Suche | Sortierung nach | Monatsdigest | ||
2023/04/21 10:46:34 Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Erinnerung "Buch im Gespräc h" heute Abend |
Datum | 2023/04/23 10:20:29 Hans Schmitt [Regionalforum-Saar] G |
||
2023/04/10 11:51:05 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Buch eines Saarländers über seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg erneut verö ffentlicht |
Betreff | 2023/04/28 15:40:59 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Die Anfänge der gotischen Arc hitektur |
||
2023/04/21 10:23:33 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Vortrag „Die Grablege im e hemaligen Kloster Wörschweiler. Eine Excursion zu Grafen , Rittern und Äbten" im Juli 2023 |
Autor | 2023/04/28 08:43:27 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Ein Beispiel für ein Wortspie l, das niemand braucht. |
Date: 2023/04/21 19:11:50
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Der Rezipient ist im Werk – Differenzerfahrung
und
Adressatenbezug in Reisedarstellungen des 15.-18. Jahrhunderts
Organisatoren Forschungsbibliothek Gotha
99084 Gotha
Vom - Bis 29.09.2022 - 30.09.2022
Von Peter Bohnert, Universität Vechta
Bis heute prägen Reiseberichte unsere Vorstellungen von anderen
Ländern und
Menschen, von Fremdbild und (europäischem) Selbstbild. Was wollten
die
frühneuzeitlichen Autoren ihren Lesern wie mitteilen? Galt auf dem
Buchmarkt
tatsächlich immer „travel sells“ oder mussten die Autoren
bestimmte Erwartungen
des Publikums erfüllen? Wie spiegeln sich diese Erwartungen in den
Reiseberichten wider? Inwiefern lenkten der Zweck der Reise oder
die sozialen
und beruflichen Prägungen des Reisenden seine Aufmerksamkeit?
Diesen Fragen
ging der interdisziplinäre Workshop „Der Rezipient ist im Werk –
Differenzerfahrung und Adressatenbezug in Reisedarstellungen des
15.–18.
Jahrhunderts“ an der Forschungsbibliothek Gotha der Universität
Erfurt aus
einer medien- und kulturhistorischen Perspektive nach.
SUSANNE FRIEDRICH (Erfurt/München) und MONIKA MÜLLER
(Erfurt/Gotha) stellten
bei der Einführung zunächst heraus, dass es sich bei den
Reiseberichten der
Frühen Neuzeit nicht (nur) um Selbstzeugnisse handelte. Ausgehend
von Wolfgang
Kemps einprägsamer These, „der Betrachter ist im Bild“, sei der
Rezipient eines
Reiseberichts bereits im Werk enthalten. Aufgrund der großen
Konkurrenz auf dem
Buchmarkt musste jeder Reisebericht etwas Einzigartiges besitzen,
aber zugleich
auch Wiedererkennungseffekte ermöglichen, um bei seiner
potentiellen Leserschaft
Aufmerksamkeit hervorrufen zu können. Daher dachten die Autoren
bereits beim
Verfassen des Reiseberichts an die Erwartungen und das Wissen der
Adressaten,
an die sich die Publikation richten sollte. Da von verschiedenen
Seiten
(Verleger, Kupferstecher etc.) in das Werk vor der
Veröffentlichung
eingegriffen wurde, kann bei vielen Reiseberichten eher von einer
kollektiven
Autorenschaft gesprochen werden.
SUSANNE KNAEBLE (Dresden) widmete sich der Frage nach dem
intendierten Publikum
der Gothaer Handschrift des „Herzog Ernst D“. Die Fassung D der
Abenteuerfahrt
von Herzog Ernst zeichnet sich durch eine besondere Betonung der
„Höfigkeit“
aus. Sie bot somit ein Angebot zur Rezeption höfischen Verhaltens,
das
insbesondere Frauen ansprach. Hierdurch konnte eine neue
Leserschaft gewonnen
werden.
Ausgehend von Berichten südwestdeutscher Mitarbeiter der VOC
untersuchte PHILIP
HAHN (Tübingen) die Intentionen und Wirkungen von
deutschsprachigen
Reiseberichten über Ostindien im 17. und 18. Jahrhundert. Nach
ihrer Rückkehr
betätigten sich viele Ostindienfahrer als Gastwirte und nicht ihn
ihrem
angestammten Handwerksberuf. Die (zunächst in den Gastwirtschaften
erzählten)
Berichte wurden lokal rezipiert, was die Migration von
Arbeitswilligen zur VOC
zur Folge hatte. Hinsichtlich der gedruckten Reiseberichte ist
festzustellen,
dass diese oft überformt wurden, um dem Buchmarkt bzw. den von der
Apodemikenliteratur gesetzten Erwartungen zu entsprechen, wobei
bereits im 18.
Jh. durch die „gelehrte Welt“ versucht wurde, die Berichte von
Handwerkern zu
diskreditieren. Manche Autoren wandten sich daher auch bewusst an
ihresgleichen, für die der Reisebericht zur praktischen Anleitung
werden
konnte.
Danach erfolgte eine Präsentation von ausgesuchten Originalen aus
den Beständen
der Forschungsbibliothek Gotha. In dieser werden rund 90
handschriftliche
Reiseberichte, darunter 14 Reisetagebücher, verwahrt. Darüber
hinaus verfügt
die Bibliothek über eine umfangreiche Sammlung an Druckwerken der
Signaturengruppe „Geographica“.
In diesem Kontext stellte BERND ULRICH HUCKER (Vechta) den
Frühdruck Straßburg
1519 von „Thyl Vlenspiegel“ vor, den die Forschungsbibliothek
Gotha besitzt.
Die (fiktive) Biographie ist zugleich ein Wegweiser zu den
Handwerkerwahrzeichen der Städte, in denen der umherreisende Narr
sein Unwesen
trieb. Die Kenntnis der Wahrzeichen diente den wandernden
Handwerksburschen vom
15. bis 18. Jahrhundert zur Legitimation, weshalb sie in vielen
Reisebeschreibungen genannt werden. Einige dieser Objekte finden
sich sogar in
den Eulenspiegel-Holzschnitten wieder, dennoch gehörten
Handwerkerkreise nicht
zu den intendierten Rezipienten.
MONIKA MÜLLER ging der Frage nach, ob es sich bei Caspar
Schmalkaldens „Reisen
nach West- und Ostindien“ um einen Reisebericht handelt. Jener
reiste zwischen
1642 und 1652 im Auftrag von WIC und VOC nach Brasilien und Asien
und arbeitete
dort als Soldat und Landvermesser. Nach seiner Rückkehr wurde er
Kanzlist am
Gothaer Hof und hielt seine Reiseerfahrungen in mehreren,
inhaltlich zum Teil
nur lose Schnittmengen aufweisenden Handschriften fest. Im Text
finden sich
durchaus Parallelen zu bereits veröffentlichten landeskundlichen
Beschreibungen, doch ist nicht von einer direkten Abschrift
auszugehen. Es sind
vor allem die Zeichnungen in der Handschrift, die deutliche Bezüge
zu
zeitgenössischen Werken des Druckmedium und der Malerei aufweisen.
Die in der
Forschungsbibliothek Gotha verwahrte, prächtig illustrierte
Handschrift mit
Zeichnungen und Deckfarbenmalerei sind für einen reinen
Privatgebrauch geradezu
einzigartig. Es ist anzunehmen, dass diese wohl zunächst für den
Unterricht
oder das gelehrte Gespräch am Gothaer Hof dienen sollte – ein
Plan, der aber
wohl nicht zur Ausführung gelangte. Auffallend ist, dass auch in
der bildlichen
Darstellung soziale Hierarchien dargestellt werden.
Beeinflusst von Schmalkaldens Reisebericht begab sich Johann
Wilhelm Vogel
(1657-1723) auf Reisen, zu dem SUSANNE FRIEDRICH vortrug. Er
schrieb über die
in den Diensten der VOC unternommene Reise innerhalb von sechzehn
Jahren zwei unterschiedliche
Berichte, von denen sich wiederum je zwei Versionen erhalten
haben. Dabei
transformierte er die teilweise logbuchartigen Berichte je nach
intendierten
Rezipienten, indem er andere Erlebnisse auswählte, Teile ergänzte
und verschob
oder Formulierungen veränderte. Hierbei wurde der Einfluss der
Schriftlichkeitskultur der VOC zunehmend zurückgedrängt. Vogel
orientierte sich
an den Vorstellungen eines thüringischen oder
norddeutsch-protestantischen
Publikums, indem er bspw. Vergleiche zu landläufigen Früchten und
Gemüsen zog.
Neben der Anfertigung seiner Berichte konnte er insbesondere seine
in den
Goldminen von Sumatra gemachten Erfahrungen und mitgebrachten
Dokumente als
soziales Kapital erfolgreich einsetzen und kann daher als ein
Musterbeispiel
für gelungene Integration nach der Rückkehr nach Europa bezeichnet
werden.
DANIELA HACKE (Berlin) diskutierte den Bericht von Robert Knox „An
Historical
Relation of the Island of Ceylon“ (1681) im Kontext der Bemühungen
der Royal
Society, Reisen und Reiseberichte im englischen Empire durch
Fragelisten einer
systematisierenden Untersuchungsmethode zu unterwerfen. Knox‘
Bericht war
jedoch ohne eine solche Beobachtungslenkung entstanden und wurde
vor der
Publikation u.a. von Robert Hooke überarbeitet. Er legte
besonderen Wert auf
„observations“, die tatsächlich nicht nur mit den Augen, sondern
mit allen
Sinnen gemacht wurden. Um die geographische Distanz zum
persönlichen Erleben
für die Leser zu verringern, beschrieb Knox seine sinnlichen
Erfahrungen. Bemerkenswert
ist hierbei die Einbeziehung aller Sinnesorgane, insbesondere des
Geschmacks-
und des Tastsinns. Am Beispiel der Ananas zeigt sich allerdings,
dass hier die
sprachliche Ausdrucksfähigkeit an ihre Grenzen stößt. Diese
Aufwertung von
anderen Sinnesorganen als den Augen ist im Kontext epistemischer
Diskurse zu
betrachten. Die multisensorischen Praktiken werden zu Techniken
kolonialen
Wissenserwerbs. Hierbei wird ein Erfahrungswissen geschaffen, das
in das
englische (Geschmacks-) Wissen eingebunden wird.
ANNETTE KRANEN (Bern) stellte Grafiken von Reisen in den östlichen
Mittelmeerraum um 1700 mit einem Schwerpunkt auf Cornelis de
Bruijn vor. Für
den frühneuzeitlichen Reisenden war die Verwendung von Bildern
etwas
Selbstverständliches. Manche vertraten sogar die Auffassung,
Bilder seien zur
Beschreibung der besuchten Orte besser als Texte geeignet und
nahmen für die in
ihren Reiseberichten abgedruckten Illustrationen Authentizität,
Neuheit und
Genauigkeit in Anspruch. Die Levante war zwar den wenigsten
Europäern aus
eigener Anschauung bekannt, jedoch gab es aufgrund von
Antikenrezeption, der
Bibel und der Reiseliteratur feste Erwartungen der Leserschaft,
neben Neuem
auch Bekanntes zu sehen. Gerade das Bekannte bürgte dabei für die
Glaubwürdigkeit. Daher wurde die Bebilderung der Reiseberichte an
den
intendierten Adressatenkreis angepasst, dienten doch
Illustrationen nicht nur
der genaueren Beschreibung der besuchten Orte, sondern auch als
handfestes
Verkaufsargument. Als Authentizitätsbeweis wurden teilweise
Zeichner oder Maler
in die Druckplatte gestochen, um den Anschein der
Augenzeugenschaft zu geben.
Jedoch wurden die Stiche häufig ohne konkretes Anschauungsmaterial
angefertigt
und aus Versatzstücken älterer Druckvorlagen zusammengestellt.
Auch konnte es bei
der Anfertigung der Druckplatten zu Konflikten zwischen dem
künstlerischen
Selbstverständnis der Kupferstecher und dem Anspruch auf
Authentizität und
Genauigkeit des Reisenden kommen.
HARUKA OBA (Kurume/Japan) referierte über die deutsche Übersetzung
eines
Reiseberichts der Tensho-Gesandtschaft. Dieser Reisebericht
beschreibt die
Reise von vier jungen, vom Jesuitenorden in Nagasaki
ausgebildeten, japanischen
Adligen nach Europa, die 1585 mit einer Papstaudienz in Rom ihren
Abschluss
fand. Der Reisebericht erfuhr eine große Resonanz, da er eine
Reise von Fremden
durch für sie fremde europäische Gegenden beschreibt. Die
Wahrnehmung Europas
durch die japanischen Jugendlichen wird jedoch kaum darstellt. Die
1587 in
Dillingen herausgegebene erste deutschsprachigen Übersetzung wurde
dem
bayerischen Thronfolger Maximilian (I.) gewidmet und diesem wohl
zum Eintritt
in das Jesuitengymnasium in Ingolstadt geschenkt. Aufgrund des
Paratexts, der
betont, dass die jungen adeligen Japaner aufgrund der
Wahrhaftigkeit des Katholizismus
nach Rom reisten, erhielt der Reisebericht zusätzlich den
Charakter eines
Fürstenspiegels und wurde so an den Widmungsempfänger angepasst.
Darüber hinaus
dokumentierte die Übersetzung Bayerns Stellung als größter
Unterstützer der
jesuitischen Weltmission und trug so zur Festigung der
jesuitischen Stellung in
Bayern bei. Sie erfüllte die Erwartung einer katholischen
Leserschaft im
konfessionellen Zeitalter.
DORIS GRUBER (Wien) sprach über Darstellungen osmanischer Fauna in
Reiseberichten und ihr (intendiertes) Publikum am Beispiel von
phantastischen
Tierwesen. Dabei stützte sie sich auf erste Ergebnisse des
Digital-Humanities-Projekts „Ottoman Nature in Travelogues,
1501–1850: A
Digital Analysis (ONiT)“ der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften. Das
Korpus umfasst etwa 1.500 zwischen 1500-1850 entstandene
Druckschriften, die
durch computergestützte Methoden wie z.B. automatische
Bildextraktion
ausgewertet werden. Phantastische Tierwesen kommen gehäuft in
Berichten über
das Osmanische Reich vor, insbesondere in deutschen Übersetzungen.
Im Vorderen
Orient bestand eine lange kulturelle Tradition der magischen
Tierwesen, z.B. in
Bibel, antiker Literatur und Historiographie. Die Reiseberichte
führen neben
Augenzeugenberichten als empirischen Beweisen für die Existenz von
Fabelwesen
wie Einhörnern oder Meermenschen auch Autoritäten wie Plinius zur
Bekräftigung
an. Bilder von phantastischen Tierwesen dienten als zusätzliche
Legitimation
und sollten Verkaufsargumente für ein auf Exotik und Fremdheit
neugieriges
Publikum sein. Hierbei wurden Bildplatten aus praktischen Gründen
oft
wiederverwendet, was aber zu Divergenzen zwischen Text und Bild
führte. Die
Bebilderung wurde in verschiedenen Auflagen verändert und auch
konfessionell
angepasst. Auch zeigen sich Reflexe von Feindbildern, die auf die
Konflikte des
Osmanischen Reichs mit Habsburg oder Venedig zurückzuführen sind.
Hierdurch
wurden kulturelle Identitäten geschaffen, die zur Verfestigung von
Stereotypen
und Vorurteilen führten.
JULIA BÖTTCHER (Erlangen/Nürnberg) trug zur Adressatenorientierung
in Berichten
von Forschungsreisenden im 18. Jahrhundert vor. Um ein breites
Publikum
anzusprechen, musste ein konsensfähiger Reisebericht hergestellt
werden. Hierzu
musste das Verhalten des Forschers nachvollziehbar sein und er
über eine
integre geistig-moralische Grundhaltung verfügen, die sich neben
der
Aufrichtigkeit gegenüber dem Forschungsgegenstand auch im
korrekten Umgang mit
Tieren und der einheimischen Bevölkerung zeigte. Der reisende
Wissenschaftler,
der seinen Habitus als Forscher wahren musste, war als Teil der
Gelehrtengesellschaft auch ein Teil der Rezipientengruppe. Durch
die
Korrespondenz mit Akademien hielt er auch von unterwegs den
Kontakt zu seinen
Rezipienten. Durch genaue Beschreibung der Arbeitsumgebung vor Ort
sollten
Zweifel an der Wissenschaftlichkeit der Forschung ausgeräumt
werden. Hierbei
war es erforderlich, auf bereits etablierte Arbeitsmethoden
zurückzugreifen. Bei
der Einordnung der Forschungsergebnisse wurde darauf geachtet,
dass die
Beschreibungen und Abbildungen konsensfähig waren, wobei die
Sehgewohnheiten
der Heimatregion berücksichtigt wurden.
CARSTEN ECKERT (Gotha) stellte die Rezeption der geognostischen
Reisen des
Leopold von Buch (1774-1853) durch Gebirgsregionen Europas dar und
verortete
ihn im Forschungsnetzwerk seiner Zeit. Im Fokus standen dabei
dessen
kleinformatige Reisetagebücher. Der heute fast in Vergessenheit
geratene Freund
Alexander von Humboldts trug auf seinen Fußreisen
Gesteinssammlungen zusammen
und prägte geologische Begriffe, die über die geologische Fachwelt
hinaus sogar
Bestandteil der Umgangssprache und Alltagsliteratur wurden.
Bei der regen Abschlussdiskussion wurde nochmals deutlich, dass
die Reisenden
stets die räumliche Bindung der Rezipienten mitdachten. Durch eine
möglichst
sinnesnahe Beschreibung sollte die geographische Distanz der Leser
zum
persönlichen Erleben des Autors überbrückt werden. Nötig sei eine
mediensensible Forschung, die Praktiken, Konventionen und
Traditionen der
Wissensgenerierung und -darstellung berücksichtige. Hier sei nach
epistemischen
Umbrüchen und Entwicklungen zu fragen und wie sie sich in den
Reiseberichten
widerspiegeln. An dieser Stelle wäre in weiteren Forschungen zu
untersuchen, ob
sich diese Erkenntnisse auch auf andere Reisegattungen wie
beispielsweise die
fürstliche Kavalierstour übertragen lassen. Als spezifisch für die
Erfahrungsvermittlung in der Frühen Neuzeit wurde
herausgearbeitet, dass es zu
einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr genügte, lediglich an einem
Ort gewesen
zu sein, sondern dies musste auch glaubwürdig dargestellt werden.
Hierbei
halfen die von der Reise mitgebrachten (Natur-)Objekte, die aber
auch zur
Ansprache anderer Rezipientenschichten verwendet wurden. Die
Reiseberichte
können heute auch als wichtige Hilfe im Bereich der Museologie bei
Fragen der
Provenienz oder Sammlungsgeschichte, insbesondere bei Naturalia,
dienen. Hier
wird die Gegenwart zum – allerdings unintendierten – Rezipienten
frühneuzeitlicher Reiseberichte.
Abschließend führte Monika Müller durch die prachtvollen
historischen
Schauräume der Forschungsbibliothek Gotha.
Konferenzübersicht:
Kathrin Paasch (Gotha): Begrüßung
Susanne Friedrich (Erfurt/München) und Monika Müller
(Erfurt/Gotha): Einführung
Susanne Knaeble (Dresden): Wissen über Gott und
Welt-Erfahrungsvermittlung in
der Gothaer Handschrift des „Herzog Ernst D“
Philip Hahn (Tübingen): Exotische Unterhaltung oder Anleitung zur
Arbeitsmigration? Intentionen und Wirkungen von deutschsprachigen
Reiseberichten über Ostindien im 17. und 18. Jahrhundert
Präsentation und Diskussion von Originalen
Bernd Ulrich Hucker (Vechta), Impulsreferat: „Thyl Vlenspiegel“,
Straßburg 1519
Monika Müller (Erfurt/Gotha): Caspar Schmalkaldens „Reisen nach
West- und
Ostindien“ – ein Reisebericht?
Susanne Friedrich (Erfurt/München): Johann Wilhelm Vogel und die
Goldminen von
Sumatra. Eine Reise, zwei Druckversionen, zwei Zueignungen und
drei Vorreden
Daniela Hacke (Berlin): “I have written nothing but (…) what I am
assured of by
my own personal knowledge”: Robert Knox, Robert Hooke und die
Kunst des Reisens
im englischen Empire
Annette Kranen (Bern): Durch die Augen der Reisenden. Grafiken von
Levante-Reisen um 1700 zwischen Autopsie und Kopie
Haruka Oba (Kurume): Warum veröffentlicht man Reiseberichte über
Japaner? Der
Paratext zur deutschen Übersetzung des italienischen
Reiseberichtes der Tensho
Gesandtschaft (1587)
Doris Gruber (Wien): Darstellungen osmanischer Fauna in
Reiseberichten und ihr
(intendiertes) Publikum
Julia Böttcher (Erlangen-Nürnberg): Integre Reisende und Wissen in
vertrauter
Form: Adressatenorientierung in Berichten von Forschungsreisenden
im 18.
Jahrhundert
Carsten Eckert (Gotha): Mit Hammer, Fernglas und Lupe zu Fuß durch
Europa – Die
Geognostischen Reisen des Leopold von Buch um 1800
Monika Müller (Erfurt/Gotha): Führung durch die historischen
Schauräume der
Forschungsbibliothek Gotha
Zitation
Tagungsbericht: Der Rezipient ist im Werk – Differenzerfahrung und
Adressatenbezug
in Reisedarstellungen des 15.-18. Jahrhunderts, In: H-Soz-Kult,
21.04.2023, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-135557>.