformation.

Zweifellos ist die Betrachtung eines solch großen Zeitraums und die
Auswahl der bedeutendsten Ereignisse und Konstellationen auf knapp 150
Seiten eine beachtliche Leistung. Man vermisst bei einer staunenswerten
Detailfülle keinen wichtigen Punkt und gewinnt gerade durch die
Konzentration großer Zeiträume neue Einsichten in bestimmte
Kontinuitätslinien über rund ein Jahrtausend Geschichte. Diese
Kontinuitätslinien deutlicher zu akzentuieren und den Bezug zu der im
einleitenden Kapitel aufgeworfenen Thematik stärker zu betonen, hätte
allerdings den Erkenntnisgewinn erleichtert. Mitunter tritt die
Chronologie in Form absatzweise verschränkter Papst- und Kaiserreihen
zulasten der Struktur allzu sehr in den Vordergrund. Eine große
Detaildichte und rasche Wechsel der Themen von Satz zu Satz erschweren
es mitunter, machen es aber nie unmöglich, dem roten Faden zu folgen.
Zusammenfassungen am Ende größerer Unterkapitel - und insbesondere ein
Abschluss des ersten Großkapitels - wären hier hilfreich gewesen.
Wünschenswert wäre zudem eine größere Dichte und Ausführlichkeit bei den
Anmerkungen, da nicht versierte Leser sonst Schwierigkeiten haben
könnten, die verwendeten Quellen und Werke der Forschung
nachzuvollziehen.

Ein zweites Kapitel folgt unter dem Titel "Kaiser und Papst im
Mittelalter - eine bipolare Weltordnung" (S. 163-248) einem sachlichen
Gliederungsschema. Behandlung finden Rechtsgrundlagen, politische
Theorie, Symbolik und Ritual sowie Handlungsbereiche des gemeinsamen
Wirkens von Kaiser und Papst. Die durchweg anregenden Ausführungen
tragen hier thematisch stark verdichteten Charakter, insbesondere in den
Bereichen, die das Recht und die politische Theorie behandeln. Es ist
sicherlich vor allem dem begrenzten Umfang des Werkes geschuldet, dass
die Abschnitte zur symbolischen Kommunikation nicht ausführlicher
dargelegt werden konnten. Das Kapitel zu den Handlungsbereichen
bipolarer Lenkung besticht durch Stringenz und klare Linienführung. Der
sorgfältig ausgewählte Tafelteil des Werkes illustriert in besonderer
Dichte die Ikonographie von Kaisern und Päpsten. Die Zusammenfassung
"Die Einheit der westlichen Christenheit zwischen Kaiser und Papst" (S.
249-263), eine chronologische Übersicht über Kaiser und Päpste und ein
Personenregister runden den Band ab.

Freilich stellt sich nach der Lektüre des Werkes die Frage nach den
Adressaten. Als einführendes Handbuch ist es nur bedingt geeignet, das
Werk ist voraussetzungsvoll und scheut auch klare Wertungen in
skizzenhaft knapper Argumentation nicht. Für ein Fachpublikum macht
gerade dieser Essaycharakter jedoch auch seinen Reiz aus: Das Buch
bietet eine Fülle von Details aus vielen Jahrhunderten, regt durch den
Blick auf die Wechselbeziehungen in der langen Dauer an, fordert
mitunter aber auch Widerspruch heraus. So scheiterte Friedrich
Barbarossa nicht nur an Alexander III., sondern vor allem auch an den
oberitalienischen Kommunen, und es ist zu diskutieren, ob der Kaiser
nach dem Frieden von Venedig "Herr in seinem imperium" (S. 86) geblieben
war. Aber dies sind nur Marginalien.

Reizvoll wäre zweifellos der Versuch gewesen, in die Untersuchung einen
Vergleich mit Konstellationen zu integrieren, die die traditionelle
Kaiser-Papst-Geschichtsschreibung transzendieren. Die Kontrastierung mit
anderen europäischen Herrschern fällt im besprochenen Werk weitgehend
weg: Zu denken wäre dabei nicht nur an die französischen Könige gewesen,
sondern auch an die Herrscher Süditaliens oder die Monarchen der
Iberischen Halbinsel. Anbieten würden sich auch Beispiele aus dem
byzantinischen, russischen oder arabischen Raum. Ein solches Vorhaben
hätte zweifellos den Rahmen des Gegebenen gesprengt, sollte als
Perspektive weiterer Forschungen jedoch im Auge behalten werden. Der
Band von Frau Mierau bietet hierzu eine gute Grundlage.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Harald Müller <mueller(a)... zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2012-1-182>