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2015/08/06 00:26:25
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Overy, Richard: Der Bombenkrieg. Europa 1939-1945
Datum 2015/08/07 23:38:07
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Konf: Der Wiener Kongress und seine Folgen.
2015/08/24 23:23:01
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] cura
Betreff 2015/08/04 08:18:56
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Das Mittelalterlager in Freisen betreffend
2015/08/06 00:26:25
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Overy, Richard: Der Bombenkrieg. Europa 1939-1945
Autor 2015/08/07 23:38:07
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Konf: Der Wiener Kongress und seine Folgen.

[Regionalforum-Saar] Das Deutsche Jugendherbergswerk 1909-1933

Date: 2015/08/06 00:26:58
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Kraus, Eva: Das Deutsche Jugendherbergswerk 1909-1933. Programm -
Personen - Gleichschaltung. Berlin: Pro Business 2013. ISBN
978-3-86386-488-0; 450 S.; EUR 19,95.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Ulrich Linse, Fakultät 13, Hochschule für angewandte Wissenschaften
München
E-Mail: <linse(a)... nachträgliche Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Deutschen
Jugenherbergswerk ist diese 2011 bei der Universität Paderborn unter
etwas anderem Titel eingereichte Dissertation von Eva Kraus wohl
nicht[1], denn zum Feiern bot ihre Themenstellung auch wenig Anlass.[2]
In der Einleitung setzt die Verfasserin nämlich bereits einen deutlich
kritischen Akzent ihres Untersuchungsziels: Im Zentrum stehe die Frage
nach den Ursachen von Selbstgleichschaltung und nachfolgender
Fremdgleichschaltung des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) im Jahre
1933. Daraus möchte die Verfasserin ableiten, "ob dem DJH und seinen
führenden Funktionären aus ihrem Verhalten während des Jahres 1933 [...]
eine Mitverantwortung für die Etablierung der nationalsozialistischen
Diktatur anzulasten ist" (S. 308).

Aus dieser Fragestellung erklärt sich auch die Tatsache, dass sich das
letzte Drittel des klar und übersichtlich gegliederten Textes
ausführlich mit dem Prozess der Gleichschaltung des DJH befasst. Die
jeweils ebenso umfangreichen beiden vorausgehenden Abschnitte
beschäftigen sich einmal mit der Entwicklung der Jugendherbergsidee bei
dessen Gründer Richard Schirrmann und seinen Ideengebern (u.a. waren das
der "Rembrandt-Deutsche" Julius Langbehn, der Bodenreformer Adolf
Damaschke oder der deutsch-religiöse "Volkserzieher" Wilhelm Schwaner),
der folgende Teil dann mit der Geschichte des Jugendherbergsverband von
1909 bis 1933 mit besonderer Berücksichtigung der Wirkung des Übergangs
vom Kaiserreich zur Weimarer Demokratie auf den Verband, seine
Zielsetzungen ebenso wie seine konkrete Arbeit betreffend.


Eva Kraus sieht die Wurzeln von Schirrmanns Jugendherbergsidee in den um
1900 virulenten Bestrebungen von Lebensreform einschließlich
Reformpädagogik und Jugendbewegung.[3] Dem Volksschullehrer Schirrmann
ging es aber nicht um die praktische Erleichterung des Heimatwanderns
der bereits in der bürgerlichen Jugendbewegung organisierten
Gymnasiasten, sondern um die Öffnung des Jugendwanderns für die bisher
vom Wandervogel noch nicht erfassten Volksschüler durch Bereitstellung
geeigneter Herbergen ("Volksschülerherbergen"), da sich behelfsmäßige
Strohlager in Schulräumen oder beim Bauern als unzureichende Lösung der
Übernachtungsfrage während der Wanderungen erwiesen hatten. 1912
(offizielle Einweihung 1914) entstand in den Räumen der
wiederhergestellten Burg Altena im Sauerland die erste ständige
Jugendherberge ("Jugendburg") mit Schirrmann als "Herbergsvater".
Zurecht schreibt Kraus, dass trotz Schirrmanns Rückgriff auf das
Wander-Ideal des Wandervogels das Jugendherbergswerk keine
autonom-jugendbewegte, sondern eine von (meist männlichen) Erwachsenen
geleitete jugendpflegerische Einrichtung war.

Die politische Ausrichtung Schirrmanns sei zunächst liberal gewesen,
verbunden mit der Einsicht in die Notwendigkeit sozialer Reformen als
Voraussetzung völkischer Wiedergeburt. Denn der ostpreußische
Dorfschullehrersohn Schirrmann kannte als Volksschullehrer nicht nur die
Probleme seiner gutsherrlich geprägten Heimat, sondern bald auch das
proletarische Kinderelend in den Industriestädten des Ruhrgebiets aus
eigener Erfahrung. In den ersten Jahren der Weimarer Zeit habe er sich
als Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP)
für das demokratisch-republikanische System eingesetzt
(DDP-Stadtverordneter 1919-1924), aber mit der Krise der Weimarer
Republik habe sich seit Mitte der 1920er-Jahre sein "liberaler
Nationalismus" zu einem "völkischen Nationalismus" radikalisiert. Dem
Gründer und Vorsitzenden des DJH Schirrmann stand sein Freund Wilhelm
Münker seit 1912 als ehrenamtlicher Geschäftsführer des Verbandes zur
Seite (als Fabrikant war Münker finanziell unabhängig). Er war
ausgebildet als Industriekaufmann und eine Zeit lang Unternehmensleiter,
und auch er Anhänger der DDP. "Zusammengebracht hatte die beiden Männer
ein gemeinsames Ziel, der Aufbau des Jugendherbergswerks zur Förderung
von Heimatliebe, Volks- und Wehrkraft" (S. 218).


Eine gesellschaftliche oder politische Alternativ-Organisation sei also
der DJH weder in der wilhelminischen noch in der Weimarer Zeit gewesen.
Vielmehr konnte der Verband aufgrund seiner Übereinstimmung mit den
jeweils vorherrschenden nationalen Strömungen die Unterstützung von
Staat und Gesellschaft gewinnen und dadurch als Verband gedeihen und
seinen Mitgliedern ein reichsweit ausgespanntes und wachsendes
Jugendherbergsnetz zur Verfügung stellen, darüber hinaus auch
auslandsdeutsche Jugendherbergsverbände und Herbergsgäste unterstützen.
Der Verband betonte dabei seine politische und konfessionelle
Neutralität, um so gerade in der zerrissenen Weimarer Republik die
Unterstützung aller weltanschaulicher Lager zu erhalten und die mehrfach
angedrohte Konkurrenz-Gründung eines Gegenherbergsverbandes zu
verhindern. In Wirklichkeit sei eine Einseitigkeit der weltanschaulichen
Ausrichtung freilich "sowohl durch die mit dem Jugendherbergsgedanken
verknüpften nationalistischen Motive als auch durch die nationalistische
Anschauung des Verbandsgründers und seiner Mitstreiter faktisch gegeben"
(S. 138) gewesen (nur die Kommunistische Jugend sei ab 1932 tatsächlich
dem Verband fern geblieben). Den neuen Gegebenheiten der Weimarer
Republik habe man 1919 dadurch Rechnung getragen, dass in den Vorstand
des Verbands ein Vertreter der Sozialdemokratie (Heinrich Schulz, u.a.
Mitglied des zentralen Parteivorstandes der SPD, Vorsitzender der
Sozialistischen Arbeiterjugend und der Arbeitsgemeinschaft
sozialdemokratischer Lehrer) und eine Frau (Dr. Hertha Siemering, mit
wichtigen Funktionen im Bereich der Volkswohlfahrt, insbesondere die
Jugendpflege und Jugendfürsorge betreffend) aufgenommen wurden. Beide
Personen waren auch als Vertreter einflussreicher Behörden
Verbindungsbrücken zum Weimarer Staat und seinen finanziellen Ressourcen
(Schulz als Staatssekretär im Reichsinnenministerium, Abteilung Schule
und Bildung, Siemering als wissenschaftliche Hilfsreferentin im
Preußischen Ministerium für Volkswohlfahrt, dann im dortigen
Arbeitsministerium). Trotz der "Alibi-Sozialdemokraten" in den diversen
Vorständen und der Betonung der politischen Neutralität des
Jugendherbergswerks meint Kraus: "Auffällig bleibt aber das starke
Gewicht der bürgerlich-nationalistischen 'Fraktion' im DJH-Vorstand
während der gesamten Weimarer Republik" (S. 142f.). Schirrmanns Ziel sei
es dabei immer gewesen "ein einheitliches Jugendherbergswerk für alle
Jugendlichen ,ohne Unterschied' als Beitrag zur ,Volksgemeinschaft und
Volksbefriedigung'"(S. 137) zu schaffen.

Vor dem Hintergrund dieser Zielsetzung interessiert sich Kraus
insbesondere für die Haltung des DJH zum Judentum und die Rolle
jüdischer DJH-Funktionäre (S. 150-156). Es gab einige wenige Juden im
DJH, offener oder grundsätzlicher Antisemitismus sei nicht
festzustellen. "Wenn die Verbandsspitze auf antisemitische Bedenken
Rücksicht nahm, geschah dies eher aus opportunistischen Beweggründen
denn aus eigener judenfeindlicher Einstellung" (S. 155). Auch im Umgang
mit jüdischen Funktionären oder Geldgebern zeige sich, "dass die
Verbandsführung des Jugendherbergswerks darum bemüht war, den Verband
programmatisch nicht zu eindeutig zu positionieren und sich nach vielen
Seiten anzupassen, um auf diese Weise eine möglichst breite
Unterstützung für das eigene Anliegen zu gewinnen" (S. 156).


Die Führungspersonen des DJH gingen zunächst davon aus, dass sich auch
die Zielsetzungen der Nationalsozialisten mit ihren eigenen "nationalen"
deckten und suchten deshalb 1933 Kooperationsbereitschaft gegenüber dem
NS-Regime zu signalisieren. Tatsächlich habe dies nichts anderes als
Selbstgleichschaltung bedeutet, u.a. durch Entfernen der seit 1919
aufgenommenen sozialdemokratischen und wenigen jüdischen Funktionäre aus
ihren Ämtern im Verband, um dadurch die Verbandsführung in den
bisherigen Händen behalten zu können. Dieses Ziel verfolgte der DJH auch
noch, als im April 1933 der Reichsjugendführer Baldur von Schirach im
"Kössener Abkommen" (S. 9) Erster Vorsitzender des Verbands wurde und
Schirrmann - inzwischen HJ-Mitglied geworden - auf den Ehrenvorsitz
verdrängte. Des weiteren bestimmte dieses "Abkommen": "Die Marxisten
scheiden aus Vorstand und Verwaltungsausschuss sowie aus den
Gauleitungen usw. aus. Weiter sind Herbergseltern, die sich gegen die
neue Staatsform wandten, zu ersetzen." Die Zusammenarbeit der alten
DJH-Funktionäre mit den neuen Führern der Hitler-Jugend wurde von Seiten
des DJH nicht in Frage gestellt; der DJH konnte auf diese Weise trotz
Gleichschaltung wenigstens bis in den Zweiten Weltkrieg seine eigene
organisatorische (nicht politische) Existenz erhalten, wenn auch die HJ
bald das alleinige Sagen im Verband hatte.


Das Fazit von Eva Kraus ist eine politisch-moralische Verurteilung[4]
der DJH-Funktionäre: "Als Gegner des Nationalsozialismus kann der
Deutsche Jugendherbergsverband [...] nicht gelten" (S. 310). Schirmann
und Münker - seit Anfang der 1930er-Jahre war ihre Handlungsfähigkeit
auch durch ein persönliches Zerwürfnis geschwächt - sei es nur um die
optimale Förderung des Jugendwanderns und Ausbau des Herbergswesens
gegangen, und ihre Kritik an von Schirach und anderen HJ-Führern habe
allein dem Umstand gegolten, dass diese keine lebensreformerischen
Ideale verkörperten, dem Wandergedanken ablehnend gegenüber standen und
die Liebe zur Natur nicht förderten: "Kritik an den politischen Zielen
der Nationalsozialisten, an der Ausgrenzung und Verfolgung und am Mord
politisch Andersdenkender und Juden, die auch im Frühjahr 1933 schon
offenkundig waren, übten Münker und Schirrmann weder 1933 noch nach
1945" (S. 301). Zwar sei ab 1933 der Konflikt zwischen den alten
Funktionären der DJH - der "Frontkämpfergeneration" - und den jungen
HJ-Führern mit ihrer militärisch-harten Haltung - der
"Kriegskindergeneration" - unübersehbar, aber, so Kraus: "Dies enthebt
diese nationalistisch denkenden Deutschen, zu denen auch die Mehrheit
der führenden Funktionäre des Deutschen Jugendherbergsverbandes zählte,
aber nicht der Verantwortung, durch ihre aus unterschiedlichen
ideologischen wie opportunistischen Motiven gespeiste Bereitschaft, mit
den Nationalsozialisten zusammenzuarbeiten, deren Terror-Regime in
seinen Anfängen mit ermöglicht und gefestigt zu haben. Die Tatsache,
dass viele DJH-Funktionäre ihre Posten verloren und von der HJ aus dem
Verband gejagt wurden, macht sie zwar vielleicht zu Opfern, aber nicht
automatisch zu Gegnern des Regimes. Die Kritik der DJH-Führungsriege an
den HJ-Führern war nicht Ausdruck ihres ethischen Empfindens, sondern
zeugte von ihrer Frustration, im neuen, auch von ihnen ersehnten Staat
nicht nur keinen Platz mehr zu haben, sondern diesen überdies an junge
Männer abgeben zu müssen, die sie selbst für unfähig und unwürdig
hielten" (S. 306f.).


Freilich bieten die Einzelausführungen von Kraus selbst doch ein
differenzierteres Bild: Der seit 1933 im deutschen DJH von den
Nationalsozialisten kalt gestellte Schirrmann, seit 1932 bis 1937
Vorsitzender der Internationalen Gemeinschaft für Jugendherbergen,
verlegte ab 1934/35 seine Aktivitäten auf diese internationale Ebene und
kooperierte u.a. mit dem amerikanischen Herbergswerk (Vortragsreisen ins
Ausland, u.a. 1936 nach den USA; Organisation mehrwöchiger Radtouren für
jungen Amerikaner durch Deutschland und Nachbarstaaten), bis ihm 1937
die Gestapo den Reisepass entzog und er sich gezwungen sah, sich ganz
aus dem Jugendherbergswerk zurückzuziehen. Die Tatsache, dass er
daraufhin zwischen 1938 und 1945 mehrere Beitrittsgesuche an die NSDAP
richtete, welche diese jedoch ablehnte, kann man ebenso zu Ungunsten wie
zu Gunsten Schirrmanns werten.[5]
Der bisherige Geschäftsführer Münker, neben Schirrmann der
zweitwichtigste Mann des Verbands, wurde im "Kössener Abkommen"
"dringend gebeten", seine Tätigkeit beizubehalten, "behält sich aber
Handlungsfreiheit vor" (so der dortige Wortlaut). Auch das kann man, wie
Eva Kraus, gegen ihn wenden, habe er doch damit die Möglichkeit einer
Fortführung seines Amtes auch unter der neuen nationalsozialistischen
Führung nicht ausgeschlossen. Fakt ist aber, dass er im Sommer/Herbst
1937 seinen Abschied vom DJH nahm, sich nun ehrenamtlich im Heimatschutz
engagierte, sich aber in kritischen Denkschriften zu Fehlentwicklungen
im DJH an Schirach wandte.
Schirrmann und Münkler waren jedenfalls durch die nationalsozialistische
Gleichschaltung des DJH, ganz gegen ihren Willen, aus der aktiven
Verbandsarbeit hinausgedrängt worden und mussten sich so auf eine -
nicht unkritische - Beobachterrolle zurückziehen.

Nach dem Ende des Krieges und des Nationalsozialismus standen die beiden
über Siebzigjährigen wieder für einen "Neu-Anfang" zur Verfügung:
Schirrmann wurde von 1945-1949 Präsident des DJH-Hauptverbandes, Münker
von 1945-1948 ehrenamtlicher Hauptgeschäftsführer des
DJH-Hauptverbandes.


Anmerkungen:
[1] Eva Kraus, Das Deutsche Jugendherbergswerk und seine Gleichschaltung
durch die Hitlerjugend (1909-1933), Paderborn 2011. Identische
Online-Ausgabe auf
<http://digital.ub.uni-paderborn.de/urn/urn:nbn:de:hbz:466:2-10294>
(29.07.2015).
[2] Kraus dankt im Vorwort "allen voran Otto Wirthensohn, dem früheren
Präsidenten des bayerischen, deutschen und internationalen
Jugendherbergswerks, der mich auf das Thema gebracht hat, die Arbeit
Korrektur gelesen und mir stets den Rücken gestärkt hat" (S. 7). Sie
rühmt auch die zum 100. Gründungsjubiläum zu Tage getretene "erfreuliche
Entwicklung, da der DJH-Hauptverband auf Veranlassung des früheren
DJH-Präsidenten Otto Wirthensohn einen Wissenschaftlichen Beirat unter
Vorsitz von Professor Jürgen Reulecke initiierte, der neben dem
erwähnten Sammelband auch eine international besetzte Tagung zur
Geschichte des Jugendherbergswesens veranstaltete" (S. 14f., Anm. 14).
Bei dem genannten Sammelband handelt es sich um die von Jürgen Reulecke
/ Barbara Stambolis hrsg. Festschrift: 100 Jahre Jugendherbergen
1909-2009. Anfänge - Wandlungen - Rück- und Ausblicke, Essen 2009. Eva
Kraus hat darin zwei Abschnitte verfasst: Jugendherbergswerk und
Nationalsozialismus (S.175-185); Der Werdegang führender DJH-Funktionäre
in der NS-Zeit (S. 187-193). Das letztere Thema hat sie dann in der hier
besprochenen Studie erweitert in einem umfangreicheren Anhang
"Kurzbiographien DJH-Funktionäre und -Mitarbeiter" (S. 351-394).
[3] Nach Hinrich Jantzen, Namen und Werke. Biographien und Beiträge zur
Soziologie der Jugendbewegung, Bd. 1, Frankfurt am Main 1972, S. 255,
war Schirrmann Mitglied des Altwandervogels und des Wandervogels E.V.,
nach Kraus gehörte er nach der Kriegsteilnahme dem Kronacher Bund der
alten Wandervögel e.V. an. Der Kronacher Bund wurde 1920 im fränkischen
Kronach als Sammelorganisation der Wandervogelsoldaten gegründet und
erstrebte die Umsetzung der Wandervogelideale ins praktische berufliche
und soziale Leben.
[4] Man kann diese Strenge einer Nachgeborenen vielleicht verstehen,
wenn man etwa in den Schirrmann gewidmeten Seiten in Jantzen, Namen, S.
256, liest: "Widerstandstätigkeit: Verweigerung der Übergabe seiner
Jugendburgen an die Partei des Nationalsozialismus." Kraus führt den
Eintrag über Schirrmann in Jantzen, Namen, nicht im Literaturverzeichnis
auf.
[5] Ein Grund für Schirrmanns entsprechende Bemühungen mag in dem bei
Jantzen, Namen, S. 256, angegebenen Sachverhalt gelegen haben: "[...] da
nicht Mitglied der NSDAP Vertreibung durch die Partei von Burg Altena,
1937". Allerdings liest man bei Jantzen, Namen, S. 259, auch: "1944, 15.
Mai: Die Burg Altena erlebte nach langer Schmach einen Ehrentag. Zum
siebzigsten Geburtstag von R. Schirrmann fand inmitten namhafter
Herbergsfreunde eine denkwürdige Feier statt, auf der vor aller
Öffentlichkeit in Rede und Presse seine Ehre wiederhergestellt wurde."

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Jürgen Dinkel <juergen.dinkel(a)... zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2015-3-090>