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2015/06/21 10:22:27
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Vortrag "Die Heilkraft der Gewürze""
Datum 2015/06/21 23:39:09
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] War and Geography
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[Regionalforum-Saar] neue Fußspuren, aber kein Donner
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[Regionalforum-Saar] Tag des offenen Denkmals 2015 - in Alsfassen
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[Regionalforum-Saar] Vortrag "Die Heilkraft der Gewürze""
Autor 2015/06/21 23:39:09
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[Regionalforum-Saar] War and Geography

[Regionalforum-Saar] Ostia - der Hafen Roms

Date: 2015/06/21 23:36:18
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

From:    Julia Daum <Julia.Daum(a)...   22.06.2015
Subject: Rez. AG: M. Bolder-Boos: Ostia - Der Hafen Roms
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Bolder-Boos, Marion: Ostia - Der Hafen Roms (= Sonderbände der ANTIKEN
WELT). Darmstadt: Philipp von Zabern Verlag 2014. ISBN
978-3-8053-4819-5; 144 S.; EUR 29,95.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Julia Daum, Archäologisches Institut, Universität Hamburg
E-Mail: <Julia.Daum(a)... - Der Hafen Roms" ist ein 2014 erschienener Band aus der Reihe
"Zaberns Bildbände zur Archäologie" der sich mit der antiken Hafenstadt
an der ehemaligen Tibermündung befasst. Marion Bolder-Boos versucht
"eine chronologische Übersicht über die Stadt und ihre bauliche
Entwicklung zu geben" (S.7). Somit ist die Gliederung des Buches eine
chronologische. In acht Kapiteln stellt Bolder-Boos an ausgewählten
Architekturbeispielen die Geschichte des antiken Ostia von der Gründung
bis in die Spätantike vor. Zu Beginn der meisten Kapitel gibt
Bolder-Boos einen kurzen Überblick über die geschichtlichen
Großereignisse und die Situation Ostias, um auf den folgenden Seiten
näher auf einzelne Bauwerke einzugehen.

Im ersten Kapitel "Das frühe Castrum" (S. 9-15) geht Bolder-Boos kurz
auf die Gründungsgeschichte der Kolonie sowie die Topographie ein (S.
9). Es werden die frühen Kulte sowie die Castrum-Umgrenzung besprochen,
und der Versuch unternommen, die demographische Zusammensetzung der
Bevölkerung zu rekonstruieren (S. 15). Das zweite Kapitel zur Römischen
Republik "Die Kolonie im 2. und 1. Jh. v. Chr." (S. 16-36) hat die
Tempel und Heiligtümer Ostias als Schwerpunkt. Da es in der Stadt zu
Beginn des 2. Jahrhundert n. Chr. einen starken Bauboom gab, sind die
Beispiele für republikanische Bebauung eher gering und beziehen sich
daher in erster Linie auf kultische Bauten, die längerfristig genutzt
wurden. Bolder-Boos bedauert den starken Fokus der Ausgräber des frühen
20. Jahrhunderts auf die kaiserliche Bebauung und, dass "noch viele
Bauwerke aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. verborgen [sind], die
jedoch ohne Zerstörung der späteren Bauten kaum untersucht werden
können, weshalb sich das Corpus der republikanischen Bauwerke auf wenige
Beispiele beschränkt" (S. 17). In den ersten beiden Kapiteln liegt der
Schwerpunkt noch auf den städtischen Kulten, wie unter anderem für
Apollo, Aesculapius und Hercules, womit ein sehr schöner Überblick über
die römischen Kulte und Gottheiten Ostias geschaffen wird. Mit der
Übernahme der Macht durch Augustus und der Neuorganisation des
Getreideimports beginnt das dritte Kapitel "Die julisch-claudische Zeit"
(S. 37-51). Neben dem Bona Dea Heiligtum werden fast ausschließlich
öffentliche Bauten vorgestellt, wie der Augustus-und-Roma-Tempel, der
Tempel am Flusshafen, die Grandi Horrea, die Terme dell'Invidisio, der
Aquädukt und eine Synagoge. Auf den Bau des Claudiushafens außerhalb
Ostias geht Bolder-Boos ebenfalls ein und beschreibt das Hafenbecken,
den Kanal und umreißt kurz das Problem der Versandung des Hafens.
Kapitel Vier "Ostia in flavischer und trajanischer Zeit" (S. 52-70) ist
das umfangreichste des Buches. Wie bereits bei den vorigen Kapiteln,
beginnt Bolder-Boos mit einer historischen Einordnung der Epoche,
beschränkt sich allerdings hier auf die flavische Zeit und umreißt
zunächst die öffentlichen Bauten (Tempel, Termen, Curia usw.).
Anschließend geht sie auf den Trajanshafen in Portus ein. Hier
beschreibt sie das sechseckige Hafenbecken und den Bau einiger
Lagerhallen. Im Gegensatz zu den vorigen Kapiteln verschiebt sich nun
der Schwerpunkt von den Kulten und Heiligtümern zu den profaneren
Bauten, wie Wohnhäuser, Thermen und verschiedene Gewerbebauten. Das
fünfte Kapitel "Bauboom und Stadterneuerung - Ostia in hadrianischer
Zeit" (S. 71-95) ähnelt sehr dem Kapitel Vier, nur dass hier auf eine
Einführung in die geschichtliche Entwicklung unter Hadrian oder in die
Biographie Hadrians selbst verzichtet wurde. Wiederkehrende Themen sind
hier besonders Vereine, Handel und Gewerbe, Wohnungsbau sowie die
Thermen. Dieselben Schwerpunkte finden sich auch im folgenden Kapitel
Sechs "Von Antoninus Pius bis Commodus" (S. 69-117) wieder. Im nächsten
Kapitel "Das 3. Jh. n. Chr." (S. 118-128) wendet sich Bolder-Boos nach
einer relativ langen Einführung in die geschichtlichen Hintergründe
(besonders im Vergleich zu den vorigen Kapiteln) wieder den Kulten zu,
die in dieser Zeit eine stärkere Bauaktivität erfuhren (S. 119-123).
Auch in Kapitel Acht "Das spätantike Ostia" (S. 129-138) geht die
Verfasserin ausführlich auf die sich verändernde politische Lage im
römischen Reich ein, immer darauf bedacht, die für Ostia relevanten
Entwicklungen hervorzuheben. Diese Epocheneinleitungen erleichtern den
Einstieg in die betreffenden Kapitel sehr und ihr Fehlen in den Kapiteln
Vier bis Sechs ist umso bedauerlicher.

Das letzte Kapitel des Buches "Ostia in der Forschung der Neuzeit" (S.
139) behandelt sehr komprimiert die Forschungsgeschichte zu der antiken
Stadt, auch wenn die neuste Forschungsgeschichte mit der Begründung, sie
sei zu unübersichtlich, nicht berücksichtigt wird. Im Anhang findet der
Leser einen kurzen Überblick über die Epochen der römischen Kultur (S.
140) und römische Mauerwerks- und Fussbodenarten (S. 141), die nicht nur
beschrieben werden, sondern auch jeweils mit einem farbigen Beispiel aus
Ostia dargestellt werden. Ein kurzer Glossar erklärt die wichtigsten
archäologischen Begriffe (S. 142-143). Die Literaturliste ist bewusst
kurz gehalten, deckt aber alle Bereiche ab.[1]

Insgesamt bietet das vorliegende Werk nicht nur einen guten Überblick
zum antiken Ostia, sondern erklärt auch immer wieder allgemeine
Sachverhalte. So gibt es zum Beispiel mehrere kurze Exkurse zu
verschiedenen Aspekten der römischen Kultur, die zunächst das
entsprechende Thema auf das Römische Reich im Allgemeinen und dann auf
Ostia im Besonderen bezogen umreißen. Diese Exkurse gibt es zu den
Themen: "Tod und Begräbnis" (S. 34-36), "Das römische Badewesen" (S.
60-61), "Das macellum" (S. 108) und "Der römische Mithraskult" (S.
122-123). Trotz der Informationsfülle zu ausgewählten Bauwerken
vermittelt Bolder-Boos gezielt Basiswissen, geht auf Besonderheiten ein
und erklärt Fachbegriffe adäquat. Die Beschreibungen der Gebäude nehmen
insgesamt den größten Teil des Werkes ein, mit kurzen Interpretationen,
die stets versuchen, ein lebendiges Bild des antiken Ostias zu
zeichnen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass das vorliegende Buch als
Einstiegslektüre zu Ostia durchaus zu empfehlen ist, auch wenn es bei
genauerer Durchsicht kleine Kritikpunkte zu nennen gibt. Insgesamt
wirken die einzelnen Abschnitte innerhalb der Kapitel etwas isoliert. So
werden zum Beispiel die einzelnen Stadtbereiche nicht in ein Verhältnis
zueinander gesetzt, besonders in Bezug auf Ostia als Hafenstadt.
Bolder-Boos behandelt zwar die orientalischen Kulte der Stadt (S. 78-85)
aber einen Zusammenhang mit der Nähe des Flusshafens stellt sie nicht
her. Dies sind aber nur kleine Abstriche, die in Anbetracht der
hervorragenden Abbildungen und Pläne, sowie dem Werk in seiner
Gesamtheit kaum ins Gewicht fallen. Bolder-Boos präsentiert auf 144
Seiten einen umfangreichen Überblick über die bauliche Entwicklung der
Stadt und ungeachtet des starken Fokus' auf das 2. Jahrhundert n. Chr.
in der bisherigen Forschung gelingt es ihr eine ausgewogene Darstellung
Ostias von seiner Gründung im 4. Jahrhundert v. Chr. bis in die
Spätantike vorzulegen.


Anmerkung:
[1] Die Rezensentin vermisst lediglich einen Hinweis auf Simon Keay /
Martin Millett / Kristian Strutt, Protus. An Archaeological Survey of
the Port of Imperial Rome, London 2005.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Lennart Gilhaus <lgilhaus(a)... zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2015-2-176>