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2010/05/31 19:44:06
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Die Stadt im Mittelalter
Datum

2010/05/31 19:44:06
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Die Stadt im Mittelalter
Betreff 2010/05/03 00:44:43
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] ein Vortrag in Amerika
2010/05/15 18:17:18
Hans-Joachim Kühn
Re: [Regionalforum-Saar] SZ: Vortrag zum Turiner Grabtuch
Autor 2010/05/01 21:58:53
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Diavortrag "Umbau der Basil ika" am nächsten Dienstag

Re: [Regionalforum-Saar] Die Stadt im Mittelalter

Date: 2010/05/31 22:06:29
From: Johannes Naumann <JohannesNaumann(a)...

Hallo Roland,

 

ruf doch mal an. Man hat mir einen Kleinfund aus St. Wendel vorgelegt.

 

Besten Gruß

 

Johannes

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: regionalforum-saar-bounces(a)... [mailto:regionalforum-saar-bounces(a)... Im Auftrag von Rolgeiger(a)... Gesendet: Montag, 31. Mai 2010 19:44
An: regionalforum-saar(a)... Betreff: [Regionalforum-Saar] Die Stadt im Mittelalter

 

From:    Heidrun Ochs <heidrun.ochs(a)... Date:    01.06.2010
Subject: Rez. MA: F. G. Hirschmann: Die Stadt im Mittelalter
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Hirschmann, Frank G.: Die Stadt im Mittelalter (= Enzyklopädie deutscher
Geschichte 84). München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2009. ISBN
978-3-486-55775-6; XII, 146 S.; EUR 19,80.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Heidrun Ochs, Historisches Seminar III, Johannes Gutenberg-Universität
Mainz
E-Mail: <heidrun.ochs(a)...
Für das Thema "Stadt im Mittelalter" fehlte lange Zeit eine neuere knapp
gefasste Überblicksdarstellung. Mit den Arbeiten von Felicitas Schmieder
und von Bernd Fuhrmann liegen seit 2005 bzw. 2006 zwei solche vor.[1]
Sie werden durch den Band von Frank G. Hirschmann in der Reihe
"Enzyklopädie deutscher Geschichte", der hier anzuzeigen ist, sinnvoll
ergänzt, da er das Thema mit eigenem Zugriff und Schwerpunkt behandelt.
Seiner Darstellung liegt (implizit) jener Stadtbegriff zugrunde, wie ihn
der Verfasser und Monika Escher entwickelt haben [2], ein Stadtbegriff,
der wesentlich auf Zentralitäts- und Urbanitätskriterien fußt. Sein
Anliegen ist es dabei, die zeitlichen und räumlichen Ausprägungen der
Aspekte aufzuzeigen, um so die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der
Städte von der Nordsee bis zum Alpenraum sowie von der Atlantikküste bis
nach Polen deutlich zu machen.

Der erste Teil des Bandes - der enzyklopädische Überblick - umfasst 55
Seiten. Hirschmann beginnt ihn mit einem konzisen Überblick über die
Entwicklung des Städtewesens von der Antike bis zum Spätmittelalter (S.
1-20). Den Schwerpunkt bilden die topografische und kommunale
Entwicklung, wobei er die verschiedenen Ansatzpunkte und Faktoren der
Stadtentstehung sowie die doch recht unterschiedlichen Konstellationen
und Verläufe der Kommunebewegung anhand der gewählten Beispiele prägnant
aufzeigt. Die Beschreibung der so entstehenden Städtelandschaften und
der Verteilung der Städte in Europa sowie ein Überblick über die
Einwohnerzahlen und die Größe der städtischen Areale ordnen das Phänomen
Stadt in die mittelalterliche Lebenswelt ein. Mit der ummauerten Fläche
wird zudem die Bedeutung der Mauer gestreift: Sie hatte militärische und
begrenzende Funktionen für die mittelalterliche Stadt und ist eines
ihrer charakteristischen Merkmale.

Politische und soziale Strukturen (S. 20-31) werden in einem relativ
kurzen Kapitel thematisiert, das die Schwerpunkte auf neuere Aspekte der
Stadtgeschichtsforschung legt. In Grundzügen werden Ratsverfassung und
innerstädtische Auseinandersetzungen dargestellt, bevor der Verfasser
ausführlich auf Ausdrucksformen der Autonomie und
Kommunikationsinstrumente der Gemeinde (unter anderem Siegel, Glocken,
Belfriede und Rolande) sowie auf (multifunktionale) Elemente der
städtischen Infrastruktur (Brücken, Hospitäler, Kirchen, Kirchhöfe und
Frauenhäuser) eingeht. Die städtische Gesellschaft allerdings wird mit
den gewählten Gruppen der Bruderschaften, Zünfte und Juden zu speziell
behandelt.

Das Verhältnis der Städte zum Königtum und den Partikulargewalten steht
im Mittelpunkt des folgenden Kapitels (S. 31-37). Auf der Grundlage der
Einteilung der Städte in Reichsstädte, Freie Städte und Landstädte
werden das Verhältnis und die Funktionen der unterschiedlichen Typen zu
bzw. für König, Bischöfe und übrigen Landesherren beschrieben
(Rechtstitel, Residenzen, Ständeversammlungen).

Mit den nächsten Kapiteln wird die Stadtgrenze überschritten und die
Stadt in ihr außerstädtisches Beziehungsnetz eingeordnet. Zunächst geht
es dabei um Formen und Ziele zwischenstädtischer Kommunikation (S.
37-42). Städtebünde und die Hanse, deren Entwicklung, Zielsetzungen und
Handeln beschrieben werden, dienen hier als Beispiele. Aus
zentralörtlicher Perspektive werden vor allem die wirtschaftlichen (S.
42-49) und kultisch-kulturellen (S. 49-51) Aspekte der Stadtgeschichte
behandelt. Dem Markt kommt im Zusammenhang der Stadtwerdung eine
zentrale Funktion zu, seine Spezialisierung und Häufigkeit können die
Bedeutung der Stadt ebenso anzeigen wie etwa auch Münzstätten in
städtischer Hand. In gewerblicher Hinsicht sind vor allem das städtische
Metall-, Tuch-, Bier- und Papiergewerbe für die Ermittlung des
Bedeutungsüberschusses der Städte von Interesse sowie der Bergbau, der
zwar außerhalb der Stadt, aber mit städtischem Kapital betrieben wurde
und somit eng mit der Stadt verbunden war. Die sakrale Ausstattung der
Stadt hingegen ist nur bedingt ein Indikator für die Bedeutung der
Stadt. Die Anzahl an Pfarreien, Klöstern, Kollegiatstiften und
Bettelorden konnte ebenso unterschiedlich sein wie das Verhältnis der
jeweiligen Institutionen zu den Städten. Unbestritten ist die Rolle der
Städte als Bildungszentren, angefangen mit Aachen als Zentrum der
karolingischen Renaissance über die Dom- und Stiftsschulen bis hin zu
den Universitäten, die seit dem 14. Jahrhundert von weltlichen und
geistlichen Territorialherren und schließlich auch von Städten gegründet
wurden.

Der zweite reihentypische Teil des Bandes "Grundprobleme und Tendenzen
der Forschung" konzentriert sich nach einem Überblick über die
Literatur- und Quellenlage (S. 55-61) zunächst auf Definition und
Typologisierungen der mittelalterlichen Stadt. Der Verfasser zeigt die
ausführliche und schwierige Diskussion um den Stadtbegriff auf (S.
61-70). Er ordnet die vielfältigen Definitionsvorschläge in den
jeweiligen Forschungskontext ein und konstatiert schließlich, dass "der
kombinierte Stadtbegriff mit einem mehr oder weniger ausdifferenzierten
Kriterienbündel [...] heute weitestgehend als Konsens der Forschung
erachtet werden" (S. 67) kann, der die Grundlage für den von Hirschmann
und Escher entwickelten Stadtbegriff bildet. Ausgehend von der
Definition der Stadt im Rechtssinn von Max Weber haben die Stadtrechte
lange Zeit eine zentrale Rolle (S. 70-75) gespielt. Ihre Bedeutung wird
in letzter Zeit relativiert, da eine Verleihung von Stadtrechten nicht
immer mit einer Differenzierung in Wirtschaft und Gesellschaft
einherging und die Siedlung nicht zwangsläufig städtischen Charakter
aufwies. Gerade im Zusammenhang mit der Frage der Abgrenzung von Dorf
und Stadt und einem der neueren Forschungsfelder im Rahmen der
Stadtgeschichte, den kleinen und mittelgroßen Städten (S. 77-80), denen
sich die Forschung seit etwa 1990 verstärkt zuwendet, wird die Bedeutung
der Stadtrechtsverleihungen neu diskutiert. Die Stadtrechte werden nicht
mehr unbedingt als Versuch einer Stadtgründung gedeutet, sondern
vielmehr als Instrument der Territorialpolitik.

In weiteren Kapiteln wird der Forschungsstand zu verschiedenen
Stadttypen (S. 75-77), zum Thema Stadt und Kirche (S. 80-83) sowie zur
Demografie (S. 83) referiert und in einem Überblickskapitel (S. 84-94)
der Stand weiterer Forschungsgebiete knapp skizziert (Frauen in der
Stadtgeschichte, Juden, Lombarden, Randgruppen, Kommunikation und
Öffentlichkeit, Stadt und Umland, Migration, Infrastruktur,
Verteidigungswesen, Hospitäler, Städtebünde, Hanse,
Bruderschaften/Zünfte, Stadt und Residenz, Geschichtsschreibung,
Bürgerbücher und Städtelandschaften). Der Band schließt mit einer
umfangreichen Bibliografie (S. 95-129).

Entlang der Zentralitäts- und Urbanitätskriterien entwickelt Hirschmann
die Geschichte der mittelalterlichen Stadt. Dabei werden zwar
sozialgeschichtliche Aspekte nur angedeutet, und manche für
Studienanfänger wichtige Erklärungen oder Einordnungen fallen sehr knapp
aus. Doch das ist sicher angesichts der vom Umfang beschränkten Bände
eine notwendige Einschränkung und gewollte Schwerpunktsetzung, da die
mittelalterliche Stadt in ihrer räumlich und zeitlich differenzierten
Form beschrieben werden soll; denn: "Die Geschichte der Stadt im
Mittelalter erweist sich also tatsächlich als Geschichte der Städte im
Mittelalter, da sich dieses Phänomen außerordentlich vielfältig
gestaltet" (S. XI). Hier liegt eine der Stärken des Bandes, der auf
diese Weise manch zu grobe Zeichnung vermeidet und trotz des knapp
bemessenen Raumes die Vielfältigkeit des Städtewesens aufzeigen kann.

Anmerkungen:
[1] Felicitas Schmieder, Die mittelalterliche Stadt, Darmstadt 2005;
Bernd Fuhrmann, Die Stadt im Mittelalter, Stuttgart 2006.
[2] Monika Escher / Frank G. Hirschmann: Die urbanen Zentren des hohen
Mittelalters. Vergleichende Untersuchungen zu Städten und
Städtelandschaften im Westen des Reiches und in Ostfrankreich, 3 Bde.,
Trier 2005.


Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Harald Müller <mueller(a)...
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<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2010-2-162>

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