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2011/01/27 22:24:01
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Auswandern und Zurückkehren
Datum

2011/01/20 14:36:43
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Wadern: Vortrag Dreesen f ällt aus - stattdessen Dr. Schmitt
Betreff

2011/01/27 22:24:01
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Auswandern und Zurückkehren
Autor 2011/01/15 19:43:46
Stephan Friedrich
Re: [Regionalforum-Saar] St. Hauperts Schlüssel

[Regionalforum-Saar] über das Vergessen, Rassi smus und Bücherverbrennungen

Date: 2011/01/31 10:25:42
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

heute in der SZ, St. Wendeler Teil (seltsames "n" hinter "Opfer"):

 

„Wichtig, auch in Marpingen der Opfern zu gedenken“

 

Verein „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“ hatte zur Kranzniederlegung eingeladen

 

50 Menschen versammelten sich in Marpingen anlässlich der Auschwitz-Befreiung vor 66 Jahren. Auch an das KZ-Opfer Alois Kunz wurde erinnert. Gleichzeitig wurde ein Aufruf zur Aufarbeitung gestartet.

 

Marpingen. Ein Kranz wird auf die Erde gelegt. Er soll erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. Auch an Alois Kunz, einen Sozialdemokraten aus Marpingen, der am 23. Oktober 1942 in Auschwitz ermordet wurde. Zum 15. Mal hatte der Verein „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“ anlässlich der Auschwitz-Befreiung am 27. Januar 1945 zum Gedenken eingeladen. Etwa 50 Menschen versammelten sich am Samstag an der Gedenktafel für die Opfer des Naziregimes vor der Marienkirche in Marpingen. Eine von ihnen ist Anke Zahn: „Es ist wichtig, dass man in ganz Deutschland, auch in Marpingen, den Opfern gedenkt.“ Sie würde sich allerdings wünschen, dass mehr Marpinger zu dem Gedenktag erscheinen, sagt Zahn. „Viele können es nicht mehr hören“, sagt Markus Kunz, Urenkel von Alois Kunz. Viele sagten zwar, es sei schlimm, was damals geschehen ist, aber die Bereitschaft die Namen der Täter zu nennen, sei in der Region nicht groß genug. Einer der Täter sei Reinhold Hahn. Er sei Ortsgruppenleiter der NSDAP in Marpingen gewesen und habe Alois Kunz mit seiner Anzeige ins KZ gebracht. Sein Name steht im „Ehrenbuch der Gefallenen und Vermissten von Marpingen“, erschienen 1963.

 

Ehrenbuch soll weg

 

Der Vorsitzende des Vereins „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“ Eberhard Wagner wiederholte am Samstag erneut seine Forderung, das Ehrenbuch, in dem insgesamt 17 Mitglieder der NSDAP aufgeführt werden, müsse aus dem Verkehr gezogen und für ungültig erklärt werden. Der Gemeinderat Marpingen entschied sich im Januar 2010 gegen den Antrag. Bürgermeister Werner Laub, der am Samstag auch zum Gedenken gekommen war, begründet die Entscheidung. Er distanziere sich ausdrücklich von den Verbrechern der damaligen Zeit, es sei aber praktisch nicht möglich, das Ehrenbuch einzuziehen. Das Buch sei ein historisches Dokument, das im Zeitgeist der 60er Jahre verstanden werden müsse. „Ich glaube nicht, dass viele es gelesen haben“, sagt der Bürgermeister. Es gäbe aber Pläne, die Nazivergangenheit der Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Landkreis aufzuarbeiten. Über den genauen Inhalt könne er aber noch keine Auskunft geben, erklärt Laub. kira

 

---- Ende des Zeitungsartikels -----------

 

Hm, ich habe ein Exemplar dieses Buches. Wenn es nach Eberhard Wagner ginge, sollte ich dieses an die Gemeinde zurückgeben, damit die es dann vernichtet. Hört sich nach „Bücherverbrennung“ an – ist natürlich nicht mit der zu vergleichen, die die Deutschen 1933 veranstalteten, denn diesmal geht es ja um eine gute Sache, denn dieses Buch gehört in einigen Aussagen definitiv zu der Art von Literatur, die die sittlichen und religiösen Grundlagen unseres Volkes untergräbt, in dem sie Verbrecher zu Opfern stilisiert.

 

Allerdings frage ich mich, warum der „Verein wider das Vergessen“ nicht was Besseres macht, in dem er das Ehrenbuch neu bearbeitet und als reelles Ehrenbuch wiederveröffentlicht. Das wär doch besser, als jedes Jahr eine Forderung zu wiederholen, die rein technisch nicht umsetzbar ist. Nur so ein Gedanke.

 

Roland Geiger

 

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Bürgermeister Werner Laub schreibt zu diesem Thema auf der Website der Gemeinde Marpingen (http://www.marpingen.de/rat-verwaltung/buergermeister/buergerbriefe/aktuelle-ausgabe/)

 

Bundespräsident Roman Herzog hat 1996 den 27. Januar, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz, zum Nationalen Gedenktag an die Verbrechen der Hitlerzeit ausgerufen. Ziel ist, die Erinnerung wachzuhalten und vergleichbaren Ereignissen vorzubeugen. Aus der gleichen Zielsetzung heraus hatte der Gemeinderat der Gemeinde Marpingen am 14.12.1995 beschlossen, eine Gedenktafel am Ehrenmal für die Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkriegs am Friedhof in Marpingen mit folgendem Text anzubringen: Den Opfern zum Gedenken, uns zur Mahnung – nie wieder Faschismus. Stellvertretend für alle Opfer und Widerstandskämpfer unserer Gemeinde Alois Kunz, der für seinen Widerstand in Auschwitz ermordert wurde.

 

Am Volkstrauertag 1996 wurde dieses Mahnmal feierlich eingeweiht. Seitdem gestaltet der Verein ‚Wider das Vergessen und gegen Rassismus e.V.’ anlässlich des 27. Januars eine Gedenkstunde an dieser Stelle, die diesmal am kommenden Samstag um 16.00 Uhr stattfinden wird. In diesem Zusammenhang wird öfter das sogenannte Marpinger Ehrenbuch angesprochen, in dem Naziverbrecher als Helden geehrt werden und das der Gemeinde Marpingen somit nicht zur Ehre gereicht. In der Sitzung des Ausschusses für Jugend, Kultur, Tourismus und Sport am 26. Januar wurde dies angesprochen. Unter dem Tagesordnungspunkt ‚Beratung und Beschlussfassung zur weiteren Aufarbeitung der Nazizeit in der Gemeinde Marpingen’ stellt der Ausschus ausdrücklich klar, dass das Ehrenbuch der Gefallenen und Vermissten von Marpingen, von der damals eigenständigen Gemeinde Marpingen zur Erinnerung an die Einweihung des Ehrenmals am 17. November 1963 herausgegeben worden ist.

 

Die heutige Einheitsgemeinde Marpingen, die in der Verwaltungsreform 1974 aus den Ortsteilen Berschweiler, Alsweiler, Urexweiler und Marpingen entstanden ist, hat damit nichts zu tun. Das Buch ist im Geist seiner Zeit entstanden, die um fast 40 Jahre näher an der angesprochenen Zeit liegt als die Gegenwart. Unter anderem auch aus diesem Grund hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 29.10.2010 einstimmig beschlossen, gemeinsam mit dem Landkreis ein Projekt zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Nazizeit auf den Weg zu bringen.