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2009/12/07 08:46:56
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] SZ: Beate Klarsfeld in Saar brücken und Otzenhausen
Datum 2009/12/11 10:47:14
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[Regionalforum-Saar] in eigener Sache und darübe r hinaus
2009/12/07 08:46:56
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[Regionalforum-Saar] SZ: Beate Klarsfeld in Saar brücken und Otzenhausen
Betreff 2009/12/11 10:59:59
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[Regionalforum-Saar] SZ: neues Buch von Manfred Peter
2009/12/07 08:46:56
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[Regionalforum-Saar] SZ: Beate Klarsfeld in Saar brücken und Otzenhausen
Autor 2009/12/11 10:47:14
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[Regionalforum-Saar] in eigener Sache und darübe r hinaus

[Regionalforum-Saar] SZ: die Erinnerung wach halten

Date: 2009/12/08 08:26:24
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Vorbemerkung: Leider hat der Artikelschreiber die vorzügliche (und das ist nicht ironisch gemeint) Einführung unseres Landrats Udo Recktenwald mehr oder minder unter den Tisch fallen lassen. Der sagte u.a., daß es nicht genügt, die Leute beim Namen zu nennen, die damals in der NSDAP oder sonstwo waren, sondern man muß auch ihre Lebensumstände berücksichtigen. Noch besser war allerdings seine persönliche Feststellung, daß er den Bundeswehreinsatz in Afghanistan für falsch hält. Klare Worte, wie ich sie von einem Politiker nicht erwartet hätte. Respekt.

 
heute morgen in der Saarbrücker Zeitung, St. Wendeler Teil:  

Die Erinnerung wach halten

110 Besucher beim Symposium „Jüdische Deutsche im Saarland“ in Otzenhausen

Die Erinnerung an die Verbrechen an den jüdischen Mitbürgern wach halten, auch darum ging es beim Symposium „Jüdische Deutsche im Saarland - Umgang mit der Erinnerung“ in die Europäische Akademie. Sechs renommierte Dozenten referierten unter anderem über das Schicksal der jüdischen Bürger im Landkreis St. Wendel und in der Kreisstadt.

Von SZ-Mitarbeiter

Frank Faber

Otzenhausen. Im St. Wendeler Land blühte in 30er Jahren des letzten Jahrhunderts das jüdische Leben – bis zum Zeitpunkt als die Nationalsozialisten die Macht an der Saar ergriffen. 136 jüdische Deutsche lebten 1933 im Kreis und der Stadt, engagierten sich wie viele christliche Bürger im gesellschaftlichen Leben und in der regionalen Wirtschaft. Spätestens nach der Saar-Abstimmung vom 13. Januar 1935 verließen viele Juden ihre Heimat. Sie mussten unter Druck ihre Häuser und Geschäfte unter Wert hergeben und flohen.

„Das alles hat sich damals unter den Augen der Öffentlichkeit abgespielt“, verdeutlichte Eberhard Wagner vom Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM). Der Autor referierte über die „Arisierung des Jüdischen Eigentums“ in St. Wendel. Zu einem Schnäppchenpreis von 70 000 Reichsmark wurde zum Beispiel das Kaufhaus des Juden S. Daniel (Luisenstraße), das größte im nördlichen Saarland, verkauft. Wagner bezifferte den immateriellen Firmenwert auf geschätzte 300 000 Reichsmark. So wie der Familie Daniel erging es in dieser Zeit noch einer Reihe von jüdischen Geschäftsleuten. „An alle diese Namen und deren Schicksale wird heute in St. Wendel so gut wie nicht erinnert“, beklagte er. Ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte schlug Eva Tigmann in ihrem Vortrag auf: Was geschah am 9. November 1938 in der Kreisstadt? „Tagsüber marschierte ein Demonstrationszug zum Haus von Dr. Krämer, der den Juden zur schnellen Ausreise verhalf. Gleichzeitig verwüstete die Hitler-Jugend den Innenraum der Gebetsstätte. In den Abendstunden der Reichskristallnacht setzte die NS-Sturmabteilung die Synagoge in der Kelsweilerstaße in Brand. „Es gab Augenzeugen, doch niemand traute sich damals etwas zu sagen“, schilderte die Autorin aus Gonnesweiler. Die wichtigsten Quellen heute seien die Akten der Staatsanwaltschaft im Saarbrücker Landesarchiv. Sie ließen jedoch nur ein lückenhaftes Bild der Ereignisse zu. „Eine nur auf den zweiten Blick erkennbare Gedenkplakette gedenkt dieser Tat“, bemängelte sie ausdrücklich.

Die Möglichkeiten und Grenzen der Erinnerungskultur, insbesondere mit Jugendlichen, stellte Willi Portz, der Leiter des Adolf-Bender- Zentrums St. Wendel vor. „Die Erinnerungskultur soll lebendig, und nicht nur in Stein gemeißelt sein“, sagte Portz. Landrat Udo Recktenwald meinte, dass man mit dem Symposium ein Signal gesetzt habe, um die Erinnerungskultur im Landkreis zu etablieren. „Wir müssen unserer Verpflichtung im Landkreis dazu gerecht werden“, forderte er ein. Das Einsetzen von Stolpersteinen wurde in der Diskussionsrunde angedacht. „Wir wollen weitere Defizite zur Aufklärung aufarbeiten und unsere Gedenkarbeit auf breitere Füße stellen“, bilanzierte Wagner. Als Gastdozenten waren der Alsweiler Professor Günter Morsch, die ausgezeichneten Autorin Beate Klarsfeld, und „Stolperstein-Schöpfer“ Gunter Demnig anwesend.

Auf einen Blick

Das Symposium „Jüdische Deutsche im Saarland - Umgang mit der Erinnerung“, wurde vom Landkreis St. Wendel, in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien in Dudweiler und dem St. Wendeler Adolf-Bender-Zentrum veranstaltet.

Präsentation der Ausstellung „Was geschah am 9. November“ des ABZ St. Wendel.

Die Referenten und ihre Themen: Professor Dr. Günter Morsch, Leiter der Gedenkstätte KZ Sachsenhausen: Ablauf des Pogroms am 9. November 1938 und Schicksal der verhafteten 30 000 jüdischen Deutschen.

Eva Tigmann, Autorin: Was geschah am 9. November in der Kreisstadt St. Wendel.

Eberhard Wagner, Autor, LPM: Jüdische Deutsche in der Kreisstadt St. Wendel - Arisierung des jüdischen Eigentums.

Willi Portz, Adolf-Bender-Zentrum St. Wendel: Möglichkeiten und Grenzen der Erinnerungsarbeit mit Jugendlichen.

Beate Klarsfeld, Autorin und Journalistin aus Paris: Die Jagd auf Klaus Barbie, Gestapo-Chef von Lyon.

Gunter Demnig, Künstler und Schöpfer des Projektes Stolpersteine: Das Projekt Stolpersteine. frf