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2009/10/08 00:38:37
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] "Kein Kaff" - zum Bericht über die Vorstellung des Buches von Klaus Brill
Datum 2009/10/08 14:45:03
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] 10 Jahre neue Forschung am Hunnenring
2009/10/08 15:51:52
anneliese.schumacher(a)t-online.de
Re: [Regionalforum-Saar] 10 Jahre neue Forschung am H unnenring
Betreff 2009/10/08 14:45:03
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] 10 Jahre neue Forschung am Hunnenring


Autor 2009/10/08 15:51:52
anneliese.schumacher(a)t-online.de
Re: [Regionalforum-Saar] 10 Jahre neue Forschung am H unnenring

[Regionalforum-Saar] 10 Jahre neue Forschung am Hunnenring

Date: 2009/10/08 13:28:00
From: anneliese.schumacher(a)... <anneliese.schumacher(a)...

10 Jahre Forschung im Einzugsgebiet der keltischen Ringwalls „Hunnenring“ von Otzenhausen

 

Am gestrigen Abend, den 07.10. 2009 stellte Herr Dr. Thomas Fritsch die Geschichte der Grabungen auf dem „Hunnenring“ und erste Ergebnisse vor. Angesichts der etwa 80 Anwesenden im somit gut gefüllten Kolpinghaus flachste er, er sei der „Gassenfeger in Schwarzenbach“. Tatsächlich waren viele Interessierte zugegen, einige waren aber auch ehrenamtliche Grabungshelfer z. B. der Universität Mainz oder Mitglieder des Freundeskreises Keltischer Ringwall Otzenhausen.

Erfreulicherweise hielten sich die Honneurs des Ortsvorstehers zu Beginn in engen Grenzen und es konnte fast pünktlich losgehen.

Forschungsgebiet, erklärte Dr. Fritsch sei der Hunnenring und sein Einzugsgebiet.

Die Ziele seien: Klärung der Historie (soweit nachvollziehbar)

                          Genese der keltischen und römischen Kultur in der Kleinregion

                           Rekonstruktion der damaligen Lebensumstände

                           Klärung der wirtschaftlichen Grundlagen  und deren Entwicklung

                           Vergleich zwischen regionalen und überregionalen Entwicklungen

 

Gegraben werde derzeit mit einem Stammpersonal von 15 Grabungshelfern und einer wechselnden Zahl von Ehrenamtlichen vor allem von den Kooperationspartnern wie beispielsweise den Universitäten Mainz, Saarbrücken und Trier, den THs Karlsruhe und Mainz. Diese ehrenamtlich tätigen (meist) Studenten seien auch die einzigen, die außerhalb des Saarlandes tätig würden, obwohl das Gebiet im Umkreis von etwa 8 – 10 km je nach Topographie zum Einzugsbereich des Ringes gehört habe. Innerhalb dieses Kreises sind bisher fast 300 Fundstellen bekannt, darin 3 Ballungszentren: zwischen Wadrill und Löster, Schwarzenbach und Priesberg und um hermeskeil.

Die genannten Ehrenamtlichen werden übrigens von der Gemeinde verpflegt und untergebracht, erhalten aber keine finanziellen Leistungen.

Erste Besiedlungen erfolgten wohl durch die „Laufelder Kultur“, die ab etwa 600 v. Chr. vor allem im Koblenzer Becken nachzuweisen ist und in die keltische Kultur mündete. 550 – 470 wurde die Gegend durch die späten „Laufelder“ verstärkt besiedelt, was mit dem gleichzeitigen Zerfall der Sitte der großen keltischen Fürstengräber und neuen Handelsrouten einherging.

Die Prosperierung der Mittelgebirgszonen nach Bodenschätzen setzte wohl erst ab dem 5. Jahrhundert ein, aus der Zeit davor existieren kaum Funde.

Im Frühlatène (etwa 400 – 380 v. Chr.) entstanden die ersten Fürstengräber in Schwarzenbach. Sie werden dem Dollberg zugeordnet, da solche Gräber in Sichtweite zum Fürstensitz errichtet wurden.

In der Frühzeit der Besiedlung entstand ebenfalls ein Gräberfeld (6 Gräber bekannt) zwischen Schwarzenbach und Eisen. Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich ursprünglich um Hügelbestattungen, obwohl die Hügel heute meist „weggeackert“ sind. Im Gelände ist mit ein wenig Übung aber noch ein Hügel erkennbar. Darüber hinaus weist die Wegeführung vom Priesberg zum Gräberfeld auf einen Zusammenhang, obwohl eine Datierung des Weges derzeit nicht möglich ist.

Auf dem Berg selbst entstand in der Frühphase am südwestlichen Bergsporn ein Querriegel oder Abschnittswall, der sich auch den Hang fast ganz hinab gezogen hat.

Der Schnitt durch den Wall aus den 30ger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde jetzt ausgewertet und erweitert. Als Glücksfall darf man ansehen, dass ausgerechnet in diesem Teil eine kultische Niederlegung von verschiedenen Gegenständen entdeckt wurde, die eine Datierung des Bauabschnitts ermöglichen.

Der Ausbau zur heutigen Größe erfolgte dann im ersten Jahrhundert vor Christus, doch schon unter Caesar bricht die Innenbesiedlung ab. Die Nordmauer mit einer Höhe von 20 Metern und einer Dicke von 25 Metern gilt als Schutz- und Repräsentationsbau, ein Hinweis, dass wohl noch eine Oberschicht vorhanden war.

Bei der bisherigen Erforschung der Innenbesiedlung wurden überwiegend anorganische Hinweise gefunden, seltene organische Funde wie Getreidereste (vor allem Spelzgetreide, Emmer, Dinkel) oder Hülsenfrüchte wie Linsen und Erbsen ergänzen diese jedoch.

Der Opferkult wird an gleicher Stelle (dem römischen Dianatempel) schon seit der Spätlatènezeut ausgeübt, wie Deponierungsgaben (Radkreuz, Messer, Jagdwaffen und ein Goldring, der wohl eine Ausnahmeerscheinung ist) belegen.

Die überregionale  Einbindung war durch Wegeverbindungen über die Höhenrücken gesichert. Diese Straßen verliefen überwiegend (grob) in Nord-Süd-Richtung entlang der Gräberfelder (Hohlwegeführung).

Der Ringwall wurde um 50 v. Chr. offenbar kampflos verlassen, eine neue Siedlung „Im Spätzrech“ Schwarzenbach existierte bis spät ins 4. Jhd. n. Chr.. Im Bereich dieses Vicus wurde auch ein römischer Umgehungstempel gefunden.

Im Bereich Hermeskeil konzentrieren sich viele Bemühungen auf die Schanzanlage, ein Erdwall von 340 X 400 Metern in Sichtweite des Ringwalls und verschiedener Straßen. Es ist möglich, dass hier ein Militärlager errichtet war. Zwar fand man in ungefähr 200 Metern Entfernung römische und keltische Gräber, doch bleibt der Sinn der Anlage bisher unbewiesen. Ein spätkeltisches Adelsgrab (30 – 50 v. Chr.) mit 12 Keramikgefäßen dient als Hinweis für den weiteren Bestand von Adelsfamilien.

 

Der Abend schloss mit einem Dank an die vielen ehrenamtlichen helfer und dem Hinweis auf eine Buchvorstellung zum Holzhauser Hof am Freitag den 06. November im Rathaus Nohfelden (Nogfeldener Geschichtsabende).