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2009/12/08 08:26:24
rolgeiger
[Regionalforum-Saar] SZ: die Erinnerung wach halten
Datum 2009/12/11 10:57:28
rolgeiger
[Regionalforum-Saar] SZ: neues Kreisheimatbuch in St. Wendel erschienen
2009/12/11 12:45:57
Hans Mader
[Regionalforum-Saar] in eigener Sache
Betreff 2009/12/11 11:48:00
Dr. Michael Franz
Re: [Regionalforum-Saar] in eigener Sache und darübe r hinaus
2009/12/08 08:26:24
rolgeiger
[Regionalforum-Saar] SZ: die Erinnerung wach halten
Autor 2009/12/11 10:57:28
rolgeiger
[Regionalforum-Saar] SZ: neues Kreisheimatbuch in St. Wendel erschienen

[Regionalforum-Saar] in eigener Sache und darübe r hinaus

Date: 2009/12/11 10:47:14
From: rolgeiger <rolgeiger(a)...

Guten Morgen,

ich bin ernsthaft am Überlegen, ob ich die 40 Euro, die mich die Erhaltung des Regionalforums Saar jedes Jahr kostet, weiterhin investieren und das Regionalforum weiter betreiben soll - und hätte gern Ihre Stellungnahme dazu.

Momentan sind 90 Teilnehmer angemeldet, da müßte sich doch eine Tendenz herauskristallisieren lassen.

Grund für meine Skepsis sind zwei Vorgänge der letzten drei Wochen.

Nachdem ich mich so negativ über den Beitrag von Herrn Dr. Peters beim Nohfelder Geschichtsabend geäußert habe, kamen zwei Ergänzungen dazu. Eine von Anneliese Schumacher, die andere von Sylvie Tritz. Gleichzeitig hat ein eingeschriebener Teilnehmer der Liste (nicht geschlechtspezifisch zu sehen) meine Email und die beiden folgendenden an Dr. Peters weitergeleitet, der nicht Teilnehmer des Forums ist. Der resp. dessen Ehefrau hat sich sodann an Frau Tritz gewandt und dort reklamiert, wieso sie sich bezüglich meiner Email geäußert habe. Infolgedessen - und nicht zuletzt aufgrund der Indiskretion seitens des Listteilnehmers - hat sich Frau Tritz aus der Liste abgemeldet.

Vorige Woche habe ich das Symposion in Otzenhausen besucht und dann eine Email über die Aussage von Frau Klarsfeld geschrieben, die bei ihrem Vortrag erzählt hat, man habe dem in Frankreich verurteilten Alt-Nazi Lischka einen Knüppel über den Kopf, in dann in ein Auto ziehen und nach Frankreich verschleppen wollen, um ihn seiner Strafe zuführen zu wollen. Diese Vorgehensweise fand ich nicht für in Ordnung, denn das "Auge-um-Auge, Zahn-um-Zahn"-Prinzip ist nicht mit dem zu vereinbaren, was meiner Meinung nach unseren Rechtsstaat ausgemacht hat und noch ausmacht.

Eine Stellungnahme hierzu erhielt ich heute morgen in Form einer Email von Edgar Schwer, ebenfalls   n i c h t  Teilnehmer des Forums. Er schreibt darin:

"(...) in Otzenhausen fand kein Seminar, sondern ein Symposium statt. Ihre Bemerkungen zu Frau Klarsfeld sind wie ihre Kenntnisse der deutschen Nachkriegsgeschichte geradezu abenteuerlich. Wer stellte sich denn der Hisbolla in Beirut als Ersatzgeisel für entführte jüdische Kinder zur Verfügung? Die "berüchtigte" Frau Klarsfeld. Selten habe ich eine so mutige Journalistin erlebt. Wissen sie eigentlich, dass die Adenauer Aera, besonders die Justiz von Altnazis dominiert war? Es waren Leute wie der jüdische Staatsanwalt Bauer aus Hessen, der die Auschwitzprozesse ins Rollen brachte. Er wurde von den guten Juristen so massiv gemobbt, dass er später Suizid beging. 
   
Bereits fünf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges ist Lischka in Frankreich in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Bei uns genoss er als guter Deutscher Befehlsempfänger seine Freiheit. In der Zeit von November 1940 bis Oktober 1943 war er nicht nur Kommandeur der Sicherheitspolizei (Sipo) und des Sicherheitsdienstes der SS (SD) in Paris, sondern auch Hauptverantwortlicher der Gestapo in Frankreich. Als "Schreibtischtäter" gehört der promovierte Jurist zu den Hauptverantwortlichen, die rund 76.000 Juden, darunter viele Kinder  aus Frankreich in die Vernichtungslager deportiert haben. Bereits 1938 war er in Berlin Chef des "Judenreferats" der Gestapo für das ganze Reich und verantwortlich für die ersten Massenverhaftungen nach der Reichspogromnacht. Von Januar bis Oktober 1940 war Lischka Leiter der Gestapo in Köln. In dieser Zeit war er verantwortlich für die Verhaftung vieler Kölner Sinti und Roma. (Im Sprachgebrauch deutsche Spießer Zigeuner)

Sie sind ja vor Ende der Veranstaltung gegangen, ein Gespräch mit Frau Klarsfeld wäre sicherlich möglich gewesen. Wir unterhielten uns mit ihr und Herrn Prof. Dr. Motsch noch sehr lange nach dem Symposium. Frau Klarsfeld zeigte uns dann noch ihr in Frankreich erschienenes  Gedenkbuch für die ermordeten jüdischen Kinder französicher Staatsangehörigkeit.  
   
Zu ihrer Kenntnis, ich habe an der Universität Trier bei Professor Dr. Lutz Raphael vier Semester deutsche Nachkriegsgeschichte sehr intensiv studiert, ebenso vier Semester Kirchengeschichte bei Prof. Dr. Bernhard Schneider,  insbesondere die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Auf meine Initiative hin wurde  mit dem katholischen Widerstandskämpfer Hans Renner  ein ganzes Seminar abgehalten. (Er entging nur um ein Haar der Todesstrafe) Im Seminar wurden alle Aussagen des ehemaligen Diözesanführers der katholischen Jugend auf Band aufgenommen und archiviert. Als Protokollführer während dieser drei Monate wurde mir die Dimension ungeheurer Verbrechen, aber auch die widerliche Verlogenheit der frühen Bundesrepublik zur Thematik klarer denn je. Bereits im Herbst 1996 arbeitete ich  im Rahmen der christlich jüdischen Verständigung eine Woche in Jerusalem im Dokumentationscenter Yad Vashem. Wir hatten damals auch die Möglichkeit der Zeitzeugenbefragung wahrgenommen.  

Ein gut gemeinter Rat, lesen sie doch einmal den Spiegel der entsprechenden Jahre, sie werden ein ungeschminktes Bild der Zeit erfahren. Mit ihren destruktiven Kommentaren machen sie sich in Historikerkreisen geradezu lächerlich.  Geloben sie sich doch selbst Besserung, bevor ihre Kommentare als Bumerang zurückkommen."
 
Er hat recht, ich habe "Symposion" mit "Seminar" verwechselt. Dafür weiß er wohl nicht, daß man "Sie" in der Anrede groß schreibt. Böse Defizite auf beiden Seiten.
 
Meine Kenntnisse zur Nachkriegsgeschichte standen nicht zur Disposition. Allerdings mein Rechtsverständnis. Herr Schwer hat wohl ein anderes. Frau Klarsfeld - zumindest Ende der 1960er - auch. Wenn sich Menschen ausserhalb des Rechts stellen (wie z.B. die Nazis im Dritten Reich), verdienen sie es wohl nicht, nach dem zum Zeitpunkt ihrer Entführung dort in dem Land, in dem sie wohnen, geltenden Recht behandelt zu werden. Sie sind Freiwild, jeder darf mit ihnen verfahren, wie er will. Okay, aber so fasse ich das nicht auf.
 
Erschwerend kommt natürlich hinzu, daß sich Herr Schwer in Nohfelden - resp. danach - über mich geärgert haben mag wegen meiner Kommentare zu Dr. Peters'  Vortrag. Schließlich hat er Dr. Peters danach in höchsten Tönen gelobt. Deshalb steht vermutlich in seinem zweitletzten Satz das Wort "Kommentar" in der Mehrzahl.
 
Bitte entschuldigen Sie, daß ich Sie mit diesem kindischen Kleinkram langweile.
 
Aber deshalb auch meine o.a. Frage. Denn ich werde auch weiterhin - wenn es mir angebracht erscheint - Kommentare abgeben.
 
Ich verbleibe - Ihrer Antworten harrend
 
Roland Geiger, St. Wendel