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2015/01/15 14:36:03
rolgeiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Hoit abend
Datum 2015/01/23 19:02:56
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] keltische münzen
2015/01/11 22:45:26
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Tagber: Archäologie und K rieg. Ein neues Arbeitsfeld
Betreff 2015/01/24 00:31:50
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] zentrale Gedenkveranstaltung zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer
2015/01/11 22:45:26
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Tagber: Archäologie und K rieg. Ein neues Arbeitsfeld
Autor 2015/01/23 19:02:56
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] keltische münzen

[Regionalforum-Saar] Tagungsbericht "Unterwegs a uf Pilgerstraßen"

Date: 2015/01/23 18:56:33
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Salü,
 
bei solchen Tagungen wünsche ich mir immer, auch mal St. Wendel als Wallfahrtsort als Ziel oder wenigstens Zwischenstation zu lesen, aber keiner weiß etwas darüber. Auf der Etzlaub-Karte ist es nicht drauf, auf Cusanus' Karte auch nicht.
 
Wie groß (räumlich) war denn eigentlich die Bekanntheit des hl. Wendalinus damals im späten Mittelalter? Kannte den überhaupt jemand - sagen wir - 50 Kilometer entfernt?
 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger
 

Mittelalterliche Pilger, ihre Reisen und Geschichten haben schon lange
Aufmerksamkeit in der historischen Forschung erlangt. Neben
unterschiedlichen Editionsprojekten, Tagungen und Ausstellungen wurden
bereits die unterschiedlichen Phänomene von Pilgerreisen in den Blick
genommen.
 
Renata Skowronska, Polnische Historische Mission,
Julius-Maximilians-Universität Würzburg; Helmut Flachenecker, Lehrstuhl
für Fränkische Landesgeschichte, Julius-Maximilians-Universität
Würzburg; Andrzej Radziminski, Lehrstuhl für Geschichte der Baltischen
Länder, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun
25.09.2014-26.09.2014, Würzburg

Bericht von:
Kathrin Kelzenberg, Historisches Seminar, Universität Heidelberg
E-Mail: <kathrin.kelzenberg(a)... Tagung "Unterwegs auf Pilgerstraßen. Pilger aus dem polnischen und
deutschen Raum im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit", die am 25.
und 26. September 2014 in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg
stattfand, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, unterschiedliche
Pilgerreisen und damit einhergehende Forschungsfragen in den genannten
Räumen zu erörtern. Nach den Grußworten des Bischofs eröffnete MARIA
STARNAWSKA (Czestochowa) die Tagung mit ganz grundlegenden Ausführungen
zum Forschungsthema. Ihr Blick richtete sich auf noch heute bestehende
deutsche und polnische Wallfahrtsziele, um folgend für beide Länder
einen Forschungsüberblick zu geben. Dazu gehörte eine Vorstellung
unterschiedlicher Wallfahrtsmotive, verschiedener Quelleneditionen, wie
von Werner Paravicini und Christian Halm[1], sowie ganz grundlegende
Arbeiten von Reinhold Röhricht, Folker Reichert und Hartmut Kühne.[2]
WOLFGANG WÜST (Erlangen) betrachtete Wallfahrer und Wallfahrten in
Süddeutschland während der Aufklärung. Durch die Policeyordnungen wurden
Bittgesänge und Prozessionen reduziert, Passionsspiele, Wallfahrten,
überflüssige Praktiken und sogenannte "inhaltsleere" Litaneien
untersagt. Die Verbreitung von Krankheiten und Seuchen legte man nämlich
den Wallfahrern zur Last. Der Bierkonsum stellte trotz vieler Verbote
eine enorme Steuereinnahmequelle dar.

Die Sektion zur "Wirklichkeit der Wallfahrten" eröffnete JANUSZ TANDECKI
(Torun) mit einem Vortrag zu den "Wallfahrten der Bürger großer
preußischer Städte im Spätmittelalter". Tandecki führte aus, welche
Bedeutung die peregrinationes maiores hatten und welche Wallfahrtstypen
in den Quellen zu finden sind. Außerdem betrachtete er unterschiedliche
Reisemöglichkeiten und davon abhängige Verträge, die Pilger abschließen
mussten. Gleichsam könne eine Pilgerreise nicht nur frommen Charakter
haben, sondern - wie in der Forschung bereits mehrfach beschrieben - ein
touristisches oder politisches Anliegen haben. Für die preußischen
Bürger bzw. Pilger gäben die Rats- und Schöffenbücher Auskunft über
Reisen, ihren Anlass und gegebenenfalls über Regelungen bei ihrer
Abwesenheit oder nicht erfolgter Rückkehr in Testamentseinträgen und
-vereinbarungen. Er zeigte mehrere Beispiele für Rom- und Aachenfahrten
auf. Die Belege für Pilgerreisen preußischer Bürger ins Heilige Land
seien hingegen gering. Die Praxis des Pilgerns im Raum Hildesheim um
1500 erläuterte PETER MÜLLER (Hildesheim). Der Hildesheimer Ratsherr
Brandes (1454-1529) und der Kanoniker Johann Radelkopp (gestorben 1574)
pilgerten nach Aachen und hinterließen wertvolle Zeugnisse ihrer Reise.
Radelkopp beschreibt in seinen Ausführungen die Wallfahrt als Passion
und als wichtigen Teil der Lebenserfahrung. Brandis pilgert 1498 nach
Aachen und beschreibt seine Reise in Form eines Itinerars. Müller wies
weiter auf die Besonderheit der Lohnpilger hin, die ihre Reise mithilfe

der Pilgerabzeichen und Urkunden belegen mussten. Unerfahrene Pilger
wurden durch Ratserlässe geschützt, damit sie keine überhöhten Preise in
ihnen nicht bekannten Währungen zahlen mussten. WINFRIED ROMBERG
(Würzburg) lenkte den Blick auf den Würzburger Raum in Zeiten von
Konfessionalismus und Aufklärung. Zu dieser Zeit habe es im Bistum
Würzburg 30 anerkannte und zusätzlich weitere volkstümliche
Wallfahrtsorte gegeben. Um 1580 habe Bischof Julius Echter von
Mespelbrunn die Rekatholisierung im Hochstift Würzburg eingeleitet.
Romberg thematisierte die unterschiedlichen Wallfahrten im Bistum, wie
auf den Kreuzberg an der Rhön sowie Maria in Arena zu Dattelbach, die
beide durch den Bischof rehabilitiert wurden. Die Wallfahrten sollten
fest im Kirchenjahr etabliert werden. Damit wurde dem Vorwurf des
"Massenphänomens" entgegen gewirkt und die Abläufe in geregelte Bahnen
gelenkt. Des Weiteren wurden die Geistlichen als Gestalter der Wallfahrt
unabdingbar gemacht. Im 16. Jahrhundert wurde die Wallfahrt schließlich
wieder etabliert; Fernwallfahrten blieben aber problematisch und seien
1785 untersagt worden. MARIUSZ SAWICKI referierte aus dem mit TOMASZ
CIESIELSKI (beide Opole) verfassten Beitrag, über die Reisen polnischer
Adliger im 17. und 18. Jahrhundert, die auf der Suche nach Heilung
waren. Durch den Besuch der Heiligen Stätten erhofften sie sich Genesung
von angeblich unheilbaren Krankheiten. Plagten einen chronische
Schmerzen oder war ein Exorzismus erfolglos, wurde beispielsweise in der
Nähe von Lodz der Altar des Heiligen Antonius aufgesucht. Die Nähe zum
Heiligen Ort konnte bereits ausreichend sein. Dahingehend "erfolgreiche"
Pilgerfahrten Adliger führten dazu, dass Orte bei der Bevölkerung
populär wurden.

Die Nachmittagssektion zu "Wallfahrt der Obrigkeit" eröffnete PHILIPP
PLATTNER (Innsbruck) mit einem Beitrag zur Preußenreise, die sich im 14.
Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute. Der europäische Adel konnte
durch die Unterstützung des Deutschen Ordens anstatt ins Heilige Land im
Osten in den Glaubenskampf ziehen und den gleichen Ablass erhalten, wie
für einen Kreuzzug. Plattner legte exemplarisch die Preußenreise Herzog
Leopolds III. von Österreich dar. Die Reise wird in mehreren Quellen
erwähnt: 1371 bat der Herzog die Stadt Enns (Österreich) um Hilfe für
sein Vorhaben, die livländische Chronik Herrmanns von Warteberge, die
Chronik Wigands von Marburg und die Ehrenreden des Peter Suchenwirts
belegen die Reise. Leopold zog am 30. Dezember 1371 von Wien nach
Preußen und kehrte am 12. April 1372 zurück. Unter den Mitgliedern der
Reisegesellschaft befanden sich unter anderem zwei Herzöge von Bayern,
ein Herzog aus Polen und weitere Landgrafen. Hinsichtlich der
Reisevorbereitung seien die Regelung der Stellvertretung, die Erkundung
des Weges und die Nachricht an den Orden über das Kommen des Herzogs
dokumentiert. KRZYSZTOF RATAJCZAK (Poznan) untersuchte "The Pilgrimages
of the Piast Dynasty in the Middle Ages". Er stellte zum einen heraus,
dass es einige bedeutende Pilgerziele der Piasten innerhalb Polens gab.
Dazu zählte Gniezno/Gnesen, wo die Gebeine des Heiligen Adalberts lagen
und Boleslaw II. 1322 auf seiner Pilgerreise Heilung erfuhr. In Aachen
wurde Karl der Große und in Krakau Bischof Stanislaus aufgesucht. Der
Aufenthalt im Heiligen Land wurde oftmals für die Gründung von
Johanniterkommenden in Schlesien genutzt. Für die Piasten war vor allem
der Kampf des Deutschen Ordens gegen die Prußen von hoher Attraktivität;
problematisch war allerdings das Verhältnis des Deutschen Ordens zu
Herzog Kasimir I. von Kujawen, der friedlich missionieren wollte. Meist
wurden Stiftungen nach einer Pilgerfahrt durchgeführt (die Kurische
Nehrung ist ein Beispiel dafür). MARCIN BÖHM (Opole) betrachtete Herzog
Ludwig II. von Brieg und dessen unterschiedlichen Reisen. 1402 kann man
eine Reise nach Prag feststellen, da Ludwig dafür bei Brieger Bürger
Schulden aufgenommen hatte. Weiter hat Ludwig eine Reise ins Heilige
Land unternommen, die nicht direkt belegt, aber durch flankierende
Quellen wahrscheinlich gemacht werden kann. Es folgten weitere Reisen
zur Unterstützung des Deutschen Ordens. Bei den Kämpfen geriet er 1410
in Gefangenschaft und eine Lösegeldzahlung wurde notwendig. 1414
unternahm er eine Europareise, auf der er wahrscheinlich Nürnberg und
Essen besuchte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Herzog seine
Reiseschulden der nächsten Generation hinterließ.

LESZEK ZYGNER (Ciechanów) betrachtete den Bischof als Pilger. Marinus
von Triest pilgerte 1436 im Gefolge des Herzogs Friedrich von Österreich
ins Heilige Land. Es sei der fürstliche Wille gewesen, dass der Bischof
im Gefolge war. Ein Krakauer Bischof reiste noch ungeweiht 1408 ins
Heilige Land mit 16 Begleitern und kehrte 1410 zurück; 1414 wurde er
schließlich Bischof von Posen. Seine Heiliglandreise spielte für seinen
Werdegang als Bischof allerdings keine Rolle. Aufgrund der stabilitas
loci sei es den Bischöfen generell nicht möglich gewesen, ihr Bistum zu
verlassen. ADAM KRAWIEC (Poznan) stellte das Reisetagebuch des Jan Amor
Tarnowski vor, der im 16. Jahrhundert eine Heiliglandreise unternahm.
Die Vorbereitungen dauerten 1,5 Jahre, bis er 1512 die Erlaubnis
erhielt, ein Jahr lang den Kriegsdienst auszusetzen. Die Reise war durch
die Familientradition motiviert, religiös wie politisch. Zwei Quellen
belegen Jans Reiseaktivität: zum einen ist ein anonymes Itinerar
überliefert, zum anderen ein Pilgerführer. Die Reise führte ihn nach
Palästina, wo er zum Ritter vom Heiligen Grab geschlagen wurde, und auf
den Sinai, wo er das Katharienenkloster besuchte. Ob Jan die Reise
tatsächlich unternommen hat, wird in einer Abschrift des Berichts eher
bezweifelt.

Die Sektion "Pilgerregister und Mirakelbücher als historische Quellen"
eröffnete ANDREAS RÖPCKE (Schwerin) mit dem Vortrag über die Wallfahrt
der "Seeländer" zum Heiligen Theobald im Spätmittelalter. Ein
Mirakelbuch dokumentiert 215 Berichte bzw. Wundergeschichten aus
Norddeutschland und von der Ostseeküste. Die Wallfahrt zum Heiligen
Theobald (auch Guibio genannt - die unterschiedlichen Nennungen
stifteten Verwirrung, sodass es unterschiedliche Feiertage für den
Heiligen gab) führte nach Thann; 71 Pilgerzeichen sind dazu überliefert.
Weiter finden sich in den Ratsdokumenten verschiedener Hansestädte
Genehmigungen für Pilgerreisen nach Thann. In Rostock und Stralsund gab
es zudem eigene Altäre zur Verehrung des Heiligen. Das Mirakelbuch
fungierte als eine Art Werbeträger für die Wallfahrt, die oftmals von
Seeleuten und befreiten Gefangenen angetreten wurde. MARK MERSIOWSKY
(Innsbruck/Stuttgart) richtete seinen Blick auf die österreichische
Wallfahrt nach Maria Waldrast. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts sollen
zwei Knaben ein Bild der Mutter Gottes an einem Platz gefunden haben,
das sie in das nahegelegene Matrei trugen. Der Fundort wurde zur
späteren Wallfahrtsstätte, wo mit der Genehmigung des Bischofs von
Brixen eine Kapelle errichtet wurde. Nikolaus von Kues verbot die
Wallfahrt allerdings, nach seinem Tod wurden die Altäre und die Kapelle
letztlich doch geweiht. Mersiowsky stellte ein Mirakelbuch vor, dessen
Entstehungsumstände nicht gesichert sind, das aber Einblicke in die
Wallfahrt gibt, die besonders in der bäuerlichen und dörflichen Welt
verankert war. Weiter wurde aufgezeigt, wie weit die Kunde der
regionalen Wallfahrt reichte und in welchen Gebieten sie bekannt war,
also aus welchen Orten die Menschen nach Maria Waldrast aufbrachen.
RICARDA MATHEUS (Halle an der Saale) stellte das Digitalisierungsprojekt
"Deutschsprachige Rompilger in der Goethezeit - Rekonstruktion und
digitale Edition einer verschollenen Quelle" des DHI Rom vor. Das
Pilgerverzeichnis des Hospiz von Santa Maria dell'Anima dokumentiert die
Pilger zwischen 1778 und 1819. Matheus stellte einige Erkenntnisse aus
dieser umfangreichen Arbeit mit einem Pilgerverzeichnis vor. Da das
Verzeichnis aus einer Zeit stamme, die keine besondere Blütezeit der
Pilgerreisen war, sei diese Quelle bemerkenswert. Gerade die
Herkunftsregion der eingetragenen Pilger berge Forschungspotential.

JÖRG FÜLLGRABE (Darmstadt) stellte den Pilgerführer Hermann Künig von
Vachs vor und eröffnete damit die letzte Sektion zu Idee und Praxis der
Wallfahrten. Füllgrabe stellte Highlights des Pilgerführers aus dem 15.
Jahrhundert vor. Zum Alltag auf venezianischen Pilger-Galeeren im 15.
Jahrhundert referierte MARKUS STICH (Konstanz), der Pilgerberichte
hinsichtlich ihrer Informationen zur Seereise auswertet. Als Beispiele
dienen ihm unter anderem für das 15. Jahrhundert Felix Fabri, Hans
Tucher und Konrad Grünenberg. Im Fokus standen besonders der Alltag auf
dem Schiff: dazu gehören die Reiseabläufe, die Tätigkeiten und Rechte
und Pflichten des Kapitäns. Stich thematisierte die unterschiedlichen
Faktoren, die für die Länge der Reise verantwortlich sein konnten:
Angriffe durch Piraten oder der Handel, den der Kapitän treiben konnte,
aber auch Strömungen und Wettereinflüsse, die das Fortkommen
beeinflussen konnten. Offen blieben die Fragen nach dem täglichen
Zubereiten der Mahlzeiten, dem Kochen und Schlachten. WIKTOR SZYMBORSKI
(Kraków) stellte Wallfahrtorte in Polen vor, die die Wallfahrt nach Rom
ersetzen sollten, um den beschwerlichen Weg in den Süden zu vermeiden,
aber den gleichen Ablass zu erhalten. Es gab - wie andernorts auch
üblich - die Möglichkeit, einen Pilger zu "kaufen" und diesen für sich
nach Rom fahren zu lassen. Aber Nikolaus V. gewährte für Krakau und
Vilnius für die Heiligen Jahre Ablässe, die die Wallfahrt nach Rom
ersetzten. Nachbauten von römischen Pilgerstationen seien in Polen bis
in die Frühe Neuzeit fast inflationär errichtet worden. Kirchenführer
für die Stadt Rom dienten als Informationsquelle für die Ablassvergabe
in den römischen Kirchen, die einfach in bestimmte polnische Kirchen
übertragen wurden; so sei dies beispielsweise für Karmeliter- und
Dominikanerkirchen sowie Zisterzienserklöster belegt. Zum Bau der
Nekropole in Gnesen wurde aus römischen Nekropolen Erde heran geschafft.
Nicht die lange und beschwerliche Reise nach Rom antreten zu müssen, war
für viele Menschen praktischer, allerdings - so resümiert Szymborski -
nahmen die Pilgerfahrten nach Rom nicht ab, denn beispielsweise die
Apostelgräber konnten letztlich nur in Rom besucht werden. Der Vortrag
von BARBARA KOWALSKA (Czestochowa) mit dem Titel "Bitt-, Dank- und
Bußpilgerfahrten in den 'Annales seu cronicae incliti Regni Poloniae'
von Jan Dlugosz (1415-1480)" konnte nur verlesen werden. Die Quelle
handelt von der Geschichte Polens und gibt immer wieder Hinweise auf
Pilgerfahrten der drei im Vortragstitel genannten Typen. Das Werk ist
bislang nicht hinreichend untersucht worden, kann aber, obwohl es nicht
ganz unproblematisch ist, für die Erforschung von Heiliglandreisen
fruchtbar gemacht werden.

Die Tagung hat gezeigt, dass die Erforschung von Pilger- und
Wallfahrtswesen ein weiterhin lohnendes Betätigungsfeld ist - erst recht
mit transregionaler Perspektive. Die Breite des Tagungsprogramms mag
dafür verantwortlich sein, dass die meisten Vorträge als
Einzelfallstudien der ein oder anderen Region auf deskriptiver Ebene
blieben und so auch in den Diskussionen nur wenig auf inhaltliche
Schnittpunkte eingegangen werden konnte. Sicher aber wird das
angestrebte Forschungsprojekt hier Synergieeffekte zu nutzen wissen und
mittels transregionaler Vergleiche neue Erkenntnisse zutage bringen.

Konferenzübersicht:

Einführungsvorträge

Maria Starnawska (Czestochowa), Das Phänomen der Pilgerfahrten in der
deutschen und polnischen Kultur des Mittelalters und der Neuzeit.
Hauptfragestellungen und Forschungsstand

Wolfgang Wüst (Erlangen), Wallfahrer und Wallfahrten in der Kritik der
Aufklärung. Beispiele aus Süddeutschland

Wirklichkeit der Wallfahrten

Janusz Tandecki (Torun), Wallfahrten der Bürger großer preußischer
Städte im Spätmittelalter

Peter Müller (Hildesheim), Die Praxis des Pilgerns an Hand von
Hildesheimer Quellen um 1500

Winfried Romberg (Würzburg), Wallfahrten im würzburgischen Franken im
Zeitalter von Konfessionalismus und Aufklärung (ca. 1600-1803)

Tomasz Ciesielski/Mariusz Sawicki (Opole), Pilgrimages of Nobles and
Magnates of the Republic of Poland to the Holy Places in the 17th and
18th Centuries

Wallfahrt der Obrigkeit: Vorbild für die Untertanen oder
Herrschaftsinstrument?

Philipp Plattner (Innsbruck), Bewaffnete Pilgerfahrt. Die Preußenreise
Herzog Leopolds III. von Österreich (1351-1386)

Krzysztof Ratajczak (Poznan), The Pilgrimages of the Piast Dynasty in
the Middle Ages

Marcin Böhm (Opole), Herzog Ludwig II. von Brieg (1380-1436). Pilger -
Herrscher - Bankrotteur

Leszek Zygner (Ciechanów), Der Bischof als Pilger. Einige Beispiele aus
dem spätmittelalterlichen Polen und Deutschland

Adam Krawiec (Poznan), Der älteste Bericht eines polnischen Pilgers über
seine Reise ins Heilige Land - das "Reisetagebuch" von Jan Amor
Tarnowski (1488-1561)

Pilgerregister und Mirakelbücher als historische Quellen

Andreas Röpcke (Schwerin), Von der Ostsee nach Thann im Oberelsass. Die
Wallfahrt der "Seeländer" zum Heiligen Theobald im Spätmittelalter

Mark Mersiowsky (Innsbruck/Stuttgart), Pilger auf Tiroler Straßen. Die
Evidenz des Mirakelbuchs vom Kloster Maria Waldrast aus dem 15.
Jahrhundert

Ricarda Matheus (Halle an der Saale), Deutschsprachige Rompilger im
Hospiz von Santa Maria dell'Anima im ausgehenden 18. Jahrhundert

Persönliche Erfahrungen erzählen

Jörg Füllgrabe (Darmstadt), Von Fahrten und Gefahren. Hermann Künig von
Vachs Pilgerführer "Die Walfahrt und stras zu sant Jakob" als Beispiel
spätmittelalterlicher Informationsliteratur

Markus Stich (Konstanz), Stürme - Enge - Langeweile. Zum Alltag auf
venezianischen Pilger-Galeeren im 15. Jahrhundert

Idee und Praxis der Wallfahrten

Wiktor Szymborski (Kraków), Medieval Rome in Poland - Indulgences of the
Churches of the City [of Rome] and Jubilee Indulgences in Medieval
Poland

Barbara Kowalska (Czestochowa), Bitt-, Dank- und Bußpilgerfahrten in den
"Annales seu cronicae incliti Regni Poloniae" von Jan Dlugosz
(1415-1480)

Zusammenfassung und Ende der Tagung

Anmerkungen:
[1] Werner Paravicini (Hrsg.), Europäische Reiseberichte des späten
Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. Teil 1 Deutsche
Reiseberichte (Kieler Werkstücke; Reihe D: Beiträge zur europäischen
Geschichte des späten Mittelalters 5), bearb. v. Christian Halm,
Frankfurt am Main 1994.
[2] Reinhold Röhricht, Deutsche Pilgerreisen nach dem Heiligen Lande,
Aalen 1967; Folker Reichert, Quellen zur Geschichte des Reisens im
Spätmittelalter (Freiherr vom Stein - Gedächtnisausgabe. Reihe A:
Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 46),
Darmstadt 2009; Hartmut Kühne u.a. (Hrsg.), Spätmittelalterliche
Wallfahrt im mitteldeutschen Raum: Beiträge einer interdisziplinären
Arbeitstagung, Eisleben 7.-8. Juni 2002, Berlin 2002.

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5769>